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Steigende WohnkostenReich die Vermieter, arm die Mieter

Gereon Asmuth
Kommentar von Gereon Asmuth

Mieten sind seit 2015 um mehr als 50 Prozent gestiegen, haben sich mancherorts sogar verdoppelt. Leider zieht das Bauministerium falsche Schlüsse.

Viel zu langsam und viel zu wenig Wohnraum wird gebaut. Und die Preise für gemieteten Wohnraum steigen Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

D ie Mieten steigen dramatisch – vor allem in den Großstädten. Was allen Wohnungssuchenden seit Jahren bekannt ist, weiß nun endlich ganz offiziell auch die Bundesregierung. Laut Bundesbauministerium stiegen die Angebotsmieten in den 14 größten kreisfreien Städten seit 2015 durchschnittlich um fast 50 Prozent. In Berlin sogar um mehr als 100 Prozent. In anderen Worten: Sie haben sich mehr als verdoppelt.

Und was macht die neue Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD)? Sie verkündet einen Bauturbo, mit dem sie den in den letzten Jahren komplett eingebrochenen Wohnungsbau wieder in die Gänge bringen will. Das ist nicht falsch. Aber es löst das Problem nicht. Im Gegenteil. Denn sie setzt wieder einmal beim falschen Akteur an, den Investoren. Für die dürfen künftig lästige Bebauungspläne geschleift werden. Für die soll es Eilverfahren geben, damit sie schneller nachverdichten und aufstocken können.

Aber profitieren davon auch die Wohnungssuchenden? Klar. Allerdings nur, falls sie sich die Extremmieten im Neubau auch leisten können. Die Ministerin macht Wohnungsbau-, statt Mietenpolitik.

Da hilft auch die Verlängerung der Mietpreisbremse nichts. Denn selbst wenn sie funktionieren würde, würde sie die Mietenexplosion nicht stoppen, sondern allenfalls minimal abbremsen. Doch solange es nicht mal eine stichprobenartige staatliche Kontrolle gibt, bleibt sie ein stumpfes Schwert.

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Die einzige einigermaßen nachhaltige Abwehrstrategie, die Mie­te­r:in­nen geblieben ist, lautet daher: nicht umziehen! Solange es geht. Für die Immobilienwirte ist das kein Problem. Die rechnen mit langfristiger Rendite, können in der Hängematte der Spekulation baumeln und darauf warten, dass die Altverträge auslaufen – weil Mie­te­r:in­nen irgendwann doch mal umziehen müssen – oder sterben. Und dann wird doppelt und dreifach kassiert. Das ist Turbokapitalismus in Reinkultur.

Gigantische Umverteilung nach oben

Viele dieser Mietmilliarden fließen übrigens in Aktienpakete, die laut Marktgläubigen künftig die Renten finanzieren sollen, die die Alten brauchen, um die gestiegenen Mieten zu zahlen. Es bleibt eine gigantische Umverteilung von unten nach oben. Deren Dimension wird klar, wenn man auf die Zahlen schaut. Bundesweit befinden sich rund 21 Millionen Haushalte in gemietetem Wohnraum. Im Jahr 2022 lag deren durchschnittliche Bruttokaltmiete bei 700 Euro pro Monat. Zusammen flossen damit 150 Milliarden Euro im Jahr von Mie­te­r:in­nen an die Vermieter:innen.

Aktuell dürften es nochmal 10 Milliarden Euro mehr sein. Zum Vergleich: Im Bundeshaushalt 2024 waren für Wohngeld 2,4 Milliarden eingeplant. Man hat es förmlich in den Ohren, das Zischen dieses Tropfens auf den heißen Stein beim Verdampfen.

Helfen würde eine Baupolitik, die ausschließlich auf durch Mieter kontrollierte Akteure setzt: Genossenschaften zum Beispiel, die garantieren, dass langfristige Gewinne in neue Projekte gesteckt werden. Helfen könnte die Vergabe von staatlichen Grundstücken in Erbpacht. Helfen würde die überfällige Einführung eines wirksamen Mietendeckels. Das wäre eine Revolution auf dem Wohnungsmarkt.

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Gereon Asmuth
Ressortleiter taz-Regie
Leiter des Regie-Ressorts, das die zentrale Planung der taz-Themen für Online und Print koordiniert. Seit 1995 bei der taz. 2000 bis 2005 stellvertretender Leiter der Berlin-Redaktion. 2005 bis 2011 Leiter der Berlin-Redaktion. 2012 bis 2019 Leiter der taz.eins-Redaktion, die die ersten fünf Seiten der gedruckten taz produziert. Hat in Bochum, Berlin und Barcelona Wirtschaft, Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation und ein wenig Kunst studiert. Mehr unter gereonasmuth.de. Bluesky:@gereonas.bsky.social Mastodon: @gereonas@social.anoxinon.de ex-Twitter: @gereonas Foto: Anke Phoebe Peters
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41 Kommentare

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  • Wenn Ihre Analyse nur so zutreffend wäre, wie sie leidenschaftlich vorgetragen ist.

    Tatsächlich ist Wohnen in einer A-Stadt (Big 7) kein Selbstverständnis. Der Raum ist begrenzt, das Wohnungsangebot ebenso. Wenn deutlich mehr Menschen in diese Städte ziehen wollen, steigen die Preise – es sei denn, wir etablieren andere Formen der Verteilung. Ein staatlich verwaltetes Wohnungsamt, bei dem statt Geld Beziehungen oder gar Bestechung über die Wohnvergabe entscheiden, wäre keine Lösung – das hat bereits im Osten nicht funktioniert.

    Letztlich bleibt die Decke zu kurz – egal, an welchem Ende man zieht. Und wer das deutsche Mietrecht für Turbokapitalismus hält, hat entweder den Begriff nicht verstanden oder das System nicht.

  • Mehrere Faktoren sind hier in den Ballungszentren am Werk:



    1. Bauen teuer



    2. Platz begrenzt



    3. Ungebremster Zuzug (Nachfrage) in die Städte

    Wenn voll dann voll...

    Ich würde nie auf die Idee kommen mir eine Wohnung in Hamburg/Berlin/München zu mieten. Das kann ich mir nicht leisten. Es ist es mir einfach nicht wert 50-70% meiner Arbeitszeit für einen Wohnraum aufzuwenden, der dann nicht mal mir gehört... dafür sind mir andere Dinge einfach wichtiger.

    Andere Menschen sehen das anscheinend anders und ziehen trotzdem dort hin.



    Deswegen ist es ein Geschäftsmodell mit den hohen Mieten.



    Und der Wohnraum ist nicht überall knapp und teuer im Land.



    In der Stadt sparst du dir das Auto und zahlst dafür die Miete, muss jeder selber wissen.



    Und das mit den Arbeitsplätzen lasse ich nicht gelten. Auch auf dem Land wird in sämtlichen Branchen aktuell händeringend Personal gesucht.

    Was nützt 500€ mehr Gehalt wenn dafür 800€ mehr Miete fällig werden?

  • Ein aus meiner Sicht recht treffender Kommentar. Dennoch ist es aus meiner Sicht auch ein Teil des Problemes, dass in Deutschland einfach mittlerweile ein derartiger Drang in Ballungszentren besteht, dass man weder mit Bebauung noch mit Mietendeckel das Problem ganz lösen können wird. Denn kaum eine deutsche Stadt ist so konzipiert, dass sie Tausende neue Interessent*innen, die alle in der Innenstadt wohnen möchten und dort am liebsten auch bleiben wollen, einfach verkraften kann. Ich kenne selbst Leute, die in Vororten arbeiten, und dennoch lieber in die Stadt ziehen wollen, weil sie das Stadtleben genießen wollen. Dieses Problem halte ich politisch für schwer lösbar, außer, man schafft wirksamen sozialen Wohnungsbau, und schafft für diesen sinnvollere Kriterien (z.B. eine Arbeitsstelle in der Pflege oder im Kindergarten).

  • Vielleicht mal das Buch von Hans-Jochen Vogel lesen: "Mehr Gerechtigkeit!: Wir brauchen eine neue Bodenordnung – nur dann wird auch Wohnen wieder bezahlbar"



    Die Mieteinnahmen landen schließlich nicht, wie im Artikel insuiniert wird, bei den Vermietern, sondern werden zum großen Teil an die Banken weitergereicht, die Grundstückskauf und Bau finanziert haben. Und der Anteil der Grundstückskosten ist in den letzten Jahrzehnten ständig gestiegen, weil der Staat nicht eingegriffen hat gegen die Spekulationsgewinne in dem Bereich.



    Davon abgesehen scheint mir die Vorstellung, gegen den Markt agieren zu wollen, aussichtslos: Mietpreisdeckel bedeutet weniger Neuwohnungsbau. Und Genossenschaften können auch keine Wunder bewirken (wie niedrigere Grundstücks- und Baukosten, die durch staatliche Auflagen ausufern), sonst hätten sie sich in anderen Bereichen stärker durchgesetzt.



    Man kann nicht gegen den Markt agieren, aber parallel zu ihm: Am schnellsten würde helfen, der Staat würde selbst bauen, finanziert z. B. durch Steuern auf den Bodenwertanstieg.

  • "Mieten sind seit 2015 um mehr als 50 Prozent gestiegen, "

    Nicht nur die Mieten s d gestiegen. Auch die Baukosten haben sich seit 2000 verdoppelt.

    Auch die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf steigt seit Jahrzehnten an. Aktuell lebt jeder Einwohner im Schnitt auf knapp 49 Quadratmetern, das sind sieben Quadratmeter mehr als im Jahr 2000. Im Jahr 2030 könnte die Pro-Kopf-Wohnfläche 52 Quadratmeter betragen.

    Auch die Bevölkerungsdichte in den Metropolen steigt. N Berlin z.B. gab es seit 1990 einen Anstieg um 7%

    All das sind Faktoren, die den Mietpreis nach oben drücken.

    Immer mehr Menschen wollen mit immer größeren Wohnungen, der Erstellung doppelt so teuer geworden ist wohnen in Städten in denen die Bevölkerung besonders schnell wächst.

  • Verstehe die Überschrift nicht. Ich bin Vermieter - also ich vermiete eine Wohnung bei mir im Haus. Ich bin mittel sechsstellig verschuldet. Meine Mieterin nicht. Die ist flexibel und ungebunden. Kann heute hier und morgen da sein...

  • Der Markt regelt das. Wie man sieht.

    Was hat eigentlich jemals besser funktioniert, weil "der Markt" es geregelt hat? Ernstgemeinte Frage.

  • Wir haben leider nur Politiker, die von einem Ereignis zum nächsten denken. Es werden keinerlei langfristige Trends überwacht. Reagiert wird immer nur auf die neusten Zahlen. Irgendeinen Kriminalitätsrate ist höher als letztes Jahr? Da müssen wir was tun.

    Das 20 Jahre lang die Sozialwohnungen abgenommen haben, ging aber wohl zu langsam, um irgend einem der Politiker aufzufalllen.

  • ja das Problem ist riesig und setzt sich aus mehreren ungünstigen Entwicklungen zusammen. Um das Problem zu entschärfen braucht es Neubau, Umverteilung von vorhandenem Wohnraum und eine Mietenbremse die den Neubau nicht verunmöglicht. Es wird nach “billigem” Bauen verlangt, dabei werden und wurden gerade viele “billige” Wohnungen aus den 50/60er Jahren abgerissen. Die wenigsten TAZ LeserInnen wurden gern darin wohnen.

    Insgesamt ist mir zuviel Zahleneklektik in dem Artikel. Immerhin sind die Nominallöhne in den letzten 10 Jahren auch um ~ 28% gestiegen. Und Mieteinnahmen brutto sind noch lange nicht == Umverteilung. Nicht wenige private Vermieter gehen mit 1-2 % Rendite nach Hause, wissen das aber gar nicht so genau.

    BTW: wenn alle in einer Pensionskasse altersversorgt wären und die Pensionskassen die Immobilien besässen, wäre das auch eine gerechte Art der Umlagefinanzierung von Renten bzw. Pensionen

  • Wir leben in einer Marktwirtschaft da alle sozialistischen und kommunistischen Gesellschaftsordnungsversuche kläglich und teilweise brutal gescheitert sind. Marktwirtschaft bedeutet dass Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen. Da seit 10 Jahren durch die Einwanderung und dem Trend zum Singlehaushalt viele Millionen Wohnungen mehr benötigt werden, durch Auflagen und Bürokratie aber der Wohnungsbau limitiert wurde und der Staat für eine bestimmte größere Teilmenge der Wohnungssuchenden fast jede Mietsumme bezahlt und damit solvente Konkurenz auf dem Wohnungsmarkt Ist sind die Mieten so hoch und sie werden weiter steigen. Da kaum neue Wohnungen gebaut werden, aber alte Wohnungen (immer) teuer im Unterhalt und Instandsetzung sind muss der Eigentümer ständig höhere Mieten verlangen.



    q.e.d

  • Die beste Maßnahme gegen gierige Vermieter ist Eigentum selbst erwerben. Entweder zahle ich die Wohnung für mich oder den Vermieter ab. Ich habe mich für ersteres entschieden.



    Soziale Politik wäre eine Förderung des Wohnungseigentums für Ersterwerber und Selbstnutzer.

    • @Mack:

      100% korrekt.

      Mein Schwager (30) hat das große Glück in Hamburg zur Miete in einer großen Wohnung (1 Stock + Dachgeschoss) einer schönen Stadtvilla zu einem Spottpreis zu wohnen. Beide verdienen gut (Lehrerin & Softwareentwickler). Die Vermieter (Ehepaar ende 80) wohnen im EG und sind über die ruhige 4-köpfige Familie froh.

      Ich habe ihn neulich gefragt ob sie sich nicht mal was eigenes Kaufen wollen, da es mit dem aktuellen Verhältnis ja schnell vorbei sein könnte. Die Vermieter haben keine Kinder aber 6 Nichten/Neffen die wohl erben werden.



      Seine Antwort: "Wieso es ist doch alles gut wie es ist und wir wollen uns noch nicht festlegen"

      Meine Prophezeiung: In 5-10 Jahren wird ihnen gekündigt. Es ist für nichts vorgesorgt, die Wohnungssuche wird eine Katastrophe und es wird dann über die gierigen Vermieter geklagt.



      Ja die meisten Vermieter sind gierig, aber auch nur weil so viele Menschen lieber diesen Preis zahlen als sich selber um ihren Wohnraum zu kümmern.

  • Sorry. Ggfs. zu einfach. Nicht weiß oder schwarz. Auch Mieter können sehr bösartig, genau wie Vermieter.

  • Die neue Bundesbauministerin dreht an Stellschrauben. Von struktureller Bekämpfung der zu hohen Mieten kann keine Rede sein.



    All das steigert die Wut auf die SPD, die aus ihren enormen Wahlverlusten bei der Bundestagswahl nicht zu lernen scheint.

    Sozialwohnungsbaupolitik hieße mit einem Riesenvermögen wie bei der Bundeswehr massenhaft staatliche Wohnungen zu bauen, anstatt auf den freien Markt zu setzen, der nur für Gutverdiener da ist.



    Bürger mit Durchschnittseinkommen und hoher Miete sparen, was der Volkswirtschaft schadet. Reihenweise machen Läden in den Städten dicht, weil Mieten nicht mehr erwirtschaftet werden können und die Kaufkraft fehlt.

    Wie in den USA braucht es in der Mittelschicht hohe Einkommen, um halbwegs über die Runden zu kommen.



    Immer noch unternimmt die Regierung nichts gegen Spekulation mit Häusern und Wohnungen und Mietwucher (möblierte Wohnungen Ferienwohnungen in Großstädten).

    Wenn also ehemalige SPD-Wähler aus Wut auf diese Politik AFD wählen, ist das nachvollziehbar. Besser wäre natürlich die Linke zu wählen, die im Gegensatz zur SPD und den Grünen die Brisanz der zu hohen Mieten und zu wenigen Wohungen rechtzeitig erkannte,

  • "Die Ministerin macht Wohnungsbau-, statt Mietenpolitik."



    Es gibt Aussagen, die sind so falsch, dass nicht einmal das Gegenteil richtig ist..!



    Mal abgesehen davon, dass das Wort "Mietenpolitik" unsinnig ist, gilt schon noch: Mehr Wohnungen gleich größeres Angebot gleich sinkende Preise/Mieten. Dabei spielt es keine Rolle ob Nei- oder Altbau, denn jede neue Wohnung vergrößert das Gesamtangebot und wirkt damit mietensenkend.

    • @Peter Wenzel:

      Das ist so nicht zutreffend, in einem regulierten Markt. Wenn jemand, der es sich leisten kann, aus einer preiswerten Bestandswohnung in eine teure Neubauwohnung zieht, seine alte Wohnung aber teuer weitervermietet wird, dann dann führt die neu gebaute Wohnung nicht zum Hinzugewinn, sondern zum Verlust einer preiswerten Wohnung.

  • Mehr Sozialwohnungen, Genossenschaften, weniger Fonds-Haie, klar.



    Ebenso könnten wir so langsam auch mal wieder effizienter bei der Nutzung von Wohnraum werden.



    Kinder, die draußen auf der Straße spielen, wo die Park-Plätze und Fahrbahnen wieder betretbar geworden sind.



    Gemeinsam genutzte Waschküchen, Wohngemeinschaften. Einliegerwohnungen, Studi-Stuben, ... um auch der Witwe beim Putzen der Riesenwohnung/-hauses zu helfen.



    Der Durchschnittsflächenverbrauch pro Nase hat auch mit der inzwischen anderen Soziodemografie zu tun, ist aber auch arg hoch - auch das angehen.



    Und wer die Kleinstadtidylle unbedingt will, fände sie womöglich auch in Stendal, Holzminden, Prüm oder Diepholz.

  • Eine 50%-Steigerung ueber 10 Jahre entspricht einer jaehrlichen Inflation von ungefaehr 4%.



    In diesen 4% sind natuerlich auch Neubauwohnungen (alle seit 2015) und sanierte Wohnungen, die nicht unter die Mietpreisebremse fallen.



    Deren Mietpreis richtet sich nach den Kosten fuer Neubau bzw Sanierung.



    Beim Neubau sind die Kosten von folgenden Hauptfaktoren abhaengig: Material/Arbeitskraft, Boden, Normen/Gesetze und Energie. Mindestens die letzten 2 werden vor allem vom Staat in die Hoehe getrieben. Bei Neubaugebieten kassiert der Staat mit dem Bodenpreis ebenfalls kraeftig ab. Nicht zu vergessen die immer weiter steigende Grunderwerbsteuer.

    Die Eingriffe in den Wohnungsmarkt, um letztendlich Mietkostenzuschuesse auf die Vermieter abzuschieben, haben 1. zur Baukrise gefuehrt und 2. zur Staerkung der Konzerne.



    Fuer Privatvermieter hat jedes Tagesgeldkonto eine besseres Verhaeltnis zwischen Risiko, Aufwand und Ertrag - nur ein spaeterer Eigenbedarf rechtfertigt ueberhaupt noch eine Vermietung, aber an die wollen ja auch schon welche ran.

    Langfristig fuehrt die hier geforderte Politik zu 2 Gewinnern: Konzerne und wohlhabende Staedter die dank der Mietpreisbremse verguenstigt wohnen.

  • Ich empfehle Plauen als Wohnort! Klingt absurd? Wenn man sich die Zahlen anschaut, vielleicht gar nicht so sehr. In Plauen findet man sehr günstige Wohnungen und die Durchschnittseinkommen im Vogtland sind nicht so niedrig, dass man sich Sorgen machen müsste. Nur ein paar Arbeitsplätze mehr sollten dort entstehen.



    Wer etwas näher an Berlin wohnen möchte, könnte auch nach Leipzig ziehen. Auch dort gibt es noch erschwinglichen Wohnraum. Wenn man von Deggendorf nach München pendeln kann, geht's auch von Leipzig nach Berlin.

    • @Aurego:

      Wieviel von den 21 Millionen Mieterhaushalten finden dort Platz und auch Arbeit?



      ... und was passiert mit den Einheimischen, die werden sich bedanken, wenn sich aufgrund von Wanderungsbewegungen plötzlich die Preise erhöhen.

  • Wohnen bleiben, wo man schon wohnt ist also Turbokapitalismus?



    Natürlich fällt bei dieser Kultur ein wichtiger Vorteil des Mietens weg. Man mietet, weil man flexibel bleiben möchte.



    Flexibilität ist in einem leergefegten Wohnungsmarkt allerdings kein Vorteil mehr. Oder für soziale Menschen dann doch allzu haltlos.



    Aber solange man einfach mit seinem Hintern da hocken bleiben kann, wo man es bisher tat und der Kapitalismus einen nicht raustreibt aus den liebgewonnenen Mietwänden, solange ist der Turbokapitalismus noch nicht ausgereizt.



    Ohne neuen Wohnraum in den wachsenden Vierteln oder neue Arbeitsplätze in den bisher günstigen Gegenden wird sich das mit den steigenden Mieten aber nicht ändern.



    Alle Mietpolitik ist nichts wert, wenn Wohnungsbaupolitik und Wirtschaftspolitik nicht die gleichen Ziele verfolgen.



    Und gerade die Wirtschaftspolitik fördert nach wie vor lieber Ballung als Wohnortnähe.

    • @Herma Huhn:

      👍



      Der Staat hat dabei über das Planungsrecht sogar einen entscheidenden Hebel Wirtschaftspolitik räumlich zu steuern. Dieser Hebel wird aber von den Ländern und Kommunen nicht koordiniert engesetzt.

    • @Herma Huhn:

      „Natürlich fällt bei dieser Kultur ein wichtiger Vorteil des Mietens weg. Man mietet, weil man flexibel bleiben möchte.“

      Ist diese „Flexibilität“ nicht ein klassisch neoliberales Narrativ, dass den ökonomischen Zwang als freiwillige Entscheidung tarnt? Mieten als vermeintliches Freiheitsversprechen gegenüber dem Immobilieneigentum?

      Die Beweglichkeit der Arbeitskraft – also die Fähigkeit, jederzeit Wohn- und Arbeitsort zu wechseln, ist das nicht vor Allem ein funktionaler Vorteil für das Kapital, gegenüber der Arbeiterklasse?

      Ich stimme ihnen in vielen Beobachtungen zu, dennoch müssen wir uns doch immer wieder klar machen, dass der „leergefegte Wohnungsmarkt“ kein Naturereignis oder Betriebsunfall, ist, sondern eine Form von Knappheit, die gezielt aufrechterhalten wird.

      Diese Knappheit erzeugt Wert und Wert erzeugt Rendite. Wenn Wohnraum im Überfluss vorhanden wäre, würden Mieten sinken – und damit die Profite. Es liegt also im Interesse großer Immobilienakteure, die Verknappung zu reproduzieren und aufrechtzuerhalten.

      Die Wohnungsfrage ist eine Systemfrage.

    • @Herma Huhn:

      Das Problem gerade junger Leute ist, dass die meisten keine 6-stelligen Jahresgehälter haben und daher das Eigenkapital nicht ansparen können, das notwendig wäre, um eine eigene Behausung zu kaufen, ohne dass die monatliche Belastung stark stiege. Um das zu erreichen, bräuchte man z. Zt. ungefähr 25%-35% des Kaufpreises plus die Kaufnebenkosten auf dem Sparkonto oder im Depot. Bei einer Wohnung, die 300.000€ kostet, wären das ca. 100.000€. Diese Summe können die meisten nicht locker beiseite legen, sondern brauchen dafür mindestens 10 Jahre.



      Fazit: Es ist weniger eine Frage der Flexibilität als der Leistbarkeit, wenn man Mieter bleibt.



      In vielen Ländern der westlichen Welt haben wir übrigens wegen momentan hoher Baufinanzierungszinsen und den in den vergangenen Jahren durch Niedrigstzinsen befeuerten Immobilienpreisanstiegen ganz genau dieselbe Situation. Deutschland steht mit dem Problem nicht alleine und an der Ampel liegt es auch nicht.

      • @Aurego:

        Ich geben Ihnen in Teilen Recht, aber es ist auch oft einfach nur eine Frage der Bequemlichkeit, eine Frage der Bereitschaft zur persönlichen Einschränkung.



        Für uns damals war völlig klar, Bauen/Kaufen heißt, sich ein paar Jahre auch einzuschränken, sei es nun Urlaub, Essen gehen, … Uns war es das Wert.



        Und ich habe das Gefühl heutzutage will man immer alles und davon viel.

      • @Aurego:

        Auch die drastisch zugenommene Wohnungsfläche pro Einwohner verschärft das Problem. Zusätzlich sorgen Indexmietverträge selbst bei Neubauten für ständig weiter steigende Wohnkosten und Durchschnittsmieten und damit zu weiteren Mieterhöhungen im Bestand. Das sollte auf Sozialwohnungen beschränkt bleiben.

      • @Aurego:

        Nein, diese Summe möchte man nicht beiseite legen, da dann liebgewohnene Gewohnheiten dafür aufgegeben werden müssen. Man müsste eben sparen und das ist ja uncool.

      • @Aurego:

        "Bei einer Wohnung, die 300.000€ kostet, wären das ca. 100.000€. Diese Summe können die meisten nicht locker beiseite legen, sondern brauchen dafür mindestens 10 Jahre."

        Ein sehr großer Teil der Bevölkerung kann das auch in 10 Jahren nicht. Ich bin nicht arm, aber 10.000€ im Jahr sparen, ist eine völlige Illusion.

    • @Herma Huhn:

      Teils möchte ich zustimmen, teils nicht.

      Sie haben gewiss recht damit, dass das Problem nicht grundsätzlich gelöst werden kann, wenn die Binnenwanderung von ländlichen Räumen in die Ballungszentren nicht gestoppt wird. Z.B. könnte man Wirtschaftsförderung ausschließlich der Peripherie zugute kommen lassen.

      Neuer Wohnraum in den Ballungszentren ist gewiss nötig, kann aber allein die Wohnungsnot nicht abmildern. Weil wegen der aktuellen Bau- und Finanzierungskosten (Grundstückspreise!) die Kostenmieten im Neubau von großen Teilen der Bevölkerung nicht zu tragen sind.

      Es braucht deshalb eine striktere Mietenregulierung im Bestand. Zum manchmal hörbaren Argument, für viele Vermieter seien die Einkünfte aus Vermietung eine zusätzliche Altersvorsorge, ließe sich lapidar sagen: Das ist nicht die gesellschaftliche Funktion von Wohnraum. Punkt.

      Schließlich zum Umziehen. Da kommt es wohl auf den Einzelfall an. Ich kenne ein mittelgut verdienendes Ehepaar mit drei Kindern, die jetzt aber alle aus dem Haus sind. Die beiden Alten bleiben wegen des Mietenwahnsinns aber in ihrer (nun sehr geräumigen) Wohnung und blockieren damit - wider Willen! - diese Wohnung für bedürftige junge Familien.

  • Mieten sollten keine Einkommen für irgendjemanden darstellen, genauso wie Krankenhäuser, Energieversorgungsunternehmen, Schulen. Sie sollten Modernisierung und Neubau ermöglichen, und das wars.

    • @Stavros:

      Genau meine Ansicht. Bei Konsum kann man ja noch differenzieren nach Einkommen und so, aber wohnen, Bildung, Gesundheitsvorsorge, Strom, Internet, Wasser, Heizung, ÖPNV sind Dinge, die alternativlos sind und die daher nicht zum Gewinne machen genutzt werden sollten (ja, statt ÖPNV kann man auch Auto fahren oder Rad, aber Autos sollte man nicht noch mehr fördern und mit ÖPNV ist Mobilität effizient, ökologisch und sozial abgedeckt). Das ist kein freier Markt, weil die eine Seite im Zweifel keine Wahl hat, da sie irgendwo wohnen muss. Auch ne Wohnung als Altersvorsorge, also um damit eine Rendite zu machen wie wenn man in Aktien anlegen würde, finde ich falsch, und es ist nicht so, dass es plötzlich keine Wohnungen mehr gäbe wenn keiner mehr baut wenn man damit nicht mehr spekulieren oder sein Geld vermehren dürfte. In dem Fall wären nämlich die Immobilienpreise deutlich niedriger, da in den Niedrigzinsjahren dann nicht so viele Leute Wohnraum als Investitionsobjekt gekauft hätten und damit die Preise für die, die Wohnraum als Wohnraum kaufen oder mieten wollen, nach oben getrieben hätten.

  • Geld leihen und selber bauen. Wenn es so einfach ist.

    • @Strolch:

      Klar! Am besten in München, Frankfurt, Hamburg oder Berlin.

      • @Aurego:

        Klar, da machen Sie 100% Gewinn. So schreibt es der Artikel. Also auf! Machen nicht meckern!

        PS Das einzige, was gegen teuren Wohnraum hilft, ist mehr Wohnraum dort, wo er gebraucht wird. Nur muss man bereit sein, das Risiko zu tragen, dass in 40 Jahren eine andere Stadt hipp ist und schwupps war das todsichere Inverst ein Flop, denn eine Immobilie ist IMMOBIL. Mich nervt an dem Artikel der Unterton, dass dies alles klar war und Gier ist. Wenn es denn so einfach wäre, müsste es doch jeder machen. Warum macht es nicht jeder? Man scheut das Risiko (neidet aber denen, die es eingehen den Gewinn), man möchte flexibel bleiben (aber kosten soll die Flexibilität nichts).

        Dem Vorschlag, den ich im Artikel etwas abgewinnen kann, ist die Förderung von Genossenschaften.

        • @Strolch:

          Ähm, weil Sie heutzutage mehr denn je Geld brauchen, um Geld zu machen, bzw in dem Fall um selbst zu bauen oder kaufen? Und wer scheut das Risiko, die Banken oder die Leute die gerne kaufen würden? Da ist nix mit man will kein Risiko eingehen, flexibel bleiben oder sich nicht einschränken, die Wahl besteht für viele einfach nicht. Mich eingeschlossen. Und nun kommen Sie mir nicht mit selbst schuld, hättste was gelernt und dergleichen... Uni-Diplom mit 1,2. Aber wenn es immer mehr Alte gibt, immer weniger Junge, immer weniger zu verteilen und gleichzeitig immer mehr Ansprüche die bedient werden wollen, dann sichern eben die die schon was haben ihre Pfründe. Der Rest kann sich den Arsch abrackern und wird mit der zunehmend illusorischen Aussicht geködert, ja auch dazu gehören zu können wenn er sich nur genug anstrengt und nichts fordert. Lächerlich.

        • @Strolch:

          Wenn Genossenschaften eine Lösung wären gegen die Verdopplung der Baukosten seit 2000 dann gäbe es sie viel häufiger. Für die Bereitstellung von Sozialwohnungen sind sie auch keine Lösung.

        • @Strolch:

          Warum es nicht jede:r macht?



          .



          Weil nicht jede:r das notwendige Eigenkapital aufbringen kann.



          .



          Vergleichsweise sicher ist das Investement im Verlgleich zu Aktien auf jeden Fall. Es gibt praktisch keine Großstadt mit sinkenden Mieten in Deutschland. Selbst Leipzig und Dresden, die als Städte mit nur langsam steigenden Mieten gelten, sind längst nicht mehr "billig".,

        • @Strolch:

          Warum macht es nicht jeder? Weil nicht jeder die Finanzierung dafür bekommt?



          Weil ohne Eigenkapital das Gebäude effektiv der Bank gehört?



          Also entweder versteht ihr pro Vermieter Typen nichts von BWL und Finanzierung, oder ihr wollt die Menschen hier für dumm verkaufen.

        • @Strolch:

          Der Tenor des Artikels ist, dass private Investitionen nicht die Lösung sein können.

          Ich verstehe nicht, warum wir in Bereichen der öffentlichen Daseinsvorsorge, die jeder braucht, auf privatwirtschaftliche Lösungen setzen.

          Es gibt keinen Bereich, wo das gut funktioniert.

        • @Strolch:

          Ich bin schon längst investiert. ;)

    • @Strolch:

      Leihen Sie mir denn Geld zum Bauen? Meine Bank nämlich nicht. Erst recht nicht, um ein Mehrfamilienhaus in der Stadt zu bauen.

      Es könnte natürlich auch der Staat mal wieder anfangen zu bauen, und dann zu Preisen vermieten, die nicht durch Gewinnmaximierung, sondern durch eine Abwägung von Kostendeckung und Sozialverträglichkeit motiviert sind.