piwik no script img

Macrons KrisengipfelUnd Trump lacht sich eins

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Westeuropa erscheint plötzlich als einzige Bastion von Demokratie, Toleranz und Minderheitenschutz. Auf deren Verteidigung ist es nicht vorbereitet.

Hat seine Position inzwischen mehr als deutlich gemacht: US-Präsident Donald Trump Foto: Nathan Howard/reuters

E iligst hat Frankreichs Präsident Macron zum Gipfeltreffen nach Paris eingeladen, um nach dem doppelten Affront der US-Regierung aus der vergangenen Woche – also nach unabgesprochenen Ukraine-Gesprächen zwischen Donald Trump und Wladimir Putin und einer unverschämten Rede des Vizepräsidenten auf der Münchener Sicherheitskonferenz – europäische Handlungsbereitschaft und Stärke zu signalisieren.

Aber es braucht keine tiefenpsychologischen Kenntnisse, um zu ahnen, was in den USA davon verstanden werden wird: Die Eu­ro­päe­r*in­nen sind schwach und in Panik. Und im Unterschied zu fast allem, was Vizepräsident J. D. Vance in seiner Münchner Rede behauptet hat, entspricht das wohl auch der Wahrheit. Donald Trump hat seine Position inzwischen mehr als deutlich gemacht: Von Bündnissen hält er nichts; Deals sind okay, können aber auch jederzeit wieder aufgekündigt werden.

Kurzfristigen Zugriff auf große Teile der ukrainischen Bodenschätze zu bekommen, wäre für ihn ein Grund, zu deren Schutz sogar US-Truppen in die Ukraine zu schicken. Die Verteidigung einer „regelbasierten Weltordnung“, eines Ideals also, was einst die USA in den westlichen Werte­kanon eingebracht haben, sind ihm hingegen Schall und Rauch.

Wer Trumps außenpolitische Vorstöße in den vergangenen Wochen verfolgt hat, sieht ein Schema: maximaler Druck bei minimaler Freundlichkeit gegen Verbündete, Anbiederungen und Schmeicheleien beim Gegner. Insofern wird das Pariser Treffen auch niemandem im derzeitigen Washingtoner Kabinett besondere Kopfschmerzen bereiten: Wenn die Europäer es schaffen, sich so aufzustellen, dass sie wenigstens mittelfristig nicht mehr auf den militärischen Schutz angewiesen sind: umso besser. Und wenn sie doch wieder angekrochen kommen: Auch gut, dann kann man sie weiter quälen.

Näher zu Russland als zum Westen

Zumindest Trump und die überzeugte America-First-Riege haben weder Gefühl noch Verständnis für die alte Idee des transatlantischen Bündnisses. Und die neuen radikalisierten ­Maga-Kräfte fühlen sich ideologisch ohnehin dem illiberalen Russland näher als dem ­„woken“ Westen.

Westeuropa sieht sich damit konfrontiert, plötzlich als einzige Region die alten Ideen von Demokratie, Toleranz, Minderheitenschutz, Menschenwürde und individueller Freiheit zu vertreten, auf deren Verteidigung allerdings – die über so viele Jahrzehnte zumindest nicht militärisch notwendig erschien – überhaupt nicht vorbereitet zu sein. Das erkennt Trump – und lacht sich eins.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. Bluesky: @berndpickert.bsky.social In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
Mehr zum Thema

59 Kommentare

 / 
  • Ein (west)europäischer Exzeptionalismus also… seit 1492 die gleiche Leier.

  • Es gibt in den USA eine Mehrheit für diese Politik, es geht hier also - bei weitem - nicht nur um Trump.



    Die Zeiten der Partnerschaft zwischen den USA und Europa sind vorbei, so einfach ist das.



    Leider gibt es zu viele Leute, die für transatlantische Agitprop-Organisationen arbeiten, als dass ein Umdenken in der Politik - auch nur mittelfristig - wahrscheinlich wäre. Wahrscheinlicher ist, dass man in Europa 4 Jahre lang den Kopf einzieht, in der Hoffnung, dass Trumps Amtszeit begrenzt ist.



    Dabei stehen uns die USA der Herren Trump, Musk oder Vance nicht relevant näher als China.

  • Russland ist knallhart und leider auch bei weitem nicht so in der Krise, dass der Krieg nicht noch Jahre weitergehen könnte. Es wird nicht so einfach gehen wie Trump sich das denkt. Gegen Europa und vor allem gegen die Ukraine wird nichts gehen. Europa sollte aufhören zu heulen und der orangenen Knalltüte beherzt entgegentreten, dafür wäre aber eine halbwegs plausible Position der EU/der europäischen NATO-Partner schon hilfreich.

    • @Bambus05:

      So sieht es aus!

  • Letztendlich macht Trump, was europäische Politiker in der Hinsicht tatsächlich verschlampt haben. Es war uns auch Jahrzehnte egal, wer uns ausspioniert. Während man sich über Flüchtlinge aufregte, "untersuchten" chinesische Wissenschaftler den deutschen Markt und die Kultur, hörten Amis Merkel ab.

    was auch immer Europa sich auf die schreiben will, diese Großverdiener haben uns bisher tatsächlich lächerlich gemacht.

  • "Westeuropa erscheint plötzlich als einzige Bastion von Demokratie, Toleranz und Minderheitenschutz"- "als einzige Region die alten Ideen von Demokratie, Toleranz, Minderheitenschutz, Menschenwürde und individueller Freiheit zu vertreten"- Also sorry aber das allein ist doch unehrlich und schon immer eine Illusion gewesen. Die meiste zeit haben wir das vielleicht gerade so geschaffft im eigenen Land umzusetzen, aber auch da hat es schon immer an Toleranz und Menschenwürde gehapert. Aber wo wurden denn diese Werte konsequent vertreten wenn es nicht um Westeuropa oder seine westlichen Verbündeten ging? Wie oft haben wir zugesehen oder uns daran beteiligt wenn demokratisch gewählte Regierungen im globalen Süden vob Verbündeten gestürzt wurden? Wie sieht es mit der noch immer weit verbreiteten Ausbeutung/ Umweltzerstörung im globalen Süden aus. Für die Wirtschaft und unsere eigenen geopolitischen Interessen haben wir doch schon immer unsere "Werte" verkauft und Prinzipien aufgegeben sowie Völkerrecht und Menschenrechte vergessen. Die "regelbasierte Ordnung" der USA bedeutete schon immer Regeln für alle anderen nur nicht für uns, und Europa war immer eine fleißige Gehilfin!

    • @Momo Bar:

      Wir haben es wenigstens versucht. Es gibt die Vereinten Nationen, den Internationalen Strafgerichtshof, es gibt Entwicklungszusammenarbeit, die Genfer Flüchtlingskonvention. Es gibt die EU, verdammt nochmal! All das ist wertebasiert, auch wenn es nicht perfekt ist. Mit Trump und Putin regieren hingegen nur noch Gier und Gewalt.

    • @Momo Bar:

      Dann wäre es aber nur ehrlich zu sagen, dass diese Werte ein Ideal sind, das noch niemals irgendwo umgesetzt worden ist.

      Was die Frage aufwirft, warum man diese hohen Ansprüche offenbar nur an Westeuropa stellt. Überlegenheitsdenken?

  • "Anbiederungen und Schmeicheleien beim Gegner."

    Diese Lesart stammt aus dem Biden-Universum und ist daher obsolet.

    Aus Trumps Sicht sind "Gegner" Alle, die die Frechheit besitzen, seine Entscheidungen zu hinterfragen (einschließlich der US-Verfassung, aber vor allem mal grundsätzlich auch Alle, die die blaue Fahne mit den Sternen schwenken) - und Xi Jinping. Der ist der "Endgegner". Alle anderen sind jubelnde Trumpisten und/oder potenziell nützliche Idioten, die man mit Anbiederungen und Schmeicheleien dazu bekommt, einem zu Diensten zu sein. Dazu zählen sogar solche Idioten, die Trump selbst für einen solchen halten - wie im Zweifel Putin.

    • @Normalo:

      "Anbiederungen und Schmeicheleien beim Gegner."

      Diese Lesart stammt aus dem Biden-Universum und ist daher obsolet."

      Es hat IMHO nach noch nie einen Präsidenten der USA gegeben, der dem russischen (bzw. sowjetischen) "Chef" derart tief im Hintern steckte, wie Trump. Die aktuelle "Strategie" der USA im Kontext Friedensverhandlungen besteht darin, die Positionen Russlands vor Beginn der Verhandlungen zu übernehmen.



      Außenpolitisch ist der Mann genau derselbe Dilettantismus Rex, wie in seiner ersten Amtszeit.

  • Vielleicht noch ein Gedanke: Die jetzt so gerne geforderte Stärke Deutschlands, gar eine Führungsrolle, warum war die in den letzten 80 Jahren nicht gewollt?

    Bezieht sich die Führungsrolle auf monetäre Aspekte oder auf militärische?

    GB und Frankreich haben in den letzten 80 Jahren bei mehr kriegerischen Auseinandersetzungen mitgewirkt als USA und Russland (kommen gleich danach)..

    Ggf. stehen dort mehr Erfahrung und auch entsprechend abschreckende Waffengattungen zur Verfügung?

    • @Ansu:

      In der Tat besitzt Deutschland ein geringeres militärisches Potential als man es aufgrund von 84 Mio. Einwohnern bzw. 72 Mio. Staatsbürgern vermuten könnte. Zum einen weil eine funktionale Armee gar nicht gewollt war/ist, zum anderen (das wollen die wenigsten sich eingestehen) weil die Deutschen das demografisch nicht hergeben. Wir sind ein altes Volk.

      Allerdings sind auch im Ausland rassistische Vorstellungen (Deutsche als "Kriegerrasse" denen alles Militärische leicht fällt) vorhanden - genauso übrigens auch bei deutschen Linken, die vor einer Wiederkehr eines deutschen Militarismus warnen...

  • Nun, Trump hat sich die Fundamentaldaten angeschaut: Die Ukraine geht seit Herbst 2023 immer nur rückwärts, verliert Menschen und Territorium.



    Die Russen werden weder durch Sanktionen noch durch Waffenlieferungen in die Knie gezwungen.



    Damit gibt es nur schlechte Szenarien:



    a) Eine Neutrale Ukraine verliert Krim + 4 Oblaste (und kann wenigstens verhandeln, wo man die Grenzen zieht)



    b) Eine Neutrale Ukraine verliert alles, was die Russen erobern wollen, inklusive Odessas und Charkiw.



    Was ist wohl das bessere Szenario?

  • Ich bin mit Sicherheit kein Trump-Fan. ABER: Trump ist demokratisch gewählter Präsident, seine Partei hat nebenbei in demokratischen Wahlen Mehrheiten in beiden Kammern gewonnen. Zu sagen "Demokratie gibt es nur bei uns" ist albern. Und ja, Minderheitenschutz ist in Amerika derzeit Mangelware.

    • @Kartöfellchen:

      Mal ohne Nazi-Vergleiche: Wenn eine Demokratie Jemanden wählt, der sie am liebsten abschaffen würde (inwieweit er das hinbekommt, wird sich noch zeigen), dann hört sie nicht damit sofort auf, eine Demokratie zu sein. Das ist schon klar. Aber zum Vorkämpfer für Demokratie taugt der so Gewählte auch nicht wirklich. Und dass Vance da in München faktisch eher gespiegelt hat, was viele Leute nicht ganz zu Unrecht über die USA unter Trump sagen, als was in Europa tatsächlich passiert, sollte auch klar sein.

      • @Normalo:

        Ich finde das US-Imperium nicht so toll. Angesichts vieler dünkelhafter und überaus bellizistischer Beiträge hier bin ich aber eher der Meinung, dass ein „vereintes Europa“ für die übrige Welt nicht besser wäre als das, was von dem Kontinent schon seit 1492 ausgeht…

    • @Kartöfellchen:

      Bitte unbedingt einmal die Wahlergebnisse und die Wahlbeteiligung der einzelnen 50 Staaten der USA aufrufen.



      Nix ABER - Donald is doch kein Demokrat.



      Bitte auch nochmal fix -



      " Demokrat & Demokratie " nachschlagen - bevor Sie hier Leser verwirren...

    • @Kartöfellchen:

      Wissen Sie wer noch hier in der Weimarer Republik, demokratisch gewählt worden ist?



      Demokratie bedeutet garnix, da besonders die Schlechten Mächte, die Demokratie einfach missbrauchen.



      In Russland gab es auch mal demokratische Wahlen....

    • @Kartöfellchen:

      Wussten sie, dass Hitler und die NSDAP auch von einer Mehrheit der Deutschen gewählt wurden?



      ... spannend ist, was hinterher passiert. Und ob der Staatsumbau hin zur autoritären pseudodemokratie (Vorbild: Putin, orban, Erdogan) funktioniert, steht bei Trump noch aus. Dass er ihn gerade probiert, steht außer Frage.

      • @Sav:

        hm, das ist mir neu, dass die NSDAP die Mehrheit der Wählerstimmen und im Parlament hatten. Hätten sie sich ja den Einstieg in die konservative Papen-Regierung zum zweck der Machtergreifung glatt sparen können. Man lernt nie aus.

  • Die Gegenüberstellung von Bündnisorientierung versus Orientierung an Deals ist interessant, weil sie, mit Blick auf die Rationalität des Mitteleinsatzes, an eine frühe ökonomische Fragestellung von Ronald Coase erinnert - wann lohnen sich institutionelle Arrangements, wann eher der Markt: scienceblogs.de/ge...ts/#comment-147685

  • Wer die seltenen Erden haben/abbauen möchte, soll sie auch bewachen! Fertig.



    Ansage: wir können sie nicht bewachen, weil unsere Armee auf Frieden ausgerichtet war.



    Finde den Klappmechanismus > Wenn nach Friedensschluss erneuter Angriff > Ukraine Mitgleid EU/Nato bestens!



    Da braucht es doch keine Friedenstruppen. Nur Sateliten?

    Die USA kann sich ja überlegen, ob sie dann an der Seite der Ukraine steht oder nicht.



    EU+Ukraine sind bedeutende Märkte. Vielleicht wollen USA und Russland (+Verbündete) darauf verzichten?

  • Ja, Europa hat sich zulange ausgeruht. Aber wie schon bei der Ukraine wird sich der Rest der Welt versichern können das auch Europa ohne Trump stark sein kann. Trump, Vance und der Rest der Ultrarechten Bagage werde sich warm anziehen dürfen. In 80 Jahren Freiheit sind die Demokratien gewachsen. Das werden sich die Menschen nicht mehr nehmen lassen. Die Europäer werden eine schlagkräftige Einheit bilden. Vielleicht ohne Orban und ein paar andere Rechtsnationale. Aber die brauchen wir dazu nicht. Frankreich, England, Deutschland, Polen, die Skandinavier. Das reicht schon um ziemlich viel Wirbel auszulösen.

  • Der einzige, der hier wirklich was zu lachen hat, ist niemand Geringeres als Putin.



    Da kann sich der König der heiligen Einfalt meinetwegen auch selbst zum Kaiser krönen wollen: »He who saves his Country does not violate any Law«

    Er bleibt außenpolitisch der größte Tölpel auf diesem Planeten.



    Nur, dass dieses Mal die Erwachsenen im Raum durch rückgratlose Speichellecker ausgetauscht wurden - mit Ausnahme von Vance und Musk. Aber die verfolgen ihre ganz eigene Agenda, und ganz sicher nicht zum Wohl des amerikanischen Volkes.

  • Niederschmetternd für die Ukraine und Europa: der Deal wird in Riad gemacht, nicht in Paris.

  • Nachdem die ganzen Details der Trump Erpressung (Seltene Erden, Mineralien) gegen die Ukraine an den Tag kommen, daß Trump vielleicht wirklich eine Marionette Putins ist. Europa steht, ab jetzt, also ALLEINE, nackt vor Russland

  • Wenn es um Europa geht, was hat Macron da genau - nicht verstanden ?



    Die EU hat 27 Mitgliedsstaaten !



    Was genau finanzieren wir da eigentlich mit unseren Steuergeldern in Brüssel ?



    Etwas mehr Respekt, Professionalität & Verantwortung dürfen EU Bürger schon von ihren Vertretern in der Europäischen Union erwarten.

    • @Alex_der_Wunderer:

      Einer der besten Kommentare hier. Viele andere kommen kaum über das Ergebnis „Und … lacht sich ins Fäustchen“ hinweg… vieles in diesem Forum klingt nach europäischem Überlegenheitsdenken (in den fünf vergangenen Jahrhunderten erprobt).

  • Diese schwierige, aussenpolitische Situation birgt auch Chancen für Europa: Zusammenrücken und an den eigenen Stärken arbeiten; damit die Abhängigkeit von USA erhöhen bedeutet, nicht mit ihnen unterzugehen. Denn eins wird gerne übersehen: Amerikas Unverschämtheiten sind ein Zeichen von Schwäche.

  • Mich verwundert Donald Trumps Russland-Nähe nicht. Ich empfehle dazu das Buch "Trump-Russia. A definite history" von Seth Hettena. Es beleuchtet den jungen Trump, wie er in die Fänge des KGB geriet und dies großsprecherisch als "Russlands Gastfreundschaft" deklarierte. Und es erklärt, warum sich Trump einer einmal eingegangenen Abhängigkeit bis heute verpflichtet fühlt.

  • Der Verrat von Bündnispartnern, Freunden, sogar von eigenen Bundesbeamten scheint nunmehr als besonders cleverer Move propagiert zu werden. Da können sich ja die „neuen Freunde“ des Präsidenten auf etwas gefasst machen.

  • Deutschland in Europa vertritt hier wichtige Werte, was unterschiedlichste gesellschaftliche Gruppen, Menschenrechte, Meinungsfreiheit angeht. Aber man merkt jetzt (und auch innerhalb des Landes angesichts des Erstarkens des Rechtsextremismus), dass man diese Dinge auch verteidigen können muss. Und zwar selbst. Gegen Menschen, die sich nicht an Regeln halten. Und warum sollten die USA immer auf eigene Kosten und v.a. mit eigenen Menschen diese Rechte in Europa schützen. Langfristig kommt man nicht darum herum, dass wir uns selbst schützen und verteidigen können - auch wenn "Trump" nur ein kleines Intermezzo wäre.

    • @Minchi:

      Na ja, es ist ja nicht so, dass "America first" in dieser Hinsicht wirklich gilt. Man möchte sich ja jetzt anderen Weltregionen zuwenden, die dringend "Unterstützung" benötigen...



      Europa hat diese Unterstützung (kämpfende Soldaten) ja in den letzten 80 Jahren nicht benötigt, weil ein großartiges Friedensprojekt für die Region erfolgreich durchgeführt wurde.

      Unabhängig davon, dass andere Nationen auf der ganzen Welt Kriege geführt haben. Ganz vorne dabei Russland und USA, aber auch GB und Frankreich....

      • @Ansu:

        Geschichtsklitterung ohne Ende, „Europa“ (seine Herrschenden) war(en) in den vergangenen Jahrhunderten also (ein) Friedensengel. Was nun die „Werte“ angeht - schön und gut, wenn sie nicht so daherkommen, wie z.B. der olle Wilhelm (2.) 1900 in seiner berüchtigten Hunnenrede schwadronierte…

  • Die Europäer könnten sich weniger beschweren, wenn nicht die VdL- und Breton-EU die Meinungsfreiheit in den letzten Jahren im Zusammenspiel mit nationalen Regierungen (Stichwort Netz-DG, das von Putin jubelnd kopiert wurde) so vor die Hunde hätte kommen lassen, und deutsche Politiker mit ihren kleinlichen Beleidungsanzeigen reine Machtkritik als kriminell verfolgt hätten. Die Schelte von Vance ist großkotzig aber wohlverdient.

    • @undnix:

      Blödsinn! Maga ist ein von Verschwörungstheorien durchsetzter Führerkult.

  • Wenn Diktaturen zusammenbrechen, versuchen es die Diktatoren mit einem Krieg, ein Krieg hält zusammen.

  • Wir haben es uns auf Kosten der Substanz in den letzten 20 Jahren gut gehen lassen. Die Infrastruktur wurde nicht repariert, die Friedensdividende verfrühstückt. Ebenso die Substanz des Sozialen Wohnungsbaus.



    Nachholbedarf Bundeswehr, Infrastruktur und Ukraine-Hilfe sind so teuer, dass es nicht für Steuergeschenke und soziale Wohltaten reicht. Wir brauchen wie einst Winston Churchill Schweiss- Blut-Tränen Reden.

    Die Europäer sind in einer schwachen Verhandlungsposition, wenn sie nichts finden, was die Amerikaner, besonders Trump, brauchen.



    Der einzige Strohhalm zum Festhalten: Trump macht nach Innen so viele Fehler, dass nach den Zwischenwahlen eine Zweidrittelmehrheit im Senat gegen ihn steht.

    • @Christoph Strebel:

      Europa als kaufkräftiger und auch relevanter Exporteuer= der europäsiche Markt. Wenn USA sich mit China um Rang 1 "streiten" ist das schon ein ausserordentlich wichtiger Faktor? Ging es nicht um Deals?

      Anteil an globaler Wirtschaftsleistung - EU ohne EU-Binnen-Handel!



      EU27: 13,8% Exportanteil: 15,7% Ant. Weltbevölkerung: 5,8%



      USA: 15,1% Exportanteil: 10,7% !! Ant. Weltbevölkerung: 4,3%



      China:19,3% Exportanteil: 16,1% Ant. Weltbevölkerung: 18,6%

    • @Christoph Strebel:

      "Die Europäer sind in einer schwachen Verhandlungsposition, wenn sie nichts finden, was die Amerikaner, besonders Trump, brauchen."



      Die Amerikaner brauchen v.a. die Rohstoffbindung an den Dollar. Nur dadurch können sie sich immer weiter verschulden, ohne dass die Währung massiv abwertet. Nur dadurch ist das Leben auf Kosten anderer Länder und eine seit Jahrzehnten nicht ausgeglichenene Handelsbilanz mgl. Daher fürchten sie auch alles was in die Richtung geht (z.B. BRICS). Wenn Europa damit droht, hier in anderen Währungen zu handeln, werden die getroffenen Hunde ganz laut bellen.

  • "Westeuropa sieht sich damit konfrontiert, plötzlich als einzige Region die alten Ideen von Demokratie, Toleranz, Minderheitenschutz, Menschenwürde und individueller Freiheit zu vertreten..."



    Noch gibt es diese Inseln bzw Kontinente:



    Japan, Australien und Neuseeland.



    Kanada wird sich auch analog einreihen lassen.



    /



    www.demokratiematrix.de/ranking



    /



    Ein Beispiel:



    "Erst im April haben die Aukus-Partner Australien, USA und Großbritannien Japan in einige der Militärprojekte der Allianz eingebunden. Nun sollen Südkorea, Neuseeland und Kanada folgen. Peking kritisierte den Verteidigungspakt als „Denken des Kalten Krieges“...."



    Quelle rnd.de 18.9.24



    Hier liegt ein neuer Schwerpunkt der amerikanischen Interessen, nicht erst seit gestern.

  • Ja, an dem Artikel ist viel dran. Europa ist nicht recht darauf vorbereitet. Ich selber auch nicht. Ich hoffte vor Jahren noch, die Klimawende (flächendeckend Dämmung und regenerative Heizung) wäre bis 2030 abgeschlossen (und habe den Erhalt von "Demokratie, Toleranz, Minderheitenschutz, Menschenwürde und individueller Freiheit" stillschweigend, da scheinbar selbstverständlich, mitgedacht). Nun fällt dies zusammen und ich erwische mich manchmal, dass ich bei Überlegungen, wie ich in den kommenden Jahren, in Rente, leben will, dazudenke: falls kein Krieg kommt, falls kein Faschismus kommt ...

    Hab mal auf die Landkarte geschaut. Als potentielle Bündnis-Partner*innen für Europa fallen mir ein: der arabische Raum, Russland, Lateinamerika, vor allem aber: die afrikanischen Länder. Und das meine ich jetzt ernst. Würde aber für Europa Konsequenzen haben (sich ganz vom Kolonialismus zu verabschieden und so, nicht zu glauben, "als einzige Region die alten Ideen von ... zu vertreten"); nur so mal am Rande.

  • Wer genau ist denn mit "Westeuropa" gemeint? Wo beginnt denn Osteuropa? Gehören da Tschechien, Polen, die baltischen Staaten noch dazu? Und wie siehts z.Bsp. mit Kanada, Australien, Neuseeland, Japan oder Südkorea aus? Alles keine freien Demokratien mehr? Selbst Uruguay und Costa Rica stehen im Demokratie Index des Economist vor Frankrech, UK oder Österreich.



    Sind jetzt zwar alles keine politischen oder militärischehn Schwergewichte. Klingt aber trotzdem ziemlich abenteuerlich Westeuropa als "letzte Bastion von Demokratie und Toleranz..." zu bezeichnen.

  • Das Gehabe der Trump Antiadminstration erinnert mich irgendwie an das Gehabe von den "Unternehmensberatern" in früheren Jahrzehnten. BWLer frisch von der UNI werden in kriselnde Firmen geschickt, verbreiten mit wahnwitzigen Ideen und ein paar Kündigungen Angst und Schrecken, spaltet die Belegschaft um dann für ein paar Monate durch Mehrleistung und Gehaltskürzung die Kosten zu drücken, damit der Laden dann verhökert werden kann.



    Die Frage ist halt ob man dass mit sich machen lässt oder ob man zusammen hält und die "Berater" auflaufen lässt.



    Europa steht vor der Wahl.

  • Der globale Fiesling.

  • "Westeuropa sieht sich damit konfrontiert, plötzlich als einzige Region die alten Ideen von Demokratie, Toleranz, Minderheitenschutz, Menschenwürde und individueller Freiheit zu vertreten, auf deren Verteidigung allerdings – die über so viele Jahrzehnte zumindest nicht militärisch notwendig erschien – überhaupt nicht vorbereitet zu sein." Genau so ist es.



    Jetzt aber beleidigt zu sein, weil man aufgefordert wird, endlich erwachsen zu werden und auf eigenen Füßen zu stehen, finde ich nicht die richtige Reaktion. Die von den Europäern gern und oft kritisierten USA haben es doch über Jahrzehnte gezeigt, dass Souveränität auf den Säulen Legitimität und Stärke ruhen muss. Alles andere funktioniert auf Dauer nicht, spätestens dann nicht mehr, wenn die eigene ausgestreckte Hand nicht mehr als eine hohle Geste ist, die die Angst und Hilflosigkeit kaschieren soll.

  • Stimmt, aber besonders viel ist nicht übrig ....

  • Trump = Ellbogen 🤮🤢🤮

  • Korrektur:



    Westeuropa sieht sich damit konfrontiert, plötzlich als einzige Region die alten Lügen von Demokratie, Toleranz, Minderheitenschutz, Menschenwürde und individueller Freiheit zu vertreten. Was früher auf Kosten Dritter und mit Unterstützung der USA möglich schien, wird nun ohne deren Schutzschirm brüchig.

    Nach 1945 haben die USA Westeuropa als Bollwerk gegen den Kommunismus aufgebaut. Nach 1990 war Westeuropa noch Partner bei der kapitalistischen Erschließung der Welt mittels halbherzigem Demokratieexport und beherztem Einsatz für Auslandsinvestitionen; dann Partner im Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Aber spätestens mit Barack Obama verschob sich der Fokus der USA auf den Pazifik und auf China als neuem Hauptgegner, mit der globalen Spionageallianz (Five Eyes) mit Australien, Kanada, Neuseeland und dem Vereinigten Königreich als einem zentralen Instrument hegemonialer Machtsicherung. Die USA nutzen die Partner, die den Interessen der USA nutzen.

    • @DemokratischeZelleEins:

      Ist ja grundsätzlich verständlich. Die Frage ist halt, ob die USA Europa nicht mehr benötigen? Wenn ja, warum nicht?

      Was machen die Tech-Milliardäre ohne den europäischen Markt nochmal? China ist da ja strikter in der Sperrung von Zugängen und selbst im Geschäft...mei ncih tauszudenken, wenn sich da ein andrer Standard in Europa durchsetzten würde? Indien ist ja schon durch BRICS mit Russland, Brasilien seit Gründugn dabei. Afrika ist chinesisches Aufbaugebiet.



      Was bleibt da für die USA perspektivisch?

  • "Westeuropa sieht sich damit konfrontiert, plötzlich als einzige Region die alten Ideen von Demokratie, Toleranz, Minderheitenschutz, Menschenwürde und individueller Freiheit zu vertreten, auf deren Verteidigung allerdings – die über so viele Jahrzehnte zumindest nicht militärisch notwendig erschien – überhaupt nicht vorbereitet zu sein."

    Ich persönlich bin ziemlich stolz darauf, dass hier diese "alten Ideen" (= Werte) herrsch(t)en und hatte irgendwie gehofft, dass das nicht nur so weiter geht, sondern dass dies auch weltweit der Fall sein würde.

    Das Problem mit der "Verteidigung" dieser Werte ist, dass die folgende Militarisierung zu Konflikt-orientierten Werten führen wird, also die Relativierung und Zerstörung ebendieser Werte.

    Aber ich verstehe, dass in einer Welt voller Bullies dies (leider) wohl notwendig sein wird. Aber es ist eben scheisse!!!



    Das Schlimme ist, dass es überhaupt keinen rationalen Grund für diese Entwicklung gibt ... es ist wirklich ein Ego Ding von einer kleinen Gruppe tatsächlich "alter weisser Männer" und einer grossen Gruppe, die ich nur als Pöbel bezeichnen kann!

  • Hilft alles nichts, außer einem einigen demokratischen Eurooa. Da sollte man doch nochmal über notwendige Reformen innerhalb des Staatenbündnisses diskutieren. Und natürlich hoffen, dass die Rechts- und Linkspopulisten von Weigel bis Wagenknecht nicht noch stärker werden mit ihrem unsäglichen Faible für fremdbestimmte Strukturen.

  • Ja, so sieht das aus!

  • Außenpolitisch bisher nur großkotziges Gelaber. Innenpolitisch die Abrissbirne ohne Sinn und Verstand. Mal seine großartigen Deals abwarten.

  • Was ist den mit Kanada?

    • @Jesus:

      Ja, und Australien, Neuseeland? Haben natürlich auch ihre Probleme, aber grundsätzlich sind das doch solide demokratische Staaten. Vielleicht so weit weg von Europa, dass man sie gerne mal vergisst... Japan, Taiwan?

      • @Herumreisender:

        Teile auch Südamerikas machen heute weniger Angst als Teile Europas, das dürfte jetz auch nicht überraschen aber da steht ehrlicherweise (noch schwammiger) Westeuropa. Ist aber'n guter Einwand. Der Eurozentrismus, wie hier unfreiwillig offenbart, spielt zweifellos ne Rolle bei mangelhafter Vorbereitung: was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss. Bis dahin. Die ich aber auch grundsätzlicher mental nennen würde. Als "militärisch", nur irgendwo ist auch das typisch Europa, so leid's mir tut. Einfache Losungen und möglichst noch irgendwas mit Rädern dran, dicken Schrauben, vielleicht Kanonen. Hauptsache es ist laut und qualmt. Besatzung braucht's da gar nicht mehr. Man hatte gehofft, das wär ein Stück weit überwunden, und gewisse Lehren vielleicht doch gezogen. Und dann: näher zu Russland, na-ja... Tatsache ist, so universell ist das nicht. Und was mich am meisten bedrückt ist, dass man sich das ausgerechnet von Russland so plump aufdrücken lässt. Wahrscheinlich dann wirklich bald bis auf den Panzer genau. Viel Spass! Als ob das nicht reicht dass die eure komplette Agenda diktieren, de facto Budgets. Offenbar allen pausenlos in den Köpfen rumspuken. Oder kann Europa nur noch Rüstung?

    • @Jesus:

      Wenn es nach Trump geht, wird Kanada bald als neuer Bundesstaat eingegliedert.

      Sollte sich der Kommentar auf "westliche Demokratien" bezogen haben, so hat der Autor z.B. auch Japan, Südkorea, Taiwan und Australien vergessen.