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Radikalisierung durch GazaDer globalisierte Hass

Nicholas Potter
Kommentar von Nicholas Potter

In Boulder, Colorado, griff ein Mann eine Demo für die Freilassung der israelischen Geiseln an. Es ist die Konsequenz einer gewaltvollen Rhetorik.

Trauer im Boulder Jewish Community Center nach dem Anschlag, 2. Juni 2025 Foto: Chet Strange/getty images

D en Anschlag soll der Täter ein Jahr lang geplant haben: Am 1. Juni warf Mohamed Sabry Soliman Molotowcocktails auf Demonstrierende in Boulder, Colorado. Medienberichten zufolge setzte der Mann, ursprünglich aus Ägypten, auch einen Flammenwerfer ein. Dabei soll er „Free Palestine“ geschrien haben. Laut FBI sagte er, er wolle „alle zionistischen Menschen töten“.

Die Menschen, die Soliman angriff, hatten sich versammelt, um die Freilassung der israelischen Geiseln in Gaza zu fordern, die die islamistische Terror­organisation Hamas am 7. Oktober verschleppte und seit mehr als 600 Tagen gefangen hält, foltert, verhungern lässt und sexuell missbraucht. Getroffen hat seine Gewalt friedliche Personen, deren Protestform nichts anderes war als ein Solidaritätsspaziergang, ein „Lauf für ihr Leben“, wie sie es in Bezug auf die Entführten nannten. Der Attentäter verletzte zwölf Menschen, acht von ihnen mussten im Krankenhaus wegen Verbrennungen behandelt werden. Eines der Opfer war eine 88-jährige Holocaustüberlebende.

Der Anschlag in Boulder ist der jüngste in einer erschreckenden Chronik des internationalen Terrors seit dem 7. Oktober 2023, der Tag, an dem die Hamas und weitere palästinensische Terrororganisationen Israel überfielen. Der darauffolgende Krieg in Gaza, der den Küstenstreifen in Trümmern hinterlassen und Zehntausende Menschenleben gekostet hat, emotionalisiert – zu Recht. Er radikalisiert auch.

Zehn Tage vor dem Anschlag in Boulder ermordete Elias Rodriguez zwei Mit­ar­bei­te­r*in­nen der israelischen Botschaft in Washington, D.C., als sie eine Veranstaltung des American Jewish Committee im Jüdischen Museum verließen: Yaron Lischinsky und Sarah Milgrim. Die beiden waren ein Paar, Lischinsky hatte einen Verlobungsring gekauft und wollte eine Woche später in Jerusalem einen Heiratsantrag stellen. Die Veranstaltung, die sie besuchten, hatte zum Ziel, Brücken in Nahost zu bauen. Rodriguez schoss die beiden in den Rücken. Als sie zu Boden fielen, schoss der Täter weiter, auch als Milgrim versuchte, verletzt wegzukriechen. Rodriguez betrat dann das Jüdische Museum. Er konnte keine weiteren Menschen ermorden, weil die Polizei ihn kurze Zeit danach festnahm. Dabei rief auch er: „Free, free Palestine!“

„Exterminate Zionists!“

Einen Beitrag auf der Social-Media-Plattform X titelte Rodriguez „Eskalation für Gaza, bringt den Krieg nach Hause“. Darin rechtfertigte er „bewaffnete Aktionen“. Der Täter war bis 2017 für eine kurze Zeit in der Party for Socialism and Liberation, die sich prompt vom Anschlag distanzierte. So weit entfernt sind die Morde von ihrer Ideologie allerdings nicht. Auf einem Aufkleber der Partei, der 2023 im Internet kursierte, steht: „Exterminate Zionists!“ – Zionisten ausrotten.

Es gibt bereits Kampagnen von linken und propalästinensischen Gruppen, den Washington-Attentäter Rodriguez freizulassen. Die Morde bezeichnen sie als „legitimen Akt des Widerstands“. Ein amerikanischer Tiktoker mit mehr als drei Millionen Followern ruft in einem Video zur Unterstützung von Rodriguez auf und bezeichnet ihn als „Widerstandskämpfer“. In der unmittelbaren Nähe der Berliner Humboldt-Universität tauchten Plakate auf, mit roten Dreiecken – das Symbol, mit dem die Hamas Ziele markiert –, einem Foto von Yaron Lischinsky und die Worte: „Make Zionists Afraid“.

Die Anschläge in Boulder und Washington sind nur zwei prominente Beispiele, die für ein großes Medienecho sorgten. Viele Vorfälle bekommen kaum Aufmerksamkeit. Häufig trifft diese Gewalt israelische Institutionen im Ausland: In Mexiko-Stadt und Bukarest warfen Täter Molotowcocktails vor den dortigen Botschaften. In München eröffnete ein Mann das Feuer auf das Generalkonsulat. In Kopenhagen explodierten Granaten vor der Botschaft. In Belgrad griff ein Mann die Botschaft mit einer Armbrust an. Und in Stockholm versuchten zwei Teenager, mutmaßlich im Auftrag Irans, die Botschaft mit Schusswaffen zu attackieren.

Die Gewalt trifft auch jüdische Einrichtungen weltweit: Die ADL, eine amerikanische NGO, die Antisemitismus bekämpft, verzeichnet dort 2.000 Vorfälle an Institutionen wie Synagogen seit dem 7. Oktober, mehr als die Hälfte davon Bombendrohungen. In Brooklyn plante ein Mann eine Massenschießerei in einem jüdischen Zentrum. In Pennsylvania setzte ein Mann das Haus des jüdischen Gouverneurs Josh Shapiro in Flammen. In Berlin warfen zwei vermummte Männer Molotowcocktails auf die Synagoge in der Brunnenstraße. Und in Rouen zündete ein Mann eine Synagoge an.

Von Brooklyn bis Berlin

Terroristische Anschläge wie diese sind die Konsequenz einer gewaltvollen Rhetorik, der in den sozialen Medien und auf der Straße kaum widersprochen wird, geschweige denn, dass sie verurteilt würde. Eine Rhetorik, die dazu aufruft, Feinde zu eliminieren und den jüdischen Staat Israel auszulöschen. Von Brooklyn bis Berlin skandieren Aktivist*innen, sie wollen „die Intifada globalisieren“. In Boulder und Washington sieht man das Ergebnis.

Nun sind alle gefragt, die Folgen dieser Radikalisierung einzudämmen: Politik, Justiz, Zivilgesellschaft. Aber vor allem die Palästina-Bewegung selbst, die den Resonanzraum geschaffen hat, in dem Menschen zu Gewalt animiert werden und Täter zur Tat schreiten. Denn selbst nach Ende des Gaza-Kriegs, das nicht schnell genug kommen kann, werden Fragmente dieser autoritären Ideologie zurückbleiben. Ist das das, wofür ihr steht? Und wenn nicht: Was werdet ihr dagegen tun?

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Nicholas Potter
Redakteur
Nicholas Potter ist Redakteur bei taz zwei (Gesellschaft/Medien). 2024 war er Fellow des Internationalen Journalistenprogramms bei der Jerusalem Post. Im selben Jahr wurde er für den Theodor-Wolff-Preis nominiert. Seine Texte sind auch im Guardian, Tagesspiegel, der Jüdischen Allgemeinen und der Haaretz erschienen. Er ist Mitherausgeber des Buches "Judenhass Underground" (2023).
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82 Kommentare

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  • "Der darauffolgende Krieg in Gaza, der den Küstenstreifen in Trümmern hinterlassen und Zehntausende Menschenleben gekostet hat, emotionalisiert – zu Recht. Er radikalisiert auch."

    Herr Potter, wollen Sie damit sagen, dass der israelbezogene Antisemitismus auch eine direkte Folge der Tötungen von zehntausenden Zivilisten (und vieles mehr) durch die israelischen Streitkräfte ist? Geben Sie der in Teilen rechtsextremen nationalistischen israelischen Regierung eine Mitschuld?

    Das hätte dann besser heraus gearbeitet werden müssen m ihrem Beitrag

    • @Rudolf Fissner:

      Natürlich ist das so. Das ist ja auch explizit das Ergebnis des RIAS Berichts, wonach - ungeachtet aller Kritik statistische Brüche, an der Erfassungsmethodik und der verwendeten IHRA-Antisemitismusdefinition - gerade Fälle israelbezogenen Antisemitismus in 2024 nochmal stark angezogen haben.

  • "Der Anschlag in Boulder ist der jüngste in einer erschreckenden Chronik des internationalen Terrors seit dem 7. Oktober 2023"



    Internationalen Terrors?



    Das ist widerlich geschönt 🤮



    Ja derlei Anschläge treten weltweit auf, sie sind aber nicht gegen 'die Welt' gerichtet, was 'international' wäre, sondern es sind ganz klar Anschläge auf eine exakt eingrenzbare Gruppe, nämlich Juden und ihre Unterstützer.



    Das ist nicht international, das ist antisemitisch, antizionistisch - und in vielen, nicht allen, Fällen auch pro islamistisch.

    • @Farang:

      Aber hat Israel duch sein Verhalten nicht auch wesentlich zu dem Hass beigetragen?

      • @Peter Teubner:

        Haben Akteure wie ISIS, Hamas, der Iran usw. nicht auch wesentlich zum Hass auf Muslime beigetragen? Man muss das also schon verstehen, wenn Menschen undifferenziert antimuslimisch rassistisch sind. Oder gilt hier ein anderer Maßstab?

    • @Farang:

      International heißt hier, dass er weltweit stattfindet.

    • @Farang:

      Sie sagen es doch selbst: Der Terror tritt weltweit auf, das ist genau das, was internationalen Terror ausmacht, und nicht, dass er "gegen die Welt" gerichtet wäre - welcher Terror wäre das nominell schon (und welcher faktisch nicht)? Dass die Wortwahl "internationaler antisemitischer Terror" statt, etwas beliebig, " internationaler Terror" angebrachter wäre - o.k. Aber der Zusatz "seit dem 7. Oktober 2023" macht eigentlich klar, worum es geht.

  • Punktgenauer Treffer, Herr Potter.

    Das was dort passiert und der aufschäumende internationale Antisemitismus sind das exakte Resultat dessen was am 07. Oktober 2023 mit dem Massaker auf dem Nova-Friedensfestival durch die Hamas, eine der Söldnertruppen Irans, geplant und initiiert wurde.

    Und nein, es wird nach dem Ende des Gaza-Krieges nicht aufhören. Der Antisemitismus ist nach 1945 wieder erwacht, er wird weiter geschürt werden, "wieder und wieder" und überall.

    • @shantivanille:

      Ich hätte mehr Sympatien für Israel, wenn sie die Siedlungspolitik im Westjordanland bekämpfen würden, und sich im Gaza den international anerkannten Standards gemäss verhalten würden.

    • @shantivanille:

      Sie sprechen von Antisemitismus? Nein, es ist die Menschlichkeit, die erwacht ist und der Kampf gegen das zionistische Regime Israels. Was müssen die Palästinenser seit 1948 ertragen? Warum lässt Netanjahu keine unabhängige Untersuchung zu? Dieser Beitrag bestätigt nur das Narrativ der israelischen Regierung. Wer sich wirklich mit der Geschichte befasst, stellt fest, dass Israel seinen größten Teil zur Entwicklung zur Entwicklung beiträgt. Sie Missachten jegliches Völkerrecht und begehen Kriegsverbrechen seit 1948. Wenn es nur um die Geiseln geht, Frage ich Sie "Warum sollen 22 neue Siedlungen auf palästinensischem Boden errichtet werden". Es geht einfach nur um Vertreibung und dem Plan eines Groß Israels. Nun, da alles der Öffentlichkeit zur Verfügung steht, hinterfragen die Menschen endlich. Ich verurteile jegliche Gewalt auf beiden Seiten, genauso wie die Anschläge. Sie können gerne meine Seite besuchen und sich all die Berichte und Videos "Nichtdeutscher Medien" anschauen, die das Grauen in Gaza zeigen.

      • @Nicole Kamrowski:

        Der eine spricht vom „Vernichtungskrieg gegen Israel“, die andere vom „Kampf gegen das zionistische Regime“.



        Ich denke, bei aller Emotionalisierung angesichts der Bilder und Nachrichten aus Gaza sollten wir uns hüten, die Verantwortung für den Konflikt ausschließlich auf eine Seite zu schieben - der Hinweis geht auch an Mitforisten wie @shantivanille und @BrendanB.



        Juden wie Palästinenser sind hier Opfer und Täter zugleich. Darin liegt das ganze Drama.



        Und, ach ja, die deutsche Mitverantwortung nicht zu vergessen, Stichwort: Waffenexporte.

      • @Nicole Kamrowski:

        "Sie können gerne meine Seite besuchen ..."

        Ich finde Ihre Seite mit googeln nicht, mache vermutlich etwas falsch. Dürfen Sie hier Ihre Seite veröffentlichen?

      • @Nicole Kamrowski:

        Und ich frage Sie: Rechtfertigen die Fehler und Untaten der israelischen Politik den Überfall vom 7. Oktober auf friedlich feiernde junge Menschen, die Folterungen, die Geiselnahmen, das Schleifen von Leichen durch Gaza?

        Und ganz nebenbei: Nach 1948 gab es nicht nur Flucht und Vertreibung von Palästinensern. Die arabischen Nachbarn Israels haben ihre jüdischen Bürger vertrieben, einfach nur, weil sie Juden sind.

        Die Nachbarstaaten Israels hätten die Palästinenser in ihre Gesellschaften integrieren können. Aber sie als Kanonenfutter zu mißbrauchen, um das "zionistische Gebilde" zu zerstören, war ihnen lieber.

        Der von der israelischen Armee getöte Hamas-Führer wurde in israelischen Krankenhäusern behandelt. Wie er sich dafür "bedankt" hat, ist bekannt.

        Daß nach Jahrzehnten des Terrors die Zahl der Israelis wächst, die an ein friedliches Zusammenleben mit ihren arabischen Nachbarn nicht mehr glauben, und daher "reinen Tisch" machen wollen, mag kurzsichtig sein, ist aber nachvollziehbar.

        • @ PeWi:

          Die Israelis haben noch nie an ein friedliches Zusammenleben mit ihren arabischen Nachbarn geglaubt. Sowenig, wie die Siedler in Nordamerika an ein friedliches Zusammenleben mit den Indigenen glaubten. Wie auch, wenn man denen ihr Land wegnimmt?

    • @shantivanille:

      Wer die Hamas als "eine der Söldnertruppen Irans" bezeichnet, outet sich als unwissend. Israel hat zur Gründung der Hamas mehr beigetragen als der Iran.

      Der Muslimbruder Scheich Ahmad Yassin, das spätere geistige Oberhaupt der Hamas und einer ihrer Mitbegründer, durfte ab1968, mit dem Einverständnis der israelischen Militärbesatzung, den Islam der Muslimbruderschaft in Gaza verbreiten und muslimische Organisationen für Wohlfahrt, Medizin, Bildung und Sport gründen. Das war zu einer Zeit als der Iran noch auf der Seite Israels stand.

      • @ecox lucius:

        ""Wer die Hamas als "eine der Söldnertruppen Irans" bezeichnet, outet sich.......""



        ===



        Als Yasin 1987 mit 6 Muslimbrüdern die „Islamische Widerstandsbewegung“ (Hamas) gründete , um den Aufstand in Gaza zu verschärfen und um der FATAH (PLO) den Rang abzulaufen war das Söldnerverhältnis der Muslimbrüder zum Iran ab 1980 ff. bereits passiert.

        Ab 1983 baute auch Yasin mit Hilfe von jordanischen Muslimbrüdern bewaffnete Kampfgruppen wie die Palästinensischen Heiligen Krieger auf. Dabei verübten die Islamisten bereits Gewalt an politischen Gegnern bis hin zum Mord.

        Yasin wurde auch von den Israelis erwischt weil gestohlene Waffen in Yasins Haus gefunden wurden - aber er wurde durch einen Gefangenenaustausch bald wieder freigelassen.

        Das Yasin 1987 mit Zustimmung Israels die Hamas als ""Hilfsorganisation"" in Gaza überhaupt gründen durfte und der Mörder Yasin vorher aus der Haft überhaupt ausgetauscht wurde sind Indizien die belegen, das Israel



        anscheinend nicht ahnte was sich an islamistischen Gruppen mit Unterstützung des Iran in Gaza zusammen braute:

        Alle islamistischen Gruppen in Gaza inklusive der Iran haben und hatten ein gemeinsames Ziel: Die Vernichtung Israels.

    • @shantivanille:

      Mit anderen Worten: an dem Antisemitismus sind nur die Palästinenser schuld!? Nein, das sind sie nicht. Nicht alle, doch die extremen Israelis (ganz bewusst sage ich nicht "Juden") befeueren leider genau diesen Antisemitismus mit ihren Kriegsverbrechen, der Ignoranz des Völkerrechts, des Menschenrechts, der Gleichgültigkeit gegenüber der Kritik daran. Sehr viele Menschen in aller Welt unterscheiden nicht zwischen Israelis und Juden, es wird pauschaliert gegen Juden gehetzt und angegriffen. Die meist völlig unbeteiligten Betroffenen baden aus, was die Hardliner in Israel verbocken. Das befördert den Antisemitismus in ungeheurem Maße!

      • @Perkele:

        Nein, sicher sind da nicht nur die Palästinenser schuld. Die sehe ich als Opfer implementierten und nicht reflektierten Antisemitismus.

        Antisemitismus war und ist unglaublich beliebt als Projektionsfläche dafür was die Menschen bei sich selber nicht sehen wollen. Das war schon vor 1800 Jahren im Westen und vor 1300 Jahren in den muslimischen Ländern so.

        Was gibt es denn da so im Angebot? Sascha Lobo hat das im SPIEGEL mal aufgezählt:

        "nazistischer Antisemitismus,



        islamistischer Antisemitismus,



        rechter Antisemitismus,



        linker Antisemitismus,



        christlicher Antisemitismus,



        muslimischer Antisemitismus,



        völkischer Antisemitismus,



        postkolonialer Antisemitismus,



        bürgerlicher Antisemitismus,



        woker Antisemitismus,



        verschwörungstheoretischer Antisemitismus, vulgärantikapitalistischer Antisemitismus, pseudoantirassistischer Antisemitismus,



        intellektueller Antisemitismus,



        akzeptierender Antisemitismus, Selbstentlastungsantisemitismus



        und neben vielen weiteren als derzeit größte Strömung: israelbezogener Antisemitismus. Oft angereichert mit einem neuen, altbekannten Vernichtungsantisemitismus."

        "Gäbe es die Juden nicht, die Antisemiten würden sie erfinden." Sartre.

        • @shantivanille:

          Lobos Aufzählung ist nun nicht sonderlich analytisch, sondern oberflächlich und polemisch (er erklärt die Begriffe nicht einmal) … sie leistet keinen, aber auch wirklich keinen brauchbaren (sozial)wissenschaftlichen Beitrag zur Erforschung des Phänomens Antisemitismus (und wie man ihm beikommt).



          Auf diese Weise könnten Sie wirklich jeden als antisemitisch markieren, der z.B, Netanyahus Politik auch nur ansatzweise kritisiert … denn Netanyahu IST nun mal jüdisch.



          Aber um Aufklärung geht’s Ihnen in der Sache vermutlich auch nicht, oder?

      • @Perkele:

        "Die meist völlig unbeteiligten Betroffenen baden aus, was die Hardliner in Israel verbocken."

        Ja, das schreiben Sie mal den Hamas Hardlinern ins Stammbuch. Jeder Tote in Gaza geht auf das Konto der Hamas und was sie in Israel verbockt hat.

    • @shantivanille:

      Danke. Es ist eigentlich komplett absurd, dass unvorstellbare Gräuel wie das Massaker in Israel im Oktober 23 in der Folge zum Erstarken von Antisemitismus und Zelebrieren der Opferrolle der Palästinenser geführt haben. Ob die Reaktion der israelischen Regierung in Art und Umfang geeignet, übertrieben, notwendig oder anders sinnvoll möglich gewesen wäre, kann und muss man diskutieren, und ggf Kritik üben. Wegen solcher Kritik allerdings (mutmaßlich) jüdische Menschen und Institutionen in aller Welt anzugreifen und das dann als Selbstverteidigung, legitimen Widerstand und was weiß ich im Interesse der Palästinenser zu bezeichnen, ist mal sowas von verquer. So macht man sich um Büttel von iranfinanzierten Hamas-Terroristen, aber sicherlich nicht zum gerechten Widerstandskämpfer für unterdrückte entrechtete Menschen. Darin sind Menschen leider nur zu gut, schlimme Dinge tun und sie sich so schön zu reden, dass sie der Überzeugung sind etwas Gerechtes und Gutes zu tun...

  • "Denn selbst nach Ende des Gaza-Kriegs, das nicht schnell genug kommen kann, werden Fragmente dieser autoritären Ideologie zurückbleiben."

    Diese autoritäre Ideologie ist ursächlich für den Gazakrieg, war und ist es doch erklärtes Ziel Israel zu vernichten.

    • @BrendanB:

      ich wage – mit hinweis auf die von prominenten mitgliedern der israelischen regierung ausgegebenen kriegsziele – die behauptung, dass Sie es sich mit dieser einschätzung zu einfach machen. dieser krieg hat sich in den vergangenen gut anderthalb jahren verändert...

      • @Pflasterstrand:

        "... dieser krieg hat sich in den vergangenen gut anderthalb jahren verändert..."

        Dass sich die Kriegsziele verändert haben, verstehe ich zugegebenermaßen. Mir persönlich wurde auch relativ schnell klar, dass jüdische/israelische Menschen nirgendwo auf dieser Welt, nicht einmal in Deutschland!, dauerhaft in Sicherheit und ohne Verfolgung leben können. Eine erschreckende Erkenntnis, die auf Seiten der israelischen Regierung wohl auch Veränderungen mit sich brachte. Aus meiner Sicht tragen dafür teilweise u.a. die israelkritischen und pro-palästinensischen Regierungen (außer Deutschland und USA anscheinend fast alle) und Menschen die Verantwortung, die sich nach dem 07.10.23 direkt oder indirekt für die Gaza-Hamas-Iran-Huthi-u.a.-Kriegspartei entschieden. Ich denke, die israelische Regierung müsste nicht so deutlich reagieren, wenn sie davon ausgehen könnte, dass jüdische/israelische Menschen überall auf der Welt sicher leben und ebenso geschützt werden würden, wie die anderen BürgerInnen der diversen Staaten.

  • Dieser Artikel greift in zweierlei Hinsicht zu kurz.



    Erstens konstruiert er ein homogenes Bild der Palästina-Solidaritätsbewegung und impliziert, sie müsse für jede radikalisierte Äußerung Verantwortung übernehmen. Doch gerade weil es sich um eine vielfältige, dezentrale Bewegung handelt – von NGOs über migrantische Gruppen bis zu radikaleren Akteuren – kann sie keine vollständige Kontrolle über alle Positionen ausüben. Diese Erwartung verkennt die Struktur sozialer Bewegungen und führt zu pauschaler Schuldzuweisung.

    Zweitens ignoriert der Text, dass die Gewalt, die wir derzeit erleben, nicht nur auf „aufgeheizte Rhetorik“ zurückgeht, sondern vor allem eine Reaktion auf die brutale Realität der letzten Jahre ist: systematische Vertreibung, Massenbombardements, die Aushungerung der Bevölkerung in Gaza und die gezielte Tötung zehntausender Zivilisten. Repression erzeugt Radikalisierung – das zeigen auch die Entstehungskontexte von Al-Qaida und IS. Netanjahu instrumentalisiert diese Dynamik gezielt: Gewalt provozieren, um sie als Vorwand für permanente Kriegsführung zu nutzen.

    • @FEB:

      Ihre Worte zeigen genau, worum es geht. Vordergründig elaboriert ausgedrückt, sind sie doch nur die x-te Wiederholung der immer gleichen "Argumente"... "Die Juden sind selbst schuld, sie haben die Gewalt doch geschürt, die sie nun beklagen, wir säen zwar Hass, aber das ist ja legitimer Protest und wenn dann jemand Extremes diesen Hass in Gewalt umsetzt, ja das ist nicht unter unserer Kontrolle und wer konnte das denn ahnen". Wie diese Partei des Attentäters, "Exterminate Zionists" verlautbaren lassen ("exterminate" ist ein Begriff, den man eher aus der Schädlingsbekämpfung kennt), aber sich dann natürlich äußerst glaubhaft vom Attentäter distanzieren. Das sind Brandstifter, die dann so tun als hätten sie mit dem entstandenen Feuer nichts zu tun, und dazu zähle ich auch Äußerungen wie die Ihre hier. Ihre einseitige Sichtweise und emotionalisierende Stimmungsmache pro Palästinenser lässt ihre Haltung als nicht im Mindesten differenziert erkennbar werden, fehlt nur noch dass Sie sich über die Geiseln und deren Leid lustig machen.

    • @FEB:

      Vor Jahren wurde der AfD in Zusammenhang mit rechten Gewalttaten vorgeworfen, sie sei " geistiger Brandstifter".

      Mit fällt wenig ein, warum der Vorwurf hier nicht grundsätzlich auch passen sollte.

      (Außer dass ich diesen Begriff per se für zu stark vereinfachend halte.)

      Es wird gar nicht anders gehen, als dass diese verschiedenen Akteure sich finden, um sich gegen solche Taten auszusprechen.

      Die Verantwortung kann außer der Zivilgesellschaft kein anderer tragen. Es ist ja keiner da.

      (Schuldzuweisungen interessieren mich nicht.)

      Ist Ihnen bewusst, dass Sie bei Punkt zwei die Verantwortung für Morde beispielsweise in Colorado der israelischen Regierung zuschieben?

      Wechseln Sie bitte einfach kurz die Protagonisten in Ihrer Argumentation.

      Würden Sie auch argumentieren, dass der Hass auf Muslime bei manchen Menschen in Deutschland und Attacken auf Flüchtlingsheime hier dem Islamischen Staat zuschieben lässt?

      Natürlich haben Sie recht, dass die Taten in diesem Kontext begangen worden sind.

      Weil Menschen sich angesichts grausamer Bilder empören.

      So sind Menschen.

      Für derartige Taten muss aber zuvor von der Zivilgesellschaft ein Raum zur Legitimierung geschaffen werden.

      • @rero:

        Ich habe nie gesagt, dass Israel bzw. Juden alleine dafür verantworlich sind. Ich habe bei Punkt 2 gesagt "nicht nur". Lesen sie meinen Kommentar nochmal.

    • @FEB:

      Also fassen wir zusammen: Juden und Jüdinnen sind im Kern mal wieder selbst Schuld an ihrer Verfolgung. Soweit korrekt?



      Und zu ihrem ersten Teil: Auch die israelische Gesellschaft ist kein Monolith und die jüdische Diaspora erst recht nicht. Wie wäre es das gleiche Maß an Differenzierung auch hier einzufordern? Innerhalb der propalästinensischen Diskursräume? Sehe ich aktuelle nicht und wenn man sich so manche Kommentare auf Social Media anschaut und was da an Zustimmung kommt, ohne jeden Widerspruch wird mir schlecht und kann nur hoffen, dass es nicht bald noch schlimmer wird.

      • @Maxime Musterfrau:

        Selbstverständlich sind nicht alle Juden und Jüdinnen für den Genozid zuständig. Wir sehen ja wie z.B. Standing Together dagegen demonstriert.

        • @FEB:

          Soso, also doch nicht alle. Aber die die nicht dagegen demonstrieren dann doch. Nennt man das dann Kollektivschuld, oder welchen elaborierten Fachbegriff haben Sie für uns?

        • @FEB:

          Jaja, „den guten Juden“ zufällig diejenigen, die die passende Meinung haben nehmen wir natürlich aus. In der pro-palästinensischen Szene werden ja orthodoxe antizionistische Juden deswegen auch gern als die „wahren Juden“, die das „wirkliche Judentum“ repräsentieren verkauft. So kann man auch easy behaupten, dass Antisemitismus ja nunmal gar keine Rolle spielt. Die Leute die man kritisiert sind ja nur zufällig alles Juden. Und wenn gefragt wird, warum man aus der auch so universalistischen Szene z.B. keine Kritik an Erdogans Vorgehen gegen die Kurden hört, dann ist das Whataboutism. Wie sich alles fügt nicht wahr?

      • @Maxime Musterfrau:

        Sie fassen nicht zusammen, sie (und wesentlich dreister Tesla_42) unterstellen: der Kommentator unterstellt nicht dass 'die Juden und Jüdinnen selbst schuld sind ', sondern dass dass Netanjahu die Dynamik der Gewalt für sich nutzt.

        • @EffeJoSiebenZwo:

          "systematische Vertreibung, Massenbombardements, die Aushungerung der Bevölkerung in Gaza und die gezielte Tötung zehntausender Zivilisten. "

          Allein das Wording ist schon grenzwertig.

          • @BrendanB:

            Das Wording entspricht den Tatsachen.

  • Prinzipiell stimmt das, was im Kommentar steht - und doch: wenn man etwas reflektiert, kommt man vielleicht an den Punkt anzuerkennen, dass "gewaltvolle[...] Rhetorik" Ergebnis eines dialogischen Radikalisierungsprozesses ist, an dem auch die Apologet*innen der Netanyahu-Regierung und der Kriegsführung der IDF mitwirken, von den faschistischen Kräften in Israel und ihren unsäglichen menschenverachtenden Äußerungen ganz zu schweigen. Zu behaupten, die beklagte Radikalisierung sei Ergebnis einer Echokammer ist naiv oder eine Schutzbehauptung für die Co-Konflikttreiber*innen auf der anderen Seite der ideologischen Wasserscheide.

    • @My Sharona:

      Sie übersehen etwas ganz Entscheidendes bei dieser schön geschriebenen Nebelkerze

      Die Rethorik aus Israel lässt nicht Palästinenser weltweit um ihr Leben fürchten. Die Rethorik über Israel hingegen, wie mehrfach geschehen, unschuldige Jüdinnen und Juden schon.

      Das sagt sehr viel über die "einzelnen Lager" aus.

      • @Pawelko:

        Schon richtig, aber die Rethorik aus Israel und schlimmer das Handeln, lässt alle Palästinenser in Gaza um ihr Leben fürchten

      • @Pawelko:

        'Die Rethorik aus Israel lässt nicht Palästinenser weltweit um ihr Leben fürchten'

        Aber knapp 2m Palestinener in Gaza, davon der größte Teil NICHT Hamas. Ist das irgendwie besser?

        • @EffeJoSiebenZwo:

          Nein, der von der Hamas begonnene Krieg und die Art wie die Hamas diesen Krieg führt, lässt die Bewohner Gazas um ihr Leben fürchten.

          • @BrendanB:

            Um ihr Leben fürchten mussten die Bewohner Gazas und des Westjordanlands auch schon davor.

      • @Pawelko:

        edition.cnn.com/20...muslim-palestinian

        en.wikipedia.org/w...urlington,_Vermont

        Dies sind nur zwei Fälle von Tötungsversuchen gegen Palästinenser.

        • @Harmo-Nie:

          Studenten trauen sich nicht mehr in die Uni. Sie treffen Vorsichtsmaßnahmen. Sie besuchen keine größeren Veranstaltungen mehr. Sie meiden bestimmte Stadtbezirke in Berlin.

          Ich habe das nicht von Palästinensern gehört. Welche Studentengruppierungen greifen Dozenten an? Es gibt da tatsächlich einen Unterschied. Wer in der goutierten und vor Ort unterstützten Hamas eine Befreiungsorganisation sieht, verkennt ihren Charakter. Überfallen wurden am 7.10. übrigens keine radikalen Siedler, sondern linksgerichtete, propalästinensische Kibbuzzim. Für die Hamas verläuft alles genau Plan.

        • @Harmo-Nie:

          Aus Ihrem Link:

          "A group of Burlington-area rabbis spoke out about the shooting in a joint statement condemning the shooting and hope that the perpetrator was brought to justice, the group had also contacted the Islamic Center of Vermont to offer a message of support."

          Irgendetwas ähnliches von Imanen aus Colorado gehört? Wahrscheinlich noch zu frisch.

          Da wird bestimmt noch an Formulierungen gearbeitet, um Israels Verantwortung am "dialogischen Radikalisierungsprozess" hervorzuheben und dem Leid der Palästinenser Raum zu geben.

      • @Pawelko:

        Israel hat zehntausende palestinensische Kinder getötet. Und gleichzeitig gesagt: Es gibt keine Unschuldigen in Gaza.



        Sagt auch viel über die "einzelnen Lager" aus.

        • @Schleicher:

          Soso, "Israel" sagt das? Wenn Höcke oder Wagenknecht mal wieder irgendeinen Blödsinn von sich geben, sprechen diese dann auch für Sie?

        • @Schleicher:

          "zehntausende palestinensische Kinder"?

          Bei insgesamt rund 50.000 Toten? Dazu kommen noch "Frauen". Dann noch ein paar "Männer" und schon bleibt für Hamaskämpfer kein Platz mehr in Ihrem Narrativ.

          Die Behauptung, Juden seien Kindermörder, ist ein klassisches antisemitisches Narrativ und zählt zu den schlimmsten Formen antijüdischer Hetze. Solche Vorwürfe – etwa, dass Israel gezielt palästinensische Kinder töte – werden seit dem Gaza-Krieg verstärkt verbreitet und knüpfen an bestehende antisemitische Feindbilder an.

          Diese Behauptungen sind Teil einer gezielten Propagandastrategie, die darauf abzielt, Israel und Juden als „absolut Böse“ darzustellen und Emotionen zu schüren. Tatsächlich werden solche Narrative von verschiedenen Akteuren genutzt, um antisemitische Stereotype zu verbreiten und bestehende Vorurteile zu verstärken. Sie sind nicht nur falsch, sondern auch gefährlich, da sie zur Radikalisierung und zu realer Gewalt gegen jüdische Menschen führen können.



          Die Hamas und andere Gruppen setzen gezielt auf emotionalisierende Bilder und Falschinformationen, um Israel zu dämonisieren und die Zustimmung für ihre eigenen Handlungen zu erhöhen.

          Und Sie beteiligen sich daran.

          • @BrendanB:

            taz.de/Widerstand-in-Israel/!6089868/



            Dass in Gaza Zigtausende Kinder getötet wurden ist ein Fakt, dass die IDF in unzähligen Fällen gezielt Zivilisten, inklusive Kindern, angegriffen hat auch. Sie beteiligen sich daran Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu leugnen und zu relativieren, indem Sie den Antisemitismusvorwurf missbrauchen und als Antwort auf simple korrekte Feststellungen erheben.



            Kurzum: "Die Behauptung, Juden seien Kindermörder, ist ein klassisches antisemitisches Narrativ" ist völlig richtig, die Behauptung "die IDF ermordet Tausende Kinder" ist ebenfalls völlig richtig. Wenn Sie diese beiden Fakten nicht nebeneinander verarbeiten können, kann dabei nur eine völlig einseitige Betrachtung herauskommen.

          • @BrendanB:

            Dass die israelische Strafexpedition mittlerweile zehntausende Kinderleben gekostet hat, ist eine bestens dokumentierte Tatsache und weder ein "Narrativ" (auch so ein meist missverstandenes Modewort) noch ein antisemitischen Klischee (die Gleichsetzung von Israel und Juden nehmen hier einzig Sie vor). Dass Sie von palästinensischen Frauen nur in Anführungszeichen sprechen, macht das Ganze nicht besser. Sie leugnen die massenhafte Tötung von Zivilisten, obwohl diese vor laufenden Kameras passiert. Vielleicht wäre es angesichts dieser offenkundigen Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben von Palästinensern (sogar von Kindern) angebracht, den eigenen Rassismus zu hinterfragen, statt andere Floristen so unangemessen zu diffamieren.

            • @O.F.:

              "die israelische Strafexpedition"

              Da lohnt schon das Weiterlesen nicht mehr. Genau diese einseitige Sicht, diese Wortwahl, diese Diffamierung macht Sie in jeglicher Hinsicht unglaubwürdig.

              "Sie leugnen die massenhafte Tötung von Zivilisten"

              Nein, das tue ich nicht. Das ist eine Unterstellung Ihrerseits. Ich bestreite den "Mord an Zehntausenden Kindern".

      • @Pawelko:

        Die Rhetorik aus Israel lässt Palästinenser*innen und Libanes*innen um ihr Leben fürchten. Auf (leider) sehr belastbarer empirischer Grundlage im Übrigen. Auch das sagt viel über die "einzelnen Lager" aus. [Dass das so ist, macht Attacken wie die in Boulder nicht richtig, es sei nochmals gesagt.]

        • @My Sharona:

          Die Libanesen müssen wegen der Hisbollah um ihr Leben fürchten und die Palästinenser in Gaza wegen der Hamas. Nicht wegen einer Rhetorik aus Israel.

          • @BrendanB:

            Das ist eine geradezu absurde Vermehrung der Realität: es ist Israel, das Gaza und Libanon bombardiert, Hunger als Waffe einsetzt und ganz offen eine ethnische Säuberung ankündigt. Davon kann man nicht mit den üblichen "aber Hamas"-Floskeln ablenken.

          • @BrendanB:

            Nicht wegen der Rhetorik, sondern wegen der Taten Israels.

          • @BrendanB:

            Nein, nein, und nochmals nein. Das ist eine bewußt einseitige Darstellung der Dinge, die außer Acht lässt, dass es verschiedene Wege zum kommunizierten Ziel (Sieg über die Hamas) gibt. O-Ton der israelischen Regierung und ihrer dezentralen Verstärker.

            • @EffeJoSiebenZwo:

              Doch, die Hisbollah hat seit dem 7. Oktober Israel nahezu täglich mit Raketen beschossen. 60.000 Israelis mussten evakuiert werden. Und die Hamas hat den Krieg am 7. Oktober begonnen.

              Mich wundert immer wieder die Naivität, mit der angenommen wird, Israel würde sich das gefallen lassen.

              Ohne Raketenbeschuss kein Krieg im Libanon. Ohne Überfall am 7. Oktober kein Krieg in Gaza.

              • @BrendanB:

                Aber dass die Palästinenser sich die Unterdrückung und Vertreibung gefallen lassen würden, ist nicht naiv?

              • @BrendanB:

                Sie finden also die Palästinenser sollten die Landnahme und Vertreibung die im Westjordanland abläuft widerstandslos hinnehmen? Oder dürften sie sich wehren?

                • @Peter Teubner:

                  Was hat die Hamas in Gaza damit zu tun? Israel war raus aus Gaza. Wollen Sie ernsthaft behaupten, das massenhafte Abschlachten, Foltern und Vergewaltigen durch die Hamas geschah aus Sorge um die Palästinenser im WJL?

                  Rape is no resistance.

      • @Pawelko:

        Nun gab es neben staatlicher Repression auch Gewaltakte gegen Aktivisten und sogar gegen Palästinenser, die nicht einmal an Protesten teilgenommen haben (darunter auch einen Mord an einen amerikanisch-palästinensischen Jungen). Vielleicht googeln Sie einmal Betar US... Egal ob in NO oder außerhalb: es greift zu kurz, immer nur die Gewalt und den Extremismus auf einer Seite zu sehen.

        • @O.F.:

          Das ist es auch was mich an der ganzen Diskussion stört, dass es immer nur einseitig statt universell gesehen wird. Das es Radikale Menschen auf beiden gibt deren hasserfüllte Rhetorik auch zu Gewalttaten führt. Und leider muss man sagen, dass die Berichterstattung hier in Deutschland von der einen Seite ausführlich berichtet, was völlig ok ist, aber von der anderen Seite wenig bis gar nicht berichtet. Und die pro- israelische Betar US ist so ein Beispiel... die haben Paiger verteilt in Anlehnung an die Anschläge in Libanon an u.a. Norman Finkelstein, Peter Beinart und Antonio Guterres. en.wikipedia.org/wiki/Betar_US



          Harvard hatte erst kürzlich eine Untersuchung veröffentlich zu antisemitischen Vorfällen aber auch anti-muslimische/ -palästinensischen seit dem 07. Oktober an ihrer Uni. Warum? Weil beides zugenommen hat.



          Und wie sie schon sagen es gab Gewaltakte auch mit palästinensichen Opfer, die ganze Bandbreite von Drohungen, teils sehr schwerer Körperverletzung, versuchtem Mord und Mord. Man wird dieses Problem der hasserfüllten und menschenverachtenden Rhetorik sowie der Gewalt nicht lösen wenn man nur eine Seite sieht. Jedes Opfer ist eins zu viel.

    • @My Sharona:

      Der "dialogische" Radikalissierungsprozess hat lange vor Netanjahu angefangen.

      de.m.wikipedia.org...C3%A4gen_in_Israel

      Oder auch der von Arabern begonnene Krieg 1947, oder der Bürgerkrieg in den 30er Jahren, oder die Befreiung Hebrons von Juden 1929 oder das Pogrom gegen Juden während der Nabi-Musa-Unruhen 1920 in Jerusalem.

      de.m.wikipedia.org.../Nabi-Musa-Unruhen

      de.m.wikipedia.org..._von_Hebron_(1929)

      Zu behaupten, es gäbe keine antisemitische Echokammer und den Juden auch noch selbst die Schuld an ihrer Ermordung zuzuschieben, trägt genau zu solchen Terroranschlägen wie den im Text beschriebenen bei.

      • @BrendanB:

        " Der "dialogische" Radikalissierungsprozess hat lange vor Netanjahu angefangen."



        Zum Beispiel mit der Balfour Declaration, die den arabischen Palästinensern nur bürgerliche, aber keine politischen Rechte zugestand.

      • @BrendanB:

        Es gibt antisemitische Echokammern, doch sie erklären nicht alles. Anderes zu behaupten ist teils selbstdienliche, teils politische Bequemlichkeit und Reflektionsverweigerung. Ihrem Wesen nach im Übrigens ganz ähnlich der Suche nach der krassesten Beleidigung wie Sie sie betreiben. Wenn wir wissen wollen, woher Terror kommt und wie wir ihn verhindern, müssen wir Radikalisierungsprozesse verstehen.

        • @My Sharona:

          danke für die kluge und sachliche erwiderung auf den kommentar von BrendanB.

        • @My Sharona:

          Ja, und das verwenden antisemitischer Klischees ist seit Jahrhunderten ein probates Mittel zur Radikalisierung und nicht zuletzt Selbstzweck. Die Entstehung des palästinensischen Terrors auf Netanjahu zurückzuführen ist bestenfalls naiv und schlimmstenfalls Ausdruck besagter antisemitischer Echokammer.

          • @BrendanB:

            "Die Entstehung des palästinensischen Terrors auf Netanjahu zurückzuführen ist bestenfalls naiv und schlimmstenfalls Ausdruck besagter antisemitischer Echokammer."

            Mich verwundert es auch immer wieder, dass Herr Netanjahu "schuld" sein soll, obwohl jüdische(/israelische) Menschen seit über 2.000 Jahren verfolgt und ermordet werden, einfach nur weil sie jüdisch sind.

          • @BrendanB:

            vielleicht bremsen Sie sich mal ein bisschen ein, bevor Sie @My Sharona immer weiter singe in den sund legen, die Sie nicht gesagt und auch nicht nahegelegt hat. setzen Sie sich doch erst mal mit ihrer argumentation auseinander, üben Sie dann gegebenenfalls an dieser argumentation kritik und nicht an den von Ihnen selbst vorgenommenen unterstellungen und vor allem: packen sie mal die keule weg. das ist ja nicht auszuhalten.

            • @Pflasterstrand:

              In wohlgesetzten Worten Juden die Schuld geben und das erst als "dialogischen Radikalisierungsprozess" verbrämen und dann den Hinweis auf die jahrzehntelang antisemitische Indoktrinierung zu leugnen und als naiv bezeichnen.

              Das ist eine Keule.

              • @BrendanB:

                Pauschal von "Juden" sprechen hier eigentlich nur Sie. Und wenn Sie sich mit der Geschichte des NO-Konflikts befasst hätten, dann wüssten Sie auch, dass der Hass auf palästinensischer Seite eben nicht nur das Resultat von Indoktrination, sondern auch von Jahrzehnte länger Entrechtung. Man kann nicht über den NO-Konflikt sprechen, ohne auch den israelischen Umgang mit den Palästinensern zu thematisieren - der wirklich gut genug dokumentiert ist.

    • @My Sharona:

      Zustimmung. Kein Übergriff und kein Hass gegen kann in irgendeiner Weise gerechtfertigt werden.



      Die Konsequenz allerdings, speißt sich aus einem komplett polarisierten, vernagelten und in jeder Weise unverzeihlichen Diskurs, der von den extremistischen Kräften auf beiden Seiten initiert und von ideologischen Scheuklappenträgern weltweit betoniert wird. Die Echokammern gibts auf beiden Seiten dieser Mauer, die auch weit weg von Nahost und persönlicher Betroffenheit wie eine Ersatzreligion gepflegt wird.

      • @Deep South:

        Stimmt!



        Die Polarisierung ist nicht vom Himmel gefallen, sondern bleibt nur als soziologischer, historischer und psychologischer Prozess erklärbar.

        • @My Sharona:

          Trotzdem bleibt die berechtigte Frage des Autors nach der notwendigen Differenzierung im linken deutschen Lager.

          • @vieldenker:

            Ja, Differenzierungen sind notwendig, auch (aber eben nicht nur) da.

          • @vieldenker:

            Ich mach mal ne provokante These auf. Das hat ganz viel mit der den Linken inhärenten Profilierungs- und Spaltungssucht tun. Es wird prinzipiell nach starren Schablonen gedacht. Und wenn sich eine Gegenbewegung zu den Antiimperialisten mit ihrer blind antiwestlichen Fixiertheit, ihrer pauschalen Kapitalismuskritik und ihren antisemitischen Tendenzen bildet, dann muss es eben das radikale Spiegelbild sein. Dann muss man sich natürlich uneingeschränkt auf die Seite von westlichen Nationalsstaaten stellen und deren Flaggen schwenken. Dann gibts auf einmal Antikolonialisten, die "DEN globalen Süden" erfinden und aufgrund dieser wiederum beschränkten Perspektive den Staat Israel als westliche, jüdische Kolonie definieren.



            Am Ende ist das Selbstbild und die zwanghafte Neigung zu radikaler Konsequenz immer wichtiger, als differenzierte Betrachtung. Universelle Werte werden und die Unumstößlichkeit der Menschenrechte immer nur dann hochgehalten, wenns nicht um den eigenen Fetisch geht. Und so werden aus Terroristen Freiheitskämpfer und aus rechtsnationelen, ultrareligiösen Regierungen die Verteidiger der Demokratie in Nahost.

  • Ein guter Kommentar.



    Mord kann nie und nimmer "ein Akt des legitimen Widerstandes sein" --- nicht auf palästinensischer Seite, nicht auf israelischer Seite --- NIRGENDWO.

    • @Perkele:

      Der zweite Teil ihres Beitrags fehlt aber nun mal in vielen Artikeln zum Thema. Auch hier in diesem Artikel.

      • @Rudolf Fissner:

        Und in vielen fehlt der erste Teil.



        Ich denke, wer regelmässig die taz liest, erhält einen relativ ausgewogenen Blick auf die verschiedenen Sichtweisen zu diesem traurigen Thema.



        Von daher geht ihre Kritik hier imho ins Leere.

  • Diese Gewalt ist eine logische Folge der Rhetorik der letzten Monate und Jahre. Insbesondere die ganzen Boykott-Aufrufe stoßen mir dabei übel auf: Nicht allein Unternehmen und Institutionen, die direkt am Krieg beteiligt sind, sollen boykottiert werden, sondern auch israelische Künstler, Wissenschaftler usw. Ganz normale israelische Bürger müssen mit Hass und Ausgrenzung klarkommen. Und dazu kommt dann noch wie üblich eine große Prise Antisemitismus, sodass auch jüdische Bürger angegriffen werden.

    Bei aller legitimen Kritik an Israel muss da rhetorisch unbedingt ein paar Gänge zurückgeschaltet werden.

    Und es ist auffällig, dass es keine vergleichbaren Anschläge und Angriffe auf russische Menschen gibt. Millionen Russen und russischstämmige Personen können friedlich in Europa leben.

    • @gyakusou:

      "Nicht allein Unternehmen und Institutionen, die direkt am Krieg beteiligt sind, sollen boykottiert werden, sondern auch israelische Künstler, Wissenschaftler usw."



      War das beim Boycott gegen Südafrika anders?



      Tatsächlich trägt in D vor allem die Ant-BDS-Bewegung zum Boycott jüdischer Künstler und Wissenschaftler bei.

    • @gyakusou:

      . Und es ist auffällig, dass es keine vergleichbaren Anschläge und Angriffe auf russische Menschen gibt. Millionen Russen und russischstämmige Personen können friedlich in Europa leben'

      Ich hoffe, das ist jetzt nicht wirklich als Aufruf zu verstehen?

  • Wäre zu wünschen, dass dieser Artikel wirklich zum Nachdenken in einer sich immer mehr radikalisierenden Hassblase führt.