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Fridays for Future SommerkongressAlle müssen streiken

Die meisten Leute verstehen nun, dass der Planet brennt. Jetzt müssen alle handeln. FFF plant einen Generalstreik, die Politik stellt sich noch quer.

Im Moment scheint die Vernunft bei der Jugend zu liegen. Und die blickt skeptisch in die Zukunft Foto: dpa

Dortmund taz | Fridays for Future – FFF. Sommerkongress. Etwa 1.400 Menschen sind aus über 200 Orten zu der mehrtägigen Veranstaltung in Dortmund angereist; die Hälfte minderjäh­rig. Über 200 Veranstaltungen mit Gewerkschaftler*innen, Wis­sen­schaft­ler*innen, Akti­vis­t*innen, Klimaschutz-Lobby­ist*in­nen, Prominenten stehen auf dem Programm. Die Stimmung ist angespannt. Denn anders als viele, die den Klimawandel wie ein Phänomen from outer space betrachten, lesen die vorwiegend jungen Menschen die Berichte des Weltklimarats. Die verheißen nichts Gutes. Manchmal indes sind die Jugendlichen auch einfach nur jung und albern herum.

Am 14. Dezember 2018 fand in Deutschland der erste koordinierte Schulstreik von Fridays for Future statt. Nun wollen die Aktivist*innen Ideen entwickeln, wie es nach den Ferien weitergehen könnte. Wie sich der Druck verstärken ließe. „Fridays for Future wollte ursprünglich vor allem stören“, sagt eine Schülerin aus dem Publikum. „Im Moment habe ich das Gefühl, dass uns alle ziemlich gut finden und wir nicht mehr so doll stören.“

Anne Klein-Hitpaß vom Thinktank Agora Verkehrswende, die an der Schnittstelle zwischen Politik und Wissenschaft arbeitet, ist da optimistischer. Die jungen Leute hätten gar keine Ahnung, wie sehr sie störten. Fridays for Future sei es zu verdanken, dass sich das ganze Land in Sachen Klimawandel nun positionieren müsse.

Positionieren indes reicht nicht. Schließlich steht auf den Schildern von FFF nicht: „Wir streiken, bis ihr euch positioniert.“ Auf den Schildern steht: „Wir streiken, bis ihr handelt.“ Auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse fordert Fridays for Future den Kohleausstieg bis 2030 – die Regierung plant ihn für 2038. Fridays for Future fordert ein Nettonull der Emis­sionen durch Ausgleiche bis 2035 – der Regierung ist 2050 zu früh. Fridays for Future fordert eine sozialverträgliche Kohlenstoffdioxidabgabe bis Ende 2019 – die Regierung ist sich uneins. Und nun? „Warum legt man nicht mal das Land lahm an einem Freitag?“, fragt der Moderator Joko Winterscheidt auf einer Bühne im Revierpark.

Auf den Schildern von Fridays for Future steht: Wir streiken, bis ihr handelt

Diese Idee ist auch Fridays for Future schon gekommen: Während des Kongresses läuft die Mobilisierung für einen Generalstreik am 20. September bereits auf Hochtouren. Nicht ohne Grund sind Gewerkschaften eingeladen. „Unsere Hoffnung ist, dass aus der Jugend- eine gesamtgesellschaftliche Bewegung wird“, sagt der 19-jährige Klimaaktivist Jakob Blasel aus Kiel.

Viel Zeit bleibt nicht. Was die Verhinderung des Klimawandels betrifft, ist Fridays for Future mindestens zehn Jahre zu spät dran. Da waren viele von FFF noch Kinder. Nun wachsen sie auf einer Erde auf, deren Erhitzung sich wahrscheinlich auf etwa 3,2 Grad begrenzen ließe – wenn sofort alle Vereinbarungen des Pariser Abkommens umgesetzt würden. Und das, wo eine Erhitzung um 2 Grad als Grenze zur Katastrophe gilt, die Millionen Menschenleben fordern und mehr als die Hälfte der Erde unbewohnbar machen könnte. „Völkermord“ nannte der Außenminister der Marshallinseln die industrielle Erhitzung des Planeten.

„Meine Generation hat echt verkackt“, ruft Eckart von Hirschhausen von einer der Bühnen herunter. Was die Fridays-for Future-Bewegung von der Regierung fordert: den Klimawandel als Notfall und oberste Priorität zu behandeln. Was Fridays for Future von der Regierung hört: dass politisches Engagement lobenswert sei, man aber auch die Wirtschaft im Blick haben müsse.

Nun also statt Schulstreik Generalstreik. Aber politischer Streik: ist der in Deutschland nicht verboten? Man könnte sagen: Ein bisschen. Irgendwie nicht. Es ist kompliziert.

Das Grundgesetz schränkt das Streikrecht nicht ein. Auch mit dem Völker- und Europarecht stünde ein Verbot nicht in Einklang. Das juristisch umstrittene Verbot von Generalstreiks basiert auf einem Gutachten von 1955. Dort steht, Streiks seien nur im Rahmen von Tarifforderungen zulässig. Verfasst hat es der damalige Präsident des Bundesarbeitsgerichts, Hans Carl Nipperdey – ein Karrierist im Dritten Reich. Bis heute wird sein Gutachten als generelles Verbot politischer Streiks in Deutschland interpretiert.

taz am wochenende

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„Klimaschutz, da darf uns der Mund nicht verboten werden“, sagt Luca Samlidis von Fridays for Future. „Da geht es um die Zukunft unser aller und derjenigen, die nach uns auf diesem Planeten leben wollen.“ Zuletzt fand 1948 ein Generalstreik statt. Geht es nach Fridays for Future, wird sich das am 20. September 2019 ändern.

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77 Kommentare

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  • In Schweden lehnen es die Gewerkschaften ab zu einem Generalstreik aufzurufen. Da heißt es zu "allgemein politischen Themen" ruft man nicht zum Gerneralstreik auf. In Deutschland darf natürlich jeder so oft und lange streiken wie er möchte, nur muß er mit Konsequenzen seines Arbeitgebers rechnen. Und selbst wenn die Gewerkschaftenzu einem Generalstreik hier aufrufen dürfen, werden sie das beim Thema Klima nicht machen, die müssten ihren Mitgliedern nämlich Streikgeld zahlen.

    Ausserdem planen Greta Thunberg und Luisa Neubauer, einen globalen Generalstreik. Wie abgehoben sind. Es wird weder in Deutschland, noch in Schweden und schon gar kein Generalstreik geben.

    Was wurde erreicht. lLut RBB sind noch nie so viele Menschen wie in diesem Jahr in den Sommerferien von Berlin aus geflogen. Es ist und wird vorerst kein einziges Kohlekraftwerk abgeschaltet, die Neuzulassungen von KfZ steigen Die Städte wehren sich gegen Dieselfahrverbote. Und wenn eine CO2 Steuer eingeführt wird werden keine Windräder oder solaranlagen gebaut, sondern das ist nur eine neue Einnahmequelle. Genauso wie die "Reform" der Grundsteuer.

  • Tolle Idee!

    Wer kann sollte mitmachen. Es wird viele Firmen geben die gegen eine Freistellung nicht einzuwenden haben.

    Die Diskussion zur Zulässigkeit eines Generalstreiks mutet angesichts der zu bewältigenden Aufgabe, maßnahmen gegen den Klimawandel einzuleiten, in etwa so stupide wie die zur Zurlässigkeit des Schule Schwänzens am Freitag an.

    Hat aber auch ihr Gutes: Die Menschen wachen auf. Diskutieren. Und es ist eine Möglichkeit gemeinsam ein zeichen zu setzen.

  • de.wikipedia.org/wiki/Wiki



    Mit Angestellten ok.



    Generalstreik



    Ein Generalstreik ist eine Streikaktion der gesamten Arbeiterschaft eines Landes oder einer Region. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts favorisierte die anwachsende internationale Arbeiterbewegung den Generalstreik für die Durchsetzung ökonomischer oder politischer Ziele. Anfang 1886 rief die nordamerikanische Arbeiterbewegung zur Durchsetzung des Achtstundentags zum Generalstreik am 1. Mai auf. Der Streik wurde blutig niedergeschlagen. Die 1889 in Paris gegründete Zweite Internationale rief zum Gedenken an die damaligen Opfer des Haymarket Riot den 1. Mai zum „Kampftag der Arbeiterbewegung“ aus. Am 1. Mai 1890 wurde zum ersten Mal dieser „Protest- und Gedenktag“ mit Massenstreiks und Massendemonstrationen in der ganzen Welt begangen.



    Extra-Ausgabe des „Vorwärts“ vom 9. November 1918



    Inhaltsverzeichnis







    Näheres



    Generalstreiks sind wegen ihrer umfassenden Unterbrechung des Alltags überaus wirksam. Unterschiedliche Bereiche des öffentlichen Lebens (Verkehr, Post, Ver- und Entsorgung) kommen zum Erliegen. Meist können Arbeitswillige aufgrund einer gewerkschaftlichen Organisation am Streikbruch gehindert werden. Wenn der Generalstreik von den Gewerkschaften organisiert wird, setzt er ein hohes organisatorisches Niveau der Gewerkschaften voraus.



    Häufig bilden schwerwiegende ökonomische Ungerechtigkeiten oder soziale Unruhen die auslösenden Motive für einen Generalstreik.



    Neben ökonomischen Ursachen kann ein Generalstreik auch politische Ursachen haben, wie zum Beispiel beim Kapp-Putsch in der Weimarer Republik, wo der Generalstreik schließlich mit zur Niederschlagung des Putsches führte.



    Ziel zahlreicher sozialdemokratischer, sozialistischer und anderer linker Bewegungen war es, durch eine organisierte Lähmung die „sanfte Revolution“ des Landes durchzuführen. Wenn Staat und Verwaltung infolgedessen ausgeschaltet sind, wären die Arbeiter in der Lage, die Gesellschaft neuen Linien gemäß zu reorganisieren. …

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Ich erfreue mich an DIESEN jungen Leuten. Immer und immer wieder.

    Doch bereits heute Abend dürfte sich manches in Dortmund relativieren, wenn die Anzahl der dortigen Fussballfans die der gestrigen Aktivisten in den Schatten stellt.

    Wenn ich hier Hinweise aus dem GG lese, ist eigentlich alles gesagt. Was stand eigentlich bei der Machtergreifung von Hitler & Friends in den Gesetzbüchern? Die Würde des Menschen ist antastbar?

    Für manche gilt offenbar das Motto: Viel erlebt - und nichts begriffen.

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Ich bin heute Abend auch in Dortmund (wie fast bei jedem Heimspiel des BVB). Den Zusammenhang zwischen der Anzahl an Fußballfans und Anzahl politischer Aktivisten müssen Sie mir bei Gelegenheit mal erklären.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Lockenkopf:

        Frau Kirschgrün ist Ihnen auf den Leim gegangen - ich tue es nicht.

        Sie werden gerade Ihren Spass im Stadion haben oder - falls Bayern den Spielverderber gibt - eher nicht.

        'Müssen' ist übrigens ein Verb, junger Freund, das Sie sich abschminken können. 'Dürfen' wäre hier angemessener.

        Ehre, wem Ehre gebührt.

      • @Lockenkopf:

        Echt, das muss Ihnen erklärt werden?



        Versuchen Sie mal scharf und ganz konzentriert nachzudenken … also morgen, wenn die Grunderholung einigermaßen abgeschlossen ist…



        Sonst gehen Sie doch auch wie auf Bestellung in die Luft… 😜 .

  • Ich bin immer wieder baff über die Formulierung 'die Jugend'. Da wo ich lebe gibt es eine ganz andere Jugend, die mir vor allem durch ihre hochgetunten Karren und ihre Konsumfreudigkeit auffallen. Vielleicht sollte man mal den künstlich herbeigeschriebenen Generationenkonflikt in Frage stellen.

    • @resto:

      Ich staune da auch immer drüber.

      Offenbar lebe ich in einer anderen Blase.

  • GG Artikel 20 Absatz 4 erlaubt einen Generalstreik, wenn "... andere Abhilfe nicht möglich ist.'

    • @Reinhard Muth:

      Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland

      Art 20

      (1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.

      (2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.

      (3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.

      (4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.

    • @Reinhard Muth:

      Im Mai 2019 wollten Aktivisten den fehlenden Artikel 20 GG neben die Artikel 1 - 19 GG am Reichstagsufer (direkt hinter dem Bundestag) stellen. Was dann geschah, kann man auf folgenden Link sehen.



      deine-verfassung.de/index.htm

      • @Ricky-13:

        Superlink! Danke.



        Darüber habe ich mich an anderer Stelle auch schon mokiert, dass ausgerechnet in Berlin am Bundestag, der wichtigste Grundgesetz-Artikel fehlt.



        Wir lassen uns so was von verarschen…

        • @Frau Kirschgrün:

          Am besten fand ich den Satz der Aktivisten, als sie am nächsten Tag feststellten, dass die Polizei die Stele mit Art. 20 GG abgeräumt hat: "Heimlich, sozusagen über Nacht und Nebel, hat der Staat den Artikel 20, die Stele mit den Staatsstrukturprinzipien, entsorgt!"

          Mehr ist zu diesem Staat eigentlich nicht mehr zu sagen. Mal schauen, wann der Staat die Artikel 1 - 19 GG am Reichstagsufer auch noch wegräumt.

          • @Ricky-13:

            Mir bleibt da nur die Frage "Worauf warten wir?"

    • @Reinhard Muth:

      Da bin ich ganz Ihrer Meinung



      "… die verfassungsmäßige Ordnung unseres Landes…"



      ist m. E. aus verschiedenen Gründen bedroht:



      - Art. 2



      (1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit 🔴 – ist armen Menschen nicht möglich, ist Menschen mit nachhaltigem Leben kaum möglich



      - Art. 3



      (1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. 🔴 – Ist bei Industriebossen noch selten angewendet worden, die, die das Klima am meisten schädigen werden für ihre Verbrechen an den Menschen und der Natur nicht einmal angeklagt.



      🔴 – kann jede|r selbst vollständig auflisten …



      Ich steh' auf Generalstreik, selbst wenn ich als Arme denn untergehe und verrecken muss.



      Das wäre eine "Erneuerung" die dringend anstünde.



      Anders kapieren es die Herrschenden 🦍 nicht. Hatten mindestens 40 Jahre Zeit. Sind aber außer macht- und geldgeil nichts sonst. Und das ist bereits auch seit 40 Jahren viel zu wenig. 🥊 🥊 .

    • @Reinhard Muth:

      In diesem Zusammenhang Art. 20 Abs. 4 GG zu bemühen, ist, sagen wir mal, äußerst kreativ. In Art. 20 Abs. 4 GG geht es um Widerstand gegen diejenigen, die die verfassungsmäßige Ordnung unseres Landes beseitigen wollen. Das drängt sich hier nicht gerade auf...

      • @Lockenkopf:

        Mein erster Gedanke war: Mit Kanonen auf Spatzen schießen.

  • In Deutschland liebt man seine Mythen und Legenden: Rübezahl und Rotkäppchen, das Nibelungenlied und die Fußballweltmeisterschaft '54, Winnetou und: Das Verbot des politischen Streiks.



    Nur: In welchem Gesetz steht eigentlich dass politische Streiks in Deutschland verboten sind? - Nix! - Niente! - gibts gar nicht!



    Es erscheint mir schon sehr seltsam, dass hier die taz wenig Aufklärungsarbeit leistet. Scheinbar ist da die Bundeszentale für politische Bildung doch die bessere Adresse:



    www.bpb.de/dialog/...politischer-streik



    Außerdem: Wenn es verboten wäre für seine Lebensgrundlagen und die seiner Kinder zu streiken (was nicht der Fall ist!), dann wäre auch das scheißegal, weil es dann das Verbot eines verfassungsrechtlich illegitimen Unrechtsregimes wäre.



    "Das Recht auf Leben ist unantastbar!" (Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland)

    • @LittleRedRooster:

      Gemeinhin wird das Verbot politischer Streiks aus Art. 9 Abs. 3 GG entnommen. Im Übrigen zeigt der Vergleich zu Frankreich, wie froh wir sein können, dass bei uns keine politischen Streiks möglich sind. Ich habe auch noch nie verstanden, wie man politische Streiks rechtfertigen will: Die aktuelle Regierung ist demokratisch legitimiert. Man kann sich über deren Politik ärgern und dagegen demonstrieren, hat aber kein wie auch immer geartetes Widerstandsrecht. Man hat es in einer Demokratie letztlich hinzunehmen, wenn die Mehrheit Parteien gewählt hat, die eine andere Politik machen als die, die man sich wünscht.

      • @Lockenkopf:

        "Man hat es in einer Demokratie letztlich hinzunehmen, wenn die Mehrheit Parteien gewählt hat, die eine andere Politik machen als die, die man sich wünscht."



        Ich hoffe, Sie sehen das nicht absolut - mit Blick auf die deutsche Geschichte, genauer: 1932!



        Dann als zweites - wenn ích mal im staatlichen/Rechts-Rahmen bleibe - denken Sie an den Art. 20 Abs. 4 GG?

      • @Lockenkopf:

        Es reicht m. E. nicht aus, die Regierung als demokratisch gewählt zu legitimieren.



        Wie kommen diese Mehrheiten zustande?



        Wer hat die "Informationsmacht"?



        Wer und wie desinformiert – und informiert auf die Machtverhältnisse zementierende und gewünschte Weise – auch indem den Herrschenden Unbequemes weggelassen wird (wie Art. 20!)?



        Wer genau sind die Herrschenden?



        Sind es die Gewählten oder sind es die, die megaviel Geld und eigentlich die Macht inne haben?



        Demokratie geht m. E. anders und muss in die richtigen Gesetze und Kontrollen eingebettet sein.



        Unsere "Demokratie" ist m. E. längst zur Oligarchie verkommen… zugegebenermaßen recht gut getarnt

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @Frau Kirschgrün:

          Den Begriff Oligarchie würde ich nicht wählen, der klingt so nach russischen Ölmilliardären.

          Aber wir leben zweifellos in einer Klassengesellschaft, in der die Besitzer von Kapital ganz andere Möglichkeiten der Einflussnahme haben als Hans und Franz oder Sie und ich.

          Dennoch sollten wir jeden Tag dankbar sein für die Freiheiten, die uns die liberale Demokratie gewährt.

          Schließlich werden die, denkt man etwa an Polizeigesetze, eher weniger als mehr.

          Und solange die Widerständigen nicht in der Lage sind mehr als ein paar Streiks im Jahr auf die Beine zu stellen und Lichtjahre von einem Generalstreik entfernt sind, dann sind die Vorstellungen von radikalen Veränderungen schöne und harmlose Träume.

        • @Frau Kirschgrün:

          Das sind wichtige Fragen! Ähnliche hätte ich auch gestellt. :)

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Lockenkopf:

        So gerne ich mit Ihnen streite, so bleibt mir hier im Kern nur die Zustimmung.

        Mit einem kleinen, aber wänzigen Aber. Wenn Sie sich die Geschichte des globalen Versagens in Sachen Klimaerwärmung anschauen (ich nehme den Bericht des Club of Rome mal ganz kühn als 'Stunde Null'), so stellt sich für mich die Frage nach einem übergeordneten Notstand.

        Es sei denn, Sie möchten lieber so lange warten, bis die Alten und Kranken wie die Fliegen sterben.

        Ich setze mal voraus, das wollen Sie nicht wirklich?

        • @76530 (Profil gelöscht):

          Das Problem mit dem übergeordneten (oder übergesetzlichen) Notstand im politischen Bereich ist, dass diejenigen, die sich über die aktuelle Politik besonders empören, immer glauben, sich auf ihn berufen zu können. Was glauben Sie, in welchem Notstand sich die Rechten im Jahre 2015 wähnten? Die glaubten (und glauben heute noch) wirklich an den Untergang Deutschlands infolge der vermeintlichen Masseneinwanderung. Hinzu kommt, dass die deutsche Politik den Klimawandel tatsächlich weder aufhalten noch einschränken kann. Sämtliche nationalen Maßnahmen sind letztlich symbolischer Natur. Man kann diese gleichwohl (m.E. mit guten Gründen) für notwendig erachten. Im Hinblick auf diese nationalen Maßnahmen (die durch einen Streik ja erzwungen werden sollen) aber von einem"übergeordneten Notstand" zu sprechen, fällt mir sehr schwer.

          • 7G
            76530 (Profil gelöscht)
            @Lockenkopf:

            Der erwartbare Reflex.

            Es verlangt ja hier keiner von Ihnen, das auch so zu sehen. In einem persönlichen Gespräch über Fragen eines Notstandes würde ich Sie solange verbal festnageln, bis Ihnen nur noch der geordnete Rückzug oder die Kapitulation bliebe.

            Apropos Notstand: meine erste Demo mit zarten 16 Lenzen ging gegen die Notstandsgesetze. In einem lauschigen Moselstädtchen. Eine sehr bewegende Erfahrung.

            Dass ich Ihnen etwas Vergleichbares NICHT zutraue, verschweige ich jetzt mal generös ...

    • @LittleRedRooster:

      Der Deutsche war schon immer ein Duckmäuser. Dem Deutschen ist seit frühester Jugend eingebläut worden, dass man sich gegen vermeintlich höhergestellte Personen oder Institutionen nicht zur Wehr zu setzen hat. Der preußische Innen- und Staatsminister Gustav von Rochow (1792 - 1847) formulierte es einmal so: "Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen!". Daran hält sich der Deutsche leider auch noch heutzutage. Dazu passt auch gut der Ausspruch von Lenin: "Wenn deutsche Revolutionäre einen Bahnhof stürmen, dann lösen sie vorher eine Bahnsteigkarte". Ich bin sicherlich kein Freund von diesem Mann, der auch nur Leid über das russische Volk gebracht hat, aber er hat die Deutschen und auch ihr devotes Verhalten vor der Obrigkeit richtig erkannt. Man stelle sich auch mal einen Franzosen vor, der erst seine Regierung fragt, ob er streiken oder demonstrieren darf - 'Undenkbar'.

      Die 'FridaysForFuture'-Bewegung (FFF) streikt gegen Treibhausgas-Emissionen, gegen den Abbau von Kohle, Öl und Gas etc.pp. und dafür sollte man den jungen Menschen dankbar sein. Ich hoffe, dass noch mehr Schüler weltweit demonstrieren, damit die Politiker endlich begreifen, dass man mit dem Klima kein "Monopolyspiel" veranstalten darf.

    • @LittleRedRooster:

      Ich stimme Ihnen zu. Allerdings sollte nicht unerwähnt bleiben, dass der DGB selbst stets dazu beigetragen hat, politische Streiks zu unterbunden.



      Auch meine DGB-Gewerkschaft hat einmal einen Streik, an dem ich auch teilnahm, für illegal erklärt.

      Dass in Deutschland nur ansatzweise zum Thema Klimaschutz gestreikt wird, halte ich angesichts des allgemeinen politischen Rechtsrucks derzeit für ausgeschlossen.

      • 7G
        76530 (Profil gelöscht)
        @Rolf B.:

        Wenn ich mir die Politik des DGB in Sachen Arbeitslose seit etwa 1979 anschaue, so bleibt mir als Fazit nur: "DGB - geschenkt ... zu teuer." (Mit ganz speziellen Grüßen an den DGB-Vorsitzenden meiner langjährigen Heimatstadt ...)

        Btw: Die hiesigen Kassandra-Rufe halte ich für entbehrlich. Schön, Ihr Jungen, dass Ihr - im Gegensatz zu den meisten Schlaffis unserer Generation - den Arsch wenigstens hochbekommt. (Mann darf dies durchaus anders sehen - und dabei gepflegt schweigen. 'Glückauf' dabei.)

      • @Rolf B.:

        "(...) sollte nicht unerwähnt bleiben, dass der DGB selbst stets dazu beigetragen hat, politische Streiks zu unterbinden." (Rolf B.)



        Das ist nicht völlig falsch - aber auch nicht wirklich richtig:



        "1968 streikten viele Betriebe gegen die Notstandsgesetze, obwohl die Führung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) dies unterbinden wollte. Gegen das Misstrauensvotum gegen Willy Brandt streikten 1972 etwa 100.000 Beamte, Angestellte und Arbeiter/-innen. Auch gegen den 1996 von der Regierung Kohl verfolgten Plan, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall zu kürzen, gab es zahlreiche Streikaktionen, die schließlich das Gesetz zu Fall brachten. So besetzten unter anderem 7000 Bauarbeiter die Baustelle am Potsdamer Platz. Die IG Metall rief im Jahr 2007 wiederum zu ,Protesten während der Arbeitszeit’ gegen die Rente mit 67 auf, daran beteiligten sich 300.000 Beschäftigte." (Quelle: Bundeszentale für politische Bildung - siehe der Link oben.)



        Es ist halt so, dass Gewerkschaften sich in Deutschland oft recht schwer tun sich von der Sozialdemokratie und der "verordneten" Sozialpartnerschaft zu emanzipieren. Sie hatten immer Angst dass ihnen breite Massenprotestbewegungen das Heft aus der Hand nehmen - und dass sie von bestreikten Unternehmen via Schadensersatzklagen kaputt geklagt werden würden. Deswegen beschränkten sie sich zu oft auf die ihnen zuerkannte Rolle als "Lohnmaschinen" im Rahmen des Tarifrechts. Der Verzicht auf einen Generalstreik bei der De-formierung des Rentenbezugsalters war in meinen Augen ein Skandal.



        Bei nem Klimastreik haben die Gewerkschaften wohl auch kein offiziell zugestandenes Mandat. Aber das kann doch Jedem Schnurz sein. Zur Not kann man sich auch einen Tag Urlaub einplanen oder wegen Bauchweh zum Arzt pilgern - wenn man schon Angst vor einer Kündigung hat. Was solls !?



        Ob aber die Leute selbst das Thema für so wichtig erachten... das wird sich zeigen. Ich bin da auch ein wenig skeptisch... Aber vielleicht geschehen ja noch Zeichen und Wunder.

    • @LittleRedRooster:

      Sehe ich sehr ähnlich.

  • Generalstreik finde ich super.

    Die Selbstständigen haben endlich Platz auf der Straße.

    Keine nervige, hastig zusammengeschusterte (Online-) Berichterstattung, v.a. nicht übers Streikrecht.

    Arbeitgeber können endlich ihre schwarze Liste abarbeiten (für meine Kündigung brauche ich keine Infrastruktur, der Arbeitnehmer für seine Kündigungsschutzklage schon)

  • "VW-Betriebsrat: Klimapolitik gefährdet Industriestandort"

    ....

    Ich bezweifle, dass sowas wie ein Generalstreik in Deutschland funktionieren wird. So streikfreudig sind wir hier nicht. Und zu viele Menschen machen sie eher Gedanken um ihren Job und ob er zukünftig noch existiert. Außerdem sind die FFF-Forderungen den meisten Leuten sowieso viel zu extrem. Laut Umfragen lehnt eine große Mehrheit Verbote aus Umweltschutzgründen ab.

    • @gyakusou:

      Ja, natürlich. Glaube nur der Statistik, die Du vorher gefälscht hast. Fragt man die Leute: Wollt ihr Verbote für das Klima? Dann sagen alle natürlich Nein. Fragt man Sie: Findet ihr es wichtig, effektiv die Klimakrise zu bekämpfen, dann sagen alle Ja. Mit dieser Rhetorik von "Verboten" wird schon jetzt massiv Stimmung gegen die notwendigen Reformen betrieben. De facto ist die CO2- Bepreisung kein Verbot sondern eine Umverteilung, die diejenigen (zu Anfang auch nur sehr mild) belohnt, die wenig CO2-Emissionen verursachen, zu Lasten des Restes. Viele Menschen könnten durch diese angeblichen "Verbote" sogar am Ende mehr haben als vorher. Viel wichtiger als der seite Einstiegspreis pro Tonne CO2 ist aber die Signalwirkung für die Industrie wie auch die Bevölkerung, wenn sie wissen, was sie für die Tonne CO2 in 10 Jahren zahlen müssen. Dann wird es teurer sein und die Investitionen für in 10 Jahren werden jetzt getätigt. Und noch eins: Es geht darum, Stück für Stück das gesellschaftliche Leben von fossilen Brennstoffen zu befreien. Je mehr das gelingt, desto weniger tut selbst eine am Ende höhere Bepreisung weh. Idealerweise wird sich in 15 Jahren niemand über üppige CO2-Preise beschweren, weil kaum jemand es verbrauchen muss. Es wird gute Alternativen geben.

    • @gyakusou:

      M.E. weil diese Leute noch immer flächendeckend belogen werden und sie wissen, dass es keinen Transformationsplan von der einen in eine andere Gesellschaft, außer Gewalt mit Millionen Toten, gibt.

  • die idee mit dem generalstreik find ich gut. dann wird deutlicher wer teil des problems und wer teil der lösung ist. kann natürlich recht ernüchternd werden.

  • Ob es eine gute Idee ist, sich mit Leuten aus der Unterhaltungsindustrie (Hirschhausen) zu verbrüdern? Ich sage nein. Dient diese doch heutzutage überwiegend nur dazu, Milliarden an Schaumschläger (z.B. Fußball) umzuverteilen und nebenher noch mit ihrer Werbung den Konsum zu puschen. Das zeugt nicht von Weitsicht bei Fridays for Future.

    • @APO Pluto:

      Stimmt, ein Herr Hirschahisen gehört da wirklich nicht hin.



      Da hab'sch gleich Kopfkino von wegen die paar Medienkonzerne in wenigen Händen, Produktionsfirmen und Bettelsmänner, und Springers und Bambi …



      Kurz: Erfolg hat im deutschen TV, der Mensch, der nicht zu sehr aufmuckt und harmlose Unterhaltung macht – selbstredend OHNE politische Botschaft.… da schwingt dann immer die Möglichkeit einer "tödlichen Umarmung" mit. Bami hat Greta nicht "geschafft"!

  • Guten Morgen Anett Selle,



    danke für Ihren klaren Blick auf die gegenwärtige Situation der Friday for Future Bewegung.

    Ein Blick in die Nachrichten vom 2. August 2019 genügt um festzustellen, dass wir uns in immer mehr Ländern sozial- und klimapolitisch in einer sehr gefährlichen Situation befinden.

    Das die einzigen Verbündeten der Fridays for Future Bewegung, aus den Wissenschaften kommen, jenen die schon seit Jahrzehnten unermüdlich bei den politisch Verantwortlichen vorstellig wurden, ist bezeichnend für unsere europäischen Gesellschaften, die doch vorgeben, alles politisch und Menschen mögliche für die Zukunft ihrer Kinder zu tun.

    Es nutzt wohl wenig zu einem Generalstreik aufzurufen oder zu sagen: "Alle müssen streiken", wenn nicht einmal die eigenen Eltern. die Großeltern, Geschwister, Tanten und Onkel jedes Kindes der Fridays for Future Bewegung bereit sind, die vorhandenen gewaltfreien demokratischen Möglichkeiten auszuschöpfen.

    Im Prinzip gefährdet doch die Politik der Bundesregierung vorsätzlich, das im Artikel 1 garantierte Grundrecht auf die Unantastbarkeit der Würde und das im Artikel 2 des Grundgesetz verankerte Grundrecht auf "Die Freie Entfaltung der Persönlichkeit".

    Somit besteht doch aus meiner Sicht der Dinge, die juristische Möglichkeit in Verbindung mit den Ergebnissen der Fakten Checks der Reportagen und Dokumentationen aus den Mediatheken und Archiven der öffentlich rechtlichen wie der privaten Medien im Gepäck, im Rahmen einer Sammelklage vor das Bundesverfassungsgericht und den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Den Haag zu ziehen um verbindliche humanistische Rechtssicherheit zu erhalten und gewalttätige Machtdemonstrationen der Staatsmacht zu verhindern, die bei einem Generalstreik wohl kaum zu vermeiden und im Jahr 2019 im Zeitalter der Aufklärung durch die Medien völlig unnötig geworden sind.

    In diesem Sinne hoffen wir das Beste und sind auf das Schlimmste gefasst. Mir, Shalom, Frieden, Paix, Peace & Love.

    • @Frank Mögling:

      Ergänzung: GG Artikel 20 Absatz 4 erlaubt einen Generalstreik, wenn "... andere Abhilfe nicht möglich ist."

      • @Reinhard Muth:

        Guten Abend Reinhard Muth, danke für Ihren Hinweis. Wenn Sie gestatten so möchte ich darauf hinweisen, dass wir innerhalb der Europäischen Union 120 Millionen Schüler, Azubis und Studenten haben, davon 12 Millionen in der Bundesrepublik.

        Es ist wohl nach den Erfahrungen in der deutschen Geschichte davon auszugehen, dass der Staat sich weder zwingen, nötigen noch erpressen lässt.

        Die Bundesregierungen der vergangenen 30 Jahre hatten alle nur denkbaren politischen, finanziellen und menschlichen Möglichkeiten sich den zunehmenden Problemen in der Umwelt-, Sozial-, Arbeit-, Kultur- und Bildungspolitik anzunehmen.

      • @Reinhard Muth:

        Wie sagte Joachim Gernhuber: "Man kann sich auch mit abstrusen Mindermeinungen einen Namen machen. Ich rate davon ab."

  • och Ökosteuern sind doch die Lösung. und wir wollen auf nichts verzichten. Das regelt der Markt.



    Was passiert eigentlich bei einem "zwei-Grad-Ziel" klimatisch?

    • @nzuli sana:

      Kippt mittelfristig irreparabel um. Ganz simpel. Oder war das rhetorisch gemeint?

    • @nzuli sana:

      "och Ökosteuern sind doch die Lösung." (Nzuli Sana)



      Na klar, für den Bundesfinanzminster wär das vielleicht die Lösung mancher "Engpäße". Und weil eine Zweckbindung von Steuermitteln gar nicht geht können wir damit ja auch die Ausrüstungsprobleme der Bundeswehr angehen...



      Ansonsten: So ein hübsches Ablassbriefchen übern Sofa macht sich bestimmt gut.



      Schon vergessen, dass es in Deutschland schon sehr lange eine Ökosteuer gibt? Die zahlen Sie mit jedem Liter Sprit den Sie tanken.

  • Okay. Generalstreik. Wenn bei der BVG nix mehr läuft, fahr ich mit dem Fahrrad zur Arbeit. Wenn auf den schmalen Radwegen nix mehr fährt, geh ich zu Fuß. 45 Min. Ich komme hin.

  • Generalstreik, schon putzig. Da demonstrieren 1400 Leute, wen soll das denn beeindrucken? Wenn das nicht in den Medien wäre, bekäme das außerhalb Dortmunds niemand mit...

  • Ein wirtschaftlicher Schaden ist fuer ein System, dass alle Entscheidungen dem wirtschaftlichen Erfolg als oberster Maxime unterordnet, das einzige Druckmittel. Wirklich alles muss damit gerechtfertigt werden, dass es wirtschaftlich nuetzlich ist - sogar der Klimaschutz wird teilweise so gerechtfertigt, dass unsere Wirtschaft schaden naehme, wenn die 'Klimaziele' verfehlt werden. Und seien wir ehrlich, wuerde sich die Klimakatastrophe einzig und allein auf ferne Entwicklungs- und Schwellenlaender auswirken, es wuerde hier noch viel weniger Leute ernsthaft interessieren.

    Selbstverstaendlich (und das haben zumindest hier ja alle verstanden, sogar ich) fuehrt jeder Druck auf das System nur zu Anpassungen, die so eben den Druck nehmen, die Menschen ruhigstellen und die Existenz des Systems sichern. Ich wiederhole, was man hier oft liest (man kann es nicht oft genug wiederholen) - das kapitalistische System fusst auf Mechanismen, die mit begrenzten Ressourcen, Grenzen des Wachstums und einer Ausrichtung an Notwendigkeiten nicht vereinbar ist. Solidaritaet und Mitgefuehl (besonders ueber Kultur-, Staats- und Speziesgrenzen hinaus), wirkliche oekologische Nachhaltigkeit, erwarten keine Belohnung in diesem System und sind daher nicht zu erwarten, solange es besteht.

    Ich behaupte, dass die meisten Demonstranten (deren Wille zur Veraenderung ich natuerlich toll finde) sich nicht bewusst sind, dass, wenn wir alle oder auch nur ein grosser Teil von uns, so lebten, dass wir mit einer Erde auskaemen, das System praktisch am Ende waere. Ausserdem behaupte ich, dass die meisten Menschen angesichts eines wirklich nachhaltigen und materiell bescheidenen Lebens ausserhalb der gewohnten Strukturen doch lieber einfach weitermachen wuerden - komme was dann eben kommen wolle. Derweil werden alle von uns, die tatsaechlich ein nachhaltiges Leben (zu) fuehren (beginnen), als extreme, etwas seltsame Waldschrate angesehen, die das alles ein bisschen zu ernst nehmen.

    • 6G
      61321 (Profil gelöscht)
      @Prpgndhi:

      "Ich behaupte, dass die meisten Demonstranten (deren Wille zur Veraenderung ich natuerlich toll finde) sich nicht bewusst sind, dass, wenn wir alle oder auch nur ein grosser Teil von uns, so lebten, dass wir mit einer Erde auskaemen, das System praktisch am Ende waere. Ausserdem behaupte ich, dass die meisten Menschen angesichts eines wirklich nachhaltigen und materiell bescheidenen Lebens ausserhalb der gewohnten Strukturen doch lieber einfach weitermachen wuerden - komme was dann eben kommen wolle. Derweil werden alle von uns, die tatsaechlich ein nachhaltiges Leben (zu) fuehren (beginnen), als extreme, etwas seltsame Waldschrate angesehen, die das alles ein bisschen zu ernst nehmen."



      Utterly true!

      • @61321 (Profil gelöscht):

        Sehe ich ähnlich. Ich fahre mit dem Fahrrad zur Arbeit, hab mein Auto verkauft und werde deshalb von meinen Kollegen veräppelt. Ob ich zuwenig verdienen würde oder Schulden angehäuft hätte, dass ich es mir nicht mehr leisten könne...

  • Streiken für mehr Steuererhöhungen? Nein danke



    Ich will endlich klare Technologieforderungen und -förderungen, damit es zu Öl und Gas wirklich eine akzeptable Alternative gibt. Zurück in die Steinzeit will niemand, dann lieber 2-3 Grad wärmer.

    • @Kapiert:

      Hallo??? Hier hat es jemand noch nicht begriffen, dass die CO2-Bepreisung so wie das Umweltministerium sie ja vorschlägt eben keine Steuererhöhung ist. Es ist eine Umverteilung, die direkt wieder an die Bürger und Bürgerinnen zurück geht. Diese Umverteilung belohnt sparsamen CO2 Umgang, bestraft (am Anfang nur sehr milde) den Ausstoß von CO2. Gerade durch eine solche Bepreisung und den damit verbundenen Ausblick auf höhere Preise in 10 Jahren werden nachhaltige Energien und Investitionen darin massiv gefördert. Wenn die Unternehmen aber sehen, dass wieder nur geblockt, vertrödelt, hingehalten wird, dann werden sie genau diese Investitionen, die evtl. kurzfristig etwas mehr kosten, langfristig aber CO2 Freiheit bringen, nicht tätigen. Es muss ein klares Signal her. Das ist die sozial gerechte, an die Bevölkerung zurück fließende CO2-Bepreisung, die sehr moderat beginnt. Und 2-3 Grad wärmer kommen sowieso. Die Frage ist eher ob es in den nächsten 200-300 Jahren nicht viel mehr wird (6-8 Grad), wenn wir jetzt einfach weiter machen.

      • @Toco:

        "Hier hat es jemand noch nicht begriffen, dass die CO2-Bepreisung so wie das Umweltministerium sie ja vorschlägt (...)" (Toco)



        ...einer der üblichen üblen Taschenspielertricks ist mit der sich der Bund das Steuersäckel füllt. Eine Mogelpackung zur rechten Zeit, wo doch die Bundeswehr den Arsch nicht mehr hochkriegt.



        Wie kommen Sie nur auf die Idee die Gelder würden tatsächlich für den Schutz des Klimas ausgegeben werden? Wird die Schaumweinsteuer (Sie erinnern sich?) dafür verwendet die Marine zu modernisieren? Wieso kommt in manchen Köpfen nicht an dass es eine Zweckbindung für Steuereinnahmen gar nicht gibt?



        Sorry - Ich finde es absolut super dass sich die Jugend endlich mal wieder politisch engagiert und unterstütze das auch. Aber naive Blauäugigkeit erlaube ich mir auch als solche zu bezeichnen.



        Wie kommen Sie bloß auf die merkwürdige Idee ausgerechnet diese Bundesregierung hätte die Absicht irgendetwas zu ändern? Das machen die seit mehreren Legislaturperioden nicht. Wieso sollte das plötzlich jetzt anders sein? Weil Ihr die so nett und brav darum bittet ??? Verwechselt mal "Mutti" Merkel nicht mit Euren tatsächlichen Müttern.

    • @Kapiert:

      Schade nur, dass Sie wohl mit 2 bis 3 Grad wärmer (nicht der Garten ist gemeint) genau dort landen, in der Steinzeit. Z.B. Teile von Sachsen Anhalt vertrocknen und versanden, Bakterien und Viren finden ihren Weg, und die wirksamen Anabolika, nein, Scherz, Antibiotika gehen zur Neige.

  • Laut Hirschhausen müsse man "aber auch die Wirtschaft im Blick haben"? Genau! An die wird überhaupt NIE gedacht! Unsere Wirtschaft ist genau so wenig menschengemacht wie der Klimawandel. Das CO2 ist das Problem!

    Es bedarf unbedingt massiver Investitionen für eine zusätzliche Antriebsart für PKW, Kaufanreize, Steuererleichterungen, Batteriefabriken, Infrastrukturen zusätzlich... damit die Klimarendite möglichst groß ausfällt! Weil: anders ist unser heutiger CO2 Ausstoß nicht zu steigern!



    Und wehe, es fällt jemandem ein, ein Tempolimit zu fordern! Oder gar gesetzlich festgelegte Obergrenzen für kleinere, leichtere und leistungsschwächere PKW.

    Liebe fff Aktivisten, lasst euch nicht verarschen! Lest Zeitungen, und ihr werdet sehen, was (nicht nur) in Deutschland elementarer ist als eure Zukunft.

  • 9G
    94778 (Profil gelöscht)

    "Klimaschutz, da darf uns der Mund nicht verboten werden“, sagt Luca Samlidis von Fridays for Future.



    So?



    Wirklich?



    Braucht ihr tatsächlich, dass OK unserer Entscheidungs-"Psychopathen"(Karen Duve) in Politik und Wirtschaft?



    Die machen zunächst Köpfchenstreicheln

    Dann werdet ihr werdet psychopathologisiert (GretaThunberg ist ja ein Asperger -Kind!...Da gehts schon los ).

    Dann wird man euch unsaubere Methoden unterstellen...



    Ich seh da schon die Bildschlagzeile vor mir:".Führendes Mitglied von FFF: Verdacht auf sexuellen Missbrauch! " Man muss nur einen Reporter gut für so eine Story bezahlen.

    Sollte das alles nix bringen werdet ihr nach guter alter Art eben kriminalisiert.



    Sollte die Systemfrage ernsthaft, und ich meine ERNSTHAFT gestellt werden, WIRD euch "der Mund verboten" werden....

    Viel Kraft also.

  • Generalstreik ist, wie der Name sagt, ein Generalstreik.

    In D wäre keiner darauf eingerichtet, 1 Mio zu verurteilen oder auch nur zu entlassen (ausser den einen oder anderen unliebsamen MItarbeiter).

    Also, wenn man es macht, dann richtig und gibt es auch keine Bedenken.

    Aber das Anbiedern der Moderatoren ist nur fehl am Platz "Meine Generation hat es verkackt etc" bietet keine Lösung, sondern nur falsche Projektionsfläche.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @fly:

      Und wo genau soll diese eine Million herkommen? Es gibt Streiks, bei denen es um Interessen hinsichtlich Gehalt und Arbeitsbedingungen geht.



      Also um Dinge die das Leben ganz direkt betreffen.

      Die Teilnehmerzahlen bei diesen Arbeitskämpfen bewegen sich regelmäßig sehr deutlich unterhalb dieser Marke.

      Von daher.....

  • Was würde ein Streik in Deutschland bewirken? In der Demokratie zählen nur Wahlen. Ein Streik würde tatsächlich nur schaden. Uns allen.

    Wer Klima nicht weltweit denkt, begeht hier quasi nationalen Suizid aus Angst vor dem globalen Tod.

    • @TazTiz:

      Niemand bestreitet, dass die Klimakrise persönlich UND national UND global angepackt werden muss. Diese verschiedenen Ebenen gibt es und alle sind wichtig.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Das ist ja alles gut und schön und dass sich junge Leute engagieren ist natürlich eine gute Sache.

    Nur weiß ich nicht, ob zum einen der Panik-Modus und zum anderen die extreme moralische Aufladung, die das ganze transportiert, zielführend sind.

    Jede und jeder lebt widersprüchlich, das ist ja anders gar nicht möglich. Man muss zur Arbeit fahren und, offensichtlich ist es so, man will ans Mittelmeer.

    Und jetzt sollen alle streiken. Für Joko Winterscheidt mag das kein Problem sein, der durchschnittliche Arbeitnehmer riskiert allerdings eine Abmahnung.

    Für Leute, die im Leben stehen, ist das alles ein bisschen komplizierter.

    Trotz Gretas elegischem Elektropop.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Danke!

    • 9G
      94778 (Profil gelöscht)
      @88181 (Profil gelöscht):

      Sie haben ja Recht.



      Drum braucht es ja einen Systemwandel, in dem es keine Abmahnungen mehr gibt.



      "Wer aber von der Klimakathastrophe reden wil darf nicht vom Kapitalismus schweigen " frei nach Max Horkheimer. "

      Da wir aber angstgetriggert funktionieren und so schnell wie nötig keine Änderung dieses Bewusstseins in Sicht ist, ist alles Engagement so lange vergebens, bis das eine kritische Masse entstanden ist, welche genügend Energie aufweist um das Ding zu wenden.



      Alle machen nur "pattpattpatt"aufs Köpfchen der FFF Leute nach dem Motto:" Die beruhigen sich schon irgendwann. "

      • @94778 (Profil gelöscht):

        Etwa 80 Jahre (neue) Gehirnwäsche srut WK II zeitigt leider Wirksamkeit.

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @94778 (Profil gelöscht):

        Und Sie haben freilich auch Recht.

        Natürlich bräuchte es einen Systemwandel um einen Klimawandel zu erreichen.

        Nur, auf die kritische Masse warten wir schon ziemlich lang. Es gab mal dieses, mal jenes revolutionäre Subjekt, nur wollte keines der Subjekte etwas von seinem historischen Auftrag wissen.

        Und jetzt haben wir einen Gutteil dieser Subjekte im Reihenhaus mit Leasing-PKW und die weiter unten sind noch schlechter zu mobilisieren.

        Was kratzt mich das Klima, wenn ich am Ende des Monats nur noch Nudeln mit Tomatensoße esse.

        Es kratzt mich verständlicherweise nicht.

        Und so bleibt nur die Vorstellung einer alle umfassenden Volksgemeinschaft, die gemeinsam agiert, weil alle betroffen sind.

        Und das ist auch wieder eklig.

        • 9G
          94778 (Profil gelöscht)
          @88181 (Profil gelöscht):

          "Volksgemeinschaft"



          Schon eklig.

          International, lokal wäre ein Schlagwort.

          • 8G
            88181 (Profil gelöscht)
            @94778 (Profil gelöscht):

            Ich wollte mit dieser Überspitzung zum Ausdruck bringen, dass es wohl jede Menge von Leuten gibt, die gern in den Urlaub fliegen und gern mit panzerartigen PKW durch die Gegend fahren und dass es wohl an die 20% gibt, die schlicht elementare Sorgen haben.

            Wie man der Gemengelage beikommen kann, das weiß ich leider auch nicht.

            Ob Moral als Schwert scharf genug ist, ich weiß ich es nicht.

            • 9G
              94778 (Profil gelöscht)
              @88181 (Profil gelöscht):

              Kein Problem .Stimmt ja.

              Moral. Überlasse ich gerne den Kirchen......



              Schwert. Schon besser. ....Vielleicht geht's um was ganz anderes als Ökbilanz und CO2 Fussabdruck.



              Klima "umfasst bedeutend mehr als den meteorologischen " Fachbgriff "



              Damit ist es mit reinen "Massnahmen " nicht getan.

      • 9G
        94778 (Profil gelöscht)
        @94778 (Profil gelöscht):

        Ergänzung



        Eine Kritische Masse kann nur da entstehen wo' schon Energie, hier Bewusstseinsenergie vorhanden ist.



        Da hakts nämlich .

  • Ich höre schon die Leute schreien, :"Aber, aber, aber ein Generalstreik, das ist doch , va-va-verboten oder nicht?!"

    Es ist mir ein inneres Blumenpflücken. Weiter so Mädels und Jungs, egal welchen Alters. Bitte

    • 9G
      94778 (Profil gelöscht)
      @Reyde Lanada:

      Nunja, Generakstreik.



      Wer ja schön.Ich glaub aber nicht dran.

  • Nix Arbeiten nix Job. Zumindest wenn der AG unliebsame AN loswerden will, insbesondere wenn diese durch Fehlzeiten aufgefallen sind (=Kündigungsgrund).

    Da die Arbeit dem AG geschuldet ist und keine betriebliche Forderung durch die AN an den AG vorliegt, weiß ich nicht wie man da raus kommen sollte.



    Der Hinweis auf den Nazikarrieristen ist zwar schön und gut (und mal wieder ein Beispiel was und Anfangsphase der deutschen Republiken falsch gelaufen ist) aber die Meinung eines gewerkschaftlichen Arbeitsrechtlers wäre für mich wünschenswert.

  • 1x Generalstreik geht vielleicht (Obwohl ich bezweifle, dass genug Gewerkschaften, Firmen usw mitziehen). Spätestens beim zweiten Mal verscherzt man es sich mit dem Großteil der Bevölkerung in Deutschland.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @gyakusou:

      Cassandra calling ...