Schüler*innen blockieren Elterntaxis: Achtung, hier kommt mein Kind!
Für den Klimaschutz: In München protestieren junge Menschen gegen Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule fahren.

Jetzt sind die ignoranten Erwachsenen dran. Bislang protestierten Jugendliche bei „Fridays for Future“ jeden Freitag gegen Politiker*innen, die nichts gegen die Klimakrise unternehmen wollen. Nun richtet sich Wut gegen überfürsorgliche Eltern. Diese halten es für selbstverständlich, dass sie ihre Kinder nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schule fahren lassen. Natürlich haben es Kinder wohlhabender Papas und Mamas verdient, mit dem Elterntaxi zur Schule gebracht zu werden, so ihre aufopfernde Hilfsbereitschaft. Das führt an vielen Schuleingängen morgens zu Verkehrschaos.
Und weil das Elterntaxi meist unnötig ist, protestieren laut eines Berichts der Süddeutschen Zeitung nun täglich bis zu 15 Schüler*innen in München vor der Rudolf-Steiner-Schule. „Ihre Kinder sind groß genug, um S-Bahn zu fahren“, steht auf einem Transparent.
Sie stünden früher auf, so der Bericht, um auf dem Schulgelände zu sein, wenn die Elterntaxis ankommen. Dann blockierten sie die Einfahrt zum Parkplatz der Schule. Das zeigt Wirkung. „Lasst mich durch, ich muss meine Tochter zum Kindergarten bringen“, sagt ein wütender Vater zu den streikenden Schüler*innen in einem Video des Bayerischen Rundfunks. Als ein Schüler ihm einen Handzettel reichen will, knallt er die Autotür zu.
Schulbussen den Platz wegnehmen
Weil die Schüler*innen seine Tochter nicht durchlassen wollen, gibt er langsam Gas und fährt die Protestierenden fast um. Sollen die anderen Jugendlichen doch Plattfüße bekommen, Hauptsache, mein Kind muss sich keinen Meter bewegen. Dieser elterliche Egoismus geht so weit, dass all die SUVs, die vor der Schule parken, um die Kinder königlich zu chauffieren, den Schulbussen den Platz zum Parken wegnehmen.
Ein Lehrer hat laut Süddeutscher Zeitung gar mit einer Anzeige gedroht, weil die Proteste nicht angemeldet seien. Spontane Demos sind offenbar unerwünscht.
Dabei müssten umgekehrt die Heranwachsenden den Eltern mit Anzeige drohen. Denn wer seine Kinder unnötigerweise zur Schule kutschiert, tut ihnen nicht Gutes. Diese Eltern gefährden die Zukunft ihre Kinder. Denn die Jüngsten werden, wenn sie selbst erwachsen sind, die Folgen des Klimawandels ertragen müssen. Wer sein Kind schützen will, lässt es S-Bahn fahren.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Geiselübergabe in Gaza
Gruseliges Spektakel