Proteste gegen Regime in Teheran: Die Lügen der Mullahs
Die dreiste Lüge über den Flugzeugabschuss hat das Vertrauen des iranischen Volks in seine Machthaber zerstört. Die Wunde wird kaum zu heilen sein.
D umm gelaufen für die Machthaber in Iran. Bis Anfang der Woche war aus ihrer Sicht alles noch wunderbar. Obwohl sie im November die landesweiten Proteste niedergeschlagen und Hunderte Demonstranten gezielt getötet hatten, waren Millionen ihrem Ruf zur Teilnahme an den Trauerfeiern für den von den USA getöteten General Soleimani gefolgt. Damit konnte die Führung stolz behaupten, das ganze Volk stehe wie ein Bollwerk hinter ihr.
Die Gottesmänner versprachen dem Volk, Rache zu üben. Die Vergeltung werde für die USA „furchtbar“ sein, drohten die Generäle. Aber den Amerikanern teilten sie in geheimer Mission über die Schweizer Botschaft mit, die Reaktion werde harmlos ausfallen. Tatsächlich feuerten sie ein paar Raketen auf zwei irakische Stützpunkte, warnten zuvor die Iraker und damit auch indirekt die Amerikaner und sorgten somit dafür, dass es keine Opfer gab. Dem eigenen Volk erzählten sie, bei dem Angriff seien 80 Amerikaner ums Leben gekommen. Du sollst nie lügen, so heißt es auch im Koran.
„Alles ist gut“, twitterte US-Präsident Trump. Die Welt atmete auf, eine militärische Konfrontation war ausgeblieben. Man bescheinigte den Machthabern in Iran, vernünftig gehandelt zu haben. Aber dann kam der Flugzeugabsturz. Ohne Zweifel war die gesamte iranische Führung gleich nach dem Abschuss der ukrainischen Passagiermaschine über den Vorfall informiert worden. Doch drei Tage lang wurde die Wahrheit vertuscht. Die gleichgeschalteten Medien folgten den Anweisungen der Führung, belogen das eigene Volk und die ganze Welt. Erst als der Druck von außen wuchs und ausreichend Indizien vorlagen, gab Teheran zu, das Flugzeug „versehentlich“ abgeschossen zu haben.
Nach dieser dreisten Lüge war es mit dem Burgfrieden zwischen den Machthabern und dem Volk vorbei. In mehreren Städten gingen und gehen Tausende wutentbrannt auf die Straße. Sie machen direkt Revolutionsführer Ali Chamenei für die Tötung der 176 Insassen der abgeschossenen Maschine und für die große Lüge verantwortlich. Die Parolen sind dabei radikal wie nie: Die Demonstranten verlangen Chameneis sofortigen Rücktritt, bezeichnen ihn als „Mörder“, „Lügner“ und „Verräter“.
Die Proteste deuten auf einen totalen Vertrauensverlust zwischen dem Volk und der Staatsführung hin. Das Regime wird versuchen, mit einigen Bauernopfern die entstandene außenpolitische Krise zu überwinden. Im Innern des Landes aber wird die neu aufgerissene tiefe Wunde kaum noch zu heilen sein.
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