Glosse Madonna beim ESC in Tel Aviv: Schleicht euch, ihr Hater!
Und seid mal besser ein bisschen demütig. Denn Madonna tut, wonach Madonna der Sinn steht, statt sich mit euch Wichten zu befassen.
![Madonna zu Gast im Finale des ESC in Tel Aviv Madonna zu Gast im Finale des ESC in Tel Aviv](https://taz.de/picture/3451766/14/Madonna_reuters_20052019.jpeg)
L iebe Madonna-Kritiker, wenn ihr meint, durch euer selbstgewisses Bashing der Sängerin und ihres ESC-Auftritts am zurückliegenden Wochenende eure eigene traurige Geworfenheit in dieses eine Leben aufrüschen zu können, seid ihr schief gewickelt.
Mag sein, dass Frau Ciccone – oder MADAM X, wie sie aktuell heißt –, mag sein, dass die Lady bei ihrem Liveauftritt in Tel Aviv nicht jeden Ton getroffen hat. Und mag auch sein, dass sie nicht wie ein Chorus Girl elastisch die Showtreppe runtergesteppt ist. Aber wisst ihr was? Schleicht euch! Und nehmt euer neoliberal zugerichtetes Kunstverständnis am besten gleich mit.
Auch nicht mehr ganz taufrische Männer wie ihr aus dem miesepetrigen Schlagerland Deutschland mandeln sich auf, um über Madonna zu urteilen? Nicht euer Ernst. Macht euch einfach bewusst, dass ihr ohne jede Bedeutung im Kosmos der Lady seid. Dass ihr das auch bleiben werdet. Und dass euer untauglicher Versuch, auf diese Weise selbst ein My von ihrem Glanz zu erhaschen, fehlschlagen muss.
Denn Madonna tut, wonach Madonna der Sinn steht. Und sicher nicht, was Geschmacksblockwarte meinen fordern zu dürfen. Trifft die Töne nicht? Das ist das Kunstverständnis lahmer Spießer, die gern angesichts abstrakter Malerei jene müde Sentenz absondern, das könne ihr Kind/ihr Hund/ihre Schwiegermutter mindestens genauso gut.
Feminismus und Spiritualität modernisiert
Madonna, das ist Grandezza und ein derart pralles Leben, welches in euer ödes Dasein mehr als drölfzigtausendmal reinpassen könnte. Wenn Madonna das wollte. Will sie aber nicht. Statt sich mit euch Wichten zu befassen, verändert sie die Welt. Sie hat Feminismus und Spiritualität modernisiert, hat geliebt, wen sie wollte, und die Geschlechtergrenzen im Vorbeigehen geschrottet. Sie hat Elternschaft global definiert und war styletechnisch stets ganz vorn dran.
Darüber denkt ihr bitte mal nach, wenn ihr euer „noch gutes“ Baumwoll-T-Shirt aus dem Kleiderschrank nehmt und euch fragt, warum das so oll müffelt. Und dann geht ihr euch schämen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!