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SPD stellt sich neu aufBas hui, Klingbeil pfui

Die SPD wählt Bärbel Bas und Lars Klingbeil zur Doppelspitze. Bas erhält 95 Prozent Vertrauensvorschuss, Klingbeil wird mit 64,9 Prozent gedemütigt.

Da kann Lars Klingbeil nur applaudieren: Bärbel Bas ist die Vorsitzende der Herzen Foto: dpa

Berlin taz | Die SPD stellt sich neu auf. So halb. Auf ihrem Parteitag in Berlin wählten die Delegierten am Freitag Bärbel Bas und Lars Klingbeil zur neuen Doppelspitze. Während Bas tatsächlich neu im Amt ist und mit 95 Prozent viel Vertrauensvorschuss erhielt, startet Lars Klingbeil in seine dritte Amtszeit. Er bekam nur 64,9 Prozent – und damit gut 20 Prozentpunkte weniger als vor zwei Jahren. Das ist auch Ausdruck des Frustes über das historisch schlechte SPD-Wahlergebnis von 16,4 Prozent.

Noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik hatte die SPD so wenig Zuspruch. Und noch nie wurde ein sozialdemokratischer Parteivorsitzender ohne Gegenkandidat mit weniger Rückhalt ins Amt geschickt. Selbst der nie sehr beliebte Sigmar Gabriel erhielt 2015 noch neun Prozentpunkte mehr.

„Wir starten heute mit unserer Rückkehr“, hatte Tim Klüssendorf die über 600 Delegierten zu Beginn des Parteitags versucht zu motivieren. Auch er, der seit Mai kommissarischer Generalsekretär ist, wurde am Freitagabend offiziell ins Amt gewählt. Für ihn stimmten 90,8 Prozent, ein sehr ordentliches Ergebnis.

Bas und Klingbeil haben nun den schwierigen Job, den Trend umzukehren. Wie, das hatten sie zuvor in ihren Bewerbungsreden skizziert.

Bärbel Bas, die neue Parteichefin, versuchte es, indem sie nicht allgemein Leidenschaft beschwor, sondern ein konkretes politisches Ich etablierte. Als Frau. Saskia Esken geht, Bas kommt. Keine einfache Lage. Bas machte das Beste daraus. Frauen, sagte sie, „sind in der Politik diesem ganzen sexistischen Müll ausgesetzt“. Sie habe sich deshalb lange überlegt, ob sie kandidieren wolle.

Bas schrie nicht, wie es auf Parteitagen Usus ist, sie stellte einfach etwas klar. Die beiden Chefinnen, die die SPD bisher hatte, Esken und Andrea Nahles, sagte Bas, „haben sich mit gemischten Gefühlen aus diesem Amt zurückgezogen. Vorsichtig formuliert.“ Und: „Der Umgang mit ihnen war kein Glanzstück.“ Der Satz ging im Jubel fast unter. Bas drückte aus, was viele im Saal fühlten. Die Partei habe zu wenig Solidarität beim Umgang mit Esken gezeigt, sagte sie. So könne die SPD nicht Solidarität glaubhaft nach außen vertreten.

Klare Ansagen für Herz und Seele

Damit traf die Arbeitsministerin die Stimmung nach der Wahlniederlage und dem routinierten Weiterregieren. Sie lieferte keine funkelnde Analyse, sie zielte auf Selbstvergewisserung, konkret, maßvoll kritisch, ohne Floskeln.

Die Herzen der GenossInnen wärmte sie mit klaren Ansagen. Wer ArbeiternehmerInnen Faulheit vorwerfe oder Bezieher von Grundsicherung diffamiere, betreibe „Klassenkampf von oben“. Keine Namen. Aber damit dürfte die Union gemeint sein. Genossin Klartext.

Doch natürlich ist Bas auch Realpolitikerin. Die Arbeitsministerin lobte in höchsten Tönen die Mindestlohnkommission, die 14,60 Euro ab 2027 beschlossen hat. Das sei „die größte sozialpartnerschaftlich beschlossene Lohnerhöhung seit Einführung des Mindestlohns“ und „eine Erfolgsgeschichte der SPD.“ Kein Nebensatz dazu, dass die SPD im Wahlkampf 15 Euro versprochen und in der Koalition noch wochenlang behauptet hatte, dass Schwarz-Rot 15 Euro Mindestlohn 2026 beschlossen hätte. Selbstkritik, aber in Grenzen.

Das wenige Stunden vor Beginn des Parteitags bekannt gegebene Ergebnis der Mindestlohnkommission, nahmen viele der Ge­nos­sIn­nen mit ergebenem Kopfnicken hin. Der Einigung auf eine schrittweise Erhöhung von aktuell 12,82 auf 13,90 Euro im nächsten und schließlich 14,60 Euro im übernächsten Jahr sei „ein verdammt hartes Ringen“ vorausgegangen, erklärte DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi in ihrem Grußwort.

Gegen die Wand

Zuständig für die Festlegung ist nicht die Politik, sondern eine Kommission aus Ar­beit­ge­be­rIn­nen und ArbeitnehmerInnen. Fahimi verteidigte die dort erzielte Einigung als „schwierigen Kompromiss“, bei dem jedoch zentrale Ziele der Gewerkschaften erreicht worden seien. Sie wisse, dass die Erwartungen an die Verhandlungen teilweise höher waren, jedoch lagen die Positionen „sehr weit auseinander“.

Hoch gepokert und verloren. So fühlte sich für Klingbeil der Abend der Bundestagswahl an. „Wir sind gegen eine Wand gelaufen“. Der Parteivorsitzende übte sich in Selbstkritik, er habe Fehler gemacht. Und natürlich trage er Verantwortung für das Wahlergebnis. Welche Fehler genau, das blieb vage. Nur so viel: Ab 2023 ging es wirtschaftlich bergab. „Aber als die Krise da war, war die Sozialdemokratie nicht voll da.“ Man habe die Signale zu spät wahrgenommen. Hört, hört.

Seine Entscheidung, nach der verlorenen Bundestagswahl gleich den Fraktionsvorsitz zu übernehmen, sei nicht einfach für ihn gewesen. Er hätte damals nur zwei Möglichkeiten gesehen: „Entweder ich höre auf oder ich gehe voll in die Verantwortung.“ Er tat letzteres. Es sei schließlich darum gegangen, sofort Handlungsfähigkeit herzustellen und auf Augenhöhe mit Friedrich Merz zu verhandeln.

Am Ende ist also Friedrich Merz der indirekte Geburtshelfer für die neue Doppelspitze der SPD. Denn als feststand, dass Klingbeil wieder antritt, verengte sich die Zahl der Bewerberinnen rapide. Genau gesagt auf eine. Auf Bärbel Bas, die als Arbeits- und Sozialministerin als einzige genügend Machtfülle mitbringt, Klingbeil auf Augenhöhe zu begegnen.

Kultivierte Zerknirschtheit

Doch wie kompliziert die Balance zwischen Regierungsamt und Parteivorsitz ist, machte Klingbeils Rede ebenfalls deutlich. Der beklagte, dass das sozialdemokratische Versprechen, nämlich sich durch Fleiß und Anstrengung ein besseres Leben zu erarbeiten, unter Druck gerate, dass es in den Städten kaum noch bezahlbaren Wohnraum gebe. Da sei man irgendwann falsch abgebogen. Hat nicht die SPD seit 2013 mitregiert und in der vergangenen Legislatur nicht nur Kanzler und Arbeitsminister, sondern auch die Bauministerin gestellt?

Genauso hohl klang es, als der Parteivorsitzende schimpfte, es sei „grotesk“, wie in diesem Land über Migration geredet werde, man sei auf Zuwanderung angewiesen. Dass die SPD im Bundestag erst wenige Stunden zuvor den Familiennachzug für subsidiär Geflüchtete gestoppt und damit einen legalen Zuwanderungsweg gesperrt hat, erwähnte er nicht.

Die Abstimmung hatte Spuren hinterlassen. Sie habe noch nie so viele SPD-Abgeordnete weinen sehen, sagte eine Delegierte. „Und manchmal frage ich mich da schon, wofür machen wir das eigentlich.“ Eine andere bekannte: „Sie habe ein bisschen Bauchschmerzen, zwei Ministerinnen als Parteivorsitzende zu haben.“

In der Debatte herrschte kultivierte Zerknirschtheit vor, das schlimme Wahlergebnis wurde beklagt, gefolgt von Mutmachappellen. Die Jusos waren kritisch, die LandespolitikerInnen betonten pragmatisch die Bedeutung konkreter Verbesserungen. Alles wie immer.

Juso-Chef Philipp Türmer hatte ein Gespür für die Fallhöhe zwischen Routine und Rhetorik und versuchte die Ge­nossIn­nen aufzurütteln. „Die Normalität ist unser Feind“, so der Juso-Chef fast theatralisch. Mit Weitermachen sei die tiefste Krise der SPD seit 162 Jahren nicht zu reparieren. Die Aufgabe, die Partei zu retten, sei größer als jedes Ministeramt. Die SPD müsse sich trauen, „die Verteilungsfrage so laut zustellen, dass niemand sie überhören kann“.

Hubertus Heil wurde von Klingbeil als Arbeitsminister abgesägt und kandidierte nicht mehr als Vize-Parteichef. In einer Art Abschiedsrede lobte Heil, dass die SPD sich nach der Niederlage nicht selbst zerfleischt. Das neue Grundsatzprogramm, mahnte Heil, werde nur gelingen, wenn die Partei sich öffne. Und kritisierte: „Wir sind zu langweilig“. Auffälliger Beifall.

„Wahnsinnige Aufrüstung“

Recht kontrovers debattiert wurde das Manifest prominenter SPD-Politiker wie Rolf Mützenich und Ralf Stegner, die fordern, wieder stärker auf Russland zuzugehen. Mützenich war gar nicht zum Parteitag gekommen, was auch auf Kritik stieß. „Respektlos“ fand das ein Delegierter.

Aber Stegner meldete sich zu Wort. „Die Aufregung zeigt, dass die Debatte geführt werden muss“, sagte der Außenpolitiker. „Wir müssen darüber reden, ob diese wahnsinnige Aufrüstung der richtige Weg ist“. Deutschland würden durch die erhöhten Verteidigungsausgaben Mittel in anderen Bereichen fehlen.Auch er sei für Verteidigungsfähigkeit und halte Wladimir Putin für einen Kriegsverbrecher. Aber: Die SPD müsse wieder Friedenspartei werden.Verteidigungsminister Boris Pistorius antwortete keine zehn Minuten später. „Dieser Imperialist im Kreml will nicht verhandeln, er will keinen Frieden“, erklärte er. „Dazu muss ich nichts interpretieren, ich muss einfach die Fakten nehmen.“ Auch er wünsche sich Frieden, sagte Pistorius. „Aber nicht Frieden um jeden Preis, sondern Frieden in Freiheit.“

Auch der alte, neue Parteivorsitzende Klingbeil hatte zuvor erklärt: „Im Jahr 2025 eine Friedenspartei zu sein, bedeutet etwas anderes, als in den 80er Jahren.“ Putin sei nicht Gorbatschow. Man müsse also heute alles tun, um sich vor Putins Russland zu schützen. Es bleibt also beim Parteitagsbeschluss von 2023: Sicherheit vor Russland organisieren. Die SPD bleibt auch in diesem Punkt konstant.

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43 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • Kapitalismus. Und deutsche Politik

    Unser ökonomisches System basiert auf Kapitalismus. Eine Ware wird produziert, um sie zu vermarkten. Um den Preis niedrig zu halten, achtet man drauf, dass man möglichst mit Minderwertigen-Materialien und billigen Arbeitskräften die Produktion erstellt. Für die Unternehmen zählt mehr Profit, möglichst keine Umwelt- oder Mindestlohnvorschriften.

    Da die großen Unternehmen global handeln, können sie den Teil des Gewinns als Spende an eigene Stiftungen oder als weitere Beteiligung eigene Schwesterunternehmen hin und her schieben, um Steuern zu sparen und/oder sich als großer Spender der humanitären Welt zu präsentieren.

    Diese Unternehmen unterstützt jetzt der Finanzminister Klingbeil großzügig mit Milliarden, damit sie investieren, Umweltmaßnahmen wegen des Klimas werden zunächst verschoben, die wichtigen Mitarbeiterinnen können weiterhin großzügig finanzierten große und teurere Caren als Dienstwagen benutzen, usw.

    Für Korruption in der Politik hat man auch das Wunderwort „Schummeln“ erfunden, so dürfen auch sie auch als „Gestalter des Staats“ weiterhin Milliarden in den Sand setzten, ohne irgendwelche Konsequenzen.

    • @Okay:

      Pflichtlektüre für unsere Abgeordneten - Parteiübergreifend - sollten unteranderem vor Arbeitsaufnahme im Parlament, die von Jan Philipp Reemtsma wunderbar erfassten Publikationen von Theodor W. Adorno sein - und von Herbert Marcuse zumindest " Der eindimensionale Mensch ". Irgendwie müssen wir als Bevölkerung, die ja unseren Staat bilden, unsere - von uns für unsere Regierungsangelegenheiten legetimierten Abgeordneten, mal von deren Neoliberalen Einbahnstraße, die unsere Regierung immer weiter fährt, runter bekommen.

  • Parteitage laufen optimal, wenn die Delegierten vorher verabredete Entscheidungen durchwinken und sie spiegeln die Wirklichkeit der repräsentativen Demokratie.

    Am Anfang steht die personelle Neuaufstellung oder die des alten Spitzenpersonals. Dieser Hauptakt dient der Bestätigung der Parteiausrichtung am Ziel der Partizipation an Regierungsmacht. Alle weiteren Debatten und Endscheidungen zu Programmatik und Organisation folgen auch nur dem Ziel, in Wahlen möglichst viele Stimmen zu gewinnen. Das erfordert, dass die Partei als Kampforganisation geschlossen hinter ihren Spitzen und dem Programm, dass diese verkörpern sollen, steht. WählerInnen mögen bekanntlich keine zerstrittenen Parteien wählen. Diskussionen um die inhaltliche und organisatorische Neuaufstellung werden verschoben und an Kommissionen delegiert, die diese schwierigen Prozesse im Sinn des Kampfes der Partei(-spitzen) um die Beteiligung an der Macht moderieren sollen. Hilfreich ist da, schon auf dem Niveau der Ortsverbände Abstimmungen und Wahlen die Nivellierung der Meinungsvielfalt auf eine konsensfähige Mitte garantieren.

  • Parteitage - noch dazu nach verlorenen Wahlen, von denen die SPD in den letzten Jahrzehnten wahrlich viele erlebt hatte - bargen immer die Chance für einen inhaltlichen und personellen Neustart - die Inszenierung dieses Resets ist der SPD bisher immer noch mehr oder weniger gut gelungen, wenigstens für die Dauer des jeweiligen Parteitages.



    Von DIESEM Parteitag strahlt allerdings kein bisschen Aufbruchstimmung mehr aus - Lars Klingbeil steht namentlich als perfekter Nachlassverwalter des verflossenen SPD-Erbes.

  • Ich hätte ja gedacht Vizekanzler und Finanzminister wären jeweils Vollzeitjobs. Aber so ein bisschen nebenbei Parteivorsitz scheint zeitlich noch drin zu sein.

    • @Jesus:

      ...wenn ein Job nicht zum Leben reicht geht der Trend halt zum Zweit- oder Drittjob.



      Klingbeil will sicher der Bevölkerung nur als gutes Beispiel vorangehen 😂🤣😅🤣

    • @Jesus:

      Daran kann man sehen, welchen Stellenwert die Partei für die persönliche Karriereplanung eines Lars Klingbeil überhaupt noch hat … nämlich unter „ferner liefen“.

  • Bis zu Willy Brandts Zeiten war ich noch SPD-Wähler, danach nicht mehr. Mag sein, dass B.B. (frz. 'bas' : unten...) noch Bodenhaftung hat wie ein paar andere auch, aber der große Rest gehört doch längst zur hochfliegenden 'haute-volée'.

  • Korrektur der Überschrift:

    SPD stellt sich neu auf.



    Bas hui, Klüssendorf hui, Klingbeil abgestraft.

    Nicht Klinbeil -- sondern Lafontaine hatte 1995 mit 62,6 % das schlechteste Wahlergfebnis zur Wahl als Parteivorsitzender.

    • @zartbitter:

      Das stimmt. Aber Lafontaine gewann eine Kampfkandidatur gegen Scharping.

  • Klingbeil kam noch viel zu gut weg, schließlich ist er ja weiter Vorsitzender. Indem sich die Sozis dem Machtbabyface ausliefern geht’s weiter nach unten.

  • Es war vorherzusehen: Nachdem Klingbeil seine Konkurrenten weggerüpelt hatte und sich viele WeggefährtInnen auf dem Parteitag verabschieden mußten, bleibt eine zerrüttete SPD, in der die meisten nur noch aus altem Solidaritätsgefühl Klingbeil die Stimme gaben und in der sich keiner mehr berufen fühlt, die Karren aus dem Dreck ziehen zu können. Natürlich haben es sozialdemokratische Parteien schwer, in Zeiten, wo Automaten menschliche Arbeit ersetzen und selbst für militärische Aufrüstung kaum noch Soldaten benötigt werden, bei ihrer (früheren) Wählerschaft Zuversicht zu verbreiten. Aber ein 'Vorsitzender', der als Finanzminister dermaßen radikal den Sozialstaat verleugnet, wird den weiteren Absturz dieser einst in Deutschland so wichtigen Partei kaum verhindern können.

    • @Dietmar Rauter:

      Auch eine SPD konnte sich eben nicht den dauerhaften Einflussnahmen durch die Lobbyisten aus Industrie, Wirtschaft & Kapital verschließen...

  • Mehrheit ist Mehrheit, sogar eine Stimme mehr.



    Konrad Adenauer wurde mit einer Stimme mehr Bundeskanzler und war dann zeitprägend. Warum soll das einem Lars nicht auch gelingen? Die SPD muss nur die soziale Hälfte der Sozialen Marktwirtschaft offensiv vertreten.

  • "SPD stellt sich neu auf"

    Satire?

    • @Okti:

      nein.

      • @zartbitter:

        Ich sehe da nix neues. Sie?

  • "Das ist auch Ausdruck des Frustes..."



    Das hatten wir schon mal:



    "Die Genossen waren sich einig. »Bewußtes Zuwiderhandeln gegen Parteitagsbeschlüsse« wollten sie nicht mehr länger hinnehmen, »parteizerstörerische Tendenzen« entschieden bekämpfen.



    »Die Zugehörigkeit zu pazifistischen Organisationen«, verkündete der SPD-Parteiausschuß, höchstes Gremium zwischen den Parteitagen, sei »unvereinbar mit der Zugehörigkeit zur Sozialdemokratischen Partei Deutschlands«.



    Klingt aktuell, aber:



    "Tatsächlich stammt die Partei-Direktive vom 22. September 1931 - die Sozialdemokratie hatte stets ihre Schwierigkeiten mit Pazifisten."



    Auch das Folgende ist bekannt:



    "Bundeskanzler Helmut Schmidt nannte die neudeutschen Pazifisten »infantil« und warnte, wie seinerzeit die SPD-Führung, Sozialdemokraten dürften »nicht Anschluß suchen bei der Friedensbewegung« - was eine ganze Reihe von Genossen gleichwohl tat."



    Quelle spiegel.de 1982!

    • @Martin Rees:

      Das sind schöne Zitate. Darüber kann man nachdenken.



      Ich frage mich aber, was die Bemühungen der "Friedensbewegung" gebracht haben? Über 1931 brauchen wir nicht zu reden. Und 1982? Die Sowjetunion hat doch nicht wegen der massiven Bemühungen der dt. Pazifisten kleinbei gegeben, sondern weil Hr. Gorbatschow einsichtig genug war, sich nicht von den USA endgültig in Grund und Boden wettrüsten zu lassen.



      Nicht falsch verstehen. Aber ich denke, bis auf Ausnahmen wollen alle Frieden. Wer das aber zur Bewegung macht, muss auch irgendwann einen Erfolg vorweisen können.

      • @Vigoleis:

        "Wer das aber zur Bewegung macht, muss auch irgendwann einen Erfolg vorweisen können."



        1.Gründung der Grünen



        2. In der DDR:



        "Die Bürgerrechtler*innen erreichten ihr Ziel, eine unaufhaltsame friedliche Protestwelle in Bewegung zu bringen, die letztlich entscheidend zur friedlichen Revolution in der DDR beitrug. Alle Reden auf den Demonstrationen waren von Entschlossenheit und einem unbedingten Willen zur Gewaltlosigkeit geprägt."



        /



        Und davor steht:



        "Es war der sächsische Landesjugendpfarrer Harald Bretschneider (geb. 1942), der ein Symbol für das fand, was die Friedensaktivist*innen im ganzen Land bewegte (Eckert 2012). Er orientierte sich an der Bronzefigur des sowjetischen Künstlers Jewgeni Wutschetitsch, die vor dem UNO-Hauptgebäude in New York City steht: Ein muskulöser Mann hämmert ein Schwert zu einer Pflugschar um. Die Figur ist eine Allegorie auf den Bibelvers: „Er wird unter vielen Völkern richten und mächtige Nationen zurechtweisen in fernen Landen. Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln.“ (Micha 4, V. 3)."



        deutsche-digitale-bibliothek.de

        • @Martin Rees:

          Naja, so kann man es drehen und wenden...



          ad 1) Ob die Gründung der Grünen ein "Erfolg der Friedensbewegung" war, sei mal dahingestellt. Das verdankt sich wohl eher der Unfähigkeit der drei etablierten Parteien, bestimmte gesell. Strömung zu repräsentieren. Gleichzeitig begann damit die Zersplitterung der dt. Parteienlandschaft in Klientelparteien. Randnotiz: Unter grüner Regierungsbeteiligung schossen dt. Soldaten erstmals mit 1945 wieder scharf in einem Krieg.



          ad 2) Ja, die friedliche Revolution blieb friedlich, weil die Protagonisten friedlich waren. Einen entscheidenden Anteil hatte aber auch Hr. Gorbatschow, der dem SED-Regime jede weitere Unterstützung versagte ("Wer zu spät kommt,...") und dieses zum Glück daraufhin davon absah, ein sinnloses Blutbad anzurichten. (Das Hr. Krenz später zutiefst bedauerte, das Problem nicht "a la Peking" gelöst zu haben, zeigt nur, wie ruchlos dieser Mensch war.)

  • Es wäre auch an der Zeit, die Mehrheit für einen Untersuchungsausschuss für die Maskenaffäre zu liefern, den die Linken und Grünen alleine und ohne die AFD ja nunmal nicht hinbekommen!!

  • Hubertus Heil ist super und hochkompetent. Seriös. Richtig Banane, dass sie den abgesägt haben. An ihm liegt es nicht, dass die SPD so abgeschmiert ist! Ich hoffe, dass er sich nicht aus der Politik zurückzieht und nochmal irgendwann eine gute Position bekommt.



    .



    Bas drücke ich beide Daumen, Gratulation zu den neuen Aufgaben. Ich bewundere ihre Klarheit, und die Ruhe und Haltung, die sie ausstrahlt. Auch Humor. Als Bundestagspräsidentin war sie wie ein zuverlässiger Kompass oder Richtstern und hat viel Orientierung geboten. Weil sie es irgendwie schafft, down to earth zu bleiben. Wird jetzt bestimmt nicht leichter, trotz dem erfreulichen innerparteilichen Rückhalt, kommt mit mehr Macht bestimmt auch neue eklige Hasskampagne. Bestimmt packt sie das, ich hoffe! Bas for next Bundeskanzler, das wär mal was. Sie muss sich halt jetzt die nächsten Jahre, was Klartext, Inhalt und Performance/Beliebtheit angeht, gegen Weidel behaupten, grade in den politikferneren Schichten. Die SPD hat die Möglichkeit, Bas richtig aufzubauen die kommenden Jahre.

    Nicht immer nur auf Klingbeil setzen. Klingbeil, auch nicht immer nur auf Klingbeil setzen! Zeig bisschen Ehre.

  • Für mich ist der letzte ernsthafte, ehrliche und erfolgreiche Sozialdemokrat Claus Weselsky.



    Lars Klingbeil und Siegmar Gabriel sind ein und dieselbe Person.



    Und Frau Bärbel Bas wünsche ich alles Glück dieser Welt.

    • @GaGaZar:

      Weselsky ist aber in der falschen Partei. Er ist nämlich langjähriges CDU-Mitglied.

      • @Sabine Hofmann-Stadtländer:

        Wie sein Vorgänger auch... Und da passen sie auch hin - die beiden Funktionseliten-Gewerkschafter, die nicht für Wagenreiniger oder Werkstattmitarbeiter, die ihr Arbeitsgerät in Ordnung halten, Tarifverträge abschließen wollen. Und die nicht ohne abwertende Begriffe wie Wasserkopf oder Plüschetage über sämtliche Verwaltungsmitarbeitersprechen konnten- auch diejenigen, die das Gehalt auszahlen (irgendwie musste ja der Gewerkschaftschef Schell zu seinem Ferrari kommen).

  • Der Weg von Klingbeil und allen seinen Vorgängerinnen seit Schröder, sich vor allem mit der Wirtschaft und den Reichen gut zustellen und daneben für die abhängig Beschäftigten so viel rauszuholen, wie geht, ohne sich mit Wirtschaft und Reichen anzulegen, kommt an sein Ende.

    Denn Wirtschaft und Reiche haben sich dadurch so viel nehmen können, dass für die ärmeren 70% und selbst für den Staat nicht mehr genug übrigbleibt. Alleine die Reichsten 500 Personen konnten so ihr Vermögen von 2020-2024 um 500 Mrd. € ergrössern. Während sich die Reguerung an 3 Mrd. € zerbrochen ist.







    Die Demokratie kann nicht überleben, wenn die Politik es den Reichsten erlaubt, sich einen so großen Anteil vom Wohlstandskuchen zu nehmen. Und die SPD wird auch nicht überleben. Das sollten so langsam alle SPD Politiker verstehen.

  • Nichts gegen Hubertus Heil. Abgesehen davon, dass er der Nedersachsen einer zuviel war, musste er auch ansonsten dran glauben.

    Nichtsdestotrotz: Glückwunsch an die Wahlsiegerinnen Anke, Bärbel und Petra, nicht zu vergessen den Alexander, also den aus dem zweitschönsten Bundesland der Welt.

  • Heute hat der verrostete Willy in der SPD-Zentrale mit erhobener Hand wieder mal ganz bitterlich geweint...

    Aber im Ernst: Wir sollten froh sein, dass Bärbel Bas nicht wie Martin Schulz mit 100% der Stimmen gewählt wurde. Der Sturz wird dann nicht gar so tief sein, denn anzufangen weiß ja kaum noch jemand etwas mit diesem zerstrittenen Haufen.

  • Und wer kümmert sich jetzt um die Partei? Beide Vorsitzenden sind qua Ministeramt in die Koalitionsdisziplin mit der Union eingebunden … und viel Streit wird man sich dort nicht leisten können.



    Auch DARAN gedacht, liebe Genoss*innen?

  • Klingbeil bekannte in seiner Rede, in Punkto Sozialwohnungspolitik falsch abgebogen zu sein. Was für eine Politikerphrase angesichts der dramatischen Lage auf dem Wohnungsmarkt mit skruppelosen und zum Teil kriminellen Vermietern und Konzernen, denen Bürger vollkommen hilflos ausgeliefert sind. Aktuell und gut beschrieben in einer langen Spiegel-Reportage!

    www.spiegel.de/pol...-bad1-ec4a4a2a5bec

    Wäre es nicht Pflicht eines Delegierten gewesen, diese menschenunwürdigen Zustände (auch aufgrund massiver Gesetzeslücken!) anzuprangern und Scholz und Klingbeil und Geywitz scharf zu kritisieren. Nein nichts da, obwohl das Thema der Wahlkampfschlager der Linken wurde!



    Die SPD ist nicht mehr an den Menschen mit ihren Problemen dran, weiß gar nicht, wie es ihnen in der nächst gelegenen Hochhaussiedlung geht oder auf dem platten Land geht.

    Institutionelle Erstarrung, wie eine Delegierte kritisierte und einen Neustart von unten mit Partnern von außen empfahl. Gute Idee, einige der wenigen auf dem Parteitag. Wurde natürlich nicht weiter diskutiert.

  • Eine heftige Klatsche für die Larsianer. Der Umbau zum Bündnis Lars Klingbeil kann wohl als gescheitert betrachtet werden.

    Hoffentlich gelingt es, die SPD wieder auf einen guten Weg zurückzubringen.



    Glück auf, Bärbel Bas.

  • Die SPD auf dem Weg der Selbstzerstörung



    Was soll der Wähler denken, wenn die SPD ihrem Vorsitzenden mit einer so erbärmlichen Mehrheit ausstattet? Die SPD ist auf dem besten Wege, sich mal wieder selbst zu zerlegen. Sie braucht keine Feinde, sie ist sich selbst der größte Feind.

    • @Hans Dampf:

      Der Nicht-Sozen Wähler denkt: Wenigstens das nicht falsch gemacht: SPD zu wählen.

    • @Hans Dampf:

      Nun ja, "der Wähler" dachte sich ja vor dieser Wahl auch etwas. Manche dieser Wähler bezeichnen ihn bereits als SPD-Lindner. In diese Richtung geht es bei mir auch.



      Von daher freue ich mich als Wähler (allerdings kein SPD Wähler), dass er einen Denkzettel bekommen hat.



      Ob es was hilft wage ich aber zu bezweifeln. Im Artikel ist ja schön dargestellt wie die SPD seit Jahren hilft von unten nach oben zu verteilen.

    • @Hans Dampf:

      Friedrich Merz hat die Wahl zum CDU-Vorsitzend sogar verloren. Und jetzt ist er Bundeskanzler.



      Nur weil die eigene Partei jemanden für Inkompetent hält, muss es der Wähler noch lange nicht tun.

    • @Hans Dampf:

      Glauben Sie wirklich, dass das Wahlergebnis der Parteivorsitzenden die Wähler besonders interessiert?

    • @Hans Dampf:

      Was ist an 64 % erbärmlich? Ein Mehrheit ist über 50 Prozent.

      • @J. G.:

        Liebe*r J. G., es gibt eine rechnerische Mehrheit und eine "gefühlte/psychologische" Mehrheit. Die rechnerische Mehrheit hat Klingbeil erreicht, nicht jedoch die Prozente, die für eine komfortable Machtbasis innerhalb der Partei gut wären.

        • @Sabine Hofmann-Stadtländer:

          "gefühlte/psychologische" Mehrheit.

          Was soll das den sein.



          Warum man in einer demokratischen Partei eine "Machtbasis" braucht erschließt sich mir nicht.

        • @Sabine Hofmann-Stadtländer:

          Danke, so meinte ich es auch.

    • @Hans Dampf:

      Ich find es gut, dass fuer eine solche Klatsche nicht das Parlament bzw die Kanzlerwahl missbraucht wird.



      Aber ich gehoere auch nicht zu den SPD-Waehlern ;-)