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Kommentar zur Saarland-WahlAchtung, Egomane!

Anja Maier
Kommentar von Anja Maier

Endlich gibt es wieder Alternativen jenseits der AfD. Doch muss es deshalb gleich ein Linksbündnis mit Lafontaine sein?

Bei aller Sympathie für Rot-Rot: Muss es denn mit Oskar Lafontaine sein? Foto: reuters

W er auch immer künftig im Saarland regiert – diesem Landtagswahlkampf folgen zu dürfen, bot zuletzt durchaus Grund zur Freude. Denn da haben sich nicht nur zwei starke Kandidatinnen zur Wahl gestellt, die alle ihre Erfahrungen, ihre Persönlichkeiten und ihre Ideen für dieses kleine Bundesland in die Waagschale warfen. Dank des Schulz-Effekts auf den letzten Metern dürften auch die WählerInnen das gute Gefühl gehabt haben, dieser Wahl höchstpersönlich ihren Spin geben zu können.

Vom Kleinen zum Großen, so ziehen sich die Termine durchs Jahr. Diese erste Wahl mag manchem von minderem Interesse scheinen, sie ist es aber nicht. Saarbrücken, Kiel, Düsseldorf und schließlich Berlin – 2017 stehen endlich wieder gegensätzliche, und doch immer demokratische Konzepte zur Wahl. Ein bisschen fühlt es sich an, als habe jemand die Fenster geöffnet. Und das tut diesem Land gut.

Schauten im letzten Jahr noch alle etablierten Parteien wie das Kaninchen auf die Schlange Richtung AfD, ist es diesmal anders. Die SaarländerInnen dürfen sich entscheiden. Wollen sie, dass die Realpolitikerin Annegret Kramp-Karrenbauer von der CDU weiterregiert? Oder soll die SPD-Frau Anke Rehlinger die neue Regierung führen – und zwar entweder mit Oskar Lafontaines Linkspartei oder als Chefin einer Großen Koalition unter umgedrehten Vorzeichen? Und gibt es an der Saar überhaupt noch genug Stimmen für die Grünen und die FDP?

In den Umfragen vor der Wahl war die Zufriedenheit der BürgerInnen mit dem Bündnis aus Konservativen und Sozis überwältigend. Zwei Drittel waren einverstanden mit der Arbeit ihrer Landesregierung – das muss man erst mal hinkriegen in einem strukturschwachen Land. Ob die SaarländerInnen Lust haben, sich zum Nutzen der Bundes-SPD als Experimentierraum für Rot-Rot in Westdeutschland herzugeben, ist also fraglich.

Stark genug für den dauergekränkten Ex?

Im Berliner Willy-Brandt-Haus werden sie alles daran setzen, schon um Merkels Union zeigen zu können, wo der Hammer hängt. Ob das wirklich gut für die SaarländerInnen wäre, darf bezweifelt werden – Rot-Rot fehlt dort der lange Vorlauf aus Gesprächen und Annäherungen. Die aber sind unabdingbar für gelingende Regierungsarbeit. Außerdem: Einen Egomanen wie Oskar Lafontaine, der im Hintergrund die Fäden zieht, sollte man diesem Bundesland eher nicht wünschen. Auch nicht den Sozialdemokraten.

18 Jahre nach dessen Bruch mit der SPD begäbe sich die Partei in die Hände ihres dauergekränkten Ex-Vorsitzenden. Für diese Herausforderung sind die Sozis – trotz Schulz – noch lange nicht stark genug.

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Anja Maier
Korrespondentin Parlamentsbüro
1965, ist taz-Parlamentsredakteurin. Sie berichtet vor allem über die Unionsparteien und die Bundeskanzlerin.
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34 Kommentare

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  • Nun ja, man sollte einen Hype in Medien nicht ernst nehmen. Das Ganze ist doch sowieso beknackt, gehören nicht wenige Medien der SPD-Holding und ARD, ZDF sind auch ganz schön SPD nah. Wenn die SPD in Deutschland wirklich regieren will, wird sie viel mehr machen müssen, als einen Mann aus Brüssel holen.

  • Ein kluger Kommentar von Frau Maier, finde ich, weil Politik eben doch weniger von Dogmen als von den Personen abhängt, die sie gestalten. Das Resultat hat ihr Recht gegeben.

  • 7G
    74450 (Profil gelöscht)

    Scheint, dass der Oskar immernoch als Schreckgespenst fungieren kann. Hoffentlich hat er auch bundespolitische Ambitionen.

    • @74450 (Profil gelöscht):

      Allerdings, wenn die Grünen nicht geloost hätten, ...

      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @jhwh:

        Geht der Satz noch weiter, oder ist das eine Art Rätsel?

        • @74450 (Profil gelöscht):

          Sie hatten ja insoweit recht, als daß die Mehrheit im Saarland eine Fortsetzung der großen Koalition wollte. Inwieweit dabei die Personalie Lafontaine eine Rolle spielte, ist Spekulation.

          Ich spielte in meinem Halbsatz darauf an, daß mit den Grünen eventuell noch R2G möglich gewesen wäre. Da hätte Ihr Schreckgespenst auf seine alten Tage vielleicht noch einen Ministerposten bekommen :)

          • @jhwh:

            Richtig erkannt. Und jenseits allem platten Grün-Bashing ... bei nur einem Prozent mehr für Grün hätte R2G an der Saar doch als Alternative bestanden zur CDU-geführten Groko.

             

            Knapp daneben ist auch vorbei aber für große Abgesänge auf R2G gibt die Realität eben nichts her auch wenn der Wunsch danach bei vielen Nachrufverfassern im Vordergrund steht. Ohne Grün gibt es keine Konstellation jenseits der CDU/CSU.

             

            Grund genug schon mal die Zweitstimme der BTW im September zu denken. Diesmal zwar eher aus Mitleid und nicht als Sympathiebeweis für das Spitzenduo.

  • Der Bruch, liebe Anja Maier, vor 18 Jahren hatte gute Gründe. Und wäre die SPD nicht der neoliberalen Masche gefolgt, hätte wohl gerechter reformiert, dann hätte es mit Sicherheit auch keinen Bruch mit ihrem Egomanen gegeben. Das sollte sie, Frau Maier, als Journalisten drauf haben. So sieht es doch ziemlich nach Nachkarren und madig machen aus.

    • @Friedrich Grimm:

      Die Möglichkeit in zukünftigen Kommentaren Politiker mit Rückgrat zu fordern, hat sich Frau Maier zumindest verwirkt

  • In Erfurt erinnern sich bestimmt noch viele an Lafontaines Auftritt 1989, genau 1 Woche nach BK Kohl („blühende Landschaften“). Da konnte er sich natürlich nicht lumpen lassen und erregte ebenfalls viel Aufsehen, indem er den mangelwirtschaftsgeplagten DDR-Bürgern zurief, welche Möglichkeiten ihnen nun offen stünden und dass sie ein Recht darauf hätten und sie müssten es nur entsprechend fordern! Nur Tage später, im Bundestag, klang er ganz anders: „Die deutsche Einheit ist UNBEZAHLBAR!“, so dass DDR und BRD noch auf lange Zeit getrennte Staaten bleiben müssten!

     

    Die Saarländer mögen mit Lafontaine und seiner Art gut zurechtkommen; sie hatten ihn ja lange genug als MP. Also möge er dort und in seiner Partei die Fäden ziehen, aber bitte nicht darüber hinaus!

  • Als Saarländer bin ich eigentlich nicht sehr über einen derart uninformierten Kommentar zur saarländischen Politik überrascht.

     

    Frau Kramp-Karrenbauer irgendwelche politischen Geschicke zuzugestehen, kann wirklich nur von jemandem stammen, der sich dieses Elend und Versagen nicht selbst antun muss. Was soll ich von einem Kommentar halten, der völlig ausblendet, dass Frau Kramp-Karrenbauer zB in der Homoehe eine Einladung zur Inzucht sieht? Erwähnenswert wäre vielleicht auch noch, dass Frau KK massgeblich an mehreren finanziellen Desastern beteiligt war/ist. Museumsbau, HTW und jetzt auch noch das Ludwigsparkstadion. Alles Millionengräber für die Sie seltsamerweise jede Verantwortung von sich schiebt. Das alles wird von der Aussage gekrönt, dass Sie zur Ministerpräsidentin geeignet sei, weil sie zwei Kinder zur Welt gebracht hat. Aua. Ich bitte jede/n Leser/in jetzt Sexismus aussen vor zu lassen, wenn ich sage, dass Frau KK einfach eine Mutti vom Dorf ist, die genauso krude Ansichten zu einer modernen Gesellschaft hat wie die AfD.

     

    Die andere starke Frau die im Kommentar erwähnt wird (ich denke, dabei soll es sich um die Kandidatin der SPD handeln), hat hier in Saarbrücken soviel politische Visibility wie… gar keine? Das einzige was ich als halbwegs politisch interessierter Mensch von der Spitzensozi bisher mitbekommen habe, sind die Stapel Altpapier/Werbung in unserem Treppenhaus. Nein stimmt nicht. Ich hab auch letztens im Lokalfernsehen einen Beitrag gesehen, in dem Sie Tannenbaum-Weitwerfen machte.

     

    Das sind also die zwei starken Kandidatinnen an der Saar, die uns die Kommentatorin empfiehlt zu wählen.

    • @Awaiawwa:

      Kurz: Im Gegensatz zu ziemlich vielen anderen Bürgern (alle natürlich "dümmer") sehen sie in Frau Kramp-Karrenbauer keine gute Regierungschefin.

       

      Nun ich hätte ich nen Vorschlag: Lassen wir doch alle Abstimmen und gewinnen tut der der am meisten Zustimmung bekommt.

       

      Problem ist halt, dass die Anderen das akzeptieren müssten - auch wenn es soooooo viel besser wissen als alle anderen.

  • DIE TAZ...

    kann es nicht lassen: immer noch einen linken haken für die LINKEN - und dann auch noch der emanzipatorische zorn auf ein gestandenes mannsbild.. es blättert im walde, nachdem mit den GRÜNEN kein blatt mehr zu gewinnen ist.

    • @hanuman:

      Es zeigt sich vor allem, dass mit dem Wildern der DIE LINKE bei den Grünen kein RRG-Blumentopf zu gewinnen ist. Der größte Teil der DIE LINKE Wähler hat wieder einmal zur AfD rübergemacht.

    • @hanuman:

      Genau so ist es! Wenn es darum geht der Linken und/oder Lafontaine eins reinzuwürgen, dann läßt die taz keine Gelegenheit ungenützt verstreichen.

      Nur: Der 'Dauerbrenner' vom vermeintlich "dauergekränkten Ex-Vorsitzenden" wird mit jeder Wiederkäu-Runde unglaubwürdiger. Das müffelt mittlerweile schon sehr nach 'traumatisierten' SPD-Anhängern, die sich aufführen wie die verschmähte Braut vorm Traualtar. - Das kann man doch auch mal so sehn!

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    Ist doch ganz einfach: Wo er ist, ist vorne - immer.

    Denkt er.

    • @571 (Profil gelöscht):

      @ KONOLD KLAUS: Da waren aber die DDR-Oberen seinerzeit schon deutlich weiter, denn sie regierten nach dem Prinzip:

      „Wir sind IMMER vorn, und wenn wir mal hinten sind, ist eben HINTEN vorn!“

      (alter DDR-Witz)

  • Leider ist Anja Maier zuzustimmen!

     

    So wahre Worte Oskar einst wat fand

    Fremdtauglichkeit Smokys-Tugen uncharment!;)

    So! - Schnauze Oskar! - Newahr!

    Bisse selber gern wat fett dreist - So meist!

    Rechne mal dein einst FiMi-Einstand hoch:

    "Koalitionskonvolut - a 800 Seiten -

    Freitagsnachmittach - & Zack beizeiten!"

    "Denn Schwung¿??!" - "Montachmittach!

    Mach! & Na! & - Da! - Koali-Endabstimmung!"

    Ja - Es bleibt auch hier wieder mal so wahr!

    Pälzer inne Palz - RotlichtOskar inne Saar!

    • @Lowandorder:

      Mir scheint der Artikel von A. Maier eher ein Nachtreten und ein wenig Werbung für die CDU zu sein. Schwach! Schwach auch deshalb, weil A. Maier das Verhalten von Lafontaine, vor 18 Jahren, in keinster Weise begründet, und er hatte gute Gründe. Die Wähler haben es begriffen und die SPD beinahe 20 Jahre zwischen 20 und 23% rumkrauchen lassen.

      • @Friedrich Grimm:

        Mit Verlaub - Oskar - ehrgeiziges Talent

        Hat sich ersmal reichlich selbst verpennt!

        Als FiMi fand er sich derart dämlig toll

        Selbst Gutwillje hatten Schnauze - Voll!

        • 2G
          25726 (Profil gelöscht)
          @Lowandorder:

          "Selbst Gutwillje hatten Schnauze - Voll!"

           

          Klar auch, Schröder hatte ja auch ein besseres Konzept zur Vernichtung der SPD.

          • @25726 (Profil gelöscht):

            Sorry - lesen hilft - Schröder hat zwar erstaunlicherweise Jura studiert -

            Aber Beamter im Finanzministerium -

            War er nunmal nicht!

    • 8G
      87233 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      Nicht oft, aber heute einverstanden!.

       

      Gut erfasst.

  • Den R-R-Experimentierraum gibt es doch schon unter Ramelow.

     

    Diesbezüglich ist aber im medialen Blätterwald das Schweigen im Walde ausgebrochen. Man hört 0 - in Worten Nichts - über diese Koalition. Keine Probleme, Keine Erfolge, keine spektakulären politischen Entscheidungen.

     

    Als wäre die Koalition nicht weiter als der Blinddarm der merkelschen Politik.

    • @Rudolf Fissner:

      Das es zu keinen spektakulären politischen Entscheidungen liegt vor allem an den Grünen in Thüringen.

       

      Im Übrigen schauen sie nicht genau hin, den ansonsten würden sie wissen, was es für Themen in der Politik in Thüringen gibt.

    • @Rudolf Fissner:

      Was soll man auch schreiben? Der prophezeite Weltuntergang ist ausgeblieben.

      • 7G
        74450 (Profil gelöscht)
        @warum_denkt_keiner_nach?:

        Das von der anderen Seite prophezeite gelobte Land offebar auch...

        • @74450 (Profil gelöscht):

          Was wieder einmal zeigt, dass alle nur mit Wasser kochen...

          • @warum_denkt_keiner_nach?:

            ja so ist das: drehst dich hier stösst dich da...

  • Ist das jetzt noch eine späte Aufforderung an die Saarländer Rot-Rot zu verhindern? Ein sehr durchsichtiger Kommentar in Interesse der CDU.

     

    "Dank des Schulz-Effekts auf den letzten Metern dürften auch die WählerInnen das gute Gefühl gehabt haben, dieser Wahl höchstpersönlich ihren Spin geben zu können."

     

    Die Wahlberechtigten sollen also das Gefühl haben, etwas zu bestimmen, sich aber bloß nicht für eine Änderung entscheiden? Gut für die CDU. Denn letztlich ist es ziemlich egal, ob in einer großen Koalition die Chefin aus der CDU oder der SPD kommt. Die Politik bleibt haargenau die Selbe.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @warum_denkt_keiner_nach?:

      Auf jeden Fall hats funktioniert! :D

      • @74450 (Profil gelöscht):

        Ja. Schade. Oder?

        • 7G
          74450 (Profil gelöscht)
          @warum_denkt_keiner_nach?:

          Ich nehms wies kommt. Der Jubel der Union ist natürlich schwer erträglich. Ein Lafontaine aber nicht weniger.

  • Sie werden auch nie wieder "stark genug" werden, wenn sie weiter "die Mitte" suchen.

     

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