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Strafmaß bei sexuellem MissbrauchEs geht nicht ohne harte Strafen

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Sexuelle Gewalt verletzt die körperliche und seelische Unversehrtheit von Kindern. Gut, dass Täter nun mit schärferen Strafen rechnen müssen.

Für ihren Schmerz, ihre Verletzungen fehlen Kindern oft die Worte Foto: dpa

D enken wir doch vom Kind her. Da dürfte sich der Blick auf den in der Koalition entbrannten Streit um das Strafmaß bei sexuellem Missbrauch verschieben. Denn es geht dabei um nichts Geringeres als die körperliche und seelische Unversehrtheit von Kindern. Wer diese verletzt, sollte mit einer scharfen Strafe rechnen müssen. Wer sich an den Schwächsten in der Gesellschaft vergreift – und das sind nun mal vor allem Kinder –, sollte keine ruhige Minute mehr haben.

Man mag die Forderung des CDU-Generalsekretärs Paul Ziemiak nach einer Strafverschärfung bei sexuellem Missbrauch für populistisch halten, so nach dem Motto: Her mit dem Polizeistaat, Sexualstraftäter am besten für immer wegsperren. Im Gegenzug kann man die ursprüngliche Argumentation der SPD-Justizministerin Christine Lambrecht als juristisch ausgewogener empfinden: Das Strafmaß bei Missbrauch ist mit 15 Jahren Gefängnis (und einer möglichen lebenslangen Sicherungsverwahrung) bereits hoch genug. Jetzt ist Lambrecht umgeschwenkt und hat insgesamt härtere Strafen angekündigt. Und das ist richtig so.

Ebenso richtig ist, dass künftig auch vermeintlich „geringere Vergehen“ wie „unsittliches Berühren“ schärfer bestraft werden sollen. Denn denken wir wieder vom Kind her: Jedes sexuelle Verhalten von Erwachsenen gegenüber Kindern, und dazu zählt auch „unsittliches Berühren“, stellt eine Straftat dar – und sollte dementsprechend geahndet werden. Für Kinder ist es egal, ob „unsittliches Berühren“ in den Augen mancher Erwachsener mehr oder weniger „harmlos“ ist. Es überschreitet Grenzen, die Kinder meist selbst gar nicht benennen können. Sie können sich auch oft nicht wehren. Sie wissen selbst nur, dass sie nicht angefasst werden wollen.

Kindesmissbrauch stellt eine individuelle sowie gesellschaftliche Katastrophe dar. Wenn die wirksam eingedämmt werden soll – und das muss sie –, geht es vermutlich nicht ohne harte Strafen. Und auch nicht ohne weitere öffentliche Debatte, die hoffentlich zu mehr Sensibilisierung insgesamt führt.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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96 Kommentare

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  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Das Strafmaß ist nur selten das Problem, häufiger sind es Behörden.

    www.rbb24.de/polit...w6avTQi7w31axmMuR4

    • @05838 (Profil gelöscht):

      Das stimmt. Schon bei den Regensburger Domspatzen saßen Vertreter der Behörden im Stiftungskuratorium und niemand hat sich seinerzeit über die Vorfälle in Etterzhausen gekümmert.



      Anerkanntes Miussbrauchsopfer des Bistums Regensburg

  • Die sinnvollste, effektivste und günstigste Verbrechensbekämpfung ist die präventive Verhinderung des Verbrechens: www.kein-taeter-werden.de/

    • @Linksman:

      Irgendwas das die belegt? Für mich ist es einfach nur naiv. Klar hilft das Programm aber die 'effektivste' Maßnahme ist es sicherlich nicht.

  • Erinnern wir uns noch an den Montessori Prozess?



    www.youtube.com/watch?v=yw73CxB6NsA

    • @Günter:

      Danke für den link. Ungeheuerlich.



      Habe dazu nur (noch) Gisela Friedrich erinnert.

      unterm——



      Die Rolle von Wildwasser Emma etc - abgrundtief.

    • @Günter:

      Ja genau oder die Katholische Kirche mit ihren desaströßen Umgang mit Missbrauch

      www.deutschlandfun...:article_id=459437

      • 0G
        05838 (Profil gelöscht)
        @Justin Teim:

        Sexueller Missbrauch ist eher ein außerkirchliches Problem.

        Die RKK dient als Projektionsfläche.

        • @05838 (Profil gelöscht):

          Ahäm - Projektionsfläche?

          Die RKK gehört zu den Institution wo Täterschutz höher steht als Opferschutz.

        • @05838 (Profil gelöscht):

          Steile These.

          Im übrigen gilt bekanntlich:



          Projektion setzt voraus - daß auf der Projektionsfläche irgendwas ist. Newahr



          &



          Das ist einschlägig vor allem bei der Alleinseligmachenden - ja nun nicht zu knapp. Gellewelle&Wollnichwoll.



          Normal.

          • 0G
            05838 (Profil gelöscht)
            @Lowandorder:

            Wenn alle jahrelang ins selbe Horn blasen, vor allem die Medien, dann glaubt die Mehrheit sicher zu wissen, dass es das richtige Horn ist. Syszemisch gab es das in Labor- und Odenwaldschule, die pädagogisch und ideologisch nicht kirchenaffin sind und waren.

  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Es wird selten vorkommen, das ein minderjähriger Junge die Frau anzeigt, die ihn missbraucht.

    • @05838 (Profil gelöscht):

      Also ist bei Jungen offenbar noch Aufklärungsbedarf vorhanden, dass auch diese das Recht haben sich gegen sexuellen Missbrauchen juristisch zu wehren, dass das tradierte Männerbild -ein richtiger mann will eben immer blah auf alten Stuten lernt mann das reiten blah- bekämpft gehört.

      • 0G
        05838 (Profil gelöscht)
        @BluesBrothers:

        Ich meinte das anders.

  • „Harte Strafen“ sind in der breiten Masse ja immer wieder sehr beliebt - nur leider verhindern sie nach wie vor kein einziges Opfer. Man sollte vielleicht allmählich doch mal lieber dazu übergehen, gesellschaftlich „sinnvolle Strafen“ einzufordern und sich Gedanken darüber machen, wie man wirkungsvoll Kinder schützen kann, bevor sie zu Opfern geworden sind.

  • Da hier viel von den Pädophilen die Rede ist, der Hinweis, dass diese maximal 10 % der einschlägigen Taten verüben.



    de.wikipedia.org/w...nd_H%C3%A4ufigkeit

    • @BluesBrothers:

      Das steht auch in dem Artikel und hört sich sehr merkwürdig an:

      „Lange vor der allgegenwärtigen Verwendung des Traumabegriffs fand Judson T. Landis in einer retrospektiven Studie Mitte des vorigen Jahrhunderts bei Mädchen deutlich häufiger als bei Jungen Zeichen einer Traumatisierung. Etwa 75 % der Mädchen und rund 32 % der Jungen wiesen entsprechende Merkmale auf. Sie waren selten von Dauer, bei keinem der 215 untersuchten Jungen und bei 4 % der Mädchen.[66] Wenn es zu einer psychischen Störung kommt, so zeigen auch spätere Veröffentlichungen, ist sie meist vorübergehender Natur.[67] In etwa einem Prozent aller untersuchten Fälle von sexuellen Übergriffen auf Kinder wurde 2007 von dauerhaften Störungen berichtet.[68]“

  • 1. Eine Strafverschärfung in diesem Bereich begrüße ich.



    2. Doch um auch einen besseren Schutz unserer Kinder zu erreichen brauchen wir eine bessere Verbrechensermittlung und den Mut der Strafgerichte zum Fällen HOHER Strafen, mit anschließender Sicherheitsverwahrung. Denn heilen lassen sich diese kranken Hirne nicht, weshalb sie eine lebenslange Gefahr für Kinder darstellen.

    😉

    • @tazeline:

      Wenn sie die fraglichen Täter allesamt als krank betrachten wäre dies allerdings eigentlich ein Ausschlusskriterium dafür ihnen mit den Mitteln der Strafjustiz zu begegnen. Leute die an Tourette leiden, stellt man ja auch nicht wegen Beleidigung vor Gericht.



      Und die Forderung Menschen für den Rest ihres Lebens wegzusperren mit einem Smiley abzuschließen wirkt auf mich einfach nur zynisch und das ist noch höflich ausgedrückt.

      • @Ingo Bernable:

        Ich kann Ihre Worte zum Einen nachvollziehen.



        Jedoch berücksichtigt Ihre Aussage zuwenig das Leid der Kinder des sexuellen Missbrauchs. Und wenn Sie sich zudem vor Augen halten, mit welcher Brutalität und Rücksichtslosigkeit gegenüber ihren kindlichen Opfern die Taten vielfach begangen werden, so hält sich mein Mitgefühl mit den Tätern SEHR in Grenzen.



        Auch ist es leider eine Tatsache, dass die meißten Sexualstraftäter ein Leben lang "Gefährder" bleiben.



        Und mit einem Smiley schließe ich grds. jeden meiner Beiträge ab.

        😉

        • @tazeline:

          "die meißten Sexualstraftäter"



          Und genau deshalb braucht es eben die Betrachtung des konkreten Einzelfalls, statt pauschaler Lösungen.



          Es geht mir mitnichten um "Mitgefühl mit den Tätern", sondern darum rechtsstaatliche Grundsätze und modernes Menschenbild auch angesichts extremer Verbrechen aufrecht zu erhalten.

        • @tazeline:

          Unser Rechtsystem hat in erster Linie die Resozialisierung und weniger Rache als Grundlage. Die Höhe der potenziellen Strafe soll abschrecken. Dies gelingt aber leider nicht, wenn das Verhalten krankhaft ist, wie es in den meisten Fällen der Fall ist. Daher ist eine Verurteilung mit anschließender Sicherheitsverwahrung eine gute Lösung, die auch praktiziert wird.

          Anders ist der Fall, wenn es sich um kriminelle handelt, die mit Kinderpornographie versuchen Geld zu verdienen. Hier sollten die Strafen sicherlich sehr hoch gewählt werden. Denn bei solchen Kriminellen kann man mit der Androhung uns dem Ausprechen von hohen Strafen in der Tat eine reduzierung der Straftaten erreichen, und das ist das Ziel.

          • 9G
            97287 (Profil gelöscht)
            @Meine_Meinung:

            Die Täter müssen in erster Linie erstmal sozialisiert werden. Resozialisierung ist ein Begriff , der in Zusammenhang mit Straftätern, in die Mülltonne gehört. Sie müssen sozusagen wieder ganz von Vorne anfangen, das hat mit Resozialisierung nichts zu tun. Bei diesen Tätern muss erst wieder der Unterbau geschaffen werden.

          • @Meine_Meinung:

            "Unser Rechtsystem hat in erster Linie die Resozialisierung [...] als Grundlage."



            Und genau in Hinblick daruf ist Sicherungsverwahrung eben keine gute Lösung, sondern das Eingeständnis der Gesellschaft keine andere Option, die mit ihren Grundwerten im Einklang steht, mehr anbieten zu könne. Keine Frage es gibt Fälle in denen tatsächlich kein anderes Mittel mehr bleibt, insgesamt aber wird die Forderung danach meinem Eindruck nach zu oft und zu unkritisch erhoben.

            • @Ingo Bernable:

              Sicherlich ist das keine gute Lösung, aber im Sinne des Opferschutzes eine Option.



              Für Alternativen wäre ich dankbar, haben Sie da Ideen?

          • @Meine_Meinung:

            Zu letzterem nicht nur ne Meinung.



            Sondern auch Belegbares?



            Dank im Voraus.

            • @Lowandorder:

              Das ist meine Meinung bzw. meine Einschätzung.

    • @tazeline:

      Nach meiner Erfahrung aus der Praxis schreien Personen so lange nach höheren Strafen, bis sie selbst oder einer der Sprösslinge in Kontakt treten mit der Justiz. Dann wird bzgl. der "Laschheit" und "geringen Strafen" in bisher allen mir bekannten Fällen eine 180 grad Wendung vollzogen.



      Wer meint unsere Justiz sei zu Weich, hat mit dieser keine Erfahrung. Es bedarf keinen Mut des Richters hohe Strafen auszusprechen, in unserer Gesellschaft bedarf es Mut dies nicht zu tun.



      Dass bei Triebtätern keine Resozialisierung möglich ist, ist falsch. So gibt es auch Pädophile, die ihre Neigung niemals ausleben, das sind dann einfach, wie Sie sagen, kranke und auch bemitleidenswerte Personen. Zumindest kann Ihnen hoch angerechnet werden, dass Sie bzgl. Strafzweck auf den Schutz der Gesellschaft abstellen und nicht auf Rache!

  • Ich gehe davon aus, dass 99 % aller Straftäter den Strafrahmen des von ihnen beabsichtigten Delikts nicht kennen. Und schon gar nicht die Praxis des für sie zuständigen Gerichts bei der Strafzumessung. Wir haben weniger ein Defizit bei den Normen, sondern eher bei deren Vollzug. Das gilt im Verwaltungsrecht im Allgemeinen und im Strafrecht im besonderem. Daher bin ich der Ansicht, dass eine Strafverschärfung keinerlei Verbesserung der Situation nach sich zieht.

    • @Trango:

      Das haben Sie richtig herausgearbeitet, eine Strafschärfung wird gar nichts bewirken. Auch wenn es für den Rachegeist nicht so befriedigend ist, der Ausbau von Präventionsprogrammen würde viel eher helfen.

  • Es hängt immer davon ab, wie man's ideologisch verwenden kann. Sich da mal um 180 Grad zu drehen...... was solls. Schon komisch, wie sich die Zeiten geändert haben. Erinnern wir uns noch an die Indianerkommune?de.wikipedia.org/wiki/Indianerkommune



    oder hier:



    www.welt.de/politi...de-mir-mulmig.html



    Beauftragen und Finanzieren wir ein "Forschungsprojekt" eines uns gewognen Istituts...dann lasst uns granitfeste Lehrsätze übers "unsittliche Berühren" etc. in Stein gemeißelt neu auflegen.

    • 0G
      05838 (Profil gelöscht)
      @Günter:

      An die Indianerkommune erinnere ich mich auch noch. Die Leute rauchten ihren abendlichen Joint oft im Kunstverein gegenüber dem Römersgarten. Die linke Szene tolerierte diese Leute.

    • @Günter:

      Danke für die interessanten Links.



      Lässt den heutigen Disput doch in einem anderen - historischen- Licht erscheinen

  • Bei nachgewiesenen Missbrauchsfällen sollte der Kreis der belangbaren Personen ruhig ausgeweitet werden. Beim Fall in Lügde spielten Versager vom Jugendamt eine entscheidende Rolle. In der Kripo verschwand Beweismateral. Hier sollten auch Berufsverbote kein Tabu sein.

    • @Linksman:

      Da muss nichts ausgeweitet oder neu eingerichtet werden, sondern bestehendes angewendet.

  • Sie sind keine Juristin. Das ehrt Sie.

    Umso mehr verblüfft Ihrs on the top:



    ” Strafmaß bei sexuellem Missbrauch



    : Es geht nicht ohne harte Strafen



    Sexuelle Gewalt verletzt die körperliche und seelische Unversehrtheit von Kindern. Gut, dass Täter nun mit schärferen Strafen rechnen müssen.“

    Nun ist hier dankenswerterweise viel runtergetragen worden. Gebe aber zu bedenken:

    THOMAS FISCHER AUTOR



    Über das Strafen



    Recht und Sicherheit in der demokratischen Gesellschaft

    "Fischers These: Strafrecht ist Kommunikation und Gewalt.

    Keiner kennt seine Entwicklung besser als der weit über seine Fachkreise hinaus bekannte frühere Bundesrichter."



    Gaggenauer Woche, 8. November 2018



    "Eine nachdenklich, sensible Schrift, die mit ruhigem Atem abgefasst wurde."



    Verfassungsblog (Blog), 14. Oktober 2018



    & Däh!



    "Was ist der Sinn von Strafe? Der ehemalige Bundesrichter Thomas Fischer erklärt, wie sie wirken soll und warum manche Richter sich an ihren Urteilen ergötzen."



    DER SPIEGEL, 13. Oktober 2018

    unterm—— btw



    Dieser Ihr Beitrag - ging auch mir mehr als über die Hutschnur. Sonst verschweig ich mich zu sojet längst.

    kurz - Laienstammtisch pur - zu einer äußerst schwierigen Gemengelage •

    • 0G
      05838 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      Bingo

    • @Lowandorder:

      Anschließe mich

      • @Wagenbär:

        Ich mich auch.

    • 0G
      05158 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      Als totaler Laie auf diesem Gebiet habe ich als Kurzzeitforist herumgesucht.



      .....Was ist eine gerechte Strafe? Gibt es sie überhaupt? Für den Strafjuristen Thomas Fischer geht es um das, was unsere Gesellschaft zusammenhält: Ein selbstgegebenes Regelwerk, unser Rechtssystem, das von vielen Bedingungen abhängt und in ständiger Bewegung ist. Wie kein anderes Rechtsgebiet steht das Strafrecht im Fokus öffentlichen Interesses. Als Grundlage staatlichen Handelns verspricht es Sicherheit; aber es ist auch ein Ort, an dem grundlegende Fragen des gesellschaftlichen Lebens, der Freiheitsspielräume und der Verantwortung verhandelt und besprochen werden. Fischers These: Strafrecht ist Kommunikation und Gewalt......



      Wie das der Laie so macht. Lesen verstehen, verstehen lesen?



      Speziell der letzte Satz ist wieder schwere Kost für mich.



      Alles auf Anfang!

      • @05158 (Profil gelöscht):

        Der Ernst des Gegenstandes hält mich davon aus dem Skat flapsige Bonmots zum Besten zu geben.

        Daher der Altmeister - O-Ton



        “… Du bist nur Geschworener: strafe nicht – sondern schütze die Gesellschaft vor Rechtsbrechern.

        Bevor du als Geschworener fungierst, versuche mit allen Mitteln, ein Gefängnis oder ein Zuchthaus zu besichtigen; die Erlaubnis ist nicht leicht zu erlangen, aber man bekommt sie. Gib dir genau Rechenschaft, wie die Strafe aussieht, die du verhängst – versuche, mit ehemaligen Strafgefangenen zu sprechen, und lies: Max Hölz, Karl Plättner und sonstige Gefängnis- und Zuchthauserinnerungen. Dann erst sage deinen Spruch.

        Wenn du Geschworener bist, laß nicht die Anschauung deiner Klasse und deiner Kreise als die allein mögliche gelten. Es gibt auch andre – vielleicht schlechtere, vielleicht bessere, jedenfalls andre.

        Glaub nicht an die abschreckende Wirkung eures Spruchs; eine solche Abschreckung gibt es nicht. Noch niemals hat sich ein Täter durch angedrohte Strafen abhalten lassen, etwas auszufressen. Glaub ja nicht, dass du oder die Richter die Aufgabe hätten, eine Untat zu sühnen – das überlaß den himmlischen Instanzen. Du hast nur, nur, nur die Gesellschaft zu schützen. Die Absperrung des Täters von der Gesellschaft ist ein zeitlicher Schutz.…“

        So isset.

        unterm——



        “… Vergewissere dich vorher, welche Folgen die Bejahung oder Verneinung der an euch gerichteten Fragen nach sich zieht.

        Hab Erbarmen. Das Leben ist schwer genug.

        Quelle: Ignaz WROBEL in Die Weltbühne vom 06.08.1929, Nummer 32, Seite 202. Nachdruck u.a. in LÜTHKE, Albrecht/MÜLLER, Ingo (1998): Strafjustiz für Nicht-Juristen. Ein Handbuch für Schöffen, Pädagogen, Sozialarbeiter und andere Interessierte“



        www.schoeffen-hess...urt-tucholsky-1929

        Merkblatt für Geschworene

        Dr. jur. Kurt TUCHOLSKY (1890-1935), 1929



        www.schoeffen-hess...lles/42-merkblatt-

        • @Lowandorder:

          Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - fragt nach

          “ Tucholsky: “… Du bist nur Geschworener: strafe nicht – sondern schütze die Gesellschaft vor Rechtsbrechern.







          Da liegt`s. Denn zu glauben, dass gerade in diesem Kriminalitätsfeld höhere Strafen Taten verhindern, ist wohl ... blauäugig. Wenn aber durch verschärfte Strafen die Rückfallquote und Tatwiederholung minimiert oder ausgeschlossen werden können, wäre das ja auch schon was, das abzuwägen ist.







          und btw.: Seit Langem stört mich der Ausdruck "Sexueller Missbrauch (von Kindern)", denn der suggeriert, es gäbe einen akzeptablen sexuellen "Gebrauch" von Kindern. Den gibt es aber nicht. Kennen Sie einen angemessenen Begriff? Auch wenn es pingelig scheint, ich halte es für wichtig, einen "besseren" Ausdruck für das Schreckliche zu finden.“ Pingelig? Nö!

          Stimmt. Nein zZt nicht. Aber.



          Mal als offener Diskursansatz. Das mit dem Ge/Miß/Brauch - beschreibt wohl ein überkommen uraltes Kind“designe“



          Als Verfügbares Es/Das. Dem steht gegenüber - Kind als Person “sich noch am entwickeln“ - aber Person = durch sich klingen. Habe Kinder immer so gesehen & dito via Elternhaus gesehen behandelt worden (Schule eher nicht!;(



          Das wäre so der Rahmen - das Feld.



          Zu Beackern auch via sexuellem Übergriff - sexueller Übergriffigkeit.



          Die Schwere dessen - wäre näher zu benennen. Wie bei jeder (Rechts)verletzung.



          Mit Verlaub - Ein Versuch.

          • 0G
            05838 (Profil gelöscht)
            @Lowandorder:

            Allein das



            Auge um Auge Zahn um Zahn Prinzip



            ist gerecht, was aber bei Falschbeschuldigung lebenslange Isolation bedeuten würde..

          • @Lowandorder:

            Das kann ich als Politiker doch gar nicht machen, kaum Einen auf der Welt interessiert noch das Detail.



            Du wachst auf und ein fetter Missbrauchsskandal wabert durch die Gazetten, als Justizministerin will von Dir weder die BILD, noch dein Law&Order gealterter Stammwähler etwas anderes hören, als das du mit der ganzen Härte der von dir nochmals verschärften Gesetze, knallhart durchgreifst. 10 Jahre, 15 Jahre, keine Ahnung ob das was bewirkt, hört sich aber energisch an.



            Ich persönlich hoffe man führt die von Ihnen angeregte Diskussion noch bis zum Schluss, aber ich fürchte man packt dann politisch eher wieder das Thema Sicherungsverwahrung aus, weil es halt noch strenger klingt.

        • 0G
          05158 (Profil gelöscht)
          @Lowandorder:

          Ernst des Gegenstandes außen vor!!

          Bleiben sie uns(mir ;-) auf jeden Fall noch lange, lange erhalten!



          Mal weg von Wahrheit und sonstigen Spalten.



          In ihrem Artikel ist nun alles drinn.



          Erfahrung, Professionalität,Geschichte und was MIR aufgefallen ist,(schon vorher) Menschenfreundlichkeit!(außer dem Steineschleuderer;-))



          Könnte berufsbedingt sein!

  • Ok, Frau Schmollak will stärkere Strafen.

    Dem Artikel mangelt es aber völlig an Informationen zum Drumrum. Warum ist die Forderung von Ziemiak kein ineffektiver Populismus?

    Haben bisherige Strategien nicht gegriffen? Welche? Und Warum? Wurden neue Entwicklungen nicht berücksichtigt (Kinderpornographie und Missbrauch im Internet) Was ist der Vorteil von stärkeren Strafen? Was sagt die kriminalwissenschaftliche Forschung zum Thema?



    So ist mir der Artikel zu sehr Stammtisch.

  • Wie viele Jahre Knast soll es z.B für Eltern und Großeltern geben, die ihre Kinder und Enkel g e g e n deren W i l l e n busseln und herzen? Ob beim Besuch, oder bei der Verabschiedung vor der Kita/Schule. "Butter bei die Fische", wie die Bratpfanne sagt! Der Boulevard verlangt eine Antwort!

    In Summe kämen da täglich etliche Jahrhunderte zusammen, wenn dieses "Rechtsverständnis" "Recht" würde, und das Strafmaß auf ein Jahr beschränkt wäre.

    Es bleibt abzuwarten, wie viele Väter und Mütter (StraftäterInnen) in den Knast wandern, weil ihnen im Home-Office-Stress mal die ein oder andere "Hand" ausgerutscht ist, oder sie sich auf andere Weise der "Misshandlung von Schutzbefohlenen" (§ 225 StGB) schuldig gemacht zu haben.

  • Eindeutiger Widerspruch!



    Höhere Strafen sind eher Zeichen für eine insgesamt gewalttätigere Gesellschaft (siehe USA).



    Noch niemals ist ein Mensch durch "Strafe" ein besserer Mensch geworden.



    Es ist bedauerlich zu sehen, wie in einer Zeitung, wie der TAZ so mir nix-dir nix Erkentnisse und Errungenschaften der Aufklärung über den Haufen geworfen werden.

    • @Wagenbär:

      "Noch niemals ist ein Mensch durch "Strafe" ein besserer Mensch geworden."

      Es gibt mehrere Ex-Häftlinge, die sagen, dass sie ohne ihre Gefängnisstrafe niemals von ihrem kriminellen Weg abgerückt wären. Erst die Strafe hat zum Bewusstseinswandel geführt. Das trifft nicht auf alle zu, vermutlich auch nicht auf die Mehrheit, aber dass es "niemand" ist, ist schlichtweg falsch.

      • @Devil's Advocate:

        Die Strafe ist das Einschränken der Bewegungsfreiheit, wie das bei "mehreren" Personenzu einem neuen Lebensweg führen kann, bleibt im Dunkeln. Dass die Arbeit an sich selbst oder in der Gruppe, Selbstreflexion, Therapie, erlernen von Empathie zu einer Veränderung führen können - na sicher! Aber das ist ja nicht die Strafe, sondern wird lediglich 'bei Gelegenheit' und bereitschaft des Täters mit durchgeführt.



        Nach meiner Erfahrung bringt das Gefängnis das Schlechteste im Menschen zum Vorschein - führt zu erheblicher Verrohung und, da im Führungszeugnis eingetragen, zementiert es den kriminellen Lebensweg. Täter von Schwerverbrechen sollten als das betrachtet werden was sie auch sind, kranke Menschen, die brauchen keine Strafe sondern Therapie.

      • @Devil's Advocate:

        Düwel ook. s.o. …servíce - Tucho -

        “ Glaub nicht an die abschreckende Wirkung eures Spruchs; eine solche Abschreckung gibt es nicht. Noch niemals hat sich ein Täter durch angedrohte Strafen abhalten lassen, etwas auszufressen. Glaub ja nicht, dass du oder die Richter die Aufgabe hätten, eine Untat zu sühnen – das überlaß den himmlischen Instanzen. Du hast nur, nur, nur die Gesellschaft zu schützen. Die Absperrung des Täters von der Gesellschaft ist ein zeitlicher Schutz.…“

        So isset. So - wird ein Schuh draus.

        • @Lowandorder:

          Kleiner Tipp. Fischer stutzt einen vorlauten Foristen auf Spiegel Online zurecht, dass es eine wahre Freude ist.

          Was man bei dem Thema natürlich nicht sagen sollte, aber er führt eben meisterlich das Florett.

          www.spiegel.de/pan...003bbd1#kommentare

          • @Jim Hawkins:

            Danke. Das ist insgesamt - auch Richtung Amtspersonen - Erste Sahne.



            Das ist eben nicht nur rein sprachlich.



            Sondern auch inhaltlich brillant.

            • @Lowandorder:

              Däh&Zisch - Mailtütenfrisch schlentz ein

              “Siegel Fischer - 😎 -

              Dass und wie T.F. als Spiegel-Kolumnist in den Dialog geht ist sowieso eine Ausnahme, und es ist, um im Bild von J.H. zu bleiben, keine Spiegelfechterei.“

              kurz - Aus der Tiefe des Raumes der Professionalität & über den Tellerrand hinaus • Normal.

        • @Lowandorder:

          Eine abschreckende Wirkung habe ich doch auch gar nicht behauptet.

          Davon abgesehen: Ihre Kommentare unter diesem Artikel sind hervorragend, danke dafür.

      • @Devil's Advocate:

        Wer entscheidet denn was eine "unsittliche Berührung" ist. Stellen wir dafür ausgebildete SichtenwächterInnen ein? Ich erinnere mich noch mit Schrecken an die Pleite mit den Puppenbeweisen. Bevor wir daran gehen Paragraphen zu verwässern könnten wir uns auch bemühen, die Rechte von Kindern zu stärken und die soziale Situation von Familien zu verbessern.

        • @Nikodemus:

          "Wer entscheidet denn was eine "unsittliche Berührung" ist."

          Die gängigen Möglichkeiten:



          1. Der Gesetzgeber definitiert den Begriff hinreichend (unter Beteiligung von Psychologen, Sozialträgern, Jugendämtern etc.).



          2. Der Begriff bleibt ein unbestimmter Rechtsbegriff, damit Beteiligte Spielraum haben, situationsbedingt verschiedene Situationen darunter zu subsumieren. Anschließend können Gerichte diesen Spielraum durch feste Kriterien oder gar eine Definition einzuschränken.

          "[...] könnten wir uns auch bemühen, die Rechte von Kindern zu stärken und die soziale Situation von Familien zu verbessern."

          Wieso nicht beides?

  • Fast alle zur Zeit in den Medien bearbeiteten Fälle haben etwas mit Willkür, Schlampigkeit und Gleichgültigkeit der zuständigen Institutionen zu tun. Vor allem der Punkt der Willkür widert mich regelrecht an. Während bereits etliche Familien und Menschen unter falschen Verdächtigungen, Anschuldigungen und durch selbstherrliche Verleumder quasi vernichtet wurden, wird an anderer Stelle bei klaren Verdachtsmomenten regelrecht eine ruhige Kugel untereinander gerollt. Dann mit Strafverschärfungen herumzufuchteln ist tatsächlich nichts anderes als Populismus. Gerade wenn dies von Leuten wie Reul, unter denen alles mögliche zweifelhafte angeleiert (Kampf gegen Shisha-Bars, Bagatellisierung faschistischer Umtriebe in der Polizei usw.) getan wird.

  • Ob härtere Strafen Auswirkungen auf die Fallzahlen haben werden, sei mal dahingestellt.

    Handlungsbedarf besteht da aber unbedingt, denn gerade im Vergleich zu anderen Straftaten (Eigentumsdelikten zB) kommen Sexualstraftäter viel zu oft viel zu glimpflich davon. In Anbetracht des Leids, dass sie den Opfern zufügen.

  • Als symbolische Aktion mag das seine Berechtigung haben, Auswirkungen auf die Fallzahlen wird die Strafverschärfung aber allenfalls marginal haben weil es um Taten geht die trieb- und affektgesteuert verübt werden. Selbst wenn die entsprechenden Straftatbestände die öffentliche Pfählung vorsehen würden, würde dies keine nennenswerte Veränderung bedeuten, ganz einfach weil vor der Tat keine rationale Abwägung getroffen wird.



    Wer die Situation der Kinder tatsächlich verbessern will, wird sich - so schwer es gerade bei diesem Thema auch fällt - anderen Ansätzen zuwenden müssen, etwa Präventionsprogrammen die pädophil Veranlagte dabei unterstützen nicht zu Tätern zu werden oder Fragen dazu wie sich Institutionen so strukturieren lassen, dass Vorfälle schnell aufgeklärt und aufgearbeitet werden, statt sie im Inneren einer BlackBox zu vertuschen und decken.

    • @Ingo Bernable:

      "... oder Fragen dazu wie sich Institutionen so strukturieren lassen, dass Vorfälle schnell aufgeklärt und aufgearbeitet werden, statt sie im Inneren einer BlackBox zu vertuschen und decken."

      Wie kommen Sie darauf, dass Pädokriminalität institutionell gedeckt oder vertuscht wird? Warum gehen Sie mit ihren Erkenntnissen, die solche Aussagen belegen, nicht an die Öffentlichkeit. Nennen Sie doch einfach Namen und Beweise.

    • @Ingo Bernable:

      Es geht beileibe nicht nur um pädokriminell " Veranlagte ". Es geht hier um die sexualisierte Misshandlung von Kindern zu kommerziellen Zwecken. Dieses Verbrechen muss mit harten Strafen und Verbesserung der polizeilichen Möglichkeiten der Bekämpfung bearbeitet werden. Auch die innerfamiliale Gewalt muss mit Problembewusstsein gesellschaftlich und strafrechtlich bearbeitet werden. Der Zustand der Gesellschaft hängt auch davon ab.

    • @Ingo Bernable:

      Stimme zu!

    • @Ingo Bernable:

      ...ganz einfach weil vor der Tat keine rationale Abwägung getroffen wird.

      Wenn das so wäre, bleibt nur die dauerhafte Sicherheitsverwahrung und nie wieder Freiheit.

      Was nicht heißt, dass Sie mit dem zweiten Absatz nicht Recht haben. Wobei dies ja gerade eine Impulskontrolle voraussetzt.

  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Als meine Mutter im Sterben lag, öfgnete mein Vater mir sein Herz und erzählte, dass er als Kind mehrmals sexuell missbraucht wurde. Selbst meine Mutter, mit der er 50 Jahre verheiratet war, wusste nichts davon, aus Scham. Die hiesige, sehr typisch deutsche Debatte geht komplett am Problem vorbei und wird den Missbrauch vermehren.

  • Der Missbrauch von Kinder oder die systematische Vergewaltigung von Kinder in der Zwangsprostitution sind ein Verbrechen das in unseren Medien kaum stattfindet. Dagegen lesen wir dort immer wieder belanglose Prosa. So gehen Hinweise von Nachbarn fast nie ein. Da das Problembewusstsein einfach fehlt. Der Polizei wurden bei der Ermittlung wichtige Werkzeuge aus Gründen des Datenschutzes entrissen. Wen wundert es das da in Deutschland die Zahl dieser Straftaten von Jahr zu Jahr steigt.

    • @Kristina:

      Das ist doch widersprüchlich. Wenn die Zahl der Straftaten (ergo Verurteilungen) steigt, ist das doch eigentlich ein klarer Hinweis darauf, dass es Anzeigen und Ermittlungen gibt und diese auch in Strafprozesse münden.

  • Mich wundert, dass Linke neuerdings auf den Law-and-Order-Zug aufspringen, das war schon bei MeToo zu beobachten.



    Dabei gilt es als wissenschaftlich erwiesen, dass hohe Strafen bei irrational motivierten Straftaten keine abschreckende Wirkung haben. Wäre es anders, wären die USA das sicherste Land der Welt.

    • @gelangweilt:

      Es geht auch nicht unbedingt um Abschreckung, sondern Vergeltung und Sicherheit. Für die Dauer der Strafe kann der Täter nicht erneut Täter werden. Das kann sinnvoll in den Fällen sein, in denen Präventationsarbeit keine Wirkung zeigt.

      • @Devil's Advocate:

        "Vergeltung" als Strafzweck assoziiere ich eher mit archaischen Rechtsordnungen (z. B. Texas ;-)). Diese Form der Genugtuung der Gesellschaft im Allgemeinen und der Geschädigten im Besonderen hat eigentlich in der modernen Straftheorie ausgedient, weil sie nur die Auge-um-Auge-Mentalität stärkt.

        "Sicherheit durch Wegsperren" kann rechtsstaatlich nur durch eine ordentlich angeordnete Sicherheitsverwahrung erzielt werden. Die ist bereits möglich, alles Pauschalere ist Willkür.

        Wozu also höhere Strafmaße?

        • @Normalo:

          "Wozu also höhere Strafmaße?"

          Weil oftmals das Strafmaß einer Straftat, die einen Menschen ein Leben lang zeichnet (oder das Leben gar beendet), dem Täter selbst nur eine milde Unannehmlichkeit bereitet. Dieses Missverhältnis hat wenig mit Gerechtigkeit zu tun.



          Es geht nicht um Auge um Auge nach texanischen Verhältnissen, ob mit 150 Jahre langen Gefängnisstafen, körperlichen Bestafungen oder der Todesstrafe, sondern darum, dem Täter vor Augen zu führen, dass es kein kleiner Ausrutscher war bzw. der Rechsstaat ein Witz ist, sowie dem Opfer und seine Familie zu vergewissern, dass die Tat ernst genommen wird.

          Die aktuellen Strafmaße könnten Sie genauso als willkürlich bezeichnen wie Sie es bei höheren oder geringeren Strafmaßen tun könnten.

      • @Devil's Advocate:

        "Vergeltung" ist ein Begriff, der in einem zeitgemäßen Strafrecht gar nix zu suchen hat.



        "Das menschlich nachvollziebare Gefühl des Opfers nach "Rache" muss in einem aufgeklärten Rechtstaat frustiert werden" (Jan Phlipp Reemtsma, selber Verbrechens-Opfer )

        • @Wagenbär:

          ""Vergeltung" ist ein Begriff, der in einem zeitgemäßen Strafrecht gar nix zu suchen hat."

          Das entscheiden Sie oder ich? Sollte sich eine Mehrheit dafür ergeben, wird es Recht, ganz einfach. Derzeit sehe ich eine solche Mehrheit nicht.



          Persönlich bin ich mir nicht ganz sicher. Einerseits funktionieren bspw. die norwegischen Inselgefängnisse, die auf Resozialisierung setzen. Andererseits erachte ich es als fragwürdig, einen Menschen weitgehend ungestraft weiterleben zu lassen, der bspw. einem anderen Menschen das Leben genommen oder ihn für ein Leben traumatisiert/geschädigt hat. Das fühlt sich schlichtweg falsch an.

      • @Devil's Advocate:

        Naja, manche Politiker oder andere Teilnehmer der Debatte erwecken schon den Eindruck, dass höhere Strafen = höhere Abrschreckung sind. Dem würde ich auch widersprechen.

        Vergeltung als Motiv sehe ich kritisch bzw. als ineffektiv an. Dass ein Täter bspw. 17 statt 16 Jahre sitzt, macht seine Tat nicht ungeschehen und hilft i.d.R. auch den Opfern nicht.

        Der letzte Punkt ist natürlich einleuchtend.

  • Schade, dass sich das Wort Prävention in diesem Artikel nicht einmal finden lässt. Ist es nicht so, dass Missbrauch, Gewalt und Vergewaltigung - gerade ggü. Kindern - tief in der Psyche, der Biographie und dem eigenen Erleben des Täters oder der Täterin verwurzelt sind? Ob Strafe dabei der richtige Weg ist, wage ich zu bezweifeln.

    • @jaybob:

      " [...] tief in der Psyche, der Biographie und dem eigenen Erleben des Täters oder der Täterin verwurzelt sind?"

      Nicht zwangsläufig.



      Natürlich muss gleichzeitig Präventationsarbeit stattfinden. Aber auch dabei fallen einige durchs Raster oder es schlägt nichts an. Um die Folge dessen - die Strafe - geht es hier. Damit "heilen" Sie nicht automatisch die Täter; im besten Fall schlägt zwar eine Therapie an, Sie schützen aber für die Dauer der Strafe mindestens die Gesellschaft (hier: Kinder) vor dem Täter.

  • Nichts dagegen, aber dann muss die Straftat des sexuellen Missbrauchs von Kindern ausdifferenziert werden.

    Weil unter Paragraph 176 StGB -sexueller Missbrauch von Kindern, fällt heute z.b. auch, wenn jemand einem 13jährigen ein Pornobild zeigt. Das als Verbrechen zu werten und mit mindestens einem Jahr Knast so bestrafen, da geht die Verhältnismäßigkeit ein bisschen flöten.

    • @Indra Maxa:

      Es ist noch wesentlich skurriler, als sie es sich ausmalen. In unserem an völliger Planlosigkeit leidenden Sexualstrafrecht darf eine 14jährige mit älterem Partner jede noch so harte Sexualpraktik durchführen, rechtlich alles kein Problem. Wird zur Stimulation zuvor ein Porno angeschaut oder gar das eigene Handeln gefilmt (nicht ganz so unüblich, Paris Hilton sei dank), steht der Staatsanwalt sofort auf der Matte.



      Was die zukünftig strafbewährte "Berührung mit sexuellem Hintergrund" angeht, sehe ich jede Menge Kollateralschäden auf das Rechtssystem zukommen. Denn bislang unterschiedet das Strafrecht täterseitig nicht zwischen Minderjährigen und Erwachsenen. Wenn zukünftig - sei es spielerisch oder frühreif - ein 14jähriger einer 13jährigen einen Kuss gibt, ihr dann auch noch den Arm um die Hüfte legt, sind wir im Bereich des Verbrechens angelangt. Und zukünftig sollen solche Delikte nicht mehr eingestellt werden können!

      • @Cerberus:

        Paris Hilton war beim Dreh von "1 Night in Paris" aber 24, nicht 14.

  • Der Blick auf die Sexualstraftäter ist zu eng.

    Viele dieser Missbrauchsfälle kommen dadurch zustande, dass Kontrollinstanzen wegschauen, Familiengerichte Vätern und insbesondere Müttern Missbrauch nicht zutrauen und Jugendämter trotz Meldungen nichts tun.

    In diesen Bereichen macht eine Erhöhung der Strafen oder überhaupt mal Strafe Sinn.

  • War da nicht auch was, dass Kindesmissbrauch verjährt? Ich meine vor wenigen Jahren eine Petition dazu gesehen zu haben, dass es nicht mehr verjähren sollte, damit auch Erwachsene, die als Kind missbraucht wurden, noch die Möglichkeit zur Anzeige haben. Ohne zu beführchten dass das Verfahren im Sand verlauft, weil mittendrin der Missbrauch verjährt ist...



    Falla das noch der Fall ist, hoffe ich, dass das zusammen mit den höheren Strafen dann jetzt auch angepasst wird.

    • @Hamnial:

      Die Verjährung bei Minderjährigen ist gehemmt bis zum 30. Lebensjahr (dies gilt seit 2015). Früher war die Hemmung nur bis zum 18. bzw. 21. Lebensjahr.

  • "Wer sich an den Schwächsten in der Gesellschaft vergreift – und das sind nun mal vor allem Kinder –, sollte keine ruhige Minute mehr haben."

    Und was soll das bedeuten?

    • @Jim Hawkins:

      Das bedeutet vermutlich, dass die Autorin der Meinung ist, das Strafen diene der Vergeltungund der Abschreckung.

    • @Jim Hawkins:

      "..."Und was soll das bedeuten?"

      Dass sie keine ruhige Minute mehr haben sollen.

      • @Stefan L.:

        Hat man auch als wegen Kindesmissbrauch Verurteilter in der JVA nicht.

        www.vice.com/de/ar...-im-knast-erwartet

        • @Sven Günther:

          Davon habe ich auch schon gehört. Im Knastjargon heißen Häftlinge, die Kinder missbrauchten "Sittiche".

          Erschüttern tut es mich allerdings, dass sich einzelne hier eine Art Folter für diese Art Täter wünschen.

          • @Jim Hawkins:

            Lieber Jim, die Zeiten ändern sich leider nicht......

          • @Jim Hawkins:

            Na ich würde da sogar ein Stück weitergehen.

            Bei der letzten Landtagswahl in Hessen gab es zusätzlich ein Referendum mit verschiedenen Punkten, einer war Abschaffung der Todesstrafe aus der Landesverfassung, 16,8 % waren dagegen.

            Das ist bei dem Thema, der mitschwingende Ton, meines Erachtens nach.

            • @Sven Günther:

              Und wie der schwingt.

              Schaut man sich auf Facebook, wo es härter, dümmer und stumpfer zugeht als hier, die Kommentare zu diesem Artikel an, findet man den einen oder anderen Beitrag, in dem die Todesstrafe oder schlimmeres für solche Delikte gefordert wird.

              Der Firnis der Zivilisation ist eben dünn.

              • @Jim Hawkins:

                Auch ein Grund warum ich diese Platform nie beigetreten bin...

                Allerdings muss auch ich zugeben, Kindesmissbrauch und dessen Verbreitung durch meine geliebte Tech, ist eines der wenigen Verbrechen, wo ich den Blauen mehr digitale Schlagkraft zugestehen würde...

    • 9G
      91655 (Profil gelöscht)
      @Jim Hawkins:

      Genau das, wer Kinderseelen ermordet:

      Kein Vergeben, kein Vergessen!