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Negative Preise für SolarstromStromverbrauch vom Steuerzahler subventioniert

Am Sonntag konnten Haushalte Geld damit verdienen, dass sie überflüssigen Solarstrom verprassten. Voraussetzung war ein dynamischer Tarif.

Die Sonne scheint auf einen Solarpark Foto: dpa

Freiburg taz | Am Sonntag zwischen 13 und 14 Uhr konnten Haushalte mit dynamischen Stromtarifen Geld für jede Kilowattstunde bekommen, die sie verbrauchten. Hintergrund waren die erheblichen Überschüsse an Solarstrom im deutschen Stromnetz – zur Mittagszeit überschritt die Erzeugung der Photovoltaik den landesweiten Stromverbrauch.

Entsprechend lag der Preis im Großhandel zeitweise bei minus 25 Cent je Kilowattstunde. Zwar kommen zu diesem Preis noch Netzentgelte, Steuern und Abgaben hinzu, dennoch blieb der Endkundenpreis – etwa beim Stromanbieter Tibber – im Minus. Je nach örtlichem Netzentgelt gab es eine Auszahlung zwischen 7 und 11 Cent je verbrauchter Kilowattstunde.

Bezahlt wird das Geld aus Steuermitteln. Das resultiert aus dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz, das vielen Solarstromanlagen noch eine fixe Vergütung garantiert, unabhängig davon, ob der Strom tatsächlich gebraucht wird. Die Differenz zwischen der Vergütung und dem aktuellen Marktwert der Kilowattstunde wird aus dem Bundeshaushalt bezahlt. Wer also am Sonntagmittag sein Elektroauto an der eigenen Wallbox zu negativem Preis lud, bekam seine Energie vom Steuerzahler subventioniert.

In solchen Stunden exportiert Deutschland große Mengen Strom, doch auch die Nachbarländer können diesen immer öfter nicht mehr sinnvoll nutzen. Entsprechend waren am Sonntag zur Zeit des Sonnenhöchststandes zwischen 13 und 14 Uhr die Preise auch in den Nachbarländern durchweg negativ. Zeitweise exportierte Deutschland mehr als 10 Gigawatt, das entspricht grob gerechnet der Leistung von 10 Großkraftwerken.

Teurer Mai für die Steuerzahler

Selbst an Werktagen, an denen der Verbrauch höher ist als am Wochenende, fallen die Preise Mittags immer öfter ins Minus. Aufgrund der Vielzahl an Stunden mit negativen Preisen am deutschen Strommarkt dürfte der Mai ein sehr teurer Monat für die Steuerzahler werden. Alleine bis zum 11. Mai gab es bereits 43 Stunden, in denen Strom nur mit einer finanziellen Mitgift an der Börse absetzbar war – in jeder sechsten Stunde also war der Strom nichts mehr wert. Im Jahr 2025 waren es bislang 162 Stunden und es ist wahrscheinlich, dass in diesem Jahr der Rekordwert des Vorjahres von 457 Stunden abermals überschreiten wird.

Weil Solarstrom in Deutschland immer öfter in Zeiten anfällt, in denen Strom wertlos ist, ist der mittlere Marktwert der Kilowattstunde Solarstrom nach Zahlen der Übertragungsnetzbetreiber im April auf gerade noch 3,0 Cent pro Kilowattstunde gesunken. Der Wert des Solarstroms lag damit im Mittel bei nur noch 39 Prozent dessen, was Strom im Mittel kostet.

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60 Kommentare

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  • Tja ... Wasserstoff wäre da eine gute Idee denk ich

  • Dem Problem negativer Strompreise liegen zwei Dinge zugrunde. Das eine ist technisch: der Strom aus Solar und Wind basiert auf Invertern, die mit vielen verschiedenen softwares arbeiten und nicht immer kompatibel sind. Das Netz ist für synchrone Generatoren, wo die rotierende Masse das Netz stabilisiert, ausgelegt. Die Netzbetreiber haben derzeit nicht das know how, diese zwei Generatortypen zu integrieren.



    Das andere ist mehr politisch: die Speichertechnologie ist zum großen Teil vorhanden, aber bisher nicht genügend gefördert.



    Beides ist einigermaßen kompliziert. Das macht es attraktiv, einfache Erklärungen wie 'zu viel Solarstrom, wir brauchen Gas' herauszuhauen.

  • Man könnte die Anbieter öffentlicher ladesäulen verpflichten, börsenstrompreise mit einzupreisen. negative strompreise sollten auch von Kunden genutzt werden können. Und wer nur bei dunkelflaute lädt, zahlt eben deutlich mehr. Stichwort kostenloses laden. Das würde auch elektroautos attraktiver machen und VW und Co wieder etwas rückenwind geben.

  • Dass der negative Strompreis entsteht, weil zu viel Solarstrom erzeugt wird, ist Unsinn. PV und Windkraft lassen sich jederzeit Stufenlos bis Null herunterregeln. Niemand muss zusätzliches Geld ausgeben, um diese Energie zu verbrauchen. Es ist billiger und einfacher, sie nicht ins Netz zu speisen.

    Schwieriger ist das bei allen Dampfprozessen, denn diese lassen sich nicht so schnell regeln. Und am schwierigsten bei Kohlekraftwerken, denn denen geht irgendwann das Feuer aus:

    "Zudem können heutige Braunkohlekraftwerke nicht unter 50 % Leistung gedrosselt werden, da sonst die Kesseltemperatur zu stark absinken würde." - Wikipedia

    Damit sie die minimale Erzeugung wirklich ins Netz speisen können, gibt es nagtive Strompreise. Mit den Kohlekraftwerken werden diese wieder verschwinden.

  • Erneuerbare Energien wurden im letzten Jahr mit 24 Miliarden € subventioniert, und Zb. ein Jahr davor mit 19 Milliarden €. Diese Subventionen zahlt der Steuerzahler und erscheinen nicht auf der Stromrechnung. Und wie heißt es immer so schön:

    "Die Sonne schickt keine Rechnung".

    Nein die schickt das Finazamt und der Energielieferant.

  • Es ist nicht mehr zeitgemäß zu behaupten, jede staatsfinanzierte Ausgabe belaste den Steuerzahler. Der Staat schafft sein Geld, nicht dessen Bürger.

    Die Frage ist dann einzig: mehrt diese Staatsfinanzierung den Wohlstand auf gerechte Weise innerhalb der ökonomischen Leistungsfähigkeit des Landes?

    Zweitens ist das Problem nicht, dass hier Strom verschwendet wird, sondern, dass Wärmepumpen und BEVs in diesem Land nicht richtig gesteuert werden. Und dass es viel zu wenige davon gibt. KEINE (vom Fachbetrieb installierte) WäPu in meiner Umgebung verfügt über eine solche Steuerung. Die Geräte laufen stumpf nach Uhrzeit. DAS ist der Mangel, und nicht, dass der Wasserhahn ein bisschen tropft.

    • @THu:

      Geld entwickelt seinen Wert nur, wenn es ausgegeben wird und ein anderer es einnimmt. Jeder damit bezahlte Konsum muß von einem anderen hergestellt und jede Dienstleistung von einem anderen erbracht werden. Der Staat und seine Zentralbank können "Geld" aus dem Nichts schöpfen, das stimmt. Menschliche Arbeitskraft erschaffen können sie nicht. Wenn Angebot und Nachfrage auseinanderlaufen, bewirkt zusätzliches Geld nur Inflation, sonst nichts. Kurzfristig aufflackernde Strohfeuer können von diesen langfristigen Zusammenhängen für eine gewisse Zeit ablenken. Der Staat denkt in Legislaturperioden, die Familien in Generationen.

  • Der Artikel ist vor allem wichtig, um mit der Legende aufzuräumen, die dt. Solarindustrie sei an den angepassten (gesenkten) Mindestabnahmepreisen kaputt gegangen, also der "dt. Politik". Vielmehr war es richtig und überfällig, dass man hier diese Einspeisevergütungen gekappt und dann gestrichen hat.

    • @Dr. McSchreck:

      Ob der Mindestabnahmepreis 5 Cent, 10 Cent oder 20 Cent beträgt, ist für die Situation mit negativen Preisen völlig unerheblich.

      Problem sind die zu hohen Abgaben bei Abnahme des Stromes. Und die von der Art der Förderung forcierte Ausrichtung der Anlagen nach Süden statt Südost-Südwest mit breiterer Mittagsspitze.

      Obendrein brummen noch Biogasanlagen in Grundlastbetrieb durch.

    • @Dr. McSchreck:

      Die Einspeisevergütungen wurden nicht gestrichen, sondern der Ausbau von PV-Anlagen wurde auf 2 GW pro gedeckelt.



      Und ab 52 GW installierten PV-Nennleistung sollte der weitere PV-Ausbau ganz beendet werden.

      • @Knuty:

        Also die Story, die die Hersteller erzählen und die gerne geglaubt wurde, war jedenfalls, dass die gesenkte Einspeisevergütung die Firmen kaputt gemacht hat, weil sich die Solaranlage für den Bürger nicht mehr gelohnt hätte - wobei die letzten Jahre beweisen, dass es sich weiterhin lohnt.

        Daher war es richtig, den Förderschwerpunkt weg von der Produktion hin zu Speicherung zu legen.

        Details kenne ich tatsächlich nicht, weil wir kein Eigenheim haben, wo man eine solche Anlage aufbauen könnte.

  • Negative Strompreise???



    Wunderbar, lasse ich doch einfach ein paar Heizlüfter rödeln, blase die warme Luft ins Freie und kassiere die Subventionen!! Die sind billiger als Akkus und haben sich schon nach wenigen Stunden (und nicht erst nach Jahren) amortisiert!



    Ich glaube nicht, dass ich der Einzige bin, der auf solche Gedanken kommt.



    Negative Strompreise provozieren Absurditäten.

    • @sollndas:

      "wenige Stunden"?



      Wie bereits hier geschrieben, ist eine solche Marktsituation der überfällige Einstieg in Speicher etc.



      Auch heißt, Strom verbrauchen da tatsächlich, das Stromsystem stabilisieren, das unter unflexiblen Fossilgroßkraftwerken und noch zu wenig Stromtransport oder aber dezentraler Konstruktion leidet.

  • Ich bin nicht ganz sicher, glaube aber, heute, Montag, ist das erste Mal überhaupt, daß an einem normalen Arbeitstag -- kein Wochenende, kein Feiertag, keine Schulferien, negative Strompreise auftreten.

    • @Axel Berger:

      Wenn Sie negativ nach Abzug von netzentgelten und Steuern meinen, haben Sie vermutlich recht. Wenn es nur um den Strompreis geht, gab es das schon letztes Jahr häufiger.

  • Nerven behalten!



    1. Phase der Energiewende: Wind- und Solarstrom so günstig machen, dass sie sich auch ohne Subventionen am Markt durchsetzen könne. Check! Yeah!



    2. Phase: Speichertechnologien so günstig machen, dass sie die Zeiten der Dunkelflaute überbrücken können. Da stecken wir jetzt mittendrin. Meines Erachtens nach hätten sie ruhig die (bereits abbezahlten!) Atomkraftwerke noch ein paar Jahre länger laufen lassen können, dann gäbe es weit mehr als die 457 Stunden in denen Strom nichts wert ist und die Innovationsfreude was Speichertechnologien angeht, würde durch die Decke gehen.



    Fun fact: Die französischen Kernkraftwerke liefern im Sommer auch zu viel Strom, da es in Frankreich sehr viele Elektroheizungen gibt.



    Gibt es eigentlich schon Kühlschränke die bei Stromüberschuss auf 0° C kühlen und erst wieder anspringen wenn die 7° C Marke erreicht ist?

    • @QuantumRider:

      Mein Kühlschrank hat eine mittlere Leistungsaufnahme von gut 10 W und eine Anschlußleistung von rund 30 W. Eine vernetzte Steuerung (und hier laufen aus anderen Gründen etliche davon) läßt sich kaum unter 1 W Dauerverbrauch realisieren und sie kostet Geld und Ressourcen. Dann schon eher die immer wieder aus der Mottenkiste geholte Waschmaschine oder die Kaffeemaschine und der Elektroherd.

    • @QuantumRider:

      Volle Zustimmung.



      .



      Nur wuerde ich nicht von steigender Innovation sprechen, sondern steigenden Investitionen. Innovation gibt es in dem Bereich der Batterien doch bereits massiv viel.



      .



      Grosse Speicher lohnen sich einfach noch nich genug

    • @QuantumRider:

      Die Nerven werden Sie noch ein paar Jahrzehnte lang behalten müssen bis Stromspeicher so günstig, groß und so leistungsfähig sind, dass man damit tatsächlich Dunkelflauten überbrücken könnte.



      Die mittelfristige Zukunft der dt. Energiewende lautet: Neubau zahlreicher Erdgaskraftwerke. Da sind sich von Grünen bis CSU ausnahmsweise mal alle einig.

      • @Descartes:

        Eine Dunkelflaute kann in der entsprechenden Wetterlage Wochen dauern. Das brauchen wir gar nicht. Ein Tagesspeicher oder einer für drei bis vier Tage würde die Lage schon von Grund auf ändern. Man könnte auf warme Reservekraftwerke und schnelle Regelung aus der Teillast verzichten und hätte 24 Stunden Vorlauf, um ein kaltes Kraftwerk ohne daumendrehende Dauermannschaft von Grund auf anzufahren.

    • @QuantumRider:

      zu 1) es wird doch weiterhin vergütet. Man erhält eine Einspeisevergütung und die Garantie den Strom einspeisen zu dürfen, auch wenn kein Bedarf am Markt besteht. Außerdem wird die Rentabilität der Anlage auch durch hohe Steuern und Abgaben beim am Markt verfügbaren Strom künstlich erhöht.

      zu 2) vor dem Problem der Dunkelflauten müsste man erst einmal das Problem des schwankenden Jahresertrags lösen. Auf den Mai entfallen rund 15% der PV-Produktion, während es im Dezember weniger als 1,5% sind und der Tagesverbrauch auch unabhängig von Dunkelflauten nicht gedeckt werden kann.

      Zu ihren Fun facht: Die Atomkraftwerke lassen sich runterregeln oder werden vom Netz genommen

      • @stefschu:

        1.) Zum einen ist die Einspeisevergütung doch massiv gesunken auf mittlerweile weniger als 8 Ct/kWh. Des weiteren werden so Anreize geschaffen die überschüssige Energie sinnvoll verwerten zu können. Und wo das Problem einer hohen Rentabilität liegt, auch wenn durch Steuern/Abgaben erhöht, ist mir ein Rätsel.



        2.) Dafür ist in den Wintermonaten merklich mehr Windstrom vorhanden (Dezember 20 TWh vs. Mai ~10TWh, Solar: Dezember 1,5 TWh vs Mai 5,5 TWh (was übrigens 10,3% der Jahressolarstromproduktion entspricht)). Windstrom kompensiert also den Mangel an Solarstrom schon ziemlich gut.



        3.) Ja prinzipiell kann man Atomkraftwerke runter regeln, allerdings dauert es ewig diese wieder hochzufahren und wird von Kraftwerksbetreibern gar nicht gerne gesehen (Stichwort: Rentabilität).

  • Etwas mager der Artikel der Autor ist mit keinem Wort auf den deutlich zunehmenden Ausbau der Energiespeicher eingegangen.



    Zumindest das gehört zu so einem Artikel dazu

  • "In solchen Stunden exportiert Deutschland große Mengen Strom, doch auch die Nachbarländer können diesen immer öfter nicht mehr sinnvoll nutzen."



    Bis jetzt können die Überschüsse noch mit Hilfe von Subventionen "entsorgt" werden. Was uns Steuerzahler teuer zu stehen kommt.



    Kritisch wird es, wenn sich niemand mehr findet, der die Überschüsse haben will bzw. verbrauchen kann. Dann ist die Netzstabilität in Gefahr.

  • im Artikel ist m.E. ein wichtiger Punkt nicht enthalten. Der Grund für diese Entwicklung liegt u.a. darin dass politisch verhindert wird dass Strom sinnvoll gespeichert werden kann. Es ist nicht möglich ein e-Auto wieder für den Haushalt nutzbar zu entladen. Das wird politisch verhindert. Würde man dafür sorgen dass all die e-Autos gespeicherten Strom auch Nachts wieder in den Haushalt abgeben könnten müsste man nicht zahlen um Stromspitzen abzufedern und man würde sich auch die Zuschaltung von Gas- oder Kohlekraftwerken sparen können. Machbar ist das alles. In etlichen Ländern auch unkompliziert möglich. Die Tatsche dass ein Privathaushalt den Strom auch für einen festen (und äußerst niedrigen Preis) abgeben kann sollte ja auch ein Anreiz sein dass PV-Anlagen von privaten Bürger*innen überhaupt angeschafft werden/wurden. Auf das Problem aufmerksam zu machen finde ich super, wünschenswert wäre aber dass nicht durch eine rein negative Betrachtung auf PV-Anlagen Stimmung gemacht wird, ganz nach dem Motto „seht mal - regenerative Energien sind gar nicht so toll“, sondern dann man auch darauf hinweit dass es dafür Lösungen geben könnte. Sogar umfangreiche Studien existieren bereits

    • @Susanne Lehmann:

      ''Es ist nicht möglich ein e-Auto wieder für den Haushalt nutzbar zu entladen.''



      .



      Gibt es etwa ein Gesetz, das dies verbietet?



      .



      Soweit ich weiss, ist es zwar technisch moeglich, aber bisher in fast keinem Automodell umgesetzt. Das Problem sind also doch eher die Hersteller, oder?



      .



      Bei meinem E Sprinter zum Bsp kann ich nur 2x 90w ueber die Zigarettenanzuender nutzen, aber auch damit kann ich eine externe Powerbank laden und diesen Strom dann fuer egal was nutzen.

    • @Susanne Lehmann:

      Was ist daran politisch? Die aufwendige und nicht billige Technik muß im Fahrzeug und als zusätzlicher Wechselrichter in der Wallbox vorhanden sein. Dazu müssen Kunden sie haben und bezahlen wollen und das ist bisher nicht der Fall. Derzeit ist ein Verkauf von E-Autos überhaupt nur subventioniert möglich, jeder Euro Mehrpreis wird mit aller Macht vermieden.



      Daneben verschleißt ein Akku mit jedem einzelnen Zyklus. Als teuerster Bauteil bestimmt er die Lebensdauer des Fahrzeugs. Es ist mit einigem Aufwand inzwischen gelungen, eine akzeptable Höhe zu erreichen. Bringt diese Sekundärnutzung genug ein, um einen Akkutausch zu bezahlen?

  • ja, so ist es, allerdings haben wir in der Woche vom 01.05. - 08.05. im täglichen Durchschnitt etwa 10% der eigenen Erzeugung zusätzlich importieren müssen weil die eigene Produktion insbesondere abends und nachts nicht ausreicht. Man muss doch hier das Gesamtproblem sehen. Wir geben eine Unmenge Geld für Solarenergie aus und müssen zusätzlich für viel Geld (Atom-)strom aus dem Ausland kaufen. Nach den sündteuren Fehlentwicklungen der letzen Jahre wäre jetzt wirklich mal ein geschlossenes, und zur Abwechslung ein auf den Gesetzen der Physik beruhendes Gesamtkonzept zur möglichst autarken Stromversorgung notwendig. Aber dafür sehe ich nicht mal den Beginn eines Ansatzes.

    • @Gerald Müller:

      "...wäre jetzt wirklich mal ein geschlossenes, und zur Abwechslung ein auf den Gesetzen der Physik beruhendes Gesamtkonzept zur möglichst autarken Stromversorgung notwendig."



      Es gibt ein Gesamtkonzept: Alles mit Sonne und Wind, Energiespeicherung mit Wasserstoff und wasserstofffähigen Gaskraftwerken.



      Das Konzept hat nur den kleinen Nachteil, dass es weder technisch noch finanziell machbar ist.



      Daneben gibt es noch eine Fraktion, die auf den Wasserstoff verzichten und stattdessen Akkus nehmen will. Was noch weniger machbar ist.

    • @Gerald Müller:

      Sie wissen, nehme ich an, dass Uran, Steinkohle und Öl importiert werden. Aus teils dubiosen Staaten.

      Wer in Richtung Autarkie will, sollte auf Wind, Solar, Wasser & Co. setzen.

      • @Janix:

        stimme ich zu, aber der Wind weht nicht immer und die Sonne scheint nur tagsüber und das Wasserkraftpotenzial in Deutschland ist praktisch ausgeschöpft. Bioenergie ebenso. Auch nur halbwegs (oder viertelwegs wenn es das Wort gäbe) wirtschaftliche Speichertechnologien für den notwendigen Strombedarf gibt es nicht. Hier wäre Erfindergeist gefragt, aber der wird in D ja auch kaum gefördert. Habeck hat lieber an seine eigene Märchen für Erwachsene geglaubt, und der neuen Regierung fallen nur Gaskraftwerke ein, die sind also auch nicht mit viel technischer Phantasie begabt.

    • @Gerald Müller:

      Import und Export folgt im europäischen Stromnetz klar dem Preis sprich wenn unser Sonnenstrom billig ist wird der verkauft und wenn der massiv subventionierte Atomstrom aus Frankreich billiger ist wird der gekauft. Ich sehe keine massiv sündteueren Fehlentwicklung, mit Ausbau der Speichertechnologie wird sich hier einiges noch tun.



      Der Ausbau der Atomenergie wäre dahingegen eine sündteuere Fehlentwicklung gewesen.

      • @Opossum:

        Derzeit gibt es nicht viel Wind, und nachts keine Sonne. Strombedarf aber schon. Deswegen muss Strom importiert werden, das hat mit den Preisen überhaupt nichts zu tun. Und was die Speichertechnologie angehjt: da tut sich relativ wenig, wegen der sehr hohen Kosten u.a. auch der Rohstoffe für Batterien oder der Elektrolzse und es besteht kaum Wahrscheinlichkeit dass sich das in den nächsten 10-20 Jahren ändern wird. Sie können natürlich darauf hoffen...

  • Das Problem wurde für künftige Solaranlagen bereits durch eine Novelle behoben. Die bisherigen genießen natürlich weiter Bestandsschutz, dieser war teil der Wirtschaftlichkeitskalkulation. Negative Strompreise machen Batteriespeicher und Speicherkaftwerke - die wir dringen brauchen - lukarativer, sind also ein wünschenswerter Marktanreiz.



    Ja es sind steuergeförderte Subventionen, diese drücken aber zum einen am Ende im Idealfall die Preise für alle und senken die CO2 Emissionen.

    Wenn alle den überflüssigen Solarstrom zum Laden ihres Autos nutzen und gleichzeitig die Wirtschaftlichkeit der Solaranlagensteigt ist das doch erfreulich und kein „verprassen“.







    Die Schattenseite sind natürlich, die Kosten der Subventionen, diese werden aber an anderer Stelle (Landwirtschaft, fossile Energie, Dieselprivileg, Ewigkeitskosten für Atomstrom) in viel größerem Maßstab und mit ganz klar negativem Klimaimpakt verteilt.

    Ich sehe also erstmal kein großes Problem, insbesondere, da einer weiteren Ausweitung bereits ein Riegel vorgeschoben wurde.

    Es ist eher eine Erfolgsmeldung für die Enerneuerbaren.

  • ".... die erheblichen Überschüsse an Solarstrom im deutschen Stromnetz – zur Mittagszeit überschritt die Erzeugung der Photovoltaik den landesweiten Stromverbrauch."

    Sorry, aber das stimmt so nicht. Laut den Daten von energy-charts speisten Wind- und Photovoltaikanlagen in dem Zeitraum zusammen rund 33 Gigawatt ein, während der Stromverbrauch bei etwa 58 Gigawatt lag. Die fossilen Kraftwerke lieferten in dieser Zeit weiterhin rund 25 Gigawatt.

    • @Knuty:

      Ohne die Daten zu kennen: Könnte die Abweichung einfach daher kommen, dass es einfacher ist, die flexiblen Erneuerbaren abzuregeln als die unflexiblen Fossilen? Und man es daher tat?

      • @Janix:

        Die "flexiblen" Erneuerbaren...



        Eher volatil, solange wir nicht den Wind wehen und die Sonne scheinen lassen können, wenn wir den Strom brauchen.



        Nicht falsch verstehen: erneuerbare sind schon gut - aber auf den Mix kommt es an. Das kann man mit Speichern noch sehr gut optimieren, aber davon haben wir noch nicht genug.

      • @Janix:

        Ja, das wäre bei Windkraft gut möglich. Bei PV-Strom geht das nur bei großen Anlagen.



        Die von 2013 bis 2022 installierten PV-Anlagen müssen bei 70% der Nennleistung sowieso automatisch abgeregelt werden.

    • Bernward Janzing , Autor des Artikels,
      @Knuty:

      Bei den energy-charts liegt zwischen etwa 11:30 und 14:30 am Sonntag alleine die Solarstromerzeugung höher als die Last (inkl. Eigenverbrauch). z. B. 12.30 Uhr mit etwa 53,8 GW gegenüber 51,5 GW. Die Fossilen lagen zugleich bei nur rund 4 GW.

      www.energy-charts....&legendItems=gw2w4

      • @Bernward Janzing:

        Das sind die Prognose-Daten, nicht die tatsächlichen Einspeisung, bzw. Verbrauchsdaten.

        • Bernward Janzing , Autor des Artikels,
          @Knuty:

          Das ist richtig, ist aber bei Ihren Daten genauso. Die energy-charts.de und auch smard.de haben offenbar gerade ein Problem mit den aktualisierten Daten. Die Abweichungen von den Prognosen sind aber stets gering. Und die von Ihnen angeführten 33 GW für Wind+PV und die 25 GW fossil habe ich noch nirgends entdeckt...

          • @Bernward Janzing:

            Mein verlinkten Daten sind keine Prognosen.

          • @Bernward Janzing:

            Ich habe doch den Link dazu gesendet.

    • @Knuty:

      Danke!



      Aber was stimmt nun wirklich?



      Woher kommen die Fakten im Artikel und von Ihnen?



      Warum ist das nicht eindeutig?

      • @Nilsson Samuelsson:

        Mein Daten kommen von "energy-charts.info" .



        Woher die Daten im Artikel kommen, weiß ich nicht.

        Der Autor unterliegt wahrscheinlich einem weit verbreiteten Irrtum, nämlich das negative Strompreise bedeuten würden, dass es einen EE-Überschuss geben würde.



        Tatsächlich entstehen negative Strompreise durch die Bedingungen der Strombörse, an der auch immer der fossile Strom gehandelt wird.



        Gibt es viel EE-Strom, gibt es folgemäßig ein Überangebot an fossilem Strom, der den Durchschnittspreis sinken lässt.

        • Bernward Janzing , Autor des Artikels,
          @Knuty:

          Haben Sie einen Link, dann können wir das klären. Das wäre meiner:

          www.energy-charts....&legendItems=gw2w4

          • @Bernward Janzing:

            Das ist meiner:



            www.energy-charts....rce=public&week=19

            • Bernward Janzing , Autor des Artikels,
              @Knuty:

              Das ist nur die öffentliche Stromerzeugung, wobei sich die Daten nicht fundamental von meiner dargestellten Gesamtstromerzeugung unterscheiden. Aber auch bei Ihrem Link liegt die PV am Mittag noch über 46 GW. Und die 25 GW fossil zeigt die Grafik auch nicht. Von daher kann ich Ihre Zahlen immer noch nicht einordnen.

              • @Bernward Janzing:

                Wieso nur die öffentliche Stromversorgung? Gerade auf die kommt es doch an. Nur dieser Strom bestimmt die Preise. Strom, der nicht ins Netz eingespeist wird, wird nicht gehandelt.

                Die Daten für die fossilen Kraftwerke sind doch zu sehen. Braunkohle z.B. liegt um 13.30 Uhr bei rund 2,3 GW.

                In Frankreich gab es zur selben Zeit auch negative Strompreise. Sollen dafür auch der dt. PV-Strom die Ursache sein?

                • Bernward Janzing , Autor des Artikels,
                  @Knuty:

                  ...aber wo sollen die angeblich 25 GW fossilen Erzeuger zu finden sein...?

                  • @Bernward Janzing:

                    Alle Stromerzeugungsarten werden doch aufgelistet. Selbst Kohlegas steht mit 0,5 GW drin.

                    Um 13.30 Uhr, um diese Uhrzeit geht es hier ja konkret, betrug die gesamte Einspeisung 54,2 GW. An PV-Strom wurde zu dem Zeitpunkt 40,8 GW eingespeist.

                    Gehen Sie etwa davon aus

                    • @Knuty:

                      In Knutys Link sehe ich zwar, dass der erzeugte Solarstrom z.B. gestern um 14 Uhr den Verbrauch geringfügig übersteigt, der Rest von 13 GW verteilt sich breit mit Braunkohle und Biomasse als größten Anteilen.



                      Vermutlich wurde bereits abgeriegelt, so dass das Potential bei Wind und Solar etwas hoher gewesen wäre. Nachts oder im Tagesdurchschnitt sind es natürlich ganz andere Werte; Speicher würden helfen.

              • @Bernward Janzing:

                Meine bevorzugte Quelle ist Agora. Seit dem Mittag vom Freitag dem 9. liefern die aber plötzlich gar nichts mehr, warum auch immer.



                www.agora-energiew.../12.05.2025/hourly

  • Strom, den niemand haben und schon gar keiner bezahlen will, wäre normalerweise nicht anders, sondern gar nicht erzeugt worden. Es gibt also keine eingesparte Emission, der Klimaeffekt ist null. Tatsächlich zeigt der geforderte und bezahlte Börsenpreis einen erheblichen Aufwand zur Entsorgung des netzgefährdenden Abfallstroms an, und Aufwand bedeutet immer zusätzliche Emission.



    In der Jahresbilanz werden alle diese Kilowattstunden natürlich trotzdem positiv gerechnet, als Erfolg gefeiert, in den Anteil der "Erneuerbaren" eingerechnet und ihnen ein Mittelwert als ersparte Emission angerechnet.



    Ich habe gestern für jede von mir erzeugte und genutzte kWh 30 Cent gespart. Zusammen mit den 25 an der Börse wurde jede von mir verbrauchte kWh also von anderen mit 55 Cent subventioniert. Und jetzt sehen wir uns an, welche Gruppe der deutschen Bürger über die Solaranlagen verfügt, wem alles die Möglichkeit fehlt und wer sie letztlich bezahlen muß.

    • @Axel Berger:

      Falsch. 1.) Für jede von ihnen erzeugte und gleichzeitig genutzte kWh wurden sie gar nicht subventioniert, sie haben lediglich den Marktpreis eingespart (was der Plan bei einer Solaranlage ist) 2. Für den Zeitraum in dem sie mehr Strom verbraucht als produziert haben, haben sie (lediglich zu Mittagszeiten) 7-11 Ct/kWh bekommen. (was bei einer normal-großen Solaranlage auf dem Dach schon ziemlich schwierig ist). 3. Für den Zeitraum in dem sie mehr produziert haben, haben als verbraucht, haben sie gemäß dem EEG ihre reguläre Einspeisevergütung erhalten.

      • @QuantumRider:

        Der Marktpreis ist der Börsenpreis für den Strom. Im Endkundenpreis sind Steuern und Gebühren enthalten. Die Netzkosten und Staatsausgaben laufen unvermindert und in voller Höhe weiter (das Netz wird mit Regelung und Blindstrom sogar zusätzlich belastet), es bezahlen sie nur jetzt andere. Das ist eine Subvention und Begünstigung.

        • @Axel Berger:

          Was sie meinen ist, dass jede durch Solarstrom eingesparte kWh nicht mehr durch Steuern und Netzentgelte ihren Beitrag "solidarisch" zu den Gesammtkosten des Stromnetzes beiträgt. Richtig? Naja nach der Logik hätten wir ja nie mit der Energiewende anfangen können. (und ihre Rechung stimmt immer noch nicht;))

      • @QuantumRider:

        Dieser Kommentar war eine Antwort auf Axel Berger's Kommentar. (bitte an die richtige Stelle heften)

  • Einfacher Marktmechanismus, der ggf. aufwendige andere Manöver erspart. So paradox es klingt und so schade es um die kWh eigentlich ist: so schafft mensch erst den Markt für Speicher etc.

  • Während das auf der Oberfläche korrekt ist, wäre folgendes wichtig zu ergänzen:

    Die negativen Strompreise inzentivieren den Bau von netzdienlichen Batteriespeichern. Das Phänomen der negativen Strompreise wird mit zunehmendem Speicherausbau wieder verschwinden. Selbst wenn es nicht ganz verschwinden sollte, würden wir als Steuerzahler hier den Aufbau regenerativer Infrastruktur mitfinanzieren.