piwik no script img

Kommission zum Afghanistan-EinsatzJoschka Fischer zeigt kaum Reue

Der Bundestag befragt Ex-Minister*innen zum Afghanistan-Debakel. Der Ex-Außenminister verteidigt die Entscheidung für die Bundeswehr-Beteiligung.

Bundeswehr-Pioniere suchen 2012 im Panzerwagen „Dingo“ in Afghanistan nach Sprengfallen Foto: Timo Vogt/EST&OST

Berlin taz | „Es musste sein.“ Rund zwei Jahre nach dem katastrophalen Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan hat Ex-Außenminister Joschka Fischer (Grüne) die damalige Entscheidung für den Einsatz der Bundeswehr – beschlossen am 22. Dezember 2001 – erneut verteidigt. Vor der Enquete-Kommission des Bundestags sagte Fischer am Montag, er halte den Einsatz „nicht für einen Fehler“. Er gestand aber ein, die Situation in Afghanistan heute sei „schrecklich“ und prognostizierte: „Afghanistan wird noch lange ein Ort der Unsicherheit bleiben.“

Ähnlich kritisch gaben sich am Montag die ebenfalls geladenen Ex-Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU), Ex-Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) und Ex-BND-Chef Gerhard Schindler.

Der internationale Einsatz in Afghanistan gilt weithin als gescheitert. Begonnen hatte ihn eine internationale Koalition unter Führung der Nato nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Nachdem sich die Sicherheitslage über Jahre hinweg verschlechtert hatte, überrollten die islamistischen Taliban im Sommer 2021 die verbliebenen Gebiete unter Kontrolle der offiziellen afghanischen Regierung. Die letzten US-Truppen mussten überstürzt evakuiert werden. Die 2022 eingesetzte Enquete-Kommission des Bundestags hat nun den Auftrag, aus dem Einsatz „Lehren für das künftige vernetzte Engagement Deutschlands“ zu ziehen.

Am Montag zeigte sich dabei aber vor allem eine große Ratlosigkeit. Befragt nach den Gründen für das Scheitern der Mission, waren sich Fischer, de Maizière, Wieczorek-Zeul und Schindler da einig, wenn es um die Fehler der anderen ging. Die Entscheidung der USA etwa, 2003 den Irak anzugreifen. Dies habe dazu geführt, dass die USA ihre kampfstärksten Truppen aus Afghanistan abgezogen habe. „Afghanistan war das erste Opfer des Irakkriegs“, so Fischer.

Überforderte Soldaten

Ebenfalls einig waren sich die vier, wenn es um die Rolle Pakistans als wichtiges Rückzugsgebiet für die Taliban ging, was die USA zu lange ignoriert hätten. Als Präsident Barack Obama 2011 versucht habe, Druck auf Pakistan auszuüben, sei es zu spät gewesen. Alle vier klagten außerdem über Korruption in den afghanischen Behörden.

Unübersichtlicher und widersprüchlicher wurde es am Montag, als es um die Fehler der jeweiligen Bundesregierungen ging. Da kritisierte Fischer die damalige „mangelnde militärische Stärke“ der Bundeswehr, an der „auch die Grünen“ während Rot-Grün unter Kanzler Schröder ihren Anteil hatten. Seine Ex-Kollegin Wieczorek-Zeul bekundete dagegen, auch mehr militärische Schlagkraft hätte am letztendlichen Scheitern der Mission nichts geändert.

Eine stichhaltige und umfassende Analyse lieferte am ehesten noch de Maizière, der als Kanzleramtschef zwischen 2005 und 2009 intensiv mit dem Afghanistaneinsatz befasst war. Man habe die militärische Kraft der Taliban unterschätzt. Gleichzeitig habe die deutsche Gesellschaft die harte Realität in Afghanistan nicht zur Kenntnis nehmen wollen. Ergebnis sei die Überforderung der Bundeswehr gewesen, die unmöglich leisten konnte, was von ihr verlangt wurde. „Streitkräfte können den Aufbau eines Staates nicht selbst durchführen“.

Am Ende versuchten die vorgeladenen Ex-Minister*innen dem Einsatz, bei dem 59 Bundeswehrsoldaten starben, etwas Positives abzugewinnen. „Deutschland hat sich als Sicherheitsmacht Respekt verschafft“, sagte etwa de Maizière. Die Bundeswehr habe „gezeigt, dass sie kämpfen kann“. Und Ex-Entwicklungsministerin Wieczorek-Zeul fand: „Es war nicht alles umsonst.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

40 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Es ist schade, wie selbstverständlich dieser Artikel der damaligen Entscheidung Fischers rückwirkend die Prämissen von heute überstülpt, um sie a priori als schuldhafte Fehlentscheidung hinzustellen. Intellektuelle Ehrlichkeit sieht anders aus.

    Also zum Mitschreiben: Fischer hatte - als Teil des Kabinetts Schröder mit zu entscheiden, ob die Bundeswehr helfen sollte, den Terrorismus-Brutkasten Afghanistan möglichst dauerhaft als solchen auszuschalten - AUCH, indem man versuchte, dort bei der Etablierung eines stabilen, nicht-islamistischen und soweit möglich demokratischen Staatswesens zu helfen. Dass man nach zwanzig Jahren einsehen musste, dass dieser Teil(!) der Mission nicht weiter lohnend zu verfolgen ist, heißt nicht, dass damals schon der VERSUCH ein Fehler war.

    Fakt ist: Die primäre Mission, Afghanistan dem internationalen islamistischen Terrorismus als sicheren Hafen, Einnahmequelle, Oganisations- und Trainingsbasis zu verweigern, ist bis heute 100% erfolgreich. Allein deshalb schon kann man heute die Entscheidung nicht als - unter den damaligen Prämissen - "falsch" bezeichnen und Reue erwarten. Daneben hat die Mission der afghanischen Bevölkerung immerhin 20 Jahre lang ein Bild davon vermittelt, wie ein Leben ohne die Repression der Taliban funktionieren KÖNNTE. Die langfristigen Auswirkungen davon werden wir beobachten müssen. Aber auch da sehe ich keinen Fehler der damaligen Bundesregierung.

  • Wieso sollte dieser Lobbyist Reue zeigen? Das wäre nun wirklich zu viel verlangt von dem, der die Grünen zur Verräterpartei gemacht hat. Aus der Friedens- wurde eine Kriegspartei. Wie uncool ist das denn ?

  • Das Problem war das man es billig haben wollte. Der Afghanistaneinsatz hätte klappen können dann hätte man aber zu Beginn viel mehr Soldaten einsetzen müssen, Studien sagen auf einen Soldaten dürfen max. 40 Einwohner kommen. Dann einen Friedensvertrag mit den Taliban. Dann hätte man den Staat von Grund auf aufbauen müssen d.h. man hätte deutsche Richter 20+ Jahre in Afghanistan haben müssen bis unter deren Aufsicht ein funktionierender Rechtstaat entstanden wäre, das gleiche bei Polizei, Verwaltung etc.



    Ein paar zehntausend Soldaten die gleichzeitig Krieg führen sollen (das darf aber so nicht heißen in DE), Land aufbauen sollen während man die strukturellen Defizite unangetastet lässt das konnte nicht gut gehen.



    Ganz oder gar nicht.

    Jetzt haben sich die Taliban durchgesetzt ob das hält hängt mutmaßlich auch an China ob die die Wirtschaft stützen, Iran ob der einen Stellvertreterkrieg dort anfängt und Pakistan ob die Geheimdienst-Militär Clique bereit ist ein stabiles Afghanistan zu tolerieren und letztlich an den Taliban ob sie die anderen ethnischen Gruppen an der Macht beteiligen werden und von militärischen Abenteuern in Nachbarländern absehen.

    Im Bezug auf Frauenrechte, die sind universell und der Westen hat sie verraten aber nicht erst beim Rückzug, schon vorher war die Rechtswirklichkeit für die meisten Frauen nicht anders als sie jetzt ist.

  • Das Land aufzubauen war ueberhaupt nicht Aufgabe der NATO-Soldaten. Wir konnten nur absichern, was zivile Organisationen, unterstuetzt von der Politik haetten tun sollen.



    Nicht die Soldaten haben versagt. Die Taliban waren zurueckgedraengt, nur hat man das Zeitfenster nicht genutzt und eierte rum.

  • Wenn die Verachtung der Frauen - und Menschenrechte den Afghanistaneinsatz gerechtfertigt hat ,wieso ist die Bundeswehr nicht gleich nach Saudiarabien gegangen? Das liegt ja auf dem Rückweg!

    • @Mustardmaster:

      Die primäre Mission war, die Al-Quaida-Basen zu beseitigen und Afghanistan (so lang und so verslustarm wie möglich) davon abzuhalten, islamistischen Terroristen wieder als sicherer Hafen zu dienen. Alles weitere waren Wunschziele, die man versucht hat, in einem Aufwasch - aber eben ohne zu großen Zusatzaufwand - mit zu erreichen. Ein stabiles demokratisches und rechtsstaatliches Regime wäre der optimale Ausgang gewesen, aber ehrlich gesagt wäre es doch völlig naiv zu glauben, dass das irgendwer ernsthaft für erzwingbar gehalten hat.

    • @Mustardmaster:

      Weil man in Afghanistan bereits gelernt hat, dass man es nicht kann.

  • Die Frage, die sich im Zusammenhang mit dem Afghanistaneinsatz stellt, ist nicht, ob der Einsatz als solcher gerechtfertigt war. Die Rechtfertigung sieht man heute wieder an der frauen- und menschenrechtsverachtenden Politik der Taliban. Es stellt sich vielmehr die Frage, was hätte weiter unternommen werden müssen, damit diesem Einsatz nach 20 Jahren ein Erfolg beschieden worden wäre. Die Argumente mit Irak und Pakistan erscheinen stichhaltig, ich glaube jedoch, dass die lokalen Machtstrukturen mit Warlords und Clans mit ihrem Opiumhandel nachhaltig hätten aufgebrochen werden müssen und Korruption nicht als östlicher Standard auch in der Regierung hätte anerkannt werden dürfen.

    • @Wolfram Jörke:

      Es ist nicht einfach gerechtfertig Krieg gegen jeden Staat zu führen welcher nicht der eigenen Moralischen Vorstellung entspricht, das ist doch genau die problematische Sichtweise mit welcher Russland teils den Überfall auf die Ukraine rechtfertigt

    • @Wolfram Jörke:

      Das Schlimme ist eigentlich auch, wie selbstverständlich auch in den Medien mittlerweile die Behauptung wiedergekäut wird, der Afghanistan-Einsatz wäre erfolgt, um die Menschenrechtslage zu verbessern und wäre deshalb gescheitert.

      Nur ums nochmal in Erinnerung zu rufen. Der NATO Einsatz in Afghanistan war eine Reaktion auf die Anschläge des 11. September und war in erster Linie gegen Al Kaida und deren Unterstützstrukturen durch die Taliban gerichtet. Deshalb wurde Enduring Freedom auch vom UN Sicherheitsrat als Akt der Selbstverteidigung legitimiert.

      Die Beteiligung Deutschlands entstand aus dem Vertrag über NATO Bündnisfall heraus.Deshalb kann ich auch nachvollziehen, dass sich Fischer da nicht "entschuldigt."

      Die weitere Mission, den Aufbau einer Zivilgesellschaft und eines stabilen Staates muss man als gescheitert bezeichnen. Gescheitert an genereller Halbherzigkeit, an Korruption, zunehmendem amerikanischem Desinteresse und europäischer Naivität.

  • Da bin ich nicht ganz bei Fischer.

    Der Krieg war zwar gerechtfertigt. Die damaligen Taliban haben dem Al-Kaida Terrornetzwerk Obdach gewährt. Und speziell Deutschland musste auch mal seine NATO-Mitgliedschaft rechtfertigen, daher war die Beteiligung aus reiner Büdnistreue schon ok.

    Aber:

    Der Versuch dort eine demokratische Gesellschaft aufzubauen, zumal mit so wenig Einsatz, war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Es war reine Hybris.



    Die Region ist für den Westen zu abgelegen und gleichzeitig zu nah an anderen ambitionierten Staaten, als das man sich dort hätte behaupten können. Die eigenen Kräfte (nicht nur die militärischen) und Verbündeten sind dort exponiert und verwundbar. Mächte die an einem Scheitern des Westens dort Interesse hatten (und da gab es einige) konnten mit wenig Aufwand alles sabotieren.

    Man hätte es bei einer reinen Vergeltungsaktion belassen sollen.



    Klar hätte man aus dem selben Grund auch Pakistan oder Saudi-Arabien angreifen können. Dort wäre aber die Konfrontation mit der islamischen Welt ungleich größer gewesen. Und ja, der Afghanistankrieg hat effektiv eher die russischen und chinesischen geopolitischen Interessen bedient...aber so einen Anschlag unbeantwortet zu lassen wäre keine Alternative gewesen.

  • De Maizières Fazit ist treffend, die Bundeswehr kann einen Staat nicht allein aufbauen. Dazu braucht es schlussendlich auch die Bürger und bei diesen die Bereitschaft für Ihre Freiheit zu kämpfen.

    Beides war augenscheinlich nicht im erforderlichen Ausmaß vorhanden und für viele haben im Frust mit der allgegenwärtigen Korruption im Land die Taliban nach 20 Jahren zum kleinere Übel verklärt.

    Eine Lehre bleibt in jedem Fall, Wandel kann nur von Innen kommen.

  • Viele Afghaninnen wären glücklich, wenn sie weiter unter dem Schutz der Bundeswehr hätten leben dürfen (siehe die sehr sehenswerte Doku „And still I sing“), aber das ist natürlich jedem egal, dem unbedingter Antimilitarismus wichtiger ist als das Erreichen humanitärer Ziele.

    • @Friedel Castrop:

      Die Bundeswehr war doch noch nur 'ne Hilfstruppe die nicht von den Amis unabhängig was bewirken konnte.Das Ende des deutschen Afghanistaneinsatzes wurde in Washington beschlossen!

      • @Mustardmaster:

        Mehr konnte sie ja auch nicht sein, kaputtgespart wie sie war. Aber man könnte das vielleicht auch mal einfach anerkennen, bevor man versucht, die vor Allem aufgrund von US-amerikanischen Entscheidungen nicht durchschlagend erfolgreiche und nun abgebrochene Mission als Fehlentscheidung des Außenministers zu verkaufen, der ihr vor zwanzig Jahren die Unterstützung der Bundeswehr (im Rahmen ihrer Möglichkeiten) verschafft hat.

        Die Prämissen der Mission waren andere. Und dass es - aus damaliger Sicht - nicht einmal den VERSUCH wert gewesen wäre, neben der Eindämmung von Al Quaida auch Afghanistan eine Chance auf eine Zukunft außerhalb des Islamismus zu verschaffen, sehe ich einfach nicht.

  • NEIN



    "eine internationale Koalition unter Führung der Nato". Die NATO kam später ins Spiel. Ein Kriegseinsatz (USA) im Süden/Westen und eine Art bewaffnete Sozialarbeit a la Petersberg in den übrigen Gebieten, aufgeteilt auf deutsches, italienisches, britisches ... Zuständigkeitsgebiet mit Einsatz von Soldaten aus ca 20 Ländern ab 2001 (ISAF, angeblich eine 'Security Assistance Force'). Auf NATO-Führung umgepolt wurde diese ISAF 2003, sonstige Strukturen bleiben weitgehend gleich. Den offiziell als Kriegsführung bezeichneten Teil führten die USA, nicht die NATO. de.wikipedia.org/wiki/ISAF

    • @lesnmachtdumm:

      Ihr Kommentar 👍

      Zu den USA - haben so imperialistische Staaten so an sich...

  • Hauptsache Leute sind gestorben - dafür macht man ja Krieg. Das Geschwafel der "Verteidigung der Demokratie" (siehe Jugoslawien, Afghanistan, Irak) wiederholen die damaligen Protagonisten allerdings nicht mehr.

  • Alte Menschen haben generell ein Problem eigenes vergangenes Versagen zuzugestehen und vor allem jemand wie Fischer, der eitel wie ein Gockel war.

    Invasionskriege sind immer falsch und es gab keinen Grund nach Afghanistan zu gehen außer dem US military complex einen Gefallen zu tun.

    • @Okti:

      Nur, es war der erste Verteidugungsfall in der Geschichte der NATO, das war unstrittig. Und hätten wir heute noch eine NATO, sprich die USA in Europa, wenn 'wir' damals nicht mitgespielt hätten ??? Das Ziel, Afghanistan zu erobern und zu halten, war natürlich genauso hirnrissig wie der zweite Einmarsch im Irak (bei dem Schröder ja ausdrücklich nicht mitgespielt hat, zumindest militärisch).

      • @lesnmachtdumm:

        Terroristen, welche die Amerikaner sich selbst zu größeren Teilen geschaffen haben, als Verteidigungsfall einzustufen scheint mir etwas abwegig. Al Qaida war schon damals in mehreren Ländern tätig. Angegriffen hat man nur eins, ohne Plan und ohne Sinn.

  • Wie sollte ein Joseph Fischer - der den ersten Einsatz post WK II Schland Kriegspartei - mittels sodann zwei verfassungs&völkerrechtswidrigen Kriegen verantwortet - Reue zeigen?!



    “Söchst du Wuust innen Hunnenstall?“



    Liggers. Wie‘s auf gau plattdütsch heet!

  • "Joschka Fischer zeigt kaum Reue"

    Mir ist nicht klar, was er hätte bereuen sollen. Dass 20 Jahre lang Mädchen in Schulen gehen durften?

    • @PPaul:

      Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

      Die Moderation

    • @PPaul:

      ...wir sagen unseren Fellnasen immer beim Gassi gehen, sie sollen ihre Nasen nicht in andere Reviere hängen...

    • @PPaul:

      Da stimme ich Ihnen zu.



      Es hat auch Gutes mit sich gebracht.



      Der jetzige Rückschritt für die Bevölkerung ist enttäuschend, der Anspruch der Mission war aber für die Bevölkerung.



      Das sind komplexe Sachverhalte. Es ist gut, wenn so Etwas aufgearbeitet wird.



      Dass bei so einer Gelegenheit gerne mal der Eine oder die Andere Schuldige aus dem Hut gezaubert wird, entspricht keiner Fehleranalyse, sondern nur dem Willen zu schnellen Ergebnissen.

    • @PPaul:

      Können sie aber nicht (mehr).

      • @Gambitus:

        Und wäre das anders, wenn man vor 20 Jahren einfach mal die Taliban weiter hätte gewähren lassen?

    • @PPaul:

      Den Angriffskrieg auf Jugoslawien kann man bereuen. Natürlich aber von einem J. Fischer nicht zu erwarten. Und ja Afghanistan ebenso.

    • @PPaul:

      Nein, sondern dass man das Nicht Einmischungsgebot in innere Angelegenheiten- einen der Hauptfeiler des Völkerrechts - einfach missachtet hat.

      • @KritikderreiunenVernunft:

        Das haben letztlich die Taliban zuerst getan, indem sie Bin Ladens Terroristenbande umfangreiche Unterstützung gewährten, damit die dann anderswo Anschläge verüben konnten. Und diese Unterstützung ging nach 9/11 weiter.

  • Fehlerkultur in Politik unterkomplex entwickelt!



    Eine Erkenntnis, die an Aktualität nichts verloren hat. Es wäre auch darüber zu berichten, welche Alternativen es von der Entscheidung zur Teilnahme bis zur Entscheidung des Abbruchs gegeben hat, welche Szenarien verworfen wurden. Über die Korruption in Afghanistan und das falsche Spiel vieler Akteure als Warlords oder Regierungsmitglieder ist viel geschrieben worden.



    Landolf Scherzer



    Thüringer Schriftsteller, schon zu DDR-Zeiten bekannt:



    //



    „Es ist natürlich heutzutage gefährlich, Fehler zuzugeben, da man für Fehlerzugeben nicht belohnt wird. Die Medien usw. warten nur darauf, um das auszunutzen. Wir leben also in einer Gesellschaft, die selbst aus Fehlern anderer Kapital schlagen möchte. Ich kann doch nur kreativ sein, wenn ich sage, das haben wir falsch gemacht. Wir müssen uns Gedanken machen, wie wirs anders machen. Ich kann nicht kreativ sein, indem ich ständig sage, das ist gut und richtig, wir habens nur nicht richtig vermittelt, ja. Das ist doch der normale Slogan, aber das liegt nicht so sehr an den Abgeordneten, sondern liegt wirklich an dem Gesamtaufbau dieser Gesellschaft, die nicht in der Lage sind, Ehrlichkeit und Kreativität, ich glaube, wirklich zu fördern, zumindest nicht in politischen Bereichen.“



    //



    www.deutschlandfun...er-letzte-100.html

    • @Martin Rees:

      international.or.a...usa-am-hindukusch/



      //



      "Da nun die fremden Besatzer vertrieben sind, die korrupte Administration kapituliert hat, der selbsternannte „nationale Widerstand“ unter dem Grünschnabel Ahmad Masud und dem gestürzten Vizepräsidenten Amrullah Saleh in der Provinz Pandjscher besiegt ist, und damit der Krieg als beendet gilt, besteht die Hoffnung für friedliche Verhältnisse am Hindukusch. Das ist auch das Erste und das Wichtigste, was sich die absolute Mehrheit der Afghanen wünscht. Nach vierzig Jahren Bürgerkrieg und zwanzig Jahren NATO-Krieg sehnen sich die afghanischen Völker nur noch nach Frieden! Um diesen Wunsch Realität werden zu lassen, müssen die fünf Prinzipien des Völkerrechts auch und gerade jetzt am Hindukusch respektiert werden. Einer dieser Prinzipien lautet: „Keine Einmischung in innere Angelegenheiten des anderen.“[10] Afghanistan muß endlich zur Ruhe kommen, und die Völker dieses geschundenen Landes müssen über ihr Schicksal selbst bestimmen. Es wird kein demokratisches und fortschrittliches Afghanistan sein, aber das ist die Angelegenheit der Menschen am Hindukusch."



      //



      Dr. phil. Matin Baraki



      Mitglied des Zentrums für Konfliktforschung



      Philipps-Universität Marburg



      //



      Jetzt haben wir ja eine Außenministerin, "die vom Völkerrecht kommt"

    • @Martin Rees:

      Bei der grundsätzlichen Bewertung der Fehlerkultur in unserer Gesellschaft gebe ich Ihnen Recht.



      Im speziellen Fall sehe ich den Fehler nicht so deutlich.



      Ist es eine Lösung, zu sagen: " wir halten und aus Allem raus"?



      Ist die jetzige Situation in Afghanistan gut?



      Ist Nichtstun in dem Zusammenhang gut?



      Wenn Aktivitäten über das eigene Land hinaus falsch sind, warum engagieren wir uns dann in der Ukraine?



      Für die eigene Sicherheit?



      Dann sind wir nicht weit von den Argumenten für den Afghanistan Krieg entfernt.



      Inwiefern unterscheiden sich Putin und Selensky von Warlords? In der Größe der kontrollieten Gebiete oder der Armeen?



      Menschenrechtsverletzungen, Korruption, etc. gibt es auch in diesem Krieg auf beiden Seiten.



      Kann wirklich die Frage:"Wer hat angefangen"? die Situation so verändern, oder sind wir jetzt plötzlich in einer sehr ähnlichen Situation, aus der es weder ein Vor, noch ein Zurück gibt?



      Analysen über 20 Jahre sind kompliziert. Da könnten einige wissenschaftliche Arbeiten entstehen.



      In einem Artikel, ohne Sichtung der Fakten ( über 20 Jahre) , ein Urteil zu fällen ist unwissenschaftlich.

    • @Martin Rees:

      Danke für das Zitat!

      Man sollte sich das mal Wort für Wort durchlesen und verinnerlichen - und DANN kann man sich mal Gedanken über den Aufstieg der AfD machen.

      Die hat dieses Prinzip nämlich internalisiert und perfektioniert:

      Wer mit einem Finger auf andere zeigt, zeigt mit 3 Fingern auf sich selbst - und sagt: WÄHL MICH!

  • Sehe ich auch so: die Taliban zu stürzen musste sein. Der Abzug musste nicht sein. D.h. die Afghan_innen bei ihren Bedürfnissen nach modernen Formen des Zusammenlebens ernsthaft zu unterstützen. Diese ISAF waren nicht ernsthaft genug.

    • @Land of plenty:

      AHA. Wenn man einfach mehr Menschen umbringt, klappt es schon...

    • @Land of plenty:

      Rückblickend würde ich eher sagen, die reine DROHUNG mit einer Invasion hätte vermutlich mehr gebracht, und nachhaltiger gewirkt.

      Die Taliban sind nicht so blind-fanatisch wie Daesh und interessierne sich nicht nur fürs "bessere Jenseits", sondern wollen auch säkulare Macht haben und halten[*]. Vielleicht ist das ein Produkt ihrer Entmachtung und des folgenden Generationswechsels, aber man hätte den Ansatz "entweder ihr hört mit dem Binladenbeschützen und Frauenquälen auf, oder ihr werdet gestürzt" zumindest probieren müssen, statt in Aktionismus zu verfallen wie GW Bush und seine Clique. (Die ja, wie wir mittlerweile wissen, auch nur so etwas wie die christlichen Taliban waren, und vom christlichen Daesh namens Trump/MAGA in Sachen Fanatismus und Inkompetenz locker überholt wurden.)

      [*] Ihre Methoden sind zwar unter aller Sau, aber die Taliban sind die am wenigsten korruptesten Potentaten, die Afghanistan seit langer, langer Zeit hatte.



      Das ist ihre Stärke, das ist der Hauptgrund für ihre schnelle Rückkehr nach Kabul, und das nicht zu erkennen war der Fehler der Invasionsmächte.

      Statt die Taliban für vogelfrei zu erklären, und damit *noch* schlimmeren alle Türen zu öffnen, hätte man ihnen einen klaren Ausweg aus ihrem Paria-Status aufzeigen müssen. Sie sind, bei Licht betrachtet, auch nicht brutaler als der eine oder andere Machthaber in Zentralasien, Afrika oder Lateinamerika, mit dem USA und EU wunderbare Geschäftspartner sind. Eine solche *kategorische, eliminatorische* Ablehnung, wie in Afghanistan durchexerziert wurde, ist also nur mit Doppelmoral begründbar, und die hält gegen eine Obrigkeit, die eine höhere Moral für sich beansprucht, nur begrenzt lang.

      • @Ajuga:

        Es wird als Doppelmoral bezeichnet, aber seien wir mal Ehrlich, es ist ein Kompromiss.



        Natürlich ist es unrealistisch mit allen die wir als brutal sehen die politischen Kanonen auszufahren, da sicht man sich lieber Stück für Stück welche aus

      • @Ajuga:

        Ich weiß nicht. Nach meinem Empfinden waren die Taliban 2001 noch zu begeistert von sich und von ihrem Sieg über die Sowjetarmee, um auf pure Drohungen zu reagieren. Sie dachten nicht, dass die USA tatsächlich denselben Fehler machen würden wie ihre früheren Feinde, und dass, falls doch, Afghanistan letztlich einmal mehr ein zu großer Brocken zum Schlucken werden würde. Sie haben ja auch in beiden Punkten Recht behalten: Die USA sind erst einmarschiert, als die Taliban von der Macht in Kabul verdrängt waren, und sie konnten sich nicht dauerhaft halten.