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Protestforscher über Letzte Generation„Ein nachvollziehbarer Plan fehlt“

Die Letzte Generation will Berlin in den nächsten Tagen zum Stillstand bringen. Der Bewegungsforscher Dieter Rucht hält die Blockaden für ungeschickt.

Die Letzte Generation blockiert, hier am 27. Februar in Potsdam Foto: Jonas Gehring/imago
Hannes Koch
Interview von Hannes Koch

taz: Die Klima-Protestgruppe Letzte Generation will in den kommenden Tagen die Hauptstadt Berlin mit Straßenblockaden lahmlegen. Nicht nur CSU-Politiker, sondern auch die Grünen und viele Leute, die sich für links oder ökologisch halten, kritisieren das. Handelt es sich dabei nicht um eine ganz normale Aktionsform?

Dieter Rucht: Im Prinzip leistet die Gruppe zivilen Ungehorsam. Dieser hat sich in den vergangenen Jahrzehnten als Mittel der politischen Auseinandersetzung etabliert und wird von Teilen der Bevölkerung auch akzeptiert. Die Ziele des Klimaschutzes genießen ebenfalls breite Unterstützung – nicht aber die Klebeaktionen der Letzten Generation. Die angekündigten, flächendeckenden Blockaden, die eine ganze Stadt zum Stillstand bringen sollen, würden auch eine neue Größenordnung bedeuten. Dann wäre möglicherweise auch der Zugang zu Krankenhäusern, Schulen oder Unternehmen erschwert. Wobei es zu bezweifeln ist, dass die Aktivistinnen und Aktivisten dazu wirklich in der Lage sind.

Bild: privat
Im Interview: Dieter Rucht

Jahrgang 1946, überblickt als Bewegungs­forscher schon jahrzehntelang politische Proteste. Der Soziologe arbeitete am Wissenschaftszentrum Berlin und als Professor an der Freien Universität Berlin.

Sie kritisieren die Gruppe als aktionistisch, ihre Botschaften als inkonsistent. Was meinen Sie genau?

Es besteht die Gefahr, dass sich das Aktionsmoment verselbstständigt, weil es auf hohe Aufmerksamkeit in den Medien zielt. Wenn das Erregen von Aufsehen aber zum Hauptzweck wird, geraten die Überzeugungsprozesse in den Hintergrund. Der Letzten Generation mangelt es an strategischer Überlegung, wie Mehrheiten zu gewinnen sind. Und es fehlt ihr ein nachvollziehbarer Plan mit umsetzbaren Schritten zur Erreichung des Zieles. Wie kann man zum Beispiel die Emissionen von Industrie, Gebäuden und Verkehr verringern, was ist zu tun?

Dafür, dass die Letzte Generation bisher nur ein paar hundert Leute auf die Straße bringt, ist sie jedoch ziemlich berühmt.

Das stimmt, das ist die halbe Miete. Aber auf die Dauer wird man auch daran gemessen, ob man mit Forderungen an die Politik durchkommt.

Gerade wurden hierzulande die letzten drei Atomkraftwerke abgeschaltet. Blockaden von Gleisen, Straßen und Bauplätzen spielten auch eine große Rolle in der langen Geschichte des Anti-Atom-Protests. Haben diese Elemente zu seinem Erfolg beigetragen?

Ja, allerdings handelte es sich bei Blockaden der Anti-AKW-Bewegung um symbolische Aktionen, die das Alltagsleben der Bürgerinnen und Bürger kaum beeinträchtigten. Die Bauplatzbesetzungen etwa in Gorleben tangierten das Gros der Bevölkerung nicht – man sah sie abends in der Tagesschau. Das macht die Letzte Generation jetzt anders. Ihre Aktionen treffen Leute, die zur Arbeit fahren, die in Eile und verständlicherweise erbost sind, wenn sie aufgehalten werden. Das ist ungeschickt. Viele Leute sehen den Zusammenhang zwischen diesen Blockaden und dem Ziel des Klimaschutzes nicht ein.

Mit ihren Aktionen will die Letzte Generation durchsetzen, dass die Bundesregierung „einen Gesellschaftsrat einberuft, der erarbeitet, wie wir die Nutzung fossiler Rohstoffe bis 2030 sozial gerecht beenden“ können. Was soll das sein – ein „Gesellschaftsrat“?

Damit meint die Gruppe ein aus der Bevölkerung ausgelostes Gremium, das Maßnahmen zum Klimaschutz erarbeitet, die die Regierung dann zur Entscheidung in den Bundestag einbringen soll.

Als Wolfgang Schäuble (CDU) Bundestagspräsident war, hat er einen Bürgerrat einberufen, der die deutsche Außenpolitik unterstützen soll. Bald wird nun zum ersten Mal ein solches Gremium beim Bundestag einberufen. Diese Partizipationsform scheint sich zu einem anerkannten Mittel der demokratischen Willensbildung zu entwickeln.

Solche Verfahren beispielsweise auf kommunaler Ebene sind kein Novum. Man sollte aber nicht zu viel von ihnen erwarten. Bürgerräte können beraten, aber keine politischen Entscheidungen treffen.

Die Letzte Generation erhofft sich davon Unterstützung für ihre Forderungen.

Vielleicht hat sie falsche Vorstellungen, wie ein Bürgerrat funktioniert. Es kann sein, dass das Gremium Lösungen vorschlägt, die weit hinter den Zielen der Klimaaktivisten zurückbleiben. Schließlich wird dort, im günstigen Fall, ein Konsens aus sehr unterschiedlichen Meinungen hergestellt. Es können auch Gegner einer engagierten Klimapolitik ausgelost werden, die andere Mitglieder von ihrer Position überzeugen wollen.

Konservative Po­li­ti­ke­r:in­nen und Medien werfen den Ak­ti­vis­t:in­nen „Klima-Terrorismus“ vor. Sie seien eine „Klima-RAF“, nähmen Autofahrer „in Geiselhaft“ und strebten eine „Ökodiktatur“ an. Sind das Reaktionen auf zivilen Ungehorsam, die sich im Rahmen des normalen Spektrums bewegen?

Dass Politiker mit Law-and-Order-Haltung kalkulierte Regelverstöße scharf kritisieren, ist ein Teil des politischen Spiels. Im aktuellen Fall sind die Terrorismus-Vorwürfe abwegig. Der Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang, hat sie denn auch zurückgewiesen.

Eine letzte Generation gibt es ja nicht. Jede Generation kann die Welt zum Guten oder Schlechten verändern. Haben harte Kritik und Ablehnung auch mit dem jesushaften Gebaren der Gruppe zu tun?

Der Vergleich mit einer Sekte ist nicht ganz von der Hand zu weisen. In ihren Äußerungen finden sich Erweckungserlebnisse, Endzeiterwartungen und Erlösungshoffnungen. Das dürfte vielen Leuten suspekt sein. Dennoch: Es handelt sich um keine Sekte.

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44 Kommentare

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  • "Dafür, dass die Letzte Generation bisher nur ein paar hundert Leute auf die Straße bringt, ist sie jedoch ziemlich berühmt."

    Ernst August von Hanover st ach berühmt wegen des Medienrummels um ihn. Das war es aber dann.

    Ernsthafte und konkrete Klimamaßnahmen werden in anderen Konstellation und Netzen entwickelt. Die LG trägt dazu bei, dass diese Entwicklungen keinen Nachhall in der Öffentlichkeit haben.

  • Herr Rucht hat Recht.

  • Der Plan bzw.. eine Lösung wären Atomkraftwerke statt Strom aus Kohlekraftwerken und Gaskraftwerken. Würde Emissionen verringern. Will aber auch niemand.

    • @Der Cleo Patra:

      Die zuletzt abgeschalteten Reaktoren wieder in Betrieb zu nehmen würde realistisch betrachtet mindestens knapp zwei Jahre dauern. Dann könnte man dort noch für drei oder vier Jahre sehr teuren Strom produzieren bis die Meiler dann reguläre Ende ihrer Lebensdauer erreicht hätten.

    • @Der Cleo Patra:

      Auch keine Lösung. Dann kleben Leute an AKW.

  • "Und es fehlt ihr ein nachvollziehbarer Plan ... Wie kann man zum Beispiel die Emissionen von Industrie, Gebäuden und Verkehr verringern, was ist zu tun?" Das ist ja wohl dreist, die Generation, die die Verantwortung trägt für die Misere und in politischen Ämtern, als Manager in der Wirtschaft sitzen usw, lädt sie einfach kurzerhand bei der Jugend ab und spielt sich zum Schiedsrichter auf?

    Das ist doch euer Job, Lösungen zu liefern !!!

    • @ingrid werner:

      Ja klar. "Euer Job". Wann muss man denn geboren sein, um für die Misere verantwortlich zu sein und ab welchem Datum ist man dennn raus? Ich bin kein Boomer, aber auch kein Millenial. Zwei Wochen halten mich laut Definition gerade noch bei der Generation X.



      Der größte Unsinn in der ganzen Debatte ist, dieses Ihr und Wir. Die Folgen für den Klimawandel tragen etliche Generationen. Und auch in der "Jugend" sind Klimaschützer eher eine Minderheit. Gerade in einer reichen Industrienation hat nahezu jeder einen negativen CO2 Fußbadruck. Und deshalb isses unser aller Job, und nicht derer, zu denen man sich grad nicht selbst zählt.

      • @Deep South:

        "Der größte Unsinn in der ganzen Debatte ist, dieses Ihr und Wir."

        Ja, genau. Diese Debatten um Schuldige und Unschuldige führt zu nichts, bringt nur Unfrieden.

        "Und deshalb isses unser aller Job..."

        Ja, genau. Wir zusammen, national genauso wie international.

  • Mal von *45 nach bei Adolf zu *46

    “Protestforscher über Letzte Generation



    : „Ein nachvollziehbarer Plan fehlt“



    Die Letzte Generation will Berlin in den nächsten Tagen zum Stillstand bringen. Der Bewegungsforscher Dieter Rucht hält die Blockaden für ungeschickt.“

    Ach was! ©️ Vagel Bülow



    ”Plan fehlt?!“ - Ja Jung - Hau rein!



    Liefer ein! Was hindert dich? Wär fein!



    Streif das OberlehrerHabit ab - wa! & Gib Kannte! Volle Kanne! Gelle.



    &



    Dank im Voraus! Woll.

  • Und es fehlt ihr ein nachvollziehbarer Plan mit umsetzbaren Schritten zur Erreichung des Zieles. Wie kann man zum Beispiel die Emissionen von Industrie, Gebäuden und Verkehr verringern, was ist zu tun?

    Es ist doch nicht die Aufgabe von Aktivist:innen einen genauen Plan zu haben wie die Regierung ihren Job machen sollte.



    Dazu müsste die Regierung nur mal in den IPCC-Bericht schauen.

    Regelmäßig wird von Aktivist:innen in Talkshows gefordert das sie die Lösung präsentieren sollen, weil sie fordern das die Politik entsprechend empirischer Erkenntnisse handeln soll.



    Fff haben das gelöst indem sie eine Studie in Auftrag gegeben haben, mit Handlungsanweisungen und der Prüfung ob dies überhaupt machbar ist.

    Die letzte Generation sagt nicht, ihr müsst euren Job so und so machen, sie fordert das er überhaupt richtig gemacht wird.



    Würden sie der Regierung genau sagen was sie tun sollen weil es notwendig ist würde Dieter Rucht und viele andere ihnen wahrscheinlich genau das vorwerfen.

  • politische Bewegungen brauchen keine Pläne.



    Sie brauchen eine Agenda. Sie formulieren Forderungen. Dinge die politisch umgesetzt werden sollten. Diese Forderungen sind meist abstrakt und radikal.

    Das wie und wer es umsetzen soll, das Planvolle sollte die Politik vorausschauend auf die Folgen und gesellschaftlichen Konsens verhandeln und gestalten.

    Bei den Gorleben-Protesten z.b ging es nicht darum, dass der Atommüll, der ja da war, nicht entsorgt werden sollte, sondern dass die Kernkraft ein dauerhaft strahlendes Müllproblem hat und damit unkontrollierbar ist. Lösungen für das Müllproblem hatten die Aktivisten nicht. Ein Castortransport konnte ja nicht weggezaubert werden.

    Aktivisten sind sehr wichtig um aufzurütteln, aber gefährlich im politischen Alltag, da sie zu focussiert auf ihr Anliegen sind, zu emotional und durch weltfremden Aktionismus fatale Kettenreaktionen auslösen können .

  • Soll sich die Letzte Generation hinsetzen und Protest-E-Mails schreiben und mit Protestbannern winken, wenn wichtige Politiker in ihren Dienstlimousinen vorbeifahren?



    Diese Gesellschaft hat es die letzten Jahre bis auf dem Protest von FFF hingenommen, dass die CO2-Emissionen von Deutschland stiegen und stiegen, während Automobilkonzerne Klimaschutz wider besseren Wissens zum Teil sogar kriminell hintertrieben, während Schulze, Gabriel, Merkel und Schäuble und alle wichtigen FDP-Politiker Pläne und Gesetze, die wirksamen Klimaschutz hätten bewirken können, devot durchkreuzten.

    Die Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD bezeichnet die LG als Extremisten. Niederträchtig!







    Nein, die LG bereitet dieser Gesellschaft genau den Protest und die Pein, den sie verdient.

    Deutschland ist auf einem 4,4 Grad-Pfad!

    Alle möglichen Notbremsen müssten gezogen werden: Temolimits auf Autobahnen und in Städten, ein bezahlbarer Nahverkehr, etc. etc. Doch nichts wird diskutiert!

    CDU, FDP, SPD und große Teile der Grünen stricken an der großen Lüge, dass mit Technik das Problem der Erderwärmung zu lösen sei.

    Doch das Hauptproblem ist eine Wirtschaftsweise, die seit Jahrzehnten planetare Belastungsgrenzen massiv sprengt.

    Das ist z. B. bei Grundstoffen (Lithium) für Akkus oder der Landwirtschaft (Stickstoff, Nitrat, Palmöl), Flächenverbrauch der Fall.

    50 Prozent der Brutvogelarten in NRW sind ausgestorben oder gefährdet. Es gibt dramatische Rückgänge bei Allerweltsarten von Vögeln.



    Der Gemeine Star musste in NRW in die Rote Liste aufgenommen werden, während die einstmals häufig vorkommende Haubenlärche ausstarb.



    Indikatoren dafür, dass der Umweltschutz in NRW versagt. Die Zielerreichung bei wichtigen Vogelarten in NRW ist bis 2030 massiv bedroht.

    Laut NRW-Umweltzustandsbericht gibt es keine genauen Pläne, wie wichtige Ziele im Umweltschutz in NRW zu erreichen sind.

    Wenn Rucht ausgerechnet der LG mangelnde Planung vorwirft, ist das eine Diffamierung der LG!

    • @Lindenberg:

      Wir sind eine Demokratie und keine Ökodiktatur. Wir haben wiederholt und oft Parteien gewählt, die Umweltschutz als nachrangiges Thema betrachten.



      Natürlich ist bei der Reform des Wahlrechts eine Chance vertan worden, dem Wähler zu ermöglichen, innerhalb einer Partei Leute zu wählen, die mehr für Umweltschutz tun wollen.

      • @Christoph Strebel:

        Auch eine Demokratie ist nicht zu jeder Entscheidung berechtigt und der Entschluss unsere Lebensgrundlage global und nachhaltig zu zerstören gehört mE definitv zu jenen Dingen die auch mit demokratischer Mehrheit nicht zu legitimieren ist.

      • @Christoph Strebel:

        Was verstehen Sie unter Ökodiktatur?



        "Im herkömmlichen Verständnis ist [mit Ökodiktatur] eine Regierungsform gemeint, die die als notwendig erkannten Maßnahmen zugunsten von Klimaschutz auch mit freiheitseinschränkenden Mitteln durchsetzen will, zum Beispiel durch staatliche Regeln und Verbote in allen Lebensbereichen." bpb: www.bpb.de/shop/ze...-die-oekodiktatur/



        Da Natur, Ökosysteme, Klima unsere Lebensbedingungen bestimmen und unsere Lebensgrundlagen SIND, würde ich sehr wohl eine Regierung bevorzugen, die ihre Politik danach ausrichtet und sich nicht seit zig Jahren wissenschaftsignorant bis -feindlich verhält.

  • Wie wäre es, wenn die Politik so etwas wie einen Plan hätte?

  • taz: "Die Ziele des Klimaschutzes genießen ebenfalls breite Unterstützung – nicht aber die Klebeaktionen der Letzten Generation."

    Nein, natürlich bekommen die Klebeaktionen der 'Letzten Generation' von den Autofahrern (und vielen anderen Bürgern) keinen Beifall, denn das Auto darf in seiner "freien Entfaltung" nicht behindert werden, deshalb haben wir ja auch einen Verkehrsminister von der sogenannten Freiheitspartei und der Chef dieser Freiheitpartei hat ja nicht nur die Telefonnummer des Porsche-Chefs, sondern ist auch selbst ein begeisterter Porschefahrer. Und auch wenn der Pkw-Verkehr in Deutschland jährlich schon 100 Millionen Tonnen CO2 freisetzt und der CO2-Gehalt in der Atmosphäre schon bei über 420 ppm angelangt ist, ist das für viele Politiker und Bürger wohl auch noch lange kein Grund darüber einmal nachzudenken, ob die jungen Menschen mit ihren Aktionen nicht vielleicht doch recht haben. So schaut Klimaschutz in diesem Land aber nun einmal aus. Nicht umsonst heißt die Koalition ja auch 'Ampel', damit der Bürger sofort sieht, dass es hier einzig und allein um des Deutschen liebstes Kind geht – dem Auto. Drastische Strafen für Klimaschutzaktivisten werden ja auch immer sofort gefordert. Wer fordert eigentlich endlich mal drastische Strafen für die Verursacher des Klimawandels, die das Leben und die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder mit ihrer Gier nach noch mehr klimaschädliches Wirtschaftswachstum auch weiterhin frech in Gefahr bringen?

    Man kann ja gerne die Methoden der Letzten Generation (LG) als 'nicht zielführend' bezeichnen, aber die LG versucht wenigstens die Bürger aus ihren Dornröschenschlaf zu erwecken, während Politiker nur weiterhin über den Klimawandel "schwafeln" und dann brav doch das machen was die Wirtschaft gerne möchte.

    • @Ricky-13:

      "...aber die LG versucht wenigstens die Bürger aus ihren Dornröschenschlaf zu erwecken..."

      Der Versuch mündet aber darin, dass sich die Bürger Parteien zuwenden, die besonders wenig für den Klimaschutz tun wollen (s. Berlinwahl, Umfragen).

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        "Der Versuch mündet aber darin, dass sich die Bürger Parteien zuwenden, ..."

        So lange der Klimawandel die Keule noch nicht herausgeholt hat, denkt der Bürger ohnehin nicht über den Klimawandel nach und wendet sich lieber den Parteien zu, die an seinem "sorglosen" Leben nicht rütteln wollen. Wenn der Klimawandel 2030 die große Keule herausholt, werden die Menschen sich dann aber bestimmt fragen, weshalb sie sich in den Jahren 2022/2023 lieber darüber aufgeregt haben, dass besorgte Klimaschutzaktivisten Bäume und Dörfer besetzten, Straßen blockierten oder alte Ölbilder mit Kartoffelbrei "verzierten", anstatt endlich mal die Verursacher des Klimawandels zur Verantwortung zu ziehen. Aber bis dahin stecken die Bürger:innen den Kopf in den Sand und wollen von der herannahenden Gefahr nichts hören und nichts wissen.

        • @Ricky-13:

          "So lange der Klimawandel die Keule noch nicht herausgeholt hat, denkt der Bürger ohnehin nicht über den Klimawandel nach und wendet sich lieber den Parteien zu, die an seinem "sorglosen" Leben nicht rütteln wollen."

          Wozu dann die Aktionen der LG?

          Und es ist ja nicht so, dass überhaupt nichts passiert. Ein Kollege, der mir vor ein paar Jahren erklärt hat, dass sich seine (bzw. unsere) Generation ja schon um den sauren Regen gekümmert hat und das ja wohl reicht, baut jetzt eine Solaranlage aufs Dach. Ein winziger Schritt. Aber mühsam ernährt sich das Huhn...

        • @Ricky-13:

          "... nicht über den Klimawandel nach und wendet sich lieber den Parteien zu, die an seinem "sorglosen" Leben nicht rütteln wollen. "

          Welches nicht sorglose Leben hätten Sue den anzubieten? Ist die 9 Euro Ticket der LG bereits die große Zumutung?

  • Ich fürchte, diese ganzen - völlig nachvollziehbaren, plausiblen - Darlegungen werden bei Menschen, die sich im letzten Wahlkampf noch zu Tode hungern wollten, auf taube Ohren fallen.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Wie soll die LG die Konsumenten davon abhalten noch mal eben schnell 500 g Erdbeeren aus Andalusien für 1,49 € mit nach nach Hause zu nehmen. während dort das wichtigste Naturschutzgebiet in Europa wegen des Wasserraubs für Exportgemüse und -obst auszutrocknen droht? Ich suche auch noch nach einem "nachvollziehbaren Konzept", um diesen Wahn an Billigpreisen zu kleben zu stoppen.

    • @31841 (Profil gelöscht):

      Mit Klebstoff jedenfalls nicht.

      Der Zusammenhang zwischen einer Person, die auf der Straße in Berlin klebt, und Wasser in Andalusien ist einfach nicht sichtbar.

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Vielleicht wird er sichtbarer, wenn man zum Lösen der Verklebung auf spanisches Olivenöl zurückgreift.

  • Der fehlende nachvollziehbare Plan ist verzeihlich. Was will man auch tun, wenn man gegen die Windmühlen des Systems kämpft? Das war in den 70ern/80ern gegen KKW ganz ähnlich.

    Das eigentliche Problem, das ich sehe ist der lückenhafte Unterbau dahinter. Was hier vermutet wird, ist dass der Klimawandel



    1. anthropogen



    2. wesentlich durch CO2 entstanden ist



    3. und letztlich durch CO2, was in unserer Atmosphärenschicht ausgeschieden wird, entsteht

    1. ist offensichtlich durch die Geschwindigkeit des Wandels



    2. und vor allem 3. sind aber gar nicht so eindeutig (was ist mit Flugverkehr mit Emissionen in höheren, wesentlich sensibleren Atmosphärenschichten)?

    Solange dies nicht klar ist, ist es für mich unverantwortlich, einen Industriestandort mit CO2 Einsparmassnahmen gegen die Wand zu fahren, dessen Technologie nun mit unserer jetzigen Motivation vielleicht Antworten liefern könnte, wie man auch gegen weitere Alternativen der Ursachen des Klimawandels vorgehen kann.



    Dass solche kriitschen Stimmen aber nicht mit Argumenten sondern mit Haeme und Kritik an der Person begegnet wird, macht diese Situation erst recht dramatisch, für eine wirkliche Lösung aber auch für den Zustand unserer Demokratie, in der andere Meinungen und folglich Pluralismus unabdingbar sind.

    • @Werner2:

      Wir forschen also noch ein wenig, um nochmal zu den längst bekannten Ergebnissen zu kommen? Also als Ausrede, unseren verschwenderischen Lebensstiel (als Gesellschaft) nicht ändern zu müssen?

      "...was ist mit Flugverkehr..."

      Kann nicht so weiter gehen. Ist auch längst bekannt.

  • "...es fehlt ihr ein nachvollziehbarer Plan mit umsetzbaren Schritten zur Erreichung des Zieles."

    Wie auch den meisten Regierungen

    Ziele alleine sind noch kein Plan.

    Es ist zum Verzweifeln.

  • Wenn die erbosten Bürger mal ängstlich in ihren Wohnungen hocken (oder auch nicht mehr) weil die Klimaerhitzung und das Artensterben und die Dürren und Hochwässer die gesellschaftliche Ordnung zerrüttet haben, mehr als es alle angeklebten Aktivistin schaffen, dann werden sie wehmütig der Zeiten gedenken, als man ein wenig Stau für das größte Problem hielt.

    • @Zeit und Raum:

      Und was ändert sich durch die Steigerung des Klebstoffabsatzes?

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Die LG steht - äh klebt - mit Ihren Aktionen an überkommenen Mustern, die nicht hilfreich sind, weil sie keinen "nachvollziehbaren Plan" hat. Habe ich die Kritik richtig verstanden?



    Die Enttäuschung scheint sehr groß zu sein, dass dem so ist, wo doch ein "nachvollziehbarer Plan" auch sonst nirgendwo zu erkennen zu sein scheint. Wenn auch die LG das nicht liefern kann, bleibt uns nichts übrig, als auf die überletzte Geberation (ÜLG) zu warten. Dürften wir wenigstens von dieser einen "nachvollziehbaren Plan" erwarten?

    • @31841 (Profil gelöscht):

      Wie gehen Sie im Alltagsleben an solche Probleme ran? Erstmal irgendwo festkleben, irgendwann wird Ihnen schon jemand Ihren Wunsch erfüllen?

    • @31841 (Profil gelöscht):

      Hat und hatte nicht jede soziale Bewegung einen Plan?

      Der Plan der LG sieht in etwa so aus:

      Sie blockieren dies und das, beschmieren dies und jenes so lange, bis sie ihren komischen Gesellschaftsrat bekommen und die Regierung sagt, OK, wir machen ein Tempolimit und führen das 9-Euro-Ticket dauerhaft ein.

      Mir ist jedenfalls nicht anderes bekannt.

      • @Jim Hawkins:

        Wetten, dass sie dann auch nicht aufhören?

      • @Jim Hawkins:

        und ich vermute, ein wirklich zufällig ausgewählter Gesellschaftsrat wäre in Sachen Klimaschutz sogar noch zögerlicher als die aktuelle Politik.

      • 3G
        31841 (Profil gelöscht)
        @Jim Hawkins:

        Was ist an der Forderung nach einem parlamentarisch eingebetteten Gesellschaftsrat konzeptionell "komisch"?

        • @31841 (Profil gelöscht):

          Der wird ausgelost.

          Wie beim Lotto. Und das nach soziologischen Kriterien. Also Migranten, Frauen, Rassisten, Klimaleugner, Alte, Junge, Islamisten und so weiter.

          Würde ich gelost, würde ich sagen: Kein Bock.



          So wie es wohl die Nichtwähler halten würden.

          Also Arme, Arbeitslose, Niedriglöhner und so weiter.

          Man kann eine Klassengesellschaft nicht in einem Club abbilden.

          • @Jim Hawkins:

            "Man kann eine Klassengesellschaft nicht in einem Club abbilden."

            So ist es.

            Überhaupt ist der Klimaschutz eine zu ernste Aufgabe, um ihn auszulosen.

          • @Jim Hawkins:

            Jeder bisherige Bürgerrat in Deutschland hatte genau das Problem, dass Menschen mit niedrigerem Bildungsstand dort kaum vertreten waren.

            Nun ist aber die Mittelschicht in Deutschland ohnehin in Staat, Medien, Wirtschaft und Kultur überrepräsentiert und dominant.* Ein Bürgerrat würde dieser Klasse also nur ein weiteres Gremium zur Machtausübung bieten.

            *so wie auch bei der LG.

            • 3G
              31841 (Profil gelöscht)
              @Suryo:

              Die Begründung der Forderung war m.W., dass damit Lobbyinteressen besser außen vor gehalten werden sollen. Ich verstehe das so ,dass LG der Auffassung ist, dass Lobbyinterssen in regierung und Parlament DER Hemmschuh für die Bewältigung der Klimakrise seien. Ist da nichts dran? Welche Alternative?

              • @31841 (Profil gelöscht):

                Es kann keine Entscheidungen ohne die Parlamente geben. Ein Bürgerrat kann und darf die Parlamente niemals ersetzen oder gar über ihnen stehen.

                • 3G
                  31841 (Profil gelöscht)
                  @Suryo:

                  Um Ersetzen geht es nicht. Es geht um Verringerung des Lobbyeinflusses bei der Beratung. Alternative?

  • Danke für diese Einschätzungen aus berufenem Munde.