piwik no script img

Wahlprogramm von CDU und CSUDer Zeitgeist als Wählerklient

Sabine am Orde
Kommentar von Sabine am Orde

Der Rückschritt im Unions-Wahlprogramm schreit einen geradezu an. Trotzdem wollen es viele Menschen offenbar genau so.

Friedrich Merz und Markus Söder bei der Vorstellung des gemeinsamen Wahlprogramms von CDU und CSU Foto: Michael Kappeler/dpa

B eginnen wir mit dem Positiven: Die Zeiten, in denen die Parteien der Mitte kaum unterscheidbar waren, sind vorbei. In dieser Ähnlichkeit und der daraus entstandenen Lücke auf der rechten Seite des Parteienspektrums lag ja einer der Gründe für den Aufstieg der AfD. Laut den Wahlprogrammen, die in dieser Woche vorgestellt wurden, ist damit Schluss. Die SPD rückt in ihrem Kurs wieder ein bisschen nach links, die Union stellt sich deutlich konservativer und wirtschaftsliberaler auf als bei den Bundestagswahlen zuvor.

Es gibt also klare Alternativen: Auf der linken Seite wollen SPD, Grüne und die Linkspartei – grob gesagt – Schulden machen, um in Zeiten knapper Kassen in die Infra­struktur zu investieren, um Wirtschaft und Gesellschaft klimaneutral zu ­gestalten und dabei das Sozia­le nicht zu vergessen. Und auf der anderen Seite setzen Union und FDP auf die Schuldenbremse und wollen unter anderem mit Steuersenkungen, von denen vor allem Unternehmen und Besserverdienende profitieren würden, sowie Kürzungen beim Bürgergeld und den Geflüchteten die Wirtschaft wieder in Gang bringen. Weil Wirtschaftswachstum die Grundlage für alles sei, wird diesem alles untergeordnet. Wie die Union das Ganze bezahlen will, bleibt allerdings unklar. Ökonomen haben eine Finanzierungslücke von bis zu 100 Mil­liarden Euro ausgemacht.

Nun kann man sagen: Die CDU ist keine Programmpartei, in der Vergangenheit hat sie sich oft herzlich wenig um das geschert, was sie zuvor schriftlich auf vielen Seiten ausgearbeitet hat, wenn es dann um die Macht ging. Aber dieses Wahlprogramm der Union sollte man ernst nehmen. Der Rückschritt darin schreit einen geradezu an, 79 Seiten lang.

Der Zeitgeist hat sich nach rechts verschoben, und die Wirtschaftskrise und die Sorge um die Arbeitsplätze überlagern vieles

CDU und CSU wollen nicht nur die Fortschritte der Ampelregierung wie erleichterte Einbürgerungen, das Selbstbestimmungsgesetz und die Teillegalisierung von Cannabis rückabwickeln sowie das Bürgergeld und das Heizungsgesetz wieder abschaffen. Sie wollen auch gleich noch die Merkel-CDU hinter sich lassen. „Das ist nicht mehr die Groko-Union“, tönte CSU-Chef Markus Söder bei der Vorstellung des Programms. Mit neuen Leuten wolle man künftig „eine sehr konservative Law-and-Order-Politik“ umsetzen.

Das Bild des „faulen Arbeitslosen“ zieht wieder

Besonders deutlich wird das beim Thema Migration: Zurückweisungen an den deutschen Grenzen verspricht die Union nun, darüber hatten sich CDU und CSU dereinst unter Merkel fast zerlegt; die Ex-Kanzlerin hielt sie für rechtlich unzulässig und gefährlich für den Zusammenhalt der EU. Hinzu kommen: die Abschaffung des subsidiären Schutzes und Asylverfahren in sichereren Drittstaaten außerhalb der EU, wo Geflüchtete auch nach ihrer Anerkennung bleiben sollen. Selbst von Kontingenten, die man aufnehmen will, ist nicht mehr die Rede. Das alles wäre, wenn man überhaupt ein Aufnahmeland finden würde, nicht nur humanitär fragwürdig und sehr teuer, es ist auch mehr als unklar, ob das rechtlich überhaupt zulässig ist.

Letzteres trifft übrigens auch auf die hohen Einsparmöglichkeiten beim Bürgergeld zu, die die Union verspricht. Aber nachdem CDU und CSU das Bürgergeld, das sie einst mit beschlossen haben, mit ihren zahlreichen Attacken in Verruf gebracht haben, lässt sich mit dem alten Bild vom „faulen Arbeitslosen“, dem man einheizen will, eben wunderbar Wahlkampf machen. Was im Übrigen auch für jenes vom „kriminellen Ausländer“ gilt.

Nach der verlorenen Bundestagswahl 2021 war eine Analyse in der CDU-Zentrale: Die Niederlage habe auch damit zu tun, dass die CDU als Partei der sozialen Kälte wahrgenommen worden sei. Davon ist heute keine Rede mehr. Und das vielleicht aus gutem Grund: Der Zeitgeist hat sich nach rechts verschoben, und die Wirtschaftskrise samt Inflation und der Sorge um die Arbeitsplätze im Land überlagern vieles. Möglicherweise wünschen sich viele Menschen genau die Politik, die die Union mit Kanzlerkandidat Friedrich Merz verspricht. In den neusten Umfragen sind CDU und CSU jedenfalls wieder angestiegen.

Natürlich ist noch nichts entschieden, bis zur Bundestagswahl sind es noch zwei Monate. Da kann Merz noch viele Fehler machen, Söder zahlreiche Spaltpilze in die Union treiben. Und natürlich wird diese, sollte sie tatsächlich stärkste Kraft werden, einen Koalitionspartner brauchen. Merz’ Lieblingsoption ist dabei eine Ausgangslage wie im vergangenen Jahr in Hessen: Dort wollten sowohl SPD als auch Grüne unbedingt mitregieren, die CDU konnte die Preise dafür extrem hochtreiben. Im Bund wird es dann darauf ankommen, wie klein sich die potenziellen Partner machen – und wie viel Rückschritt mitzutragen sie bereit sind.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Sabine am Orde
Innenpolitik
Jahrgang 1966, Politikwissenschaftlerin und Journalistin. Seit 1998 bei der taz - in der Berlin-Redaktion, im Inland, in der Chefredaktion, jetzt als innenpolitische Korrespondentin. Inhaltliche Schwerpunkte: Union und Kanzleramt, Rechtspopulismus und die AfD, Islamismus, Terrorismus und Innere Sicherheit, Migration und Flüchtlingspolitik.
Mehr zum Thema

39 Kommentare

 / 
  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Danke für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • Die Leute wollen das so. Die BILD hat viele beeinflusst. Heizungshammer, Arbeitslose sind faul, Ausländer sind kriminell, Klima soll sich China drum kümmern.

  • Wenn sich die Wähler nur ein wenig damit bechäftigen würden warum die wirtschaftliche Situation so ist wie sie ist, dann würde niemand mehr CDU/CSU wählen, aber auch die SPD käme schlecht weg, ganz zu schweigen von der FDP. Das Geschäftsmodell Deutschland ist gescheitert, durch Merkel, durch die CDU, in Begleitung der SPD. Die Ampel konnte da nichts mehr richten, insbesondere weil die FDP die Arbeit sabotierte, aber auch weil die Aufgaben ohne Finanzierung einfach nicht zu bewältigen waren. Die Merkeljahre haben einen Trümmerhaufen hinterlassen. Aber: Die Trump-Masche funktioniert auch hier. Leugnen, Lügen, Ablenken und ständige Wiederholung vo bull-shit, das geht immer.

  • Je größer die Krise (und glauben Sie mir, sie wird größer), desto angestrengter rufen die Menschen nach erzkonservativen Ordnungsmenschen. Da diese aber auch keine Antwort haben, kommen nur Nazis (AfD, Farage, Musk, Le Pen, ...)

  • "Rechts von der CDU/CSU darf es keine demokratisch legitimierte Partei geben" Franz Josef Strauß 1987



    Sie schreiben: "In dieser Ähnlichkeit und der daraus entstandenen Lücke auf der rechten Seite des Parteienspektrums lag ja einer der Gründe für den Aufstieg der AfD. "



    Toller Satz, inhaltlich richtig, aber:



    Die taz und andere Medien haben ja Jahrzehnte die CDU/CSU als zu weit rechts abgestempelt. Mit der GroKo und Merkel rutsche die CDU/CSU mehr in die Mitte und hat Platz für andere am rechten Rand gemacht. Klar gefiel mir ein Franz Josef Strauß nicht, aber er war allemal besser als die AfD.



    Insofern begrüße ich die Rückkehr der CDU/CSU zu früheren Werten, die SPD soll wieder mehr links-sozial werden, die FDP meinetwegen die Partei der Reichen bleiben.

  • Auf der linken Seite wollen SPD, Grüne und die Linkspartei ...



    Die Linkspartei wird auf absehbare Zeit wohl keine Rolle spielen. Auf Bundesebene in den nächsten Dekaden nicht. Warum wird hier aufgezählt was diese will? Auch eine linke Zeitung muss irgendwann erkennen, wann es vorbei ist mit einer Partei.

  • Grüne, SPD, Union, und FDP wollen alle den neoliberalen Kapitalismus als Staatsreligion beibehalten und sind damit keine Lösung für die Probleme der heutigen Zeit. Leider scheinen die meisten Menschen in diesem Land dieses nicht wahrnehmen (zu wollen), und daher haben Rückschritt und Stillstand gerade Konjunktur. Die Klimakatastrophe und all die anderen Probleme gehen schließlich von selbst weg, wenn man und frau den Kopf nur lang genug in den Sand stecken 🙃 /s

  • "Die Zeiten, in denen die Parteien der Mitte kaum unterscheidbar waren, sind vorbei."

    Hier wurde Schein und Sein verwechselt.

    ZB stand die Union stets für mehr Repression gegen die Ärmsten der Armen, die SPD für den status quo, die Grünen für eine leichte und die Linkspartei (ohne BSW) für signifikante Erleichterungen.

    Ähnlich sieht es bei Klima- und Energiepolitik aus.

    Was eine Partei in den Medien durchsetzen kann, hängt im Endeffekt ab, wie sehr sie im Vorfeld der Wahl von den Medien hoch- oder runtergeschrieben wird, und wer das bezahlt.

    Warum ständig darüber geredet wird, was diese oder jene Partei WILL, ist mir nicht klar. Demokratie in Deutschland ist Mathematik und nicht das bunte Wunschkozert für Jung und Alt, auf'm Ponyhof. Die Illusion, dass es das sei, zerstört vor unseren Augen unsere Demokratie.

    Man kann Demokratie haben oder Dauerwerbesendung, aber nicht beides.

  • Deutschland würgt seinen unverdauten Adenauer wieder hoch.

    Es geht nicht nur nach rechts, sondern zurück in die 50er, 40er, ... , mal sehen, wie weit die Zeitmaschine noch rückwärts laufen wird.

    Der/die deutsche hat offenbar Bedarf nach der schönen alten Welt. Interessanterweise spricht sogar die Nicht-mehr-Linke Wagenknecht von Ludwig Erhard.

  • Dieses Denken in "Fortschritt / Rückschritt" ist ziemlich eindimensional. Es wurden Fehler gemacht, die wieder korrigiert werden. Wer bewertet den Fehler als "Fortschritt"? Dann ist die Korrektur ein begrüßenswerter Rückschritt.

  • Eine Umbenennung des Bürgergelds in Almosen II dürfte kein Problem darstellen, aber eine Absenkung ist nach BVerfG Urteil vom 09.02.2010 - 1BvL 1/09 - ausgeschlossen.



    Der Entzug ist zudem nur erlaubt, wenn die Arbeitsstelle unmittelbar angetreten werden kann (BVerfG vom 05.11.2019 - 1 BvL 7/16).

    Eine Zurückweisung von Flüchtlingen an der Grenze verstößt ebenso gegen Art. 38 der Aufnahmerichtline der EU wie eine Abschiebung in ein Land, zu dem der Flüchtling keine hinreichende Beziehung hat.



    Niemand außer der CDU will in Deutschland Atomkraftwerke bauen, zumal die Gestehungskosten mit etwas über 10 Ct / kWh doppelt so teuer sind wie die der Windkraft.

    Das ganze CDU-Programm ist Schwindel und ein bloßer Werbegag von Parteistrategen. Wir sind ziemlich tief gesunken, dass wir uns von einer angeblichen Volkspartei so hinters Licht führen lassen.

  • Ws ein Glück, dass der Zeitgeist Vernunft angenommen hat.

  • Zitat: "Ökonomen haben eine Finanzierungslücke von bis zu 100 Mil­liarden Euro ausgemacht."

    Stimmt nicht. Auf hundert Milliarden wurden die Steuermindereinnahmen geschätzt. Die Frage, auf wieviel sich die Lücke zwischen den derart geschmälerten Einnahmen und ausgeweiteten Ausgaben belaufen würde, ist seriös wohl kaum zu beantworten. Ins Kalkül gezogen, daß Lindner im Haushalt 65 Milliarden fehlten und mit Trump nicht gerade ein Freund der Europäer ins Weiße Haus einzieht, müßten es mehr als 200 Milliarden sein.

    • @dtx:

      Auch mehr als 200 Mrd. kann ein Staat immer und sofort bezahlen. Staatsausgaben sind technisch gesehen eine Geldschöpfun, denn die Zahlungen laufen über die staatliche Zentralbank. Steuereinnahmen sind hingegen eine Geldvernichtung. Immer mehr Ökonomen haben das erkannt, z.B. Dirk Ehnts, Maurice Höfgen, Heiner Flassbeck oder Stephanie Kelton.

    • @dtx:

      Bei den letzten Haushaltsverhandlungen ging es um 15 Milliarden die der Ampel gefehlt haben.

  • Traurig, aber wahr, Meckermerzi will zurück in die 90er.



    Allerdings hat damals schon die Idee mit dem freien Markt nicht geholfen, die Probleme zu lösen.



    Eine mangelnde Nachfrage nach deutschen Produkten wird nicht dadurch umgekehrt, dass Ideen aus den 90ern wir sauer Bier angepriesen werden. Mit Verbrennertechnik und AKW's ist heute kein Staat mehr zu machen.



    Der Facharbeitermangel wird auch nicht dadurch vermindert, dass Zuwanderung gestoppt wird .



    Da hat Merz einen kleinen Rechenfehler gemacht. Selbst wenn sein Plan darin besteht, sich in geheimen Laboren klonen zu lassen, hilft das nicht weiter, denn wir brauchen lernfähige Arbeiter, die am Besten auch noch rechnen können.



    Nichts, mit dem Friedrich dienen könnte.



    Er scheint zu glauben, die fehlenden Milliarden für Geschenke an Besserverdienende fallen vom Himmel. Das erklärt wahrscheinlich auch weiterhin das "C" im Namen.



    Es ist für mich nicht erkennbar, warum ein Mann mit dem Flair eines Staubsaugervertreters Wähler finden sollte.



    (Vielleicht erkennen einige Bürger sich selbst in Ihm, dem Staubsaugervertreter, wieder!?)

  • "Auf der linken Seite wollen SPD, Grüne und die Linkspartei – grob gesagt – Schulden machen, um in Zeiten knapper Kassen in die Infra­struktur zu investieren, um Wirtschaft und Gesellschaft klimaneutral zu ­gestalten und dabei das Sozia­le nicht zu vergessen. "

    Ähm. Das will doch auch die CDU.

    Das wurde doch bereits mehrmals auch öffentlich gesagt. Die Differenz ist, das die CDU neben der Reform der Schuldenbremse auch auf Einsparungen pocht um die notwendigen Investitionenin wie Wirtschaft, Schulen, Bildung oder Klima finanzieren zu können.

    • @Rudolf Fissner:

      Die Einsparungen, die die CDU vornehmen möchte gehen allerdings zu Lasten des inländischen Konsums - ob das zu Wirtschaftswachstum beiträgt ?

    • @Rudolf Fissner:

      Investitionen in Bildung und Klima? In welchem CDU-Blatt haben Sie das gelesen?

    • @Rudolf Fissner:

      Man könnte versuchen, Investitionen in Schlüsselbereiche wie Bildung und Klimaschutz vorrangig zu fördern, während gleichzeitig eine effiziente Ausgabenpolitik verfolgt wird, die unnötige Bürokratie abbaut und Strukturreformen ermöglicht. Ein transparenter Dialog über die langfristigen Folgen und eine ausgewogene Balance zwischen Investitionen und Haushaltsdisziplin könnte helfen, einen nachhaltigen Kurs zu finden, der sowohl die dringendsten Bedürfnisse deckt als auch die finanzielle Stabilität wahrt

    • @Rudolf Fissner:

      Es ist richtig, dass sowohl die CDU als auch die SPD, Grünen und die Linkspartei die Notwendigkeit erkennen, in Infrastruktur, Bildung und Klimaschutz zu investieren. Der Unterschied liegt dabei in den finanziellen Strategien, die verfolgt werden, um diese Ziele zu erreichen.

      Die CDU setzt auf Haushaltsdisziplin und fordert Einsparungen, um die erforderlichen Mittel für Investitionen zu schaffen. Dies könnte in einer gestrafften Verwaltung und einem strikteren Fokus auf effizientere Ausgaben resultieren. Das könnte jedoch die Umsetzung mancher Projekte verlangsamen oder Herausforderungen mit sich bringen, wenn gleichzeitig viele dringende Investitionen auf den Tisch kommen.

      Die SPD, Grünen und Linkspartei hingegen tendieren dazu, in Zeiten knapper Kassen vermehrt auf Schulden aufzubauen, um schneller und umfassender in Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit zu investieren. Dies kann die nötige Dynamik und Flexibilität bringen, aber auch zu einer höheren langfristigen Verschuldung führen, die wiederum künftige Generationen belasten könnte.

      Ein konstruktiver Weg wäre es, diese beiden Ansätze zu kombinieren.

  • Der Artikel ignoriert leider das Problem, dass linke Positionen im heutigen Zeitgeist genau nicht mehr als progressiv wahrgenommen werden.

    Gesellschaftliche Dynamik inklusive Provokation und APO findet sich rechts.

    Die Systemfrage wird heute von rechts gestellt.

    Links ist man mit Systemerhalt beschäftigt.

    "Rückschritt" trifft es deshalb nicht.

    Wer heute Anfang 20 ist, für den ist Merkels "Wir schaffen das." ggf. das Althergebrachte.

    Wer um die 40 ist, erkennt heute beim Thema Migration den Diskurs aus den 90ern wieder.

    Bei dem zweiten großen Thema Wirtschaft haben Linke keine Antworten.

    Vielleicht lohnt sich zudem die Reflexion, weshalb Law and Order offenbar so gefragt ist.

    Die CDU würde es ja nicht reinnehmen, wenn sie nicht überzeugt wäre, damit ein Bedürfnis zu bedienen.

    Wichtige Bedürfnis der Wähler zu ignorieren, kann nicht progressiv sein.

    • @rero:

      Sehr guter und sachlicher Kommentar, sehe ich genauso, konnte es allerdings nicht so auf den Punkt bringen.

    • @rero:

      Sie bedienen ein Bedürfnis das die Rechten, Konservativen und Marktradikalen erst geschaffen haben. Wehrlose als Sündenbock zu nehmen ist halt einfach und lenkt vom eigenen Unvermögen ab. Neoliberale Wirtschaftspolitik von gestern, den Klimawandel zu ignorieren und auf Arbeitslose und Migranten die wir als Arbeitskräfte brauchen, rumzuhacken sind inwiefern progressiv?

    • @rero:

      Was die Rechten wollen ist immer noch reaktionär und nicht progressiv egal wie sehr sich der persönliche politische Kompass schon verschoben haben mag.



      Keine Antworten der Linken beim Thema Wirtschaft? Ich dachte das wäre schon immer der Kern bei den Linken gewesen. Wenn man sich schon nicht darüber informiert, sollte man wenigstens nicht behaupten, dass es das nicht gibt.

    • @rero:

      "Wichtige Bedürfnis der Wähler zu ignorieren, kann nicht progressiv sein."



      Das erschliesst sich mir nicht. Bedürfnisse können sehr regressiv sein, oder nicht?

  • Angenommen, nächstes Jahr regiert überraschend Rot-Grün oder Rot-Rot-Grün mit eigener Bundestagsmehrheit.



    Sie machen viele neue Schulden, das Bundesverfassungsgericht kassiert das aus offensichtlichen Gründen.



    Was ist dann anders als mit der Ampel seit Ende 2023?

    Auch dann passen die Sätze



    "Wie [sie] das Ganze bezahlen will, bleibt allerdings unklar. "



    und "es ist auch mehr als unklar, ob das rechtlich überhaupt zulässig ist."

    Allerdings werden viele nicht erfahren, dass auch dieses Szenario zum Scheitern verurteilt ist - denn so ein Wahlergebnis ist doch eher unwahrscheinlich.

    • @Frauke Z:

      Hä???

    • @Frauke Z:

      In beiden Fällen bleibt jedoch die Frage offen, wie diese Schulden finanziert werden, ohne langfristige Probleme für die Staatsfinanzen zu verursachen. Das rechtliche Risiko und die potenziellen verfassungsrechtlichen Hürden sind in diesem Szenario sehr hoch und würden eine klare und konsistente Lösung erfordern, um erfolgreich zu sein – was, wie Sie richtig sagen, ein ziemlich schwieriges Unterfangen darstellt

    • @Frauke Z:

      Ein solches Szenario, in dem Rot-Grün oder Rot-Rot-Grün mit einer eigenen Bundestagsmehrheit regiert und gegen die Schuldenbremse verstößt, würde in der Tat viele ähnliche Probleme mit sich bringen wie die aktuelle Situation unter der Ampelregierung. Die Schuldenbremse ist verfassungsrechtlich verankert, und eine solche Entscheidung könnte sehr schnell auf rechtliche Hindernisse stoßen, insbesondere wenn das Bundesverfassungsgericht eine klare Grenze zieht.

      Allerdings könnte eine mögliche Differenz darin bestehen, wie die Parteien versuchen würden, dieses Problem zu lösen. Die Ampelregierung könnte weiterhin den Versuch unternehmen, mit einer Reform der Schuldenbremse oder durch Ausnahmeregelungen zu operieren, während eine rot-grüne oder rot-rot-grüne Koalition unter Umständen härter auf Schuldenaufnahmen setzen würde, um schnelle Investitionen in Infrastruktur und soziale Gerechtigkeit zu ermöglichen. Dies könnte juristische Auseinandersetzungen nach sich ziehen, die das Vertrauen in die Umsetzbarkeit ihrer Pläne erschüttern könnten.

  • Es ist zu einfach, mal eben zu sagen, dass SPD, Grüne und Linkspartei die geplanten Ausgaben durch mehr Schulden finanzieren wollen.



    Wie die Schulden gemacht werden sollen, wird nicht erzählt. Dagegen wird bei der CDU aufgeführt, dass die Finanzierung der Pläne nicht geklärt sei.

    Wie sollen die Schulden denn gemacht werden? Bei der Schuldenbremse wohl ohne Notlage kaum möglich. Wird Herr Scholz nochmal eine Klatsche vor dem Bundesverfassungsgericht abholen wollen?

    Insofern sind die Pläne aller Parteien unseriös finanziert.

  • "Schulden machen, um in Zeiten knapper Kassen in die Infra­struktur zu investieren, um Wirtschaft und Gesellschaft klimaneutral zu ­gestalten"



    genau das ist das Missverständnis, es geht nicht ums Schuldenmachen, um Wünsche (denn das sind Klimaneutralität und Soziales aus der Perspektive von cdu, fdp etc) zu finanzieren.



    Es geht darum die Wirtschaft anzukurbeln und das mit einem Impuls zu verknüpfen, der Klimaneutralität und Soziales befördert.



    Das Ziel ist Rezessionsbekämpfung, der gewünschte Nebeneffekt (der nicht minder wichtig ist) natürlich Absicht.



    Die Verdrehung von neoliberaler Seite ist, dass es nur um Wünsche geht...

  • Wie ich schon an anderer Stelle sagte. Noch nichts, aber auch gar nichts entschieden. Lass die LINKEN ihre Silberlocken-Wahlkreise gewinnen, oder sogar 5% erreichen, LINDNER draussen.



    Dann wollen wir mal sehen, wer sich mit einem Söder oder Merz ins Bett legt.

    • @LeKikerikrit:

      Na und. Auch wenn die Linken wieder in den Bundestag einziehen sollten, ändern wird das nichts. Die Linke hat leider fertig.

  • Wenn die Zuhunft das Gestern ist leben wir ja heute schon im Morgen...

    • @Vidocq:

      "Wann wird das Gleich eigentlich zum Jetzt?"

      "Schon bald..."

    • @Vidocq:

      Geil! Endlich zurück in der Zukunft!

  • "Mehr Fortschritt wagen" war der Titel des Koalitionsvertrages dieser Legislaturperiode. Da klingt "Rückschritt" doch wirklich sehr verlockend.

    • @DiMa:

      Klar, Verbrennertechnik, Atomkraftwerke und Begünstigung der oberen 10.000 sind sicherlich in Ihrem Interesse, falls Sie Millionär sind. Denn dann ist eine Stagnation das geringste Problem. Eine lang anhaltende Rezession böte Menschen mit Geld allerdings diverse Möglichkeiten, das zu vermehren.



      Da ist man bei der CDU/CSU doch immer an der richtigen Adresse, da wird ja noch während einer weltweiten Pandemie in die eigene Tasche gewirtschaftet.



      Wundern muss ich mich allerdings, warum solche Menschen eigentlich taz lesen, ich kann mir das Bild lesen seit Jahren problemlos verkneifen.