piwik no script img

Streit zwischen Trump und Musk eskaliertSchlammschlacht statt Bromance

Zum Ende seiner Zeit als Regierungsberater kritisierte Elon Musk die Steuergesetze Donald Trumps. Seitdem gibt es zwischen beiden kein Halten mehr.

Da war es schon fast vorbei mit der Bromance: Donald Trump bei der Verabschiedung von Elon Musk am 30. Mai Foto: Nathan Howard/reuters

Washington dpa | Der reichste Mann der Welt gegen den Präsidenten des mächtigsten Landes: Die monatelange Allianz von Elon Musk und Donald Trump endet in einer öffentlich ausgetragenen Schlammschlacht. Der Tech-Milliardär ging dabei sogar so weit, Trump die Führungsrolle in der Republikanischen Partei streitig zu machen.

Der US-Präsident wiederum drohte damit, Musks Unternehmen Regierungsaufträge zu entziehen – woraufhin der Tech-Milliardär konterte, er werde der US-Weltraumagentur Nasa die für sie momentan unverzichtbaren Dragon-Raumkapseln seiner Firma SpaceX vorenthalten.

Der Streit zwischen Musk und Trump entflammte rund um das vom Präsidenten vorangetriebene Steuer- und Haushaltsgesetz. Musk, der sich im Auftrag von Trump bis vor kurzem um eine radikale Senkung der Staatsausgaben kümmern sollte, fordert weitaus stärkere Ausgabenkürzungen. In den vergangenen Tagen verschärfte er nach seinem Rückzug aus Washington die Attacken auf das Gesetz – und damit auch auf Trumps Regierung.

Öffentlich wurde Trump zum ersten Mal beim Termin mit Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) im Weißen Haus auf die Kontroverse angesprochen. Der 78-Jährige deutete an, dass Tesla-Chef Musk von geschäftlichen Interessen geleitet werde. Trump sagte, Musk habe kein Problem mit dem Gesetz gehabt – bis er erfahren habe, dass auch eine Kürzung milliardenschwerer Subventionen für Elektrofahrzeuge dazugehöre. Musk nannte das eine Lüge.

Musk droht mit seinem vielen Geld

Der 53 Jahre alte Besitzer der reichweitenstarken Online-Plattform X legte Kongressmitgliedern der Republikanischen Partei nahe, sich bei der Abstimmung über das Gesetz auf seine Seite zu schlagen. „Trump hat noch dreieinhalb Jahre als Präsident – und mich wird es noch mehr als 40 Jahre geben“, schrieb er als „Denkanstoß“ für die Parlamentarier auf X, wo er binnen weniger Stunden eine regelrechte Kaskade an Posts absetzte.

Für Kongressmitglieder sind seine Worte nicht einfach eine leere Drohung. Im vergangenen Jahr steckte Musk über 250 Millionen Dollar in Trumps Wahlkampf. Und mit seinem Geldpolster könnte er problemlos Herausforderer finanzieren, die unliebsamen Abgeordneten im Repräsentantenhaus oder Senat das Mandat streitig machen.

Musk machte auch persönlich Wahlkampf für Trump unter anderem im wichtigen Bundesstaat Pennsylvania. Trump sagte nun, er hätte in Pennsylvania auch ohne Musk locker gewonnen – und scheint den Tech-Milliardär damit zusätzlich gegen sich aufgebracht zu haben. „Ohne mich hätte Trump die Wahl verloren“, behauptete Musk bei X. „So eine Undankbarkeit.“

Danach holte Musk zu einer aufsehenerregenden Anschuldigung aus, die er mit dem Satz „Es ist an der Zeit, die wirklich große Bombe zu werfen“ einleitete: Er behauptete, Trumps Name finde sich in Unterlagen zum berüchtigten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein. „Das ist der wahre Grund, warum sie nicht veröffentlicht wurden“, schrieb er – und wünschte Trump danach einen „schönen Tag“.

Musk unterstützt Amtsenthebung Trumps

Epstein war 2019 in einer New Yorker Gefängniszelle gestorben. Vize-FBI-Direktor Dan Bongino bekräftigte jüngst, dass der in der US-amerikanischen High Society bestens vernetzte Finanzier Suizid begangen habe. Trumps Justizministerium hatte im Februar einige Epstein-Unterlagen offengelegt.

Musk nannte keine Belege für seine Behauptung – und es gibt auch keinen Grund, warum er Zugang zu den Unterlagen haben sollte. Allerdings mischte er während seiner Zeit als ungewählter Regierungsberater in Washington bei vielen Dingen mit, die seinen eigentlichen Zuständigkeitsbereich überschritten.

Trump äußerte sich zunächst nicht zur Causa Epstein. Trump-Vertraute sagten dem Nachrichtensender CNN aber, sie glaubten nicht, dass sich das Verhältnis der beiden von dieser Attacke Musks erholen könne.

Der Tech-Milliardär verbreitete mit einem knappen „Ja“ auch einen Beitrag bei X weiter, in dem der Autor schrieb, dass Trump des Amtes enthoben werden müsse. Trump wiederum drohte mit finanziellen Konsequenzen für Musks Unternehmen. „Der einfachste Weg, in unserem Haushalt Milliarden und Milliarden Dollar einzusparen, ist, Elons Regierungs-Subventionen und -Verträge zu kündigen“, schrieb der Präsident bei der Online-Plattform Truth Social. Er habe sich schon immer gewundert, dass sein Vorgänger Joe Biden das nicht getan habe. Viele Tesla-Anleger reagierten panisch, die Aktie des Autobauers verlor zum US-Handelsschluss mehr als 14 Prozent.

Die unverzichtbaren Dragon-Raumkapseln

Im Gegenzug kündigte Musk an, seine Raumfahrtfirma SpaceX werde sofort damit anfangen, die Weltraumkapsel Dragon außer Betrieb zu nehmen. Später schien er dies zwar mit einem weiteren Post auf X wieder zurückzunehmen – allerdings war nicht klar zu erkennen, wie ernst es Musk damit meint.

Die Dragon-Raumkapseln sind aktuell praktisch unverzichtbar für die USA, um Astronauten ins All zu bringen. Boeing hat zwar das Raumschiff Starliner entwickelt, doch beim ersten Flug mit Menschen an Bord musste die Besatzung zur Sicherheit an Bord der Weltraumstation ISS bleiben, weil es technische Probleme gab. Die Astronauten hingen monatelang auf der ISS fest, bevor sie mit einer SpaceX-Kapsel zurückkehrten.

Zum ersten Mal behauptete Trump auch, er habe Musk gebeten, sich aus Washington zurückzuziehen. Bisher hatten beide auf eine Regel verwiesen, nach der externe Regierungsmitarbeiter nur 130 Tage pro Jahr beschäftigt werden dürfen. Von Differenzen war keine Rede gewesen, nach außen hin wurde gesichtswahrend kommuniziert – bis jetzt.

In den vergangenen Monaten trugen Trump und Musk demonstrativ ihre Eintracht zu Schau, so dass der schwerreiche Firmenboss oft als „First Buddy“ des Präsidenten bezeichnet wurde. Musk durfte sich außergewöhnliche Freiheiten herausnehmen und zum Beispiel seinen Sohn bei einem Medientermin im Oval Office herumtoben lassen.

Als die Verkaufszahlen von Tesla unter anderem wegen Musks rechter politischer Ansichten einbrachen, ließ Trump eine Autokolonne vor dem Weißen Haus auffahren und kaufte sich demonstrativ eines der Elektrofahrzeuge. „Ich liebe Tesla!“, rief Trump dabei in die TV-Kameras. Musk schrieb derweil im Februar, er liebe Trump „so sehr, wie ein Hetero-Mann einen anderen lieben kann“.

Allerdings wurde schon seit Beginn der Allianz spekuliert, dass die oft spöttisch als „Bromance“ bezeichnete Verbrüderung zwischen Trump und Musk ein reines Zweckbündnis sei. Allein schon wegen ihrer ausgeprägten Egos könne die Allianz nicht ewig währen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

30 Kommentare

 / 
  • Köstlich! Das hätten sich keine Gagschreiber schöner ausdenken können.

  • Zwei gelangweilte, wohlstandsverwahrloste Männer, die die Weltherrschaft an sich reißen wollen. Da sieht man, wo ungezügelter Reichtum hinführt.

  • > Der 78-Jährige deutete an, dass Tesla-Chef Musk von



    > geschäftlichen Interessen geleitet werde.

    Nein!? ... Doch!!!! ... Oh ....

  • Was der Streit zwischen den Bros Trump und Musk noch einmal vor Augen führt: Wer Marktwirtschaft und/oder Demokratie will, kann es nicht zu lassen, dass einzelne Unternehmen und Konzerne systemrelevant werden oder Einzelpersonen ein Vermögen anhäufen, dass sie zum Risiko für die demokratische Mitbestimmung werden können. Hier wäre eine Deckelung von z.B. Marktanteilen und Vermögen ein probates mittel. Ein anderes wäre Formen verflichtender Vergesellschaftung, wie Genossenschaften oder Beteiligungen von Mitarbeitenden, Kommunen und deren BürgerInnen. Es ist auch ein Hinweis auf den sozialdarwinistischen Charakter des Liberalismus, der dem individuellen Recht auf Besitzakkumulation und Selbstverwirklichung Vorrang vor allen Gemeinschaftsinteressen einräumt.

  • Erinnert alles an Billy Wilders "Manche mögens heiss" siehe die Szene mit den 'Freunden der italienischen Oper ' . Fragt sich nur, wer in Washington den 'Gamaschen Colombo' gibt. Pack sich schlägt sich, Pack verträgt sich. Jeder Wähler in den USA wusste, mit welchen Gestalten er es zu tun hat. Hauptsache Menschen abschieben und die 'White Supremacy' hochhalten. So ist's bei uns mit der AFD doch auch.



    Mal seh'n wie in der 'three cent opera' a la USA weitergeht...und Merz liegt sich devot auf den Knien.

    • @Philippe Ressing:

      "Jeder Wähler in den USA wusste, mit welchen Gestalten er es zu tun hat.": Das glaube ich nicht, und ich befürchte, das wird auch in Zukunft nicht so sein.

  • Man hat doch ehrlicherweise nichts anderes erwartet. Spannend wird zu sehen, wie weit die beiden bereit sind zu eskalieren.

  • Ich habe die Vermutung gelesen das das ganze eine inszenierte Show von Thiel, Musk und Vance ist um Donald Trump zu Fall zu bringen.



    Für wir realistisch wäre sowas?

    • @Captain Hornblower:

      Na eher so garnicht. Schon mangels Alternativen.

      • @Samvim:

        Die alternative wäre das Vance dann Präsident wäre.



        Darum geht es.

        • @Captain Hornblower:

          Richtig, Vance würde nachrücken und damit ein erzkonservativer, religiöser Fanatiker, Antisemit und Provokateur zum Präsidenten und Oberkommandierenden der schlagkräftigsten Armee. Ein Desaster für die Ukraine und Europa.

    • @Captain Hornblower:

      Sehr wahrscheinlich. Ich hab gelesen, Hulk Hogan steht schon als Ersatz bereit.

      • @Deep South:

        Es geht darum das Vance vorzeitig Präsident wird.



        Mal sich genau mit P. Thiel beschäftigen.

      • @Deep South:

        "Ich hab gelesen, Hulk Hogan steht schon als Ersatz bereit."



        Na, der wäre doch eine echte Verbesserung!

  • Pack schlägt sich- Pack verträgt sich!



    Diese Herrschaften streiten auf untersten Niveau.



    Zum Glück ist die politische Kaste hier noch nicht so tief gesunken...

  • Trump erweckt für mich den Eindruck, dass er andere Menschen um sich herum nur als Statisten in seinem persönlichen Heldenepos sieht - dessen Drehbuch er nach Bedarf umwirft.

    Bei Musk ist es ähnlich. Dass zwei Narzißten irgendwann aneinandergeraten ist somit unausweichlich.

    Erstaunlich ist aber die unverhohlene Drohbotschaft des Milliardärs Musk an die Republikanische Partei in aller Offenheit. Wenn das Volk jetzt nicht endlich realisiert, wie abhängig ihr politisches System von Geld und denen, die darüber verfügen, ist, wann dann?

  • Der Feind meines Feindes ist mein Freund.



    Hoffentlich eskaliert es noch mehr. Denn eine Eskalation würde in jedem Fall auch Trump schaden, was ich gut fände. Zudem ist zu vermuten, dass Musk noch ein paar Asse im Ärmel hat. Ich drücke Musk die Daumen, auch wenn ich ihn überhaupt nicht mag.

  • „ Allein schon wegen ihrer ausgeprägten Egos könne die Allianz nicht ewig währen.“

    Ist das nicht bei allen Allianzen mit Trump so? Er hat sich doch mit nahezu namhaften Beratern der 1. Amtszeit überworfen? Außer Familienangehörige.

  • Die beiden Deppen scheinen zu meinen: Es kann nur einen geben.



    Oder steckt ein tieferer Sinn hinter diesem Rosenkrieg?

    • @Nansen:

      Musk versucht sich öffentlich von Trump zu distanzieren um die Umsätze bei Tesla zu retten und die andere Seite tut ihm sogar den Gefallen da mitzuspielen. Für mich ist das alles ein abgekartetes Spiel.

      • @Šarru-kīnu:

        Ich würde eher Strolch beipflichten.



        Musk geht ein wenig zu sehr in die Vollen, als dass das zum Wohle beider geplant sein könnte.



        Ich hab - wie viele andere - schon letztes Jahr erwartet, dass es bei den beiden knallt. Aber so hab ich's nicht erwartet. Dachte eher, dass der orangene Geront eifersüchtig auf das Möchtergerngenie wird und eine Krise sich zum Bruch auswächst. Das hier hingegen: Für narzisstische Soziopathen verblüffend irrational.

        • @Nansen:

          Musk möchte den Staat weiter schrumpfen, Trump merkt dass er jetzt selbst der Staat ist, kollidierende Interessen, das war abzusehen. Der Streit entzündet sich ja auch genau daran, an Trumps Steuergesetz. Der Rest ist nur schmückendes Beiwerk....

      • @Šarru-kīnu:

        Die Tesla Aktie ist heute abgestürzt. Daher glaube ich das nicht.

  • Eigentlich benutzt man diesen Ausdruck ja für andere soziale Schichten, hier trifft er aber ausnahmsweise mal gerechtfertigt zu: "Pack schlägt sich, Pack verträgt sich"



    Es bleibt zu hoffen, dass der Rest der US-amerikanischen politischen Landschaft (und im Rest der Welt sowieso) erkennt , welche Gefahren von Oligarchien ausgehen und nach dem nächsten Machtwechsel die Konsequenzen daraus ziehen...



    Trump ist in ein paar Jahren biologischen Ursachen geschuldet Geschichte, Musk und Konsorten drohen weiterhin....

  • Als sich Vader das letzte Mal gegen den Imperator gewendet hat, war der Spuk kurz danach vorbei. Vielleicht haben wir ja Glück.

    • @QuantumRider:

      Wohl kaum, einer bleibt übrig....und Jott Dee wird stärker.

      Han und Chewee übernehmen Sie!

  • Ich hätt drauf wetten sollen. Das war so absehbar, wie ein Kater nach dem Komasaufen. Zwei narzistische Überegos mit alles dreht sich um Mentalität können immer nur so lang miteinander, wie sie beide davon profitieren. Wenn Trumps Politik die Wirtschaft weiter belastet und er die Verbindung den großen Tech Fischen verliert, wird er die Macht, die er für seinen Wahlkampf nutzen konnte, noch selbst zu spüren bekommen.

  • Zickenkrieg im Weißen Haus. Überraschend ist das nicht.

  • Popcornkino vom Feinsten. Dass Trump engster Freund Epsteins war und auch an seinen "Partys" teilgenommen hat, ist aber kein Geheimnis. Dass die Akten nicht freigegeben werden, dürfte durchaus etwas damit zu tun haben. Die Dinger sind vermutlich längst geshreddert worden. Im Übrigen hat auch Trump einen Milliardenvertrag Musk zugeschanzt, ihm zudem auch noch totalen Zugriff auf sensible Daten von Amerikanern gestattet. Das alles auf Biden zu schieben, passt zu ihm.

  • Tja, das passiert wenn man einen Staat und seine Aufgaben privatisieren will und Oligarchen freie Hand lässt.



    Regelbasierte Staatsordnung vielleicht auch kein schlechter Gedanke?



    Mein Mitleid hält sich in Grenzen.