Kampagnenorganisation „TheRepublic“: Konservatismus der Angst
Eine neue Kampagnenplattform will sich der vermeintlichen „politischen Linksdrift“ entgegenstellen – wohl mit Unterstützung von CDU-Politiker Merz.
Verantwortlich für die dazugehörige Website ist Armin Petschner-Multari, der bislang den Youtube-Kanal der CSU bestückte und laut Impressum auch für die Online-Redaktion der CSU-Landesgruppe im Bundestag verantwortlich ist. Petschner-Multari twitterte zwar am Donnerstag, „TheRepublic“ sei nicht von Unionspolitikern gegründet worden. „Unsere Kern-Unterstützer kommen aus dem Umfeld der @MIT_bund.“ Damit ist die Mittelstandsvereinigung der Union MIT gemeint. Allerdings, so schrieb er auf Nachfrage, gebe es von dort weder direkte finanzielle noch personelle Unterstützung.
Nach einer Erklärung der Organisation, aus der mehrere Medien zitieren, soll bei einer Auftaktveranstaltung in Leipzig Ende August der CDU-Politiker Friedrich Merz für das Projekt geworben haben. Dieser habe die Entwicklung dieses Projekts mit Interesse verfolgt und wünsche den Initiatoren im Sinne der Meinungsvielfalt in Deutschland viel Erfolg. Merz gilt als einer der Kandidaten für den künftigen CDU-Vorsitz.
Der MIT-Vorsitzende Carsten Linnemann und der Chef der Hamburger CDU, Christopher Ploß, dementierten inzwischen, in Leipzig dabei gewesen zu sein. „Ich war weder in Leipzig noch bin ich in dieses Projekt involviert“, sagte Ploß der taz. Die CSU-Politikerin Dorothee Bär, die zunächst ebenfalls als Unterstützerin genannt worden war, distanzierte sich via Twitter.
Stimmung gegen die Öffentlich-Rechtlichen
„TheRepublic“ selbst versteht sich „auch als außerparlamentarische Stimme von CDU und CSU“, wie es in der Erklärung heißt. „Wir bieten dem wirtschafts- und bürgerfeindlichen Klima die Stirn und geben denen, die Deutschland am Laufen halten, eine starke Stimme.“ Ziel sei der „Aufbau einer bürgerlichen Gegenöffentlichkeit, um dem medialen Linksdrift etwas entgegenzusetzen“. Dafür sollten auch Kampagnen-Vorbilder aus den USA und Großbritannien berücksichtigt werden.
In welche Richtung es gehen soll, daran lassen die Macher:innen kaum Zweifel. Auf der Website finden sich Texte unter Überschriften wie „Warum die Erneuerung der CDU nicht jung, weiblich und divers sein muss“ oder „Nach Zapfenstreich-Eklat: Verkommenheit hat ein tolerantes, diverses und wokes Gesicht“. Dann geht es gegen die Öffentlich-Rechtlichen – in dem Bild dazu sind die Augen der Moderator:innen Georg Restle und Anja Reschke von einem Balken verdeckt – und gegen „radikale Krawallmacher“, zu denen „TheRepublic“ auch Anetta Kahane von der Amadeu-Antonio-Stiftung zählt, die auch abgebildet wird.
Das erinnert stark an die AfD, die bei jeder Gelegenheit Stimmung gegen die Öffentlich-Rechtlichen und auch gegen Kahane und die Stiftung macht, beide werden von Rechten massiv bedroht. Drei Newsletter im Abo bietet „TheRepublic“ auf der Website an. „Gender Wahnsinn stoppen!“, „Radikale Kräfte bremsen!“ und „Rundfunk reformieren!“, so die Titel.
„Das funktioniert ganz ähnlich wie bei der AfD und erinnert auch an Breitbart“, meint auch Kahane selbst. „Dass das aus dem Umfeld der CDU kommt, finde ich erbärmlich. Die sollen sich doch lieber mit den wichtigen Dingen beschäftigen“, sagte sie der taz.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Sensationsfund Säbelzahntiger-Baby
Tiefkühlkatze aufgetaut