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Jella Haase und die RAFFack ju Kapitalismus

Schauspielerin Jella Haase sprach in einem Interview über die RAF. Nun wird ihr eine Nähe zu dieser unterstellt. Doch das ist verkürzt.

Bei genauerer Lektüre birgt das Interview noch ganz andere Sensationsmeldungen Foto: Andre Lenthe/imago

Folgende Schlagzeile mag Sie überraschen, aber ich verspreche Ihnen, am Ende werden Sie verstehen. Jella Haase soll Grundgedanken der RAF teilen. Aber handeln wir zuerst ab, was geschah: Die Schauspielerin Haase, vielen bekannt durch den Kino-Erfolg „Fack ju Göhte“ oder das Drama „Kriegerin“ und inzwischen in Filmen wie der Neuverfilmung von „Berlin Alexanderplatz“ zu bewundern, gab dem Magazin Zeit Verbrechen ein Interview.

Darin geht es um ihre eigenen Erfahrungen mit Kriminalität, um Jugendsünden und die neue Rolle als Linksautonome in ihrem aktuellen Streifen „Bis wir tot sind oder frei“. Haase erzählt von ihrer Kindheit in einem Bezirk mit hoher Verbrechensrate, von ihrer Überzeugung „Regeln und Gesetze zu übertreten, um Denkanstöße zu liefern und Veränderungen anzustoßen“ und über das Böse im Menschen an sich. Das Interview ist kurzweilig, die Antworten meist interessant, ein Promotermin der besseren Sorte.

Gegen Ende des Gesprächs wird die Schauspielerin gefragt, ob es Kriminelle gibt, die sie bewundert. Haase nennt die Graffiti-Crew 1UP, eine längst zum Synonym für Sprayer mit ideologischem Background mutierte Gruppe, die sich durch besonders waghalsige Aktionen und dazugehörige Videos weltweit einen Namen machte. So weit so gut, nichts was außerhalb eines Schrebergartens für Aufruhr sorgt.

Doch kurz darauf kommt der Teil, den die Springer-Presse aktuell zum Anlass nimmt, um Jella Haase eine skandalöse Nähe zur Rote Armee Fraktion zu attestieren: „Mich beschäftigt auch die RAF“, erklärt Haase. „Ich erarbeite einen Monolog, der auf ihren Texten basiert. Die RAF hat Menschen umgebracht, das darf und will ich nicht verharmlosen. Aber den Grundgedanken, die Kapitalismuskritik, den teile ich.“

Schlagzeile, die sitzt

Nun gut, könnte man denken: Die RAF hat ihren bewaffneten Kampf als die höchste Form des Marxismus-Leninismus begriffen. Wenn jemand also die Gewalt der RAF verdammt, als politisches Mittel ausschließt, aber die grundlegenden Gedanken nachvollziehen kann, müsste man annehmen, dass dort jemand Sympathien für Marx & Co hegt.

Oder zumindest für alternative Gesellschaftsformen. In einer Welt, die sich immer neueren, absurderen Formen des Turbokapitalismus unterwirft, vielleicht nicht die schlechteste aller Ideen. „Der ausufernde Kapitalismus und die Märkte müssten gesetzlich besser reguliert, Konzerne wie Amazon oder Google ganz anders besteuert werden“, fährt Haase fort. Klingt eher nach „Schauspielerin Jella Haase für neue gesetzliche Regulierungen im Steuerrecht“.

Aber natürlich wäre das eine etwas schwerfällige Schlagzeile. Also entschied man sich bei Springer spontan lieber für: „Schauspielerin Jella Haase teilt Grundgedanken der RAF“. Rumms, das sitzt! In den sozialen Medien geht jetzt die übliche Maschinerie los: Die einen empören sich, die anderen feiern die junge Frau als neue kommunistische Ikone, ein paar Memes werden gepostet und mittendrin stellen semiwitzige Comedians fest, dass der eigentliche Skandal darin liegt, dass man überhaupt weiß, wer Jella Haase ist, weil „Fack ju Göthe“ ja ungebildeter Nonsens sei. Es sind die Mechanismen des Internets, wir lieben und hassen sie alle gleichermaßen.

Was dabei leider auf der Strecke bleibt, ist das Interview einer extrem talentierten Schauspielerin. Aber gut, wir alle müssen gucken, wo wir bleiben, und bei genauerem Hinsehen entdeckt man dann tatsächlich weitere frappierende Sensationsmeldungen, die sich gut für die eine oder andere Headline eignen. So ist Welt-Chefredakteur Ulf Poschardt laut eigener Aussage ein glühender Porsche-Fan – ganz genau wie Andreas Baader. Der schießwütige Lederjackenträger mit Hang zu stillosen Sonnenbrillen (Baader, nicht Poschardt) kommt ebenfalls aus Bayern, fuhr laut Augenzeugenberichten gerne seinen weiblichen Mitstreiterinnen über den Mund und geriet oft in Verdacht, den Lärm über den Inhalt zu stellen.

Die Verbindungen sind glasklar, man muss sie nur sehen wollen.

Danke, Jella Haase.

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55 Kommentare

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  • Bin spät zur Party, aber schliesse mich an: danke, Jella Haase.

  • Sie hätte sich wohl besser auf die APO bezogen, denn das war die Bewegung, die tatsächlich politisch aktiv war.

    Worüber man sich aber gerade heute Gedanken machen sollte: wieso entstand aus der weitgehend friedlichen APO die RAF?



    Die Frage damals wie heute ist: kann man das System friedlich verändern?

    • @Grummelpummel:

      Ja, kann man oder frau, man oder frau braucht nur sehr viel Geduld und eine große Frustrationstoleranz.

    • @Grummelpummel:

      Wenn man das System (gemeint ist wohl: Wirtschaftssystem) verändern will (wofür m.E. überhaupt kein Anlass besteht), geht dies in einer Demokratie über Wahlen. Wenn die Mehrheit eine Systemveränderung ablehnt (was in Deutschland der Fall ist), hat man das hinzunehmen.

      • @Lockenkopf:

        Stimmt, wenn das System bspw. ökologisch gegen die Wand fährt, kann sich in Wahlen auch mal ein anderes Bild zeigen. Wenn es dann nicht schon zu spät ist, da die sozialen Zerrüttungen aufgrund von Katastrophen dermaßen groß sind, dass auch Wahlen nicht mehr abgewartet werden bzw. akzeptiert werden. Nennt sich dann Revolution!

  • Porschardt und Baader. Habe ich doch gewusst, dass der Springer-Heini Leichen im Keller hat. Deswegen auch dieser Beißreflex nach allem, was nach links "riecht" ...

    • @Uranus:

      RAF, Terrorismus & Mord) ... so riecht "links"? Nö, da täuschen Sie sich.

  • 9G
    97760 (Profil gelöscht)

    Das Verständnis der RAF zum Kapitalismus wird jedenfalls dadurch erklärt, daß es sich eher lohnt eine Bank in Zürich zu überfallen, als 30 Jahre den Produktionsfaktor " Arbeit "



    (ein Produktionsfaktor von Dreien)für den gleichen Betrag, zur Verfügung zu stellen.

  • Ich sach's mal so: Die Springer-Presse schreibt immer noch genauso krass am Ding vorbei, wie schon zu RAF-Zeiten. Wen wundert's denn?

  • Wisst ihr, ich finde diese Diskussions-Beitragsrunde mit euch Allen hier richtig gut. Das ist Meinunsgvielfalt wie ich mir sie wünsche. Und in dem Aushalten von diesen Meinungen (allen) liegt die Basis von Evolution.



    UND, ganz wichtig....UND das darf nicht bedeuten "mehr Leid zu schaffen..." so mal als Ethik formuliert. Das gilt sowohl für Versuche aus Buba.. Zwieback zu machen, als auch die Sozial-Peanuts (erfroren HH /ertrunken Mittelmeer /verdurstet Sahara) hinzunehmen. Leider gibts den Spruch an der Stelle in Berlin nicht mehr. "Wir wollen kein Stück vom Kuchen - wir wollen die ganze Bäckerei". Wer keinen Mut zum Träumen hat... schönen Tag euch. Und Danke hab mich gefreut über unsere Beiträge (...wir).

  • Es ist ja schön wenn man der Mordbande RAF irgendwelche Politische Ziele zugestehen möchte, aber fakt ist das absolute Mehrheit ihrer Opfer Polizisten, Fahrer und Soldaten waren die nur ihrer Arbeit nachgingen. Wer jetzt die RAF relativiert besudelt das Gedenken an diese Menschen.

    • @Günter Witte:

      Na ja, na ja... wir haben ja die Schleyer Halle... darf ich kurz an Mercedes Argentinien 1977, die dortigen "verschwundenen" Gewerkschaftler und Lidice 1942 / Hr Heiderich und seinen SS-Untersturmführer erinnern....



      nur so als Ergänzung, das keinerlei Tötung gerechtfertigt sein kann und darf - auch nicht aus Vergeltung.



      ...Aber benannt werden muss.

  • Ich bin immer wieder beeindruckt, wie sich alle und jede von diesem Medium distanzieren, sich von deren Schlagzeilen aber doch wieder aufheizen lassen.

    Wenn all die sich selbst als integer und anständig betrachtenden Teile der Medien und der Gesellschaft, ganz unabhängig von politischer Couleur, die BILD und angeschlossene Machwerke kalt ignorieren würden, wären solche "Aufreger" schon längst keine mehr.

    • @flip flop:

      "Die Gesellschaft" besteht halt - zu einem um ein Mehrfaches größeren Teil als bei jeder anderen Zeitung - auch aus Leuten, die sich so ihre Meinung "BILDen". Das kann man nicht einfach per ordre mufti abstellen, zumal auch diese Menschen Wählerstimmen besitzen und sich zumeist als kein Stück weniger integer und anständig betrachten als Jene, die über ihre Lektüre die Nase rümpfen.

      Davon abgesehen erklären mir immer wieder Journalisten, dass die Bild-Redaktion rein fachlich in der Branche zusammen mit der FAZ unangefochten das höchste Ansehen genieße. Die "richtige" Meinung zu vertreten und sich dabei hübsch intellektuell auszudrücken, ist halt nicht alles, was Prestige schafft.

      • 1G
        164 (Profil gelöscht)
        @Normalo:

        Wie es "rein fachlich" um die "BILD"-Redaktion bestellt ist, kann man seit Jahren schön auf Bildblog verfolgen. Und, nein, da wird nicht in erster Linie die "falsche Meinung" beanstandet. "BILD" ist ein Mistblatt und nicht erst seit gestern.

  • 0G
    04369 (Profil gelöscht)

    tjä, wer gehört werden will, muss laut sein.

  • Also, Kapitalismuskritik in Ehren, aber bei "Man sollte wirklich mal die Gewinne von Konzernen konsequenter besteuern, die Unmengen Geld scheffeln und sich die Globalisierung zur Steuerflucht zunutze machen." denke ICH zumindest nicht als erstes "Das ist doch genau die Message von Baader, Meinhof & Co.!" Die waren schon noch etwas anders drauf...

    Und, wie der Autor richtig hervorhebt, die RAF machte vor allem ihre unbedingte Gewaltbereitschaft aus. Viel mehr besonderes war da nicht. Sie jetzt als ideologische Vordenker zu entdecken (das waren sie nämlich nicht), wirkt etwas weit hergeholt und riecht eher nach gezielter Provokation, bzw. dem Versuch, sich selbst "interessant" zu machen, als nach der differenzierten Herangehensweise, die es wohl demonstrieren soll.

    • @Normalo:

      WoW!



      Leute, kommt mal runter. Sie hat doch gesagt:



      "„Mich beschäftigt auch die RAF“, erklärt Haase. „Ich erarbeite einen Monolog, der auf ihren Texten basiert. ..."



      Also hat sie sich als Künstlerin mit einer Gruppe ausereinander gesetzt und dazu geäusert, dass sie Teile davon nachvollzeihen kann.



      Muss man sich vollständig von der RAF distanzieren, da sie Menschen auf dem Gewissen hat.



      Dann Distanziere ich mich hiermit von Deutschland, nicht das ich missverstanden werde.



      Hier wird schneller dämonisiert als in der Hölle.

      • @Upgrade:

        "Muss man sich vollständig von der RAF distanzieren, da sie Menschen auf dem Gewissen hat."

        Ja. Und zwar ohne erstmal auf Andere zu zeigen.

        "...auf dem Gewissen" ist eine semi-gekonnte Verniedlicheung. Die RAF war eine Mörderbande. Ihr "zivilisatorischer Beitrag" war, linkstotalitäre Gewalt in den Westen zu holen. Der Rest ihres Wirkens ist im Vergleich irrelevant, weil austauschbar.

        Dass insbesondere Ulrike Meinhof eigentlich eine kluge Frau war und auch den einen oder anderen interessanten Text zu Papier gebracht hat, muss man ja nicht bestreiten. Aber davon gab und gibt es eine Menge, die allesamt KEINE Mörderinnen sind. Auch die Gedanken, die sie formuliert hat, haben Andere schon vorher, genauso gut oder besser formuliert. Das sind alles keine Leistungen, die besondere Erwähnung gefunden hätten - wären da nicht die Morde.

        Das ist, was ich meine, wenn ich schreibe, dass ihre Gewaltbereitschaft die RAF "ausmachte".

  • Haase: "Ich stelle mir gern vor, dass in 50 Jahren eine Art Öko-Guerilla an der Macht ist, die den ökologischen Fußabdruck jedes Menschen [...] rekonstruieren kann [...] Und die größten Klimaverbrecher wandern dann ins Gefängnis.“. Der Satz könnte auch von Öko-Nazis sein.

    • @Rudolf Fissner:

      Na ja, mit etwas Abänderung lässt sich daraus auch der Traum einer korrekten Steuerbeamtin bzw. eines korrekten Steuerbeamten machen: "Ich stelle mir gern vor, dass in 50 Jahren eine Art Steuer-Guerilla an der Macht ist, die die Steuerhinterziehung jedes Konzerns [...] rekonstruieren kann [...] Und die größten Steuerverbrecher wandern dann ins Gefängnis."

      • @Felix Meran:

        Die Frage ist wohl, was man unter "Klimaverbrecher" versteht. Wenn damit gemeint ist, wer gegen heute bereits geltende Strafvorschriften verstößt, dann sollte es keine "Guerilla" brauchen, um die mal durchzusetzen sondern nur eine unbestechlich das Recht anwendende Staatsgewalt (mal davon abgesehen, dass "regierende Guerilla" ein Widerspruch in sich ist). Wäre dagegen die rückgreifende Bestrafung von schädlichem, aber heute nicht strafbarem Verhalten gemeint, wäre das ein eklatanter Bruch mit rechtsstaatlichen Prinzipien.

        Beim Steuerrecht gilt die gleiche Rückschlagsperre, aber sie ist auch "unproblematischer" durchzuhalten, weil Steuerhinterziehung eine rein in der Rechtssphäre stattfindende Kriminalität ist: Es gibt keine "faktische" Steuerhinterziehung (im Gegensatz zu einer faktischen Klimaschädigung). Was jemand an Steuern schuldet - und damit auch nur hinterziehen kann - definiert abschließend das jeweils geltende Gesetz.

        • @Normalo:

          Frau Haase geht halt von einem Ideal aus, in der die Genfer Konventionen erweitert wurden und so nicht nur Kriegsverbrechen, sondern auch Klimaverbrechen bestraft werden können!

          • @Felix Meran:

            Ja und dabe wird "jeder Mensch" beobachtet.

            Wäre das so ein kommunistisches China Ding? Mit Kameras im Garten (Häufigkeit des Grillens) ?

            Oder wäre da eine konspirative Öko-Guerilla die im antikapitalistischen RAFler-Geiste die Mitbürger konspirativ ausspäht und die bösen Buben dann nicht mehr abmurkstet sondern pronto dem Knast zuführt?

            • @Rudolf Fissner:

              Keineswegs, da werden sich nur die Kreditkartenabrechnungen angeschaut und sonstige Finanztransaktionen. Also alles das, was das Finanzamt heute auch schon darf. Dann wird genau berechnet, wie hoch der ökologische Fußabdruck aufgrund des Konsums, der Investitionen usw. ist und war. Für Aktionäre, die bei Blackrock sind, wird es nach heutigem Stand immer noch sehr sehr kritisch!

              www.sueddeutsche.d...f-kritik-1.5172295

      • @Felix Meran:

        Na ja, Frau Haase möchte aber "jeden Menschen" bei allem observieren um dessen ökologischen Fußabdruck zu ermitteln. Das hat ne völlig andere Qualität als die feuchten Träume von Steuerbeamten.

        Die feuchten Träume der RAF-Steuerbeamten ließen sich übrigens auch in 5 statt 50 Jahren verwirklichen mit einer vergrößerten Steuerarmeefraktion (SAF)

        • @Rudolf Fissner:

          Stimmt, eine SAF wäre mal was!

  • Am Ende des Tages gilt: Denken (Jella Haase) ist immer auch Glückssache, das kann auch schon mal schiefgehen. Nichtdenken (Ulf Poschardt) hingegen geht eigentlich immer schief.

  • "Wir können sie nicht zwingen die Wahrheit zu sagen, aber wir können sie dazu bringen immer dreister lügen zu müssen." - Ulrike Meinhof, RAF Terroristin.

    • @Firlefonz:

      "Ohne dass wir das deutsche Volk vom Faschismus freisprechen - denn die Leute haben ja wirklich nicht gewusst, was in den Konzentrationslagern vorging -, können wir es nicht für unseren revolutionären Kampf mobilisieren." Dieses völkische Geschwurbel auch von Ulrike Meinhof, RAF Terroristin

    • @Firlefonz:

      Chapó!



      Den Satz hänge ich mir als gerahmte Stickerei in die Küche. Dann hängt er neben anderen Wahrheiten, wie "Hausarbeit sieht man nur, wenn sie nicht gemacht ist".

    • @Firlefonz:

      "Wir sagen natürlich, die Bullen sind Schweine, wir sagen, der Typ in Uniform ist ein Schwein, das ist kein Mensch, und so haben wir uns mit ihm auseinanderzusetzen. Das heißt wir haben nicht mit ihm zu reden, und es ist falsch, überhaupt mit diesen Leuten zu reden, und natürlich kann geschossen werden." (Ulrike Meinhof) Was halten Sie denn von diesem Zitat?

      • @Running Man:

        Hört doch jeder Soldat bei seiner Grundausbildung. Der "Typ in Uniform" ist dann halt "Der Feind" bzw. "Der Russe".

        • @Khaled Chaabouté:

          Sie haben Recht. Hier kann jede*r einsetzen, was ihm oder ihr beliebt. Ersetzen Sie mal "Bullen" wahlweise durch "Rassisten" oder "Migranten". Schon haben Sie einen Algorithmus der Entmenschlichung, wie geschaffen für einen Bürgerkrieg, z. B. zwischen Linken und Rechten. Der Kern des Problems liegt aus meiner Sicht in dem Teilsatz: "und es ist falsch, überhaupt mit diesen Leuten zu reden".

  • Kapitalismuskritik und RAF haben m.E. nichts gemein. Andreas Baader war entgegen der Einschätzung Sartres nach dem PR-Besuch nicht gänzlich dumm ("con"), sondern mit dem von ihm erfundenen ikonischen Logo genialer Marketingstratege.



    Eher triffts die Bezeichnung "Waffen-SDS" von Horst Mahler. Die RAF, letzter deutscher Kampfverband, der 1976 eine Judenselektion unterstützte. Den von Rainer Schlegelmilch geklauten 911 targa halte ich für überbewertet.

  • Liegt aber irgendwie doch nicht im Trend sich auf der Blutspur der RAF interessant machen zu wollen. Jedenfalls höre ich den Namen Jella Haase heute das erste Mal. Hab FyG auch nicht gesehen.



    Was ist übrigens der Unterschied zwischen dem Turbokapitalismus und dem Kommunismus? Im Turbokapitalismus werden in einem System der organisierten Kriminalität Wenige steinreich und der Rest lebt von dem was übrig bleibt: taz.de/Cum-Ex-Affa...-Hamburg/!5726718/



    Im Kommunismus leben wenige in einem System der politischen Kriminalität in Saus und Braus und der Rest...?...der verhungert... ...www.tagesschau.de/...la-hunger-101.html

    • @Günter:

      Und genau deshalb wird es Zeit für ein Umkehr in's Gegenteil. Es wird niemals eine dauerhaft konstant-stabile Gesellschaft geben. Gerechtigkeit findet nur während des Wechsels zwischen Extremen statt. Und der Kapitalismus hat seinen Zenit überschritten.

      • @LaCucaracha:

        Hätten Sie bloß Ihren ersten und letzten Satz weggelassen....Sie wären ein ein/e Philosop:in geblieben.....habe just gestern gehört, wie's ausgehen kann, wenn man's in's Gegenteil umkehrt, -Der Matrosenaufstand von Kronstadt- lesen und hören Sie hier (lohnt sich wirklich):



        www.deutschlandfun...:article_id=493228

  • Ich denke, daß hier gerade gefährlicher Boden betreten wird.



    "... Die RAF hat Menschen umgebracht, das darf und will ich nicht verharmlosen. Aber den Grundgedanken, die Kapitalismuskritik, den teile ich.“



    Und jetzt sage ich etwas, was z.B. auch ein mir leider nahestehendes Familienmitglied sagt:



    "... Naja, Im Nationlasozialismus war ja nicht alles schlecht. ..." ([...] hier auch noch über des toitschen liebste Erfindung, die Autobahn, redet, sei hier mal verschwiegen.)



    Diese Relativierung gefällt mir weder von rechts noch von links.



    Deswegen bin ich der Meinung, daß Frau Haase und Herr Sternburg wirklich noch ein zweites Mal nachdenken sollten.

    [...] Kommentar bearbeitet. Bitte beachten Sie die Netiquette.

    • @Der lange Hein:

      Ja, mit der Hufeisen-Theorie ist die Welt rund und einfach. Und wer sich nicht in der Nähe der Pole befindet, gehört automatisch zu den Guten. (Ironie aus.)

      • @Christian Lange:

        Das hat jetzt wenig mit der Hufeisentheorie zu tun, man braucht dafür nicht den rechten Rand zu zitieren. Stellen Sie sich stattdessen einen Satz vor wie

        "Ich will die Mafia nicht verharmlosen, aber den Grundgedanken dass Familie wichtig ist, den teile ich"

        Problematisch ist dass unterstellt wird die Kapitalismuskritik sei der Grundgedanke der RAF und weniger die Bereitschaft diese Kritik durch Terrorismus auszudrücken. Das ist mMn eine deutliche Verharmlosung und kritisierenswert.

    • @Der lange Hein:

      Das beste was ich seit langer Zeit in den Kommentaren gelesen habe.



      Das ein Wohlstandspüppchen voll danebengeht ist zu ertragen, wenn ein Redakteur das relativiert wird es bedenklich.

  • Man könnte Frau Haase natürlich auch unterstellen, dass sie bewußt die RAF genannt hat um ihre "antikapitalistische Grundhaltung" zu demonstrieren, weil sie wusste, dass das Schlagzeile macht. (dann wäre BILD nur über das Stöckchen gesprungen)



    Naheliegender wäre es doch gewesen - wie der Auto ja auch selber sagt - wenn sich Frau Haase eben bei Marx oder den vielen anderen Linken Denkern bedient hätte, um die gegenwärtige Wirtschaftsordnung zu kristisieren.



    Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern von der RAF jemals eine ernsthafte kapitalismuskritische These gehört zu haben. Das aren in meiner Erinnerung sinnlose Pamphlete ala ZK-Sitzung die 150ste. Da wesentliche an der RAF und das sahen sie ja wohl selber so, die Tat und nicht das Wort - und da sehe ich nichts aber auch gar nichts ,was mit einer freiheitlichen Utopie zu tun gehabt hätte. (Und bin weißGott kein Pazifist)

    • @mlevi:

      Das Interview in der Zeit kann ich nicht lesen. In einem Bericht des Deutschlandsradios heißt es zur Motivation der RAF-Thematisierung:



      "In ihrer Arbeit beschäftige sich Haase gerade mit der RAF. Von diesem Thema sei sie in dem Gespräch sozusagen zur Kapitalismuskritik rübergesprungen, verteidigt Taşdemir die junge Schauspielerin. „Ich würde sagen, das ist eher so ein marxistischer Grundgedanke, den sie da teilt, und nicht unbedingt der der RAF, dass man Menschen umbringen kann für seine Ziele.“"



      www.deutschlandfun...:article_id=493073



      Vielleicht haben Sie ja noch andere Quellen bzw. Zitate aus der Originalquelle ...

  • Ob das nun beabsichtigt war, oder nicht: Es braucht mehr linke Trolle, die adäquate Gegenstücke zu den vielen rechten Trollen wie Broder oder Milo Yiannopoulos sind. Die wissen, wie man die "Knöpfchen" von Konservativen und Rechten drückt. Insofern: Mehr davon bitte!

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Allein in diesem Winter sind 13 Obdachlose auf Hamburgs Straßen gestorben. Es sind auch Menschen verhungert, weil sie im Hartz-IV-Regime unter die Räder gekommen sind. Aber das sind ja "Peanuts" im Kapitalismus. Seit dem Bau der Festung Europa, dem "antimigrantischen Schutzwall", sind eine hohe fünfstellige oder gar sechsstellige Zahl an Menschen im Mittelmeer und im Atlantik ertrunken oder in der Sahara verdurstet - oder haben sich nach der Abschiebung nach Afghanistan das Leben genommen.



    Aber die RAF, aber die RAF.



    Wenn es nur so einfach wäre. Einfach ein paar Köpfe kürzen und dann ist Zivilisation. Genau das wird schließlich die ganze Zeit von der BILD bis zur taz von Linken verlangt? "Sei doch mal nicht so moralisch."



    Wenn eine Partei die Bereitschaft zum Kriegführen nicht zeigt, wie sie von der "liberalen Mitte der Gesellschaft", von SPD, CDU, CSU, FDP und den Grünen eingefordert wird, wird sie öffentlich niedergemacht und von Koalitionsverhandlungen ausgeschlossen.



    Allerdings sollten Linke sich diese gesellschaftliche Forderung nach Gewaltbereitschaft doch nicht allzu sehr zu Herzen nehmen. Dann ist schließlich das Geschrei groß.

    • @85198 (Profil gelöscht):

      "Aber die RAF, aber die RAF".

      Ja genau die wurde von Frau Haase vorbildhaft erwähnt.

      Die RAF war keine Suppenküche für Obdachlose. Sie hat sich um Obdachlose nie gekümmert. Sie hat gemordet.

      Man muss die Bezugnahme auf die RAF als Linker nicht verteidigen.

    • @85198 (Profil gelöscht):

      Das ist genau der Punkt den viele Menschen scheinbar nicht verstehen. Unsere "Normalität" tötet täglich mehr Menschen als die meisten Terrorakte. Wer diese "Normalität" jedoch verteidigt, sogar positiv darauf bezieht gerät fast nie in Rechtfertigungsdruck. Völlig unerheblich, was mensch von der RAF nun hält, ist das einfach bigot, oft sogar menschenverachtend. Aber eine Person, die die Gewalt der RAF kritisch sieht und sich nur posotiv auf ihre Ideen beruft wird angegriffen. Wieviele hier machen sich die Mühe, wenn sie den Kapitalismus verteidigen zu sagen: Die Gewalt die er produziert lehne ich ab. Kaum jemand. Weil strukturelle Gewalt anscheinend keine ist?

      • @Maxime Musterfrau:

        "Aber eine Person, die die Gewalt der RAF kritisch sieht und sich nur posotiv auf ihre Ideen beruft wird angegriffen."

        Die Taten waren nicht losgelöst von deren Ideen. Und deren Ideen waren und sind nicht kongruent mit den von 99% anderer linken Ideen.

        Man klaubt sich nur die paar Rosinen aus den Ideen der RAF heraus. Das sind aber dann nicht mehr die Ideen der RAF.

      • @Maxime Musterfrau:

        " Die Gewalt die er produziert lehne ich ab. Kaum jemand. Weil strukturelle Gewalt anscheinend keine ist?"



        Sicher. Solchen Standpunkt habe ich auch immer wieder in den TAZ-Kommentarspalten lesen können. Links ist das nicht.

      • @Maxime Musterfrau:

        Liegt wohl eher daran, dass beim (Turbo-)Kapitalismus maßgeblich jemand und zwar eher der großteil unter die Räder kommen muss, damit einige wenige mit Milliarden und Co. um sich werfen können. Eine Entschuldigung würde ich hie rauch nicht mehr erwarten, da sie einfach nur geheuchelt wäre. Allein unser Luxus im "Westen" beruht auf der Ausbeutung anderer Staaten. Da werden lieber Früchte, Gemüse etc. um die ganze Welt gekarrt, Hauptsache die Leute dort bauen nicht für sich selbst an und sind dann noch im besten Fall Kinder (kaum Lohn) oder eben jene die für paar Groschen am Tag unsere Sachen schneidern.

        Die Leute würden im "Westen" wahrscheinlich am Herzkasper sterben, wenn die die Ware so teuer bezahlen müssten, wie sie wert wäre/ist. da brauchen wir die Nutznießer dieser Verhältnisse die dazwischen noch ihren "Anteil" abzwacken, noch nicht mal in die Rechnung reinnehmen.

        Aber schon allein beim Lieferantengesetz sehen wir ja das dies GEWOLLT ist. Die armen Firmen die Kinderarbeit nutzen, sollen deswegen ja nicht gleich schlecht in der Gesellschaft da stehen. Die arme, arme kleine Wirtschaft....

    • @85198 (Profil gelöscht):

      Bin bei Ihnen, bin nur über die Aussparung der LINKEN gestolpert, die sich vermutlich nicht zeitnah von Sarah Wagenknecht trennen wird.

  • oh zum glueck nicht die Royal Air Force, wie ich zuerst dachte.