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Nach Relativierungen der SSAuftrittsverbot für Krah

Maximilian Krah darf im Wahlkampf nicht mehr auftreten und verlässt den Bundesvorstand. Französische Rechte kündigen der AfD die EU-Zusammenarbeit.

Mit seinen Aussagen zur SS wurde er auch französischen Rechtsextremen zu viel: AfD-Kandidat Maximilian Krah Foto: dpa

Berlin taz | Es ist ein geschichtsrevisionistischer Schlager im Repertoire des extrem rechten AfD-Spitzenkandidaten für die Europawahl, Maximilian Krah. Nachdem er bereits mit dem an Holocaust-Leugnung grenzenden Spruch „Unsere Vorfahren waren keine Verbrecher“ bei Tiktok viel Aufmerksamkeit und Kritik gesorgt hatte, hat er nun in einem Interview in der italienischen Zeitung La Repubblica nachgelegt.

Dort sagte Krah: „Ich werde nie sagen, dass jeder, der eine SS-Uniform trägt, automatisch ein Verbrecher ist.“ Und: „Es gab sicherlich einen hohen Prozentsatz an Kriminellen, aber nicht alle waren kriminell“, sagte Krah über jene Organisation, die maßgeblich für den Betrieb von Konzentrations- und Vernichtungslager der Nazis verantwortlich war und systematisch Kriegsverbrechen beging und Massenerschießungen organisierte.

Mit dem Ausspruch ist nun auch das Maß für die französische extrem rechte Partei Rassemblement National (RN) voll. Die Partei hat am Dienstag die Zusammenarbeit mit der AfD für das nächste Europaparlament aufgekündigt, wo die beiden Parteien zusammen in der ID-Fraktion sitzen. Das sorgte wiederum für Verwerfungen in der AfD und einer Krisensitzung des Bundesvorstands am Mittwochmorgen um 9 Uhr.

Kurz vor 10 Uhr stand das Ergebnis fest: Krah darf im Europawahlkampf der AfD nicht mehr auftreten und legt mit sofortiger Wirkung sein Amt als Bundesvorstand nieder, wie er auf X bestätigte. Der Fall ist nicht allzu tief, Krah hatte ohnehin angekündigt, nicht wieder zu kandidieren – auch weil die Spionage- und Korruptionsvorwürfen gegen ihn nicht abreißen. Gegen Krah sind zwei staatsanwaltliche Verfahren anhängig, sein gut bezahltes Mandat im EU-Parlament will er trotzdem antreten.

Le Pen geht andere Wege als die AfD

Die Parteivorsitzende des RN, Marine Le Pen, geht strategisch andere Wege als die sich offen radikalisierende AfD. Sie versucht in der Hoffnung auf bessere Wahlergebnisse Kreide zu fressen und die eigene Radikalität mit einem vermeintlich bürgerlichen Auftreten zu verschleiern. Möglich auch, dass sie darauf hofft, im neuen EU-Parlament mit der von CDU dominierten konservativen Fraktion zusammenzuarbeiten. Während sie der Rechtsextremismus der AfD inhaltlich wenig stören dürfte, versucht Le Pen ihre Partei und sich selbst als gemäßigt darzustellen.

Und das ist eben wenig glaubhaft, wenn man mit offenen Ras­sis­t*in­nen und deutschen Geschichtsrevisionisten im Europaparlament in einer Fraktion sitzt. Für erste deutliche Risse sorgten bereits die Vertreibungspläne beim Potsdamer Geheimtreffen Anfang des Jahres. Der RN-Spitzenkandidat Jordan Bardella hatte deswegen am Mittwoch in der französischen Zeitung Libération mitteilen lassen, dass man mit der AfD in der nächsten Legislaturperiode nicht mehr in einer Fraktion zusammensitzen werde.

Ob und wie sich die europäische Rechte nach diesem strategischen Manöver der Franzosen im neuen EU-Parlament zusammenruckelt, ist damit offen. Ebenso, ob die Verschiebungen auch Auswirkungen auf die Mitgliedschaft in der ID-Partei hat, in der neben RN und AfD auch die italienische Lega und die FPÖ organisiert sind.

Ein denkbares Szenario ist, dass die AfD bei der ID-Fraktion einfach außen vor bleibt und ihre Abgeordneten fraktionslos bleiben, weniger Redezeit und Geld inklusive. Eine andere Möglichkeit für die AfD: Die Zusammenarbeit mit anderen offen radikalen Parteien – ein Weg, für den Krah ohnehin schon länger wirbt. Auch im französischen Wahlkampf vor zwei Jahren warb er für die offen radikalere Alternative zu Le Pen: Éric Zemmour. Ebenso wurde Krah mehrfach wegen diverser Skandale in der ID-Fraktion suspendiert, insbesondere seine China-Nähe stand schon lange fraktionsintern, aber auch in der AfD in der Kritik. Die AfD hatte ihn dennoch als Spitzenkandidaten aufgestellt.

Klar ist: Die Suche nach Fraktionspartnern dürfte auch durch die Spionage- und Korruptionsskandale der beiden Spitzenkandidaten Krah und Petr Bystron nicht leichter werden: Denn wer will mit mutmaßlich bestechlichen Abgeordneten zusammenarbeiten, die möglicherweise nicht nur auf der Payroll von Wladimir Putin stehen, sondern auch noch von China?

Auch Krah hat einen Nazi-Opa

Die AfD-Parteivorsitzende Alice Weidel hatte im Februar versucht, die Wogen nach der Empörung über das Potsdamer Vertreibungspläne bei einem persönlichen Treffen in Paris zu glätten – das blieb allerdings erfolglos. Bei Risotto soll Le Pen gefordert haben, dass „Remigration“ niemals Teil des AfD-Programms werden dürfe. Zu diesem Zeitpunkt stand der Begriff, der letztlich auf Vertreibungspläne auch von Deutschen mit Migrationsgeschichte hinausläuft, allerdings schon längst im Europawahlprogramm der AfD.

Das übrigens auch Krahs Vorfahren Nazis waren, hat mittlerweile auch das ZDF recherchiert: Sein Opa Martin Krah hatte bereits kurz nach Hitlers Machtübernahme einen Antrag auf Aufnahme in die NSDAP gestellt, wie Akten des Bundesarchivs belegen. Auch in Opa Krahs Wohnort Hindenburg, dem heutigen Zabrze, hat in der Reichspogromnacht 1938 die Synagoge gebrannt – Terror, an dem die NSDAP beteiligt war. Opa Krah war in der NS-Ärzteschaft und freiwillig für die Hitlerjugend aktiv. Die Nazis bescheinigten Opa Krah 1939: „Genannter hat sich aktiv im Sinne der Bewegung betätigt.“ Er wäre sicher stolz auf seinen Enkel.

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36 Kommentare

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  • Das darf man sich ruhig auf der Zunge zergehen lassen.



    Die RN, kurz Rassemblement National, wirft die AfD wegen rechter Umtriebe und Verharmlosung der Schutzstaffel des GröFaZ, kurz SS aus der Fraktion im Europäischen Parlament.



    Marie Le Pen, selbst so rechts das sie das linke Ende schon wieder erkennen kann zieht die Notbremse und kündigt die nie vorhandene Freundschaft mit der Wahlschweizerin Alice W. und der AfD auf.

    Heut Abend gönn ich mir ein dunkles Bier.

  • Krahweh, Krahweh!



    Taubtrüber Ginst am Hirnwulst.



    Bei denkbaren Einzelfällen war die SS an sich eine verbrecherische Organisation und wurde auch so eingestuft nach WW II. Das sollte bei jemandem mit Schulabschluss bekannt sein.

  • "Dort sagte Krah: „Ich werde nie sagen, dass jeder, der eine SS-Uniform trägt, automatisch ein Verbrecher ist.“

    Man hätte das doch noch sagen dürfen, das fehlt noch als Nebensatz zu der SS Relativierung. Das ist genau die Rhetorik die eingefleischte AFD Wähler mögen und hören wollen! Nebenbei die Äußerungen von Höcke stehen dem in nichts nach, nur anders verpackt ( ich wusste nicht das es eine NS Losung war ( alles für Deutschland )), und das als Geschichtslehrer. Die AFD wird genau deswegen gewählt, jetzt erst recht.

  • Es sollte nun auch keinen patriotischen Deutschen mehr geben der dem Krah seine Stimme für die EU gibt und ihm monatliche 10TE europäisches Steuergeld in den Rachen schiebt.

  • So ekelhaft und verharmlosend Krahs SS-Aussage ist und bleibt - in Stuttgart ist die größte Mehrzweckhalle nach einem SS-Offizier benannt. Geht's noch schlimmer?



    Anlässlich seiner Wahl zum Präsidenten des BDI wurde Hanns Martin Schleyer im Januar 1977 in einer Sendung des deutschen Fernsehens auf seine nationalsozialistische Vergangenheit und seinen Offiziersrang in der SS angesprochen. Er erklärte, er sei stolz auf diese Vergangenheit. (Wikipedia)

  • In Nürnberg seh ich allenthalben blaue Plakate:



    "Jetzt erst recht - AfD".



    Dagegen machste nix.



    Kommt ähnlich gut rüber wie hier (N) ein "Blumen-Baumarkt" auf allen Kanälen zum Muttertag warb: "Komm' nicht ohne Blumen".

  • Schon ne stramme Leistung: So weit nach rechts abzudriften, dass selbst die anderen Faschisten nix mehr mit einem zu tun haben wollen - das muss man erstmal schaffen....

  • Unfassbar, Krah ist immer noch Kandidat, das spricht Bände über die AfD. Abwiegeln, Verschleiern, Einlullen, darum geht es. Inhaltlich haben auch Weigel, Chrupalla usw. anscheinend keine Einwände gegen den rechtsextremen Mist, den Krah permanent in den Äther kotzt.

  • Das klingt erstmal gut.



    Kann allerdings auch sein, dass sich RN und Konsorten durch diesen Schritt als ernsthafte Koalitionäre für die Konservativen entpuppen.



    Manfred Weber machte in der Vergangenheit ja



    durchaus den Eindruck, dass nach Rechts noch Möglichkeiten bestehen.



    Die Anbiederung der grünen Fraktion an Ursula von der Leyen dürfte erfolglos bleiben, denn es gibt für die Konservativen wenig Gründe, weiterhin Greenwashing zu betreiben.



    Ob Ursula von der Leyen überhaupt die kommende Frau ist, bleibt abzuwarten.

  • Man kann nie tiefer fallen als in Gottes Hand sagte Maximilian Krah. Hoffen wir mal, daß Gottes Hände gerade anderweitig beschäftigt sind.

  • Finde ich gut, dass der Krah sich selbst zerlegt und hoffentlich bald aufhört zu krähen. Die ständige Erwähnung seines Nazi-Opas halte ich jedoch für etwas überzogen und konstruiert, niemand kann etwas für seine Vorfahren...

    • @PartyChampignons:

      "...niemand kann etwas für seine Vorfahren..."

      Völlig richtig. Aber wenn man ihnen nacheifert...

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        "Aber wenn man ihnen nacheifert..."



        das wäre etwas worüber man schreiben und sich aufregen könnte.



        Die alleinige Erwähnung eines Nazi-Opas ist für mich aber nicht ausreichend, es dürfte viele Deutsche geben, die einen Nazi-Opa hatten und trotzdem keine Nazis sind

        • @PartyChampignons:

          "das wäre etwas worüber man schreiben und sich aufregen könnte."

          Ich bin etwas verwirrt. Haben Sie die vielen, vielen Berichte über Herrn Krah nicht gelesen?

  • Das sieht nach Bruchstellen der nationalistischen Verbündeten aus: gemeinsam gegen äußere "Volksfeinde", aber deutscher Einmarsch in Frankreich ist dann doch zu viel.



    Wenn es mal eine zwischenmenschliche Internationale gibt werde ich wieder lachen können.

    • @Land of plenty:

      Tja, die zwar oft propagierte Internationale der Rechten ist und bleibt ein Widerspruch in sich - auf EU-Ebene funktioniert das nur leidlich, ansonsten gehen sie ja nicht nur ihren Gegnern, sondern sich auch gegenseitig an die Wäsche, dass es nur so kracht.



      So dumm ist halt nur der Nationalismus. Das französische RN ist da keineswegs besser als „unsere“ AfD.

  • Läuft gerade richtig schlecht für die AfD.

    Wenigstens eine gute Nachricht in diesen lausigen Zeiten.

    • @Jim Hawkins:

      Tja, auch das Schlechte muss für irgendwas gut sein.

      • @Willi Müller alias Jupp Schmitz:

        ...und sei es nur als abschreckendes Beispiel.

    • @Jim Hawkins:

      Gottseidank sind diese Figuren so doof, dass sie das Maul nicht erst aufreißen, wenn es womöglich schon zu spät ist, und man sich dem Art. 20 Abs. 4 GG zuwenden müsste, um sie aufzuhalten.

    • @Jim Hawkins:

      Wenn Sie da was 'schlecht laufen' sehen, könnte das an Ihrem bürgerlichen Standpunkt liegen. Die 'AfD' freut sich über ihren Spitzenkandidaten und seine Äußerungen.

    • @Jim Hawkins:

      Die eingefleischten AfD-Anhänger stört sowas nicht im Geringsten. Gucken Sie "Welt" & Co, da laufen gerade Rechtfertigungs-Orgien. Und der eine oder andere wird sich erinnern: Vor einigen Jahrzehnten gab es einen sehr ähnlichen Vorgang bei den REPs. Da gings allerdings um die SA. Die AfD ist also auch in diesem Kontext auf NPD-Ebene angekommen.

      • @Kaboom:

        Das steht natürlich zu befürchten.

        Aber dass sich die europäischen Rechtsparteien von der AfD abwenden und der Spitzenkandidat keinen Wahlkampf macht, das hat schon was.

        Auf Welt.de finde ich keine Rechtfertigungsorgien. Frederik Schindler, der früher für die taz und heute noch für die Jüdische Allgemeine schreibt, liefert dort eine sachliche Darstellung der Gemengelage.

        Ein weiterer Artikel beschreibt die SS als durch und durch verbrecherische Organisation.

        • @Jim Hawkins:

          Schauen Sie mal richtig hin, Jim. In die Foren. Da finden Sie die Orgien.

          • @B. Iotox:

            Das ist im taz-Forum ja auch nicht grundlegend anders.

            Auch hier lassen sich schnell Positionen finden, die im Vergleich zur Berichterstattung radikaler und dümmer sind.

        • @Jim Hawkins:

          Nicht das angestellte Personal dort, sondern das Kommentariat...

          • @Wurstprofessor:

            Okidoki, das mag sein, das lese ich aber nicht.

            Die einzige beloved Kommune ist für mich die der taz. Und auch hier finden sich zahlreiche Beiträge, die für meinen Geschmack die Sphäre der meinetwegen auch gern mal harten, aber immer fairen Debatte verlassen haben.

            Sie ist eben leider kein britischer Club oder zumindest ist sie es nur zum Teil.

      • @Kaboom:

        Bei "Welt" ist je besonders lustig, dass die Blattlinie doch (und besonders in dieser Sache) klar AfD-kritisch ist, aber andererseits das blaune Pack in den Kommentaren nach Belieben wüten darf. Naja, sollen sie halt.

        • @Wurstprofessor:

          Die Welt wurde vor ein paar Jahren (was die Foristen angeht) vom äußersten rechten Rand gestürmt, keine Ahnung was der Grund war. Bis dahin war das nur ein konservatives Medium mit reaktionären "Einsprenkelungen"

        • @Wurstprofessor:

          Die FAZ löst es so, dass sie Artikel, die zu viele hirnlose Reflexkommentare erwarten lassen, gar nicht erst zur Kommentierung freigibt.

          Erkenntnis der Blattmacher:innen: nicht immer steckt als Leser/Leserin ein kluger Kopf hinter einer FAZ und daraus resultierend: "rechts von uns ist die Wand".

          Insgesamt finde ich, dass das taz-Forum das am wenigste trolligste ist.

        • @Wurstprofessor:

          Ja, das ist der Grund weswegen ich mir inzwischen nicht einmal mehr die Ein-Euro-WELT-Probeabos gönne: Manche Artikel sind ja echt nicht schlecht, aber die pure Masse an AfD-Fans unter den Kommentaren verdirbt jeden Appetit…wobei unter denen der kostenlosen Krah-Kapriolen-Artikel inzwischen schon eine -oft noch zaghafte- Distanzierung von diesem Kandidaten zu beobachten ist.

      • @Kaboom:

        Die "Welt" als Krah/AfD Unterstützung? Da muss mir was entgangen sein. Klären Sie mich auf.

  • "Krah darf im Europawahlkampf der AfD nicht mehr auftreten und legt mit sofortiger Wirkung sein Amt als Bundesvorstand nieder"



    Allzu groß ist der Abscheu seiner lieben Kollegen offensichtlich nicht, wenn er Spitzenkandidat bleibt.



    Die Wähler werden das zu interpretieren wissen.

    • @Encantado:

      Man kann einen Spitzenkandidat nicht austauschen nach der entsprechenden Einreichung. Das wird der Grund sein. Aber eigentlich war ja schon vorher bekannt was für ein mieser Typ das ist. Gönnen wir uns die Schadenfreude aber bleiben inhaltlich möglichst präzise.

      • @Marmot:

        "Man kann einen Spitzenkandidat nicht austauschen"



        Natürlich. Aus gesundheitlichen Gründen sollte immer gehen, oder? Und wie das mit seiner geistigen Gesundheit aussieht, na ja, da gibt's ja durchaus Anknüpfpunkte.



        Scherz beiseite, wenn man dennn wollte, könnte man. Will man aber nicht, weil man mit Krahs Einstellungen im Grunde überhaupt keine Probleme hat.



        Und diese Aussage halte ich für äußerst präzise.

  • Unsere Vorfahren waren Verbrecher!



    Nicht alle, aber viel zu viele. Wer diese Wahrheit leugnet, sollte eigentlich gar nicht Politiker unserer Demokratie werden dürfen. Wenn selbst der rechten le Pen die AfDummheit zu rechts ist, dann müssten doch auch deren Wähler endlich mal ihr Hirn einschalten und nachdenken.