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Zuschuss zum Führerschein?Wenn Freiheit vier Räder braucht

Dorfkind sein heißt Freiheit – und Abhängigkeit. Ein aktueller Vorschlag für vergünstigte Führerscheine könnte da Abhilfe schaffen. Aber etwas fehlt.

Teures Vergnügen: Zuletzt bezahlten die meisten Fahr­an­fän­ge­r:in­nen zwischen 2.500 und 3.500 Euro für ihren Führerschein Foto: imago

W enn ich sage, dass ich ein Dorfkind bin, ist das mehr als eine bloße Information über die Größe meines Herkunftsortes. Es ist ein Teil meiner Identität, der auch nach dem Umzug in die Großstadt bleibt.

Dorfkind sein bedeutet, sich mit der Natur verbunden zu fühlen, den Moosbewuchs der Bäume zur Orientierung zu nutzen – und genau zu wissen, wann der letzte Bus fährt. Denn er wird für lange Zeit der letzte sein.

Das 3.000-Seelen-Dorf, in dem ich aufwuchs, hatte vieles, wovon Stadtkinder wohl nur träumen können: Große Feldflächen, auf denen wir geheime Lager bauten, kurze Wege, die man im Sommer ohne Probleme barfuß zurücklegen konnte. Doch was ich als Kind noch geschätzt hatte, begann ich als Teenager zu verfluchen: Einen Bahnhof? Gab es nicht.

Der einzige Bus fuhr einmal in der Stunde in die nächstgelegene Stadt. Wollte ich morgens zur Schule fahren, musste ich aufgrund unregelmäßiger Fahrtzeiten eine Stunde früher aufstehen – außerdem war er meistens voll und stank nach Schweiß. Meine Haltestelle wurde gestrichen, als ich in die 6. Klasse kam, die nächste lag gut einen Kilometer entfernt.

Tag der Unabhängigkeit

Peitschte mir der nasse Wind entgegen, träumte ich von einem trockenen Ort, der mich bringen würde, wohin auch immer ich wollte.

Keine Option, beschloss ich, und fuhr jahrelang zu jeder Jahreszeit mit dem Rad. Peitschte mir der nasse Wind entgegen, träumte ich von einem Gefährt, das mich trocken dahin bringen würde, wohin auch immer ich wollte. Und fieberte meinem 18. Geburtstag entgegen, den ich immer mehr zum Tag der Unabhängigkeit romantisierte. Dass ich so früh wie möglich meinen Führerschein machen würde, koste es buchstäblich, was es wolle, stand für mich außer Frage.

Doch das kann ganz schön teuer werden: Nach ADAC-Angaben haben die meisten Fahr­an­fän­ge­r:in­nen in Deutschland zuletzt zwischen 2.500 und 3.500 Euro für Fahrstunden und Prüfgebühren gezahlt. Das Statistische Bundesamt berichtet von einem Preisanstieg von fast acht Prozent beim Vergleich von 2022 zum Folgejahr 2023.

Gründe sind laut der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände die Inflation, ein immer komplizierter werdender Verkehr und die technische Weiterentwicklung der Autos, die mehr Theoriestunden nötig mache.

Wessen Eltern und Großeltern nicht sowieso in weiser Voraussicht seit Jahren auf ein Sparbuch einzahlen, der hat es eventuell schwer, die Preissumme für den Führerschein zu stemmen. Rund 2.000 Euro verschlang meine Freiheit auf vier Rädern. Ohne dieses Geld bleibt oft nur das Warten – und das Gefühl, von der Welt abgeschnitten zu sein.

Zuschuss für die Fahrerlaubnis soll unterstützen

Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) Jörg Dittrich schlägt deshalb vor, Jugendliche auf dem Land finanziell mit einem Zuschuss für die Fahrerlaubnis zu unterstützten.

Das ist meiner Meinung nach längst überfällig: Was nutzt einem ein vergünstigtes ÖPNV-Ticket wie das Deutschlandticket, wenn der Bus, den man damit nutzen darf, gar nicht fährt? Gerade zu den Randzeiten – frühmorgens oder spätabends –, wenn im Schichtbetrieb arbeitende Azubis nach Hause oder zur Arbeit fahren wollen, ist der ländliche Nahverkehr oft nicht mehr als eine nette Idee auf dem Papier.

Wer auf dem Land lebt, kann sich ohne Unterstützung manchmal nur schwer leisten, was für viele eine schiere Notwendigkeit ist. Die Förderung des Führerscheins für junge Menschen auf dem Land wäre weit mehr als ein symbolisches Entgegenkommen. Es ist eine Antwort auf die Realität.

Ein besser ausgebauter öffentlicher Nahverkehr wäre langfristig die nachhaltigere Lösung, doch bis das Realität wird, könnte ein Führerschein-Zuschuss zumindest einen Teil der Lücke schließen. Für mich bedeutet der Führerschein nicht nur Freiheit, sondern auch ein Stück Sicherheit. Gerade junge Frauen wissen, was es bedeutet, nachts allein an verlassenen Haltestellen auf Busse zu warten, die ohnehin nur sporadisch fahren.

Der Führerschein bietet die Möglichkeit, diese Abhängigkeit zu überwinden – zumindest theoretisch. Denn während die Freude in unserer Freundesgruppe groß war, als der Erste endlich den Führerschein hatte, stellte sich bald die nächste Frage:

Wer hat überhaupt ein Auto?

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44 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • Das, was wir heute gewöhnlich Wirtschaft nennen, ist Misswirtschaft. Der in "Geld" berechnete Vorteil einer Produktion bleibt bei Produzent und Handel. Der Konsument hat was fürs Geld. Die Nebenwirkungen azf Natur und Umwelt werden nicht berechnet. Den Preis zahlen wir alle.



    Von mir aus gerne günstigr Füherscheine fürs Land und verbilligte Autos ebenfalls, so wie sie für die Mobilität erfoerderlich sind. 34 PS reichen da völlig.

  • Es sind immer neue, immer mehr Auflagen die den Führerschein teuer machen. Als ich vor über 30 Jahren meinen "dreier" Führerschein machte hatte ich 7-8 Fahrstunden, durfte danach, mit einer Prüfung, Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen fahren, mit einem Hänger fahren, es war egal ob ich dann Automatik oder einen Schalter fahre. Heute kostet das alles extra. Haben jetzt die Fahrschulen eine so gute Lobby, damit sie mehr verdienen, oder warum wurde das alles so aufgebläht ??

  • Gut, dass so wenige Autos auf den Straßen sind. Und es keine endlosen Autoschlangen gibt, gespeist aus dem ländlichen Umfeld, wo man sinnigerweise massenweise Einfamilienhäuser hinsetzt.

  • Also ich weiß nicht, 1km zur Haltestelle, ist bei einer durchschnittlichen Laufgeschwindigkeit von 5 km/h ein Zeitaufwand von 12 Minuten. Und ein Bus pro Stunde klingt auch nicht so schlecht. Ich musste für einen Job eine zeitlang aufs Dorf fahren und da fuhren die Busse alle zwei Stunden und waren selbst zu Stoßzeiten sehr spärlich besetzt, was natürlichan der spärlichen Taktung liegen kann. Was mich zu der Frage bringt, welche Taktung/Haltestellendichte wäre angemessen um Dörflerinnen zum Umstieg auf Öffis zu bringen, wenn schon 1x mal pro Stunde und 1km entfernt zu inconveniant ist und wieviel Bezuschussung für einen Service der am Ende eh nicht genutzt wird drin sein soll.

  • Vielleicht mal ein bißchen mehr Konstanz in die Diskussionen? In einem anderen Artikel wird wegen der Protzraser eine Altersuntergrenze von 26 gefordert. Kann man machen, dann geht das Berufsleben und das gesellschaftliche Engagement eben vorher nicht los. Dann muß man eben auf die Mitwirkung der Jüngeren verzichten - ob bei der Bundeswehr, bei der Feuerwehr, bei den Handwerkern, im ÖPNV (den Personenbeförderungsschein gibt es derzeit ja schon mit 21).

    Also immer genau überlegen, was man sich wünscht. Und die Frage, wer das zahlen soll? Natürlich nicht der Staat, wovon denn? Einfach mal die achtzehnjährige Gesamtbevölkerung



    www.demografie-por...ltersstruktur.html



    mit 1.000 oder was auch immer da zugeschossen werden soll, multiplizieren. Da reden wir über eine Milliarde oder mehr. Es gibt doch immer jemand, der will, daß da eine Fahrerlaubnis zur Verfügung steht. Sollen sich die Kammern und Verbände aufraffen und die Vorbereitung zur Theorieprüfung für den Nachwuchs der Mitglieder organisieren, das ist doch wohl kein Hexenwerk. Die Fahrschulen hätten, wenn man sie wirklich braucht, mit der Praxisausbildung immer noch genug Brot.

  • "Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) Jörg Dittrich schlägt deshalb vor, Jugendliche auf dem Land finanziell mit einem Zuschuss für die Fahrerlaubnis zu unterstützten."

    Was hält das Handwerk auf, genau das zu machen und damit für ihre Betriebe zu werben?

  • Es mag angemessen sein, dass Regionen mit wenig öffentlicher Infrastruktur auch weniger Steuern zahlen.

    Aber Steuern zu erheben, auch von Landmenschen ohne Auto, um eine ursächlich individuelle Mobilität zu fördern: Falscher Ansatz. Erst recht in Anbetracht der Umweltschädlichkeit und Kosten.

  • Die Aufgabe wurde korrekt beschrieben, sie "träumte ich von einem trockenen Ort, der mich bringen würde, wohin auch immer ich wollte".

    Diskutiert werden hier lediglich (private) PKW und öffentlicher Nahverkehr. Was ist mit zweirädrigen, elektrischen Kabinenmotorrädern? Carsharing bzw. "Zweitwagen-Sharing"? Minicars, die nicht als PKW, sondern nach L7e zugelassen sind und bei Umweltprämie und Flottenemissionsregeln benachteiligt werden? Der Pflanzung von dichten Baumreihen nahe an der Straße, so dass sie auch Regenschutz bieten?

  • Man könnte auch ein billigeres Deutschlandticket für Landbevölkerung fordern, die weitere Wege zum Bahnhof hat und das Ticket seltener nutzen würde, für gelegentliche Fahrten mit Park&Ride in die Großstadt und dergleichen.

    Gegen Ideen einer leichteren Fahrprüfung und entsprechend weniger Unterrichtsstunden sprechen die hohen Unfallzahlen.

  • taz goes Schülerzeitung.

    Solche Vorschläge muss man in einen größeren Kontext stellen: Zuerst mal nach einem Zuschuss für den Führerschein fragen, und wenn der Diskurs erst einmal verschoben ist oder gar Fakten geschaffen wurden, dann bitte Zuschuss für ein Auto. Das wird dann nichts bzw. nur was für Reiche, heißt dann Abwrackprämie. Danach wird das "Verbrennerverbot" (sic!) noch um ein paar Jährchen nach hinten verschoben, weils leiderleider noch keine e-Fuels gibt und wir doch so technologieoffen waren, dass wir einfach alles beim Alten gelassen haben. Usw., alles im Namen sozialer Gerechtigkeit.

    Leutchens, wer soziale Gerechtigkeit haben will, muss das Steuersystem gerechter machen und muss v.a. an die hohen Vermögen ran.

  • In unserer Gesellschaft ist der Besitz eines Führerscheins für PKW für die volle Teilhabe am Berufsleben oft von Vorteil. Man braucht nicht unbedingt ein eigenes Auto, aber man sollte fahren können.

    Dank des begleitenden Fahrens können viele Fahrstunden eingespart werden, aber man sollte den Aufwand für den Begleiter nach CH-Vorbild reduzieren.

    Was die Kosten angeht, kann ich dem Gejammer nicht ganz folgen. Mein BRD-Führerschein Klasse III hat 1981 umgerechnet 760 € gekosten. Bei einer Preisteigerung von 3 % p.a. macht das in 43 Jahren 2700 €. Und mein Führerschein war extrem preiswert, da ich nur die damals vorgeschriebenen 10 Pflichtstunden absolvieren musste. Mein Privilge als Dorfkind war, dass ich schon mit 14 ganz legal auf abgeschlossenen Arealen mit Autos fahren durfte. Die illegalen Nachtfahrten auf öftentlichen Strassen lassen wir mal beiseite.

    Auch damals war das Problem nicht die Finanzierung des Führerscheins, sondern des Autos.

    • @The61YearOldHippy:

      Kenne keinen, der Führerschein machte auf dem Land und dann nirgends Zugriff auf ein Auto hatte bzw. meist gibt es das dazu. Auch da helfen Eltern und Großeltern. Zumal meist nur noch ein Königskind rundum versorgt wird. Alle sind arm.

  • Es lebten im Jahr 2023 in Deutschland rund 77,77 Prozent der Gesamtbevölkerung in Städten. - Siehe:



    de.statista.com/st...ng-in-deutschland/



    Ich bin selbst in einem Dorf aufgewachsen, von dem die einzige Buslinie fünf mal an Schultagen (Samstags auch), am Sonntag gar nicht in die Stadt fuhr. Ins Theater per Bus? Fehlanzeige: Der letzte Bus fuhr werktags gegen 19 Uhr in der Stadt gen Dorf. Stündlich ein Bus wäre geradezu traumhaft gut für mich und meine Altersgenossen gewesen.



    Sicherlich gibt es viele Orte, in denen es immer noch so oder ähnlich aussieht.



    In solchen Orten hilft kein Rufbus, den man mindestens eine halbe Stunde vorher buchen muss. Und aktuell bis zu 14 € für ein Ticket bei uns im Landkreis sind auch ganz schön happig. Bei fünf jungen Leuten summiert sich das allein für die Rückfahrt nach Hause auf 70 €.



    Das Deutschlandticket ist hier völlig nutzlos, weil für den Rufbus nicht einmal eine HVV-Zeitkarte Gültigkeit hat. Wozu ein Ticket kaufen, mit dem man auf dem Dorf fast nichts anfangen kann?



    Ich lebe seit gut vier Jahrzehnten in der Stadt. Warum wohl? Weil ich hier alle Wege zu Fuß und mit dem Fahrrad erledigen kann.

    • @e2h:

      "Es lebten im Jahr 2023 in Deutschland rund 77,77 Prozent der Gesamtbevölkerung in Städten"

      leider nicht zielführend.



      Meine Eltern lebten, stand Januar 2024, in einem Stadtteil einer 11k Einwohner zählenden Stadt. Ins Zentrum, zum Arzt oder in die Apotheke (keine der drei dort vorhandenen hat einen Lieferservice angeboten) fuhren im Laufe des ganzen Tages drei Busse hin, und drei zurück. Zu diversen Supermärkten am Stadtrand fährt auch jetzt noch kein Bus. Ein Freund von mir lebt in einer Stadt. Diese hat aber nur ca. 4k Einwohner. Der ÖPNV, insbesondere in die nächstgrößere Stadt zu Ärzten, Apotheken und auch weiterführenden Schulen ist noch miserabler. Es fährt morgens ein Schulbus hin, und mittags um 13.30 ein Schulbus zurück. Wer später Schulbeginn hat oder nachmittags länger, muß sich von den Eltern fahren lassen.

      • @Oleg Fedotov:

        Wenn hier herumfantasiert wird, mehr als die Hälfte lebe in Deutschland in Dörfern, ist es schon zielführend, die Realität zu benennen.



        Dass es selbst in Städten miserablen ÖPNV gibt, ändert nichts an der Tatsache, dass es nicht so sein müsste.



        Für Dörfer mit zwei-, dreihundert oder gar weniger Einwohnern einen vernünftigen ÖPNV mit ausreichender Taktdichte einzurichten kommt hingegen der Quadratur eines Kreises nahe.



        Dennoch kenne ich einen Landkreis, der es versucht. Und das, obwohl dort Orte mit weniger als einhundert Einwohnern vorherrschen:



        www.luechow-dannen...x/createcomment-1/

      • @Oleg Fedotov:

        Stimmt. Nach den Verwaltungsreformen haben Städte heute oft Dutzende "Ortsteile" und erstrecken sich über Flurstücke, die denen der Metropolen kaum noch nachstehen. Die Stadt hier ist halb so groß wie die Landeshauptstadt, hat eben mehr Wald, Wiesen und Felder sowie eine um 99 Prozent geringere Einwohnerdichte. Da sind es vom letzten Weiler zum Marktplatz, wo Ärzte und Apotheker sitzen, schon etwas über zehn Kilometer.

        • @dtx:

          Eben... man schaue sich beispielsweise Gardelegen an - als drittgrößte Stadt Deutschlands (flächenmäßig).

          Oder - eher am anderen Ende der Skala - die Stadt Todtnau mit nichtmal 5000 Einwohnern in 10 "Stadtteilen".

          Die Versuche, "einfache" Statistiken unter der Berücksichtigung solcher Sachverhalte zu bereinigen, kommen je nach Methode auf rund 30% bis 40% der Bevölkerung, die in Ballungsräumen (auch so ein schwammige Begriff 🙂) leben...

  • Autofahren ist die meistsubventionierte Fortbewegung in Deutschland, die volkswirtschaftlich teuerste, ressourcenintensivste, ineffizienteste und die klimaschädlichste.

    Es ist witzig wie ausgerechnet die TAZ in letzter Zeit Artikel pro Auto raushaut.

    Wir brauchen nicht mehr Anreize Auto zu fahren sondern wir brauchen funktionierende Alternativen, z.B. eine öffentlich finanzierte vernünftige Busanbindung ländlicher Gebiete, Bürgerbusse, Minibusse....Fahrrad-Infrastruktur.....

    Das ist auch jedem klar der sich nur maö eine Stunde ernsthaft mit Verkehrs-, Klima- und Infrastrukturpolitik beschäftigt.

    • @David Palme:

      Naja, wer sich wirklich mal eine Stunde ernsthaft mit Verkehrs-, Klima- und Infrastrukturpolitik beschäftigt wird feststellen, dass weder Bürgerbusse, Minibusse oder Fahrradinfrastruktur auf dem Land was bringen.



      Ersteres ist viel zu unflexibel und wenn das Wetter schlecht ist hilft mir auch keine Fahrradinfrastruktur, da fährt man eben Auto.

      • @charly_paganini:

        Das hat Charly aber gar nicht gut recherchiert! Ich arbeite ehrenamtlich für einen "Hol- und Bringservice" in einem Gebiet, das vom ÖPNV total vernachlässigt wird - wie so viele in D. Wir holen alte, behinderte und alle ab, die es brauchen. Die allermeisten haben kein Geld für ein Taxi und wären ohne uns völlig aufgeschmissen; Kinder sind entweder zu weit weg, zur Arbeit oder es gibt keine. Als die Corona-Sperre war, brach hier die Verzweiflung aus. Von wegen "...bringt nix". Das ist schlicht und einfach grundfalsch.

      • @charly_paganini:

        Da fährt nicht "man" Auto, sondern nimmt den Poncho aus dem Schrank bzw. packt dann trockne Kleidung mit ein.

        Dass Autofahren so belohnt wurde, muss nicht in alle Zeiten so gelten.



        Mitfahrgelegenheiten, wo sind die eigentlich geblieben? Wäre doch auch ein Anfang.

  • Würde ein besser ausgebauter Nahverkehr in die Tat gesetzt, und das heißt jede Haltestelle ist unter 1 km erreichbar, in hügeligem Gelände unter 350-500 m, jeder Stadtteil ist angeschlossen - wären die Kosten derart hoch, dass die Stadtgesellschaft einen Aufstand proben würde.



    Aber auch ein bedingungsloser Zuschuss zum Führerschein setzte falsche Zeichen. Anders verhielte es sich, wenn dieser eine Gratifikation für ehrenamtliches Engagement wäre, wie sie unter anderem der Feuerwehrjugend zuteil wird.



    ÖPNV auf dem Land müssen keine stündlichen Linien sein. Sehr bewährt ist das Ruf-Taxi-System, wie es etwa in Tübingen oder landesweit in Neuseeland praktisziert wird.



    Was man nur nicht mehr ignorieren sollte, dass es zwischen Stadt- und Landbevölkerung eklatante Interessensunterschiede gibt - und die sollten nicht an der Kassenlage scheitern.



    Es geht nicht um ein Entweder-oder, sondern um einen multivariaten Ansatz, der den ländlichen Raum endlich als dem urbanen Raum gleichberechtigt definiert. Denn in Summe leben in Deutschland mehr Personen auf dem Dorf als in der Stadt.

    • @rakader:

      Nun mal langsam: Auch beim ÖPNV steht Profit an erster Stelle. Der ÖPNV wird zwar von den Kommunen unterstützt, bleibt aber dennoch profitorientiert. Doch es gibt viele Möglichkeiten trotzdem die Angebote zu verbessern: warum fährt der Bus nonstop durch ein Dorf von dem aus keine Haltestelle näher als 1,5km liegt? Warum nutzt man nicht sehr viel häufiger die ÖPNV-Ergänzung des Bürgerbusses? Warum werden ehrenamtliche Initiativen nicht deutlich besser auch wirtschaftlich unterstützt, statt sich davor zu drücken? Es ist eine lausige Ausrede (von unserem Landrat so geäußert) dass man nicht jeden Weiler anschließen könne. Wenn man wirklich will, dann kann man auch.

  • Kann jemand mal die Frage stellen, ob wir bei Fahrschulen wirklich marktwirtschaftliche Bedingungen vorfinden (liebes Kartellamt) oder es sich hier um illegale Preisabsprachen handelt?



    Die Preise sind durch nichts zu rechtfertigen und Wettbewerb findet nicht statt.



    DAS ist die Antwort auf die Frage ob wir AUCH HIER den Autoverkehr indirekt noch weiter subventionieren sollten.



    Bittedanke.



    P.S.:



    Das das Kartellamt seinen Aufgaben überhaupt nicht gerecht wird steht bei VWL ausser frage.



    Siehe Sektoruntersuchung Kraftstoffpreise.



    DA war Herr Habeck (noch) nicht erfolgreich!

    • @So,so:

      Katelle bei Fahrschulen? Spannende Idee. Also bei uns sind das alles kleine Unternehmen mit 1-5 Fahrlehrern und davon duzende. Kartellbildung sehe ich da keine.

    • @So,so:

      Wenn die Nachfrage höher ist als das Angebot steigen die Preise. Das IST Marktwirtschaft. Der Wettbewerb funktioniert halt nicht nur zugunsten der Verbraucher.



      (Ganz lächerlich ist die Aussage zu den Kraftstoffpreisen. Kaum irgendwo funktioniert der Markt besser. Deswegen sind die Margen der Tankstellen so gering, dass sie nur dadurch rentabel sind, dass sie zusätzlich einen Tankstellen-Shop betreiben. Und genau deshalb schwanken die Preise so stark: Weil sie kurzfristig an die Marktlage angepasst werden.)

    • @So,so:

      Solange Autoverkaufen und -fahren so sehr finanziell und juristisch gepusht werden, entsteht Marktverzerrung: komische Gehalts-Boni-Strukturen bei der Branche und eben Abschöpfen auch hier bei den Lehrgängen.

      Was da aber auch mitspielt: Früher gab es ganz viele potenzielle Fahrlehrer durch die Bundeswehr, das lässt nach.

  • Grundversorgung: Das ist das, was auch ohne teuren Führerschein, ohne teures Auto, ohne teure öffentliche Zuschüsse, direkt wie indirekt, an die Autoindustrie stattfindet.



    Das sind Fuß, Rad, E-Bike, Bus und Bahn und womöglich noch ein Sammeltaxi.



    Umweltschädliches Autofahren noch zu fördern: Warum jetzt genau? Nur weil C. K. sonst mal eine Ekelanwandlung bekommen könnte?



    ÖPNV und Rad kann mensch übrigens kombinieren.

    • @Janix:

      Ihre Frage "Warum jetzt genau?" wurde im Artikel beantwortet:

      "Gerade zu den Randzeiten – frühmorgens oder spätabends –, wenn im Schichtbetrieb arbeitende Azubis nach Hause oder zur Arbeit fahren wollen, ist der ländliche Nahverkehr oft nicht mehr als eine nette Idee auf dem Papier."

      • @rero:

        Ja, und da setzt die Idee an, da gleich echte Grundversorgung zu leisten, also Sammeltaxen, Mitfahrgelegenheiten, Arbeitsbusse, reguläre Busse fördern, ... statt teuer das teure Auto sogar noch anzufachen. Günstige Azubizimmer beim Betrieb sind auch ein Ansatz, es muss ja im Lehrjahr nicht gleich ein Haus sein.

        • @Janix:

          Die Kommunen und Länder zahlen jetzt bereits viel Geld für den ÖPNV.

          Da viel niemand noch mehr Geld reinpumpen.

          Im VBB streiten sich Berlin und Brandenburg regelmäßig heftig, weil Berlin mehr Geld ausgeben will.

          Arbeitsbusse lohnen sich nicht, weil es die großen Arbeitgeber nicht gibt.

          Eine Führerscheinbeihilfe wäre .it Sicherheit immer noch deutlich billiger, als den ÖPNV aufzustocken.

          Die Verkehrswende fällt doch nicht aus, weil die Politiker böswillig sind.

          (In Brandenburg wird mit ÖPNV-Anschlüssen Wahlkampf gemacht.)

          Sondern weil das Geld fehlt.

  • "und die technische Weiterentwicklung der Autos, die mehr Theoriestunden nötig mache."



    haa haa haaaaa..... wenn man sich in einer gesamten Stunde die tollsten Erlebnisse des Theorielehrers aus seiner Jugend anhören darf, weiß man sofort, wieso der Führerschein so viel kostet....



    Leute, wenn man den Führerschein günstiger machen will, muß man an die überbordenden Regularien ran. Man muß die Verkehrsregeln beherrschen,,, vom der Rest kann sehr viel weg.



    Oder wer von Euch geht vor Abfahrt um das Auto und prüft den ordnungsgemäßen Druck der 4 Reifen vor JEDER Abfahrt?

    • @nutzer:

      In Canada ist das Vorschrift und wir haben das auch gemacht, zusammen mit Lichtcheck. Formular mit Unterschrift.



      Tja. Es gibt noch Länder wo Regeln eingehalten werden.

      • @So,so:

        hier auch, lernt man in der Fahrschule.

  • Okay, ich habe in einem echten Dorf mit 20 Häusern meine Kindheit und in einer kleinen Ansiedlung mit zwei Häusern die Jugendjahre verbracht, der zentrale Gemeindeort hatte vielleicht maximal 3000 Einwohner und war aus unserer Sicht ganz sicher kein Dorf mehr.. Meinen Führerschein habe ich mir mit viel Ferien- und Heimarbeit zum größten Teil selbst erarbeitet, das praktische Fahren schon lange vorher auf nichtöffentlichen Wegen und kaum frequentierten Dorfplätzen gelernt. Bis dahin gehörte die 1km Wanderung zur nächsten Bushaltestelle, das permanente Basteln am gebraucht gekauften Mofa und die die Abhängigkeit von anderen netten Menschen mit Auto zum Alltag.so habe ich natürlich dann seit der Führerscheinreife andere oft auch mitgenommen, abgeholt und zuhause abgesetzt. Wo soll jetzt neuerdings das Problem sein?

  • Ist das Argument für die Führerscheinsubventionierung hier tatsächlich, dass der ländliche Verkehr nicht so gut an die Öffis angebunden ist? Das Ding ist, das Deutschlandticket soll den Verkehr klimafreundlicher machen. Eine Führerscheinsubvention würde das genaue Gegenteil erreichen. Abgesehen davon ist der ländliche Autoverkehr bereits massiv subventioniert, mit exorbitanter Infrastruktur. Sorry, aber jeder Lebensentwurf hat seinen Preis, und es wäre falsch und kontraproduktiv, wenn man die klimaschädlichen Subventionen an dieser Stelle noch weiter hochschraubt.

    • @draddon:

      Dann aber auch nicht über hohe Mieten in den Städten klagen...schließlich gilt: "jeder Lebensentwurf hat seinen Preis" wie sie korrekt festgestellt haben.

  • Warum ein weiteres Mal den Autoverkehr pampern? Wenn überhaupt, dann einen verkehrsmittelneutralen "Mobilitätszuschuss". Wer will, nimmt das Geld dann, um damit einen Teil des E-Bikes zu finanzieren. Es gibt ein Leben ohne Führerschein ... - Und wo will man überhaupt die Grenze ziehen? Auch innerhalb einer Stadt hat man lange Wege, für die man teilweise erhebliche Zeit benötigt. Das kommt doch sehr auf die individuelle Lage an, die persönlichen Wegbeziehungen und weniger auf Land/Stadt. - Und außerdem: Dafür sind wohl die Mieten auf dem Land auch deutlich niedriger als in der Stadt. Kriegt das Stadtkind dafür jetzt auch einen Zuschuss?

  • "den Moosbewuchs der Bäume zur Orientierung zu nutzen" -- so etwas habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Als Kinder haben wir mit dem Kompass in der Hand untersucht, ob diese Methode etwas taugt und herausgefunden, dass dem meist nicht so ist - viel zu unzuverlässig. Im Wald kannten wir uns damals perfekt aus. Von Verwandten im Sauerland - weit weg von irgendeiner Großstadt - habe ich dann gelernt, warum man das "Dorf" nicht lieben und schon gar nicht dort wohnen sollte. Da kursierten seltsame Erzählungen über andere Dorfbewohner, die von einer gewissen Rückständigkeit zeugten und mir klarmachten, in welchem Ambiente so manches Grimmsche Märchen seinen Ursprung hatte. Idyllisch war das alles ganz und gar nicht. Seitdem wohne ich gerne in oder in der Nähe großer Metropolen.

    Zum Führerschein kann ich aber nur sagen: Wer einen braucht, soll ihn selbst bezahlen oder sich ihn von Eltern oder Großeltern finanzieren lassen (die sind schließlich am Wohnort "schuld"). Der ÖPNV sollte ausgebaut werden sowie besser finanziert und dessen Nutzung weiterhin günstig sein. Alles andere wäre ein Rückschritt.

  • Ist in der Geschichte vielleicht eine null zuviel in die Größenangabe des Dorfes gerutscht?



    3000 Einwohner, das galt bei uns schon als Stadt. Und der Schulbus fuhr selbst für 300 Einwohner von der Bundesstraße ab. Was nicht immer allen mitfahrenden Schülern gefallen hat. Andere Linien als meine waren schon mal eine Stunde bis zu Schule unterwegs.



    Aber abgesehen davon. Ja, der Führerschein hat in vielen Regionen eine entsprechende Bedeutung.

  • Welch elementares, grundlegendes Versagen einer jeden ökologischen Verkehrspolitik !!!!

    • @Bolzkopf:

      "Welch elementares, grundlegendes Versagen einer jeden ökologischen Verkehrspolitik !!!!"



      Die Verkehrspolitik muß zuerst einmal die ökonomischen Bedürfnisse befriedigen. Und das Weltweit.

      • @Oleg Fedotov:

        Stimmt auffallend!



        Wie konnte ich das nur vergessen !

        Wirtschaftlicher, verlässlicher und schneller Warenverkehr das ist das Zauberwort !

        Und das geht erwiesenermaßen auf der Schiene besser. Wenn man denn [moderne] Schiene hat ...

        Welches Unternehmen hat denn noch einen Gleisanschluss ?



        Und welche haben eine eigene Autobahnabfahrt ?