Impfpflicht gegen Masern: Zwang zur Vernunft
Ab März 2020 wird die Masernimpfung für Kita, Schule und Tagespflege verpflichtend. Gut so! Anders geht's ja offenbar nicht.
T heodor-Storm-Grundschule in Bad Segeberg: geschlossen. Oskar-Schindler-Gesamtschule in Hildesheim: geschlossen. Grundschule Suthwiesenstraße in Hannover: geschlossen. Waldorfschule Rieselfeld: geschlossen. Und zwar nicht, wie man hätte vermuten können, wegen fehlender Lehrkräfte oder maroder Gebäude, sondern wegen: Masern.
Die Liste an Schulen, die die gefährliche Fiebererkrankung dieses Jahr vorübergehend lahmgelegt hat, ließe sich mühelos fortführen. Allein deshalb, weil die hoch ansteckenden Masern – Überraschung! – sofort auch an Schulen in der Nachbarschaft auftraten. Ein Virus spielt Domino, und ein Teil der Bevölkerung sträubt sich gegen eine Impfpflicht. Und das, obwohl sich europaweit im vergangenen Jahr so viele Menschen an Masern angesteckt haben wie seit zehn Jahren nicht mehr.
Gut, dass Gesundheitsminister Jens Spahn sich nicht hat beirren lassen und uneinsichtige Bürger:innen zur Vernunft zwingt. Zwar bekommt auch künftig niemand gegen seinen Willen (oder den der Eltern) eine Spritze in den Arm, wie die Gegner:innen des nun beschlossenen Gesetzes fälschlicherweise behaupten.
Ab März 2020 gilt aber: Wer gegenüber der Schule, Kita oder der Tagespflege keine Masernimpfung vorzeigen kann, muss mit einem saftigen Bußgeld von bis zu 2.500 Euro rechnen. Konsequenterweise gilt das dann auch für alle Erwachsenen, die dort arbeiten. Und Kitas dürfen Kinder zum Schutz aller künftig auch abweisen, was viele Einrichtungen auch heute schon aus gutem Grund so handhaben.
Einziger Schutz vor dem Virus
Denn bevor die Masern bei einem Kind ausbrechen, kann es in der Regel noch fünf Tage lang seine Kindergarten- oder Schulfreund:innen anstecken. Wer die Gesundheit seiner und anderer Kinder so fahrlässig gefährdet, kann sich nicht – wie auch die AfD in der bisherigen Debatte – auf die eigene Freiheit berufen.
Die endet dort, wo die körperliche Unversehrtheit der Mitmenschen beginnt. Auch, wenn Impfgegner:innen nun schäumen: Die Impfung ist der einzige Schutz vor einem im schlimmsten Fall tödlichen Virus. Gut, dass sie nun für alle Pflicht ist.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Ärzteschaft in Deutschland
Die Götter in Weiß und ihre Lobby
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Der alte neue Präsident der USA
Trump, der Drachentöter