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Ostdeutschland und die AfDMythos Revolution

Kommentar von Udo Knapp

Die meisten Ostdeutschen tun sich mit der Freiheit schwer, weil sie als DDR-Bürger die Diktatur mitgetragen haben. Der Erfolg der AfD passt dazu.

Die AfD passt zu Ostdeutschland und ist dort mehrheitsfähig Foto: dpa

Die DDR hat keine Revolution erlebt, sie ist implodiert, wie die anderen realsozialistischen Länder und die Sowjetunion auch.“ Dieses Zitat stammt von Hans Modrow, dem letzten Regierungschef der DDR. Es ist als Einspruch gegen den heute wie damals weithin gepflegten Mythos von der „friedlichen Revolution 1989“ zu verstehen. Die DDR war von Anfang an nichts anderes als die Diktatur der SED, die mit der Machtübernahme durch die von den Sowjets militärisch abgesicherte Ulbricht-Clique möglich wurde.

Bis auf den Aufstand der Berliner Bauarbeiter am 17. Juni 1953 hat es während der ganzen Lebenszeit der DDR – vom Aufbegehren einiger mutiger Einzelkämpfer einmal abgesehen – keine ernsthaften Versuche aus der Mitte der DDR-Gesellschaft heraus gegeben, sich das System vom Hals zu schaffen. Wie denn auch? Die SED-Staatsmacht war gnadenlos und brutal, und solange die russischen Panzer vor Ort bereitstanden, um die sozialistische Herrschaft auch mit Gewalt zu verteidigen, waren schon die Gedanken an eine revolutionäre Wende gefährlich. Schließlich wussten auch alle DDR-Bürger, dass sie auf praktische Hilfe jenseits der Ostpakte aus dem Westen nicht zählen konnten.

Außerdem gab es als Alternative zum Leben in der DDR ja schon von Anfang an und bis zu ihrem Ende die Republikflucht. Jeder, der nicht mitmachen wollte beim Aufbau des Sozialismus, konnte bis zum Mauerbau vergleichsweise einfach, dann bis kurz vor dem Zusammenbruch mit hohem, individuellen Risiko und gegen Ende der DDR wieder in großem Stil und großer Zahl einfach rübermachen. Die Republikflucht oder das Narrativ davon machten jeden Gedanken an den großen Kampf gegen die Diktatur der Partei überflüssig.

Genau betrachtet war die Republikflucht für die SED machterhaltend. In dieses strategische Kalkül gehört auch der Menschenhandel, den die SED mit ihren intellektuellen Widersachern betrieben hat – die gut organisierte, oft zwangsweise Ausbürgerung gegen harte Devisen, das war für beide Seiten auch politisch ein gutes Geschäft. Wer sollte sich vor diesem Hintergrund an die Spitze einer revolutionären Alternative stellen?

Revolutionäre gab es schlicht nicht

Sicher, in der SED gab es immer wieder spannende Momente intellektuellen Aufbruchs, die jedoch ohne jede Wirkung immer wieder erfolgreich erstickt wurden. Weiter gab es, von uns im Westen bewundert und umjubelt, weil es in unsere eigenen Revolutionsträume passte, die zwischen den Zeilen lesenden und lebenden, die unangepassten und bis zum Rauswurf mutigen Literaten, Künstler und Intellektuellen in der DDR, die von einem freiheitlichen Sozialismus, aber nicht von der Wiedervereinigung geträumt haben.

Aber Revolutionäre, zum politischen Kampf auf Biegen und Brechen bereite Menschen, das waren sie nicht und das wollten sie auch gar nicht sein. Auch der Zusammenbruch 1989 selbst war nicht die Folge der so mutigen Großdemonstrationen in Leipzig und anderswo. Er ist von der massenhaften Republikflucht über die Grenzen der Bruderländer ausgelöst und besiegelt worden.

Übrigens, die Republikflucht ist nach der Wende 1989 noch einmal richtig in Fahrt gekommen. Weit über eine Million DDR-Bürger, die gut ausgebildeten jungen Menschen vor allem und in großer Zahl junge Frauen, haben in den ersten Jahren nach der Wende die ehemalige DDR für immer verlassen. Die Organisatoren der Demonstrationen kurz vor der Wende, vom Neuen Forum bis zum Demokratischen Aufbruch, waren unter den DDR-Bürgern politisch nie wirklich mehrheitsfähig. Sie sind schon bei den ersten freien Wahlen nach 1989 von der politischen Bühne gefegt worden.

Eigene Schuld wird beschwiegen

Andersherum betrachtet: Die SED und ihre DDR waren bei der Bevölkerung über 40 Jahre lang gut aufgehoben. Die Mehrheit der dort gebliebenen 14 bis 16 Millionen Menschen haben die DDR-Diktatur nicht nur erlitten, sie haben sie mitgetragen, sie waren mehr oder weniger loyale, an ein Leben in der Diktatur angepasste Bürger. Ihr Mitmachen bei den Nazis ging bruchlos in das Mitmachen bei den DDR-Sozialisten über.

Eine Auseinandersetzung mit der eigenen Schuld beim Mitmachen in der ersten und dann in der zweiten deutschen Diktatur hat es in aller Offenheit in den Neuen Ländern bis heute nicht gegeben. So verwundert nicht, dass trotz des so erfolgreichen Zusammenführens der beiden Hälften in der Wiedervereinigung bis heute in den Neuen Ländern eine sich selbst tragende, selbstbewusst auf Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, auf Humanität und Freiheitsliebe fest gebaute Gesellschaft nicht entstanden ist.

Die AfD ist die ehrliche Stimme der aus dem muffigen DDR-Staatsheim immer noch nicht ausgezogenen Ossis

Die AfD ist in der geistigen Nachfolge der Nazis und der SED-Sozialisten in den Neuen Ländern zu Hause. Sie ist die ehrliche Stimme der aus dem muffigen DDR-Staatsheim immer noch nicht ausgezogenen Ossis. Die AfD ist ihre Partei, sie ist in Ostdeutschland politisch mehrheitsfähig. SPD, CDU und auch die Grünen dagegen versuchen, mit einer Erzählung von einer angeblichen Ignoranz gegenüber der Lebensleistung der DDR-Menschen und einer fortwährenden, strukturellen Benachteiligung mit immer neuen Millionen den Ex-DDRlern ihre politischen Vorlieben fürs Autoritäre, für den Hass auf alles andere, auf alles Fremde, auf alles Diverse, ihre Verachtung der Demokratie abzukaufen.

Die Kernfragen aber, die nach der politischen Identität der Ossis, deren über mehrere Generationen hinweg weitergetragene Verstrickung in beide deutschen Diktaturen, werden beschwiegen. Modrows Bild von der Implosion der DDR beschreibt präzise den Zusammenfall der Hülle, des Drumherum-Staatstheaters der SED-Diktatur. Ein wirklicher Aufbruch zu den Ufern der Freiheit aber ist bis zum heutigen Tag ausgeblieben. Möglicherweise ist ein solcher Aufbruch aber auch nur biologisch, in den Händen der nächsten Generationen möglich.

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90 Kommentare

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  • „Die DDR hat keine Revolution erlebt, sie ist implodiert, wie die anderen realsozialistischen Länder und die Sowjetunion auch.“ Dieses Zitat stammt von Hans Modrow, dem letzten Regierungschef der DDR."

    Ich vermute, nicht die DDR ist implodiert, die überlebte Modrows Amtszeit, sondern das gesamte Gorbatschow Konzepte Glasnost, Perestroika implodierte durch eine DDR Nomenklatur, die, Hans Modrow eingeschlossen, im krassen Widerspruch zu diesem Konzept hochmütig agierte, wie deren SED Chefideologe Albert Norden 1988 im Neuen Deutschland mit der Formulierung, wenn unser Bruderland UdSSR die Tapeten wechselt, müssen wir das nicht auch noch tun.



    Während die SED Perestroika, Glasnost ideologisch ablehnte, suchten Teile westdeutscher Nomenklatur Elite, diese umarmend durch fadenrissige Begeisterung mit dem gleichen Ziel, wie die SED Nomenklatur, sie implodieren zu sehen, zu erdrücken, siehe Klaus von Dohnanys kleines Büchlein Herbst 1989 "An die Herren Revolutionäre in der Deutschen Demokratische Republik (DDR)"

  • Vielleicht leiden Pegida Ossis ähnlich wie AfDler an fehlender SED bzw NSDAP Parteiinie, so dass ihnen bei allem redlich wackeren Bemühen um Diskurs jede Meinungsbekundung ungewollt schroff und schrill zum unabdinglich "Inneren Reichsparteitag" ins Ungefähre gerät, der im Leiden an Deutschland, wie Alexander Gauland über Björn Höcke raunt, keine Widerrede zu erdulden vermag?

  • Die AfD passt so wenig zu Ost- wie Westdeutschen, sie wird ihnen durch die politische Lage frei Haus geliefert wie ein unangeforderter Schnäppchenkauf "Jetzt Kaufen, später Zahlen" auf Basis eines zinslosen Auto Kredits, der erst nach Jahren dann aber überraschend doch verzinst bedient werden muss.

    Die DDR Bürgerbewegung war Erfahrungen des am Blocksystem Kalten Krieges gescheiterten Prager Frühlings 1968 geschuldet, nicht auf Revolution sondern als Reform real-existierenden Sozialismus auf Basis des Konzepts Glasnost, Perestroika Michail Gorbatschows ausgerichtet, das innerhalb der DDR SED Nomenklatur Einheit von Wirtschaft und Sozialpolitik im Widerspruch zu Gorbatschow nicht nur zur Fraktionierung geführt hatte, sondern zu hoher Staatsverschuldung in West Valuta bei Gefahr drohender Zahlungsunfähigkeit der DDR, Schwerter zu Pflugscharen bürgerbewegt auf keinen Fall die Balance des in Jahrzehnten austarierten Machtverhältnis Ost und West zu gefährden .

    Systemrelevante Teile westdeutscher Eliten in Gesellschaft, Medien, Politik, Wirtschaft, Kultur, transatlantisch vernetzt, sind seit 1989 darauf aus, das Konstrukt DDR jetzt neue Bundesländer als das sozialpsychologisch-verhaltensbiologische einst "Feindbild" seit Nine Eleven 2001 "Gefahrenzone" "No Go Area" zu nähren, auf dass es jetzt dazu kommt, dass West Import in Gestalt der AfD Granden Gauland, Höcke, Meuthen in die Bresche springt, dieses "Feindbild" in real-existierenden Stimmen Zuwachs bei Wahlen zu befeuern, um wie 1989 nach Tschernobyl GAU 1986 drohend gesellschaftliche Umwälzungen in Westdeutschland damals durch die Grünen, Anti AKW Bewegung, Umweltschutz, Verbraucherschutz Friedensbewegte das Wasser abzugraben wie jetzt Fridays for Future Klimaschutz, UNO Atomwaffenverbot 2017, strafrechtliche Aufarbeitung von Dieselgate, legale Wege für Migration, Krisen- , Kriegsflüchtlinge.

  • Das Abwandern von 1 Millionen Bürger ist keine „Republikflucht“. Es ist schlicht und einfach nur die Suche nach einem guten Job in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit. Die Karten Wohnungsleerstand www.bbsr.bund.de/B...ungsleerstand.html und Arbeitslosigkeit www.landatlas.de/b...ur/alq_mittel.html decken sich weitgehend.

  • 0G
    06313 (Profil gelöscht)

    "Die meisten Ostdeutschen tun sich mit der Freiheit schwer, weil sie als DDR-Bürger die Diktatur mitgetragen haben." Ist das nicht eine etwas zu pauschale Aussage. Außerdem, was blieb ihnen anderes übrig? Dasselbe gilt übrigens aber auch für die Deutschen, die in Ost und West die NS-Diktatur mitgetragen haben. Vielleicht ist das ja eine deutsche Wesensart: Obrigkeitsdenken? Sich unterordnen? Die da oben haben bestimmt recht.

  • Es lebe der "antifaschistische Schutzwall 2.0"!

    Harter Tobak und in Teilen sicherlich die Grenzen der political correctness überschreitend, ABER - runtergebrochen auf die in der "DDR" verbliebenen "ewig Gestrigen" - in weiten Teilen sicher richtig!

    Diese "ewig Gestrigen" lassen Assoziationen an die Bürger der Weimarer Republik aufkommen: Sich geistig verblendet fortgesetzt "Dolchstoß"verraten fühlend, demokratieunerfahren, und mit dem "neuen" "ihnen aufoktroyierten" politischen System "Demokratie" stets fremdelnd und auf ablehnend distanziertem Abstand bleibend, und sich ALS DAUER"OPFER" beklagend und begreifend.

    Die im Artikel geäußerte Hoffnung einer "biologischen" Lösung vermag ich nicht zu teilen, da wir uns ja bereits 30 Jahre nach dem Mauerfall befinden und der Zulauf alters-junger "Opfern" sehr hoch ist.

    Der Vollständigkeithalber sollten wir allerdings nicht vergessen, dass auch im Westen die Aufarbeitung von 1933-45 ziemlich "flach" ausfiel. Dennoch war dies um ein Vielfaches mehr, als die sich nicht als Nachfolgestaat von Nazideutschland begreifende DDR an Aufarbeitung jemals vermochte.

    Ich gestehe offen: Bevor Deutschland jetzt für lange Zeit bis auf Dauer AfD & Co. gesteuert noch WEITER nach RECHTS rückt, sollten wir gesamtdeutsch (Volksbefragung?) SEHR ERNSTHAFT darüber nachdenken, ob wir den "Opfern" nicht ihre Freiheit "zurückgeben" sollten, abgerundet durch ein nettes Mäuerlein mit bereits bekannt eingeführtem Namen:

    "antifaschistischer Schutzwall"!!!!!!!!!!!!!!

    PS: Wenn AfD & Co. bei den kommenden Landtagswahlen dick absahnen und gar (mit) die Regierung stellen sollten, so plädiere ich dafür den betroffenen Ländern ALLE Gelder und Zuschüsse ersatzlos zu streichen, soweit dies unser GG dies irgendwie hergibt.

    Ich kann diese "Opferrolle" und das ständige Vergiften des politischen Klimas durch die (ja durchaus hoch aggressiven) "Opfer" einfach nicht mehr ab.

    • @tazeline:

      Tut mir leid, aber Sie wurden offensichtlich nicht in einer Demokratie sozialisiert! Sagt Ihnen einer, der in schrecklicher Diktatur erwachsen wurde. Verstehen Sie mich nicht falsch: die Höckes, Gaulands, Weidels und deren einfältige Mitläufer gehen mir absolut gegen den Strich. Aber wir können wegen denen nicht den Föderalismus und demokratische Regeln mal eben beerdigen. Ihre Äusserungen tragen schon diktatorische Züge. Einfach nochmal ins Grundgesetz schauen, vllt. verstehen Sie ja doch noch den Sinn von Meinungs-, Religions-, Versammlungsfreiheit. Es geht nicht darum, dass alle Meinungen genehm sein müssen.



      Wir alle wären klug beraten, nicht ständig über AfD-Stöckchen zu springen, sondern die eigenen, die wichtigen Themen hochzuhalten: digitaler Wandel, Bevölkerungsentwicklung, Mobilitätskonzepte, Klimawandel. Alles Themen, bei denen zumindest für die Landtagswahlen die Nicht-AfD-Wähler, also mehr als 75%, Antworten erwarten, die auch noch auf die landespolitischen Besonderheiten heruntergebrochen werden müssen.

    • @tazeline:

      "Wenn AfD & Co. bei den kommenden Landtagswahlen dick absahnen und gar (mit) die Regierung stellen sollten, so plädiere ich dafür den betroffenen Ländern ALLE Gelder und Zuschüsse ersatzlos zu streichen, "

      Was Sie und das Gros der Kommentare hier betreiben ist "alle in einen Sack und draufhauen, es trifft die richtigen". Solch eine überhebliche undifferenzierte Sicht auf den Osten ist erschreckend, aber irgendwo muß der politsch korrekte Mensch ja auch mal seinen Frust ablassen dürfen. Geht bei den Ostlern ganz gut, sind ja Deutsche, also kommt man nicht in Gefahr ein pc-Fettnäpfchen zu erwischen und dann sind "die" so herrlich undankbar. Ich betone besonders das Wort "die" weil es ja um alle Ostler geht, sind ja alle gleich. Genaiso wie "die" Westler" alles Vorzeigedemokraten, ohne jeden Hauch von undemokratischem Gedankengut in den Köpfen sind.

    • @tazeline:

      Ich kann Ihnen weitgehend zustimmen, bitte aber nochmal darüber zu sinnieren, ob Sie nicht in die von vielen Ossis beklagte Überlegenheitsfalle tappen, wenn Sie nach dem Motto "Wer bezahlt, bestimmt" etwaigen AfD-Territorien den Geldhahn abdrehen wollen. Hätten Sie das auch bei entsprechenden West-Ländern vorgeschlagen, die z. B. seinerzeit zu eifrig Herrn Schönhuber und seinen Getreuen zujubelten?

      • @Normalo:

        " AfD-Territorien den Geldhahn abdrehen (...). Hätten Sie das auch bei entsprechenden West-Ländern vorgeschlagen, die z. B. seinerzeit zu eifrig Herrn Schönhuber und seinen Getreuen zujubelten?" (Normalo)



        Entschuldigen Sie, wenn ich mal kurz störe (bin auch gleich wieder weg): Die genannte Option hätte sich damals ja wohl ins Gegenteil verkehrt. Herr Schönhuber war nämlich ausschließlich in Bayern aktiv - und Bayern ist damals beim Länderfinanzausgleich kein Zahlungsempfänger gewesen, sondern das Gegenteil. Ein Drehen an diesem Hahn hätte jeden trocken gelegt der daran gedreht hätte.



        Aber generell verstehe ich die Kritik von Tazeline sehr gut.



        Unabhängig von AfD-Wahlergebnissen ist es tatsächlich schon lange Zeit dafür die sog. "Solidaritätsabgabe" erst mal zu stoppen und die Sinnhaftigkeit deren Vergabekriterien nachzujustieren. Es ist nämlich einfach Fakt, dass mittlerweile manche Westbezirke schlechter dastehen als einst die im Osten: Niederbayern, Oberpfalz, Mittelfranken usw. bedürften mindestens ebenso dringend der solidarischen Förderung.

        • @LittleRedRooster:

          Bedauerlicherweise waren die Republikaner außerhalb Bayerns sogar noch erfolgreicher als im Freistaat - auf Länderebene vor allem in Berlin und Baden-Württemberg (ok, das ist auch chronischer Nettozahler). Aber Jubler fanden sich wohl bundeswiet, so bajuwarisch sozialisiert auch der Vorsitzende war.

      • @Normalo:

        Eindeutig JA!

        Denn wir müssen, egal ob West oder Ost den "ewig Gestrigen" umfassend den Hahn zudrehen, und so deutlich machen, dass eine solche "politische" Haltung bei uns keine "Heimat" findet.

  • Die Deutungshoheit über die Geschichtsschreibung liegt IMMER in den Händen der Sieger oder der Stärkeren. Und hier in dem Kommentar wird ohne Schnörkel diese Deutungshoheit rabiat und ohne Skrupel beansprucht.



    Ich bewerte dies als zeitgeistige Tendenz, komplexe Sachverhalte auf griffige und oberflächliche Schlagwörter zu reduzieren. Mir genügt diese enorme Anspruchslosigkeit nicht. Westpropaganda kenne ich zur Genüge.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      Leider kann ich Ihre Entrüstung im vorliegenden Fall so gar nicht nachvollziehen. Ich befürchte, da geht doch einiges durcheinander.

      Seit 1989/1990 kann und darf ein Jeder seinen Mostrich auf die gesamtdeutsche Wurst streichen. Davon wurde von Anfang an bis heute ausgiebig Gebrauch gemacht, bis es Einem aus den Ohren herauskam.

      Die jubelnden und hupenden Osis in ihren Trabis und Wartburgs sind das für Sie Kronzeugen der "Westpropaganda"?

      Ich sehe hier auch keine "zeitgeistige Tendenz" - es sei denn, Zeitgeist umfasst für Sie Jahrzehnte. Für mich nicht.

      Falls Sie verstanden werden wollen: Aussagen anhand von Beispielen belegen - wie das morgendliche Frühstücksbrötchen.

    • @Rolf B.:

      Widerlegen wäre besser als Desavouieren.

      Nur ein Tipp.

      • @Normalo:

        Wie soll ich denn eine herrschende Meinung widerlegen, die ausschließlich begründet ist aus dem Wessianspruch, stets alles besser zu wissen?



        Der Anschluss der DDR ist eine unrühmliche Story mit unzähligen Erniedrigungen und der totalen Ignoranz der Befindlichkeiten der vorher so mitleidsvoll bezeichneten "Brüder und Schwestern", die dann gründlich über den (Wessi) Tisch gezogen wurden.

        • @Rolf B.:

          "Wie soll ich denn eine herrschende Meinung widerlegen, die ausschließlich begründet ist aus dem Wessianspruch, stets alles besser zu wissen?"

          Wenn diese Meinung wirklich auf so dünnem Eis stünde, dann sollte es doch ein Leichtes sein, sie mit Fakten und Sachargumenten zu entlarven. Stattdessen liefern Sie ungefragt auch noch eine Bestätigung. denn dieses Posting komprimiert mehr Passivität, Larmoyanz und Fremdschuldsuche in zwei Sätzen, als die sprichwörtliche schwäbische Hausfrau im ganzen Leben zusammenbringt.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @Rolf B.:

          Wie immer bei Verführungs'theorien' so greift auch hier der Ansatz nicht, dass auf der einen Seite die 'bösen' Täter des Westens und auf der anderen die 'guten', moralisch reinen Opfer des Ostens stünden.

          Auch Opfer haben Täter-Anteile, wie der Blick auf das am wenigsten ruhmreiche Kapital deutscher Geschichte zeigt. Stichwort: Diktatur - die Veranstaltung der Schwachen über noch Schwächere.

          Es können nur die Menschen verführt werden, die sich auch verführen lassen. Mich hat in meinem Leben NIE jemand (zu was auch immer) verführt, was ich nicht wollte. Einfache Logik.

          [...]

          Dieser Kommentar wurde gekürzt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette. Vielen Dank, die Moderation

           

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @76530 (Profil gelöscht):

            Immer wieder erfreut es mein großes Herz, wenn meine Worte auch die Moderation erreichen. Ich lese gerade über das Thema 'Selbst-Entblößung'. Spannend, spannend.

        • @Rolf B.:

          Dazu gibt es auch differenziertere Sichtweisen.

          • @Hanne:

            Und die wären?

  • Ein interessanter Beitrag mit einigen kleineren Schwächen. Der Ausreiseantrag als Alternative zur Republikflucht hätte gern erwähnt werden dürfen. Auch die Tatsache, dass 40 Jahre DDR-Geschichte natürlich auch bedeuteten, dass die Mehrzahl der DDR-Bürger 1989 nicht mehr die bequem, quasi per Federstrich entschuldigten Mitläufer des NS-Regimes waren, sondern sich die Modi der Anpassung schon auch wandelten. Und schließlich der Hinweis, dass das Narrativ vom ersten antifaschistischen Staat auf deutschem Boden durchaus unter Intellektuellen Bindekraft entfaltete. Kann man heute doof finden, aber es gab schon mehr als nur eine von sowjetischen Panzern abgesicherte Parteiclique und eine mitlaufende, autoritär gesinnte Bevölkerung. Auch nicht ganz unwichtig (und eine kleine Warnung): mit Autoritätsgewöhnung, Mitläufertum und Miefigkeit allein lässt sich der Anklang der AfD auch wieder nicht erklären. Wer die Erfahrungen seit der Wende und das politische Versagen bei der Förderung zivilgesellschaftlicher und antifaschistischer Initiativen ausblendet, kommt leicht ins essentialisieren.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    In meinen Augen einer der besseren Beiträge in der taz der letzten Wochen.

    Ganz besonders gefällt mir, dass mal deutlich Fragen zu Form und Inhalt zum Thema werden. Ich teile die Aussage Modrows respektive die Interpretation von Herrn Knapp.

    Das inhaltsleere Geschwurbel von der 'friedlichen Revolution' bereitet mir heute wie am ersten Tag Fracksausen. Deutsche und Revolution: nach 1848 ein Widerspruch in sich selbst. Im Osten wie im Westen. Und: Komme mir keiner mit 68!!!

    Zeit, mit den Mythen aufzuräumen - und sich auf den Weg zu den Blüten



    aufzumachen. I have a dream.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @76530 (Profil gelöscht):

      Da kann ich Ihnen heute nur komplett zustimmen.

      Darauf sollten wir anstoßen.

      Nur eins: Nicht von den Mythen zu den Blüten, sondern von den Mythen zu den Mythen in Tüten:

      www.youtube.com/watch?v=SZLJC7r_OJc

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @88181 (Profil gelöscht):

        Inhaltlich noch den hinterher: Ihre Worte sind fast schon beängstigend. Oscar Wilde begann zu zweifeln bei häufigem Zuspruch. Ich lebe an diesem Punkt in seiner Tradition.

        Hingegen könnten wir langsam erste Überlegungen anstellen, zusammen zu ziehen. Bei so viel Harmonie. ;-)

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @76530 (Profil gelöscht):

          Ich weiß, wie so etwas endet:

          Irgendwann macht man die Klo-Türe nicht mehr zu.....

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @88181 (Profil gelöscht):

            Na, da hat das kleine Herzchen aber schwer geboppert...

            Inhaltlich jedoch keine Einwände. Mein Langzeitgedächtnis sagt mir auch: Da war doch was ...

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @88181 (Profil gelöscht):

        Auf die Schnelle:

        musikalisch d'accord, habe ich noch 'Pogo in Togo' hinterhergeschoben.

        Zu mehr langt's grad net. Des Sauerstoffzelt ruft ... xxxxxxxxx in Angola ...

  • Kurz und knapp, Herr Knapp Sie lehnen sich da sehr weit aus dem Fenster.



    Die dummen Ossis haben nie rebelliert, was die Westdeutschen auch nicht taten nebenbei, also sind sie zu dumm um Demokratie zu begreifen.



    Die AfD, geführt von einem Wessi und einer Steuer-Schweizerin, ist also eine ostdeutsche Partei...



    Ja ne... is klar.



    Aber am meisten regt mich Ihr letzter Satz auf.



    "Möglicherweise ist ein solcher Aufbruch aber auch nur biologisch, in den Händen der nächsten Generationen möglich." münzen wir diesen mal um. Auf türkische Mitbürger. "Der Türke kann die Demokratie nicht verstehen, das können wir biolisch erst seinen DEUTSCHgeborenen Kindern beibringen." Am (west)deutschen Wesen, wird Welt genesen oder wie?



    Zur Info, ich bin Jahrgang 1985, in der damaligen DDR in Leipzig geboren und habe bisher mein ganzes Leben hier gelebt.



    Ich sehe mich selbst als Antifaschist, habe SPD und LINKE gewählt.



    Aber nach Ihrer Aussage bin ich wahrscheinlich ein Alt-SEDler der die LINKE wählt weil sie mich an die SED Diktatur erinnert...

    • @derSchreiber:

      Ja, das ist auch in Hinblick auf Migrationsbewegung aus der Türkei, aber auch anderen Ländern statistisch belegt - die zweite Generation ist deutlich erfolgreicher in der neuen Gesellschaft, kennt die Wege und kann sie nutzen.

      www.migazin.de/201...geln-einheimische/

    • @derSchreiber:

      Immer diese Reiz- und Abwehrhaltung.

      Für mich trifft der Artikel voll ins Schwarze und selbst in der DDR geborene und in den 1980er alternativ sehr aktive sehen das so. Aber das sind wohl die wenigen Reflektierten, die auch die DDR schon anders haben wollten und vor allem keine Wiedervereinigung nach der "Revolution", heute aber "froh" drum sind, dass es doch so gekommen ist, weil die DDR es alleine mit diesen Bürger/innen nicht geschafft hätte ein demokratischer Rechtsstaat zu werden. So die Aussage von ehemaligen DDR-Bürger/innen, die immer noch im "Osten" leben! (und nicht AfD wählen)

      • @Hanne:

        aha, das ist also eine Abwehrhaltung, wenn sich jemand dagegen verwahrt in die Naziecke gestellt zu werden.

        Verraten sie doch aus welchem Bundesland sie kommen und dann sage ich Ihnen welche politische Richtung Sie sind. Ist ganz einfach, Landesregierung=Ihre politische Gesinnung. Moment mal im Osten regiert ja noch nicht mal die AFD. Haben Sie ein Glück, dann könnte ich Sie also doch noch zur CDUlerin stempeln, auch wenn Sie aus Niedersachsen kämen.



        Merken Sie was?

        • @nutzer:

          Ja, noch mehr Abwehrhaltung anstelle von Analyse.

  • Ah, da taucht rund 25 Jahre nach der Vereinigung die AFD auf und wird von 25% der Ostdeutschen gewählt und der Schreiberling zieht eine nahtlose Linie von den Nazis über die SED zu heute.



    Wo waren die autoritären Nazi in den 25 Jahren dazwischen?



    25% der Ostdeutschen als Holotypus der Ostdeutschen zu diffamieren, halte ich für sehr vermessen.



    Insgesamt zeigt der Autor eine sehr große Nähe zur Vereinfachung und Pauschalisierung, die selbe Argumentation in Bezug auf andere Menschengruppen würde glatt als Rassismus durchgehen.



    Der Autor zeigt eindrücklich das ein Mitglied "eine(r) sich selbst tragende(n), selbstbewusst(en) auf Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, auf Humanität und Freiheitsliebe fest gebaute Gesellschaft" (denn das ist der Westen wohl, in den Augen des Autors) zu einer differenzierten und vorurteilsfreien Betrachtung in der Lage ist. Welch ein Glück das populistische und verallgemeinernd abwertende Gedanken heute in westlich linken Köpfen keinen Platz mehr haben.

  • Der oberschlaue Schreiberling sollte sich mal klarmachen was die Treuhand im Osten angerichtet hat.Nachdem dort eine Deindustrialisierung statt gefunden hat auf Begeisterungsstürme hoffen ist wohl Wunschdenken.Dazu kommt das der Vefassungsschutz nach der Wiedervereinigung mit V-Leuten aus dem Westen und viel Geld die rechte Szene regelrecht aufgebaut hat.Bestes Beispiel ist Tino Brandt aus Hessen.

    • @Hans Peter Sommer:

      Im Osten gab es nicht viel anzurichten, Betriebe und Infrastruktur waren verottet!



      Außerdem sind die Märkte für Produkte aus der ehemaligen DDR total zusammengebrochen, als diese Produkte mit DM bezahlt werden mußten!



      Direkt nach der Wende wußten die Menschen das noch; doch dann setzte rasch die Legendenbildung ein, mit der die eigene Verantwortung für die desolate Lage abgewehrt werden konnte. Schuld haben immer die anderen: "Die Freunde", "Die Treuhand" , "Der Westen", "Merkel" . "die Flüchtlinge"



      Der Artikel liefert eine sehr gute Beschreibung der Mentalitätsentwichlung der noch in den neuen Bundesländern lebenden Menschen. Die meisten freiheitsliebenden und fitten sind schon längst abgewandert.



      Deshalb sollte man den neuen Bundesländern auch nicht zu viel Bedeutung bei messen [...]

      Beitrag gekürzt. Bitte beachten Sie die Netiquette. Vielen Dank! Die Moderation

      • 0G
        05031 (Profil gelöscht)
        @Thomas Dreher:

        [...] Kommentar entfernt. Die Aussagen, auf die sich Ihr Beitrag bezieht, wurden bereits editiert. Die Moderation

        • @05031 (Profil gelöscht):

          Ich gebe zu das meine Aussage ein wenig pauschal ist.



          Natürlich gibt es auch in Sachsen Inseln der Hoffnung wie z. B Leipzig.



          vieleicht sollte man aus Teilen von Sachsen, Sachsen Anhalt, Brandenurg und Thüringen ein neues Bundesland für "echte völkische Deutsche" basteln, damit der Rest der Republik sich demokratisch sozial und ökolgisch weiterentwickeln kann.



          Die freiheitliebenden Menschen die aktuell in den Gebieten des zu gründenden Freistaates leben müßte man natürlich um ihrer Sicherheit willen evakuieren.



          In diesem "Freistaat Volksdeutschland" können die "echten Deutschen dann billigsest Schweinefleisch mampfen, alte Diesel fahren, Braunkohle verbrennen und auf den Rest der Welt schimpfen.



          Ich hätte auch schon eine schöne Devisenquelle: Asiatischen Touristen werden in ausgedienten Schützenpanzern Touren durch Volksdeutschland angeboten, Dann können sie durch die Sehschlitze die "Fidschis raus" grölendende Meute fotografieren.

          • 0G
            05031 (Profil gelöscht)
            @Thomas Dreher:

            "Die freiheitliebenden Menschen die aktuell in den Gebieten des zu gründenden Freistaates leben müßte man natürlich um ihrer Sicherheit willen evakuieren."

            ist das also gewissermaßen ihre persönliche vorstellung von "umvolkung", oder wie das bei diesen höckianern heißt? wieso dann nicht mehr demokratisch-sozial-ökologisch weiterentwickelte (w/r)estrepublikaner hinschicken? aber halt - die kamen ja schon 1990 zum treuhändeln und abwickeln. die erfolge sehen wir jetzt.

            im ernst: eine gesellschaft, die immer nur von werten faselt, gegen die sie permanent selbst verstößt, erledigt sich irgendwann von selbst. was demokratie ist, hat jedenfalls der "westen" dem "osten" nie glaubhaft vorgelebt.

      • @Thomas Dreher:

        Sie sollten sich einmal etwas näher mit der Thematik befassen. Sie vertreten hier genau die westliche Legende.

        • @nutzer:

          Stimme @THOMAS DREHER zu.



          "Westliche Legende" ist auch so eine Opferabwehrhaltung, um selbst keine Verantwortung übernehmen zu müssen. Armselig und vor allem erschreckend, aber genau um diese Menschen wie Sie geht es wohl. Getroffene Hunde bellen gern.

          • @Hanne:

            Ist schon erstaunlich, wie Sie jedem einen Opfermythos andichten, der nicht Ihrer Meinung ist.



            Evtl hilft es ein mal zu differenzieren.



            Es ist einfach entmutigend, wie Menschen, die sich vermutlich als links begreifen solche populistisch vereinfachten Sichtweisen verbreiten.



            DER OSTLER, Leipzig = 100% gut, DER REST alles schlecht.



            Ich wußte nicht, das in linken Kreisen solche Blut und Boden Denke salonfähig ist. Der Geburts- oder Wohnort bestimmt also in Ihren Augen, den Charakter, die politische Gesinnung, etc.?



            Es geht nicht um den Osten, es geht darum, das in vermeintlich progressiven Kreisen genau solch eine Denke möglich ist, wenn es nur die richtigen trifft.

            • @nutzer:

              Die Freunde und Kollegen, die gebürtig aus der DDR kommen (geboren bis 1989), können sehr wohl ihre Mitbürger/innen von gleichem "Boden" differenziert betrachten, aber die sehen das leider auch nicht so wie Sie es gerne möchten. Es ist einfach zu vieles recht offensichtlich im "Osten". Und man muss in manchen Punkten auch mal was benennen, reflektieren und analysieren, auch wenn es weh tut. Aber nur so kommt mensch vorwärts - auch im Osten.

  • Gibt es eigentlich zumindest theoretisch irgend eine Möglichkeit, den Anschluß von 1990 rückgängig zu machen um den Osten wieder loszuwerden? Und wenn es die Auflösung und Neugründung der Bundesrepublik wäre.

    • @Bunte Kuh:

      Nachtrag.

      Ich bin selber Leipziger, habe aber gut 6 Jahre im Umkreis auf dem Land arbeiten müssen und in dieser die dortige Mentalität der Leute nicht nur hassen, sondern leider sogar verabscheuen gelernt.

      Die leben in der Tat immer noch in ihrer "DDR", obwohl es die schon 30 Jahre lang nicht mehr gibt. Und sie jammern ihr sogar hinterher.

      Das mal als kleiner Erfahrungsbericht vor Ort, der nicht irgendwo theoretisch am Schreibtisch entstanden ist.

      • @Bunte Kuh:

        Ja, es gibt eine große Diskepanz zwischen der Stadt und dem Umland. Ich erlebe das auch so.



        Aber auch das immer so gelobte Leipzig ist für viele Menschen mit Migrationshintergrund oder PoC kein einfacher Ort.

  • Viel Verachtung in diesem Artikel, Jede Menge Falschbehauptungen und Unterstellungen. Zunächst einmal ist die AfD eine Partei ihrer westdeutschen Gründer, und finanziert von westdeutschem Geld. Die Fußtruppen stellt in der Bundeswehr wie in der AfD hauptsächlich der Osten. Ich finde, es sollte sich das Teil-Land für die AfD verantwortlich fühlen, daß die Gründer und die Häuptlinge stellt.

    Hübsch auch das "erfolgreiche Zusammenwachsen". So kann man die Kolonialisierung des Ostens samt völliger Marginalisierung der Eingeborenen auch beschreiben. (Abgesehen halt von einem Pfarrer und einer Pfarrerstochter. Aber Überangepaßte (sowas wie Condoleeza Rice) zeigt man halt auch gerne vor.

    • @eremit:

      "Ich finde, es sollte sich das Teil-Land für die AfD verantwortlich fühlen, daß die Gründer und die Häuptlinge stellt."

      Ein in seiner Demokratie-Unverständigkeit selbstentlarvender Satz. Die "Häuptlinge der AfD" sind sind nicht die Machtquelle der AfD. Ein paar Spinner, die völkischen Mumpitz denken, gibt es immer. Ein paar weitere Schlauberger, die völkischen - oder noch völkischeren - Mumpitz nur lautstark aufsagen, weil das die schnellste Methode ist, ohne politische Kompetenz an ein demokratisches Gefolge zu kommen, können nicht weit dahinter sein. Sowas sind unvermeidliche Elemente einer pluralistischen Gesellschaft

      Aber Millionen von Menschen, die diesem Mumpitz zuhören, und dann seinen Verkäufern ihre echte, wahre, ernstgemeinte demokratische Stimme geben - die sind verdammt nochmal selbst verantwortlich, dafür, dass die dann auf einmal eine politische Macht sind. Und die, die daneben stehen, aber sofort mit dem Finger wieder auf irgendwen weit weg weisen, der sei doch schuld - die sind nur GANZ marginal besser.

      ps "Marginalisierte" gibt es vor allem da, wo sich die Passiven und die Ohnemichel scharen. Das ist völlig unabhängig vom Wohnort.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @eremit:

      Inwiefern ist Condoleeza Rice überangepasst?

      Weil sie nicht in einem Ghetto mit Drogen dealt?

  • " So verwundert nicht, dass trotz des so erfolgreichen* Zusammenführens der beiden Hälften in der Wiedervereinigung bis heute in den Neuen Ländern eine sich selbst tragende, selbstbewusst auf Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, auf Humanität und Freiheitsliebe fest gebaute Gesellschaft nicht entstanden ist."

    Tja, liebe von Euch selbst eingenommene Besserwessis: Bei Euch gibt es das trotz aller Simulation eben auch nicht. Demokratie in Europa gibt es allenfalls in der Schweiz. Und Rechtsstaatlichkeit nur da, wo ein Geldkofferschmuggler nicht Minister und eine verurteilte 0,4 Milliarden Veruntreuerin namens Lagarde nicht EZB-Präsidentin wird -- also in ganz Europa nicht.

    Was könnte mit Humanität gemeint sein, in einem Staatenbund, an dessen Grenzen alle zwei Monate mehr Menschen verrecken, als die Gesamtleistung der Mauer in 40 Jahren hergibt? Welche offizielle Humanität bringt Mitarbeiter des Bamf dazu, Vollsanktionen am liebsten gegen Jugendliche zu verhängen? Welche Freiheitsliebe bringt uns dazu, in Afrika bewaffnet die Angelegenheiten der alten Kolonialmächte zu unterstützen?? Welche Friedensliebe ist die Ursache gewesen, die Vorbereitung von Angriffskriegen zu legalisieren?

    Nöö - Selbsterkenntnis völlige Fehlanzeige, und ihr Wessis könnt nix dafür - zuviel subtile Propaganda, über die ihr nicht hinweg könnt; da hatten wir im Osten mehr Glück, unsere Propaganda war viel leichter durchschaubar. Eure leider erst, als wir ein paar Jahre lang versucht hatten, so opportunistisch und angepaßt zu sein wie ihr.

    Wobei man Euch immerhin zugutehalten muß, daß ihr zuletzt versucht habt, auf solche Belehrungen von oben herab vom intellektuellen Standpunkt eines Volkes, das glaubt, alles richtig zu machen, also im Bewußtsein des amtlich beglaubigten richtigen Standpunkts (da sieht selbst der geübteste Genosse blaß aus gegen den Autor dieses Artikels), besser zu tarnen, als es hier gelungen ist.

    Gute Besserung!

    • @eremit:

      Danke!



      Treffend formuliert, sag ich als Wessi...

      • @5ender:

        Schließe mich an.

    • @eremit:

      Sowas klingt immer, als würde da jemand die Realität an irgendeinem herbeigeträumten Idealzustand messen und dann zu dem Schluss kommen, dass ja alles nur Mist ist und alles supertoll wäre, wenn es nur so wäre, wie er es sich gerade ausdenkt. Und dann die Realität mit allem, was ist, einfach in der Luft zerreißt.

      Das ist aber genau das Gegenteil von Politik. Die muss nämlich mit dem arbeiten, was da ist. Als "Eremit" sich nachts um vier irgendetwas zusammenzudenken, ist nicht schwer, sondern viel zu einfach.

  • Revolutionäre, zum politischen Kampf auf Biegen und Brechen bereite Menschen - wo sind sie heute?

  • Nein, ich denke es geht nur um Rassismus, also biologisches Denken und Angst vor anderen Hautfarben und Kulturen.



    ja und entsprechend ist es in Osteuropa.



    Es ist teilweise von der Isoliertheit ableitbar aber nicht von der SED/ DDR.



    Opferkonkurrenz.



    Der Rassismus ist die Reaktion auf die globale Migration.

  • Hans Modrow ist ja eine seltsame Quelle. Sicher, bei der Linkspartei darf der 90+ Grande auch weiterhin seine kruden Ältestenratmanifeste für den Frieden verlesen, aber zitierwürdig, nein.

    Man sollte genau die Höcke-Rede in Cottbus sich anschauen, um zu sehen, was die AfD da für Narrative spielt.

  • Welch abstruse aberwitzig unterkomplexe These. Wenn man nach ihr ginge wäre den meisten Menschen in der BRD bis in die 80er die Demokratie schwer gefallen, weill sie in die NS-Diktatur verstrickt gewesen waren.

    Sorry, da macht es sich drr Autor etwas arg einfach.

    • @J_CGN:

      Das waren "nur" 12 Jahre und das ist definitiv was anderes als 40 Jahre Diktatur.

      Die westdeutsche Gesellschaft konnte nach dem grauenhaften und verursachsten Krieg auf die Zeit von vor der Naziregierung recht einfach zurück greifen. Nach 40 Jahren und mehreren Schulgenerationen geht das nicht so einfach.

  • "Die Mehrheit der dort gebliebenen 14 bis 16 Millionen Menschen haben die DDR-Diktatur nicht nur erlitten, sie haben sie mitgetragen, sie waren mehr oder weniger loyale, an ein Leben in der Diktatur angepasste Bürger. Ihr Mitmachen bei den Nazis ging bruchlos in das Mitmachen bei den DDR-Sozialisten über."

    Diese sehr theoretische Sicht auf die Menschen im Osten kommt als Erklärung für rechte Wahlerfolge mindestens 25 Jahre zu spät und ist im Jahr 2019 schlicht absurd. Ostdeutsche, die wie ich zum Mauerfall zehn Jahre alt waren, feiern gerade ihren 40. Geburtstag - wir und alle jüngeren haben weder bei den Nazis noch bei den DDR-Sozialisten "mitgemacht". Ich befürchte, einige wählen trotzdem AfD. Auch die Generation unserer Eltern, geboren in den Fünzigern und heute 60+, kann kein bruchloses Mitmachen vom Nazi- zum DDR-Regime vorweisen. Allein meiner 90-jährigen Oma, die drei Jahre alt war als die Nazis an die Macht kamen und 15 als ihre Herrschaft endete, könnte ein solcher Vorwurf treffen. Als Sündenbock für AfD-Wahlerfolge taugt sie allerdings auch nicht: wie viele ihrer Altersgenossen wählt sie seit dem Mauerfall treuherzig die SPD.

    • @Doraemon:

      Es geht um Sozialisation in autoritären Regimen.

  • Frankreich hatte keine "SED-Diktatur" trotzdem gibt es dort den Rassemblement-National, in Italien ist Salvini an der Regierung und in Östereich die FPÖ, die USA haben Trump und Brasilien hat Bolsenaro, ebenso sind weder Gauland, noch Weidel, noch Meuthen Ossis. Sorry die These haut einfach nicht hin. Auch das Narrativ vom nahtlosen Übergang vom 3.Reich zur DDR widerspricht den historischen Fakten. Von den 17 Ministern im 1. Ministerrat der DDR haben 7 unter den Nazis in Gefängnissen und Konzentrationslagern gesessen, 4 waren im Exil. Im 1. ZK waren von allen 9 Mitgliedern 6 im Exil und 3 in Konzentrationslagern und Gestapo-Gefängnissen. Ansonsten bitte belegen welche Alt-Nazis es in die Frührungsriege der DDR geschafft haben und in wiefern der Nazi-Anteil im Osten höher war als im Westen.

  • Der Kommunismus frisst seine Kinder. Und wenn man es beschönigen will sagt man dazu Diktatur, und ergo waren es dann Nazis. Die Linken Kommunisten sind ja nie Schuld. Bravo.

  • Viele Ostdeutsche sind mit der Bundesrepublik nicht verheiratet wie die Westdeutschen und damit ebensowenig mit dem klassischen Parteispektrum der alten Bonner Republik (Union, SPD, FDP, Grüne). Die Wiedervereinigung war ja gar keine, sondern es gab einen Anschluss des ehemaligen DDR-Staatsgebietes an die Bundesrepublik. Im Prinzip ist die DDR bundesrepublikanisch kolonialisiert worden. Die DDR-Bürger haben die Erfahrung gemacht, dass sich auch äußerlich stabile politische Systeme in kurzer Zeit in Luft auflösen können und danach alles anders ist. Eine Vorstellung, die vielen selbstzufriedenen Westdeutschen völlig fremd und abwegig ist. Viele Westdeutsche haben sich längst ihr eigenes Ende der Geschichte geschaffen. Ein Deutschland ohne Bundesrepublik ist ebenso wenig vorstellbar wie ein Europa ohne die EU. Das Grundgesetz hat längst den Status eines heiligen Buches bekommen, in welchem die ewige Wahrheit verkündet wird und welches nie mehr geändert werden darf. Die letzte und endgültige Verfassung für alle Zeiten. Mal angenommen, die Bundesrepublik und auch die EU würde es in ein paar Jahrzehnten nicht mehr geben, wer würde damit besser klarkommen, die West- oder die Ostdeutschen? Wie realistisch ist es überhaupt, dass es nie wieder ein anderes Deutschland geben wird als die Bundesrepublik?

    • @Jan:

      "Mal angenommen, die Bundesrepublik und auch die EU würde es in ein paar Jahrzehnten nicht mehr geben, wer würde damit besser klarkommen, die West- oder die Ostdeutschen?"



      die ostdeutschen!aber Ich betrachte sie gar nicht mehr als solche,sondern sachsen als sachsen thüringer als thüringer und preussen als preussen



      .dasselbe gilt für die westdeutschen denn Ich möchte gar nicht dass es einen deutschen nationalstaat gibt. und schlage darum die auflösung des deutschen bundesstaates vor.



      sowenig wie österreicher schweizer und luxenburger in einem deutschen nationalstaat leben müssen müssen es rheinländer schwaben bayern und franken etc.



      einigkeit macht stark und uneinigkeit schwächt.da die deutsche einheit reaktionäre verhältnisse konserviert und die rolle die die brd in europa als neoliberaler hegemon und in der welt als vassallenstaat der usa spielt keine gute ist bin Ich gegen deutschland und gegen jede deutsche einigkeit.es lebe die deutsche uneinigkeit!



      da deutschland im klassenkampf auf der falschen seite steht soll es untergehen ,damit eine soziale revolution und ein sozialer bundesstaat in europa möglich werden.



      .mehr als drei föderale ebenen sind dysfunktional .Ich will die macht der vereinten nationen und die autonomie der kommunen stärken,



      und aus europa einen ökologischen sozialen und demokratischen bundesstaat machen.dabei stört die brd und darum soll sie abgeschafft werden.







      "Wie realistisch ist es überhaupt, dass es nie wieder ein anderes Deutschland geben wird als die Bundesrepublik?""

      die deutsche sprache wird es noch geben wenn es keinen deutschen nationalstaat mehr gibt.

  • Sorry, aber das ist der niveauloseste Kommentar, den ich seit langem zum Thema gelesen habe. Die Ostdeutschen geschlossen als regimetreue Mitläufer zu verunglimpfen, weil sie nicht rechtzeitig aus der Republik geflohen sind, ist eine Frechheit. Die AfD allein schon als „ehrliche Stimme“ darzustellen, dazu noch „der aus dem muffigen DDR-Staatsheim immer noch nicht ausgezogenen Ossis“, macht einen schier fassungslos.

    Haben Sie sich schon mal überlegt was es heißt, seine Heimat, seine Verwandten und Freunde hinter sich zu lassen, ‚abzuhauen‘, und in einer fremden Region ein neues Leben aufzubauen? Dass es den meisten vielleicht einfach zu schwer gefallen ist, auch wenn sie das Regime vllt nicht gut geheißen haben?

    Hätten Sie sich kritischer mit dem Thema auseinandergesetzt und würden eins und eins zusammenzählen kämen Sie vielleicht von selbst auch auf die Idee, dass es aufgrund der krassen Überwachung, Unterdrückung der Zivilgesellschaft, Verhaftung politisch Andersdenkender, etc. pp. gar nicht möglich war, eine gescheite Opposition aufzubauen. Dass das Vertrauen innerhalb der Zivilgesellschaft und zu öffentlichen Institutionen massiv zerrüttet wurde. Und dass es sowohl während der DDR, als auch nach der Wende kleingeredet wurde, dass es ein Nazi-Problem gibt. Dass einstige Volksparteien, und allen voran die CDU, ganze Landstriche im Osten sich selbst und den Nazis überlassen haben. Gelder für Aufklärung, politische Bildung u. Opfer-/Aussteigerverbände massiv gestrichen wurden, Wahlkreisbüros geschlossen, Gewalttaten verharmlost. Bis heute. Gelder in die Städte, aber nicht in den ländlichen Raum investiert. Und dann wundert man sich, dass die AfD in diesem Nährboden aus mangelnder Zivilgesellschaft und verwaisten Landstrichen gedeiht. Eine Partei, deren Führung im wesentlichen aus ‚Wessis‘ besteht.

    Das Problem ist weitaus vielschichtiger, als Sie es hier darstellen. Ich erbitte mir eine gründlichere Befassung mit einem Thema, ehe Sie darüber schreiben.

  • "Eine Auseinandersetzung mit der eigenen Schuld beim Mitmachen in der ersten und dann in der zweiten deutschen Diktatur hat es in aller Offenheit in den Neuen Ländern bis heute nicht gegeben. So verwundert nicht, dass trotz des so erfolgreichen Zusammenführens der beiden Hälften in der Wiedervereinigung bis heute in den Neuen Ländern eine sich selbst tragende, selbstbewusst auf Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, auf Humanität und Freiheitsliebe fest gebaute Gesellschaft nicht entstanden ist"



    Ich zerpflücke versuchsweise mal nur einen absatz dieses sehr unfairen artikels über die ddr.



    in einem satz ist von zwei diktaturen die rede und von der schuld in beiden mitgemacht zu haben.



    dieser diskurs setzt den totalitarismusbegriff aus der zeit des kalten krieges vorraus und vergleicht die zugegebenermassen ohne jede demokratische legitimation entstandene ddr die weniger menschen ermordet hat als viele westliche demokratien mit dem schlimmsten gewaltverbrecherstaat der weltgeschichte der nicht zufällig aus dem scheitern einer bürgerlichen demokratie an den inneren widersprüchen des kapitalismus hervorging.ein derartiger impliziter vergleich läuft auf eine verteufelung der ddr oder auf eine verharmlosung des deutschen faschismus oder auf beides hinaus.



    da die faschisten mit einer demokratischen legitimation an die macht kamen sind zumindest alle deutschen die sie oder ihre koalitionspartner gewählt haben mitschuld an deren vielen verbrechen



    an den wenigen verbrechen die die ddr beging sind deren insassen ,soweit sie sich nicht direkt an deren begehung beteiligt haben nicht schuld da sie bekanntlich keine freie wahl hatten



    dass sich " Demokratie und Rechtsstaatlichkeit", " Humanität und Freiheitsliebe" oft schlecht miteinander vertragen oder einander sogar aussschliessen wird auch vollständig ausgeblendet.

  • Steile These vielleicht etwas zu Pauschal, aber ist es nicht nach allen Diktaturen leider so. Wird es nicht erst nach 2-3 Generationen im Idealfall besser und stalbiler ?



    Ist ja wohl ein Problem das Polen, Ungarn und viele andere Länder leider auch haben.

  • "Die AfD ist in der geistigen Nachfolge der Nazis und der SED-Sozialisten in den Neuen Ländern zu Hause. Sie ist die ehrliche Stimme der aus dem muffigen DDR-Staatsheim immer noch nicht ausgezogenen Ossis. Die AfD ist ihre Partei, sie ist in Ostdeutschland politisch mehrheitsfähig." Soll vielleicht schlau klingen, ist aber dermassen neben der Spur, dass es wehtut!



    Erstens stellten die in den Bürgerinitiativen der DDR versammelten Aktiven einen bunten Strauss politischer Präferenzen das - in Sachsen mehrheitlich konservativ-CDU-nah, in Berlin-Brandenburg eher sozial und grün angehaucht. Die krachende Wahlniederlage war die Folge des konservativen Wahlkampfgetrommels ("Freiheit statt Sozialismus") und der am Horizont aufgehenden D-Mark. Friss oder stirb eben.



    Zweitens ist die AfD vom Mehrheitideal honeckerscher Prägung (98% +x) meilenweit entfernt und kommt in Sachsen und Thüringen aktuell auf ca. 1/4 der Wählerstimmen. Solange keine Umfaller unter den anderen Parteien zu finden sind, werden die hier keine Mehrheiten bilden!



    Drittens ist die AfD sowohl die Stimme der dem muffigen Teil der DDR verhafteten Bürger, als auch Stimme der in der bleiernen Zeit der Alt-Bundesrepublik unter Bimbes-Kanzler Kohl kleben gebliebenen Denk-Asketen westdeutscher Sozialisation. Einfach mal 'nen Blick in die Parteienlandschaft von Bayern oder BaWü werfen.



    Viertens entspricht das Spitzenpersonal der AfD exakt den gleichen Erwartungshaltungen, die die verhuscht-mitlaufenden DDR-Existenzen Anfang '90 an Helmuts "Allianz für Deutschland" hatte: die Onkel und Tanten aus dem Westen werden wissen wie es geht und alles schön für uns regeln. Und Geld bringen die doch hoffentlich auch mit! Diesen Mitläufern kann man auch einen Putin vor die Nase setzen - finden die Klasse, solange der ihnen blumig genug erklärt, dass ab jetzt alles besser wird.



    Also nochmal: 1/4 der Wähler, abzüglich der obligaten Protestwähler, bleiben vllt. 1/6 - 1/8 der Wählerstimmen als "harter Kern". So what.

    • @Edward:

      Ostdeutschland hat - von Ausnahmen wie Leipzig oder Potsdam u. a. abgesehen - Schwierigkeiten, sich an die globalisierte Ökonomie und Kultur anzukoppeln.

      Das hat nicht nur, aber auch mit der deutsch-nationalen Einstellung zu tun. Mit Lern-Verweigerung.

      Es hat auch damit zu tun, dass der dynamische Teil der Bevölkerung zum Teil weggezogen ist. Auch damit, dass der Westen den Osten imperial überwältigt und angeschlossen hat, ohne viel auf die besonderen Umstände und Empfindlichkeiten zu achten. Zu viele soziale Errungenschaften sind im Osten verloren gegangen. Die Menschen im Osten wurden enteignet. (Dafür haben sie prima Infrastruktur und Stadterneuerung bekommen. Immerhin.)

      Das Hauptproblem aber habe ich im ersten Absatz formuliert: die Unfähigkeit, sich zu globalisieren. Anschluss an die Weltgesellschaft zu finden - wirtschaftlich und kulturell.

      Diese Unfähigkeit, sich anzupassen, ist ziemlich UNDEUTSCH.

      • @Leo Brux:

        Eine Frage. Auch abseits von nationalen Ideen, ist die Fragwürdigkeit der Anpassung an eine globale Kultur und Ökonomie gegeben. Flat World ist vielleicht ein Ideal für eine durchskaliere neoliberal vertwertbare Welt. Eine globale Ausbeutung mit flexiblem Kapital und mobiler Arbeitskraft, wo sich am günstigsten mit dieser Profit erwirtschsften lässt.

        Ist eine schlche Anppassung ohne Kritik und zumindest dem Versuch, Steuerung - z.B. durch Verhinderung sogenannter Freihandelsabkommen, die nur zum Abbau von demokratischen Rechten dienen - nicht angemessen?

  • 6G
    64457 (Profil gelöscht)

    Wenn ich mich über patriarchale Gewalt in nichtdeutschen Ländern aufrege, bin ich angeblich Rassist und verallgemeinere. Aber mit Ossis und Demokratiefeindlichkeit darf man nat. nach Lust und Laune verallgemeinern, gelle? Sagt eine, die in der DDR Abiturverbot hatte und wenigstens 1 my bei der Abschaffung der FDJ und Gründung des StuRas dabei war.Und mit J. Gauck zur Demo.

    • @64457 (Profil gelöscht):

      Der Ossi ist keine Rasse, daher ist ein solcher Artikel auch kein Rassismus, das wurde gerichtlich bestätigt. Und die taz, die heilige taz steht immer auf der richtigen Seite. Komischerweise wird die noch schlimmere NPD soweit ich weiß, eher von Jüngeren gewählt, auf die diese These gar nicht zutreffen kann. Wie man die ebenfalls nicht unerheblichen Wahlerfolge der AFD in den alten Bundesländern erklärt, kommt im Artikel leider nicht zur Sprache. Sind das alles Leute aus dem Osten?

      • @Cleopatra:

        u.a. auch Russlanddeutsche, die früher CDU gewählt haben.

        Und leider auch Ex-DDRler, das bestätigen mir Freunde, die im Westen Ost-Kollegen haben, die das gerne breitbrüstig betonen, dass sie AfD wählen - im Westen.

        Ansonsten gibt es natürlich auch "Wessis", die AfD wählen, keine Frage. Aber es geht derzeit noch um Verhältnisse.

  • "Schließlich wussten auch alle DDR-Bürger, dass sie auf praktische Hilfe jenseits der Ostpakte aus dem Westen nicht zählen konnten." Das kommt mir irgendwie bekannt vor, Hört man ja auch jetzt immer wieder, dass der Westen den Osten im Stich lässt, als minderwertig betrachtet etc. Wann entwickelt man im Osten endlich mal ein "mia san mia"-Äquivalent und packt selbst an, statt auf Hilfe von aussen zu warten oder gar die neue Partei mit Macht auszustatten, damit dies es dann mit starker Hand regelt? Wenn alle immer nur drauf gewartet hätten, dass andere was für sie tun, hätte sich nie was verändert in der Weltgeschichte. Damit will ich jetzt die bedrückende Herrschaft der SED Diktatur nicht herunterspielen, aber wenn selbst eine Generation später immer noch gewartet wird, dass andere es richten...

    • @Stechpalme:

      Joah, warum fließen denn Millionen erwirtschafteter Gelder vom Osten in den Westen? In die Konzenrzentralen von Wolfsburg, München etc.

      Wäre es nicht besser diese Millionen in den Bundersländern zu belassen in denen es erwirtschaftet wurde, anstatt es als Wendedividende in den Westen zu verschicen, damit man mit dem geld etwas aufbauen kann?

      Leider gibt es kaum große Unternehmen die ihre Zentrale in den neuen Bundesländern haben, und leider auch nur wenige im Norden. Wie wäre es, wenn man Deutschlandweite Unternehmen nicht in den Bundesländern besteuert in denen sie ihren hauptsitz haben, sondern diese Bundesweit eingenommenen Gelder auch Bundesweit verteilt?

      • @Sascha:

        Meinen Sie ernsthaft, dass man ein gesundes Demokratieverständnis mit Wohlstand erschaffen (oder wenigstens ersetzen) kann?

        Es muss andersherum laufen: Die Demokratie erzeugt den Wohlstand. Sie animiert dazu, SELBST die Unternehmen aufzubauen, die ihre Zentralen dann vor Ort haben, sich selbst verantwortlich dafür zu fühlen, dass es Einem gutgeht und nicht sein Heil im Sinnieren über die richtige oder falsche Verteilung von anderer Leute Geld zu suchen.

        Das ist beim Zusammenbruch der DDR nicht befolgt worden. Da wurde sofort Geld reingepunpt und durch die Währungsunion die Illusion erzeugt, das in der DDR Unmengen wirtschaftliche Werte vorhanden gewesen seien. Das war zuviel Wohlstand, um die Masse zu animieren, sich lieber selbst was Besseres aufzubauen, aber zu wenig um gleichen Wohlstand wie im Westen herzustellen. Jetzt haben wir den Schlamassel der gefühlten Zweitklassigkeit.

        Ich würde ehrlicherweise auch bezweifeln, dass man die DDR auf den steinigen Weg zur demokratischen und ökonomischen Selbstaufrichtung hätte schicken können, ohne Not und Elend in Kauf zu nehmen. Von daher bin ich bis heute tendenziell einverstanden mit dem schnellen Vorgehen Kohls. Ich weiß auch keine Lösung, wie man den DDR-Bürgern damals das Selbstbewusstsein schonen und trotzdem reinen Wein hätte einschenken können, wie miserabel es um die Chancen der DDR-Wirtschaft in einer Welt ohne COMECON wirklich bestellt war und dass es nicht die Montagsdemos, die die Wende maßgeblich herbeigeführt hatten, sondern der imminente Gesamtinfarkt der sozialistischen Volkswirtschaften.

        Von daher: Ja, es ist viel falsch gemacht worden. Einiges davon hätte auch nicht richtiger gemacht werden können, anderes schon. Aber das ist Vergangenheit. Und in der lebt es sich zwar saukomfortabel, wenn man sie sich selbst so zusammenmalt. Aber die Lösungen liegen nicht in der gegenseitigen Aufrechnung von erlittenem Unrecht - oder dem schüren wohlfeiler Feindbilder.

    • @Stechpalme:

      Ich halte die Leute im Osten für mindestens so frei und mündig wie die im Westen.

      Wenn sie sich für die AfD entscheiden, dann ist das ihre frei Entscheidung!

    • @Stechpalme:

      Naja ein Problem ist sicher dass viele (hoch-) qualifizierte rüber gemacht haben bzw machen. Da ist es dann mit dem anpacken so eine Sache. Und die neuqualifizierten haben recht schnell nach Studienabschluss die Nase voll und gehen. Was ich auch machen würde, bin da wie andere auch eine Mimose. Mehr als zehn Prozent Kleingeister halte ich nicht aus. Damit sind große Teile Ostdeutschlands so attraktiv wie Sauerland, Pfälzer Wald und all die Regionen, in denen ich gerne Urlaub mache aber nicht hinziehen würde. Wo die Gartenzwerge salutieren fühlen sich nicht alle daheim. Lustigerweise ist die bairische Provinz für mich trotzdem bewohnbar, das liegt am Vorhandensein von Humor.

  • Lieber Udo Knapp, ich empfehle Ihnen wegen der abwesenden Revolutionäre in der DDR einen Text von einem wissenschaftlichen Mitarbeiter der Grünen von 1990 namens Udo Knapp, in dem er von der revolutionären Opposition spricht:



    taz.de/!1791338/

    • @Andreas Willisch:

      Nein! In dem taz-Artikel aus 1989 spricht Udo Knapp nicht von der revolutionären Opposition.



      Das Zitat im Original:



      »Die einzige Ressource, über die die DDR vorläufig selbst verfügt, das ist der „revolutionäre“ Wille ihrer Opposition, einen eigenständigen Weg zu beschreiben.«



      Vom revolutionären Willen der Opposition ist die Rede; "revolutionär" in Gänsefüßchen! Ist doch ein kleiner, feiner Unterschied. Im Übrigen hatte Udo Knapp schon vor 30 Jahren direkt nach dem Mauerfall eine verdammt gute Voraussicht der Dinge.

    • @Andreas Willisch:

      Gute u. notwendige Anmerkung.



      Die Thesen u. Behauptungen des Pöstchen-Hoppers Udo Knapp hatten u. haben ca. die Haltbarkeit von Bio-Joghurt.

    • @Andreas Willisch:

      Nein! In dem taz-Artikel aus 1989 spricht Udo Knapp nicht von der revolutionären Opposition.



      Das Zitat im Original:



      »Die einzige Ressource, über die die DDR vorläufig selbst verfügt, das ist der „revolutionäre“ Wille ihrer Opposition, einen eigenständigen Weg zu beschreiben.«



      Vom revolutionären Willen der Opposition ist die Rede; "revolutionär" in Gänsefüßchen! Ist doch ein kleiner, feiner Unterschied. Im Übrigen hatte Udo Knapp schon vor 30 Jahren direkt nach dem Mauerfall eine verdammt gute Voraussicht der Dinge.

      • @Jason Justin:

        Doch tut er! Es ist gar nicht angebracht, die Gänsefüßchen als irgendwie nicht richtig revolutionär zu deuten wie ja auch die DDR in bestimmten Kreisen immer nur in Gänsefüßchen und nicht richtig real und deutsch gedacht werden durfte. Wer von Volksaufstand (ohne Gänsefüßchen) und Freya Kliers Brausetablette im BRD-Wasserglas spricht, meint auch wirklich Revolution. Das war es auch und tatsächlich liest sich vieles vorausschauend, nur kann dann eben die komplett gegenteilige Meinung von heute nicht richtig sein.

      • @Jason Justin:

        Hallo Justin,



        da hat dein Kommentar nach 15 Stunden ja doch noch die Kontrolle geschafft!

  • Ich bin mir ziemlich sicher, dass Herr Knapp einen ähnlichen Artikel vor 15 Jahren über die Linke geschrieben hätte, ja vielleicht sogar hat.

    Wie erklärt Herr Knapp eigentlich die, wenn wir schon bei sehr saloppen Termini sind, ganzen Wessis in der Parteispitze der Afd? Zudem ist die Afd in jedem Landesparlament vertreten. Oder auch die Europaweit erstarkenden Rechten Parteien? Die Afd ist ein Gesamtdeutsches Problem. Ihre Pendants gar ein Europäisches. Mit dem draufhauen auf die "Ossis" macht er sich zu einfach. Der Inhalt des Textes ist geradezu Banal.

    • @Max Meier:

      Den NSDAP hat auch ein Österreicher "geleitet", die Deutschen hatten da wohl auch nichts mit zu tun, waren anscheinend gerade nur zufällig zugegen und halfen ihm, wo es nur ging.

      Es geht nicht um die wenigen Deppen, die am lautesten sind, sondern um die Massen an Wähler/innen, die ihnen hinterher rennen und im Sinne der "Anführer" arbeiten.

      • @Hanne:

        Auch quantitativ gibt es wesentlich mehr "Massen an Wähler/innen, die ihnen hinterher rennen und im Sinne der "Anführer" arbeiten." im Westen als im Osten. Sie scheinen zu vergessen, dass der Osten wesentlich dünner besiedelt ist als der Westen. Das Gros der Wähler der Afd kommt aus Westdeutschland. Vielleicht will niemand daran erinnert werden. In Baden-Württemberg hat die Afd 15%. 809.554 Afd Wähler! In Mecklenburg Vorpommern wo im selben Jahr gewählt wurde sind es 167.852. Zugegeben 20%. Aber noch einmal. Die Massen kommen aus dem Westen.

    • @Max Meier:

      Die Wessis an der Spitze sind Westrechte. Höcke ist ein N..., der Rest kalkulierend. Ich weiß nicht wirklich, was die wahre innerliche politische Überzeugung von Alice, Jörg und Alexander ist.