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Netanjahu bei Trump in WashingtonTrump will Kontrolle im Gazastreifen übernehmen

US-Präsident will den Gazastreifen in eine „Riviera“ ohne Palästinenser verwandeln. Die sollen umgesiedelt werden, was arabische Staaten ablehnen.

US-Präsident Donald Trump und Israels Premier Benjamin Netanjahu am Dienstag vor der Presse im Weißen Haus Foto: Alex Brandon/ap

Washington taz | US-Präsident Donald Trump will, dass die Vereinigten Staaten beim Wiederaufbau des Gazastreifens eine langfristige und zentrale Rolle einnehmen. Der Republikaner schlug außerdem vor, dass Palästinenser, die während des Kriegs zwischen Hamas und Israel ihr Zuhause verloren haben oder flüchten mussten, in andere Länder umsiedeln sollten.

Diese und andere provokativ-monströse Aussagen des US-Präsidenten haben in der arabischen Welt für Empörung und Widerstand gesorgt und könnten die nächsten Verhandlungen über eine Verlängerung der aktuellen Waffenruhe im Nahen Osten beeinflussen.

„Im Moment kann man nicht in Gaza leben. Ich glaube, wir brauchen einen anderen Standort. Ich finde, es sollte ein Ort sein, der die Menschen glücklich macht“, sagte Trump bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu am Dienstag in Washington.

Länder wie Ägypten oder Jordanien fürchten allerdings, dass eine Umsiedlung von mehr als zwei Millionen Palästinensern die ganze Region weiter destabilisieren könnte und eine mögliche Zweistaatenlösung untergraben würde.

Saudi-Arabien weist Trumps Pläne umgehend zurück

Das Außenministerium von Saudi-Arabien machte in einer Erklärung nach Trumps Kommentaren klar, dass das Königreich weiter an seiner Position festhalte und die Schaffung eines unabhängigen Palästinenser-Staats unterstütze.

„Die Pflicht der internationalen Gemeinschaft besteht heute darin, sich für die Linderung des schweren menschlichen Leidens des palästinensischen Volkes einzusetzen, das seinem Land treu bleiben und nicht davon abweichen wird“, hieß es in der saudischen Erklärung.

In von Trump gewohnt pompösen Tönen erklärte dieser allerdings, dass es keine Alternative für die Menschen in Gaza gebe, als umzusiedeln und anderswo neu zu starten. Die palästinensische Enklave sei nach mehr als einem Jahr Krieg nichts weiter als ein großer Trümmerhaufen.

Laut dem 78-Jährigen würden die USA die Kontrolle im Gazastreifen übernehmen und das Gebiet in die „Riviera des Nahen Ostens“ verwandeln. Welche Befugnis die USA genau haben, das Land an sich zu reißen und zu entwickeln, ließ Trump offen.

Trump: „In Gaza gibt es nur Tod“

„Wenn man sich die letzten Jahrzehnte anschaut, dann sieht man, dass es in Gaza nur Tod gibt“, sagte er. Man solle deshalb aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und einen neuen Weg einschlagen.

Laut Trump soll der Gazastreifen in einen Ort verwandelt werden, an dem sich Menschen dauerhaft ansiedeln können, Arbeitsplätze entstehen und wo der Tod nicht allgegenwärtig sei. Auch den Einsatz von US-Truppen schloss Trump nicht aus.

Demokraten und Republikaner im US-Kongress schienen von Trumps Ankündigung einer amerikanischen Übernahme des Gazastreifens überrascht gewesen zu sein und zeigten nur wenig Enthusiasmus.

Der demokratische Senator Chris Murphy bezeichnete Trumps Idee in einem Post auf X als „völlig durchgeknallt“. „Eine US-Invasion im Gazastreifen würde zum Tod Tausender US-Soldaten und zu jahrzehntelangem Krieg im Nahen Osten führen. Es ist wie ein schlechter, kranker Scherz“, schrieb er.

US-Republikaner: Skepsis gegenüber US-Truppen in Gaza

Der republikanische Senator und Trump-Unterstützer Lindsey Graham erklärte, dass nur wenige seiner Wähler in South Carolina Gefallen daran finden würden, US-Truppen nach Gaza zu senden. „Ich glaube, das könnte problematisch sein, aber ich bleibe unvoreingenommen“, sagte er.

Mit der Einladung von Netanjahu setzte das Weiße Haus ein klares Zeichen an die Welt. Netanjahu ist nicht erst seit dem Krieg gegen die Hamas eine umstrittene Person in Israel und der Welt. Neben dem Militärkonflikt, der zehntausende Todesopfer in Gaza gefordert und zu weltweiten Protesten gegen seine Regierung geführt hat, existiert auch ein internationaler Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs gegen Netanjahu.

In Israel läuft gegen ihn auch ein Gerichtsverfahren wegen Bestechung und Betrug. Trotzdem wurde Israels Premier die Ehre zuteil, als erster Staatschef in Trumps zweiter Amtszeit das Weiße Haus zu besuchen.

„Du bist der beste Freund, den Israel jemals im Weißen Haus gehabt hat“, sagte Netanjahu und lobte Trump für seine bisherigen und vergangenen Leistungen.

Netanjahu begrüßt Trumps Pläne

Der israelische Regierungschef erklärte, dass er die US-Pläne für Gaza begrüße. Das Ziel seiner Regierung sei allerdings weiterhin die Vernichtung der Hamas, die Befreiung aller Geiseln und die Sicherstellung, dass der Gazastreifen in der Zukunft keine Gefahr mehr für Israel darstelle.

Die USA haben auch ihren Rückzug aus internationalen Organisationen fortgesetzt. Trump erklärte, dass sich die USA aus der UNO-Flüchtlingshilfe (UNHCR) zurückziehen werde und dass man auch weiterhin der für die Versorgung der Palästinenser zuständigen UN-Organisation UNRWA keine finanziellen Mittel zukommen lassen werde.

Trump kündigte auch an, dass die USA die aus seiner ersten Amtszeit bekannte „Maximum Pressure“-Taktik gegen den Iran wieder aufgenommen habe. Ziel sei es, das Regime in Teheran durch Sanktionen an den Verhandlungstisch zu locken. „Für mich ist es ganz einfach: Der Iran darf keine Atomwaffen besitzen“, sagte Trump.

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27 Kommentare

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  • Ich hasse es, mit anzusehen, wie der Gaza-Streifen in Zukunft amerikanisiert werden soll. McDonalds, Starbucks, Amazon, Walmart und noch mehr Ausbeutung. Neben Luxushotels, Casinos und Golfplätzen, oder wie? Gentrifizierung und Kapitalismus sind Gegner, die vernichtet werden müssen.

    Unter Israel hätte die Bevölkerung Gazas weiterleben dürfen ohne die Herrschaft der Hamas. Sie hätte erlebt, was Frauenrechte bedeuten, und was Demokratie bedeutet. Das alleine reicht schon aus, damit die Palästinenser die Hamas zutiefst hassen. Und das Image der Siedlungspolitik wäre besser geworden.

    Trump macht mit seinen Plänen der ethnischen Säuberung nun alles Zunichte. Und zieht nun die Strippen in Israel. Nethanjahu verkommt zu seiner Marionette.



    Nicht umgekehrt übrigens... die Erzählung, dass Israel ein Strippenzieher sei, ist antisemitisch.

  • Verrückte Idee.

    Man könnte versuchen, die Palästinenserinnen und Palästinenser zu befragen, was sie gern hätten.

    Leben im kaputten Gaza unter der Hamas ohne jede Perspektive oder eben etwas anderes.

    Dass nach Kriegen Menschen ihre Heimat verlassen, das ist nicht neu. Man denke an die vertriebenen Deutschen oder an Indien / Pakistan.

    Schlimmer als jetzt kann es ja kaum werden.

  • Nachdem die Bewohner des Gazastreifens den Massenmord an ihren Nachbarn bejubelt haben und dies unvermindert weiter tun, sollte die EU sich am Wiederaufbau des Gazastreifens nicht beteiligen. Alles weitere wird sich zeigen.

  • Können wir mal aufhören das Wort Umsiedlung zu benutzen? Denn mit diesem Wort könnte man ja fast meinen die Palästinenser gegen freiwillig. Ethnische Säuberung und Deportation trifft es wohl mehr. Mal abgesehen davon, dass es komplett völkerrechtswidrig wäre, da nicht nur die UN, sondern auch der IGH mehrfach den Palästinensern das Selbstbestimmungsrecht der Völker zugesprochen haben, das auch in der UN-Charta verankert ist- die Palästinenser werden niemals freiwillig gehen und warum sollten sie auch?



    "Welche Befugnis die USA genau haben, das Land an sich zu reißen und zu entwickeln, ließ Trump offen." Und der Artikel lässt es auch offen, dabei ist die Antwort eindeutig: keinerlei Befugnis! Aber es ist ja nicht so, dass sich die amerik. Regierungen sonderlich für Völkerrecht interessieren- das ist nicht nur unter Trump so. Völkerrecht scheint immer nur für andere zu gelten.



    Was garantiert als nächstes kommen wird ist, dass er Jordanien und Ägypten droht/erpresst um seine Willen zu bekommen. Falls die sich erpressen lassen, dann haben sie garantiert in kurzer Zeit eine Revolte im eigenen Land, denn die Bevölkerung würde diese ethnische Säuberung nicht mittragen.

  • Finde ich gut, erst auf den Putz hauen und wenn dann alle hysterisch kreischen, die eigentlichen Forderungen stellen.

    Ich denke die Methode Trump funktioniert besser, als es die meisten wahr haben wollen.

  • Mehr Konsequenz gegenüber dem Iran ist das Einzige, was da einigermaßen logisch und praktikabel herüberkommt. Ansonsten hat Trump einen an der Waffel. Tut mir leid, ist ja auch jetzt nicht so neu. Viel Spaß den Mitarbeitern die nächsten vier Jahre.

  • taz: *Demokraten und Republikaner im US-Kongress schienen von Trumps Ankündigung einer amerikanischen Übernahme des Gazastreifens überrascht gewesen zu sein und zeigten nur wenig Enthusiasmus.*

    Sogar den Leuten aus seiner eigenen Partei erzählt er also nichts mehr von seinen "Ideen". Aber solange Elon Musk Trump berät, müssen ja Republikaner - und schon gar nicht Demokraten - nicht alles wissen was Trump sich so ausdenkt. Wenn Trump nicht "Herr" über den Atomkoffer wäre und weltweit Milliarden Menschen wohl demnächst unter seiner "Politik" leiden werden, dann wäre der Typ doch echt spaßig. Ein Drehbuchautor aus Hollywood hätte sich auch keinen verrückteren Film ausdenken können, wo ein durchgeknallter Mann als US-Präsident die Welt in Chaos stürzt. Das Trump sofort aus dem Klimaabkommen von Paris ausgestiegen ist, ist dann auch nur noch ein kleines "trump'sches Sahnehäubchen" in seinen Narrheiten.

  • Die Palästinenser sollten sofort verhandeln und im Zweifelsfall nachgeben die USA sind Atommacht, Palästina ist kein Atomkrieg wert /s.

  • Die USA könnten doch großzügig die Bewohner von Gaza aufnehmen. Trump soll bitte schon mal die Governors von Texas, Kentucky und South Carolina usw vorwarnen, was da auf sie zukommt. Die schaffen das!!

    Wenn sie schnell eingebürgert werden, werden sie Trump bei den nächsten Wahlen als Neuwähler auch gerne zur dritten Amtszeit verhelfen. Das ist ein Win-Win Deal, Mr. Dealmaker!!

  • Make America big again, oder wie ging der Spruch?



    Panama, Grönland, Kanada, Gaza...

  • Waffenlobby, auch in Deutschland, dürfte begeistert sein.

  • Trump. OMG.

    Völlig disruptiv. Und das an so vielen Stellen gleichzeitig. Anders als bei der ersten Amtszeit, bei der er scheinbar selbst überrascht war, war er diesesmal vorbereitet. Und er macht einen Zug und noch einen Zug und dazu noch parallel...

    Er ist wahnsinnig und scheint es zu lieben für Aufregung zu sorgen.

    Ich halte den Plan für nicht durchführbar. Gleichwohl ist der Plan der Umsiedlung in hohem Maße kreativ. Den die Alternativpläne der letzten 50 Jahre waren jetzt nicht wirklich erfolgreicher.

    Mal sehen welchen Druck er auf Ägypten und Jordanien ausüben wird...

    Heftig, schlimm... aber einen Funken Bewunderung für seine Chapuze habe ich trotzdem.

  • Er ist wieder da, wie habe ich die letzten vier Jahre solche Nachrichten vermisst. Dranbleiben!

    • @0 Substanz:

      Es wird großes Kino.

  • Auweia. Der ist ja völlig durchgeknallt. Dass Netanjahu das gut findet, war klar. Erschreckend, das in Trumps Partei offensichtlich keiner mehr das Rückgrat hat, eine abweichende Meinung zu äußern.



    Was bleibt nach dieser Amtszeit noch von der amerikanischen Demokratie übrig?



    Ich hatte ja schon im letzten Jahr befürchtet, das der Ausgang des missglückten Attentats noch mal bedauert werden würde.....

  • Jetzt wissen wir ja wo die Reise hingehen soll, erst alles Platt machen und dann eine "Riviera im Nahen Osten" aufbauen, natürlich unter Federführung der Amerikaner, vielleicht ein paar Luxus Ressorts und noch ein Golfplatz für Trump am Meer? Einfach krank

    • @PartyChampignons:

      Das was Sie nach "platt machen" schreiben, wäre ja sogar alles gut - wenn nicht dieses kleine Detail wäre, 2 Mio Menschen zu vertreiben...

  • Zum Amtsantritt gab es etwas Verwirrung um die Frage, ob es die diplomatischen Bemühungen der Biden Administration oder Trump war, der die Waffenruhe erreichte.



    Bei seinen ersten außenpolitischen Schritten dürfte deutlich werden, dass Diplomatie für Trump ein Fremdwort ist .



    Wie üblich, ist sein Vorschlag wenig durchdacht und findet wenig Anklang im nahen und mittleren Osten. Trump gattte ja mal verlauten lassen, er wolle das weltweite militärische Engagement der USA drosseln. Nun denkt er an Badestrände im entvölkerten Gaza, geschützt durch die US Armee. Vielleicht lässt sich kurzfristig eine Meerwasserentsalzungsanlage bauen, damit dem Golfen nichts mehr im Wege steht?



    Trump bleibt ein Egoist mit dem Horizont eines Drittklässlers.



    Wer von Ihn Friedensinitiativen erwartete, hat nur geträumt.

  • Wenn die USA den Gaza-Streifen übernehmen wollen aber ohne Palästinenser und ohne Israelis (wenn das wirklich so gemeint ist), wer soll denn da sonst leben?



    Vielleicht Amerikaner oder reiche Russen, wie an der bulgarischen Küste?

    Da passt vieles nicht zusammen, außer der Trump-Stil.

  • Gut, Gaza wird ein US-wiederaufgebauter Wochenend-Badeort mit Strandliegenvermietung samt Kokosnussverkäufern, ohne Palästinenser, aber mit US-Marines… Ein paar Casinos, Stripclubs, Burgerbuden und Trump-Statuen vielleicht auch gleich noch? Es soll ja nicht zu italienisch werden, man muss den Trumpstyle schon erkennen!

    Aber wer baut dort auf, wo die dann glücklichen Palästinenser sind? Ägypter und Jordanier? Man weiß es alles nicht so genau…

    • @Nafets Rehcsif:

      "Aber wer baut dort auf, wo die dann glücklichen Palästinenser sind? Ägypter und Jordanier?"

      Nein. Die schicken die Heimatlosen weiter nach Europa. Und dort können dann Trumps Freunde mit der "Flut" Wahlkampf machen. Ist also schon irgendwie durchdacht.

  • Wow, ethnische Säuberung.... Wer hätte das nur kommen sehen können.

  • Noch 3 Jahre und 11 Monate



    Wieder so ein Hirnrissiger Vorschlag des "crazy president". Wir müssen ihn noch 3 Jahre und 11 Monate aushalten, anders geht es leider nicht.

    • @Hans Dampf:

      Abwarten.. ^^

    • @Hans Dampf:

      ....und zwei Wochen

    • @Hans Dampf:

      Neeee Hans! Dat wird nix! Dieser Typ hat doch längst angekündigt, dass es die letzte Wahl war, zu der die Amis aufgerufen waren.....

  • The Simpsons predicted it:



    In einer Zukunfts-Episode schickte Maggie ein Foto vom Strand vom 51. Bundesstaat im Nahen Osten.

    Also ja, blühende Riviera, Naher Osten und alles.

    Und dass die Palästinenser vertrieben werden sollen, weil Trump meint, das sind alles Attentäter wie bei 9/11 passt in das Kalkül dieses widerwärten Mannes. 9/11 hat wohl auch bei ihm ordentlich schizophrene, psychische Schäden verursacht, dass er meint, alle Muslime unter Generalverdacht zu stellen.