Protest gegen Großen Zapfenstreich: Am besten ganz abschaffen

Mit einem großen Zapfenstreich sollen am Mittwoch vor dem Reichstagsgebäude Soldaten geehrt werden. Ein antimilitaristisches Bündnis plant Proteste.

Bundeswehrsoldaten bei einem Großen Zapfenstreich 2019 Foto: dpa

Am Mittwoch will die Bundeswehr auf der Wiese vor dem Reichstagsgebäude mit einem Großen Zapfenstreich die am Afghanistan-Einsatz beteiligten SoldatInnen ehren. Ein antimilitaristisches Bündnis plant Proteste dagegen. Die Demonstration unter dem Motto „Deutschland ist Brandstifter“ soll um 18 Uhr am Halleschen Tor beginnen. Im Aufruf wird kritisiert, dass die Bundeswehr seit mehr als 20 Jahren weltweit in Konflikte interveniert und diese oftmals verschärft. Erinnert wird an den Kriegseinsatz in Jugoslawien im Jahr 1999.

Ein Aktivist des antimilitaristischen Bündnisses, der anonym bleiben will, wirft der Bundeswehr vor, auch beim Afghanistan-Krieg die Opfer unter der dortigen Zivilbevölkerung zu verschweigen. „Wir vergessen nicht die Bombardierung von Kundus 2009, als Oberst Georg Klein Zivilisten, darunter mehrere Dutzend Jugendliche und Kinder, bombardieren ließ. Dadurch starben dort 142 Menschen auf Befehl eines Bundeswehrgenerals“, kritisierte der Aktivist. Der Oberst wurde nie betraft und später sogar befördert.

Der Zapfenstreich war eigentlich für Anfang September geplant, wurde aber wegen des Vormarschs der Taliban in Afghanistan verschoben und wird am Mittwoch nachgeholt. Dadurch musste auch das antimilitaristische Bündnis seinen Protest verschieben. Es will an die alljährlichen Proteste gegen das Bundeswehrgelöbnis im Bendlerblock am 20. Juli anknüpfen. In den 1990er Jahren gingen dagegen jährlich Tausend Menschen auf die Straße. Immer wieder gelang es einigen, das Gelöbnis mit fantasievollen Aktionen zu stören.

Wie groß die TeilnehmerInnenzahl am Mittwoch sein wird, ist völlig offen. Schließlich wenden sich nicht nur linke Gruppen gegen den großen Zapfenstreich. Die christliche Friedensgruppe Pax Christi fordert dessen generelle Abschaffung. Der Zapfenstreich sei gewaltverherrlichend und instrumentalisiere das Christentum durch den dort gesungenen Choral „Ich bete an die Macht der Liebe, die sich in Jesus offenbart“, während die Gewehre der Sol­da­t*in­nen präsentiert würden, kritisiert Martin Singe von Pax Christi.

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