Strategien gegen die AfD: Der hilflose Antifaschismus
Statt auf rituelle Verurteilungen muss man auf Fakten setzen: Die Rechten sind nicht nur in Ostdeutschland ein Jobkiller, der Investoren verschreckt.
D er Europaparteitag der AfD hat klargemacht, dass sich die Partei in einer Spirale der Selbstradikalisierung befindet, die nicht langsamer, sondern immer schneller dreht. Die Rechtsextremen um Björn Höcke haben faktisch die Macht übernommen. Sie glauben, die Avantgarde einer Ära des Neonationalismus in Europa zu sein. Mit uns zieht die neue Zeit auf – rechtsradikal. Deutsche Rechtsradikale neigten immer zu hypertrophen Selbstüberschätzungen – jetzt muss man sie ernst nehmen. Die AfD funktioniert derzeit wie eine gut geölte Maschine, die viele aufsammelt, die Zukunftsängste haben, sich nicht gewertschätzt fühlen. Was tun?
Es gibt zwei Antworten, die nichts bringen. Erstens: Die Brandmauer-Debatte verlagert hilflos das Problem ins eigene Spielfeld. Das Irrlichtern der Union – kommunale Zusammenarbeit ja, lieber nicht, keinesfalls – bestärkt die Rechtsautoritären in ihrer Rolle als ausgegrenzte Provokateure. Und lässt die CDU kompasslos erscheinen.
Zweitens: Die Hoffnung, dass den Gemäßigten die faschistischen Hassreden der AfD irgendwann auf die Nerven fallen, war trügerisch.
Da hat Maximilian Krah recht: Aggressiver Rechtsextremismus schadet der AfD bisher nicht. Auch der AfD die bürgerliche Maske herunterzureißen, schmälert deren Attraktion nicht. Offenbar sind die Immunisierungskräfte gegen rechts, die die deutschen NS-Bewältigung abgestrahlt hat, erlahmt. Die Nie-wieder-Rhetorik hat nicht mehr genug Echokammern. Wenn Antifaschisten von der Vergangenheit reden, die AfD aber von der Zukunft, ist das keine günstige diskursive Anordung.
Der BDI warnt vor jeder Zusammenarbeit mit den Rechten
Auch deshalb wirkt der routinierte Antifaschismus hilflos. Klar kann man mit einem Flugzeug und „Scheiß-AfD“-Banner am Himmel über Magdeburg aufkreuzen. Aber das ist eine selbstrefenzielle Predigt zu Überzeugten. Das verweist auf ein kniffeliges Paradox der Anti-AfD-Strategie. Die Wir-ihr-Teilung zahlt womöglich am Ende bei den Falschen ein.
Aussichtsreicher, als auf rituelle Verurteilungen zu setzen, ist es, von Interessen zu reden. Die Rechten sind nicht nur in ostdeutschen Kleinstädten ein Jobkiller, der Investoren verschreckt. Der Austritt aus dem Euro und die Abwicklung der EU, die die AfD anstrebt, würde hierzulande einen Zusammenbruch von Teilen der Exportindustrie und Massenarbeitslosigkeit bedeuten.
Der BDI hat das verstanden und warnt vor jeder Zusammenarbeit mit den Rechten. Das ist erfreulich – es war in der deutschen Geschichte nicht immer so. Die Strategie gegen die Rechtsautoritären sollte vielleicht mehr auf die Wirtschaft als auf Moral setzen.
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