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Finnlands Regierungschefin Marin„Keine Spuren von Drogen“

Die finnische Premierministerin Sanna Marin war nach Veröffentlichung eines Partyvideos in die Kritik geraten. Ein von ihr gemachter Drogentest fiel nun negativ aus.

Drogentest negativ: Finnlands Premierministerin Sanna Marin Foto: ap

Helsinki afp | Nach der Veröffentlichung eines Partyvideos von ihr hat die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin das Ergebnis eines negativen Drogentests veröffentlicht. Die Werte des von einem Arzt unterzeichneten Tests hätten „keine Spuren von Drogen“ nachgewiesen, erklärte Marins Büro am Montag. Eine Urinprobe der Regierungschefin sei auf Betäubungsmittel wie Kokain, Amphetamine, Cannabis und Opioide untersucht worden, sagte Marins Beraterin Iida Vallin der Nachrichtenagentur AFP.

Es habe sich um einen „umfassenden Drogentest“ gehandelt. „Wir haben nicht darüber entschieden, wie der Test durchgeführt wird“, ergänzte Vallin.

Vergangene Woche war ein Video verbreitet worden, das Marin beim ausgelassenen Feiern mit einer Gruppe von Freunden und berühmten Persönlichkeiten zeigt. Die Bilder hatten weltweit für Diskussionen gesorgt. Teilweise waren im Video zu hörende Kommentare als Hinweis auf Drogen interpretiert worden. Regierungschefin Marin hatte entsprechende Deutungen entschieden zurückgewiesen und am Freitag einen Drogentest angekündigt, um nach eigenen Angaben „jeglichen Verdacht auszuräumen“.

Jüngste Ministerpräsidentin der Geschichte Finnlands

Marin hatte zuvor erklärt, sie habe einen „Abend mit Freunden“ verbracht, die Videos seien „in Privaträumen“ gedreht worden. Sie habe zwar Alkohol getrunken, aber keine Drogen konsumiert und auch keinen Drogenkonsum bei anderen Teilnehmern festgestellt. Sie habe „niemals im Leben, nicht einmal in meiner Jugend“ Drogen genommen, ergänzte Marin.

Die 36-jährige Sozialdemokratin Marin ist die jüngste Ministerpräsidentin in der Geschichte Finnlands. Bei ihrem Amtsantritt 2019 war sie mit 34 Jahren die jüngste Regierungschefin der Welt. Sie war bereits vor Auftauchen des Videos wegen in ihrem Amtssitz abgehaltener Partys unter Beschuss geraten.

Im Dezember 2021 war bekannt geworden, dass Marin eine Nacht lang außer Haus durchgetanzt hatte, obwohl sie Kontaktperson eines positiv auf Covid-19 getesteten Menschen war. Laut einer damaligen Umfrage im Auftrag des finnischen Fernsehsenders MTV3 waren zwei Drittel der Befragten der Meinung, dass Marins Partyausflug „ein schwerer Fehler“ gewesen sei.

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26 Kommentare

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  • Meine Güte, jetzt wird sie schon als "Party-Girl" bezeichnet, weil sie auf einer Feier getanzt hat.

    Ernsthaft ... das ist derart lächerlich.

  • Ja klar. Sanna Marin war federführend für den Eintritt Finnlands in die Nato. Das passt einigen nicht. Da muss gesucht und gefunden werden, wie man solche Leute schädigt. Wer bitte hat dieses Video ins Netz gestellt? Wer ist das? Da sollte man mal suchen. Vielleicht gibt es da größere Geldbewegungen auf dem Konto.

    • @Maria Burger:

      Auf solche Gedanken wie Sie sie haben, muss man erstmal kommen.



      Übrigens, 2021 stand der NATO - Beitritt noch nicht auf dem Tableau, oder haben Sie den letzten Absatz nicht gelesen?



      Und wie war das gleich bei Boris Johnson...haben Sie sich da die Frage auch gestellt?

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Maria Burger:

      Ja klar. In der Welt ist es wie in einem Spucknapf. Alles hängt mit allem zusammen.

  • In welcher Gesellschaft leben wir, wo eine Frau sich rechtfertigen muss, weil sie tanzt?

    Die Kritik ist reaktionär, erzkonservativ und frauenverachtend.

    Wir müssen uns sicherlich alle die Frage stellen, inwiefern unser Freizeitverhalten den Realitäten des Leidens anderer und des Klimawandels entspricht.

    Aber darum geht es bei dieser Diskussion ja nicht, sondern lediglich um die Durchsetzung konservativer Rituale und die Verächtlichungmachung einer Frau, die diesen nicht entspricht.

    • @PolitDiscussion:

      Bitte richtig lesen, es geht nicht ums tanzen und nicht ums Frausein.



      Und wenn es aufgrund der Gespräche in dem Video Hinweise auf Drogenkonsum gibt bedarf das meiner Meinung nach der Auflärung, das Staatsoberhaupt sollte nun wirklich zumindest keine harten Drogen konsumieren.

      • @Suchender:

        ...wie jetzt ? Keine Drogen in der Politik,



        wo nehmen Sie solche Ansprüche denn her ? Ich empfehle mal ein paar Wochen Praktika in den Führungsebenen der freien Wirtschaft, Forschung und Industrie ...

    • @PolitDiscussion:

      Frau Marin lebt nicht in derselben Gesellschaft wie ich - und ich vermute, auch nicht wie Sie.

      Es ist schon bemerkenswert, wie moderne Medien suggerieren können, man lebe in derselben Gesellschaft oder habe mit jemandem zu tun.

      Sie sind da ja nicht der Einzige, dem es so geht. Auch ich muss mich immer wieder daran erinnern.

  • Die Deppen im Netz sollten mal darüber nachdenken, was man für Politiker bekommt, wenn man denen auch noch die letzte Ausgelassenheit im Privaten verbieten will.

    Ach so war das nicht gemeint?



    Doch, das war es.

    Vor dem Posten Gehirn einschalten hilft.

  • Wenn mensch sonst nichts zu meckern hat, dann über die gute Laune anderer.



    Falls ohne vorherige Absprache ein Privatvideo veröffentlicht wurde, wäre das meiner Meinung nach das eigentliche Problem.

  • Was für ein Aufriss.

    Selbst wenn sie in jungen Jahren ein paar Joints geraucht hätte oder sich mal die Nase gepudert, was soll's.

    So etwas macht PolitikerInnen (mein erstes Binnen-I!) doch menschlicher und sympathischer.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Jim Hawkins:

      " (mein erstes Binnen-I!) "



      Nix es esu schläch, dat et nit für jet jot es! 😇😈😎

      • @95820 (Profil gelöscht):

        Ein wahres Wort gelassen ausgesprochen.

        • 9G
          95820 (Profil gelöscht)
          @Jim Hawkins:

          Meine westfälische Reverenz ans Rheinland (Köln) und den Immi @LOWANDO

    • @Jim Hawkins:

      Ja, es stimmt nur traurig, dass ausgelassenes Feiern für viele Zeitgenossen nur noch unter Einfluss von viel Alkohol oder anderen Drogen möglich scheint … also ich kann die Sau auch ganz ohne rauslassen, wenn’s drauf ankommt. Das scheint Frau Marin auch zu können und das macht sie mir sympathisch.

  • G
    Gast

    Die Reaktionen auf das Video waren völlig überzogen.

  • Auf die Forderungen irgendwelcher reaktionärer Depp:innen, sich von diesem oder jenem zu distanzieren oder sich (wie hier) einen Drogentest zu unterziehen, sollte man niemals eingehen - höchstens mit einem "aggressiven" Konter - ansonsten lässt man sich schlicht und einfach vorführen und verliert die Kontrolle über seine Situation.



    Hier z.B. hätte sie sich zu einem Drogentest bereiterklären können unter der Voraussetzung, dass der/die Oppositionspolitiker:innen, der/die sie dazu aufgefordert hat/haben, das ebenfalls tut/tun (ggf. zusätzliche Einbeziehung der Alkohol indizierenden jeweiligen Leberwerte).



    However - schade, dass Sanna Marin sich so hat vorführen lassen - nachdem es (aus der Sicht ihrer Gegner) diesmal so prima geklappt hat, werden sie es immer wieder tun ...

  • Viel Rauch um gar nichts.



    Also ich würde die temperamentvolle Premierministerin Sanna Marin mit Handkuss gegen den Langweiler Scholz eintauschen.

  • In Finnland krankt es wohl wie bei uns am falschen Politikerbild. Immer nah am Menschen, immer nah an den Wünschen und Nöten der Bevölkerung soll er sein, die gute Politikerin, der gute Politiker. Aber wenn sich die politische Vertretung dann mal wirklich menschlich zeigt, dann geht ein Aufschrei durchs Land.

    • @Mopsfidel:

      Ja, zumal wir uns alle doch authentische Politiker*innen wünschen und keine Charaktermasken … im Zweifelsfall dann aber wohl lieber doch nicht.

    • @Mopsfidel:

      Ganz Finnland??

      Immerhin HABEN die Finnen eine gewählte Regierungschefin, die jung ist, Lebensfreude ausstrahlt und es auch mal krachen lassen kann. Sollten gerade wir Deutschen da mit Steinen werfen, die hätten ja wohl voll was für Polit-Roboter übrig??

  • "zwei Drittel der Befragten"



    Das war bestimmt ein total repräsentativer Querschnitt der Bevölkerung, gerade in Zeiten, in denen man davon ausgehen kann, dass sich die meisten Leute in digitalen Blasen bewegen, wo mehrheitlich ähnliche Meinungen wie ihre eigenen zu finden sind.

    • @Tetra Mint:

      Nuja, ein "Fehler" war es, da würde ich zustimmen. Sowas macht man als Politiker besser, OHNE sich dabei filmen zu lassen. Sollte eigentlich den Spaß kaum reduzieren...

      • @Normalo:

        Nun gut, eine “lässliche Sünde” würde ich sagen … ich denke an Politikerfehler, die tatsächlich weitaus gravierendere gesellschaftspolitische Folgen hatten, dieser “Fehler” hat wahrscheinlich gar keine, oder?

        • @Abdurchdiemitte:

          Angriffsfläche kostet im Zweifel Effektivität. Die eine Feier ist selbstverständlich kein unmittelbarer Schaden für das Land. Aber wenn es mal richtig Spitz auf Knopf geht, sie also ihre volle Autorität braucht und dann zu viele Leute ihre "Party-PM" nicht ernstnehmen, ist der Schlamassel da.

          • @Normalo:

            Tja, zu Frau, zu jung, zu lebenslustig - das muss dem Normalo ja suspekt sein.

            unfassbar