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Politologe zu Armut in Deutschland„Der Bericht wird missbraucht“

Für den Politologen Butterwegge ist der Armuts- und Reichtumsbericht zu unspezifisch: Reichtum würde darin nur sehr ungenau erfasst – weil es nicht gewollt sei.

Reiche zur Kasse bitte: Kühne Forderung eines Demonstranten in Berlin im September 2020 Foto: Florian Boillot
Alina Leimbach
Interview von Alina Leimbach

taz: Herr Butterwegge, an diesem Mittwoch will die Bundesregierung im Kabinett den Sechsten Armuts- und Reichtumsbericht beschließen. Sie waren Mitglied im wissenschaftlichen Gutachtergremium für den Bericht. Wie fällt Ihre Bilanz aus?

Christoph Butterwegge: Ich habe den Entstehungsprozess des Berichts kritisch begleitet, ohne dass meine Ratschläge befolgt worden wären. Positiv ist auf jeden Fall, dass nun eine Untersuchung der Lebenslagen statt einer Betrachtung der Lebensphasen im Mittelpunkt steht. Hierdurch entgeht man der Gefahr einer Individualisierung des Problems und einer Verabsolutierung des Alterseffekts. Es wird deutlicher, dass die Mittelschicht unter Druck geraten und dafür die Ränder am oberen und unteren Ende der Verteilung gewachsen sind. Und es zeigt sich auch, wie verfestigt Armut und Reichtum sind.

Was sehen Sie kritisch?

Ein zentrales Problem des weit über 500 Seiten starken Armuts- und Reichtumsberichts besteht darin, ein riesiges Datengrab zu sein. So viel statistisches Material in einem Dokument zu finden ist schön, man droht aber den Blick für die wesentlichen Punkte und die eigentlichen Problemlagen zu verlieren. Möglicherweise ist die dadurch erzeugte Unschärfe gewollt. Vor allem aber fehlt eine Analyse des strukturellen Zusammenhangs zwischen Armut und Reichtum.

Wie meinen Sie das?

Bertolt Brecht hat schon in den 1930er Jahren die Begegnung eines armen und eines reichen Mannes beschrieben. Da sagt der eine zu dem anderen: „Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich.“ Dieser Blick auf den Kausalzusammenhang zwischen niedrigen Löhnen und hohen Gewinnen fehlt im Bericht komplett.

Das müssen Sie genauer erklären.

Wer wenig Geld hat, wie eine Kurzarbeiterin, geht zum Discounter, um Geld zu sparen, oder muss in den Dispo bei der Bank. Damit macht sie die Familien, denen Ketten wie Aldi oder Lidl gehören, noch reicher. Diese sehr kleine Gruppe von extrem Vermögenden taucht im Bericht ebenso wenig auf wie die Großaktionäre der Industriekonzerne und Finanzkonglomerate wie Blackrock. Die Bundesregierung hinkt weit hinter der Einsicht her, dass ein kapitalistisches Wirtschaftssystem auf sozialer Ungleichheit basiert, die sich durch eine neoliberale Politik weiter verschärft. Dazu haben die Demontage des Sozialstaates und eine Steuerpolitik, die Gutverdienende und Vermögende enorm entlastet, beigetragen.

Bild: Christoph Hardt/imago
Im Interview: Christoph Butterwegge

70, hat bis 2016 Politikwissenschaften an der Universität zu Köln gelehrt.

Allerdings wird Reichtum im neuen Bericht detaillierter analysiert?

Ja, und das ist eine Verbesserung gegenüber früheren Berichten. Erstmals hat das DIW Hochvermögende über eine repräsentative Zusatzstichprobe genauer unter die Lupe genommen. Und die Ergebnisse sind erschreckend, tauchen im Bericht allerdings nur abgeschwächt und verklausuliert auf. Später verschwinden die Reichen dann ganz von der Bildfläche des Regierungsberichts.

Wie geht das denn?

Im Rahmen einer Längsschnittuntersuchung hat man die Bevölkerung acht sozialen Lagen zugeordnet. Die oberste wird aber nicht etwa Reichtum, sondern „Wohlhabenheit“ genannt. Was ist denn das bitte? Ausgerechnet im neuen Armuts- und Reichtumsbericht benennt man Reichtum auf einmal nicht mehr als solchen? Dazu passt, dass diese Kategorie viel zu breit ist und dadurch das Ausmaß der extremen Vermögensungleichheit in Deutschland verschleiert wird. Von Dieter Schwarz, dem als Eigentümer von Lidl und Kaufland mit 41,8 Milliarden Euro Privatvermögen reichsten Deutschen, bis hin zum Stadtbewohner mit Eigentumswohnung und zum Gutverdiener mit einem Nettoeinkommen von 3.900 Euro monatlich fallen alle in dieselbe Kategorie.

In der Vergangenheit gab es immer wieder Kritik daran, dass die Bundesregierung die Berichte schönt.

Ja, die Bundesregierung missbraucht den Bericht stets als Vehikel, um die Erfolge ihrer Politik zu „verkaufen“. Armut und der Reichtum werden hingegen – wo immer möglich – relativiert. Die Einkommensungleichheit soll ausgerechnet seit 2005, als Hartz IV in Kraft trat und der Spitzensteuersatz in der Einkommensteuer mit 42 Prozent auf den niedrigsten Stand seit 1949 sank, nicht mehr ­zugenommen haben. Geht es um den Anstieg der Armuts(risiko)quote, wird angefügt, dass dieser ja gar nicht so klar ersichtlich sei, und betont, dass alle von der guten wirtschaftlichen Entwicklung profitiert haben.

Sie bestreiten das?

Zieht man den Mikrozensus als größte und aussagekräftigste Sozialstatistik der Bundesrepublik heran, sieht man, dass die Armut und die Einkommensungleichheit gestiegen sind, auch und gerade in den vergangenen Jahren. Von der guten Wirtschaftsentwicklung bis zur Covid-19-Pandemie haben nun wirklich nicht alle Menschen gleichermaßen profitiert.

Die Bundesregierung stellt sich im Bericht selbst ein gutes Zeugnis im Kampf gegen Armut aus.

Ja, der Bericht fungiert als politischer Persilschein. Unter der Rubrik „Zusammenfassung und Maßnahmen“ listet die Bundesregierung alles auf, was sie unternommen hat, und feiert das als Erfolg. Sogar die geringe, gesetzlich vorgeschriebene Anpassung der Hartz-IV-Regelbedarfe und das Baukindergeld, das sogar eher für mehr Ungleichheit gesorgt hat, müssen als Maßnahmen dagegen herhalten. Welch ein Irrwitz!

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72 Kommentare

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  • DDör. Und dan wissenschaftlich tun. ROFL, um Sie zu zitieren.

  • Als jemand der der höchsten Kategorie zuzuordnen ist, auch wir "Superreiche" mussten die letzten Jahre leider Reallohnverluste hin nehmen. Leider war bei den IG Metal Verhandlungen mit den anderen "Superreichen" wohl nicht mehr raus zu holen. Ich hoffe wenigstens Dieter bleiben solche Erfahrungen erspart. Wünscht man niemanden.

    Wirklich geil: Leute mit Reallohnverlusten in die gleiche Kategorie packen wie Leute, die die drchschnittlich gezahlte Steuer eines ganzen Landkreises anheben - auf den Deutschen Maximalwert! Darauf muss man erst mal kommen.

  • Butterwege: "Dieser Blick auf den Kausalzusammenhang zwischen niedrigen Löhnen und hohen Gewinnen fehlt im Bericht komplett."

    Ganz schön simplifiziert die Aussage. Und vor allem völlig geschichtvergessen. Es gab Experimente auf staatlicher Ebene für Jahrzehnte, bei dem die hohen Gewinne wegfielen. Gleich nebenan in der DDöR und sonstigen Ostblock. Das Ergebnis kennt jeder. Geringere ! Löhne, geringere Lebenserwartung, Kaffeeersatzstoffe statt schnöden Kaffe u.s.w.

    Herr Butterwege verwechselt Statistik mit Kausalität. Bei ihm wäre selbst ein erfolgreich wirtschaftender sozialistischer Betrieb mit hohen Gewinnen "das Böse"

    • @Rudolf Fissner:

      OK, Wurde irgendwo mal Sozialismus ohne korruptes Einparteiensystem probiert?

      Bei uns ist die Korruption halt im System eingepreist... so what. Ich konnte bisher noch nie einen groben Fehler in Butterweges Analysen finden.

    • @Rudolf Fissner:

      Sie interpretieren da außerdem etwas völlig falsch, an welcher Stelle fordert denn Herr Butterwegge niedrige oder keine Gewinne? Die Gewinne können schon hoch sein, die Löhne dann allerdings auch bzw. sollten angemessen steigen und nicht nur die Dividenden und Boni der Manager. Es geht hier also um die Umverteilung der Gewinne!

      • @Jonas Herbst:

        Rofl. Wo schrieb ich was von "Butterwege fordert".

        Butterwege ist Wissenschaftlicher. Was ein Kausalzusammenhang ist, sollte er wissen und die Basics wissenschaftlicher Sprache korrekt nutzen

        • @Rudolf Fissner:

          Butterwegge weiß das! Sie wissen das aber offensichtlich nicht, ansonsten wären Sie auf meinen Hinweis bzw. meinen zweiten Satz eingegangen hinsichtlich Ursache und Wirkung!

    • @Rudolf Fissner:

      LOL! Sie simplifizieren doch selbst und unterstellen es nun Herrn Butterwegge, indem Sie nun auch noch die Kategorie "Böse" einführen! Oh je ...



      Außerdem: Heute ist das Böse der Betrieb, der die Umwelt zerstört, zumindest für die FFF-Jugend. Mit Ihren Argumentationen von der bösen DDR-Planwirtschaft gehören Sie schon zur Opa-Generation - sozusagen Opa erzählt vom Krieg! Wen wollen Sie denn damit noch erschrecken?

      • @Jonas Herbst:

        Lesen Sie doch bitte noch einmal nach. Die DDör wurde von mir nicht als "das Böse" bezeichnet.

        Dass das Fehlen von Gewinnen dort nicht zu hohen Löhnen führte, dass wusste nicht nur die Opa-Generation. Das ist Wissen, welches selbst bei den Jüngsten in der Linkspartei heute auch vorhanden ist.

        Erschrecken kann man mit diesem Allgemeinwissen heute niemanden mehr. Man kann aber damit sehr gut angebliche "Kausalzusammenhänge" widerlegen.

        Von daher en herzliche LoL-Pong zurück.

        • @Rudolf Fissner:

          Sie verstehen den Kausalzusammenhang falsch, den Herr Butterwegge meint. Okay, Sie sind auch kein Professor. Sie müssen das auch nicht wissen!

          Dass das Fehlen von Gewinnen nicht zu hohen Löhnen führt, weiß Butterwegge auch. Das ist auch nicht der Kausalzusammenhang, den Herr Butterwegge meint. Ich habe schon darauf hingewiesen, welchen Kausalzusammenhang Herr Butterwegge meint, Sie sind aber nicht darauf eingegangen.

          [Die Moderation: Kommentar gekürzt, bitte werden Sie nicht persönlich.]

        • @Rudolf Fissner:

          Was hat die Planwirtschaft der DDR damit zu tun, das steigende Gewinne der Wirtschaft auch in den Taschen der Bevölkerung spürbar sein sollen und nicht nur in denen der Investoren? Zusammenhänge herstellen wo es eine gibt. Ideologisch komplett vernagelt.

          • @Andreas J:

            Was es damit zu tun hat?

            Das ist der Butterweges "Kausalzusammenhang zwischen niedrigen Löhnen und hohen Gewinnen". Der funktioniert nämlich überall. Rofl.

  • Eigentlich sollte Butterwegge es besser wissen, als eine Antwort nach dem richtigen Hinweis zur (beabsichtigten) Untauglichkeit der "Wohlhabenheit"-Kategorie wieder die alte Platte vom so niedrigen Spitzensteuersatz aufzulegen.



    Man kann es nicht oft genug sagen: eine Person, die am Eingang zum Spitzensteuersatz steht, hat heute im vergleich zu vor 20 Jahren eine etwas halbierte Kaufkraft. Der "Spitzensteuersatz" wird (auf Teile des Lohns) von Lehrern, Tarifangestellten, Facharbeitern mit Leitungsfunktion usw. entrichtet... klar, das sind überdurchschnittliche Gehälter, aber eben nicht nur (seltsamerweise meist ungegenderte) Manager und Banker.



    Das Problem ist, daß, wegen Gelaber von scheuen Rehen und so weiter, das Kapital mit 25% "flat tax" davonkommt. Weil "25% von X sind besser als 42% von nix" (Peer Steinbrück). Und das war damals schon Quatsch und ist es immer noch.

  • "Butterwegge: "Wer wenig Geld hat, wie eine Kurzarbeiterin, geht zum Discounter, um Geld zu sparen,[...]. Damit macht sie die Familien, denen Ketten wie Aldi oder Lidl gehören, noch reicher."

    Was kann die Kurzarbeiterin bei Discountern an Geld sparen, das sie nicht hat, sich zu ernähren, schon gar nicht auf Basis biologischen Anbaus, Fairtrade Niveau, Mieten entweder angewiesen auf Wohngeld oder Lohn Aufstockung über Hartz4 Leistungsbezug bis Höhe der Grundsicherung zu zahlen, am Ende jeden Monats bei erreichtem Dispo Limit oder reines Guthaben P Konto ohne Dispo auf Notspeisung durch Tafeln angewiesen, kauft sie folglich mit ihrer Armut im Gepäck zu fremdem Zweck bei jedem Discounter Einkauf, neben krankmachend Glyphosat, Pestizid kontaminierten Lebensmitteln, bei verminderter Lebenserwartung als Reiche, Klimaschulden, schlechtes Gewissens dazu, was die eigentlich moralisch erbärmlich verquast asymmetrische Übung ist zwischen Arm und Reich wie ein Scheich, wobei die Reichen in fremdfinanzierter Blase mit Verfallsdatum leben, weil sie sich über ihre Vermögensverhältnisse hinaus durch verlockende Ausschöpfung virtuell angehobener Kreditlnien durch ihre Hausbank verschulden, ihre vermögen spekulativ zu mehren suchen bis der Arzt kommt zum Schaden des Klimas, der Umwelt, Umgang mit Ressourcen aus dem Vermögen der Völker auf Erden

    • @Joachim Petrick:

      Na ja. Bezüglich Gesundheit von Nahrungsmitteln sehe ich da keinen großen Unterschied zwischen Bio und Nicht-Bio, wenn ich Ökotest oder Stiftung Warentest glaube.

      Bio ist für mich vor allem wegen des Umwelt-schonenden Anbaus wichtig, wegen der Artenvielfalt.

      Bezüglich der "verminderter Lebenserwartung als Reiche" hat mir der direkte Vergleich von sozialer Marktwirtschaft (BRD) und sozialistischer Planwirtschaft (DDR) die Augen geöffnet. Man starb schlicht ein paar Jahre früher im Sozialismus.

      Ich habe dementsprechend nicht gegen ein paar Superreiche in DE, wenn dies mit Vorteilen für alle verbunden ist.

      Aber diese Vergleiche werden Sie nicht bei Butterwege finden.

      • @Rudolf Fissner:

        Gegen Superreiche hat niemand etwas, wenn die Umverteilung funktioniert. Und die funktioniert nun mal national immer mehr suboptimaler und global, wie Sie weiter unten selbst angemerkt haben, katastrophal!



        Ergo: Es geht also darum, wie können wir die Vermögenden und Superreichen angemessen an einer optimierten Umverteilung national und global mit einbinden!

        Solange natürlich die CDU ein Lieferkettengesetz verwässert und die Menschenrechte linksideologisch einstuft, wird das nichts!

        www.globalpolicy.o...-bundestag-stoppen

  • Na ja, wollen Sie "Aldi" an die Chinesen verkaufen, damit das Kapital zu Weihnachten dann verteilt werden kann?

    Oder wollen Sie gerechte Einkommen? Letzteres geht nur, wenn die Einkommen "oben" geringer werden, damit man "unten"die Einkommen anheben kann?

    Und C4-Professorengehälter liegen mit knapp 7000 € ein Mehrfaches über die Gehälter im Unterdeck.

  • Als ob "die Reichen" nicht beim Discounter kaufen würden...



    Die Trennung zwischen reich und arm erfolgt an den Tafeln und Sozialkaufhäusern, in denen der unverkäufliche Überschuß von Nahrungsmitteln und Konsumgütern durch Freiwilligen verteilt wird.



    Das ist tatsächlich ein Eigenheit des Kapitalismus, im real existierenden Sozialismus hat es so etwas nicht gegeben.

  • Butterwegge: "Ich habe den Entstehungsprozess des Berichts kritisch begleitet, ohne dass meine Ratschläge befolgt worden wären."

    Herr Butterwegge müsste doch langsam wissen, dass man noch nie auf ihn gehört hat und solange die neoliberalen Parteien am Hebel der Macht sitzen, wird man auch weiterhin nicht auf ihn hören.

    Butterwegge: "Wer wenig Geld hat, wie eine Kurzarbeiterin, geht zum Discounter, um Geld zu sparen,[...]. Damit macht sie die Familien, denen Ketten wie Aldi oder Lidl gehören, noch reicher."

    Viele Politiker sind sicherlich froh, dass wir in unserem reichen Land - in dem es 195 Milliardäre und 17.400 Millionäre gibt - diese Billigläden wie Aldi oder Lidl haben. Ansonsten käme unsere Regierung wahrscheinlich in Erklärungsnot, weshalb nicht nur 1,6 Millionen arme Menschen monatlich an eine der 947 Tafel anstehen müssen, sondern es dann wohl einige Millionen Menschen mehr wären, die zur Tafeln gehen müssten. Wie gesagt, zum "Glück" hat man die "Armenspeisung" solchen Discountunternehmen übertragen, die sich natürlich dumm und dusselig verdienen, weil sie den Erzeugern keine vernünftigen Preise zahlen.

    Leben wir nicht in einem tollen Land, wo arme Rentner schon Pfandflaschen aus den Mülleimern sammeln müssen? In diesem reichen Land gibt es übrigens laut des grünen Sozialexperte Sven Lehmann (2018) schon 2,5 Millionen arme Kinder. Die Wohlhabenden bekommen für ihre Sprösslinge sogar Kindergeld, aber Hartz IV Familien und der alleinerziehenden Hartz IV Mutter wird von ihrem kläglichen Existenzminimum das Kindergeld immer noch abgezogen. So sieht bei uns in Deutschland seit Jahren soziale Gerechtigkeit aus. Für Hartz IV Bezieher gibt es ja nicht einmal jetzt in der Corona-Krise ein paar Euro zusätzlich für Schutzmasken. Es werden große Unternehmen vom Staat mit Milliarden Euro 'gepampert', damit sie die Corona-Krise überleben, aber gleichzeitig muss der Hartz IV Bezieher sich von seinen paar Euro Regelsatz sogar noch Schutzmasken kaufen.

    • @Ricky-13:

      Aber Hallo, leben wir in einem tollen Land! Einige Berliner*innen dürfen sich freuen, womöglich bald in der Pandemie auf die Straße gesetzt werden, da jetzt der Wohnungsmarkt wieder freier atmen darf und Eigentümer*innen sich eine goldene Nase am existenziellen Bedürfnis nach einer Wohnung verdienen dürfen. Sorry, da geht bei mir mal wieder der Neid mit mir durch ;-/

      • @Uranus:

        Ja, selbst in der Corona-Pandemie geht der Kapitalismus "einwandfrei" über die "Bühne".

        Wo kämen wir denn auch hin, wenn tatsächlich endlich einmal die 310.000 Sozialwohnungen gebaut werden würden, die laut einer Studie von Stadtsoziologen der Humboldt-Universität Berlin und der Goethe-Universität Frankfurt in Berlin fehlen? In ganz Deutschland fehlen zwei Millionen Sozialwohnungen laut der Studie. Man gentrifiziert aber lieber weiterhin die deutschen Großstädte und vernichtet auch da noch den letzten bezahlbaren Wohnraum. Sozialwohnungen sind übrigens auch nicht auf ewig günstig, denn jedes Jahr fallen viele Sozialwohnungen aus der Preisbindung heraus, können also teurer vermietet werden.

        Nach Schätzungen der BAGW (Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe) sind ca. 52.000 Menschen in Deutschland obdachlos (leben also schon auf der Straße) und ca. 678.000 Menschen sind in Deutschland wohnungslos - was bei näherer Betrachtung eigentlich auch Obdachlosigkeit bedeutet. In einem Land, wo man nur die Reichen pampert, aber den Rest der Bevölkerung ständig vergisst, in so einem Land stimmt etwas nicht.

        Butterwegge: "Die Bundesregierung missbraucht den Bericht stets als Vehikel, um die Erfolge ihrer Politik zu „verkaufen“. Armut und der Reichtum werden hingegen – wo immer möglich – relativiert."

        • @Ricky-13:

          "52.000 Menschen suchen eine Wohnung."

          Butterwege mag vielleicht Statistiken lesen können, aber von räumlichen Prozessen hat er offensichtlich keine Ahnung.

          Es ist schon krass. 52.000 Menschen suchen eine Wohnung.

          Und in den übervölkerten Metropolen finden die Initiativen keine Antwort darauf, wie bei kaum noch vorhandenen Bauflächen neuer Wohnraum entstehen kann.

          Währenddessen strömen immer mehr Menschen in die Metropolen und verschärften die Wohnungssituation, gefördert noch durch eine Stadtpolitik die von immer mehr Gewerbe anzieht ohne den Arbeitsplätzen auch Wohnungen gegenüber zu stellen.

          Auf der anderen Seite entstehen dann Regionen mit Arbeitslosigkeit und fettem Wohnungsleerstand, in die auch die Wohnungslosen nicht ziehen wollen.

          Die Landes- und Stadtplanung, auch die RRG Stadtplanung geht keines dieser Ursachen an und will mit populistischen Getue Aktivitäten vortäuschen.

          Das ist nicht die Verantwortung des Kapitals. Das ist die Verantwortung von für Landes-, Regional-, Kommunalplanung zuständigen Politik.

          Planungsoption, Planwirtschaft gibt es zur genüge in DE. Auch für linke Politik. Die Politik muss aber auch damit umgehen können und wollen! Gepampert wird die Wirtschaft in Berlin vor allem durch die Ausweisung von hunderten Hektar an neuen Gewerbeflächen.

        • @Ricky-13:

          Klar, stimmt hier vieles nicht. Kapitalinteressen setzen sich durch und die meisten Menschen "gucken in die Röhre" bzw. müssen sich für ein paar Krumen mehr durch einen Wust von Bürokratie kämpfen (siehe auch "Bedürftigkeitsprüfung" bzgl. der Mindestrente, die ja auch nur für einen Teil der älteren Menschen gilt, obgleich viele jener auch mehr Geld gebrauchen könnten). Leider gibt es nicht genügend Menschen, die dagegen aufstehen.

          • @Uranus:

            "Leider gibt es nicht genügend Menschen, die dagegen aufstehen."

            So ist es leider. Der Deutsche war aber schon immer ein Duckmäuser. Der Franzose geht bei sozialer Ungerechtigkeit auf die Straße und zeigt seinen Politikern, dass in ihm immer noch das Blut seiner Vorfahren vom 14. Juli 1789 fließt, aber der deutsche Arbeitslose lässt sich seit 16 Jahren sogar von der Bundesagentur für Arbeit mit dem § 10 SGB II zum Hilfsarbeiter degradieren. Da der Deutsche - im Gegensatz zum Franzosen - es gewöhnt ist zu gehorchen, wird er sich natürlich auch weiterhin brav unterordnen, egal wie die soziale Ungerechtigkeit (Kinderarmut, Rentnerarmut, Lohnsklaverei, Hartz IV, etc.pp.) auch immer ausschaut. Vielleicht sollten die Deutschen mal von den Franzosen lernen, wie man mit selbsternannten Fürsten (Politikern, Beamten) umgeht, die die Grundrechte der Bürger mit Füßen treten und nur noch für die Oberen Zehntausend eine neoliberale Politik machen - aber ich habe da keine große Hoffnung auf Besserung, da ich meine lethargischen Landsleute nur zu gut kenne.

            Die Demontierung des Sozialstaatsgedanken (Artikel 20 Absatz 1 des Grundgesetzes) ist doch schon seit langem in Deutschland im Gang. "There’s class warfare, all right, but it’s my class, the rich class, that’s making war, and we’re winning." („Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen“). [Quelle: Warren Buffett (Finanzspekulant), 2006 in der New York Times]. Warren Buffett hat es schon 2006 auf den Punkt gebracht, wer die Spielregeln macht und wer am Ende der Gewinner und wer der Verlierer ist.

            • @Ricky-13:

              Das zum einen, zum anderen subjektiviert der Neoliberalismus die Perspektiven der Menschen, wonach sie stärker auf sich schauen, in Eigenverantwortung genommen werden, obgleich sie kaum mehr Einfluss auf ihr Leben haben, da die Rahmenbedingungen eingeschränkt bzw. sogar verschärft worden sind. Zum anderen wurde die Leistungslüge (Leistung zahle sich aus) sowie die Arbeitsethik weiter befeuert - auch bzw. gerade seitens der ehemaligen Sozialdemokratie. Dieser Zynismus hat entsolidarisierenden Effekt seitens bspw. Wohlhabenderer, die gleichzeitig selbst schauen müssen, wo sie bleiben und womöglich Abstiegs/Verlustängste haben. Neoliberalismus und Demokratie können bisher geschickt einen Mix aus Repression(sandrohung anhand HartzIV), Verführung/Korruption (Aufstiegschancen für wenige), Belohnung, Teile und Herrsche (bspw. Werkverträge, Leiharbeit, Befristung) Illusion (American Dream) und Integration (Verhandlungen mit den antagonistischen Arbeitgeber*innen, Betriebsräte, Engagement in Parteien, Petitionen, Bürger*inneninitiativen) schaffen und die Leute bei der Stange halten. Das, was mal klare Fronten waren, die gegen Klerus und Adel, ist nun, diffuser, dezentraler, verläuft womöglich zu einem Teil durch ein*en selbst einerseits und andererseits teils zerstreut quer über den Globus ...

  • Der Unterschied zwischen Arm und Reich, wer arm ist, klagt, wenn er, sie es bei alltäglichem Belastungsstress überhaupt dazu aufgelegt nicht zu apathisch ist, vergeblich gegen den Reichtum anderer, leidet unter gespaltenem Finanzmarkt wenn es um Kredite geht, wenn überhaupt bei niedriger Kreditlinie, zahlt nach Basel III Kriterien horrende Zins Aufschläge, Dispo Zinssätze bis zu 12 %/anno, % höheren Mobilitätskosten/Einkommen, ohne dass das als gesamtgesellschaftliche Krise Beachtung findet. Wer reich ist, klagt, ständig Gehör findend in Politik, Mainstream Medien, weiteren Reichtum unter Anrufung von Krisen für die Gesamtgesellschaft für sich ein aus Förder-, Subventionstöpfen bei Regierungen Bund, Ländern, EU, voran im Kontext deutscher Exportwirtschaft deren verstetigten Handelsbilanzüberschüssen von 300 Milliarden €/anno, angesichts EZB Negativzinsen, angehobenen Kreditlinien, aufgrund Aktien Kurs-, Immobilien Preisexplosionen abgebildet in Börsen Indices, abgesenkten Kreditzinsen beim Erwerb von Autos, Immobilien, % weniger Mobilitätskosten/Einkommen zulasten anderer Welthandelshandelspartner, beginnend in sog PIGS Staaten (Portugal, Italien, Griechenland, Spanien) an der EU Peripherie, zulasten deutscher Binnenkaufkraft, auch wenn seit Jahren insbesondere in USA mit Handelsbilanzdefizit an 20 Bilionen $/anno deren Anhebung zur Stärkung der Weltkonjunktur zur Rückkehr in Welthandel Balance, Währungssystemen vergeblich gefordert wird, dazu der weit aufklaffenden Einkommensschere in Deutschland entgegenzuwirken. Fazit: Nur wer reich ist kann sich Armut leisten, wer arm ist aber nicht. Deshalb haben vermögensnahe Schichten neue Anlagesegmente dank politischer Föderung entdeckt, sie nutzen ihre ansteigenden Kreditlinien durch hinterlegte Sicherheiten, fremdfinanziert global fern von Vermögenserfassung ungeregelt unversteuert in Steueroasen ihr Vermögen zu mehren, bei zwangsläufig folgenden Weltfinanzcrashs nach staatlicher Rettung zu rufen

  • 8G
    82286 (Profil gelöscht)

    So ein richtiges Lari-Fari-Interwiev. Nicht nur der Befragte ist Schuld.



    Beispiel?:



    "... Vor allem aber fehlt eine Analyse des strukturellen Zusammenhangs zwischen Armut und Reichtum.".



    Nachfrage von Frau Alina Leimbach:



    "Wie meinen Sie das? "

  • Dieser Bericht ist wieder so ein Teil dessen, was der SPD den Hals gebrochen hat: als Regierungspartei mitzumachen bei solchen verlogenen Sachen.

    • @Jossito:

      Ja, aber sie bekommt trotzdem noch 15%. Die Grünen, auch mitverantwortlich für Hartz IV und ein paar andere Schweinereien, 25%, wie die Schwatten. Von AfD und FDP ganz zu schweigen. Und nicht eine dieser Parteien will wirklich an Vermögens- und Erbschaftssteuer ran. Es scheint wenige in diesem Land zu geben, die dieses Thema interessiert, obwohl es im Interesse von mindestens 80% liegen müsste. Mir ein Rätsel.

  • Das Beispiel ist etwas zu plakativ:

    "Wer wenig Geld hat, wie eine Kurzarbeiterin, geht zum Discounter, [...] Damit macht sie die Familien, denen Ketten wie Aldi oder Lidl gehören, noch reicher"

    Wo kauft sie ohne Kurzarbeit ein?

    Aldi hat die Kurzarbeiterin nicht ausgebeutet. Wenn es Aldi nicht gäbe, oder die den Produzenten mehr bezahlen würden, würde die Preise höher sein.

    Die Ausbeutung Aldis läuft also auf anderen Ebenen. Interessant ist, dass sich das System von klein auf entwickelt hat. In den Anfängen hatte Aldi keine Wirtschaftsmacht, trotzdem sind sie immer mehr gewachsen.

    Und da ist dann die Frage, ab wann soll die Politik das verhindern?

    Klar, die Milliardäre könnte man, aber das ist kompliziert, zur Kasse bitten. Die die alles nur ererbt haben, sowieso. Hätte man die Aldi Erträge früher schon hoch versteuert, gäbe es die Kette vielleicht gar nicht. Würden wir davon profitieren? Wer weiss.

    • @fly:

      na ja das ist jetzt aber schon auch verkürzt gedacht von dir. Schließlich geht ja nicht nur eine Kurzarbeiterin zum Discounter, sondern viele. Eigentlich hätte Butterwegge seinen Vergleich noch schöner ausbauen können, schließlich ist die Armutsquote seit der Einführung von Hartz IV über viele Jahre gestiegen, dh. dass immer mehr Menschen zu Niedrigstpreisen ihre Ernährung stemmen müssen - keine Frage für die reichen Discount Eigentümer ist die wachsende Armut ein wesentlicher Grund für den Anstieg ihres Reichtums ... und Corona hat noch einiges obendrauf gelegt.



      Gleichzeitig gab´s natürlich letztes Jahr eh nur wenig zu konsumieren außer Lebensmittel ... dann noch die Langeweile ... also gewonnen haben alle Lebensmittelhändler in der Pandemie. Trotzdem die fetten Gewinne mit der wachsenden Armut machen seit Jahren Discounter und ihre Eigentümer ... einzelne werden reicher weil viel ärmer werden. Sad but true.

    • @fly:

      Ach so schwer ist das nicht. Denn wenn Steuergesetze vereinfacht werden würden und nicht umso mehr Geld man hat mehr Möglichkeiten der Verschleierung es geben...würde es am Ende nicht dazu kommen das der Milliardär im Endeffekt nicht mehr als 20% bezahlt, der Lagerarbeiter ab fast 45% abgeben muss.



      Denn der Lagerarbeiter hat kein Geld sich gute Steuer-/Wirtschaftsberater sich zu leisten um seinen Steuersatz virtuell klein zu rechnen.



      Da müsste die Politik aber mal ran, Subbventionen und ähnliche Vehikel abzubauen, wenn man aber selbst wie während der Pandemie so bestechlich ist, dann wird man eben nicht schauen ob Aldi und Co. korrekt ihre Steuern bezahlen...von anderen größen wie Facebook, Apple und Co. ganz zu schweigen

  • "arm" und "reich" sind halt relativ. Bezogen auf die gesamte Weltbevölkerung lebt ein deutscher Hartz IV Empfänger sehr gut. Im Vergleich zu Warren Buffett und Bill Gates bin ich arm. Das stört mich aber nicht weil es mir trotzdem sehr gut geht, und (wichtig) weil es mir heute besser geht als vor 10 Jahren.

    • @Descartes:

      Sie haben wohl ein schwarzes oder gelbes Parteibuch? 🙂 Aber auf jeden Fall argumentieren Sie schlecht 👎. "Arm ab oder arm dran (zu sein)", hoho, sind nicht relativ, sagt Ökonom Dr. Dr. Einstein, sondern die Armut in der Welt, auf die Sie wohl abheben, stellt die schärfste Form von Armut dar.



      Ich freue mich aber, dass es Ihnen gutgeht. 👍

      • @Gerhard Krause:

        Ich habe von niemandem gehört, dass das Geld, welches auf der Ausbeutung der Welt / Umwelt beruht, die Räuberbude DE wieder verlassen soll.

        Die Debatten drehen sich nur darum, wie die Beute unter den Räubern "gerecht" verteilt werden soll.

        • @Rudolf Fissner:

          [...] Es gibt linke Forderungen, die Entwicklungshilfe deutlich aufzustocken, die Märkte der Entwicklungsländer zu schützen vor den hochsubventionierten EU-Produkten, ökologische Wirtschaftsförderung, ein Lieferkettengesetz, welches nicht verwässert wurde, usw. ...

          Die CDU verhindert dies alles momentan, weil Sie Menschenrechte für linksideologisch hält:

          www.globalpolicy.o...-bundestag-stoppen

          Die Moderation: Kommentar gekürzt, bitte vermeiden Sie Unterstellungen.

          • @Jonas Herbst:

            "Herr Fissner, tun Sie doch nicht absichtlich so unwissend!"

            Herr Herbst, ich kenne die Forderungen. Erhöhung der Entwicklungshilfe von 0,58 auf 0,70. % des BIP.

            Zu den bisherigen Almosen kommt bei der LP noch ne Tafel Schokolade oben drauf.



            Nee. Nee. Es gibt keine Partei, die ein tragfähiges Konzept gegen weltweiten Hunger und absolute Armut hat. Die linken Forderungen sind auch da nur nationalegoistisch gedacht.

            • @Rudolf Fissner:

              Unsinn, es geht doch noch viel weiter, Sie lassen erneut absichtlich bspw. die ökologische Wirtschaftsförderung und den Schutz der heimischen Märkte der Entwicklungsländer außer acht! Die Konzepte der linken Parteien fangen wenigstens mal an, etwas bei den Missständen zu ändern. Die national-wirtschaftsliberal-konservativen Parteien machen überhaupt nichts!

          • @Jonas Herbst:

            Sie wissen doch selber, dass die Aufstockungsforderungen nur Peanuts sind zur Beruhigung des eigenen Gewissens. Das ist wie bei der Mafia, die verteilt auch Bonbons.

            • @Rudolf Fissner:

              Wie lauten denn Ihre konkreten Forderungen, wenn alle anderen (inklusive der linken) Forderungen angeblich nichts taugen?

  • 9G
    91655 (Profil gelöscht)

    Tatsächlich, ein wenig mehr von Prof. Butterwege Geifer wäre angebracht. Es gibt circa 140 Milliardäre in D und 2,1 Mio. Millionäre ... einschließlich Firmenanteilen und Besitztümer ...

    Im Zweifel gehört Prof. Butterwege dazu ;-)

    Das ein Regierungsbericht nicht feststellt: Wir haben alles falsch gemacht und die Lage ist katastrophal dürfte in Kuba, China, Russland, Deutschland sowie der UdSSR und der DDR ;-) wohl überall gleich sein.

    Fazit: Mich interessiert kein Berichtsfazit, sondern Datenmaterial!

    Wir müssen Professor*innen weniger bezahlen und benötigen ein Bedingungsloses Grundeinkommen, damit wir die Kosten für die Sozialhilfe-, Kindergeldverwaltung usw. einsparen können (Entbürokratisierung - Also eigentlich ein Neoliberales Projekt).

    • @91655 (Profil gelöscht):

      Aus welcher Parteizentrale funken Sie denn?!? Mal für Sie eine Zahl aus dem letzten Jahrtausend: 1968 haben 2% der Bevölkerung 75% des Betriebsvermögens besessen. Dies illustriert (noch) eindrucksvoll(er) das Problem, wenn man ökonomische Sachzusammenhänge kennt und ernsthaft diskutieren möchte. Das kann der Butterwegge zumindest besser als Sie. Herzliche Grüße

  • Ich würde mir mehr Asugewogenheit auf den argumentativen Seiten wünschen.



    Extremtriggersätze ohne Mehrwert wie "Kapitalistisches Wirtschaftssystem, das auf sozialer Ungleichheit basiert... und neoliberle Poltik, Ungleichheit weiter verstärkt...Blackrock" lese ich auf der einen Seite, die Anderen reden sich Ungerechtigkeiten gerecht.



    Mich nervt beides gleichermaßen und ich würde mir mehr denn je und je Thema und Arbeitskreis Beisitzer via repräsentativ zusammengestelltem Bürgerrat wünschen, der die verhärteten Fronten auflöst und für ausgewogene Berichte sorgt.



    Anstatt leicht krawallig: "...kritisch begleitet ohne dass meine Ratschläge BEFOLGT wurden...". Was soll das? Diktatorische Allwissenheit oder wie? Eine No-go-Einstellung und daher zurecht nicht berücksichtigt, würde ich mal sagen.

    • @Tom Farmer:

      Wieso sollte eine Analyse keinen Mehrwert haben? Hieraus können ja Einsichten und Strategien abgeleitet werden, die im weiteren Verlauf helfen könnten. So würde ich anreißen, dass ... Kapitalismus basiert auf dem Antagonismus von Kapital und Arbeit. Wenige verfügen über Kapital und lassen die große Mehrheit für sich arbeiten und damit ihre Profite erarbeiten. Hier gibt es ein Abhängigkeitsgefälle, dem nur wenige Privilegierte entfliehen können (bspw. IT-Expert*innen) bzw. ein Konkurrenzgefälle, dem sich einige anhand Verbeamtung entziehen können. Reinigungungskräfte hingegen arbeiten Vollzeit für ein mickrigen Lohn und sind schnell austauschbar. Um da Veränderungen zu erreichen, benötigte es mehr Organisierung der Abhängigen. Hier und da ist ja etwas zu beobachten. Da müsste aber noch mehr geschehen. Allerdings wissen die Arbeitgeber*innen durch geschicktes Taktieren, die Arbeitnehmer*innen zu spalten und gegeneinander auszuspielen. Kapitalistische Mär von Aufstieg, Eigenverantwortung und Leistung usw. tut ihr übriges. Solidarität untereinander oder Berufsübergreifend entwickelt sich unzureichend ...

    • @Tom Farmer:

      "Extremtriggersätze ohne Mehrwert wie "Kapitalistisches Wirtschaftssystem, das auf sozialer Ungleichheit basiert..."

      Stimme zu. Gesellschaftlichen Zusammenhalt und Frieden erreicht man so jedenfalls nicht. Das ist eher spaltende Krawallrethorik.

      • @Wonneproppen:

        Da haben Sie recht. Die Rhetorik macht Gegensätze, Verhältnisse und Systemmechanismen sichtbar. Sie kann den Blick freimachen auf ein System, an dessen Fortbestand insbesondere diejenigen ein Interesse haben, die davon am meisten profitieren. Aktuell erreichen die Herrschenden gesellschaftlichen Zusammenhalt und Frieden durch Brot und Spiele, Nationalismus, Konkurrenzideologie, Illusion der Mitsprache und Beteiligung, Bindung und Integration von Widerstand ...

        • @Uranus:

          "... an dessen Fortbestand insbesondere diejenigen ein Interesse haben"

          Es ist paternalistisch, dass Sie dann im weiteren den 95% der Bevölkerung, die mit ihren Vorstellungen nun gar nichts anfangen können, auch Arbeitslose, Arme, Obdachlose, falsches Denken unterstellen und diese diffamieren. Gleichzeitig dann auch noch Gesundheitssystem für alle, Bildung und soziale Netze als Brot und Spiele zu bezeichnen, das find ich schon frech.

          • @Rudolf Fissner:

            An welcher Stelle hat URANUS das denn bitte getan? "Gleichzeitig dann auch noch Gesundheitssystem für alle, Bildung und soziale Netze als Brot und Spiele zu bezeichnen, das find ich schon frech."



            Kann es sein, dass Sie diffamieren?

            • @Jonas Herbst:

              Rechnen Sie mal "95% der Bevölkerung" und "ein System, an dessen Fortbestand insbesondere diejenigen ein Interesse haben, die davon am meisten profitieren" zusammen, dann wird ihnen auffallen, das die Entscheidung der 95% von URANUS nicht ernst genommen bzw. als manipuliert angesehen wird.

      • @Wonneproppen:

        Ja, stimmt. Gesellschaftlichen Zusammenhalt haben wir gerade in der Corona-Pandemie gesehen. Sauter, Nüsslein, Tandler. Man kann nur hoffen, dass sich immer mehr der Spaltung bewusst werden und keinen Frieden wollen.

    • @Tom Farmer:

      "ohne dass meine Ratschläge befolgt wurden" — wenn du Sozialwissenschaften studiert und in Politikwissenschaften habilitiert hast, und deine Ratschläge in deinem Expertenfeld ignoriert werden, sollst du dann darüber schweigen?

      "Ungleichheit weiter verstärkt" ist einfach eine korrekte Beschreibung der letzten 30 Jahre. Und Blackrock einer der mächtigsten Akteure.

      Wenn die Wahrheit triggert, brauchen wir Medien, die sie verbreiten. Damit sich etwas ändert.

      • @Arne Babenhauserheide:

        So von (meinem) Sprachverständnis her:



        Ratschläge werden angenommen oder eben nicht...Befehle werden befolgt.



        Wenn jemand davon spricht, dass "seine Ratschläge befolgt werden sollen" ist das eben provokativ und führt weder zu Erkenntnissen noch hat das einen positiven inhaltlichen Effekt.



        Dass sich Dinge ändern und entwickeln müssen ist unstreitig, gerade beim Thema Gerechtigkeit und Vermögen. Da benötigt man aber neben guten Argumenten auch Mehrheiten und Verbündete und keine beleidigten Besserwisser.

      • @Arne Babenhauserheide:

        Sehe ich etwa ähnlich. Butterwegge ist vielleicht nicht sexy, wie Berlin, aber dafür eine Stimme der Wahrheit. Gut, more sexy könnte er schon sein. Das würde womöglich seiner Botschaft helfen. 😜

  • "Von Dieter Schwarz [...] mit 41,8 Milliarden Euro Privatvermögen [...] bis hin [...] zum Gutverdiener mit einem Nettoeinkommen von 3.900 Euro monatlich fallen alle in dieselbe Kategorie."

    Reichensolidarität also. Sehr geschickt, ja.

    • @tomás zerolo:

      Grob und stereotyp umrissen würde ich meinen: Wohlhabende orientieren sich wohl gerne nach oben und wünschten sich mehr zu haben. Dennoch haben sie bzw. profitieren sie genug. Anhand Jobprivilegien, Abschlusszertifikate, Kontakte und Finanzmöglichkeiten können sie sich gegen viele Abstiegsrisiken absichern. Kommt es mal wieder zu Umverteilungsdebatten wird gerne die Mitte mitgemeint, dessen Fürsprecher*innen dann für Furore sorgen und entsprechende Reformvorschläge sich schnell im Sande verlaufen. Die Reichen, wie auch Systemanhänger*innen der Mittelschicht freuen sich und meinen, Sie hätten ihren Reichtum verdient, idealisieren den Leistungs- und Eigenverantwortungsgedanken. Das Mühen der Alleinerziehenden, Pfleger*innen, Kellner*innen, Reinigungskräfte usw. fällt unter deren Radar.

    • @tomás zerolo:

      Bertolt Brecht 1930er Jahre - nach der Weltwirtschaftskrise glaubte noch an einen Kausalzusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit, niedrigen Löhnen und hohen Gewinnen. Aber seit diesem vulgärmarxistischen Ansatz hat sich viel getan. Der Spruch gilt nur noch für die (Nord- und Süd)-amerkanischen Superreichen auf der einen und die völlig unabgesicherten Armen auf der anderen Seite, aber für Deutschland?

      • @Monika Frommel Frommel:

        Warum gälte das nicht für Deutschland?

      • @Monika Frommel Frommel:

        Wohl nicht? Befindet sich Deutschland etwa auf einer Scholle und funktioniert für sich allein?

    • @tomás zerolo:

      „Von Dieter Schwarz [...] mit 41,8 Milliarden Euro PRIVATVERMÖGEN [...] bis hin zum Stadtbewohner mit EIGENTUMSWOHNUNG und zum Gutverdiener mit einem NETTOEINKOMMEN von 3.900 Euro monatlich fallen alle in dieselbe Kategorie“



      Ich sehe das Problem woanders: In diesem Satz werden Privatvermögen, Eigentumswohnung, Nettoeinkommen verglichen wie Äpfel mit Birnen. Verdient Herr Schwarz die 41,8 Mrd € etwa monatlich wie der Gutverdiener seine 3.900 €? Oder hat der Gutverdiener außer seinen 3.900 € auch ein prächtiges Eigenheim wie der Stadtbewohner oder wohnt er nur zur Untermiete, weil er sich die heutigen Mieten wegen umfangreicher Unterhaltszahlungsverpflichtungen nicht leisten kann?



      Den Bericht, auf den sich Herr Butterwegge bezieht, habe ich nicht gelesen. Interessant wäre, ob dieser Bericht noch Zusatzinformationen zur Kategorie-Einordnung enthält, die Herr Butterwegge vielleicht aus Zeit- oder anderen Gründen „übersehen“ hat.

      • @Pfanni:

        Er beklagt korrekt, was mE bereits Wolfgang Schäuble beklagt hat: Es gibt über eine bestimmbare Gruppe von Menschen keine Daten, und er beklagt dabei, was mW Wolfgang Schäuble nicht beklagt hat: das dies systematisch betriebener Vorsatz ist.

    • @tomás zerolo:

      Genau, die haben sich alle abgesprochen und die Wissenschaftler bestochen. Ganz große Verschwörung.

      • @Wonneproppen:

        Das müssen sie gar nicht. Das haben die ideologisch gefärbten und sich anpreisenden Auftraggeber*innen des Berichts auch so hinbekommen. Siehe auch:



        "Ja, der Bericht fungiert als politischer Persilschein. Unter der Rubrik „Zusammenfassung und Maßnahmen“ listet die Bundesregierung alles auf, was sie unternommen hat, und feiert das als Erfolg."

  • "Vor allem aber fehlt eine Analyse des strukturellen Zusammenhangs zwischen Armut und Reichtum."

    Auch Butterweges Kritik greift zu kurz. Er sieht Armut national und schaut nicht über den Rand des fett belegten deutschen Butterbrots hinaus.

    DE gehört in toto - auch mit den aus deutscher Sicht relativ Armen in DE - weltweit zu den 10% Reichen, die es sich mit ihrer Lebensweise auf Kosten der Umwelt und der Weltrestbevölkerung gut gehen lassen.

    • @Rudolf Fissner:

      Ihre Darstellung ist zu undifferenziert und relativierend, außerdem falsch! Es hilft nicht die relativ Armen und die absoluten Armen der Welt gegeneinander auszuspielen. Die Argumentation, die relativ Armen hier sind nicht arm, da es in anderen Ländern noch viel Ärmere gibt, ist keine hilfreiche Argumentation und ändert auch nichts an der berechtigten Kritik Butterwegges. Und die relativ Armen hier tragen am wenigsten zur Umweltbelastung bei und haben nun wirklich keinen Lifestyle "auf Kosten der Umwelt und der Weltrestbevölkerung!"

      www.mdr.de/wissen/...ndabdruck-102.html

      • @Jonas Herbst:

        Ausspielen?

        Ich rede von Hunger, Kindersterblichkeit, fehlender Schulbildung, nicht vorhandenem Gesundheitssystem usw. usw. usw.

        Und gleichzeitig beruht der Reichtum in DE, dass es diese Missstände hier nicht gibt, auch darauf, dass in anderen Ländern diese Misstände vorhanden sind denn der Reichtum in DE beruht auch auf Ausbeutung in anderen Ländern.

        Das sind Fakten, das ist kein Ausspielen von Armut.

        • @Rudolf Fissner:

          Das ist aber kein Grund, die relative Armut hier zu verharmlosen! Beseitigt werden muss beides. Die Missstände der relativen Armut hier und die der absoluten Armut weltweit. Das wird beides jeweils nur über eine Umverteilung funktionieren. Wie lauten Ihre Vorschläge?

  • Naja, selbst die Armen in Deutschland haben ein Recht auf eine gratis Wohnung, gratis Arzt und im internationalen Vergleich umfangreiche Leistungen. Und wer will schon steinreich sein. Macht auch nicht glücklich

    • @Wonneproppen:

      Genau, den Armen hier gehts doch prima, wenn man nach dem Sudan, Russland (!) oder Venezuela(!!) schaut. Schlimmer geht immer, ihr Armen!

    • @Wonneproppen:

      "Naja, selbst die Armen in Deutschland haben ein Recht auf eine gratis Wohnung, gratis Arzt und im internationalen Vergleich umfangreiche Leistungen." Das müssen sie bitte genauer belegen? Warum gibt es dann Obdachlose? Warum gibt es allein schon unterschiede zwischen PKV und GKV in der Behandlung? Und natürlich können wir uns auf das Niveau von Staaten wie Sudan besinnen. Sind sie dann auch für Korruption, Straßenkrieg, Bandenkrieg und wo auch mal Personen des reichen Lebens einfach mal verschwinden?

      Wir können natürlich es so machen, alles für die reichen und Konzerne, wohin das führt sehen wir ja aktuell. Bringt uns also nicht weiter.

    • @Wonneproppen:

      Haben Sie das Interview überhaupt gelesen? Es geht weder um die staatliche Unterstützung von Armen noch das vermeintliche Unglück der Reichen.

      • @K2BBQ:

        @K2BBQ War eine Antwort auf den Vorredner