Spahns Entwurf zur Masern-Impfpflicht: Bis zu 2.500 Euro Strafe
Der Gesundheitsminister will eine Impfpflicht mit Geldbußen durchsetzen. Ungeimpfte Kinder könnten vom Kita-Besuch ausgeschlossen werden.
Wer neu in einer Kita oder an einer Schule aufgenommen werde, müsse den Impfschutz nachweisen. Bei Kindern, die bereits in eine Kita oder Schule gehen, müssten Eltern den Nachweis per Impfpass bis Ende Juli 2020 nachreichen.
Die Koalition diskutiert seit Längerem eine Impfpflicht bei Masern. Zuletzt hatte sich auch Familienministerin Franziska Giffey dafür ausgesprochen. Masern sind hoch ansteckend und können in seltenen Fällen tödlich verlaufen. Die Viren werden durch Tröpfchen übertragen, etwa beim Husten, Niesen oder Sprechen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat das Ziel ausgegeben, die Masern auszurotten, und fordert die Staaten seit Jahren dazu auf, die Impfraten zu erhöhen.
Das Gesundheitsministerium hält die Impflücken bei Masern für „weiterhin zu groß“. Es beruft sich auf Auswertungen des Robert-Koch-Instituts. Demnach hätten zwar 97,1 Prozent der Schulanfänger die erste Masernimpfung bekommen, so das Gesundheitsministerium. Bei der entscheidenden zweiten Impfung gebe es aber große regionale Unterschiede, sodass nur gut 93 Prozent der Schulanfänger 2017 zweimal geimpft seien. Die Impfquote von 95 Prozent, durch die Masern ausgerottet würden, werde somit verfehlt.
Spahn kann auf den Koalitionspartner SPD setzen
Manche Bundesländer sind schon aktiv geworden: Der Brandenburger Landtag hatte Mitte April beschlossen, dass eine Impfung als verpflichtende Voraussetzung für den Besuch von Kitas gelte. Andere Bundesländer wollten zunächst den Vorschlag des Bundes abwarten.
Spahn kann auf die Unterstützung des Koalitionspartners SPD setzen. „Die Impfpflicht gegen Masern ist richtig und Spahns Vorschlag entspricht dem, was eine gemeinsame Grundlage für ein Gesetz sein könnte“, schrieb SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach am Sonntag auf Twitter. Ohne diesen Schritt seien die Masern nicht zu besiegen. Alles andere würde nur „Zeit und Opfer kosten“.
Der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, begrüßte den Plan des Gesundheitsministers als „wichtigen Schritt zur richtigen Zeit“. Bei hohen Durchimpfungsraten sei es möglich, Krankheitserreger regional und sogar weltweit zu eliminieren, sagte Montgomery dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Leider sei diese Botschaft aber noch immer nicht bei allen Impfgegnern angekommen.
Der Gesetzentwurf wird derzeit in der Regierung abgestimmt. Spahn sagte, er gehe davon aus, dass das Gesetz noch 2019 verabschiedet werde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Fall Mouhamed Dramé
Psychische Krisen lassen sich nicht mit der Waffe lösen
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Neue israelische Angriffe auf Damaskus