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Wagenknecht tritt wieder anSpitzen- oder Spaltungskandidatin

Sahra Wagenknecht kandidiert in NRW wieder für den Bundestag. Der Landesvorstand stellte sich hinter sie. Andere warnen vor Schaden für die Partei.

Sahra Wagenknecht will bei der Bundestagswahl wieder für die Linke antreten Foto: reuters

Berlin taz | Die einstige Fraktionsvorsitzende der Linkspartei, Sahra Wagenknecht, will als Spitzenkandidatin in Nordrhein-Westfalen wieder für den Bundestag kandidieren. Der Landesvorstand stellte sich am Samstag mehrheitlich hinter die ebenso populäre wie polarisierende Linken-Politikerin. In einer Sitzung am Samstag stimmten nach taz-Information 15 der 25 Mitglieder dafür, Wagenknecht für Platz 1 der Landesliste zu nominieren. Offiziell zur Kandidatin gekürt wird Wagenknecht aber erst von der Landesvertreterversammlung, die am 13. und 14. März tagt.

Im Vorfeld hatte es in der Partei Auseinandersetzungen, um die Nominierung Wagenknechts gegeben. Nicht nur, weil sie sich kaum in NRW blicken lässt und schon lange mit ihrem Ehemann Oskar Lafontaine im Saarland wohnt.

Auch, weil Wagenknecht bei Themen wie Migration und Klimaschutz immer wieder Kritik am Kurs ihrer Partei übt, Kritik an der sich die Meinungen scheiden. Aktuell hat sich Wagenknecht in mehreren Interviews gegen den Endlos-Lockdown gewandt und insbesondere die Schul- und Kitaschließungen als Zumutung bezeichnet. Die Krux: Die Linke trägt diese weitgehend mit oder ordnet sie, in den drei Ländern, wo sie regiert, sogar mit an.

Die ehemalige Landessprecherin der nordrhein-westfälischen Linken, Gunhild Böth, hatte noch am Tag vor der Sitzung am Samstag in einer Mail an den Landesvorstand davor gewarnt, Wagenknecht als Spitzenkandidatin aufzustellen. Auf der Landesvertreterversammlung „wird sicherlich eine Debatte über einige ihrer Positionen stattfinden“, schreibt Böth in der Mail, die der taz vorliegt. „Dies wird vor laufenden Kameras und allen Medien stattfinden. […] Dabei werden alle alten Streitigkeiten aus den Archiven gekramt. Was Wäh­le­r*in­nen längst vergessen haben, kommt wieder hoch.“

Es sind also die schlechte Presse für die Linke und wieder aufreißende Wunden in der Partei, die Böth befrüchtet. „Meiner Einschätzung nach kann der Landesverband NRW nur verlieren, wenn Sahra kandidiert – und sie auch. Die Partei insgesamt nähme Schaden; das Wahlergebnis würde nicht besser werden, denn bekanntlich wünschen Wählende keine Streitigkeiten“, so ihr Fazit.

Bliebe sie doch im Saarland

Böth schlägt daher vor: „Schön wäre, Sahra würde im Saarland kandidieren (dort hat sie auch ihren Lebensmittelpunkt, da ist doch einsichtig, dass sie dort kandidiert).“ Doch im Saarland zerlegen sich die Ge­nos­s:in­nen derzeit in einer eigenen Schlacht um den wohl einzigen aussichtsreichen Platz auf der Landesliste für die Bundestagswahl. Keine gute Basis für Wagenknecht.

Wagenknecht sagte am Samstag, sie kandidiere gern wieder in Nordrhein-Westfalen. „Gerade jetzt ist es bitternötig, den sozialen Ungerechtigkeiten und dem Missmanagement der Regierung in der Coronakrise überzeugende Alternativen entgegenzustellen.“

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85 Kommentare

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  • Parteien bestehen aus verschiedenen Flügeln. Dissens und Streit ist in einer Demokratie völlig normal. Die Linke hat mit oder trotz Sarah Wagenknecht bei der letzten Bundestagswahl 9,2 Prozent eingefahren und lag übrigens vor den Grünen.

  • Oh weh, da hat Frau Böth wohl den Schaden jetzt selbst angerichtet, vor dem sie warnen wollte.



    Die Linke ist zum Trauerspiel verkommen, leider.

  • „Wagenknecht tritt wieder an“

    Warum denn auch nicht? Politische Talente wachsen nunmal nicht über Nacht auf dem weiten Feld nach. Die Linke braucht jeden guten Mann und jede gute Frau - heute mehr denn je. In diesem Land wurden doch in den letzten Jahren durchgängig schon allzu viele Talente vergeudet. Für Linke sollte sowas - aus meiner Sicht - gar keine Option sein.

  • "Wer Gastrecht missbraucht, der hat Gastrecht dann eben auch verwirkt."

    (Nicht etwa Björn Höcke, sondern Sahra Wagenknecht )

    Oder anders gesagt: Rechtspopulismus bei der Linken geht gar nicht.

    • @Kaboom:

      Die Frage ist, ob das wirklich Rechtspopulismus ist, oder Teil eines rationalen Konzeptes zur Zuwanderung, dass man teilen kann oder nicht.

      • @rero:

        LOL, ach wirklich? Und ich dachte bisher, das die Flüchtlinge nicht unser GASTrecht genießen, sondern unser ASYLrecht. Falls Sie die Unterschiede nicht kennen, fragen Sie bitte jemand, der sich damit auskennt

    • @Kaboom:

      Ein Gastrecht gibt es nicht. Jemand kann einem anderen Gastrecht gewähren, oder auch nicht. Mit Asyl etc. hat das aber genau gar nichts zu tun.



      Im Übrigen hatte Angela Merkel schon ein paar Tage vor Sahra Wagenknecht genau denselben Spruch gebracht. Vergeichbare Aufregeung gab es dazu seinerzeit nicht ansatzweise.

      • @Rainer B.:

        Genauso ist es. Und das weiß selbstverständlich auch Frau Wagenknecht. Und ebenso selbstverständlich war das Statement dazu gedacht, beim braunen Bodensatz Boden gutzumachen.

        Achja, was Frau Merkel den lieben langen Tag so von sich gibt, ist in diesem Kontext irrelevant, sie tritt schließlich nicht für die Linke an.

    • @Kaboom:

      Die Kanzlerin hat das mit dem „Gastrecht“ auch gesagt:

      www.sueddeutsche.d...-bei-uns-1.2810794

      Wieso ist das dann nur bei Wagenknecht schlimm? Immerhin ist die CDU möglicher zukünftiger Koalitionspartner auf Bundesebene der Grünen! Also einer Partei die Höcke Sätze von sich gibt!

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @Kaboom:

      Schon möglich aber der Aussage stimmt der Großteil der Deutschen und vermutlich auch der Großteil aller Einwanderer zu, und damit gewinnt man Wahlen. Und gewinnen ist das einzige was zählt

      • @83379 (Profil gelöscht):

        Zum Ersten halte ich die Behauptung, das Statement sei mehrheitsfähig für Nonsens, zum Zweiten ist das völlig irrelevant. Relevant ist, dass es NICHT um das Gastrecht, sondern um das verfassungsmäßig verbriefte Asylrecht geht.

    • @Kaboom:

      Was an dem Satz ist nüchtern betrachtet rechtspopulistisch? Ich bin ernsthaft an einer Erklärung interessiert.

      • @hup:

        Glaube ich zwar nicht, aber wegen mir: Die Flüchtlinge in Deutschland genießen Asylrecht. Und NICHT Gastrecht.

  • Die Fans von der Partei DIE LINKE sind offensichtlich der Ansicht, das Kritik nur erlaubt ist, wenn sie eine bekannte Persönlichkeit aus der Partei äußert.

    Ist man hingegen ein Niemand, so wird Frau Böth hier im Forum ja eingeschätzt, dann hat man den Mund zu halten und die richtigen Leute zu wählen.

    Gelebte Demokratie.

    • @Jim Hawkins:

      Statt gute Positionen zu vertreten und dafür einzustehen fürchtet Frau Böth um eine gute Presse.

      Das Problem ist, dass die Presse die Partei die Linke aus Prinzip verunglimpft und bekämpft. Da wird SED Nachfolge aufs Tapet gebracht, auch bei Politikern, die nie etwas mit SED zu tun hatten. Aussagen zur Zuwanderung werden in AfD Nähe gerückt, obwohl lediglich der Rechtsstaat angemahnt wurde. Halt Totschlagsargumente, ohne sich wirklich mit den Inhalten auseinanderzusetzen.

      Davon sollte man sich nicht abhängig machen, sondern klare Inhalte und Parteiziele verkünden und durchhalten

      • @Martin_25:

        Kennen Sie die Band Großstadtgeflüster?



        Die haben einen Song, der heißt "Fickt-Euch-Alle"

        "Es ist ja nun mal so, wenn's läuft dann waren's immer alle



        Wenn es nicht läuft immer alle anderen"

        So fängt er an. Diese Haltung war auch bei "Aufstehen" schon notorisch.

        Der Niedergang war begleitet von Schuldzuweisungen an Hans und Franz, an Gott und die Welt. Nur die Initiatoren trugen keine Verantwortung für das Scheitern.

        Politik ist eben kein Kindergeburtstag, bei man Fußball spielt, ohne die Tore zu zählen.

        Aber wir wollen ja auch Spaß haben. Also:

        www.youtube.com/watch?v=kPMRkQK2szI

  • Wer ist eigentlich Gunhild Böth? Noch nie etwas von ihr gehört. Obwohl ich in NRW lebe. Von Frau Wagenknecht kenne ich viele Positionen, die ich als Linker und Gegner der Lifestyle Linken teile.



    Der Niedergang der Linken hat doch auch viel mit der Tatsache zu tun, dass Menschen mit Sachverstand und Kompetenz wie in anderen Parteien auch bei Die Linke immer weniger Chancen haben. Gefragt ist doch für eine typische Parteikarriere die Mitgliedschaft in einer Seilschaft, was man beschönigend auch Netzwerk nennt. Da hat Frau Wagenknecht ihre Schwächen und bietet offene Flanken für Mobbing. Siehe Kipping/Riexinger oder auch diese Frau Böth, die politisch doch völlig unbedeutend ist.

    • @Rolf B.:

      Schonn. Aber Frau Anna Lehmann wunderbar in ihren sattsam bekannten die-Linke-bashing-Lauf paßt.



      Ärmlich •

    • @Rolf B.:

      Welcher Niedergang der Linkspartei? Von ein paar zerquetschten Prozentpunkten hat sich die Partei in 30 Jahren auf ein Vielfaches, fast 8 % hin hoch gearbeitet? 🤣

    • @Rolf B.:

      Ich schließe mich an.



      Linke Mitglied seid PDS Zeiten



      Hannover

  • Spitzen- oder Spaltungskandidatin?



    Wie wäre es mit Spitzenspaltungskandidatin?

    • @Rudolf Fissner:

      Die Frage ist doch, wer spaltet, derjenige, der die Linke als Genderpartei sieht, und dem Sternchen wichtiger sind als das Wohlergehen der Bevölkerung, oder der, der linke Inhalte vertritt, und dafür auch noch pragmatische Konzepte und Pläne vorlegt. Also haben die Tortenwerfer recht, und die vereinigen also die Linke?

      • @Martin_25:

        Spalten tut auf jeden Fall der, der zwei Töpfe aufmacht, diese mit Unterstellungen und Wertungen belegt und dann alle hineinsortiert.

      • @Martin_25:

        Es wird keine "vereinigte Linke" geben, weil man sich entweder vor der Wahl oder nach der Wahl aufeinander eindreschen wird wie gewohnt seit Jahrzehnten. Denn: Für RRG wird es nicht reichen.

    • @Rudolf Fissner:

      Na ja, immerhin bezeichnet sie Merkel nicht als Merkelchen und spielt kein Candy Crush!

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Gunhild Böth?



    Sorry, aber den Namen höre ich zum ersten Mal.



    Was soll das?



    Wollen die Linken keine Wählerstimmen bekommen?

    Selbstverständlich muss man Wagenknecht eine Bühne geben. Sie ist die Frontfrau der Linken, allem Gezank zum Trotz.

  • Als ob die Linkspartei nur mit einer Sarah Wagenknecht an Spalteritis leiden würde. Auch wenn einige ihrer Äußerungen ziemlich populistisch daherkommen, scheint mir ihr politisches Potential um Einiges größer, als das viler ihrer Parteikollegen.

  • Sarah Wagenknecht steht für Vernunft.

    Und wird damit NRW nur gut tun. Das Saarland ist zu klein für sie.

    • @shantivanille:

      2015 und danach hat die Linke gerade im Westen Zulauf von jungen Wählern wegen des No Border-Zuwanderungskonzeptes bekommen.

      Diese Gruppe würde Sarah Wagenknecht verprellen.

      Dass ihre Position rational ist, will ich dabei nicht in Abrede stellen.

  • Ohne Wagenknecht wird die Linke in der Versenkung verschwinden. Eigtl. die letzte gute Politikerin dort, Sie spricht wenigstens tacheles und auch unangenehme Fakten an(Migrationskrise). Wenn Sie kandidiert werde ich dieses mal wieder Linke wählen, wenn nicht irgendwas anderes(Tierschutzpartei oder ÖDP)

  • Sahra Wagenknecht ist die realistischte und sachorientierteste Linkenpolitikerin überhaupt! Sahra Wagenknecht ist in der Lage die Linke in eine renommierte Partei, die links neben der SPD ist, zu etablieren und diese zu führen. Sie ist Pragmatikerin, die optimal eine faire und flächendeckende Arbeits-, Sozial-, Steuerpolitik sowie eine nachhaltige Wirtschafts- und Umweltpolitik garantiert, die besser und zielorientierter ist, als die anderen demokratischen Parteien (ausgenommen die AfD - diese ist eine nicht demokratisch, sondern eine demokratiegefährdente Partei). Gysi und Wagenknecht waren und sind meine politischen Spitzenkanditaten - überhaupt! Frau Wagenknecht könnte z. B. Prof. Bontrup (alternative Wirtschaftspolitik) für den Bereich Arbeit und Wirtschaft gewinnen. Mit Utopisten und Utopien gewinnt man keine Wählerstimmen und definitv keine Wahlen! Wagenknecht steht für kontinuierliche Pragmatik und Realität.

    • RS
      Ria Sauter
      @Der Niederbayer:

      Sehe ich auch so. Hoffentlich hat sie Erfolg. Wird Zeit, dass diese kluge Frau wieder gehört wird.

    • @Der Niederbayer:

      Sehe ich genau so. Aber einige " Partei-Crasher " hier und auf Veranstaltungen der Linken , werden noch den letzten Rest der " Normalos " bei der Linken vertreiben. Völlig wahnsinnig was für was für irre Zeitgeister hier gegen Wagenknecht schießen. Das sind meiner Meinung auch genau die, die



      linke islamkritische Veranstaltungen crashen und sich mit " Irren " gemein machen. Sie werden die Partei noch in den Ruin treiben.

  • Wenn sie im Bundestag auftritt, schaue ich auch wieder mal PHOENIX.

  • Die Partei hat eben eine Eigentümerin, die frei entscheiden darf wo Sie antritt, abtritt oder wegtritt

    Wenigesten sieht sie noch immer gut aus

    • @SUSANNE FRIEDLICH:

      Diese inhaltsleeren, vor Häme triefenden Einwände sind es, die das Land so runterbringen.

      • @Audi300000km:

        Sehe ich genau so

  • Spaltungskandidatin? Ohje.. Frau Wagenknecht gebührt großer Respekt, dass sie trotz des Mobbings durch die Partei aufgrund ihres Einsammeln von Wählerstimmen mithilfe von Populismus antritt und ihren parteiübergreifenden, landesweiten positiven Ruf dazu einsetzt, dem Ziel linker Mehrheiten näher zu kommen. Sie ist der fleischgewordene Beweis, dass Populismus auch emanzipieren kann. In meinem Freundeskreis gibt es niemanden, der Sahra Wagenknecht nicht mag, weil sie weder ideologisch verbohrt noch machtgeil ist. Eine Frau wie sie als Schaden für die Partei zu bezeichnen können auch nur Linke, bei denen das Glas immer halb leer ist.

    • @LennyZ:

      In meinem Familien- und Freundeskreis kenne ich auch niemanden, der (Gysi und) Wagenknecht nicht mag.

      Meine Mutter über Katja Kipping: "Die Frau ist doch ein Fressen."

      Das unsolidarische, neidische Verhalten der Spitzen-Linken gegenüber Wagenknecht wurde sehr genau registriert vom Volk. Vielleicht gibt es ja doch mal einen positiven politischen Schub bei der nächsten BTW.

    • @LennyZ:

      Also Populismus so schönzureden ist schon erstaunlich, finden Sie nicht? Der "linke" Populismus von Frau Wagenknecht befeuert eher Stimmungen für Rechts, für Abschottung und egoistische Außenpolitik. Das ist Nährboden für Afd und nicht Die Linke.

      • @Fe lix:

        Interessant ist, dass Populismus immer nur bei anderen auftritt. Bei den anderen Parteien heißt das entweder pragmatische Politik, oder alternativlose Politik.

        Schauen wir auf einige Kritikpunkte

        1. Dass ein Land seine eigenen Einreisebestimmungen festlegt und durchsetzt ist weltweit Standard und nicht "Populistisch"

        2. Dass man Fluchtursachen besser an der Quelle beseitigt als nachträglich ein Pflästerchen aufzupeppen ist sinnvoll, und verhindert unsägliches Leid.

        3. Eine bessere Stellung von sozial benachteiligten sollte für alle Parteien selbstverständlich sein, und Frau Wagenknecht stellt dazu einige Konzepte auf. Darüber kann dann demokratisch entschieden werden.

        4. Dass man mit andersdenkenden Menschen weiter kommuniziert, und sie nicht ausgrenzt sollte selbstverständlich sein. Es gibt kein moralisches Gebot nicht mit anderen Menschen zu reden, auch nicht mit AfD Anhängern. Das sind Spielchen der Altparteien, die sich nicht mehr inhaltlich unterscheiden, und für Scheinheilige.

      • @Fe lix:

        Populismus ist immer der Erfolg der Anderen und die Uneinsichtigkeit des Klagenden, selbstverschuldet den Willen der Vielen nicht entsprochen zu haben. Der Souverän entscheidet und wählt und hat solange Recht, bis ihn ein guter Politiker von anderem überzeugt hat. Einem Wahlkämpfer, der nicht populistisch ist, fehlt der politische Erfolgswillen. Was machen die Gestalter von den Wahlplakaten anderes als Populismus zu suchen?

      • @Fe lix:

        WENN es Populismus ist, Dinge, die offensichtlich sind, auszusprechen,



        DANN ist an Populismus nichts auszusetzen.

        • @Zweifler:

          "Offensichtlich" meint in diesem Kontext in aller Regel Übereinstimmung mit den Positionen der AfD. Mehr gibts dazu nicht zu sagen

          • @Kaboom:

            Komplett richtig, wenn die AfD sagt es ist Tag, dann muss ich behaupten es ist Nacht. So kommt man gut ins Gespräch und überzeugt alle anderen mal nach draussen zu sehen, ob die Sonne oder der Mond scheint. Wenn die AfD mehr Krankenhäuser fordert, dann muss das aus Prinzip bekämpft werden.

            Wo sind wir da hingeraten mit der Ausschließeritis. Das hat nichts mit Positionen zum Wert von Ausländern zu tun, und der Angst einiger D zu kurz zu kommen.

            • @Martin_25:

              Na, da ist es doch gut, dass Frau Wagenknecht AFD-Positionen vertritt ... muss dann nicht AfD wählen, sofern die Linken die Frau nicht noch aus der Partei mobben. Weimar lässt grüßen!



              Das ist jetzt natürlich Ironie, da ich einfach nicht davon ausgehen möchte, dass eine solche (ver)querfrontlerische Logik die Aussage Ihres Posts sein kann. Oder?



              Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Frau Wagenknecht ihren auch außerhalb der Linken-Parteikreisen guten Namen dafür riskieren würde, in irgendeiner Weise mit Faschisten zu kooperieren. Oder bin ich da auch zu naiv?



              Oder heißt es jetzt: wenn sich Schwarz-Grün verbindet, um das neoliberal-kosmopolitische Projekt der Postmoderne voranzutreiben, gilt auf der anderen Seite: Kommunitarier aller Länder, vereinigt euch ... ist doch wumpe, ob rechts oder links?

  • Also ich wähle LINKS, habe aber von einer Frau Gunhild Böth noch nie in meinem Leben was gehört, muss man Frau Böth kennen?

    ...“ Mail an den Landesvorstand davor gewarnt, Wagenknecht als Spitzenkandidatin aufzustellen. Auf der Landesvertreterversammlung „wird sicherlich eine Debatte über einige ihrer Positionen stattfinden“, schreibt Böth in der Mail, die der taz vorliegt. „Dies wird vor laufenden Kameras und allen Medien stattfinden. “

    Ach Gottchen, kraisch*, eine Diskussion vor laufender Kamera, bloss nicht...Bitte keine Auseinandersetzung, keine unterschiedliche Meinungen, bitte Gleichschritt.

    Die Linke verliert momentan vollends den Kompass und orientiert sich an besserverdienende Akademiker, eigentlich Kernklientel der GRÜNEN, und ich erwarte von einer Partei, die ich wähle, dass sie Diversifikation und freie Meinungsäusserung zulässt, und nicht bei einer Diskussion vor laufender Kamera aufkraischen muss, weil sie mit anderen wohlüberlegten Meinungen wie die von Frau Wagenknecht nicht umgehen kann. Und wissen Sie Frau Böth, wenn Sie mit anderen Meinungen nicht umgehen können, das ist eine Sache, aber wie kommen Sie darauf, dass Frau Wagenknecht ihrer Partei schadet, weil in unserem Umfeld hier, wählen alle Links aber nicht wegen Ihnen, sondern ganz klar und eindeutig wegen der Bundestagsabgeordneten Frau Wagenknecht, deren Erkenntnisse linker Politik Ihnen nicht gefallen. Und ich kann als „besserverdienende Akademikerin“ auch die GRÜNEN wählen, oder auch gleich FDP, wenn Sie bitte verstehen mögen.

    Die Linke ist keine DDR Gleichschritt, Einheitsmeinungsbrei Partei und Grundvoraussetzung für meine Wahl der LINKSpartei ist, dass man seine Ansichten in der Partei frei äussern kann und nicht deswegen via Mailwarnung ausgeschlossen wird, was ist das denn bitte?

    Ich werde kur das nochmal sehr sehr genau überlegen und ansehen wie Sue mit ihren Mitgliedern umgehen.

    • @Kat Sim:

      Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass eine Partei, die sonst Diversität ganz oben auf ihrer Agenda stehen hat, offensichtlich kein Interesse an Diversität von Meinungen hat.

  • Es besteht wieder Hoffnung,dass mit Frau Wagenknecht wieder Niveau im Parlament einzieht,was man ja im Moment in Berlin vergeblich sucht.



    Wäre doch mal ne Kandidatin,welche Mutti nachfolgen könnte.



    Gebt den Würdigen eine Chance !!!!!!!!

    • @Jens Tischer:

      Soll sie dirket beim cdu-Parteitag kandidieren oder lieber als Kopf einer Rot-Rot-Grün-Koaition?

  • Juchuuuu, ich wohne in NRW!

  • Sahra Wagenknecht ist aus meiner Sicht rassistisch orientiert. Aber das wundert niemanden, der sie zur Kenntnis nimmt. Sicher ist sie - im Gegensatz zu dem Witzbold Riexinger :-) - eine brillante Rednerin. Nur frage ich mich rhetorisch, nimmt sie auch an den Treffen des Oskar Lafontaine mit Thilo Sarrazin teil.

    • @Pink:

      Rassismus, den Joker musste man ja ziehen, - wie hieß das beim Satiriker Kishon so schön: Ben-Gurion geht über alles! Wenn eine, die zunächst das eigene Land fitmachen will, bevor sie die weite Welt beglückt, schon rassistisch ist, dann hat man den Rassismus aber toll zum Scheinmonster aufgeblasen.

    • @Pink:

      Sahra Wagenknecht rassistisch? Klar, ein wenig natürlich - sie bringt sicher sehr viele Menschen in der Richtung auf die Palme oder macht sie emotional sehr betroffen. Aber kann das ein Kriterium sein sie nicht aufzustellen. Die Diskussion darüber ist hitzig, die Nerven liegen blank, die emotionale Betroffenheit ist sehr groß. Wenn wir da alle Rassisten aus der Politik ausschließen, wird es sehr dünn besetzt.

    • @Pink:

      Warum ist sie Ihrer Meinung nach "rassistisch orientiert"? Etwa weil sie die Coronamassnahmen hinterfragt und daher automatisch in diese Kategorie gestellt gehört?

    • @Pink:

      Sarah Wagenknecht Rassismus zu unterstellen, ist genau so dämlich wie Gregor Gysi Antisemitismus zu unterstellen. Wenn die Fakten ausgehen, bleibt halt offensichtlich nur die Diffamierung mit alternativen Fakten bzw. Fake News.

      • @Jonas Corvin:

        Gregor Gysi war nie Antisemit.

    • @Pink:

      Sie denken auch " egal womit ich werfe - es wird schon was hängen bleiben"?!?



      Äußerst unseriös und unlauter - das kann weg.

      • @tom-pex:

        Sage mir mit wem Du umgehst und ich sage dir wer du bist.



        Thilo Sarrazins Ehefrau, Lehrerin, nannte einen Jungen in ihrer Klasse gerne Toyota. Sie weigerte sich, das Kind beim Namen zu nennen, wie es eigentlich üblich sein sollte.



        Und wenn Oskar Lafontaine sich mit Sarrazin gemein macht, dann kann Sahra Wagenknecht nicht weit sein.

        So einfach ist das.

        • @Pink:

          Erst einmal heißt es, Sage mir mit wem Du dich bettest dann sage ich dir wer Du bist. Seit wann macht sich Lafontaine mit Sarrazin gemein. Wenn Sie was gemeinsames hatten, dann war es das, daß beide mal in der SPD waren, das ist aber schon lange her ds war die SPD noch Volkspartei. Nach meiner Einschätzung sind beide Demokraten und keine Extremisten und Demokraten reden miteinander

        • @Pink:

          Ich dachte, KONTAKTSCHULD wäre Sache der Nazis oder der Stalinisten gewesen.

        • @Pink:

          Sehr einfaches Weltbild. Die AfD argumentiert auch gerne so...

          • 9G
            96177 (Profil gelöscht)
            @Wusel Dusel:

            danke!

        • 8G
          83191 (Profil gelöscht)
          @Pink:

          Mit Jemandem eines anderen politischen Lagers zu reden ist nicht sich gemein machen. Im Normalfall würde man dazu sagen, ein Problem durch Ausloten eines Konsens klarer zu erkennen (egal ob das Problem in diesem Fall die Thematik selbst oder die jeweiligen Meinungen sind). Ein intelligenter Mensch ist u.a. dadurch gekennzeichnet, dass er weiß das er nicht alles wissen kann. Mit einem wissenschaftlichen Ansatz heißt das, seinem Weltbild widersprechende Informationen suchen, prüfen und dann das eigene Weltbild neu beurteilen oder ggf. anpassen. Die Alternative dazu ist der Ansatz "Ich hab Recht und mit Abweichlern muss ich nicht reden / diese ausgrenzen." .. Zu was dieser Ansatz im Mittelalter innerhalb der Christlichen Gemeinschaft geführt hat wissen Sie ja. Spaltung :-)

          Und der zweite Teil Ihrer Argumentation ist Sippenhaft.

          So einfach ist das.

        • @Pink:

          Seltsame Argumentation.

          Weil Sarrazins Frau als Lehrerin einenJungen nicht bei seinem richtigen namen nannte, ist Sahra Wagenknecht eine Rassistin.

          Aha...

          • @rero:

            .. Aha, der ist gut, den kannte ich noch nicht, - was muss die Wut auf Frau Wagenknecht doch enthemmt groß sein ...

  • Wagenknecht ist eine brillante Rednerin, kluge und kompetente Frau und was Sie vielen ihrer linken Mitstreiter voraus hat, ist eine realistische Migrationspolitik. Sie hat sich immer stark für die Verbesserung der Lebensverhältnisse von Sozialschwachen in Deutschland eingesetzt. Andres als ihre Partei macht Sie Realpolitik und keine Identitätspolitik, viele Linke haben vergessen, für wen Sie Politik machen. Eigentlich ist Sie das beste Pferd im Stall. Für Sie wäre es aber besser eine eigene Partei zu gründen.

    • @bleibzuhaus:

      Sie kümmert sich nicht nur in D, sondern auch in den Herkunftsländern der Flüchtlinge. Es nützt nichts Staaten durch Sanktionen oder Unterstützung von Bürgerkriegen ins Elend zu stoßen, und dann eine Handvoll Flüchtlinge (und zwar auch nur genau diejenigen die es trotz Abwehrmaßnahmen geschafft haben und gut ausgebildet sind) als ungeliebte Billiglöhner aufzunehmen.

    • @bleibzuhaus:

      "eine realistische Migrationspolitik"



      Die Frau will 'Kapazitätsgrenzen' in der Flüchtlingspolitik. Effektiv bedeutet das, dass man Menschen die nach dem GG sowie nach internationalem Recht Anspruch auf Asyl haben dieses verweigern muss. Umsetzbar ist das nur mit dem menschenverachtendem Instrumentarium von Frontex, Lagern, Push-Backs, unterlassener/unterdrückter Hilfeleistung, etc. das schon viel zu lange etablierter Standard ist.



      "Verbesserung der Lebensverhältnisse von Sozialschwachen in Deutschland"



      "viele Linke haben vergessen, für wen Sie Politik machen."



      Den Punkt "in Deutschland" würde ich dafür jedenfalls nicht als wesentliches Kriterium anführen.



      "Für Sie wäre es aber besser eine eigene Partei zu gründen."



      Einen zumindest ähnlichen Versuch gab es ja mit "Aufstehen". Darüber, dass das auf kompletter Linie gescheitert ist bin ich nicht im mindesten unglücklich. Ein linker Populismus ist schon allein deshalb in sich widersprüchlich weil er zwangsläufig niemals emanzipatorisch sein kann.

      • @Ingo Bernable:

        Kapazitätsgrenzen hat sie bei der Migration gefordert, und da gibt es kein GG und internationales Recht. Also bitte nichts verwechseln. Das Instrumentarium von Frau Wagenknecht war die Fluchtursachen zu bekämpfen, und nichts anderes.

        Die Lebensverhältnisse von Sozialschwachen weltweit zu verbessern liegt gerade nicht im direkten Einflussbereich von D Politikern. Mir würde es schon reichen, wenn sie das wenigstens in D hinbekommen würden, ohne die Welt auszuhungern und mit Krieg zu überziehen.

        Aufstehen war nie als Partei geplant, sondern als Plattform für Linke Ideeen unabhängig von der Parteienlandschaft (Also ähnlich zu den Millionenschweren Think Tanks und Stiftungen, die Politik betreiben.

      • @Ingo Bernable:

        Sie schrieben: " Ein linker Populismus ist schon allein deshalb in sich widersprüchlich, weil er zwangsläufig niemals emanzipatorisch sein kann." --- Es scheint mir eine logische Worthülse, geboren im universitären Umfeld. Wenn Links-Sein bedeuten würde, für jede Minderheit emanzipatorisch sein zu wollen, bedeutet das Macht- und damit Gestaltungsverzicht. Damit sind damals die Linken unter den Grünen mit ihren Emanzipationsversuchen für die Pädophilie krachend gescheitert. Aus der Geschichte lernen heißt auch mal gewinnen zu lernen.

      • @Ingo Bernable:

        Sie schrieben: "Die Frau will 'Kapazitätsgrenzen' in der Flüchtlingspolitik. Effektiv bedeutet das, dass man Menschen die nach dem GG sowie nach internationalem Recht Anspruch auf Asyl haben dieses verweigern muss. " --- Natürlich, denn die BRD hat nicht die Mittel sämtliche Fluchtwilligen der Welt aufzunehmen. Die Meisten als Flüchtlinge Bezeichneten sind gar keine Flüchtlinge im UNO-Sinne, sondern Sozial-Migranten, die im Vergleich zu ihren Landsleuten auf die Überholspur wollen, also sollten Kapazitätsgrenzen kein Problem sein. Persönlich gesehen sind diese Leute natürlich im Recht, gesellschaftlich gesehen im Unrecht. Die wahren Übeltäter sind aber die Anwälte, die diese Leute zu Rechtsstreitigkeiten zu ihrem eigenen Anwaltsverdienst überreden und ihnen bei den Schleichgängen deutscher Gerichtsbarkeit Jahre ihres Lebens stehlen, da ihnen die Aussichtslosigkeiten bekannt sind. Wer nicht bereit ist, die Asylpolitik logisch zu diskutieren wird unlogische politische Wut ernten.

        • @Audi300000km:

          "die im Vergleich zu ihren Landsleuten auf die Überholspur wollen"

          Ist das die Überholspur, auf der die Leute in den Schlauchbooten im Mittelmeer unterwegs sind um dann im mare nostrum zu ertrinken?

          Oder ist es die Überholspur, die in Camps führt, wo man bei Wind und Wetter, im Schlamm und im Dreck vegetieren muss?

          Wenn man erst einmal herausgefunden hat, dass diese Leute gar nicht politisch verfolgt werden, dann kann man sie auch ohne weiteres wie Dreck behandeln.

      • 8G
        83191 (Profil gelöscht)
        @Ingo Bernable:

        Ich denke der Konflikt der Linken (nicht nur der Partei) liegt nach wie vor zwischen Realisten und Idealisten.

        Die Einen versuchen das umzusetzen, was möglich ist. Jeden Flüchtling aus egal welchem Grund in Deutschland aufzunehmen wird dieses Land nicht schaffen, egal was im GG steht. Gründe dafür sind so offensichtlich wie vielfältig (Unterbringung wenn günstige Wohnungen so schon knapp sind, Arbeitsmöglichkeiten anbieten um Slums oder Illegalität zu vermeiden, unmögliche Kalkulation Wie Viele Menschen kommen werden, Sprachbarrieren, Rückgang der Aufnahme durch andere Länder wenn wir eine "Garantie" ausgeben usw.usf.). Eine "Obergrenze" existiert also rein physisch. Das ist ein Fakt, Leider. Wir können jetzt entweder die physische Realität anerkennen und an den Details arbeiten, wie vielen Menschen können wir bestmöglich helfen etc. oder wir scheitern mit besten Wissen und Gewissen.

        Die Idealisten ziehen halt häufig Letzteres vor, weil Ihnen ihr Gewissen wichtiger ist. Da wird schnell vorausgesetzt das alles was wir machen von anderen Ländern kopiert wird weil es moralisch/ethisch richtig ist.

        Das die Welt so nicht funktioniert sieht man an den Wahlen von z.B. Trump, Bolsonaro, Erdogan usw.

        Frau Wagenknecht hat das erkannt. Sie gehört zu den Realisten. Wird sie auf so eine krumme Tour (als 3. Kandidatin ins umkämpfte Saarland) ausgebootet, obwohl der Landesvorstand NRW sie mehrheitlich (!) haben will, ist diese Partei für mich abgehakt. Da ist mir jeder Streit lieber.

        • @83191 (Profil gelöscht):

          Das Problem bei Wagenknecht ist, dass sie in den meisten Dingen eher zu den Idealisten und Theoretikern zählt, eine ideologisch konsequente Linie verficht und dafür gerne bereit ist, ihre Partei aus irgendwelchen Regierungskoalitionen bis auf weiteres fernzuhalten. Dass sie jetzt gerade an einem besonders in Deutschland ethisch hochproblematischen Punkt plötzlich nüchtern-realpolitisch argumentierend das links schlagende Herz bluten lässt, irritiert nicht zu Unrecht.

          Dass sie damit auch die Realos der Partei nicht hinter sich bekommt, hat zwei Gründe :

          1. Realos wollen regieren und haben daher etwas gegen Urnengift. Und eine als xenophob verreißbare Einstellung zur Migration IST für die Linken Urnengift. Davon abgesehen ist es WIRKLICH dünnes Eis, "objektive" Argumente für etwas zu liefern, was andere aus nationalistischen oder rassistischen Motiven fordern. Auf der anderen Seite dieser Trennlinie (nämlich da, umgekehrt rassistische Denke in vermeintlich objektive Zahlen umzugewandelt wird), aber strikt inhaltlich deutlich weniger weit entfernt, als einer Linken lieb sein sollte, steht Thilo Sarrazin.

          2. Letztlich ist diese "Wendung" gar nicht einmal einem neuen Realismus geschuldet: Wagenknecht ist vor allem Keynsianerin und als solche immer stark auf den möglichst abgeschlossenen Binnenmarkt als ökonomisches Universum fokussiert. Großmaßstabige Migration passt genauso wenig in ihr strikt nachfrageorieniertes Wunschmodell wie globaler Freihandel. Sie ist also voll auf dem alten Kurs und will eigentlich - mal wieder - mit dem Kopf durch die Wand.

      • @Ingo Bernable:

        was Ingo sagt. ^^

      • @Ingo Bernable:

        Nun darf man nicht vergessen, dass es nicht nur Asyl gibt: wir haben in Deutschland sehr viele Schutztitel und alle sind wichtig, hinter allen stehen menschliche Schicksale. Asyl ist durch die politisch Komponente auch sehr eng gefasst (wird glaube ich zum Glück oft weiter ausgelegt). Sie können kaum die anderen Schutzbedürftigen Menschen gegen Asylberechtigte abwerten.

        Zu allen in D Schutzberechtigten ist es aber so, dass wir die meisten auf die eine oder andere Art abwehren, wie etwa jetzt gerade und die letzten Jahre Jemen, wo Millionen schutzberechtigt wären. Seit Jahrzehnten Teile des Kongo/Zaire usw. D.h. Faktisch wehren wir ab und rein praktisch geht es wohl auch nicht ohne Kapzitätsgrenzen. Möglicherweise meint Wagenknecht ja nur das und keine Abwertung der Menschen?

      • @Ingo Bernable:

        Die Frau hat mehrfach klargestellt, dass die sog. Kapazitätgrenzen eben nicht für die Menschen gelten sollen, die vom GG her ein Recht auf Asyl haben, sondern für die im Volksmund genannten Wirtschaftsflüchtlingen, die eben nicht unter das GG fallen. Was Sie hier schreiben ist also schlicht falsch.

        "Ein linker Populismus ist schon allein deshalb in sich widersprüchlich weil er zwangsläufig niemals emanzipatorisch sein kann." LOL sorry...1. warum? 2. wovon soll sich der linke Populismus emanzipieren?

  • Tja mit Sara mag es schlechte Presse geben. Ohne Sara wurschtelt man halt auf einem moralisch höherem Level ohne Presse irgendwie vor sich hin. Wähler begeistert das bestimmt nicht, dort greift sich die begrenzte Anzahl linker Ideologen, das wars.

  • "Ein Kapitalist ist für mich jemand, der ein Unternehmen als bloßes Anlageobjekt betrachtet. Ein Unternehmer ist hingegen jemand, von dessen Power ein Unternehmen lebt."

    aus: Sahra Wagenknecht, Couragiert gegen den Strom

    Der eine rafft, der andere schafft. Damit kann man in Deutschland bei Wahlen schon punkten.

    • @Jim Hawkins:

      Ich sehe das ehrlich gesagt sehr ambivalent. Keine Frage es gibt Kapitalismuskritik die strukturell antisemitisch ist und manchmal ist sie es sogar primär. Der zitierte Satz lässt sich fatalerweise in genau dieser Lesart interpretieren und zwar unabhängig davon ob er auch so gemeint war. Ebenso tauchen die Antisemitismusvorwürfe absehbar bei Schlagworten wie "internationalem Finanzkapital", "Spekulant*innen" oder Slogans wie den "99%" von Occupy auf. Die Möglichkeit derartigen Vorwürfen zu entgehen scheint einzig im Rückzug auf eine sehr allgemeine Kritik an den systemimmanenten Akkumulationsprozessen zu liegen, die für die strukturellen Unterschiede zwischen einem Klempnerbetrieb mit 3 Angestellten und Akteuren wie Bridgewater, BlackRock, Berkshire Hathaway, ICBC oder Munich Re (bewusst) blind ist. Eine eigene Kategorie derartiger Player scheint aber nicht nur angesichts deren "Systemrelevanz" (der Bail-Out mit Steuergeldern wurde ja auch nötig um zu verhindern, dass weitere Teile der Wirtschaft mit in den Abgrund gerissen wurden) angebracht, sondern auch aufgrund der realen Risiken die sich schon aus Teilen deren Regelbetrieb ergeben wie etwa Spekulationsattacken gegen Währungen die potentiell ganze Volkswirtschaften zum kippen bringen können, Immobilienmärkte bei denen Buch- und Gebrauchswert schon längst komplett entkoppelt sind oder finanzialisierte Nahrungsmittelmärkte deren Preise weniger mit den Herstellungskosten als mit der Stimmung an der Börse und der Performance anderer Investitionsmöglichkeiten zu tun haben. Die Kritik derartiger Zustände als antisemitisch zu labeln und damit zu verunmöglichen hilft letztlich nur dem Kapitalismus.

      • @Ingo Bernable:

        Ich denke nicht, dass diese Kritik "dem Kapitalismus" hilft, den es freilich in monolithischer Formation nicht gibt, aber sie wird Frau Wagenknecht und ihren Anhängern helfen.

        Man muss diese Kritik nicht als antisemitisch labeln, auch wenn Anklänge da sind, man sollte sie als falsch labeln. Dann wären wir schon ein Stück weiter.

        Wie würde denn das zu Ende gedachte Paradies dieser Denkweise aussehen? Würde es noch Großbanken geben? Fertigt man Autos nur noch in Manufakturen?



        Wie funktioniert Kapitalismus ohne Finanzkapital?

        Ist Silvio Gesell dann einer der Wirtschafts-Weisen? Geht es zurück zum Rheinischen Kapitalismus? Tragen die Unternehmer wieder Zylinder?

        • @Jim Hawkins:

          "Wie würde denn das zu Ende gedachte Paradies dieser Denkweise aussehen? Würde es noch Großbanken geben? Fertigt man Autos nur noch in Manufakturen?"

          Das weiß ich nicht. Was ich weiß ist, dass es keinerlei Berechtigung für 200fache Gehälter gibt, und auch eine Berechtigung zum Beherrschen dank der Ahnenreihe (Erbschaft) und der Produktionsmittel ist für mich nicht erwünscht. Sonst leben wir bald wieder im Feudalismus

        • 9G
          90634 (Profil gelöscht)
          @Jim Hawkins:

          Das Lieblingsargument der Konservativen. Wenn man sich eine Veränderung nicht vorstellen kann oder nicht wünscht, dann behauptet man einfach, dass wir ohne das, was verändert werden soll, wieder in der Steinzeit landen würden. Funktioniert beim Kapitalismus, beim Nationalstaat und autofreien Innenstädten. Zum Glück ändert sich die Welt aller Mahnungen zum Trotz, und wir wohnen immer noch nicht wieder in Höhlen.

          • @90634 (Profil gelöscht):

            Und in welche Richtung ändert sich die Welt?

            Ich habe nur versucht darzustellen, dass die Wagenknecht'sche Sichtweise auf den Kapitalismus falsch ist.

            Ich bin mir darüber im Klaren, dass viele Fans der Partei Die Linke nicht auf Kritik stehen und diese gern verunglimpfen. In diesem Fall wird sie eben als "konservativ" verleumdet.

            Wenn es der Sache dient, von mir aus, von dieser Sache halte ich dann allerdings nichts.

            Trotzdem bin ich der Meinung, dass emanzipatorische Kapitalismuskritik der regressiven vorzuziehen ist.

            Auch, wenn die Säulenheilige etwas anderes sagt.