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Rassismus in DeutschlandWeißes Schweigen

Auch in Deutschland gibt es rassistische Polizeigewalt. Aber die weiße Mehrheit positioniert sich nicht dagegen. Das fängt bei den Medien an.

Der breite gesellschaftliche Aufschrei bleibt bei rassistischer Polizeigewalt aus Foto: Christian Spicker/imago

A m 12. 1. 2019 starb der Grieche Aristeidis L. in Berlin. Der 36-Jährige war von der Polizei festgenommen worden, weil er in einer Bäckerei randaliert hatte. Er wurde an Händen und Füßen gefesselt und in einem Fahrstuhl von vier PolizistInnen in Bauchlage auf den Boden gedrückt, bis er erstickte.

Das Ermittlungsverfahren gegen die Polizisten wurde eingestellt. Die Staatsanwaltschaft hatte nicht einmal alle vernommen, die mit L. im Fahrstuhl waren, als der starb. Ob auch er „I can’t breathe“ gesagt hat, so wie der von einem Polizisten getötete George Floyd vergangene Woche in den USA, wissen wir nicht. Es gibt von L.s Tod kein Video, keinen Twitter-Hashtag, keine Proteste. Was es auch nicht gab, war Berichterstattung. Mein Kollege Gareth Joswig hat den Fall gerade ausgegraben.

Dass Menschen durch Polizeigewalt sterben, ist auch in Deutschland keine Seltenheit. 269 Menschen kamen seit 1990 hierzulande durch Polizeischüsse um. Erinnern Sie sich an die letzte Talkshow zum Thema?

Minneapolis ist nun überall Thema. Das liegt auch daran, dass es von Floyds Tod ein Video gibt, das jedeR im Internet sehen kann: wie eiskalt und scheinbar genüsslich der Polizist auf Floyd kniet, wie der um sein Leben fleht und irgendwann erschlafft. „Racism isn’t getting worse, it’s getting filmed“, hat der Schauspieler Will Smith gesagt. Auch deswegen gehen nun so viele Menschen in den USA auf die Straße, berichten viele deutsche Medien jetzt so groß – und über Tote nach Polizeigewalt hierzulande so wenig.

Fehlendes Hinterfragen

Die deutsche Polizei wird von vielen JournalistInnen immer noch als eine neutrale Quelle verstanden, deren Darstellung im Zweifel eher zu glauben ist als anderen Beteiligten. Wenn PolizistInnen gewalttätig werden, dann werden sie schnell zu Einzelfällen in einem sonst sauberen Polizeiapparat gemacht. Wer sich öffentlich mit der Polizei anlegt, steht alleine da. Die Grünen-Chefin Simone Peter zum Beispiel, die den Polizeieinsatz der Kölner Silvesternacht 2015/16 kritisiert hatte, oder die SPD-Chefin Saskia Esken, die es gewagt hatte zu fragen, ob die Polizeitaktik in der diesjährigen Silvesternacht in Leipzig angemessen war.

Auch Polizeigewalt in Deutschland ist rassistisch, sie trifft häufig nichtweiße oder nicht deutsch sprechende Menschen. Die mutmaßlichen Mörder von Oury Jalloh, der 2005 in einer Zelle in Dessau verbrannte, laufen noch immer frei herum. Es ist AktivistInnen zu verdanken, dass der Fall noch in der Öffentlichkeit ist. Medien interessierten sich lange kaum für ihn.

Wahrscheinlich auch deshalb, weil das gesellschaftliche Echo auf die Polizeigewalt verhalten ist. Was die USA von Deutschland unterscheidet, ist nicht nur die Berichterstattung, sondern auch die vielen Menschen, die gegen rassistische Polizeigewalt auf die Straße gehen. Eine Bewegung, die von der weißen Mehrheitsgesellschaft unterstützt wird, fehlt in Deutschland. Denn auch hier ist das leider nicht selbstverständlich: Black lives matter.

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Anne Fromm
Reporterin
Ressortleiterin Reportage & Recherche und Vorständin der taz. // Berichtet vor allem über sexualisierte Gewalt, Machtmissbrauch, Rechtsextremismus und Desinformation. // Davor war sie Medienredakteurin im Gesellschaftsressort taz2. // Erreichbar über Threema: 9F3RAM48 und PGP-Key: 0x7DF4A8756B342300, Fingerabdruck: DB46 B198 819C 8D01 B290 DDEA 7DF4 A875 6B34 2300
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35 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Wenn Sie schon mal eine einfache Polizeikontrolle wegen falschem Linksabbiegen in den USA erlebt haben, würden Sie nicht auf so einen pauschalen Vergleich kommen. Klar, gibt es Rassismus in der deutschen Polizei, und sogar als Langhaariger wurde ich noch in den 1980ern immer wieder rausgepickt und kontrolliert, aber die Rohheit der US-Cops ist mit unseren nicht vergleichbar.

  • Was ist für Sie "Polizeigewalt", Frau Fromm? Auch jedes Mal, wenn die Polizei mit gutem Zureden nicht weiterkommt, andere Menschen vor Gewalt schützt oder sich selbst verteidigt?

    Falls ja, dann ist die traurige Wahrheit, dass wir und unsere Mitmenschen ("die Gesellschaft") einfach nicht gut genug sind, um Leute überflüssig zu machen, die genau dafür bezahlt werden. Natürlich sollen sie Gewalt wenn möglich vermeiden, aber Polizisten gibt es im Wesentlichen, um als Staat die Option von offener Gewaltausübung zu haben - gegen Leute, die diese Option für sich privat beanspruchen.

    Das vorausgeschickt ist eine differenziertere Betrachtung als Einzelfall durchaus angebracht, wenn Polizisten Gewalt anwenden. Der pauschal ausgestreckte Finger auf jeden Schuss, jeden Schlag oder jeden Klammergriff sollte eines Menschen unwürdig sein, der unter Anderem deshalb ein (hoffentlich zumindest weitgehend) gewaltfreies Leben führen kann, weil ihm jemand die Drecksarbeit abnimmt.

    Selbstverständlich kann auch eine differenzierte Betrachtung zu dem Ergebnis kommen, dass es willkürliche Gewalt bei der Polizei gibt und dass sie teilweise auch rassistische Ausprägungen aufweist. Aber OHNE die Fähigkeit, zunächst mal jeden Fall einzeln zu betrachten, sind derartige Vorwürfe genauso leer und unfair wie die rassistischen Klischees, die von Rechten (mit und ohne Uniform) gepflegt werden.

  • Danke für den Artikel!



    Für kritische Linke sollte es selbstverständlich sein in erster Linie die Verhältnisse im eigenen Land anzuprangern. Ja, die Polizei in Deutschland und auch die in anderen Staaten der EU hat ein Rassismus und ein Gewaltproblem.



    Ablenkungsmanöver der Herrschenden, die ihre Kritik immer nur an Nationen richtet, mit denen sich die heimische Bourgeoisie in Konkurrenz befindet, oder auf deren Märkte sie es abgesehen hat, sollte eine kritische Linke durchschauen und sich nicht für als Menschenrechtsinterventionen getarnte Neokoloniale Raubzüge vereinnahmen lassen. Nun handelt es sich bei den USA, aber, unabhängig von Trump, um einen Hauptverbündeten Deutschlands und der EU. Es gibt keine Invasionspläne der EU. Daher ist es durchaus legitim die Gewaltexzesse der Polizei, den Rassismus und die große Soziale Ungleichheit der USA zu kritisieren.

    Nur wenn einseitig die USA für ein System (Kapitalismus) kritisiert wird, dass auch hier zu Lande alles Denken und Handeln bestimmt, und die hiesige Gewalt der Polizei verneint wird, dann kann diese eigentlich berechtigte Kritik in dumpfen Anti-Amerikanismus umschlagen.

    Richtig wäre es, sich mit der Bewegung in den USA zu solidarisieren, und die aktuellen Ereignisse dort als Anlass zu nehmen Rassismus, Unterdrückung und Ungleichheit im Hier und Jetzt zu bekämpfen.

  • Wenn ich die genannten 269 Fälle genauer ansehe sind es etwa neun Fälle pro Jahr. Und gute 0,1 pro eine Million Einwohner. Es bleibt aber weiterhin undifferenziert. Sind Fälle eingerechnet, die die Folge von Selbstschutz waren? Und wären diese unter Polizeigewalt zu rechnen?



    Der Artikel überrascht und verblüfft, das hat die Autorin bei mir zumindest geschafft. Aber geht sie davon aus, dass die TAZ-Leser und -Leserinnen nicht mit denken?

  • Wenn man sich einem solchen Thema widmet, sollte es sich um einen fundierten Artikel handeln. Hier wird nur kurz festgestellt und die Polizei unter Generalverdacht gestellt, so als wenn man schreiben würde "Reporter in Deutschland schreiben Fake - News".

    Ich finde, dass hier höchstens eine Einleitung zu dem Thema veröffentlicht wurde. Der Rest fehlt!

  • Siehe auch:



    "Selbstbezogene Solidarität":



    taz.de/Unterstuetz...Proteste/!5686328/

  • Danke für den Artikel. In den USA gibt es eine schlechte Polizeiausbildung, die auch noch zur Gewaltausübung erzieht. Dazu kommt das Waffenthema. Im Vergleich mag das Problem hier vielen unerheblich erscheinen, aber die Bürgerrechte werden (von der Politik) massiv beschnitten, während die Exekutive die Ermittlungs- und Deutungshoheit behält. Nach meiner Einschätzung sind die meisten Polizisten gut ausgebildete und umgängliche Menschen, aber dort wo sich Cliquen rechtsfreie Räume erarbeiten, erfahren die Menschen keinen Schutz.

  • TRITTBRETTFAHRER - gibt es auch bei der Taz. Wer den amerikanischen Rassismus mit dem Rassismus in Deutschland vergleicht, liegt völlig daneben. Es gibt in D selbstverständlich einen "kulturellen" Rassismus, aber nicht die Rassentrennung wie in den USA (Segregation), bis in einzelne Wohnblöcke hinein. Das Gleiche gilt für die Polizeigewalt. Klar gibt es Rassisten unter den Polizisten und Nazis auch, dennoch sind deutsche Polizisten völlig anders unterwegs als amerikanische, die meistens dem Motto folgen "shoot first, ask later". Hier jetzt passend zu den amerikanischen Unruhen ein deutsches Fass aufzumachen ist billige Effekthascherei.

    • @max kistler:

      "Es gibt in D selbstverständlich einen "kulturellen" Rassismus, aber nicht die Rassentrennung wie in den USA (Segregation), bis in einzelne Wohnblöcke hinein. "

      Lol was?



      Auch in Deutschland gibt es segregierte Wohngebiete, die überwiegend von "Nichtweißen" bewohnt werden und "rein weiße" Gebiete.

    • @max kistler:

      mag sein, dass es zwischen Rassisten hier und dort Unterschiede gibt. Diejenigen, die diesen Rassismus am eigenen Leib erleben, ist es wurscht, obs amerikanische oder deutsche Polizisten sind, oder?

      • @joaquim:

        klar, nur dass es in Deutschland vielleicht wenige Tausend sind und in den Staaten Millionen. Trittbrettfahrer war die Kritik und nicht, dass Rassismus mal mehr und mal weniger weh tut.

  • "Dass Menschen durch Polizeigewalt sterben, ist auch in Deutschland keine Seltenheit. 269 Menschen kamen seit 1990 hierzulande durch Polizeischüsse um."

    jeder vermeidbare todesfall für den die deutsche polizei verantwortlich ist, ist einer zuviel.



    aber zu richtigen aussagen über die häufigkeit kommt man nur durch den vergleich von statistiken

    mappingpoliceviolence.org/



    www.statista.com/c...t-black-americans/



    www.cnbc.com/2020/...s-in-4-charts.html

    in den usa werden jedes jahr mehr als tausend menschen von polizisten getötet.

    dass sind proportional betrachtet sehr viel mehr als in deutschland und jedem anderen europäischen staat.

    die eu ist diesbezüglich soviel besser als die usa dass es vielleicht eine gute idee wäre amerikanische polizist*innen in europa ausbilden zu lassen

    • @satgurupseudologos:

      Damit das seriös und eine gute Idee ist, muss aber auch der Anteil der nicht weiß, oder schweinchenfarbenen, Menschen an der Bevölkerung betrachtet und zu den Zahlen in Relation gesetzt werden.



      Wenn wo kaum farbige Menschen leben, ist es ja kein Wunder, dass sie (statistisch) selten Opfer von Übergriffen werden.



      Darauf brauch niemand stolz sein.

      • @Fezi:

        Die tausend sind unabhängig von der Hautfarbe. Die andere Statistik berücksichtigt die Verteilung.

  • Ich schweige dazu nicht und ich bin schweinchenfarben. Warum muss ich mich in eine Rolle drängen lassen? Was Menschen wie die Autorin nicht gerne ansprechen ist die Tatsache, dass meist Männer Opfer von Polizeigewalt werden, vor allem dunkelhäutige und andere Minoritäten in der westlichen Welt. In Frankreich z.B. meist arabischstämmige Männer. Soll ich nun den Blödsinn aufmachen und von 'weiblichem Schweigen' faseln?

  • Gemäß taz-Artikel ist der Todestag nicht der Tag des Ereignisses. Der war am 27. 12. 2018. taz.de/Tod-im-Poli...ewahrsam/!5684340/



    L. erstickte demnach bei der Aktion nicht, sondern wurde bewusstlos.

  • Die jeweiligen Situationen von George F. und Aristeidis L. miteinander vergleichen zu wollen, ist nahezu abstrus. Im Fall des Aristeidis L. sind weder die gewaltsame Gegenwehr noch der erhebliche Drogeneinfluss unstreitbar gegeben und werden von keiner Seite aus bestritten.

    Ein Zusammenhang zwischen seiner Herkunft und der tödlich verlaufenden Festnahme scheint nicht gegeben zu sein und wirkt bei näherer Betrachtung konstruiert.

    Auch die Anzahl der tödlichen Schüsse in einem bestimmten Zeitraum lässt keinen Rückschluss auf ein rassistisches Grundproblem zu.

    Dann jedoch bleibt es im gesamten Artikel bei einem einzigen möglichen Fall, welcher bereits mehr als 15 Jahre zurück liegt.

    Das ist jedoch nicht geeignet, um eine Vielzahl von Behörden unter Generalverdacht zu stellen.

    • @DiMa:

      Sie haben nicht verstanden was Rassismus ist. Es ist kein Generalverdacht. Es ist eine Realität.

      Im übrigen auch ein Beispiel dafür wie bestenfalls nutzlos der Verfassungsschutz ist. Er kann seit Jahrzehnten in seinen Berichten - wie andere Behörden auch - nicht einmal Zahlen, Fakten und Fälle staatsgefährdender, verfassungsfeindlicher behördlicher Praxis nennen. Schlicht und einfach weil er wie Sie behauptet, das gäbe es nicht, sei wenn überhaupt verschwindend gering und ansonsten ja sowieso nur der Versuch den Ruf des obrigkeitsstaatlichen Obrigkeitsstaates zu beschmutzen.



      Früher hiess das übrigens schlicht Majestätsbeleidigung. Erwähnte man auch nur ein einziges Verbrechen im Namen des Kaisers.

      Also vielleicht noch Mal nachdenken und hier nicht herausfordern wollen, dass andere Ihnen Aufzählungen machen, die Sie gerne ignorieren möchten.

      In Duisburg starb ein Gefangener in seiner Zelle - der war so egal, dass es nicht einmal eine Rolle spielte, dass er gar nicht die verhaftete und inhaftierte Person war, von der die Behörden behaupteten sie inhaftiert zu haben.

      Und vielleicht befleissigen Sie sich einmal der Empathie mit Ihren Nachbarn. Erzählen die Ihnen vom alltäglichen rassistischen Terror. Der schon mit der Vorstellung beginnt, jemand sei "Gast" oder irgendwie zur Dankbarkeit verpflichtet. Nur weil er äusserlich nicht aussieht, wie einer angeblich aussieht um Deutscher zu sein.



      Vielleicht denken Sie auch einmal drüber nach, das das Bundesverfassungsgericht den BND nach 70 Jahren verpflichten musste, Grund- und Menschenrechte auch denjenigen einzuräumen, die keine Deutsche sind und auch dann wenn eine deutsche Behörde im Ausland glaubt, diese Rechte seien nicht universell.

      Aber was soll man sagen. Der BND finanzierte verdeckt einen Verteidiger Adolf Eichmanns.

      • @Martinxyz:

        Im Gegensatz zu Ihnen unterstellt der Artikel diese angebliche Realität nicht, sondern versucht diese Behauptung entsprechend zu belegen.

        Ich habe lediglich dargestellt, dass die dafür gewählten Fälle allesamt ungeeignet sind. Es mag sein, dass es geeignete Fälle in der Praxis gibt, nur werden diese im vorliegenden Artikel nicht benannt.

    • @DiMa:

      Ach , bei George Floyd gab es auch keine Gegenwehr! "Videos der Überwachungskamera eines nahe liegenden Restaurants zeigen jedoch eine widerstandslose Festnahme. " Da können Cops noch so viel behaupten. Und ob das mit den Drogen stimmt, ist auch noch nicht ausgemacht. Schließlich kam eine andere Autopsie zu auch in der Frage der Todesursache und der Herzkranzgefäße zu einem ganz anderen Ergbenis. Wie auch der prominiete Fall von Benno Ohnesorg zeigte, können in solche Fällen auch bei Untersuchungen der Stellungnahmen offizieller Seite Vertuschungsversuche auftreten.



      Natürlich gibt es noch viele andere Beipiele rassistischer Polizeigewalt in Deutschland, wie z.B. den Fall "Derege Wevelsiep" in Frankfurt. Das rechtfertigt nicht jeden Polizisten unter Generalverdacht zu stellen. Aber auch die bekannt gewordenen Fälle rechtsextrem agierender Polizisten geben Anlass zur Besorgnis in Deutschland.

      • @flopserver:

        Bei Georg F. gab es keine Gegenwehr und daher keinen Grund zur Gewalt, bei Aristeides L. gab es einen ganz erheblichen Widerstand gegen die Festnahme (mehrfach) und daher Gründe für den Einsatz von Gewalt.

        Ich habe nie behauptet, dass es bei George F. Gegenwehr gegeben hat. Ich habe ferner nicht behauptet George F. habe unter Drogeneinfluss gestanden (was bei Aristeidis L. der Fall war).

        Von "Derege W." steht nichts im Artikel. Wenn es dort einen Fall der rassistisch begründeten Polizeigewalt gegeben haben sollte, stellt sich die Frage, weshalb die taz diesen Fall nicht an Stelle des Falles Aristeidis L angeführt hat.

      • 8G
        83191 (Profil gelöscht)
        @flopserver:

        "Ach , bei George Floyd gab es auch keine Gegenwehr!"

        Bitte genauer lesen. Im Fall Aristeidis L. gab es im Unterschied zu George F. eindeutig gewaltsame Gegenwehr und einen erheblichen Drogeneinfluss. Bei George Floyd ist nicht davon auszugehen.

      • @flopserver:

        Ich glaube, das haben Sie falsch verstanden. Bei dem Fall in Deutschland gab es scheinbar Gegenwehr und ein Drogenproblem. Nicht bei dem aktuellen. Daher sind die nicht vergleichbar. By the way. Aber auch die Zahlen im Bericht erscheinen auch mir recht konstruiert. In den USA sterben im Schnitt jeden Tag 42 Menschen durch Schusswaffen. Wie viele davon durch die Polizei und wie viele Farbige aufgrund ihrer Hautfarbe geht aus der Statistik nicht hervor. Aber ob es auch ‚nur‘ 269 in 30 Jahren sind halte ich für unwahrscheinlich. Ich sehe auch, dass wir ein wachsendes Problem mit Rechtsaußen haben, das angegangen werden muss, aber doch bitte mit Argumenten, die einer Auseinandersetzung mit dem Thema standhalten.

        • @Jochen Hubertus:

          Wenn seit 1990 269 Menschen durch Polizeischüsse umgekommen, sind das durchschnittlich ca. 9 Menschen in einem Jahr - in den USA waren es im Jahr 2019, also in nur einem Jahr 1.099 getötete Menschen!

  • Ja, dieses wichtige Thema ist viel zu wenig ausgeleuchtet. Rassistische Polizeigewalt in allen Facetten und Abstufungen sind viel zu wenig bekannt. Dabei würde gerade das (vielleicht), die Sensibilität zu erhöhen und die Betroffenen zu schützen. Aber auch nur vielleicht. Krasse Fälle wie Oury Jallouh, die auch von Justiz im Stich gelassen oder gar verdunkelt werden sind dabei nur die Spitze eines größenmäßig unklaren Eisbergs. Die Dunkelziffer an erlebten aber nicht gemeldeten Fällen ist dabei noch wesentlich höher anzusetzen.

  • Die Staatsgewalt ist immer kritisch zu hinterfragen. Dafür stehen schon die Grundrechte des GG, die 1949 als reine Abwehrrechte gestartet sind - was bereits die Wichtigkeit dieser Aufgabe zeigt.

    Ist es auch richtig das Vorgehen "beim Namen zu nennen", als rassistisch?

    Das ist ein dünner Grat. Feindschaften zwischen Bevölkerungsgruppen können so befriedet aber auch schnell angeheizt werden. Wie kann überhaupt Macht ausgeübt werden, in einem Staat, in dem eine Ethnie, Hautfarbe, Sprache, Kultur dominierend ist ... das scheint ein Eiertanz. Können nur Gesellschaften gerecht sein, in denen alle Ethnien, Hautfarben, Sprachen, kulturelle Einstellungen etc. absolut und auf allen Ebenen gleichverteilt sind? Müssen sich daher die meisten heutigen Gesellschaften auflösen?

    Ich denke, wenn man den prinzipiellen rassistischen Charakter dieser Taten anprangert und selber konsequent ist, kommt man schnell auf solche Fragen. Kein einfaches Gelände.

  • "...269 Menschen kamen seit 1990 hierzulande durch Polizeischüsse um.



    Erinnern Sie sich an die letzte Talkshow zum Thema?"

    Das sind für 30 Jahre und im Vergleich zu den USA wahrscheinlich wenig aber trotzdem 269 zuviel.



    Aber man muss die 269 Fälle penibel sezieren. Im Rahmen einer Berichterstattung über Polizeigewalt klingt das gleich so, als ob wir über 269 Falle von polizeilichem Totschlag und Mord reden. Eindeutige Selbstverteidigung muss da abgezogen werden. Dann würde mich interessieren, wie viele "zweifelhafte" Fälle dann noch übrigbleiben

    • @Stefan L.:

      Ja, das interessiert mich auch. Wo ist also die Talkshow?

      • @LennyZ:

        "Wo ist also die Talkshow?"

        Dazu benötigt man keine Talkshow.

  • Wie wahr, leider.

    "Die deutsche Polizei wird von vielen JournalistInnen immer noch als eine neutrale Quelle verstanden [...]"

    Ein Fehler, wie schon der Deutsche Journalisten-Verband feststellen musste [1]. Für die "BILD-Zeitung" reicht es wohl immer noch.

    "Was die USA von Deutschland unterscheidet, ist [...] die vielen Menschen, die gegen rassistische Polizeigewalt auf die Straße gehen"

    Und da, scheint es, haben wir noch eine Menge von den USA zu lernen.

    Danke für den Artikel!

    [1] taz.de/Aufruf-vom-...-Verband/!5606690/

  • Au dne Punkt. Danke.

  • Als Weißer hatte und habe ich nie Probleme mit der deutschen Polizei. Meine Freundin aber: sie kommt aus Eritrea und fürchtet Polizisten und Bundesbahnkontrolleure. Eine Rückerstattung der Bahn bekam sie nur, weil ich intervenierte.

    • @Kappert Joachim:

      Ich habe mal einen Platzverweis bekommen, weil ich einschreiten wollte, als die einzigen drei Schwarzen im Park von der Polizei auf ihre Ausweise und möglichen Asylstatus und korrekten Aufenthaltsort überprüft wurden und ich dann meinte, dass sie mich dann genauso auf meinen Ausweis und meinen Asylstatus überprüfen sollten. Denn meine Verfassung sagt, dass wir hier alle gleich sind. Da ich polizeiliche Arbeit behindern würde, bekam ich einen Platzverweis. Wenn man Racial Profiling nicht dulden will behindert man polizeiliche Arbeit in Deutschland, nur mal so nebenbei..

      • @LennyZ:

        Das würden Sie natürlich anders machen, nicht wahr? Wenn Sie Polizist wären und ihr Vorgesetzter würde zu ihnen sagen: Lennyz, gehen se ma los und machen ein paar Stichprobenkontrollen auf Aufenthaltsgenehmigung, dann würden Sie natürlich nicht die drei Schwarzen in Park kontrollieren, sondern die drei weißen Omas mit Rollator.....

      • @LennyZ:

        "Platzverweis" ist auch ein wichtiges Stichwort. Es ist /das/ Zauberwort für nehezu jede Art von Polizeiwillkür.



        Bei Ihnen, ganz offensichtlich, um unerwünschte Zeugen vom Tatort zu entfernen. Ich habe vergleichbare Situationen auch mehr als ein Dutzend Mal erlebt. Es gibt leider auch nur sehr geringe Chancen, juristisch gegen diese Willkür vorzuggehen.