Trump besucht westliche Brandgebiete: „Es wird wieder kälter werden“
Der US-Präsident leugnet erneut den Klimawandel. Für die Brände an der Westküste macht er Politiker der Demokratischen Partei verantwortlich.
Starke Winde und extreme Temperaturen heizen die Flammen immer wieder an und erschweren die Arbeit der Brandbekämpfer. Bislang haben die Brände mindestens 35 Todesopfer gefordert. Mehrere zehntausend Menschen wurden evakuiert.
Präsident Donald Trump reiste am Montag, 14. September, nach Kalifornien, um sich über die Waldbrandsituation im einwohnerreichsten Bundesstaat des Landes informieren zu lassen. In einer Gesprächsrunde mit lokalen Einsatzkräften, den Leitern diverser kalifornischer Behörden und dem kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom brachte Trump eines deutlich zum Ausdruck: Er glaube nicht, dass die lebensbedrohlichen Waldbrände auf Klimawandel zurückzuführen sein. Jede gegenteilige Anmerkung wies er entschieden zurück.
„Ich glaube, die Wissenschaft weiß es ehrlich gesagt nicht“, sagte der Präsident während eines Wortwechsels mit Wade Crawfoot, dem kalifornischen Staatssekretär für natürliche Ressourcen, zu den Auswirkungen des Klimawandels. „Es wird wieder kälter werden, du wirst sehen“, so Trump.
Trump widerspricht der Wissenschaft
Mit dieser Aussage widersprach er nicht nur dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung, sondern machte erneut deutlich, dass Maßnahmen zum Klimaschutz in seiner Regierung keinen hohen Stellenwert genießen. Der Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen sowie die Senkungen von Richtwerten in den Bereichen Luft- und Wasserqualität sind nur einige Beispiele hierfür.
Trump vermutet, dass vor allem eine vernachlässigte Forstwirtschaft zum Ausbruch der Brände geführt haben könnten. Ihm zufolge hätte sich dadurch der Waldboden in eine explosive Mischung aus Laub und Ästen verwandelt, die sich jederzeit entzünden kann.
Für die demokratischen Gouverneure in Washington, Oregon und Kalifornien besteht hingegen kein Zweifel daran, dass zwischen dem Klimawandel und den gravierenden Waldbränden in diesem Jahr ein Zusammenhang bestünde.
„Es ist ein Weckruf für uns alle, dass wir alles erdenklich Mögliche unternehmen müssen, um dem Klimawandel Paroli zu bieten“, sagte Kate Brown, die Gouverneurin des Bundesstaates Oregon, im Interview in der CBS-Sendung „Face the Nation“ am Sonntag. Washington Gouverneur Jay Inslee bezeichnete es als unerträglich, „dass wir einen Präsidenten haben, der den Klimawandel bestreitet“.
Waldbrände sind in allen westlichen US-Bundesstaaten keine neue Erscheinung. Sie richten Jahr für Jahr Schäden in Milliardenhöhe an. Was sich allerdings in den vergangenen Jahren deutlich verändert hat, ist die Größe, Intensität und Geschwindigkeit der Infernos.
Biden nennt Trump einen „Klima-Brandstifter“
Für die am 3. November bevorstehende Präsidentschaftswahlen sind die Themen Waldbrand und Klimawandel in den vergangenen Tage verstärkt in den Wahlkampf der beiden Kandidaten eingeflossen. Trumps demokratischer Herausforderer Joe Biden charakterisierte den Präsidenten wegen dessen Skepsis gegenüber wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Klimaforschung als einen “Klima-Brandstifter“.
„Donald Trump warnt davor, dass Einwanderung unsere Vorstädte bedrohen würde. Das ist lächerlich“, sagte Biden während einer Pressekonferenz am Montag. “Wissen Sie, was unsere Vorstädte wirklich bedroht? Waldbrände verbrennen die Vorstädte im Westen. Überflutungen vernichten die Vorstadtbezirke im Mittleren Westen. Wirbelstürme gefährden das Vorstadtleben an unseren Küsten“.
Trump und Biden werden sich am Monatsende in der ersten von drei Fernsehdebatten gegenüberstehen. Die Themen Coronavirus, Rassismus, Sicherheit und Klimawandel dürften dabei eine wichtige Rolle spielen. Bei seinem Wahlsieg 2016 versprach Trump die Kohleindustrie wiederzubeleben. Dies ist ihm bis heute nicht gelungen.
Verschlechterung der Luftqualität an der Westküste
Die anhaltenden Waldbrände wirken sich auch auf die großen Metropolen entlang der US-Westküste aus. Bewohner von Seattle, Portland und San Francisco beklagen sich über Reizhusten und tränende Augen. Der Grund ist die zunehmende Konzentration von Rauch- und Aschepartikeln in der Luft, die zur Verschlechterung der Luftqualität in weiten Teilen Kaliforniens, Oregons und Washingtons geführt hat. Dies ist vor allem für Menschen mit bestehenden Atemwegserkrankungen wie auch mit Covid-19 problematisch.
Andrew Phelps, der Leiter der Katastrophenbehörde in Oregon, verdeutlichte die Gefahr, die weiterhin von den Waldbränden ausgehe: „Wir wissen, dass wir Tote in den Flammen finden werden, und aufgrund der aktuellen Situation sowie der Anzahl von zerstörten Gebäude rechnen wir mit einer hohen Zahl von Todesopfern.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Die Wahrheit
Der erste Schnee
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Jeder fünfte Schüler psychisch belastet
Wo bleibt der Krisengipfel?