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TV-Duell zwischen Scholz und MerzFeels like Groko

Anna Lehmann
Kommentar von Anna Lehmann

Das Fernsehduell zwischen dem amtierenden Kanzler und dem, der es werden will, brachte keine Punkte für den einen oder anderen. Es bleibt spannend.

Meine Güte, was sagt der denn da? Vielleicht dachte das sowohl Kanzler Olaf Scholz als auch sein Herausforderer Friedrich Merz Foto: Kay Nietfeld/dpa

W ar das Fernsehduell zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz im öffentlich-rechtlichen Fernsehen wahlentscheidend? In gewisser Weise schon. Gerade, weil es keinen klaren Sieger gab. Dem amtierenden Kanzler gelang es nicht, seinen Herausforderer aus der Reserve zu locken, ihn zu Unbeherrschtheiten und Fehlern zu verleiten. Ja, Scholz wirkte streckenweise selbst wie der Herausforderer, Druck machend, weil unter Druck stehend.

Während Merz locker und entspannt und ein bisschen über den Details schwebend daherkam. Mit einem dicken Plus für die Union in Umfragen kann sich Merz auch ziemlich sicher sein, dass die Union Stand heute die Bundestagswahl gewinnt und dann zwischen zwei passablen Partnern – SPD oder Grünen – wählen kann. Eine Trendumkehr für die SPD, die deutlich hinter der Union und unter ihrem Ergebnis von 2021 liegt, ist auch nach diesem Duell nicht in Sicht.

Das liegt nicht an Scholz als Spitzenkandidat, sondern vor allem am derzeit dominierenden Thema Migration. Sein Tabubruch, im Bundestag bewusst auf die Stimmen der AfD zu setzen, hat Merz und der Union nicht geschadet. Denn die Mehrheit der Bür­ge­r:in­nen lehnt zwar die AfD ab, folgt nach der grausigen Tat von Aschaffenburg aber der Erzählung der Union, dass eine Begrenzung der Zuwanderung nötig sei und Deutschland viel härter gegenüber Menschen von außen, vor allem gegenüber Asylsuchenden, auftreten sollte. Selbst wenn das auch unter kaltherzigen Nützlichkeitsaspekten kurzfristig gedacht ist, denn ohne hunderttausende Zu­wan­de­re­r:­in­nen pro Jahr fehlen der deutschen Wirtschaft Arbeitskräfte und den Sozialsystemen Beitragszahler:innen.

Aber es ist der gesellschaftlichen Linken – und das meint vor allem Grüne und SPD – eben nicht gelungen, eine schlüssige Gegenerzählung von besserer Integration aufzubauen. Im Gegenteil rennen beide Parteien dem rechten Zeitgeist hinterher, Migration sei Treiber für ganz viele Probleme und Asylsuchende ein Sicherheitsrisiko. Das zeigte sich im TV-Duell abermals. Scholz rühmte sich seiner Verdienste als Abschiebekanzler – noch nie habe es schärfere Gesetze gegeben als unter seiner Ägide, und die wirksamsten Zuzugsbeschränkungen – mit Asyllagern an Europas Außengrenzen – würden ja schon nächstes Jahr in Kraft treten. Bravo!

Ja zu schärferen Sanktionen beim Bürgergeld

Scholz erweckte den Eindruck, als ob er sich selbst, den Zu­schaue­r:in­nen und Friedrich Merz beweisen wollte, dass er ein mindestens ebenso harter Hund sei wie dieser.

Der SPD-Politiker schaffte es im Laufe der Sendung sogar, sich vom Bürgergeld zu distanzieren, welches seine Partei nach langer inhaltlicher Auseinandersetzung durchgesetzt hatte. Scholz strich heraus, wie toll er scharfe Sanktionen für Arbeitslose findet und schon immer fand. Fachpolitisch ist das durchaus umstritten, denn um Menschen dauerhaft in Arbeit zu bringen, sind Qualifizierung und gute Betreuung viel entscheidender. Aber der Beifall von allen, die meinen, Langzeitarbeitslose seien einfach zu träge, sich Arbeit zu suchen, dürfte Scholz sicher gewesen sein. Nur dass diese Kopf­ni­cke­r:in­nen eben im Zweifel die Union wählen oder die Partei rechts davon.

Merz’ Angebot: „Kehren wir zurück zu Hartz IV“ war nur halbspaßig gemeint. In der Tat droht nicht nur bei diesem Thema ein Rollback. Dass Merz Behörden das Gendern verbieten will, AKWs für eine günstige Energiequelle hält und der Frage beherzt auswich, wie die Union ihre milliardenschweren Steuersenkungen gegenfinanzieren will und gleichzeitig drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung einplant – das entspricht Stand heute zusätzlichen 70 bis 80 Milliarden Euro aus dem Haushalt – war für den Ausgang des Duells nicht entscheidend. Auch das Thema Klima schien niemand zu vermissen – Scholz nicht, Merz nicht und auch die Moderatorinnen nicht, die ansonsten einen guten Job machten.

Merz als Kanzler in spe vermittelte den Eindruck, als hätte er sich gedanklich bereits auf die SPD als Juniorpartnerin eingestellt. Die dann in seiner Koalition für soziale Korrekturen und das Kleingedruckte zuständig sein würde, während die Union die großen Linien vorgibt. Leider ist zu befürchten, dass die Sozialdemokraten genau diesen Weg einschlagen werden, man hofft nur, dass sie sich nicht zu billig verkaufen.

Aber noch ist es nicht so weit, noch sind es knapp zwei Wochen und ein TV-Quadrell bis zur Wahl. Und vielleicht entsteht ja doch noch eine neue Dynamik.

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Anna Lehmann
Leiterin Parlamentsbüro
Schwerpunkte SPD und Kanzleramt sowie Innenpolitik und Bildung. Leitete bis Februar 2022 gemeinschaftlich das Inlandsressort der taz und kümmerte sich um die Linkspartei. "Zur Elite bitte hier entlang: Kaderschmieden und Eliteschulen von heute" erschien 2016.
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47 Kommentare

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  • eine groko sollte olaf scholz lieber nicht in erwägung ziehen. das schadet eher der spd, mit dieser rechten union + ihren rückständigen optionen, die sich locker von der afd tolerieren läßt, zu paktieren. es wäre 1 pakt mit dem teufel, bildlich gesprochen.

  • Begrenzung der Zuwanderung ist der erste Schritt zu geordneten Verhältnissen. Ein Staat soll nicht in erster Linie alle reinlassen. Was das verursacht sehen wir. Unser Staat soll wissen, mit wem wird es zu tun hat und entscheidet; Rein.ider nicht rein..



    Frau Lehmann das ist nicht "Härte"... das ist "Vernunft". (und Sicherheit).

  • Hatte auch besonders zu Beginn des "Duells" den Eindruck gewonnen, dass es eher ein Versöhnungs- und Annährerungsgespräch wird nach dem großen Krach und Vertrauensbruch zuvor. Sie wirkten beide so gut gelaunt.

    Ich frage mich, was es genau hieße für die SPD, sich später teurer zu verkaufen. Die Tonlage die Scholz anschlug, als er Merzens vorraussichtliche Privatisierungspläne der Bahn erwähnte, gefiel mir. Also docj ehet Opposition?

    • @oricello:

      Es ist ja nicht mal klar geworden, wer sich hier wem nach der Wahl teuer verkaufen muss: die SPD, weil sie es gegenüber ihren Wählern irgendwie legitimieren muss, eine erneute GroKo mit einer nach rechts irrlichternden Merz-CDU einzugehen - und sie kann den Vorrang nicht einfach den Grünen überlassen, auch wenn diese dazu bereit wären - oder die CDU, die dann zugeben muss, dass ihr Kandidat mit dem „Zustrombegrenzungsgesetz“ im Parlament ein Lehrstück in Maulheldentum abgeliefert hat und nun zurückrudern muss.



      Ja, wenn sie es geschickt anstellt, könnte die SPD als Preis von der Union sogar einen Austausch des Kanzlerkandidaten fordern: für Merz dann ein bitterer Pyrhussieg, andere Herrschaften auf Länderebene (Wüst, Günther?) stehen gewiss schon bereit. Die wiederum könnten auch mit den Grünen.



      Also bleibt es spannend, auch wenn die Umfragen zementiert sind. Mir persönlich gehen derartige Spekulationen allerdings am Allerwertesten vorbei, denn ich habe andere Sorgen - diesmal wähle ich daher die Linken.

  • Was scheinbar niemandem aufgefallen ist und auch grundsätzlich niemanden interessiert: Bildung ist nicht mal am Rande thematisiert worden.

  • Danke für diesen ausgewogenen Artikel!



    Inhaltlich ist die SPD deutlich besser aufgestellt als die "c"DU.



    Die Wirtschaftspolitischen Pläne, Investitionen zu fördern ist nachhaltig, weil sie die Wirtschaft ankurbeln und außerdem Umsatzsteuer generieren.



    Gleiches gilt für 15€ Mindestlohn.



    Das Mehr an Lohnsteuer kommt auch in den knappen Staatssäckel.



    Zusätzlich stärkt die dadurch erhöhte Binnennachfrage die einheimische Wirtschaft (MwSt +).



    Das ist besonders zukunftsweisend angesichts der drohenden Zollstreitigkeiten mit Trump.



    Zu Recht bezeichnet Scholz die Abschottungspolitik der "c" DU als dumm.



    Der Fachkräftemangel ist Tatsache, die Boomergeneration geht "tatsächlich" in Rente.



    Wer soll die 100Mrd. Steuergeschenke der "c"du bezahlen?



    F6ie kämen zum 25 Mrd. Loch hinzu.



    m.'s Aufstocken der Verteidigung aud 3% kratzt dann an 200Mrd Bedarf?



    Für NICHTS davon gibt es eine Gegenfinanzierung. Jenseits von Wahlversprechen schweigt sich die "c"du aus.



    Wirtschaftskompetenz = Fehlanzeige!



    Vetternwirtschaft bringt uns nicht writer!



    Die Geschichte, der AKW Ausstieg sei an der Wirtschaftslage Schuld ist völliger Blödsinn.



    Ob Herr m. schon mal das Wort Ukraine gehört hat?

  • Fair wäre es, wenn die Repräsentanten der Machtapperate - nichts anderes sind unsere Parteien, mindestens jeweils 20 Lobbyisten - mit denen ihre Parteien Schwerpunktmässig ihre Politik ausrichten - den Wählern vorstellen würden.



    www.lobbycontrol.de

  • „Nur dass diese Kopf­ni­cke­r:in­nen eben im Zweifel die Union wählen oder die Partei rechts davon.“



    Das schreiben Sie so en passant, aber ist das belegt? Ich finde die Annahme der SPD, sie müsse bei manchen dominierenden Themen derzeit ebenfalls etwas rigider auftreten, um ihre Wähler nicht zu verlieren, zumindest als eine Option valide. Ob es aufgeht - wer weiß. Aber wieso soll es per se keine SPD-Wähler geben, die sich etwa schärfere Anwendung der Abschiebegesetze wünschen, und sei es nur, um nicht alle Wähler in die Arme der AfD zu treiben?

  • Es bleibt überhaupt nicht spannend, sondern es bleibt auf allen Politikfeldern dasselbe wie bisher. Egal mit wem Merz seine Regierung bildet.

  • Na ja. Reden kann der Scholz, aber als Macher taugt er halt nichts. Ich finde, gebt dem Merz ne Chance. Er kann es nicht schlechter machen als Scholz. Aber Scholz kann es nicht besser machen. Und der Rest kann es eh nicht.

    • @maestroblanco:

      Nen Blanco-Scheck - für einen - der noch nie nen müden Hering vom Teller gezogen hat?



      Da muß einem aber das Wasser ganz schön -



      Oberkante Unterlippe stehen! Newahr



      Normal Schonn

    • @maestroblanco:

      "gebt dem Merz ne Chance. Er kann es nicht schlechter machen als Scholz."



      Natürlich kann er das. Ohne weiteres.



      Nun ist/war Scholz sicherlich kein guter Kanzler. Aber der schlechteste denkbar? Das ist wohl doch um Längen übertrieben.

  • Witzig war, wie Merz auf die Frage nach der PlattformX geantwortet hat. Der Zustand wird seine Regierungszeit kennzeichnen.

  • Ach bitte - die Mär von den Fachkräften. Wenn links-progressive nicht penetrant diesen Unsinn wiederholen würden, dann gäbe es vermutlich weitaus mehr Sympathien für das Lager. Wo sind denn die "Fachkräfte" unter den ca. 5 Millionen Zuwanderern der letzten 10 Jahre?



    Es ist doch absurd, das ständig zu behaupten. Wenn in Deutschland die Mehrzahl der Ukrainer nicht arbeitet sondern im Bürgergeld ist, in anderen Staaten die zB Groß-Britannien aber die Mehrzahl arbeitet...wo liegt dann der Fehler?



    Oder haben wir nur die arbeitsunfähigen bekommen?

    Gegen eine gezielte Zuwanderung in den Arbeitsmarkt hat niemand etwas. Leider wird aber in Deutschland in die Sozialsysteme eingewandert - was ganz nüchtern und ohne Emotionen durch Fakten und Zahlen belegt werden kann. Das zu leugnen, ist Teil der Polarisation der Gesellschaft.

    Ich stimme ansonsten zu: die Union wird die Schuldenbremse als Angebot an die SPD reformieren und ansonsten werden sich die Seeheimer mit der Union gut arrangieren und ein paar Zähneknirschen auf beiden Seiten werden in Kauf genommen werden. Noch von einer "GroKo" zu sprechen ist angesichts der zu erwartenden Wahlergebnisse der SPD aber recht euphemistisch...

    • @Altlinker_Realo:

      "Wo sind denn die "Fachkräfte" unter den ca. 5 Millionen Zuwanderern der letzten 10 Jahre?"



      Im Gesundheitsbereich zum Beispiel. In der Pflege.

    • @Altlinker_Realo:

      Erstens: Wert und Würde eines Menschen haben nichts mit seiner (mal mehr, mal weniger) produktiven Rolle auf dem Arbeitsmarkt zu tun.

      Das sollten wir vielleicht irgendwann lernen.

      Zweitens: Welche Zuwanderer meinen Sie? Die Syrer, von denen 90% der Männer bereits arbeiten? Die Ukrainer, die Sprachkurse und Weiterbildungen durchlaufen haben (genau der richtige Weg für gelungene Integration)? Die Migranten, die Sie im Alter pflegen werden? Ihr Busfahrer?

      • @Stavros:

        …anschließe mich

        ps der nickname - glatter UWG-Verstoß! Woll

        unterm——🙀🥳 —-



        Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb



        deutsches Bundesgesetz zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs. Es ist ein Teil des Lauterkeitsrechts.



        de.wikipedia.org/w...auteren_Wettbewerb

  • Wenn die SPD gescheit wäre, würde sie einer Koalition nur unter der Bedingung zustimmen, dass die CDU/CSU im Bundestag einen anderen Kandidaten als Merz zur Kanzlerwahl vorschlägt, etwa Wüst. Wollen doch mal sehen, was die CDU/CSU dann macht. Sich von der AgD zum Kanzler wählen zu lassen hat Merz ja nun ausreichend oft kategorisch ausgeschlossen und sich damit selbst in eine Zwickmühle manövriert.

  • "... folgt nach der grausigen Tat von Aschaffenburg ..."

    Ich halte es für zu eingeschränkt, wenn Medien stets einen Zusammenhang mit Aschaffenburg und/oder Magdeburg herstellen, da es bereits zu häufig "grausige Taten" gab, die viele Bürger:innen mit und ohne Migrationshintergrund nicht vergessen können. Manche dieser Taten sind in ihrer Ausführung so brutal und "sinnlos" (?), dass sie im Gegensatz zu "normalen Tötungsdelikten" im Gedächtnis haften bleiben, auch wenn versucht wird, sie zu vergessen.

    "... wie die Union ihre milliardenschweren Steuersenkungen gegenfinanzieren will ..."

    Ich hoffe darauf, er wird nicht, wie seine Vorgängerin, "einfach" die MwSt. erhöhen.

    Mein Eindruck ist, dass es vermutlich ein "weiter so" wird. Nicht richtig gut, aber auch nicht richtig schlecht.

  • Scholz : Merz = 1 : 1. Das heißt, der gegenwärtige Kanzler hat verloren. Da die Überführung der unkontrollierten Migration in eine kontrollierte Migration ansteht (siehe Wahlprognosen), scheiden die Grünen als Koalitionspartner für die CDU aus. Die SPD steht bei 15%, die CDU bei 30%. Wie Merz angemerkt hat, müssten wohl erst noch weitere Wahlkreise der SPD zur AFD kippen, bevor die SPD es merkt. Die Basis hat es schon gemerkt, nur kann die SPD-Spitze natürlich nicht vor der Wahl ihren Kanzlerkandidaten desavouieren. Daher ist Merz auch reichlich selbstsicher aufgetreten, als er seine klare Erwartungshaltung an einen unbenannten Koalitionspartner ausgesprochen hat, nämlich "ihr macht die Migration so wie ich das will", über alles andere können wir reden. Aus Sicht der Union bekämpft er damit auch effektiv die AFD. Die SPD wird auf den Deal wohl eingehen. Hinweis, weil man es nicht oft genug schreiben kann: Die Konservativen (30%) haben ihre Wähler nicht an die AFD verloren! Daher ist meiner Meinung nach der Vorwurf an die CDU, sie würde die AFD hoffähig machen, absurd (sorry, kann ich nicht anders sagen).

    • @Nachtsonne:

      Ich bringe mal etwas wissenschaftl. Erkenntnisse an. Über mehrere europ. Nationen hinweg, haben Cambridge-Forscher nachgewiesen, dass das Übernehmen & Normalisieren von rechtsautoritären Talking Points von Rechtsaußenparteien durch konservative Parteien letztlich eher zum Erstarken der Ganzrechten führt.

      bit.ly/4guC5mJ

      Wer sich aus der gefühligen, anekdotischen Evidenzfalle befreien kann, macht sich zumindest die Mühe das Exzerpt zu lesen.

      Das "Duell" hat für Jüngere, für viele andere auch, für die Themen wie Investititonen in Bildung, Digitalisierung, Gesundheit, in eine zeitgemäße Infrastruktur wichtig sind, leider gar nichts gebracht. Zukunftsthemen wie AI, Klima, D im Wettbewerb mit USA & China gab's nicht. Habeck wird solche Themen im Quardrell versuchen unterzubringen.

      Scholz müsste die Erzählung von Rechts (inkl. der hetzerischen Springermedien) , die lautet "alles schlecht", offensiv kontern:

      Die €xU hat seit 2005 den Kanzlerjob gehabt inkl. Richtlinienkompetenz (die die €xU bei jeder Gelegenheit raushängen lässt!)

      Fast alle nicht ignorierten Probleme (s.o.) hat die €xU ausgesessen, kaputt gespart.

      Wieso soll man die Union dafür schon wieder ans Ruder lassen?

      • @Daniel L:

        Vorletzter Satz: ein "nicht" zuviel...sorry.

    • @Nachtsonne:

      "Die Konservativen (30%) haben ihre Wähler nicht an die AFD verloren! Daher ist meiner Meinung nach der Vorwurf an die CDU, sie würde die AFD hoffähig machen, absurd"



      Da denken Sie glaube ich zu kurz. Dadurch dass die CDU rechte-AfD-Positionen normalisiert (-> hoffähig macht), sinkt die Hemmschwelle, AfD zu wählen. Gleichzeitig übernimmt sie AfD-Positionen, so dass gewohnheitsmäßige CDU-Wähler weiterhin CDU wählen können, ohne sich einem eventuellen Makel des AfD-Wählens aussetzen zu müssen.



      Beleg? Gerne. CDU verliert nicht, AfD gewinnt hinzu.

      • @Encantado:

        Nun, offensichtlich sinkt die Hemmschwelle am stärksten bei den SPD-Wählern. Die CDU rutscht meines Erachtens wieder dahin, wo sie vor Merkel war. Das halte ich als neutraler Wähler für gut und sollte nicht zuletzt die SPD freuen. Soweit mir bekannt wählen auch CDU Wähler anonym in der Wahlkabine, von daher kann ich nicht nachvollziehen, welcher Makel hier gemeint sein könnte. Letztendlich unterstellen sie der CDU und ihren Wählern orientierungslos zu sein und insgeheim keine inhaltliche Abgrenzung zur AFD zu haben. Das stellt sich mir nicht so dar. Ihre Erklärung erscheint mir eher der Versuch zu sein, im Parlament eine gesetzgebende Mehrheit zu halten, die man in der Bevölkerung nicht mehr hat. Ist das Demokratie? Was machen Sie eigentlich, wenn die AFD einem linken Vorschlag, z.B. zur Rentenpolitik zustimmt? Nicht aus Spaß an der Sabotage, sondern aufgrund echter inhaltlicher Übereinstimmung. Soll der Vorschlag dann auch zurückgezogen werden?

    • @Nachtsonne:

      An wen haben die Konservativen (früher 40% +x, selbst unter Merkel) denn ihre Wähler verloren? Und wie soll es dann helfen, AfD-Wähler zurückzugewinnen, wenn man jetzt "tough gegen Migration" auftritt?

      Fragen über Fragen ....

  • Bleibt es wirklich spannend?

    Die Wahl ist doch so gut wie entschieden. Es gibt kaum noch Bewegung in den Umfragewerten. Die meisten Menschen wissen nach drei Jahren Ampel-Regierung, wen sie gut finden und wen nicht.

    Wir werden wieder die CDU/SPD "GroKo" bekommen.

    • @gyakusou:

      "Wir werden wieder die CDU/SPD "GroKo" bekommen."



      Mit dem kleinen aber gravierenden Makel, dass das nicht für eine Regierungsmehrheit reicht. Und nu?

      • @Encantado:

        Wenn FDP und BSW an der 5%-Hürde scheitern reicht es für CDU/SPD, Sonstige bei 6%. (100-6-4-4)/2 = 43 < 30+15. Die anderen Fälle können sie gemäß Schema abarbeiten.

  • "Aber es ist der gesellschaftlichen Linken – ... – eben nicht gelungen eine schlüssige Gegenerzählung von besserer Integration aufzubauen. Im Gegenteil beide Parteien rennen dem rechten Zeitgeist hinterher"

    Falls damit SPD und Grüne gemeint sein sollten, wundert mich die Zuschreibung einer linken Politik.



    Die Grünen vertreten mittlerweile offen Unions-Positiionen und sind in Teilen selber rassistisch.



    Die SPD ist seit Agenda 2010 nicht mehr als "links" einzustufen.

    Dieses Attribut gilt heute nur noch für eine einzige Partei: die Linkspartei.

    • @hsqmyp:

      Ja, stimmt leider.

      Birgt aber auch Chancen, wenn die Linkspartei weiter organisch wächst und sich nicht von Regierungssesseln verführen lässt.

      Betrachtet man das Abstimmungsverhalten im Bundestag, gibt es jedenfalls für mich nur eine Wahl :-)

  • Man darf das Scheitern der Ampel jetzt nicht so einfach abstrahieren und dabei die verantwortlichen Personen aus dem Blick verlieren,

    Und diese Personen haben hinlänglich bewiesen dass sie nicht die Richtigen sind.

    Die Parteien täten gut daran neue, unverbrauche Kandidaten auf die Podeste zu hieven.

    Aber wen nehmren ?



    Beissen doch die Parteigranden hüben wie drüben alles weg, was den Kopf aus dem Sand streckt.

    Es wird Zeit, höchste Zeit, dass man auch hier lernt mit wechselnden Mehrheiten zu regieren.

    Nicht zuletzt weil das eben eine viel unmittelbare Form der Demokratie ist.

  • Sehr treffender Kommentar, danke!

    Die SPD verkauft sich eigentlich seit Jahrzehnten unter Wert: Hauptsache regieren, Hauptsache ein paar kleine Stellschrauben drehen, Hauptsache (mit immer geringerem Erfolg an der Wahlurne) am Zeitgeist segeln.

    Dass Fortschritt vorgeben und neue gesellschaftliche Ideen einbringen einmal sozialdemokratisch war - geschenkt.

    An Merz Art "Herr Bundeskanzler" und "die Sozialdemokraten" zu sagen, merkt man, wie sehr er in der Vergangenheit lebt (ich würde mal sagen, 70er). Auch er scheint nicht zu merken, wie kaputt und ausgezehrt seine Restunion eigentlich ist.

    Möglich wäre, dass die SPD ihn zu Zugeständnissen wegen seines Wortbruchs verleitet. Ansonsten haben wir wohl gestern den nächsten Kanzler gesehen (außer er wird noch durch Söder ersetzt).

    Na toll.

    • @Stavros:

      „Unter Wert“? Trifft es nicht so ganz, finde ich. Eher: Die Partei des eingehegten Widerspruchs, klingt zwischendurch mal wieder recht kämpferisch, kommt aber beim Ruf des, ähem, ‚Vaterlands‘ am eilfertigsten angerannt (wobei natürlich die CDU da nicht laufen muss, sondern schon immer da ist).

  • Eigentlich ist die Wahl überhaupt nicht spannend.



    Die überwiegende Mehrheit der Wähler wollte die Ampel loswerden, und die aktuell regierende Reste-Apel will auch kein Mensch.



    Trotzdem wird mindestens die Hälfte dieser Reste-Ampel auch an der nächsten Regierung beteiligt sein.



    Kein Wunder, daß mit Linke und AfD die Parteien aktuell am besten dastehen, mit denen keiner koalieren will.

  • Danke für den Kommentar. Genau so wird es kommen. Groko ahead mit den Ideen von vorgestern.

    • @Surfbosi:

      "Groko ahead mit den Ideen von vorgestern."



      Nein, die Ideen von vorgestern wären bei der anderen Konstellation zu erwarten. Da wäre mir schwarz-rot tatsächlich lieber als schwarz-braun...

    • @Surfbosi:

      GroKo heißt aber inzwischen CDU mit AfD.

      Da hinkt die Überschrift zum Artikel bereits ihrer Zeit hinterher.

    • @Surfbosi:

      so ists, und 2029 haben wir eine AfD Regierung. Und dann wills natürlich keiner gewesen sein.

      • @Gerald Müller:

        Ob die AfD regieren darf, hängt teilweise vom Handeln der Regierung ab, vor allem aber vom Agieren der Zivilgesellschaft.

        Also von Ihnen und mir.

        Gottseidank sind die Leute in Deutschland trotz jahrzehnte des Kaputtsparens von Bildung und sozialen Räumen immer noch recht wach.

      • @Gerald Müller:

        Die AfD wird niemals eine Regierung stellen.

  • Es wird auf eine NostalgieGroKo hinauslaufen, weil es eben nicht mehr die beiden großen Parteien sind, die da koalieren, aber geschenkt.



    Bitter ist nur, dass die spd sich unter Wert verkauft, dass sie schlucken wird, dass Merz die Schuldenbremse eindampft, um all das zu finanzieren, was versprochen wurde, auch die Militärausgaben, denn anders geht es nicht und das klang gestern ja wohl auch schon so durch, wie bei Lanz dann interpretiert wurde..



    Bitter vor allem, weil die cdu dieses Land 3 Jahre in Geiselhaft genommen hat, nur um der Regierung die Beine so fest wie möglich zu binden und dann, wenn es passt, das Thema abzuräumen, um selbst gut dazustehen.



    Die spd ist dabei nur am Rande zu bedauern (schlimm ist, dass sie dieses Spiel mitspielt), schlimmer ist, dass dieses Land darunter gelitten hat. Das sich 3 Jahre lang die Geschichte vom Staatsversagen in den Köpfen festsetzen konnte, was unmittelbar bei der afd eingezahlt hat. Dieses Misstrauen dem Staat gegenüber, wird jetzt auch nicht verschwinden, wenn Merz in Wirtschaft (vor alle wohl ins Militär) investiert. Dieses Misstrauen wird auch der cdu das Leben schwer machen, dem Populismus wurden Tür und Tor geöffnet.

    • @nutzer:

      "weil die cdu dieses Land 3 Jahre in Geiselhaft genommen hat"



      Das war die FDP. Bitte nicht verwechseln.

      • @Encantado:

        naja, die fdp war der außeroppositionelle Arm in der Regierung.

    • @nutzer:

      Da scheinen Sie drei Jahre in einer anderen Republik gelebt zu haben. Die Ampel hatte bis zur Auflösung eine satte Mehrheit. Die konnte die CDU gar nicht blockieren. Sie hat Oppositionspolitik gemacht, was auch ihre Aufgabe war in einem demokratischen Parlament.



      Im Bundesrat hat sie sich situationskonform verhalten wie alle anderen Parteien auch, die Länderverantwortung tragen.



      Versagt hat leider die Ampel. All der Streit, die Kommunikationsdebakel, die Blockaden untereinander, die Querschüsse aus den eigenen Reihen, die schlechte Außenpolitik, die schlechte Wirtschaftspolitik, die unüberlegten (teils nicht verfassungsgemäß) Gesetze können Sie doch nicht der CDU anlasten, bitte. Das ist Realitätsverweigerung.

      • @Vigoleis:

        ne, der cdu laste ich nicht die gesetze der ampel an, aber die weigerung über eine finanzierung zur bekämpfung der wirtschaftskrise nachzudenken, aus parteitaktischen gründen, und jetzt kaum kommt die cdu selbst in die situartion kein geld in der regierung zu haben, kann man plötzlich über die schuldenbremse nachdenken.. die wirtschaft ist aber schon im sinkflug. so sieht verantwortung fürs land nicht aus!



        würden sich spd und grüne jetzt den plänen der cdu verwehren, oh das gezeter über dieses unpatriotische verhalten, ich kann es jetzt schon hören. aber keine angst so etwas machen spd und grüne nicht, so taktisch sind die nicht.

  • "die SPD als Juniorpartnerin eingestellt. Die dann in seiner Koalition für soziale Korrekturen und das Kleingedruckte zuständig sein würde, während die Union die großen Linien vorgibt. Leider ist zu befürchten, dass die Sozialdemokraten genau diesen Weg einschlagen werden, man hofft nur, dass sie sich nicht zu billig verkaufen."



    Hat tatsächlich irgendwer auf mehr gehofft? Das ist m. E. die einzige halbwegs realistische Alternative statt schwarzbraun, und selbst die ist nicht ausgemacht: derzeit hat eine "GroKo" keine Mehrheit...

  • "Spannend" (siehe Einleitung) ist ein Wort, das mir zu dem Duell *nicht* eingefallen ist ...