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Ukrainischer Historiker über Selenskyj„Die Ukraine kauft Zeit für Europa“

Europa muss die Ukraine als Lösung ansehen, nicht als Problem, sagt Jaroslaw Hrytsak. Selenskyj hält er für einen Populisten mit „menschlichem Antlitz“.

Russische ­Panzer zu Fitness­geräten: Ein Mann macht Klimmzüge an einem von der Ukraine erbeuteten Panzer in Odessa, Ukraine Foto: Thomas Peter/reuters
Interview von Barbara Oertel

taz: Herr Hrytsak, laut Kreml-Propaganda ist in Kyjiw eine faschistische Junta an der Macht, und Moskau will die Ukraine entnazifizieren. Auch in Deutschland gibt es nicht wenige, die meinen, extreme nationalistische Kräfte wie der Rechte Sektor oder die Partei Swoboda seien in der Ukraine sehr einflussreich. Wie sehen Sie das?

Jaroslaw Hrytsak: Ich würde vorschlagen, dass sich diese Leute mehr auf Deutschland konzentrieren sollten. Doch davon abgesehen: Auch wir haben Nationalisten und Faschisten in der Ukraine, aber ihre Wirkung auf die Politik ist sehr begrenzt, sie sind marginalisiert. Bei uns gibt es andere Bedrohungen.

taz: Welche sind das – außer dem russischen Angriffskrieg?

Hrytsak: Viele Menschen sind traumatisiert, sie sind extrem wütend, wie das Land regiert wird und wie es an der Front läuft. Sie haben Waffen und könnten Unruhe stiften. Es gibt so einige Gräben innerhalb des Landes – zwischen denen, die in der Armee dienen und denen, die sich dem Militärdienst entzogen haben. Und zwischen denen, die in der Ukraine geblieben sind und denen, die sie verlassen haben. Das sind die neuen Gräben, mit denen wir es jetzt zu tun haben.

Im Interview: Jaroslaw Hrytsak

Jaroslaw Hrytsak 65, ukrainischer Historiker und Publizist, ist Professor an der Ukrainischen Katholischen Universität in Lwiw sowie Direktor des Instituts für historische Forschungen an der Nationalen Iwan-Franko-Universität Lwiw. Auf Deutsch liegt der Band vor: „Ukraine: Biografie einer bedrängten Nation“

taz: Der Nationalist Stepan Bandera, der im Zweiten Weltkrieg den Flügel der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) anführte, mit der Wehrmacht paktierte und für Pogrome verantwortlich war, ist für viele in der Ukraine ein Idol. Ist das ein Zeichen für einen grassierenden Faschismus im Land?

Hrytsak: Das ist russische Propaganda. Bandera genießt eine gewisse Popularität. Aber nicht als Nationalist, Judenhasser oder Killer von Polen. Heute hat er eine Bedeutung als eines Symbols des Widerstandes gegen Russland. Aber das ist weit davon entfernt, faschistisch zu sein.

taz: Warum hält sich dieses Narrativ so hartnäckig?

Hrytsak: Es ist hart, Stereotype zu überwinden, die jahrzehntelang von den Russen propagiert wurden. Ich bestreite nicht, dass ukrainische Nationalisten xenophob waren und sind – genauso wenig wie, dass Ukrainer am Holocaust beteiligt waren. Die Geschichte ist komplex. Wenn du glaubst, etwas über die Ukraine zu wissen: Überlege zweimal.

taz: Wie regiert Präsident Wolodymyr Selenskyj die Ukraine?

Hrytsak: Es gibt Höhen und Tiefen, mal gut, mal schlecht. Die Geschichte wird ihn beurteilen. Für viele Dinge muss ich ihm Anerkennung zollen. Es gibt wohl kaum jemanden, der über drei Jahre täglich 24 Stunden gearbeitet hat. Seine Energie ist unglaublich. Er vertritt die Ukraine sehr gut im Ausland, denn er ist eine charismatische Figur. Das hilft sehr, weil die internationalen Beziehungen eine sehr große Rolle spielen. Nur mit der Unterstützung aus dem eigenen Land hätten wir diesen Krieg nicht bis jetzt durchhalten können. Gleichzeitig fürchte ich jedoch, dass Selenskyj in die Gorbatschow-Falle tappt.

taz: Was meinen Sie damit genau?

Hrytsak: Gorbatschow war im Westen sehr populär, verlor aber im eigenen Land immer mehr an Zustimmung. Das ist auch bei Selenskyj so.

taz: Was sind die Gründe dafür?

Hrytsak: Ukrainer messen eine Person an den Ergebnissen. Und da kann Selenskyj im Inland kaum Erfolgsgeschichten liefern. Er hat bei der Justizreform versagt, der wichtigsten Reform in der Ukraine. Die Gegenoffensive 2023 ist gescheitert. Auch die Mobilisierung war in großen Teilen ein Flop. Und die entscheidende Frage ist doch jetzt, wie wir mehr Manpower an die Front bekommen. Übrigens: In gewisser Weise sind sich Selenskyj und Trump ähnlich.

taz: Inwiefern?

Hrytsak: Beide sind Populisten. Doch im Gegensatz zu Trump ist Selenskyj einer mit menschlichem Antlitz. Und wie Trump stellt Selenskyj seine Mannschaft nach dem Kriterium persönlicher Loyalität zusammen. Und das, obwohl wir in der Ukraine viele hervorragende Experten haben, die aber dem Team nicht angehören. Das ist ein großer Fehler und besonders in Friedenszeiten sehr gefährlich. Ich glaube nicht, dass Selenskyj ein guter Präsident der Ukraine für die Zeit nach dem Krieg wäre. Er hat keine Strategie für den Transformationsprozess des Landes.

taz: Wie sehen Sie das heutige Russland? Manche bezeichnen das System, das Wladimir Putin als Präsident errichtet hat, als faschistisch. Sie auch?

Hrytsak: Vor dem Krieg 2022 hatte ich eine Diskussion mit russischen Oppositionellen. Sie bezeichnen das Putin-Regime als faschistisch. Damals habe ich widersprochen. Heute muss ich jedoch sagen, dass ich falsch gelegen habe.

taz: Manche sprechen von „Raschismus“ – einer russischem Spielart des Faschismus. Wie würden Sie diesen Begriff definieren?

Hrytsak: Ein Kriterium für Faschismus ist, wenn der Staat alles kontrollieren will und es keine Privatsphäre mehr gibt. In Russland ist die LGBTQ+-Community als extremistisch gelabelt. Da soll also auch noch kontrolliert werden, was die Leute in ihren Betten tun. Aber ich möchte das noch an einem anderen Beispiel illustrieren. Vor ein, zwei Jahren haben sich russische Intellektuelle eine Provokation einfallen lassen und einige Werke von Nazidichtern aus den 40er Jahren übersetzt. Hitler wurde durch Putin, Deutschland durch Russland ersetzt. Diese Gedichte wurde in Russland sehr populär und sogar mit einigen Preisen ausgezeichnet. Wir haben es mit der gleichen Sprache zu tun. Deshalb trifft der Begriff Raschismus zu.

Ukraine-Treffen am kommenden Donnerstag in Paris

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird am kommenden Donnerstag zu einem Treffen mit europäischen Spitzenpolitikern in Paris erwartet. Es sei geplant, Sicherheitsgarantien für die Ukraine zu erörtern „und die Diplomatie voranzubringen, weil die Russen die Dinge erneut hinauszögern“, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP am Montag aus europäischen Politikerkreisen. US-Präsident Donald Trump werde „bislang nicht erwartet“. Ob Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) an dem Treffen teilnimmt, war zunächst unklar. (afp)

Das Konzept des Raschismus, hat in der Ukraine jetzt auch offiziell Gesetzesrang. Eine entsprechende Vorschrift unterzeichnete Präsident Wolodymyr Selenskyj in der vergangenen Woche. Der Begriff ist seit 2008 im Gebrauch. Er wird definiert als eine neue Art totalitärer Ideologie und Praktiken, die dem im Aggressorstaat (Russland) gebildeten Regime zugrunde liegen und auf den Traditionen des russischen Chauvinismus und Imperialismus, den Praktiken des kommunistischen Regimes der UdSSR sowie dem Nationalsozialismus basieren. (taz)

taz: Welche Ziele verfolgt der Kreml mit seinem Krieg in der Ukraine?

Hrytsak: Die Ukraine als Nation auszulöschen und als eigenständigen Staat von der Landkarte zu tilgen. Deshalb haben wir es nicht mit einem simplen Krieg zu tun. Es geht nicht vor allem um Territorien, sondern um die Existenz der Ukraine. Derartige Absichten Moskaus waren bereits 2008 nach dem russisch-georgischen Krieg ein offenes Geheimnis: Sollte sich die Ukraine weiter dem Westen zuwenden, würde sie mit einer vollumfänglichen Invasion bestraft. Das hielten viele damals für absolut unrealistisch.

Aktuell liegt der Plan einer Dreiteilung der Ukraine auf dem Tisch, der noch vor dem Maidan 2013/14 auftauchte. Teile des Ostens und Südens der Ukraine, darunter Mariupol und Odessa, annektiert Russland, nebst den industriellen Zentren Charkiw und Dnipro. In der Zentral­ukraine wird ein Marionettenregime installiert, das dem Kreml gegenüber absolut loyal ist. Den Westen, für Putin toxische Gebiete, können wahlweise Polen, Ungarn oder Rumänien unter sich aufteilen.

taz: Der Kreml zeigt sich bislang nicht bereit, von seinen Maximalforderungen abzuweichen. Machen Friedensverhandlungen da überhaupt Sinn?

Hrytsak: Ohne Zweifel, es gibt ja bereits einige Resultate, wie den Austausch von Gefangenen. Aber wir wissen doch, dass Putin nur eine Sprache versteht, und das ist die Sprache der Stärke. Wenn ihm genug Stärke und Widerstand entgegengesetzt würden, würde er vielleicht aufhören. Aber ­bislang sieht Putin diesen Widerstand nicht. Demgegenüber ist die Ukraine erschöpft und die Unterstützung des Westens geschwächt. Warum sollte Putin den Krieg beenden? Nein, es bräuchte mehr Militärhilfe, um ­stärkeren Druck auf den Kreml auszuüben. Es scheint jedoch, dass der Westen dazu weder in die Lage noch willens ist.

taz: Woran hakt es?

Hrytsak: Allem voran an Donald Trump. Er ist dabei, diese Bühne zu verlassen, das ist nicht sein Krieg. Und die Frage ist, ob Europa die USA in Sachen Militärhilfe ersetzen kann. Ich möchte hier einen Satz aus dem Buch des britischen Historikers A. J. P. Taylor über die Revolution von 1848 zitieren. Auf Deutschland bezogen sprach er von einem Wendepunkt, an dem sich die Geschichte eben nicht gewendet hat. Das passt doch zur Zeitenwende von Ex-Kanzler Scholz: auch aus der folgte nichts. Nun gut, wir haben die Koalition der Willigen. Nur wissen wir nicht, wie stark sie wirklich ist.

taz: Was erwarten Sie von Scholz’ Nachfolger Friedrich Merz?

Hrytsak: Für die Ukraine ist Deutschland das wichtigste Land in Europa. Deshalb ruhen die Hoffnungen vieler Ukrai­ne­r*in­nen auf dem neuen Bundeskanzler. Inwieweit er etwas erreichen kann, wissen wir nicht. Alles ist unsicher, aber wir werden weiter kämpfen, die Ukrai­ne­r*in­nen sind nicht bereit zu kapitulieren. Sie wollen Frieden, aber das heißt vor allem auch Sicherheitsgarantien. Denn sie wissen genau, dass ohne diese Garantien alles in einem oder zwei Jahren wieder losgeht.

taz: Haben Sie eine Botschaft an westliche Politiker? Und wenn ja, welche?

Hrytsak: Wenn Sie Putin stoppen wollen, bereiten Sie sich auf den Krieg vor. Der einzige Weg, um den Frieden in Europa zu bewahren, ist, militärisch stark zu sein. Die Ukraine kauft Zeit für Europa, um sich auf diese Gegebenheiten einzustellen. Das ist die erste Botschaft. Die zweite lautet: Sehen Sie in diesem Sinne die Ukraine nicht als Problem, sondern als Lösung.

taz: Sie haben zahlreiche Bücher geschrieben, viele sind in andere Sprachen übersetzt worden. Haben Sie manchmal das Gefühl, nicht gehört zu werden?

Hrytsak: Das ist die traurige Realität. Niemand hört auf Historiker und ihre Warnungen – so lange, bis dann eine Krise kommt. Wenn sie da dann ist, sagen sie: Die Historiker hatten recht. Aber es braucht erst eine Krise, um zu verstehen, dass die Geschichte wichtig ist und was sie uns erzählt.

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17 Kommentare

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  • Zur Geschichte der Ukraine und Russlands hat Hrytsak wenig beizutragen. Seine Einsichten zu Kriegsabsichten Putins gehen über die üblichen Spekulationen nicht hinaus. Sein Vorschlag an die Europäer ist nicht originell. Bleibt der Hinweis, dass die Bevölkerung der Ukraine nicht zu 100 Prozent hinter dem Krieg und hinter Selenskyj steht. Das hat man aber auch schon gehört.

    Was Putins Absichten betrifft, bleibt die große Frage, warum er den Krieg nicht mit Einsatz (fast) aller Mittel beendet? Kann er nicht oder will er nicht? Ich denke Russland hätte das militärische Potenzial dazu, Putin will aber nicht, da er den Krieg auf mehreren „Schlachtfeldern“ für sich nutzen kann. Er kann damit u.a. den Zusammenhalt des Westens auf die Probe stellen, neue Allianzen schmieden und seine Herrschaft im eigenem Land absichern. Bei seinen „internationalen Plänen“ kommt Putin entgegen, dass die globale (Weltwirtschafts-)Ordnung von den siegesgewissen Industriestaaten als Wettbewerbsordnung ausgelegt worden ist. Die internationale Konkurrenz wird nur ausgesetzt, wenn koordiniertes Handeln gemeinsamen Gewinn verspricht. Die Interessen Chinas, Indiens, der USA usw. sind nicht die der Europäer.

  • „ Der einzige Weg, um den Frieden in Europa zu bewahren, ist, militärisch stark zu sein. Die Ukraine kauft Zeit für Europa, um sich auf diese Gegebenheiten einzustellen. Das ist die erste Botschaft. Die zweite lautet: Sehen Sie in diesem Sinne die Ukraine nicht als Problem, sondern als Lösung.“



    Anders ausgedrückt: die Ukraine bringt Europa den Frieden.



    Kann man so sehen, kann man aber auch anders sehen.

  • "Die Ukraine kauft Zeit für Europa, um sich auf diese Gegebenheiten einzustellen."



    Das geschieht nicht auf meinen Wunsch. Mir wäre es viel lieber gewesen, die Ukraine hätte sich nicht (zusammen mit den unfähigen westlichen Regierungen) auf die unbedingte NATO-Mitgliedschaft versteift und wäre unabhängig geblieben. Viele Menschenleben wären so gerettet worden.

    "Und die entscheidende Frage ist doch jetzt, wie wir mehr Manpower an die Front bekommen." Da stellt sich mir doch sofort die Frage, ob nicht auch Herr Hrytsak ein geeigneter Kandidat wäre. Sobald diejenigen, welche einen Krieg führen wollen (oder alternativ "sich verteidigen wollen", was bei uns ziemlich äquivalent verwendet wird), an vorderster Front stehen müssten, gäbe es keine Kriege mehr.

  • Gerd Grözinger , Autor , Prof., Europa-Univ. Flensbu

    Sehr eigenartiges Interview. Hätte es der taz mit ihrer Gründungsgeschichte nicht gut angestanden, einmal zu fragen, warum es dort kein (Menschen-)Recht auf Kriegsdienstverweigerung gibt? Und warum wohl so viel Soldaten desertieren und so viel (Zwangs-)Wehrpflichtige sich entziehen bzw. ins Ausland geflohen sind? Ganz so einheitlich scheint die Position 'bis zum letzten Mann kämpfen' nicht zu sein.

    • @Gerd Grözinger:

      Hätte es Ihnen nicht ebenso gut gestanden, gleichzeitig auf die zu schauen , die in Russland NICHT mal die Spur einer Chance haben sich dem Tyrannen zu entziehen ??? - So bleibt eher das Sägen an der Existenz der Ukraine als ihr Fazit

    • @Gerd Grözinger:

      Sehr geehrter Herr Prof. Grözinger, ich habe die Textpassage "bis zum letzten Mann kämpfen" so oder so ähnlich im Text nicht gefunden. Herr Hrytsak spricht die Gräben innerhalb der ukrainischen Bevölkerung zwischen aktiven Käpfer:innen und denjenigen, die sich "entziehen" ja selbst an. "Warum" dort Menschen zum Kämpfen gezwungen werden, und "warum" sich Menschen entziehen ist doch uns allen klar. Sofern Sie sich damit einer allgemeinen Heldenerzählung entgegenstellen möchten, teile ich Ihre Position. Aber wir sollten uns nicht der Illusion hingeben, dass irgendein Staat (auch Deutschland) im existenzbedrohenden Verteidigungsfall seinen kampffähigen Männer eine Ausreise gestatten würde. Früher oder später stünde die Bundeswehr auch vor meiner Tür, Wehrpflicht hin oder her.

  • "Wenn Sie Putin stoppen wollen, bereiten Sie sich auf den Krieg vor. Der einzige Weg, um den Frieden in Europa zu bewahren, ist, militärisch stark zu sein."



    Diesen Satz sollte man nicht nur den Politikern jeden Tag zum Frühstück servieren, sondern auch all den Träumern, welche für Russlands Vorgehen Verständnis aufbringen, oder so naiv sind, das sich dies mit Reden und Diplomatie lösen lasse. Wenn es dann zu spät ist, werden auch diese sich mal an die Historiker erinnern.

    • @Oleg Fedotov:

      Wohl wahr, aber Betonschädel mit Stockholm-Syndrom wie Mützenich und Kretschmer wird man auch damit nicht umstimmen. Zum Glück sind diese Leute irrelevant.

  • Interessantes Interview!

    "Die Ukraine kauft Zeit für Europa"

    Dieser zentralen Aussage muss ich widersprechen! Wie Hrytsak zu Recht rausstellt hat Putin vermutlich noch nicht Mal Interesse an der ganzen Ukraine. Ob er über die Ukraine hinaus Ambitionen hat darf bezweifelt werden. "Lediglich" für das Baltikum lassen sich Argumente finden.

    "Sollte sich die Ukraine weiter dem Westen zuwenden, würde sie mit einer vollumfänglichen Invasion bestraft."

    Mit dieser Aussage hat Hrytsak Recht und es darf bezweifelt werden, dass andere Länder wie zb Georgien einen ähnlichen Weg gehen wollen wie die Ukraine. Es darf sogar bezweifelt werden, ob die ukrainische Bevölkerung nochmal den gleichen Weg gehen würde, wenn sie die Konsequenzen gekannt hätte.



    Putin hat bei der Ukraine ein Exempel statuiert



    Natürlich hat diese Geopolitik nichts mit Fairness zu tun, aber das ist ja auch gar nicht das Thema - selten ist WeltPolitik fair.

    • @Alexander Schulz:

      "Ob er über die Ukraine hinaus Ambitionen hat darf bezweifelt werden. "Lediglich" für das Baltikum lassen sich Argumente finden."

      Putin hat selbst schriftlich erklärt, dass er den geopolitischen Status quo von vor 1998 wiederherstellen will. Das bedeutet, ich habs hier schon mehrfach geschrieben, zwangsläufig einen Angriff auf die ehemaligen WP-Staaten bzw. Staaten, die früher mal zur Sowjetunion gehört haben.

      "Putin hat bei der Ukraine ein Exempel statuiert"

      Putin hat keineswegs ein Exempel statuiert, Putin hat schlicht Teil 1 seines expansionistischen, imperialistischen Plans in die Tat umgesetzt. Russland kann und will keinen Frieden. Schlicht und ergreifend, weil Russland im Frieden nirgendwo konkurrenzfähig ist.

      • @Kaboom:

        Ihre letzten beiden Sätze sind entscheidend! Sehr gut auf den Punkt gebracht.

      • @Kaboom:

        Da muss ich Hrytsak Recht geben und Ihnen wiedersprechen. Bitte geben Sie Ihre Quelle an. Auf welches Schreiben beziehen Sie sich?



        Putin hatte vor dem Krieg offiziell die NATO zu Verhandlungen aufgefordert und forderte einen Teilrückzug der Infrastruktur aus den neuen Nato-Staaten. Das kann man als Zweiklassennato interpretieren und dem muß man auch nicht zustimmen. Jedoch lässt sich daraus nicht ableiten, dass Putin wie sie behaupten, Staaten des ehemaligen WP angreifen wird.

  • Ganz sicher sind nicht alle Ukrainer die Bandera verehren Faschisten.



    Das ist aber keine Entschuldigung für den Geschichtsrevisionismus über den Bandera dort glorifiziert wird.



    Denn wenn das normal wird, feiern wir Hitler unter der AfD bald nur noch für seine Autobahnen.

    • @Mark Menke:

      Ich finde es auch sehr seltsam. Bandera steht für Faschismus, Rassismus und Antisemitismus und das wissen die Ukrainer durchaus. Man nicht eine Persönlichkeit feiern und deren zentrale Elfmente weglassen.

  • Er hat ja so recht. Vom ersten bis zum letzten Satz.

    • @vieldenker:

      Wirklich?



      Ich halte es für grundlegend falsch Faschisten, Antisemiten und Rassisten wie Bandera zu verharmlosen. Es ist nicht besonders glaubwürdig Putin zu verurteilen, aber Bandera zu glorifizieren.



      Hrytsak Aussagen kann man irgendwie noch nachvollziehen, da er Ukrainer ist und versucht sein Land in Schutz zu nehmen, aber das sie solche Aussagen unterstützen finde ich sehr befremdlich.

  • Europa braucht wohl noch viel Zeit, um zu wissen, was es eigentlich will.



    Wieviel Zeit erforderlich sein wird, die Feinde der Demokratie von ihrem Fehlverhalten zu überzeugen oder wenigstens ruhigzustellen, ist auch kaum abzuschätzen.



    Mir tut die Ukraine leid, für so viele den Kopf hinzuhalten, die es nicht verdienen.