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Jung­wäh­le­r*in­nen für die LinkenUkraine nicht mehr im Fokus

Kommentar von Jonathan Gerbig

Vor drei Jahren solidarisierten sie sich mit der Ukraine, jetzt wählten 25 Prozent der unter 25-Jährigen die Linke. Ihre Prioritäten haben sich verschoben.

Der Fokus hat sich von „Stand with Ukraine“ zu „Wir sind die Brandmauer“ verschoben Foto: Valentina Petrova/ap

A nfang des Jahres musste die Linke noch um den Einzug in den Bundestag bangen, jetzt zählt sie mit fast neun Prozent der Stimmen beinahe so viel wie FDP und BSW zusammen. Besonders die Wäh­le­r*in­nen zwischen 18 und 24 trugen zu dem unerwartet guten Ergebnis bei. Die Ukrai­ne-Linie der Linken war für viele Jung­wäh­le­r*in­nen wenig ausschlaggebend. Dabei ist die Ukraine der Generation U25 nicht gleichgültig. Sie hat sie auch nicht vergessen, nur weil nicht mehr ganz Instagram blau-gelb tapeziert ist.

Aber der Fokus hat sich verschoben, von blau-gelben zu Regenbogen-Flaggen, von „Stand with Ukraine“ zu „Wir sind die Brandmauer“. Als der Krieg begann, hatte die CDU ihren menschenfeindlichen Antrag noch nicht mit Unterstützung der rechtsextremen AfD durchbringen lassen, es gab noch keinen „Wer kann mehr abschieben“-Wahlkampf, und die Grünen boten sich noch nicht als Steigbügelhalter eines für breite Teile der jüngeren Generation untragbaren Kanzlerkandidaten Friedrich Merz an.

Grund für den „Heidi-Hype“ waren nicht Heidi Reichinneks coole Tattoos, auch nicht nur ihr TikTok-Auftritt, wie jüngst in der taz behauptet, sondern die kompromisslose Wut, mit der sie auf die merzsche Entgleisung reagierte, ohne sich ein paar Tage später für eine Koalition anzubiedern. Dazu kommt, dass mit der Wiederwahl Donald Trumps die bisherige US-Unterstützung für die Ukraine ausläuft. Damit wird Deutschland zum wichtigsten Rüstungslieferanten. CDU, SPD und Grüne stehen hinter den Waffenlieferungen – jetzt mehr denn je. Auf der anderen Seite werfen sich AfD und BSW vor den russischen Machthabern in den Staub.

Irgendwo dazwischen muss Platz bleiben für die Position, dass ein für die Ukraine positives Ende des Krieges tatsächlich mehr diplomatische Bemühungen braucht. Sicher stehen nicht alle Links-Wähler*innen unter 25 hinter dem Ende der Waffenlieferungen. Aber noch weniger stehen sie hinter den Parteien, die sie in ihrem Kampf um die Demokratie und für die Rechte queerer, geflüchteter, von Rassismus betroffener Menschen im Stich gelassen haben.

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Masterstudent am Journalistischen Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Foto: Elke Seeger
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40 Kommentare

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  • Im Wahlkampf der Parteien ging es nicht um die Ukraine, sondern um Migration, Flüchtlinge, Asylsuchende. Die Linke hat sich hier als einzige Partei deutlich abgegrenzt gegenüber der menschenfeindlichen Rhetorik und Politik von AfD/CDU/CSU. Daher haben viele junge Leute diese Partei gewählt. Und in Berlin vermutlich auch, weil die Partei sich für die Habenichtse der Gesellschaft einsetzt. Die Ukraine war während des Wahlkampfs nicht im Fokus, es sei denn im Rahmen des Flüchtlingsthemas.

  • Vielleicht hat die Wahl für eine mehr pazifistische Partei auch damit zu tun, dass hier die alten Herren und Damen aus den anderen Parteien eben nicht nur von mehr Waffenlieferungen reden, sondern auch von mehr Sicherheit, mehr Aufrüstung, mehr Soldaten etc. im eigenen Land und auch die Wehrpflicht wieder angebracht wurde. Wen würde das denn betreffen... bestimmt nicht den Altherrenverein der Politiker!

  • Wenn man sich die Entwicklung der Wahlumgragen anschaut, sieht man, dass Die Linke sich schon vor Merz Abstimmung mot der AfD verdoppelt hat. Kurz danach gab es keine nennenswerte Entwicklung in den Umfragen, sondern erst wieder kurz vor der Wahl.

    Die weitverbreitete Analyse, dass der Dammbruch und Heidis Rede ausschlaggebend waren, halte ich daher für Unsinn.

    Außerdem werden hier wie so oft Positionen der Linken falsch dargestellt. Die Linke ist keineswegs für eine sofortige Einstellung der Waffenlieferungen.

  • Über die Stellungnahme d. akl zu Kriegen u. somit auch Pazifismus u. Kriegsdienstverweigerung kann auch eine Motivation angedacht werden, warum Die Linke Attraktivität gewonnen hat:



    "Deutschland macht sich auf den Weg, zur viertgrößten Militärmacht der Welt zu werden. Die Militarisierung geht auf Kosten von allem was nicht der Kriegstüchtigkeit dient. Diese Aufrüstung wird nicht die Sicherheit erhöhen, sondern die Kriegsbereitschaft und damit die Kriegsgefahr steigern. Die geplante Stationierung von neuen Mittelstreckenraketen in Deutschland verschärft die Kriegsgefahr. Die Raketenstationierung läuft mit der ideologischen Mobilmachung zusammen."



    Quelle antikapitalistische Linke



    Wenn man die WählerInnen des BSW und die Schnittmenge betrachtet, ist das Potenzial gegen Merz ziemlich groß.



    Es könnte sogar noch größer sein und werden:



    "Die BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht gibt Demoskopen und Medien die Schuld daran, dass es ihre Partei knapp nicht in den Bundestag geschafft hat. Ist da etwas dran?"



    Bei faz.net 25.02.25



    Die SPD muss sich gut überlegen, ob ihr Profil u. Personal ausreicht, sich gegen Merz, Linnemann, Söder u. Frei in einer Koalition als Partnerin ausreichend durchzusetzen.

    • @Martin Rees:

      Viertgrößte Militärmacht der Welt? Nach den USA, Russland, China, Indien, Türkei, Ukraine, Pakistan, Iran, Israel, Südkorea, Nordkorea, Frankreich, Polen? Wusste nicht das nach 13 die vier kommt. Wir geben vllt. Am viert meisten aus weil wir ein hochlohnland sind und auch die Pensionen für Soldaten aus dem wehretat bezahlen aber unsere Armee ist von der viertgrößten Militärmacht soweit entfernt das selbst wenn wir wollten könnten wir nicht.

  • Ich teile die Bewertung, dass für den Anstieg der WählerInnen der Linken die Positionierung bzgl. merz Grenzüberschreitung zur "afd" ausschlaggebend war .



    Quatsch ist allerdings, dass SPD und die Grünen hier Irgendwen " im Stich gelassen" hätten. VertreterInnen der beiden genannten Fraktionen haben merz ebenso für sein Handeln verurteilt, bzw. zur Umkehr aufgefordert.



    Wer, wie der Autor des Artikels, von Brandmauer spricht, sollte für klare Verhältnisse sorgen, statt ebenfalls Nebelkerzen zu werfen.



    Im Übrigen sind viele Positionen wohlfeil, wenn sie aus der Opposition gefordert werden In der Regierungsverantwortung sieht die Sache etwas differenzierter aus .



    Mit dem Doppelpass und dem Gesetz auf Selbstbestimmung hat die Ampel allerdings zwei bedeutende Schritte für die Gesamtgesellschaft getan . Die oben genannte Kritik ist somit unangebracht.

  • Ich stelle mal ne Steile These auf: Könnte es sein das in jedem Zeitalter unserer Menschheitsgeschichte die "unter 25 jährigen" eine politisch unzuverlässige Kraft gewesen sind und es auch weiterhin sein werden?!

    Ich würde den meisten "unter 25 jährigen" in keinem Zeitalter auch nur meine Katze für zwei Stunden anvertrauen, geschweige denn von wichtigen Fragen der Weltpolitik.

    Politik und "unter 25 jährige" widerspricht sich. Mit "unter 25" hab ich Ideen gehabt für die man mich heute zu recht einlochen würde. Wie die meisten hier, wie ich meinen möchte.



    Also was soll dieses ganze "oh, die unter 25 jährigen".

    Feuchten Kehricht drauf.



    Die werden auch alt und dann schimpfen sie mit uns auf die neuen "unter 25 jährigen".

    Das Thema wird völlig überbewertet und ich hab keine Ahnung warum sich damit befasst wird.

    • @Thomas O´Connolly:

      Nur mussten wir 'Alten' uns als 25jährige noch nicht so konkret sorgen, in einer Zeit rasanter Klimaänderungen leben zu müssen, keine bezahlbaren Wohnungen in den Zentren zu finden, wo es Arbeit gibt, nicht sicher zu sein, dass ein Job zur Lebensgrundlage reicht, das Zerbrechen von Werten und Normen als Befreiung erleben zu können usw.



      Sind Sie sich sicher, dass Sie nicht manchmal still denken, gut, dass ich in den nächsten 50 Jahren nicht mehr dabei sein werde....?

      • @VeRuGa:

        Ich denke, da liegen sie falsch. In jeder Generation gab es gravierende Probleme und Weltuntergangsvisionen. Drohender Atomkrieg, saurer Regen, Ozonloch..



        Wohnungsnot hatten nach 45 Millionen, oder?

  • Danke für diesen Artikel, der diesen unsäglichen, einen Tag älteren „ Kein Herzchen für Selenskyj“, etwas entgegengesetzt. In unserem Wahlkreis Konstanz hat sich seit anfangs des Jahres die Mitgliederzahl verdoppelt, hauptsächlich junge Menschen und die setzen sich mit dem Thema Krieg in der Ukraine differenzierter auseinander als der gesamte Bundestag der restlichen Parteien. Das ist nämlich so einfach, Waffen liefern, aber nicht dabei sein. Wie halt in allen Kriegen zuvor.

  • Die Unterstellung, den Linkswählern sei die Ukraine egal, ist ja gerade besonders hip.

    Sie verstellt den Blick auf 2 Details:



    1. Auf die Zigtausenden Neumitglieder der Linken (viele davon U30) und



    2. Auf den sich dadurch ausdrückenden Willen zur politischen Gestaltung: Die Ukraine-Position der Linken lässt sich ändern. Der sich bahn brechende Faschismus der CxU nicht.

    Ach ja, und: Wer in 2025 (35 Jahre nach dem GG-Beitritt und 18 Jahre nach der Fusion der PDS mit der WASG) immer noch Angst vor der Linken hat weil irgendwas-mit-DDR sollte sich Hilfe suchen.

    • @B. Iotox:

      "Willen zur politischen Gestaltung" ist nicht die Fähigkeit zur politischen Gestaltung.

      Wille ohne Verantwortung und Wille ohne Plan ist ebenso wertvoll wie ein nicht vorhandener Wille.

      Und was das mit der DDR immer soll versteh ich in 2025 auch nicht. Wirkt aufgezwungen und wie wenn meine Oma vom damals anfängt. Die DDR spielt in der heutigen Politik (Innen wie Außen) keine Rolle. Das Thema ist unwichtig und es rein zu bringen wirkt nostalgisch und sonst nix. Zielführend ist es ganz sicher nicht. Egal wer es warum aufbringt.

  • Bei der Kundgebung am Brandenburger anlässlich des 3. Jahrestages des russischen Angriffs auf die Ukraine sprachen verschiedene Parteienvertreter:innen, Grüne, Unionspolitiker, SPD- und FDP-Mitglieder. Die Linke hatte keine Interesse ...

    Und als Berliner vergesse ich nicht, dass Klaus Lederer, Elke Breitenbach und andere Linke im Herbst 2024 die Linke wegen des Antisemitismus verlassen hatten.

  • Offenbar beherrschen junge Wählerinnen und Wähler kein politisches Multitasking - oder sie sind einfach kritisch und machen die vorherrschende mediale Aufmerksamkeitsökonomie nicht mit.



    Tragisch für die Ukraine in diesem Fall, aber mein Gott, die Linken haben schließlich nur 8,8% erreicht - wenn die Ukraine verliert, hat das wohl mehr mit dem Agieren des Orangenen im Weißen Haus als mit dem Hype um die Linken hierzulande zu tun.



    Putin-freundlich sind in erster Linie AfD und BSW, den Linken werfe ich das nicht vor - so viel Differenzierung sollte schon sein -, auch wenn ich von ihnen erwarte, an gewissen außenpolitischen Schwachstellen weiter zu arbeiten.



    Meine Stimme haben sie bei dieser BTW jedenfalls bekommen, sozusagen als Vertrauensvorschuss.



    Was die Ukraine betrifft, haben eben alle anderen demokratischen Parteien versagt, die über drei Jahre kein Exit-Konzept aus diesem Krieg vorgelegt haben.

  • Die jungen Wähler wechseln wie das Fähnchen im Wind. Wahrscheinlich fehlt noch die Erfahrung und die lassen sich eben auch beeinflussen.

    • @Max Sterckxc:

      Der Zeitraum, während dessen "man" sich auf ein Thema fokussieren kann, wird immer kürzer.

    • @Max Sterckxc:

      Wie heißt es sinngemäß doch so schön: Wer in der Jugend nicht links ist, hat kein Herz, aber wer im Alter immer noch links ist, hat keinen Verstand.

    • @Max Sterckxc:

      Das war bei den "jungen Wählern" in den 80ern nicht anders, die haben auch eine Grüne Partei gegründet und gewählt, die Lichtjahre vom Realismus der heutigen Grünen entfernt waren - In den Grünen fand schließlich auch mal ein Trennungsprozeß zwischen Linken und Realos statt, mit dem Ergebnis, dass die weniger Anpassungfähigen, weniger ideologisch Flexiblen irgendwann raus waren.



      Das mit dem Fähnchen ist wohl eher ein Unterschätzen der Positionen der "jungen Wähler"...



      Sorgen bereiten weniger die die Linke wählen - denn die Linke ist eine demokratische Partei. Sorgen bereiten die jungen WählerInnen der AfD - die wählen ganz offen eine demokratiefeindliche Partei, die unsere Staatsform in Autokratie, Diktatur, Einparteienherrschaft und Reichen-Oligarchie umwandeln will.

  • "Irgendwo dazwischen muss Platz bleiben für die Position, dass ein für die Ukraine positives Ende des Krieges tatsächlich mehr diplomatische Bemühungen braucht."

    Wow. Und um das zu begreifen haben 'wir' 3 Jahre gebraucht?

    • @Sam W:

      So wie ich das sehe, haben "wir" 3 Jahre gebraucht, um uns zu entscheiden, was "wir" da eigentlich tun und es bis heute nicht geschafft, so dass nichts halbes und nichts ganzes rauskam. Um das Moment gleich nach dem Angriff umzudrehen, haben die echten Unterstützungen gefehlt, da man Moskau nicht erzürnen wollte und danach wurde trotz Stellungskampf vom Siegfrieden ohne was zu ändern fantasiert. Zynischerweise könnte ich glauben, der Status Quo wird zu erhalten versucht. Um die Ukrainer ohne Verluste aus der Sache rauskommen zu lassen, hätten andere Dinge unternommen werden müssen und nun muss die bittere Pille genommen werden. Von der Ukraine nicht von "uns". Doch "wir" fühlen es natürlich alles viel stärker. Ich frage mich eigentlich, was "wir" uns gedacht haben, als grüne Männchen auf der Krim auftauchten. "Da wird schon nichts passieren" wahrscheinlich. Für immer Status Quo. In der Sowjetunion sprach man mal von einem "goldenen Zeitalter der Stagnation", wahrscheinlich wünschen "wir" uns sowas hier auch.

    • @Sam W:

      Das ist doch was, wo sich alle schon vor 3 Jahren einig waren.

      Die Meinungen gehen nur auseinander, von wem dieses Mehr an Bemühungen kommen sollte.

      Manche sagen, Russland, andere die Ukraine, die Dritten meinen die EU...

  • Aufgrund meiner Biografie werte ich die hohe Zustimmung für die AfD und die Linke in dieser Wählergruppe als Votum gegen persönliche Freiheit. Ich vertraue beiden Parteien überhaupt nicht. Natürlich hat die Jugend viel Meinung und wenig Erfahrung, das war bei mir auch so. Aber mich hat dieses Wahldetail unvorbereitet getroffen und im Umfang schockiert.

    • @WellIWonder:

      "Aufgrund meiner Biografie werte ich die hohe Zustimmung für die AfD und die Linke in dieser Wählergruppe als Votum gegen persönliche Freiheit"



      - Ich kenne ihre Biografie natürlich nicht. Aber könnten Sie sich nicht vorstellen, dass Menschen mit einer anderen Biografie (oder einfach nur jünger) ihre persönliche Freiheit z.B. durch Preissteigerungen, Energiepreis- und Mietenexplosion u.ä. schon als massiv eingeschränkt empfinden, sich da eine Änderung erhoffen und von SPD, Grünen & Co. massiv enttäuscht sind? Jenseits ethnischer oder sexueller Diskriminierung ist es eben auch eine massive Ausgrenzung und Benachteiligung, kaum am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Oder über drückende Rechnungen und Mahnungen nicht schlafen zu können...



      Ohne DDR % Co. kleinzureden: Die heutige Linken-Generation hat mit Ulbricht, Honecker etc. nicht mehr viel zu tun, und die früher nervige Ostalgie sehe ich da auch nicht. Die meisten Kreml-Flöten sitzen heute bei AfD und BSW.

  • Vielleicht bei Menschen, die noch in Bonn auf dem Hofgarten waren, aber bei jüngeren Linkenwählenden geht es wohl um andere Dinge als die mangelnde Ukraine-Solidarität der Linken.

    Da gibt es internationale Solidarität, soziale Gerechtigkeit hierzulande und klaren Antifaschismus. Ungetrübt, aufgrund der Oppositionsrolle.

    • @Janix:

      @Janix Bitte was? Ist Solidarität mit der Ukraine nicht Teil der internationalen Solidarität? Wie kann man denn internationale Solidarität, klaren Antifaschismus und Anti-Imperialismus zur Zeit mehr beweisen, als durch bedingungslose Unterstützung für die von einem imperialistischen und faschistischem Regime angegriffene Ukraine?

      • @Turban:

        Dann ist Friedrich Merz also überzeugter Anti-Imperialist? Der III. Weg alles Antifaschisten? Und womöglich Putin erst ein Faschist, seit und weil er die Ukraine angegriffen hat?



        Manchmal ist die Welt halt nicht Schwarz-Weiß: Ich habe z.B. die Linke wegen ihres unklaren Ukraine- und überhaupt außenpolitischen Kurses nicht gewählt. Anti-Faschismus und internationale Solidarität bedeuten für mich eine ganz klare Absage an Putin und alle Raschisten, auch aus Solidarität mit der russischen Bevölkerung.



        Umgekehrt ist mir die territoriale Integrität der Ukraine herzlich egal und die Maidan-Begeisterung habe ich nie geteilt. Und die Europäer, seien wir ehrlich, wollen doch auch gerade billige Rohstoffe, billige Arbeitskräfte, Aufträge für ihre Firmen und womöglich mittelfristig gute Absatzmärkte.



        Kann mir doch keiner erzählen, dass Macron oder Merz in erster Linie das Wohl einfacher Menschen am Herzen liegt. Die Katze lässt doch das Mausen nicht!



        (Zugegeben, @Janix, gehöre ich nicht zu den Jüngeren, sondern habe meine ersten Bundestagsbesuche in Bonn absolviert.)

      • @Turban:

        Mir sprechen Sie aus der Seele.

        Ich gebe die mutmaßliche Wahrnehmung junger Wählers wieder. Bei denen kann nämlich die Linke wohl null Zustimmung für ihre Ukraine-Ansichten reklamieren, das wollte ich ausdrücken..

  • Hinzu kommt z.B. in meinem Fall, dass die Linke nicht Teil der nächsten Regierung und ihre Außenpolitik daher nur von theoretischer Relevanz sein wird.

    Aber die parlamentarische Arbeit der Linken zu sozialen Themen bis hin zu Migration (z.B. von Clara Bünger) ist auch in der Opposition eminent wichtig und verlässlich zu erwarten, und daher war das diesmal einfach wichtiger als die ansonsten wackeligen pro-Ukraine-Grünen in einer Vielleicht-Regierung mit dem rassistisch sprechenden Kanzler Merz zu unterstützen.

    An einer Fraktion hängt viel Geld für Strukturen und inhaltliche Arbeit in der Fläche, wie wir (leider) auch bei der AfD sehen.



    Daher brauchte es diesmal eine Linke im Bundestag mehr als starke Grüne in einer Eventuell-Regierung.

    (Und die SPD ist ja ohnehin nur noch Folklore-Links und hat Progressiven nichts zu bieten.)

  • Eine sehr durchdachte Korrektur eines vor wenigen Tagen in der taz erschienenem Artikels zum gleichen Thema.

    Wahlentscheidungen sind komplex und in der Regel nicht auf ein einziges Feld herunterzubrechen.

    Ich persönlich hätte mir politisierte und wache 18-25jährige wie heute gewünscht, als ich in dem Alter war.

    Sehr wahrscheinlich wären dann viele Fehlentwicklungen vermieden worden.

    • @Stavros:

      Vorsicht.



      Die Partei, die am meisten Nichtwähler politisiert und an die Urnen bringt, ist die AfD.

      Wenn das Gesamtergebnis so ausgefallen wäre wie bei den 18-25Jährigen, wäre eine stabile Regierung kaum möglich.

      • @rero:

        Ob das unter den gegebenen Umständen und mit dem Personal möglich ist??



        Ich bin gespannt...

      • @rero:

        Die Zahlen sagen was anderes:

        www.tagesschau.de/...hart_1874789.shtml

        • @Stavros:

          Ne, die Zahlen unterstützen @rero voll und ganz.

          Demnach werden für die 18 bis 25-Jährigen folgende Parteipräferenzen ermittelt:



          21% AfD



          25% Linke



          6% BSW



          51% nicht regierungsfähige Parteien auf Bundesebene



          Herzlichen Glückwunsch!

  • Vielen jungen Wähler scheinen aber auch andere Themen wichtiger zu sein wie z.B. der Welthunger. Und in diesem Zusammenhang dürfte es für manche Wähler auch abschreckend gewesen sein, dass der Etat für Entwicklungshilfe von der Regierung verringert wurde, aber mehr Geld in Waffen für die Ukraine investiert wurde (richtigkeitshalber muss man noch sagen, dass die Regierung darauf verwies, dass bei der Kürzung der Entwicklungshilfe und der Budgeterhöhung für Waffen kein Zusammenhang bestand)



    www.bundestag.de/p...zmeldungen-1015388

    Die eigentliche interessante Frage müsste lauten warum viele Menschen in unserer Gesellschaft gleichgültig handeln gegenüber Menschen in Not, wenn sie nicht Ukrainer sind. Diese mangelnde Empathie überrascht mich auch hier in der Kommune immer wieder.

    • @Alexander Schulz:

      Sie unterschlagen - mal wieder - dass die Ukraine das schwarze Meer freigekämpft hat und Russland damit dem Weltmarkt Millionen Tonnen von Getreide jährlich nicht weiter vorenthalten kann.

      • @metalhead86:

        Ich unterschlage nichts. Was wollen Sie mir Ihrer Aussage mitteilen? Die Einsparungen des Westens bei der Entwicklungshilfe steht in keinem Verhältnis zu den positiven Auswirkungen der ukrainische Getreidelieferungen.



        Möchten Sie wieder relativieren?



        Die Einsparung sind unter moralischen Aspekten eine Schande.

  • Ich glaube, von Anfang an wäre "Wir liefern Waffen, verhandeln aber gleichzeitig"



    a) Besser für die Ukraine gewesen.



    b) Es hätte eine breite Sammlung der Bevölkerung ermöglicht. Denn einerseits hätte man die Ukraine nicht im Stich gelassen. Andererseits hätte man nicht Träume von Regime Change oder "Russland ruinieren" gehabt, sondern ein realistisches Ziel, das Frieden heißt.



    Hinter dem Banner "Waffen liefern, UM zu Verhandeln" hätte sich eine breite Mitte sammeln können.



    Schade, dass dies weder die Grünen noch die SPD aufgenommen haben.

    • @Kartöfellchen:

      Es wird auch nach drei Jahren nicht wahrer…

      a) Wer der Ukraine Waffen liefert verhandelt nicht über die Ukraine, denn er ist nicht die Ukraine.

      b) Frieden in Europa gibt es dann, wenn Russland keinerlei Hoffnung hat durch Krieg irgendeine Art von Vorteil zu erwirken.

    • @Kartöfellchen:

      Richtig, aber das lag nicht in der Verantwortung der Linken, sondern der der Ampelparteien und der CDU-Opposition, die (wie auch die EU) sich über drei Jahre der bellizistischen Logik ergeben und es nicht geschafft haben, ein Ausstiegsszenario für diesen Krieg zu entwickeln. Jetzt haben wir den Salat und der Orangene in den Staaten bestimmt die Spielregeln.

  • Für mich als Linke-Wähler ist die Ukraine weiterhin eines der wichtigsten Themen. Und ja, es ist fahrlässig, gegen weitere Waffenlieferungen zu sein - worüber soll man denn noch verhandeln, wenn die Ukraine ohne Waffen dasteht und Russland nur noch durchmaschieren muss?



    Aber gleichzeitig müssen wir unbedingt auf parlamentarischer und zivilbevölkerischer Ebene gegen den Rechtspopulismus kämpfen, sonst wird's hier ganz schlimm.