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Erfolgsrezept für linke Parteien„Teil der Gesellschaft sein“

Die Kommunistische Partei Österreichs gilt als spannendste Linkspartei Europas. Georg Kurz will seine Erfahrungen nun in Die Linke einbringen.

Vom Öko zum Kommunisten: Georg Kurz Foto: Miriam Klingl
Erik Peter
Interview von Erik Peter

taz: Herr Kurz, sind Sie Kommunist?

Georg Kurz: Ich wüsste nicht, was man sonst sein sollte in dieser Welt, in der es so viel von allem gibt, was man für ein gutes Leben bräuchte, und wo ­trotzdem so viele Menschen in Armut leben.

taz: Was bedeutet das für Sie?

Kurz: Im Kern steht dahinter das Verlangen, dass Menschen viel besser miteinander leben könnten, als das jetzt der Fall ist. In den herrschenden Wirtschaftsverhältnissen geht das nicht, da orientiert sich alles nur an Profiten und nicht an Bedürfnissen. Deswegen müssen wir diese kapitalistischen Logiken überwinden und da ist der Kommunismus die große Idee, die seit Jahrhunderten eine Alternative zu dem ganzen Elend bietet.

Im Interview: Georg Kurz

Georg Kurz wurde 1993 in Berchtesgaden geboren und ist dort aufgewachsen. Er studierte in München Chemie und begann, sich in der Grünen Jugend und der Klimabewegung, etwa bei Ende Gelände, zu organisieren. Ab Ende 2019 war er zwei Jahre lang Bundessprecher der Grünen Jugend und zog dafür nach Berlin. In der Coronazeit engagierte er sich beim Umverteilungsbündnis „Genug ist genug“. Nach seinem Austritt bei den Grünen organisierte Kurz ab 2023 die Wahlkämpfe der Kommunistischen Partei Österreichs in Salzburg und Innsbruck mit. Seit Juni ist er zurück in Berlin, nun als Mitglied der Linken und bei der Partei angestellt, um als Teil eines Erneuerungsteams neue Impulse für die Parteientwicklung zu geben.

taz: Also zurück zur dogmatischen Kaderpartei mit Hammer-und-Sichel-Fahnen?

Kurz: Nein, die Macht muss real in den Händen der Menschen sein, nicht in denen eines Politbüros, aber auch nicht in denen der Konzernetagen und Kapitaleigner. Von einer Weltrevolution sind wir weit entfernt, da brauchen wir nicht so zu tun als ob. Aber wir können im Hier und Jetzt systematisch Stärke aufbauen, damit die großen Machtfragen irgendwann wieder auf der Tagesordnung stehen. Bei der Kommunistischen Partei Österreich, für die ich zuletzt arbeitete, wird das versucht. Es gibt in Österreich ja nicht weniger Antikommunismus. Aber beim Infostand kommt jetzt vielleicht noch einer, der über die stalinistischen Verbrechen sprechen möchte. Die Mehrheit sagt dagegen: Die sind die einzigen, die uns zuhören und sich um unsere Probleme kümmern.

taz: Welchen Themen haben Sie politisiert?

Kurz: Ursprünglich waren das ökologische Fragen. Mich hat es schon zu Schulzeiten wahnsinnig gemacht zu wissen, dass, wenn es mit den öko­logischen Zerstörungen so weiter geht, ich nicht alt werde auf diesem Planeten. Deshalb war es zunächst folgerichtig, dass ich im Studium bei der Klima­bewegung und der Grünen Jugend ­gelandet bin. Doch da hab ich dann Stück für Stück gelernt, dass die Un­gerechtigkeiten dieser Welt nicht einfach so passieren, sondern im Kapitalismus zwangsläufig entstehen. Man kann in diesem Wirtschaftssystem bestenfalls Symptom­bekämpfung machen.

taz: Bei der Grünen Jugend waren Sie sogar Bundessprecher. Was hat Sie von den Grünen weggeführt?

Kurz: Der dort fehlende Wille, das Wirtschaftssystem infrage zu stellen und dann auch ein Klasseninteresse zu vertreten. Damit landet man logischerweise bei der Politik, die die Grünen jetzt machen. Ich war schon lange der Überzeugung, dass es eine starke linke Partei braucht, aber ich musste einsehen, dass die Grünen gar keine linke Partei sein wollen. Also musste ich da weg.

taz: Von linken außerparlamentarischen Bewegungen halten Sie nicht viel?

Kurz: Es gibt Teile der außerparlamentarischen Linken, die sich fast stolz vom Rest der Gesellschaft abgrenzen. Ich halte das für politisch fatal. Um Gesellschaft zu verändern, muss man Teil von ihr sein. Man muss im Alltag der Menschen präsent sein und einen Mehrwert für sie bieten, statt sie zu kritisieren, weil sie Vorurteile haben oder falsch reden. Wenn man sich für gebildeter und korrekter hält, ist das ein aristokratisches Verständnis. Und das führt zwangsläufig andersherum dazu, dass die Mehrheit Linke tendenziell als etwas von oben, als Teil der Elite und als Bedrohung wahrnimmt.

taz: Momentan bringen soziale Bewegungen sehr wenig zustande.

Kurz: Bewegungen haben notwendigerweise Zyklen. Daher bin ich überzeugt, dass sich echte Macht nicht durch spontane, unstetige Zusammenschlüsse aufbauen lässt, sondern nur über einen ernsthaften Strukturaufbau. Es gab noch nie so große Proteste wie in den vergangenen zehn Jahren, etwa durch Black Lives Matter oder Fridays for Future – und noch nie so wenig politische Veränderung. Weil es keine starken Institutionen, keinen Machtaufbau gibt, sondern alles so unverbindlich ist.

taz: Sie haben Anfang des Jahres Wahlkämpfe der Kommunistischen Partei Österreichs mit­organisiert. Die KPÖ zog in die Stichwahl um das Amt des Bürgermeisters von Salzburg und mit 23 Prozent in den Salzburger Gemeinderat ein. Auch gelang der Einzug in den Innsbrucker Gemeinderat. Wie war das möglich?

Kurz: Ich glaube, das Ergebnis zeigt, wie viele Menschen die herrschende Politik satt haben und sich eine Alternative wünschen. Praktisch geht es in erster Linie darum, so viel wie nur irgendwie möglich in Kontakt mit den Menschen zu kommen, vor allem in den Stadtteilen, die vernachlässigt werden. Jeden Tag da sein, Anliegen aufnehmen, Kampagnen machen, konkrete Verbesserungen erkämpfen. Aber das ist alles schon jahrelange Praxis der KPÖ und wurde nicht als Besonderheit für diesen Wahlkampf ausgedacht. Der Erfolg kommt daher, dass dieses Wirken über eine lange Zeit ein konsistentes Bild ergibt.

Georg Kurz vor der gut sozialistischen „Bauarbeiter“-Skulptur von Gerhard Thieme in Berlin Foto: Miriam Klingl

taz: In einem Interview sprachen Sie von einem „anderen Menschenbild“ bei der KPÖ. Was heißt das?

Kurz: Es geht darum, wirklich mit den Menschen zu reden und sie ernst zu nehmen: Nicht aus einer Überheblichkeit heraus denken, die wissen eh nicht, was gut für sie ist, also treffen wir uns mit ihren Vertretungen, mit Vereinsvorsitzenden oder Lobbyisten. Unsere Abgeordneten verbringen wahnsinnig viel Zeit in Sprechstunden. Das ist entscheidend, wenn ich als Partei nicht losgelöst von den Menschen, für die ich einen Vertretungsanspruch habe, Politik machen will. Es hält uns also nicht von der Arbeit ab, wenn jemand anruft, dessen Waschmaschine kaputt ist und der nicht weiß, wie er über den Monat ­kommen soll, sondern das ist unsere Arbeit.

taz: Derzeit sprechen viele von der KPÖ als spannendster Linkspartei ­Europas. Wieso wechselt man dann nach Deutschland zur Linken?

Kurz: Der logische Schritt wäre sicher, dort zu bleiben, wo es ein tolles Projekt und einen irrsinnigen Erfolg gibt. Aber mich hat es zurück nach Deutschland gezogen, weil ich jetzt so eine Klarheit habe, wie eine nützliche linke Partei aussehen soll. Damit kann ich hier, wo es eine größere Suchbewegung gibt, mehr beitragen. Die KPÖ weiß genau, was sie will und wie sie dahin kommen will. Bei der Linken entsteht der Weg zur Erneuerung gerade aus einem intensiven Diskussions- und Reflexionsprozess. Das ist eine Operation am offenen Herzen, und ich will mit meiner Erfahrung dazu beitragen, dass sie gelingt.

taz: Sie sind jetzt in Berlin Teil eines Erneuerungsteams, das die ­Bundespartei dabei unter­stützen soll.

Kurz: Ja, das ist echt ein Privileg. Wir sind mitten in der Arbeit und koordinieren uns mit allen Ebenen der Partei, um einen Fahrplan zu erstellen bis zur Bundestagswahl. Einig sind sich alle, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann.

KPÖ

Die 1918 gegründete Kommunistische Partei Österreichs gehört zu den ältesten kommunistischen Parteien der Welt. 1959 war sie das letzte Mal im österreichischen Parlament, dem Nationalrat, vertreten. Seit 2021 stellt sie in Graz mit Elke Kahr die erste kommunistische Bürgermeisterin. Im März erhielt sie bei der Wahl im Salzburger Gemeinderat 23 Prozent, in der Stichwahl um das Amt des Bürgermeisters von Salzburg gar 37 Prozent. Danach zog die KPÖ auch in den Innsbrucker Gemeinderat ein. Bei der Nationalratswahl am 29. September hat die KPÖ realistische Chancen, die 4-Prozent-Hürde zu überspringen.

taz: Bislang findet die Linke kein Mittel, um aus ihrem Tief herauszukommen.

Kurz: Wir denken längerfristig. Wir haben den Anspruch, die Interessen der 99 Prozent zu vertreten. Von denen hat aber die übergroße Mehrheit offenbar nicht das Gefühl, dass wir ihre Partei sind. Deshalb sind wir dabei, mit einer Gesprächsinitiative die Kreisverbände zu aktivieren, um in die Viertel zu gehen, für die sich sonst niemand interessiert, und mit Leuten, die das Gefühl haben, dass sich die Politik nicht um sie schert, darüber zu reden, was die konkreten Anliegen sind. Das ist der Ausgangspunkt für linke Politik. Die Menschen müssen merken, es macht einen Unterschied, ob die Linke da ist oder nicht.

taz: Wie geht das?

Kurz: Bei der KPÖ heißt das Nachbarschaftsküchen, Flohmärkte, Gartenfeste, Kleidertauschpartys, gemeinsames Müllsammeln, Nachhilfe, Deutschkurse, die ganzen Sprechstunden der Abgeordneten. Alle diese vermeintlich unpolitischen Sachen, die den Zweck haben, Leute aus der Vereinzelung und der aufgezwungenen Ohnmacht herauszuholen und zu Mitbestimmern zu machen. Das ist ein Wert an sich, aber daraus erwächst auch die Stärke der Partei. Das wird kombiniert mit politischen Kampagnen, um konkrete Verbesserungen zu erzielen. Die Mehrheit für einen Spielplatz, wo Kinder sonst auf der Straße spielen, gibt es – man muss den Willen danach nur organisieren.

taz: War die Linke, zumindest vorher die PDS, nicht das, was die KPÖ nun praktiziert, eine Kümmererpartei – und hat zuletzt trotzdem den Großteil ihrer Basis verloren?

Kurz: Das war sie, und das ist sie im Grunde zu einem großen Teil auch heute noch. Es sind manchmal Details, die den Unterschied machen zwischen einer nachhaltig erfolgreichen Kümmererpartei und einer Partei, die zwar viel Energie in konkrete Angebote für Menschen investiert, der es aber nicht gelingt, die Menschen dann auch zu aktiveren.

taz: Sollte sich die Linke mehr auf die Arbeitenden und Prekären konzentrieren als auf das ökologisch-linke Innenstadtklientel?

Kurz: Das ökologisch-linke Innenstadtklientel versteht oft schon sehr gut, warum es eine Linke braucht. Die kommen ja auch gerade jetzt in großer Zahl zu uns und packen mit an. Das ist viel wert. Gleichzeitig müssen wir beweisen, dass wir uns ernsthaft um jene Menschen bemühen, die hinten runter fallen, solidarisch, als Nachbarn. Mit den Arbeitenden und Prekären steht und fällt die Stärke der Linken.

taz: Muss man dabei über den ­Rassismus oder Sexismus, den viele potenzielle Wähler vertreten, hinwegsehen?

Kurz: Wenn es jemandem mies geht, kann nicht die erste Reaktion sein zu ­schulmeistern. Statt moralisch zu verurteilen, möchte ich mich ernsthaft fragen, wo kommt das her, wie kann man dem begegnen? Die Spaltungslinien von rechts können nur verfangen, weil den realen Abstiegs- und Verlusterfahrungen kein Denkangebot von links gegenübergestellt wird. Die zentrale Aufgabe von Linken war es immer, aufzuzeigen, dass die zentrale Spaltungslinie von Gesellschaften zwischen oben und unten, zwischen Arbeit und Kapital verläuft und nicht zwischen Gruppen und Milieus mit verschiedenen Einstellungen oder Vorlieben.

taz: Lassen sich Linke zu sehr auf Kulturkämpfe ein?

Kurz: Ich bin überzeugt: Unterstützung gewinnt man, wenn man mit den Leuten über Fragen wie Gesundheitsversorgung, Heizkosten oder Lebensmittelpreise spricht, nicht wenn man sie verurteilt. Damit renne ich hier im Allgemeinen offene Türen ein.

taz: Das BSW würde jetzt antworten, wir nehmen eure Abstiegsängste ernst und das heißt auch, wir können nicht mehr so viele Migranten ins Land lassen.

Kurz: Naja, deren Antwort ist: Die Mehrheit hat Vorurteile, also müssen wir die befeuern. Das ist keine linke Politik. Eine linke Antwort ist, sich die dahinter stehenden materiellen Interessen anzuschauen. In einem derart reichen Land ist es doch absurd, dass du und ich um eine 25-Quadratmeter-Butze konkurrieren, während ein paar reiche Säcke gar nicht wissen, wohin mit ihren Milliarden. In Deutschland verdienen Konzerne Unsummen mit unseren vier Wänden und wir hauen uns hier gegenseitig auf den Kopf. Das ist doch absurd.

taz: Wohnen ist das zentrale politische Thema der KPÖ. Welche Überlegung steckt dahinter?

Kurz: Man braucht eine Fokussierung, um vorwärts zu kommen. Politik ist ja kein Wettstreit der Ideen, bei der die Beste gewinnt. Sondern es ist ein Wettstreit von Interessen und dafür muss man knallhart Machtaufbau betreiben. Das geht nicht mit allen Themen gleichzeitig. Es gibt ein großes Bewusstsein dafür, dass das Wohnen nicht dem Markt überlassen werden darf, potenziell also breite Mehrheiten für linke Lösungen. Das hat auch die Kampagne Deutsche Wohnen & Co enteignen gezeigt.

taz: Haben Sie denn in Berlin eine bezahlbare Wohnung gefunden?

Kurz: Als ich 2019 für die Grüne Jugend nach Berlin kam, habe ich im Wedding in einer dunklen WG im Erdgeschoss gelebt. Nach der jetzigen Wohnung habe ich ein Jahr lang gesucht und dann das allererste bezahlbare Angebot genommen – und mit der Wohnung richtig Glück gehabt. Dachgeschoss und bezahlbar.

taz: Glückwunsch. 2019 hat ja noch eine Stadtentwicklungssenatorin der Linken versucht, dem Mietenwahnsinn in der Stadt etwas entgegen zu setzen, ist aber etwa mit dem Mietendeckel und dem Vorkaufsrecht an systemische Grenzen gestoßen.

Kurz: In der Regierung sein heißt eben nicht, die ganze Macht zu haben. Auch mit einer rot-rot-grünen Landesregierung ist die Macht der Konzerne nicht gebrochen. Der Versuch, Mieten zu deckeln und die Vergesellschaftung waren maximale Großangriffe aufs Kapital. Letztlich ist der Deckel vor Gericht an Zuständigkeitsfragen gescheitert. Dass man in Berlin diesen Machtfragen überhaupt näher gekommen ist, liegt auch an der Arbeit der Mietenbewegung. Die Enteignen-Kampagne hat gezeigt, wie man über das eigene Milieu hinaus Mehrheiten erlangt.

taz: Zur Umsetzung ist es dennoch nicht gekommen.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Kurz: Ein echter langfristiger Gewinn wäre als Teil einer starken linken Partei realistischer gewesen. Proteste und Kampagne machen nur Sinn, wenn die Frage gestellt wird: Was nützt das langfristig? Ein Beispiel: Die KPÖ in Graz hat in den 1990er Jahren, als sie noch recht klein war, im Gemeinderat einen Antrag gestellt, dass in städtischen Wohnungen niemand mehr als ein Drittel seines Einkommens für die Miete zahlen soll. Der wurde von allen anderen Parteien abgelehnt. Dann hat die KPÖ gesagt, wir müssen die Durchsetzung dieses gemeinsamen Klasseninteresses organisieren. Sie sind losgezogen, haben monatelang mit Mietern 17.000 Unterschriften gesammelt, Kampagnen und Medienaktionen gemacht, bis klar war: Wer gegen die Forderung ist, ist gegen die Mehrheit. Als sie den gleichen Antrag dann erneut stellten, wurde er einstimmig angenommen.

taz: Wie wichtig ist es denn für den Erfolg der KPÖ, dass die Abgeordneten den Großteil ihrer Diäten abgeben und nur ein durchschnittliches Facharbeitergehalt für sich behalten?

Kurz: Es ist absolut zentral, sich in der eigenen Lebensrealität nicht zu stark zu entfernen von denen, die man vertreten will. Parlamente sind im bürgerlichen Staat aber so angelegt, dass genau das passieren soll. Auf Bundesebene ist die Abgrenzung im Regierungsviertel physisch zu spüren: mit unterirdischen Gängen und Fahrservice hinter getönten Scheiben als Äquivalent zum mittelalterlichen Burggraben, um ja nichts mit dem Pöbel zu tun haben müssen. Dagegen muss man als linke Partei feste Regeln setzen und da führt beispielsweise kein Weg daran vorbei, Geld abzugeben und selbst Sprechstunden zu machen.

taz: Die Linken-Abgeordneten freuen sich schon darauf?

Kurz: Wo ich in der Partei gerade hinkomme, gibt es eine große Offenheit dafür. In Berlin haben einzelne Abgeordnete damit schon angefangen, Teile ihres Gehalts systematisch in Sprechstunden direkt an Menschen in Notlagen zurückzugeben. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das flächendeckend passieren wird. Dass Abgeordnete Sprechstunden anbieten oder Menschen bei konkreten Problemen zum Beispiel aufs Amt begleiten, ist ja heute schon Usus in der Partei.

taz: Als Bundessprecher der Grünen Jugend standen Sie schon in der ersten Reihe, nun agieren Sie eher im Hintergrund. Streben Sie zukünftig wieder politische Ämter an?

Kurz: Was in zehn Jahren ist, weiß ich nicht. Gerade kann ich mir aber absolut nicht vorstellen, in einem Parlament zu hocken. Ich wüsste nicht wieso. Der Aufbau an der Basis ist die Herausforderung, die gerade brennt.

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62 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • kampagnen + aktionen bedeuten nicht nur kümmern: aber auch viel knochenarbeit. da bleibt keine zeit für kleinkarierte innerparteiliche querelen.



    festlegen, welche kampagnen - das wäre strategie. nicht nur programme für wahlen schreiben.



    praktische arbeit eben. in hamburg sehe ich das nicht so richtig.

  • Der Standard schreibt: "KPÖ stolpert als Vermieterin über ihre eigenen Forderungen - In sieben von der KPÖ vermieteten Wohnungen wurde seit 2021 mehrmals die Miete erhöht – während die Partei einen "Mietenstopp" fordert." www.derstandard.at...igenen-forderungen

    Und auch ihn Graz werden die Mieten wenn auch moderat erhöht. www.kpoe-graz.at/g...tpreisbremse.phtml

  • Ich finde auch, dass das so richtig richtig schöne Worte sind. Fast wie in der Werbung. Kommunismus wäscht sozialer als PerWohlstand!

    Aber dass diesen wohlklingenden Worten nicht getraut wird ist irgendwie auch mehr als verständlich. Bisher ging das immer in die Grütze vor allem auch in sozialer Hinsicht.

    Da haben wir der Sozialdemokratie bei weitem mehr zu verdanken.

    • @Rudolf Fissner:

      Schön, dass du noch lobende Worte zur Sozialdemokratie findest. Leider ist diese Spezies vom Aussterben bedroht.

      Die Menschen hierzulande wollen nämlich keine Sozialdemokratie mehr. Das Vertrauen sinkt, wenn die Menschen wissen, ihr Wohlstand ist auch von der politischen Mitte gefährdet. Klimawandel, Militärausgaben für die Ukraine und Israel, Schere zwischen Arm und Reich. Der Flüchtling wird beschuldigt, obwohl deren Fluchtursachen von der ersten Welt stammen, und rechte Parteien gewinnen an Gunst.

  • Gefällt mir, was der Herr Kurz da so an Vorstellungen entwickelt. Die Alltagssorgen der Menschen ernst nehmen, sie überhaupt anzuhören, sich zu ändern und dennoch bei der eigenen Grundüberzeugung zu bleiben … in Abgrenzung zu AFD und Wagenknechten heißt das, den Leuten - frei nach Udo Lindenberg - zu signalisieren: wir gehen mit euch durch dick und dünn, aber NICHT durch dick und doof!



    Nur so kann es funktionieren.

  • Hoch interessantes Interview. Wenn Die Linke dort anfängt zu lernen, dann wäre evtl. doch noch nicht Hopfen und Malz verloren.

  • Die Gretchenfrage, wie denn das angestrebte andere Wirtschaftssystem aussehen soll, das auf Markt und Privatbesitz an Produktionsmittel verzichtet, aber eben nicht die Neuauflage der experimentiell nachweislich gescheiterten Planwirtschaft unseligen Angedenks ist, wurde Herrn Kurz ja netterweise nicht gestellt, so dass auch wir Leser auf die sicher aufschlussreiche Antwort leider verzichten mussten.

    • @Schalamow:

      Ja nun. Experimentell nachweislich gescheitert ist auch der Kapitalismus. Genannt Marktwirtschaft.

      Bei der Planwirtschaft gabs wenigstens die Einsicht.

      Was machen wir also nun. Wenn das schon das Hauptargument ist, sich nichts anderes zu überlegen. Weil gemessen am Kapitalismus mal keine 90 Jahre Planwirtschaft nicht besser funktioniert haben. Was man übrigens auch getrost differenziert betrachten kann. Alleine hier in Berlin. Was die Gesellschaft da an bleibenden Werten und Genrationenaufgabe auf die Beine stellte: Modernes, bezahlbares Wohnen in grosser Stückzahl.

      Und "Planwirtschaft" ja immer ist und auch immer war.



      Derzeit ist der Plan, die Geschäftsmodelle, Kreditbedingungen einer Finanzwirtschaft zu bedienen.



      Obwohl die eigentlich volkswirtschaftlich Infrastruktur, lange bleibende nachhaltige Werte kreditieren müssten. Planwirtschaft war auch Infrastruktur aller Art rotten, Abgasbetrugssoftware subventionieren. Und nun auch wieder viel Geldumlauf in die Rüstung stecken.

      Ja mei, was könnte da wohl helfen.



      Vielleicht zunächst einfach die Wahrheit sagen: Kapitalismus scheitert.



      Da hilft halt nicht, sind andere auch gescheitert.

      • @Elise Hampel:

        Wo ist denn der Kapitalismus bitte gescheitert? Noch dazu nachweislich?

        Seit der Einführung des Kapitalismus ist in jedem Land seiner Durchsetzung der Wohlstand gestiegen, auch und insbesondere in der ärmsten Bevölkerungsschicht. Der Blick auf die jüngste Vergangenheit versperrt die Wahrnehmung. Bis ins 18. Jahrhundert lebten die allermeisten Menschen noch mehr oder minder von der Hand in den Mund und nur eine einzige schlechte Ernte führte zu massiven Hungersnöten und Toten.

        Ausgehend vom ersten kapitalistischen Land, USA, führte der Kapitalismus zu massivem Schutz vor Verelendung und Tod. Leider nicht für alle aber für wesentlich mehr als vorher. Seit der flächendeckenden Einführung des Kapitalismus sinkt die Zahl der Hungertoten weltweit, es steigt die Alphabetisierung und allgemein der Wohlstand.

        Der Kommunismus und sein kleiner Bruder der Sozialismus haben die Situation seiner Bürger im Gegensatz dazu bisher immer verschlechtert. Der Chavismus hat - aufgrund guter Voraussetzungen - länger dafür benötigt, nähert sich dem scheitern und der Diktatur auch immer mehr an.

      • @Elise Hampel:

        Da haben Sie möglicherweise einen nicht ganz mehrheitsfähigen Begriff von "Scheitern". Aus meiner Sicht legt der Kapitalismus gerade erst richtig los - befreit von den Fesseln, die der Kolonialismus und die daraus resultierende Dominanz Europas und seiner Ausgründungen ihm angelegt haben. Die Dominatoren von einst sind dadurch natürlich etwas weniger auf der Gewinnerstraße, und das Reichenghetto, in dem wir leben und von dem aus wir uns und unseren Begriff von "Erfolg" als Nabel der Welt begriffen, verliert ein wenig den Glanz. Aber "Scheitern" sieht anders aus, und der Nachweis, dass etwas Anderes wirklich besser wäre (wie auch immer man "besser" definiert), ist sowieso nicht einmal ansatzweise erbracht.

        • @Normalo:

          "besser" würde ich nicht unbedingt als Kriterium gelten lassen wollen. Für mich ist Kapitalismus vom Grundsatz her einfach nur effektiver.

          Das kann in positiver Hinsicht wie in negativer Hinsicht beschrieben werden.



          Kapitalismus muss als Werkzeug gesehen werden und bedarf der Lenkung.

          Es wäre viel gewonnen, wenn man sich um die Jetzt-Themen, die einer Lenkung bedürfen, stärker kümmern würde statt um eine fiktive Neuauflage einer ineffizienten Planwirtschaft.

    • @Schalamow:

      wäre kurios, wenn herr kurz diese frage alleine beantworten müsste ud könnte. wie die "freie assoziation der produzenten" des gesellschaftlichen reichtums genau vonstatten gehen könnte und sollte, das ist tatsächlich eine interessante frage, auf die es keine einfachen antworten und nicht nur eine antwort gibt.

      aber es gibt und gab antworten, sie wurden in der geschichte auch schon in konkrete formen übersetzt, die nichts mit dem modell des autoritären staatssozialismus oder des staatlich monopolisierten kapitalismus gemein hatten. die meisten wurden mit brutaler gewalt bekämpft und zerstört, bevor sich ihr progressives potenzial entfalten, geschweige denn institutionalisieren konnte (ich denke z.B. an die pariser commune, an chiles rätedemokratisches experiment unter salvador allende oder an versuche der anarchosyndikalisten im spanien der 1930er).

      falls Sie an ernst gemeinten zeitgenössischen auseinandersetzungen mit der von Ihnen gestellten frage interessiert sind, empfehle ich den podcast 'Future Histories'. dort sind seit mai 2019 in 141 interviews mehr als 12.000 minuten an gedanken zu möglichen zukünften jenseits des kapitalismus zusammengekommen.

      • @Pflasterstrand:

        Die "freie assoziation der produzenten" hat sich sofern sie frei entscheiden konnte (ROFL) immer gegen die Kommunisten entschieden. 🤓

      • @Pflasterstrand:

        Naja, damit habe ich mich vor Ewigkeiten mal intensiv beschäftigt, weil ich daran wirklich interessiert war (erinnere mich noch etwa an die nicht immer einfache Lektüre von Ota Šik).

        Nur hat der Untergang des Realsozialismus bei mir die Ullusion geraubt, man müsse die Wirtschaft halt nur basisdemokratisch umstellen, dann würden die negativen Begleiterscheinungen des Kapitalismus gleichsam von alleine verschwinden. So ist ja auch der jugoslawische Selbstverwaltungskommunismus ökonomisch nur mäßig erfolgreich gewesen, und das Experiment der Kibbuzim - obwohl ja nur lokal existent - eher gescheitert.

        Zwei zentrale Erkenntnisse sind m.E., dass Nachfrage als Movens wirtschaftlicher und technischer Entwicklung genausowenige abgeschafft werden kann wie die Risikobereitschaft und Flexibilität, die sich in einem Kollektiv - mit nachvollziehbarem Sekuritätsbedürfnis - leider nicht so recht entwickeln kann. Überhaupt scheint mir der Vorstellung, eine Volkswirtschaft von der Größe Deutschlands oder der USA steuern zu können, als schlichte Hybris. Daraus hat ein Deng Xiaoping ja die bekannten Konsequenzen gezogen.

        PS. 200 Stunden Podcast sind mir dann doch etwas zuviel ;-)

        • @Schalamow:

          das gute an so einem podcast ist ja, dass man einfach mal reinhören kann. gerade im hinblick auf den letzten absatz Ihrer argumentation zum thema nachfrage, flexibilität und risikobereitschaft wäre das sicher erkenntnisreich. aber egal – ich will Sie wirklich nicht zum jagen tragen.

          was dabei rauskommt, wenn nur für die kaufkräftige nachfrage (sprich: für den privaten profit) produziert wird und sich, anders als die erträge solcher investitionen, bislang noch jedes investitionsrisiko sozialisieren ließ, das können Sie sich ja an den verheerungen der natur und der brutalen ausbeutung menschlicher arbeitskraft weltweit anschauen.

    • @Schalamow:

      Möglicherweise ist die Gretchenfrage irrelevant, weil ja schon der Weg das Ziel ist, wenn ich Herrn Kurz richtig verstanden habe.



      Das mag man als utopische Spinnerei abtun, aber angesichts des miesen Zustandes unseres (gemeinsamen) Planeten kommen wir garnicht darum umhin, uns wieder dieser Utopie zuzuwenden. Was wären denn die Alternativen?



      Auf jeden Fall machen Leute wie Kurz die Linke für mich wieder zu einer relevanten Partei. Von der KPÖ lernen heißt Siegen lernen.😉

      • @Abdurchdiemitte:

        Wenn ich wiederum Sie richtig verstanden habe, ist mit dem "miesen Zustand unseres Planeten" die in der Tat bedrohliche ökologische Situation gemeint.

        Nur: diese ist nicht Resultat des Kapitalismus (siehe DDR u.a.), sondern der Industrialisierung. Und hinter diese wieder zurück zu wollen ist noch mal eine ganz andere Hausnummer.

        • @Schalamow:

          Aber die Industrialisierung ist zum großen Teil auch eine Folge des Kapitalismus. Der Sozialismus sowjetischer Prägung agmt zum großen Teil den Kapitalismus nach, nur dass das angehäufte Kapital nicht in privaten, sondern in öffentlichen Händen ist.

      • @Abdurchdiemitte:

        Ich sach mal so. Die Formel, auf die es Marx gebracht hat, ist "Jeder nach seinen Fähigkeiten, Jedem nach seinen Bedürfnissen."

        Das ist natürlich stark vereinfacht, aber es reicht schon, um eins klarzumachen: Der Kommunismus hat mehr Voraussetzungen als Gleichheit und Gerechtigkeit. Er funktioniert nur, wenn die auch von Leistung und Ehrgeiz flankiert werden, denn vorhandener, verteilbarer Wohlstand ist schnell aufgebraucht. Ergo: Wer Kommunismus nur über den zweiten Teil des Postulats denkt, also die faire Bedürfnisbefriedigung, der mag zwar moralisch mitten im konventionellen Idealspektrum liegen, scheitert aber zwangsläufig an der Praxis. Denn die entscheidet sich über den ersten Teil - konkret an der Frage, von wem und mit welcher Methode die breite, starke Motivation für das "Jeder nach seinen Fähigkeiten" aufgebaut werden soll, OHNE das Hauptmerkmal (und den Motor) des Kapitalismus, die Wettbewerbsdenke, zu bemühen.

        Herr Kurz zeigt alle Anzeichen, auch zu den Träumern zu gehören, die erst bei der Verteilung von (als gegeben unterstelltem) Wohlstand anfangen zu entwerfen und sich angesichts der Riesenlücke in ihrer Denke auf das "No Real Scotsman"-Argument zurückziehen.

        • @Normalo:

          Das, was wir in den letzten 2-3 Jahrhunderten entwickelt haben, insbesondere mit der Beschleunigung seit dem 2.Weltkrieg – das Wirtschaften in seiner derzeitigen Form - führt uns geradewegs in den Abgrund.



          Das kapitalistische Wirtschaften, das Bemessen aller Dinge in Geld und die Nicht-Bewertung und das Nicht-Respektieren der natürlichen Grundlagen ist die Basis aller unserer Probleme. Sollten wir uns nicht davon lösen können, dann ist die menschliche Zivilisation dem Untergang geweiht.



          Ich finde es sehr bedauerlich, dass abweichende Ideen an diesem ruinösen Wirtschaften gemessen werden und dabei als unmöglich umsetzbar bezeichnet werden.



          Wir sollten den Mut haben, uns auf andere Wege zu begehen und nicht alles von vornherein schlechtreden.

          • @Karl Theurer:

            "...und dabei als unmöglich umsetzbar bezeichnet werden."

            Ich hab nichts von "unmöglich" geschrieben. Ich halte nur nichts von HALB-durchdachten Alternativen. Es ist nunmal so, dass wir eine evolvierte Spezies sind, die nicht erst seit der industriellen Revolution einen starken Hang zu individuell wettbewerbsbasierten Sozialstrukturen gezeigt hat. Wer sagt "Das ist aber FALSCH und SCHLECHT für uns als Spezies, das müssen wir ÄNDERN!", sollte auch überlegen, ob sich das mit einer einfachen Erkenntnis wie dieser so mal eben auf Links drehen lässt - und nicht versuchen, das vielfache Scheitern entsprechender Versuche mögivhst durchgehend auf widrige äußere Umstände zu schieben.

            Vor diesem Hintergrund fangen wir mal ganz simpel an, Butter bei die Fische zu tun: Wer sind die "Wir", die sich gemäß Ihrem Schlusssatz auf andere Wege begeben sollen,, und wer oder was kann sie dazu kriegen, dass sie das (zusammen) auch wirklich tun?

            • @Normalo:

              Mit "wir" meine ich zuerst mich und dann die ganze - vor allem westliche - Gesellschaft.



              Falls Sie jetzt ein fertiges Konzept von mir erwarten, muss ich Sie leider enttäuschen.



              Wenn Sie nichts von HALB-durchdachten Alternativen halten, dann gehe ich davon aus, dass Sie was GANZ-Durchdachtes anbieten können?



              M.E. wird was Neues nur aus Versuch und Irrtum entstehen unter der Grundbedingung, dass Gemeinwohl, Mit-Menschlichkeit, Rücksichtnahme, Respekt, Nächstenliebe usw. bezogen auf die gesamte Erde die bestimmenden Grundlagen allen Handelns sind.



              Klingt sicherlich utopisch und mal eben alles so auf Links drehen zu wollen dürfte eher bluaäugig sein.



              Aber irgendwie muss es ja eine Anfang geben. Ob der zum Erfolg führt, kann zu Anfang niemand sagen. Auch Sie nicht!

              • @Karl Theurer:

                Es ist genau Ihre Grundbedingung, die ich für den größten und am ehesten unmöglichen Schritt halte. Die Bereitschaft, alles Handeln dem Gemeinwohl unterzuordnen, ist genau KEINE bei Menschen evolutionär dominante Eigenschaft.

                Mal konkret: Sie meinten mit "wir" zuerst sich selbst - aber sind Sie wirklich bereit, der Erste zu sein und das selbstlos und ohne aggressive Durchsetzung (von dem wir wissen, wo sie hinführt) durchzuziehen, selbst wenn niemand folgt? Und falls ja, wieviele solche Menschen kennen Sie noch? Wieviele umgekehrt, die wenn derartiges Verhalten "gewöhnlich" wäre, nicht doch versucht wären, sich wieder den eigennützigen Ellbogentaktikern anzuschließen, weil die nunmal gerade unter nicht-aggressiven Selbstlosen verdammt komfortabel leben?

                Der Eigennutz ist ein Krebsgeschwür in so einer Gesellschaft: Er zieht nach und nach Jeden wieder in seinen Bann. Das ist meine persönliche Lehre aus der Geschichte der kollektivistischen Gesellschaftsexperimente: Sie verlieren sich zuverlässig im Ringen derer, die IM System ihr eigenes Wohl verfolgen ("Bonzen"), gegen die, die es DAGEGEN tun ("Schädlinge"). Mal gewinnen die einen, mal die anderen - die Gemeinschaft gewinnt nie.

                • @Normalo:

                  Letzter Satz: Und vor DIESEM Hintergrund halte ich ein System, das - mit einiger Moderation - den Eigennutz als Antriebsfeder AKZEPTIERT, für weniger schlecht als eines, das ihn überwinden will, aber mit nichts mehr als einem vagen, blauäugigen "muss doch irgendwie..." daran geht, ihn auch effektiv zu ersetzen.

        • @Normalo:

          Wenn ich Herrn Kurz richtig verstanden habe, geht es bei SEINEM Kommunismus erst mal darum, wer denn die Waschmaschine reparieren soll, wenn das Geld für den Kundendienst am Ende des Monats nicht reicht … eine Frage, die sich in der Realität in der Tat immer mehr Bürger stellen müssen, u.a. auch meine Wenigkeit.



          Und er will die Frage so verstanden wissen, dass die Lösungen NICHT bei der AfD und den Wagenknechten zu finden sind. Es geht also keineswegs um blanke Theorie, sondern den Prozess einer programmatischen Suchbewegung, in der die Linke gerade mittendrin steckt.



          Kann sein, dass ihnen dabei gänzlich die Puste ausgeht oder sie von den Wagenknechten einfach „erdrückt“ werden. Da hier aber das Prinzip Hoffnung (Ernst Bloch) gilt, bin zumindest ich bereit, der Linken dabei meine Unterstützung zukommen zu lassen.

          • @Abdurchdiemitte:

            Das ist aber genau, was ich meinte: Es wird axiomatisch untertstellt, dass genug Geld für Waschmaschine und Reparatur für alle, die sich eins von Beiden nich tleisten können da ist (und auch nicht noch dringender für etwas Anders gebraucht wird).

            Das ist mir letztlich zu kurz gesprungen, so gut es sich auch aus Sicht klammer Waschmaschinenbesitzer anhört.

            • @Normalo:

              Wer legt jetzt aber fest, dass die einen - um mal im Bilde zu bleiben - sich die Waschmaschinenreparatur leisten können, andere hingegen nicht. Das Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Axiom haut doch schon lange nicht mehr hin, hat eigentlich noch nie hingehauen. Und sonst: göttlicher Wille, schlechtes Karma, Vorherbestimmung, Schicksal? Irgendwie alles weder besonders glaubhafte noch gerechte Konzepte



              Was soll ich jetzt tun? Da gibt es ja noch diverse Ringtausch-Projekte, die ich eigentlich ganz sinnvoll finde (z.B. Repair Cafés, nachhaltiges konsumieren und wirtschaften etc.) … aber was machen Sie, wenn Sie auf dem Lande wohnen?



              Außerdem: wer möchte schon meine dummen Kommentare und mir DAFÜR auch noch die Waschmaschine reparieren?

              • @Abdurchdiemitte:

                "Wer legt jetzt aber fest, dass die einen - um mal im Bilde zu bleiben - sich die Waschmaschinenreparatur leisten können, andere hingegen nicht."

                Wer es JETZT - im Grundsatz zumindest - hierzulande tut, wissen Sie so gut wie ich: Der Markt (in den jeder sein Leistungspotenzial einbringen kann und dessen übrige Teilnehmer dann entscheiden, ob ihnen das genug Gegenleistung wert ist, um davon Waschmaschinen reparieren lassen zu können). Die wahre Systemfrage ist: Wer könnte es besser? Wer hätte die göttliche Weisheit und Allwissenheit, das wirklich objektiv in allen Fällen beurteilen zu können - und auch noch den Altruismus, die überragende Position, das verbindlich beurteilen zu DÜRFEN, nicht primär zu seinen eigenen Gunsten zu nutzen?

                Die Frage ist offen und in der Praxis notorisch unbeantwortet. Auch Herr Kurz scheint mir weder die Antwort zu sein noch sie zu kennen. Er weiß nur, was er gerne für Füllhörner über seinen lieben Mitmenschen ausschütten würde. Wo die Manna herkommen soll, die die Füllhörner dauerhaft schüttfähig hält, weiß er am langen Ende genau NICHT.

                • @Normalo:

                  Dann wirst auch du nicht die Antwort auf diese Frage wissen. Besonders nicht mit solchen Bedingungen, die Tautomerie voraussetzen, anderenfalls ist die Antwort nicht gültig.

                  Wenn dann der Ansatz lauten muss, dass der Markt das schon irgendwie regelt, weil hey wir haben Wohlstand erreicht, dann ist auch diese Sicht mager. Unser Wohlstand existiert nur, wenn andere Völker bluten müssen oder Ressourcen überfischt, überdüngt, oder sonst wie überbraucht werden.

                  • @Troll Eulenspiegel:

                    Natürlich habe ich die Antwort nicht. Wenn Sie jemand suchen, der sie kennt und sich auch in der Lage sieht, für denjenigen zu sprechen, der es wirklich objektiv Alles besser weiß, fahren Sie nach Rom. Da steht so eine verdammt großen Kirche mit einem unbequem hoch montierten Stuhl an der hinteren Wand...

                    Sollte Ihnen diese Prämisse etwas windig vorkommen, bleiben nur irdische Formen der Bemessung. Und da ist aus meiner Sicht der Markt siche rnichtd ie einzig richtige, ABER nach bisheriger Empirik die am wenigsten schlechte und wohl auch und gerade unter demokratischen Bedingungen haltbarste (wobei auch die Demokratie allenfalls den Status der "am wenigsten schlechten" Staatsform verdient).

                    Was der Markt besser kann als alle anderen mir bekannten Systeme, ist Potenziale zu mobilisieren, für die es MEHR Motivation braucht als morgens aufzustehen. Sein zweiter Vorteil ist ein recht flexibles Verhältnis zwischen Potenzialen und Bedürfnissen, das eine gegenseitige Anpassung der beiden fördert.

                    Er hat wahrlich auch den Riesennachteil, zur Ausbeutung menschlicher und natürlicher Ressourcen zu neigen. Aber: Welches mit echten Menschen funktionsfähige System hätte den NICHT?

  • "Berlin haben einzelne Abgeordnete damit schon angefangen, Teile ihres Gehalts systematisch in Sprechstunden direkt an Menschen in Notlagen zurückzugeben."

    Warum geben nicht auch einfache Mitglieder Teile ihres Gehalts systematisch an Menschen in Notlagen?

    Wenn nur Abgeordnete dies machen ist das für mich pures Marketing.

    • @Rudolf Fissner:

      Wahrscheinlich, weil das Einkommen einer Abgeordneten naturgemäß deutlich höher ist als das der meisten Mitglieder der Partei. Und weil es Bestandteil der Fraktionsvereinbarung der LINKE ist.

      • @Ijon Tichy:

        Es wird auch Mitglieder geben, die ein noch höheres Einkommen als Abgeordnete haben. Das liegt in der Höhe von Abteilungsleitern.

        Zudem kann der "Teil des Gehalts" auch an die Höhe des Gehalts angepasst werden, so dass jedes Mitglied systematisch mit im Boot ist, wennMenschen in Notlagen geholfen wird.

        • @Rudolf Fissner:

          Sie könnten das auch machen und müssten dafür noch nicht mal Mitglied der Linken werden. Aber das ist natürlich mit mehr Einsatz verbunden, als anderen, die so etwas machen, vorzuwerfen, sie machten es aus Marketingzwecken.

          • @Pflasterstrand:

            Danke. Ich verstehe nicht, dass RF das nicht selbst bemerkt. Wann immer jemand um die Ecke kommt und etwas halbwegs schlaues sagt, kommt irgendein Troll und schreit Heuchelei.

            Damit auch ja alles beim alten bleibt.

            • @derzwerg:

              Na na. Die Abgeordneten der KPÖ geben schon eine Menge ab. Da kommt man auf ein Nettogehalt von roundabout 2.500 Euro.

              Da können sich viele Mitglieder der KPÖ schon eine fette Scheibe von ihrem eigenen Gehalt abschneiden statt nur Abgeordnete aus Marketingzwecken vorzuschieben.

              Oder wollen Sie Sie das der Kommunismus an den Türen des Parlaments bereits verendet?

              • @Rudolf Fissner:

                Nein, aber ich "will nicht", dass gute Ideen fürs Zusammenleben mit irgendwelchen ad hominem Argumenten abgelehnt werden.

          • @Pflasterstrand:

            Mache ich auch. Das machen viele Menschen in Deutschland. So besonders ist das nicht.

            Nur die allermeisten gehen nicht damit hausieren, dass sie oder ihre Abgeordneten so etwas machen und benennen die paar Überweisenden auch noch als etwas großartig "systematisches"

            Erst wenn alle Parteimitglieder das machen, dann könnte man Wow! sagen.

            • @Rudolf Fissner:

              vielleicht machen das die abgeordneten der KPÖ ja auch und gehen auch nicht damit hausieren.

              aber der unterschied zwischen dem, was "viele menschen in deutschland machen" und der praxis aller KPÖ-abgeordneten, ihr abgeordnetengehalt auf einen facharbeiter*innenlohn zu reduzieren, der sollte ihnen doch eigentlich einleuchten. da geht es ja v.a. darum eine staatliche alimentierung zu vergesellschaften, indem sie dort investiert wird, wo der soziale bedarf besonders dringlich ist.

              warum Sie glauben, dass lohnabhängig beschäftigte mitglieder der kpö systematisch einen teil ihres gehalts (sprich: der reproduktionskosten ihrer arbeitskraft) abgeben sollten und dann wäre es so was wie kommunistische praxis, verstehe ich offen gestanden nicht. kommunismus hat doch die vergesellschaftung des mehrwertes gesellschaftlicher arbeit zum ziel.

  • Mir fällt auf, dass bei den konkreten Beispielen, die Kurz für die Arbeit der KPÖ bringt, das Wort "Klima" nicht vorkommt. Auch bei seinen eigenen Vorschlägen für die Linkspartei, die Menschen zu erreichen, nennt er dieses Thema nicht. Das dürfte daran liegen, dass für die Gruppen, um die Kurz sich in der Tradition der Linken kümmern will, der sog. Klimaschutz nicht gerade prioritär ist, um es zurückhaltend auszudrücken. Die "ökologisch-linke Innenstadtklientel" wird sich noch wundern, wenn die Linkspartei versuchen sollte, die Vorschläge von Kurz umzusetzen. Als die Linkspartei in Ostdeutschland noch als "Kümmererpartei" auftrat, hat sie das Thema "Klimawandel" weitgehend den Grünen überlassen. Das hat Gründe. Die "Arbeitenden und Prekären" sind größtenteils nicht dazu bereit, sich noch weiter einzuschränken, um die Welt vor dem Klimawandel zu retten.

    • @Budzylein:

      Die sind auch nicht das Hauptproblem beim Klima. Das sind schon eher die Reichen.

    • @Budzylein:

      Sie haben die Antwort selbst gegeben … und wenn es in der Bürgersprechstunde um Alltagssorgen geht, wie man beispielsweise den Rest des Monats finanziell überhaupt noch über die Runden kommen soll, dann ist das Thema halt die kaputte Waschmaschine, nicht die Rettung des Weltklimas.



      Über die Zusammenhänge reden wir später, wenn das Vertrauen der Bürger und die Verlässlichkeit in die Politik wieder hergestellt sind … seltsam, dass ausgerechnet Kommunisten uns solche Binsen erklären müssen.

  • "Nein, die Macht muss real in den Händen der Menschen sein, nicht in denen eines Politbüros, aber auch nicht in denen der Konzernetagen und Kapitaleigner."

    --> Wie leicht dem Mann seine Lüge fällt. Er ist - eigener Aussage nach - Kommunist. Jeder Kommunist ist per Definition ein Anti-Demokrat. Denn der Grundstein des Kommunismus ist nach seinem eigenen Erfinder die Diktatur.

    Marx schrieb, dass das Herrschaftssystem der Bourgeoisie überwunden werden müsse durch die Diktatur des Proletariats. Der Kommunismus will also - von der Struktur her - ein Gewaltsystem durch ein neues Gewaltsystem ersetzen. "Die Macht in den Händen der Menschen" ist daher nichts anderes als eine dreiste Lüge, um der Bevölkerung den Weg in die eigene Knechtschaft schmackhaft zu machen.

    • @Kriebs:

      Genau! Bekanntlich wusste das seinerzeit ja schon Frau Rechtsanwalt Margot Rosenthal:



      „Kommunismus ist, wenn alles kurz und klein geschlagen wird. Die Kommunisten wollen uns alles wegnehmen, wo man sich Stück für Stück so mühsam zusammengekauft hat. Arbeiter muss es natürlich geben, und man soll sie natürlich auch anständig behandeln. Am besten ist es, wenn man sie nicht sieht.“



      www.zeno.org/Liter...ze+der+Bourgeoisie



      Auf etwa diesem Niveau bewegt sich auch Ihre Argumentation.

      • @Abdurchdiemitte:

        Außer Polemik hat Ihr Beitrag keinerlei Substanz.

        Wo bleibt denn die Auseinandersetzung mit Marx und seiner eigenen Aussage man müsse den Kapitalismus überwinden durch die Diktatur des Proletariats, also die Überwindung der Demokratie durch Diktatur. Kein Wort dazu.

        Bleibt die klassische Frage: Wo hat denn eine kommunistische Demokratie jemals funktioniert?

  • Herrlich, dass in dem Interview sofort aufgezeigt wird, wie der Mensch dann doch nicht verzichten möchte. Dann musste es schon die schönere Wohnung in Berlin sein. Die nimmt man dann auch gerne anderen Leuten weg. In der schlechteren Wohnung kann dann gerne jemand anderes wohnen. Eine Geschichte genauso alt wie die Ideologie, die angeblich vertreten wird.

  • Ich halte es für äußerst fragwürdig , dass das mit der Linkspartei klappt. Für jemanden wie Elke Kahr in Graz ist "das Kümmern" oder anders gesagt: die politische Sozialarbeit Teil ihrer DNA, ihrer Identität. Sie ist zudem jemand aus der Arbeiterklasse. Das sieht in der Linkspartei ganz anders aus. Ich war dort vor vielen Jahren noch Mitglied und bin ausgetreten, weil es immer nur um die Zuarbeit zum Stadtparlament ging , zudem hier bürgerliche Linkssozialdemokraten vorgaben, wo es lang zu gehen, und was unter den Tisch zu fallen hat. Der Marxismus und Klassenpolitik spielten überhaupt keine Rolle. Und als man dann auf die Erfolge (z.B.) der KPÖ aufmerksam wurde, wurde politisches Community-Organizing, Sozialberatung, das "sich Kümmern" lediglich zu einem zusätzlichen Gimmick - der Sozialklimbim sollte auch nen paar Stimmen bringen. Es geht aber nicht um Taktik, Methoden, Strategien, sondern um Identität, um das eigene Selbstverständnis: verstehe ich mich als Marxist im Klassenkonflikt, in dem ich mich zu verhalten habe oder als soziales Anhängsel bürgerlicher Politik. Selbstverständnis und Sozialstruktur der Bürokratie der Linkspartei stehen dem Genossen Kurz da entgegen.

    • @Kartellmedien sind prima:

      Ja, das ist richtig. Die soziale Zusammensetzung der LINKEN-Mitglieder ähnelt ein bisschen jener bei den Grünen. Die LINKE-Partei ist deshalb nicht zufällig sozialdemokratisch/reformistisch und nicht sozialistisch/vergesellschaftungsorientiert ausgerichtet.

      Ich hatte schon mal geschrieben, dass eine linke Partei ohne die engstmögliche Verbindung mit fortschrittlichen Basisbewegungen keine linke Partei sein kann, sondern bestenfalls sich bestenfalls so nennen kann.

      Die Parteispitze kann man schnell austauschen, die Mitgliedschaft nicht.

      Es gibt aber in der Bevölkerung viele tausende von Menschen, die eine neue linke Partei von unten aufbauen könnten. Nur sind die oft entweder in Basisbewegungen aktiv oder gar nicht organisiert.

  • Aus der berliner Bubble raus liest sich immet alles ganz toll, progessiv usw. Es wird immer von den ganz großen Dingen schwandroniert, auch wenn sie nicht falsch sind, doch realpolitisch einfach nicht umsetzbar. Leute die am Prenzelberg kluge Sachen schreiben haben leider keine Ahnung davon wie es auf der Straße wirklich ist und welche Probleme die Menschen umtreiben. Ob mit oder ohne Migrationshintergrund. Menschen aus der Bratwurst und Döner Kaste werden leider nie selbst gefragt was man ändern könnte. Das ist DAS Hauptproblem der linken heute.

  • "Wir haben den Anspruch, die Interessen der 99 Prozent zu vertreten."

    Dazu müsste der Herr aber mal das Einkommen bzw. das Vermögen des zweiten Prozentsatz der Wohlstandspyramide betrachten. Diese Menschen - und hier handelt es sich inkl. Grundbesitz bereits um Millionäre - darf also nicht höher belastet werden.

  • Wenn die Linke agiert wie die KPÖ ist ihr langfristiger Erfolg sicher.

  • Die KPÖ macht ein gutes Stück vor, was es bedeutet im 21. Jahrhundert linke Politik zu machen.

    1. Ein klares Menschenbild, dass von der Würde aller Menschen ausgeht und auch und vor allem die abgehängten Menschen, als ebenbürtige gesellschaftliche Subjekte ernst nimmt.

    2. Deutlich benennen, dass eine liberale Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, die auf Wettbewerb als Ordnungsprinzip setzt, immer Ungleichheiten (re-)produziert und so die Voraussetzungen für Armut, Konflikte und Kriege schafft.

    3. Die Ist-Situation akzeptieren und da ansetzen, wo sich Utopien solidarischer Gemeinwirtschaft und kooperativen Handelns mit Breitenwirkung trotz oder gerade wegen der dominanten Wettbewerbsordnung realisieren lassen.

    4. Die realen Probleme der Menschen vor Ort mit anpacken, anstatt auf großer Bühne über zukünftige Parteilinien, die Probleme der Welt zu diskutieren oder einfache Lösungen anzubieten. Das machen andere Parteien schon (besser?).

    Die Revolution kann warten. Die Menschen (und die Umwelt) können es nicht.

    • @Stoersender:

      Sehr interessante Gedanken!



      Dazu fällt mir noch ein, ob die bisherigen Begrifflichkeiten wie "Linke", "kommunistisch", "anti-kapitalistisch" nicht überholt und kontraproduktiv sind, d.h. sie erzeugen bereits bei ihrem "Anblick" Widerstand.



      Wäre es nicht sinnvoller, von "Humanismus", "Menschfreundlichkeit", oder ähnlichem zu sprechen?

      • @Karl Theurer:

        Dieser Diskurs ist in Effekt-Folge grosser Irrtum. Gleichzeitig Bedingung defensiver Grundhaltung linker Wette auf Zukunft der Menschheit, der Erde auf der sie lebt.

        "Links", "Linke" ist vor allem lange Tradition, lange Welle Geschichte, Kämpfe, Siege, Niederlagen, Fortschritt, Rückschritt.

        Es ist zu unterscheiden zwischen den Hoffnungen, Forderungen, Bedürfnissen, die sich unter dem -von mir aus..."Label" - in Wahrheit aber ja: der Organisation "linken Willens, linken Entwurfs, linker Praxis" sammelte



        und dem was die damit betrauten und geschaffenen Strukturen-Parteien-Herrschaften aus diesen Zielen und Hoffnungen machten.



        Daran gibt es sowenig zu beschönigen, wie an der Tatsache, dass der Kapitalismus nicht anders kann, als Gewinne zu privatisieren, Verluste zu sozialisieren.



        Während Planwirtschaft am Richtigen scheiterte: Soziale, sozialisierende Volkswirtschaft, die zudem nicht die Erde in falschen Wachstums- und Rendite-Zwang verbrennen muss.

        Wieso sollte ich mich nicht in langer Tradition sozial-sozialisierend-demokratischer Emanzipationsbewegung sehen und begreifen wollen. Sie waren und sind "links": Dem Besten was viele vor einem selbst in ihrer Zeit erreichten.

        • @Elise Hampel:

          "Dieser Diskurs ist in Effekt-Folge grosser Irrtum. Gleichzeitig Bedingung defensiver Grundhaltung linker Wette auf Zukunft der Menschheit, der Erde auf der sie lebt."



          Es tut mir leid, aber ich kann Ihre Worte nicht in eine für mich verständliche Sprache übersetzen.



          Ich vermute, das geht nicht nur mir so. Möglicherweise ist genau dies der Unterschied zu dem, was Georg Kurz vorschlägt und mit dem er die Menschen für seine Ideen gewinnen will

      • @Karl Theurer:

        Darauf habe ich in anderen Kommentaren schon hingewiesen: Die Links-Rechts-Topographie des Politischen war schon immer falsch und nur aus dem Zufall der Sitzordnung in historischen Parlamenten entstanden. Genau so falsch und irreführend ist die Hufeisentheorie. Problematischer als die sog. Extreme ist die liberale Mitte, die die Wahlrepublik als Demokratie verkauft und Marktwirtschaft statt Konvivialität will. Die Linke und Medien, die etwas zur Bildung im Sinne der Aufklärung beitragen wollen, sollten gängige Begrifflichkeiten hinterfragen und korrigieren.

  • Man kann auf die Weltrevolution warten oder einfach für einen größeren Anteil am real existierenden Kapitalismus kämpfen.



    Wohltuend auch, dass es nicht gegen rechts geht, sondern gegen die oben.

    • @Wee:

      „Wohltuend auch, dass es nicht gegen rechts geht, sondern gegen die oben.“



      Ja, dann reihen Sie sich halt in die Röhm-NSDAP oder die Höcke-AfD ein. Ich denke, Sie haben da gründlich was missverstanden.



      War Friedrich Engels nicht Kapitalist? Und gilt der antifaschistische Kampf nicht auch den rohen proletarischen Braunhemden unserer Zeit?

    • @Wee:

      Vielleicht liegt der Erfogsschlüssel aber auch darin, dass man sich nicht gegen jemand (- die da oben - ) positioniert, sondern für jemand.



      Damit würde man nicht Feindbilder aufbauen, sondern sich Freunde schaffen, die dann im besten Falle die Position als ihre eigene annehmen und mitagieren.

      • @Karl Theurer:

        Ich glaube nicht, dass ein sich nicht gegen Jemand zu positionieren dazu führt sich keine Feinde, sondern sich Freunde zu schaffen.



        Ich bin eher davon überzeugt, dass sich das gegen Jemanden zu positionieren, deshalb falsch ist, weil - von wenigen heroisch-heldenhaften Einzelnen abgesehen - die übergroße Mehrheit der Bevölkerung einem auch mit Worten ausgetragenen Kampf skeptisch bis ablehnend gegenüber steht (vermutlich, weil sofort bei jeder und jedem Einzelnen die Frage aufgeworfen wird, was sie/er verlieren könnte, wenn der Kampf verloren geht). Da spielt auch die Erfahrung mit hinein, dass letztendlich doch immer die Reichen und Vermögenden gewinnen, obwohl wir eigentlich die besseren Argumente haben ("Geld regiert die Welt"), und dass am Ende wir "auf der Strecke bleiben".

        • @Der Allgäuer:

          Mein Gedanke ist eher, dass ich nicht gegen jemand kämpfe, sondern mich für jemand engagiere und einsetze.



          Das ist m.E. auch in der Motivationslage ein großer Unterschied. Für mich, aber auch in der Außenwirkung.

  • Ich wünsche ihm wirklich viel Erfolg, zweifele allerdings daran. Die Linke (Partei) ist einfach zu festgefahren, um das zu replizieren, was im Grunde die Grazer KPÖ in ihrer Stadt vollbracht hat...