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Entwicklung der Pandemie in DeutschlandWer stoppt die zweite Coronawelle?

Simone Schmollack
Felix Lee
Kommentar von Simone Schmollack und Felix Lee

Ist es an Deutschlands Bürger*innen oder an der Politik, einen zweiten Lockdown zu verhindern? Zwei Taz-Autor*innen sind unterschiedlicher Meinung.

Sperrstunde in Berlin: zwei Polizisten im Einsatz als Erzieher Foto: Christophe Gateau/dpa

Die Gesellschaft

D ie Gesellschaft ist gefragt, etwas zu unternehmen, nämlich uns so verhalten, wie es uns der klare Menschenverstand auferlegt. Statt monatelang darüber zu diskutieren, ob wir mehr oder ­weniger Restriktionen, Beherbungsverbote und Restaurantschließungen brauchen, sollten wir uns so verhalten, dass kein neuer Lockdown nötig ist. Die meisten hierzulande verhalten sich auch so. Und doch debattieren Politiker*innen und Ge­sund­heitsexpert*innen über weitere Einschränkungen.

Für so manche Menschen, die einen Großteil ihres Lebens in der DDR verbracht haben, muss das anmuten wie aus einer vergangenen Zeit. Zu wach noch sind die Erinnerungen an die politische Elite in der DDR, die „für das Volk“ entschieden hat: Was ist richtig, was ist falsch? Vertrauen in die Entscheidungsfähigkeit der Bürger*innen gab es nicht.

Und zu wach mögen jene Zuschreibungen sein, die Ostdeutsche zuhauf nach der Wende erfahren haben: Die warten auf Ansagen, was sie tun sollen, von allein kommen die doch nicht aus dem Knick. Doch. Menschen kommen von allein aus dem Knick. Das zeigt sich in Krisenzeiten besonders deutlich. Und das erleben wir jetzt: Die meisten verhalten sich vorbildlich. Es geht schließlich um ihre eigene Gesundheit, um das eigene Leben – und um die eigene Freiheit. Freiheit, die alle aktiv gestalten sollten.

Damit ist mitnichten jener diffuse Freiheitsbegriff der Coronaleugner*innen gemeint, sondern die Freiheit in die eigene Verantwortlichkeit: Maske tragen, keine Tanzpartys und Massenaufläufe, Hygienestandards … Nicht der Staat ist für die Gesundheit der Menschen zuständig, sondern jede und jeder einzelne selbst. Der Staat sollte vielmehr dafür sorgen, dass das Gesundheitssystem gut ausgestattet ist, er sollte vor Risiken warnen und dafür sorgen, Umweltschädigungen zu vermeiden.

Der Staat verbietet ja auch nicht das Rauchen und Trinken, er verordnet keinen Sport und bahnt keine Ehen an, damit die Menschen nicht in Einsamkeit sterben. Dafür müssen sie selbst sorgen. Diese Selbstverantwortung sollte auch in einer Pandemie selbstverständlich sein. Simone Schmollack

Kanzlerin Merkel am 14. Oktober nach dem Treffen mit den MinisterpräsidentInnen Foto: Stefanie Loos/reuters

Die Politik

Die Politik ist gefragt, über klare Maßnahmen zu entscheiden, weil die Minderheit der Unvernünftigen nicht auf freundliche Appelle hört. Die Unvernünftigen sind jedoch der Schlüssel dafür, diese Pandemie zu stoppen. Die große Mehrheit der Bürger:innen hat sich bislang richtig verhalten. Sie hält sich an das, was die Wissenschaft ihnen geraten hat: Masken ­tragen, Hände waschen, häufiges Lüften und viel Abstand halten reichen völlig aus, um seine Verbreitung zu stoppen.

Wenn sich alle daran halten würden, dann wäre das Virus unter Kontrolle. Doch genau das passiert nicht. Eine Minderheit meint zu glauben, Covid-19 stelle für sie keine Gefahr dar. So verständlich es ist, dass sie die Einschränkungen leid sind und nur ungern auf ihren wohl verdienten Herbsturlaub verzichten mögen – hier geht es um den Schutz fast der Hälfte der Bevölkerung. Nicht weniger als 40 Prozent der Deutschen gehören zur Risikogruppe.

Sie sind entweder über 60, sie rauchen, leiden unter Vorerkrankungen oder Übergewicht. Und auch das Ärzte- und Pflegepersonal ist qua Tätigkeit gefährdet. Sie alle gilt es zu schützen. Die Zeit drängt. Erneut befinden wir uns inmitten der exponentiellen Phase. Sollte es in den nächsten zwei Wochen nicht gelingen, sie zu stoppen, droht auch hierzulande die Pandemie außer Kontrolle zu geraten.

So hart es ist: Kneipen, Clubs, Bars und Restaurants, in denen die Abstandsregeln nicht eingehalten werden können, gehören geschlossen, ebenso Fitnessclubs und Kultureinrichtungen, die kein umfangreiches Belüftungskonzept vorweisen können. Ordnungsämter sollten sowohl gegen Großfeiern vorgehen als auch gegen Massenansammlungen, auf denen keine Masken getragen werden. Und Reisen? Infektiologisch bringen Beherbungsverbote wenig. Dennoch geht um die Signalwirkung.

Wenn keine dringende Notwendigkeit besteht, ist jetzt nicht die Zeit, zum Vergnügen quer durch die Republik zu reisen. All das sollte auf drei Wochen befristet sein. Sobald das exponentielle Wachstum gestoppt ist, muss rasch wieder gelockert werden. Auch dafür trägt die Politik die Verantwortung. Felix Lee

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
Felix Lee
Wirtschaft & Umwelt
war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.
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52 Kommentare

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  • Es geht nicht mehr darum, einen Shutdown zu vermeiden. Das ist Illusion. Dafür sind die Zahlen und vor allem das Wachstum zu hoch.



    Das Tracing kommt an seine Grenzen. Der Virus überlebt im Kühlen 20 Mal länger in der Luft als bei warmen Temperaturen. Da wird auch eine frühere Sperrstunde nicht reichen.



    Daher werden wir länger als im März warten und die zweite Welle wird in Europa deutlich schlimmer als die erste Welle werden. Dass die Zahlen in Deutschland gegenüber dem Ausland etwa 2-3 Wochen hinterherhinken, kann dazu führen, dass die Ernsthaftigkeit der Gefahr vielleicht doch noch verstanden wird.



    Wer die Infektion laufen lässt, riskiert ca. 200.000 Tote. Das ist relativ unabhängig von der Sperrstunde und nicht das Ende der Welt, aber eben doch vermeidbares großes Unglück.

    • @Velofisch:

      Wissenschaftlich fundierte Quellen?

      • @Long John Silver:

        "Wissenschaftlich fundierte Quellen?"

        Sie sind ja lustig, die Studien sind bereits am entstehen! Vielleicht hilft Ihnen da ja die Realität weiter, in den USA gibt es gerade 8 Millionen infizierte bei ca. 200.000 Todesfälle, jetzt können Sie selbst darüber entscheiden ob das Szenario in Ihren Augen auch bei uns möglich wäre!

  • 8G
    89598 (Profil gelöscht)

    @Long John Silver



    Das stimmt, und es ist der Punkt, an dem man sich nicht wundern darf, wenn Leute diese Testpraxis als Anlass nehmen, an der Glaubwürdigkeit der Maßnahmen insgesamt und der Regierungslinie zu zweifeln. Die Kritik am PCR-Test ist mittlerweile so breit, dass ich mich fragen muss: Wird daran wider besseres Wissen festgehalten? Und an all dem, was dies impliziert - nämlich die Zahlen der Positiven derart ins Zentrum zu rücken?



    Liebe taz, ihr beckleckert Euch nicht gerade mit Ruhm, wenn ihr jeden Promi, wie Nena, aufgrund von Posts gleich in die Ecke des Gegners steckt, und ich muss sagen, ihr habt z.T. eine ganz schöne Schwarz-Weiß-Brille auf. Wer mal ein Video mit dem absolut seriösen Bhaki anschaut und sich klarmacht, dass seine Einschätzung keine Einzelmeinung ist, kommt ins Zweifeln. Die breite Öffentlichkeit und auch ein Medium wie die taz brauchen jedoch offenbar eine dichotome Entgegensetzung: Man ist pro oder contra. Dazwischen gibt es wohl nichts? - Ich selbst bin weit entfernt von irgendwelchen Manipulations-Thesen. Aber leider verstehe ich inzwischen Menschen, die sich offenbar aus Hilflosigkeit und nicht bewältigter Angst, hintergangen zu werden, dem Corona-Skeptiker*innen-Lager anschließen.



    Und an mir selbst habe ich festgestellt, dass mir die rationale Kritik am PCR-Test, zusammen mit der Einschätzung kritischer WissenschaftlerInnen, tatsächlich ein Stück weit die Angst genommen hat.

    Ja, und ich komme zu dem Schluss, dass die Corona-Politik tatsächlich mindestens psychologisch unverantwortlich ist.

    • @89598 (Profil gelöscht):

      Ja, ich würde mich freuen, demnächst auch mal einen wohl differenzierten Artikel zur Bewertung von PCR-Testergebnissen in der TAZ lesen zu können.

      Vielleicht mag sich mal ein Redakteur bei den Kollegen auf der anderen Seite des Atlantiks ein paar Inspirationen holen:

      www.nytimes.com/20...virus-testing.html

  • Vielleicht sollten wir uns lieber mal über die Qualitätssicherung beim Testen und Melden unterhalten. Die Begriffe "positiv getestet", "infektiös" und "krank" sind nämlich keinesfalls Synonyme.

    Die Kollegen von der SZ haben sich eingehender mit der Thematik beschäftigt:

    www.sueddeutsche.d...tsaemter-1.5057646

    • @Long John Silver:

      Danke für den Hinweis und Link!

  • Danke Frau Schmollak!

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - merkt an -

    “ Wie verzweifelt muss der französische Staatspräsident sein, wenn er jetzt, da die Krise wieder Fahrt aufnimmt, "Wir schaffen das!" zitiert. Es zeigt sich doch soeben auch in DE, dass dieses "politische Programm" auf Dauer nicht ausreicht. Föderalismus hin, Zentralstaat her.“

  • Die Industriearbeitsplätze bleiben mal wieder unerwähnt.

  • M.E. wird der rechtliche Grund vergessen, der für staatliche Maßnahmen spricht.

    Sollte jemand im Sommer eine Reise gebucht haben (es sah ja auch alles gut aus) und er möchte jetzt aus der Vernunft heraus verzichten, hat er keinen Grund zur Stornierung. Das mag den Hotelbesitzer freuen, da er das Geld bekommt. Es dürfte aber dazu führen, dass viele ihren Urlaub antreten, da sonst nicht nur die Urlaubstage fehlen, sondern auch noch das Geld. Verbietet der Staat die Reise, bekommt er das Geld zurück. Dies belastet ohne Zweifel den Hotelbesitzer. Im Hinblick auf den Gesundheitsschutz wäre das aber der effektivere Weg.

  • ich habe noch nicht verstanden, warum ein Alkoholkonsumverbot vor Ansteckung schützen soll. und das dann auf bestimmte Zeiten.

    • @nzuli sana:

      Weil unter Promille sich die Leute in den Armen liegen.

    • @nzuli sana:

      Ging mir anfangs auch so. Die Erklärung ist, je mehr Alkohol getrunken wurde, desto hemmungsloser bzw. unkontrollierter werden die Leute. Die zeitliche Reglementierung begrenzt einfach den Zeitraum, in dem gesoffen werden darf, in der Hoffnung, dass die konsumierte Menge dann geringer ist.

  • Es war schon immer so: Mit Sanktionen versehene Regeln braucht es nur der Unvernünftigen wegen.

  • Schon wieder DDR-Vergleiche, ich kann es nicht mehr lesen. Die gegenwärtigen (soften) Pandemiemaßnahmen haben nichts gemein mit ein Regime mit Stacheldraht- und Minenfeldgrenze, politischen Gefangenen, Internierungslisten, exmatrikuliuerten Studenten, kleinbürgerlicher Regelierungswut (bis dahin welche Plastetüten, Jeanssorten und Haarlängen in der Schule getragen durften), Durchmilitarisierung und massiver intellektueller Einschränkungen und Zensur. Frau Schmollack sollte dringend Geschichtsunterricht nehmen, z.B. die Havemann-Gesellschaft in Berlin wird ihr bestimmt gern weiterhelfen.

  • Irgenwie sieht es doch fast so aus, als würde sich dieses Virus verbreiten, egal was wir machen... Oder?

    • @Bibi Blocksberg:

    • @Bibi Blocksberg:

      Der PCR-Test weist lediglich charkteristische Bruchstücke des Viruserbguts nach, die nach einer bestimmten Anzahl Vervielfältigungszyklen sichtbar gemacht werden können:

      "Ct-Wert

      Ct steht für threshold cycle und ist eine theoretische Größe in der PCR-Analytik. Der Ct-Wert zeigt, ab welchem Zeitpunkt im Laufe der zyklischen Amplifikation ein verlässliches Messsignal vorliegt: je niedriger der Ct-Wert, umso höher die Menge des Zielgens (entsprechende Nukleinsäure) und damit an Viruspartikeln. Und umgekehrt zeigt ein hoher Ct-Wert eine niedrige Nukleinsäuremenge und möglicherweise einen geringen Virustiter an.

      Der Ct-Wert sagt nichts über die Infektiosität aus. Studien korrelierten einen hohen Ct-Wert (>30) mit einer geringen Anzuchtrate des Virus. Zusätzlich wird der Ct-Wert aber auch maßgeblich von der Präanalytik wie Abstrichort, Qualität des Abstrichs und Transportzeit beeinflusst."

      Quelle: www.bioscientia.de...et-pcr-und-ct-wert

      Kurzgefasst: Ein positiver PCR-Test ist nicht gleichbedeutend mit der Infektiösität einer getesteten Person.

      • RS
        Ria Sauter
        @Long John Silver:

        DANKE für diese Info.Habe ich schon mal gelesen wird aber eigenartigerweise nicht so publiziert.

        • @Ria Sauter:

          Genau hier liegt die Verantwortung der Medien, Material, das z.B. vom RKI im "Fachchinesisch" publiziert wird, für die Allgemeinheit gutverständlich aufzubereiten.

          Oder ist es etwa die alleinige Verantwortung eines jeden mündigen Bürgers, sich durch die Bemerkungen des RKI zur Interpretation von Laborergebnissen selbst durchzuarbeiten?

          Zur Leseprobe:

          www.rki.de/DE/Cont...c13490982bodyText8

    • @Bibi Blocksberg:

      ...aber auch nur "fast"!



      Liegt's vielleicht am nicht ausreichend genauen Hinschauen?

  • @ Fr. Schmollack:



    Sie schreiben:"Der Staat verbietet ja auch nicht das Rauchen und Trinken, er verordnet keinen Sport und bahnt keine Ehen an, damit die Menschen nicht in Einsamkeit sterben."



    Mir scheint, Sie denken etwas oberflächlich. Denn was das Rauchen anbelangt, möchte ich Ihnen die Frage stellen, ob Ihnen schon einmal aufgefallen ist, in wievielen Kneipen nicht mehr geraucht werden darf. (Liegt möglw. aber auch an Ihrem Alter, das Sie nicht wissen(können), wie es sich damit vorher verhalten hat.) Ähnlich verhält es sich mit der Werbung für Zigaretten z.B. im Fernsehen.



    Beides Bereiche, wo der Staat regulierend eingegriffen hat!



    Über das Rauchverbot in Restaurants bin ich übrigens persönlich sehr froh.



    Auch Sport schreibt der Staat- in m.E. vernünftigem Maße - in Form von Mindeststunden im Stundenplan der Schüler vor!



    Gerne würde ich mich Ihrem positiven Menschenbild anschließen, aber meine Lebenserfahrung von 5 Jahrzehnten lehrt mich leider etwas anderes. Vielleicht sollten wir uns noch mal in 10 Jahren über dasselbe Thema unterhalten - bin gespannt, ob Ihre Ansichten und Aussagen sich dann immer noch so darstellen werden.

  • "Wenn sich alle daran halten würden, dann wäre das Virus unter Kontrolle."

    genau das glaube ich nicht, es ist der Herbst, der eine allgemeine Verhaltensänderung bewirkt, und Viren profitieren davon.



    Solange auf der Arbeit in der Schule im Bus und Bahn viele Menschen lange aufeinander treffen, gibt es ausreichend Ansteckungsmöglichkeiten. Das lässt sich nicht ändern und soll sich auch nicht ändern.



    Es war fatal, das im Sommer nicht aktiv vorgeplant wurde, Prinzip Hoffnung äh Lüften soll es richten.



    Das Eindreschen auf die Jugend auf Partygänger hat typische Symptome einer Schuldsuche. Partys mögen eine Rolle spielen, sind aber bei weitem nicht der Grund. Partys gab es im Sommer auch schon.

    • 1G
      15797 (Profil gelöscht)
      @nutzer:

      @NUTZER, nein, es wäre nicht vorbei. Es werden zu viele einfach nach Hause geschickt, ignoriert. Da ist bei dieser Masse sicher mindestens eine(r) dabei, der da ignoriert und weiter verteilt. Beiden viele Massnahmen, auch bei de unsinnigen, die sind ja auch so aufgestellt, dass da immer mindestens eine(r) noch anstecken kann

    • @nutzer:

      Da scheinen Sie aber in der Minderheit zu sein mit Ihren Erkenntnissen. Dabei liegt es ziemlich auf der Hand: In dem Maße, wie wir unseren Bewegungsradius im Frühling eingeschränkt haben bzw. durch Maßnahmen eingeschränkt wurden, gingen die Zahlen zurück. Und ab dem Zeitpunkt, ab dem wir wieder mehr unterwegs waren, gehen die Zahlen wieder hoch. Das war schon ab Juli der Fall, nur hat es da niemanden interessiert, weil die Ausgangsbasis des Wachstums sehr klein war. Und mit "wir" meine ich uns alle.

  • Mit Entweder - Oder kommen wir nicht weiter, beides muss wie ein Zahnrad ins andere zusammen greifen. Die Politik setzt die gemeinsamen Regeln und die Bürger richten sich auch dann danach, wenn es nicht explizit in einer Verordnung oder in einem Gesetz steht.

  • Wieso "oder"? – Beide zugleich! Pareto-Prinzip: Die große Mehrheit handelt weiterhin vernünftig und rücksichtsvoll, und die unvernünftige und rücksichtslose Minderheit wird sanktioniert. Beides zugleich.

  • 0G
    09139 (Profil gelöscht)

    Beispiel öffentlicher Nahverkehr:



    Ich muss sagen, es ist unmöglich, dass so wenig die Einhaltung der Maskenpflicht kontrolliert wird.



    Ich werde nicht mehr mit der U-Bahn fahren, wenn ich dort in fast jedem Wagen Menschen sehe, die die Mund-Nasen-Maske nicht korrekt anziehen.



    Ich sehe es auch nicht ein, dass ich als Kunde diese Menschen noch darauf ansprechen muss und gegebenenfalls noch bepöbelt werde und / oder eine total sinnlose Diskussion anfangen muss.



    Ich bin normalerweise kein Freund von Blockwart-Mentalität, aber es muss ja wohl gewährleistet werden, dass Arbeiter gesund und sicher die öffentlichen Bahnen benutzen können, um ihre Arbeit auch in Zukunft fortsetzen zu können.



    Des weiteren gibt es so viele Menschen, die auf die Bahn angewiesen sind, die zur Gruppe der Risikopatienten zählen und die zB aufgrund einer Gehbehinderung auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen sind.

    Ich fordere mehr Personal, mehr Durchsagen, konsequente Kontrollen, und weil es manche Leute anscheinend nur so verstehen:



    Strafe bei Nichteinhaltung. Am besten schon am Bahnsteig dauerhaft kontrollieren und die Leute gar nicht mehr mitfahren lassen, wenn sie die einfachsten Regeln nicht einhalten wollen.



    Als Kunde habe ich das Recht, sicher ihre Verkehrsmittel benutzen zu können.

    • @09139 (Profil gelöscht):

      Als Kunde habe ich aber auch das Recht, beim Vorliegen eines medizinisch indizierten Befreiungstatbestandes nicht von meinen Mitreisenden angepöbelt zu werden.

      Die dänischen Gesundheitsbehörden schreiben in ihren Covid-19 Informationen:

      "Please keep in mind that there may be a perfectly valid reason why someone is not wearing a face mask, and that the cause is not always visible."

      Quelle: www.sst.dk/en/Engl...fection/Face-masks

      • @Long John Silver:

        Meine Erfahrung aus dem medizinischen Bereich ist die, die chronisch Kranken (auch COPD) tragen so gut wie alle Masken wenns irgendwie geht, da sie selbst Angst vor einer Infektion haben.



        Die die ihre Nase raushängen lassen haben oft einfach keinen Bock.



        Natürlich gibts immer Ausnahmen.

        • @Opossum:

          Die medizinischen Kontraindikationen zum Tragen einer Maske können z.B. auch aus der dermatologischen oder psychotherapeutischen Praxis kommen. Wir sollten davon ausgehen, dass die Mehrzahl der Ärzte, die Atteste zur Maskenbefreiung ausstellen, dieses in verantwortungsvoller Abwägung zwischen dem Interesse der Allgemeinheit am Infektionsschutz und dem Interesse ihres Patienten an seiner Gesundung tun.

    • RS
      Ria Sauter
      @09139 (Profil gelöscht):

      Ihr letzter Satz stösst bei den Betreibern nicht auf offene Ohren.



      Ich bin ebenfalls auf den Bus angewiesen und habe auf diese Problematik hingewiesen.



      Getan hat sich nichts. Es kam eine Mail mit der genauen Beschreibung der umfassenden Reinigungsmethoden der Busse.



      Das hilft aber nicht und die Politik geht da nicht ran.



      Der Busfahrer lässt alle mitfahren und kümmert sich nicht darum.

  • 1G
    15797 (Profil gelöscht)

    Es ist schon lange zu spät. Der sogenannte Föderalismus hat Covid unkontrolliert eingeschleppt und verbreitet. Es hätte im März etwas Einigkeit innerhalb der EU benötigt und etwas Ar...h in der Hose, um die richtigen Massnahmen durchzudrücken. Entweder Deutschland begibt sich in (s)einen Vollkörperkondom oder es wird wie es wird.

    • @15797 (Profil gelöscht):

      Frankreich ist zentralistisch, hat denen auch nichts gebracht.

      • @FancyBeard:

        Frankreich ist schon länger nicht mehr zentralistisch.

      • 1G
        15797 (Profil gelöscht)
        @FancyBeard:

        ja, die Franzosen haben leider noch ein anderes Virus. Das heisst Macron.



        Ich lebe zentralistisch regiert. So ein Theater wie in Europa gibt es hier nicht. Allerdings stimmen auch die Vorgehensweisen und sind bekannt. Wer da aufzuckt, dummes Zeug macht oder redet, schreibt, wie europäische Politiker, der kann mit etwas Glück schon nach so 1 Stunde abgesiegelt und unterschrieben, sein Urteil lesen und dann während vieler Jahre Knast auch auswendig lernen.



        Die Regeln selbst sind klar, die kommen ueber verschieden Medien, SMS ..., bis hin zum letzten Obdachlosen. Selbst der Brand der Seife und die Menus und alles, kennt hier wirklich jeder - sowie die TO-DOs oder auch Verbote.



        Dafür haben wir ein normales Leben - nur eben Maskenpflicht an fast allen öffentlichen Einrichtungen. Wem da die Maske nicht passt, dann gibt es eine mit dem Baseballclub - und dann passt sie. Auch Fieber messen und/oder Desinfektion Gel werden an einigen Einrichtungen durchgesetzt.



        Bei uns gehen diese Regeln irgendwie nach Bevölkerungsdichte und Größe der Ortschaft. Die Gesetze selbst sind gleich, werden aber mit abnehmenden Risiko aber lockerer durchgesetzt. Nein, unsere Gerichte verhandeln Corona bezogenen Fälle nur von oben nach unten. Beschweren geht, aber erst NACH CORONA

  • "Diese Selbstverantwortung sollte auch in einer Pandemie selbstverständlich sein."

    Ja sollte,

    wenn es aber so wäre, würden die Zahlen nicht steigen und man hätte keine Hotspots... Ist leider so - Selbstverantwortung funktioniert nicht. Anders als Ameisen oder Termiten mag der einzelne Mensch clever und vernünftig sein. Als Masse ist er aber einfach nur dumpf und blöd.

  • Verhalten in Eigenverantwortung, das braucht informierte Entscheidungen.



    Ich denke, Aufgabe der Politik ist, diese Information gut und für alle verständlich zugänglich zu machen.



    Ich muss die Information aber auch hören oder lesen.:



    Bevor ich mir die Nase operieren lasse, muss der Arzt mich aufklären über Narkoserisiken und mögliche Wundheilungsstörungen, usw.



    Wenn ich das aktiv ablehne (Weiß ich eh schon alles oder will ich gar nicht wissen), dann trage ich das Risiko ohne Netz und doppelten Boden.



    Wenn ich mich mit Covid anstecke, weil ich das Wissen in den Wind geschlagen habe, absichtlich leichtsinnig war, bin leider nicht nur ich im Risiko, sondern auch meine Familie, meine Kollegen, meine Nachbarin, mein Freundeskreis, die Bäckereiverkäuferin und auch die, die mich im Krankheitsfall behandeln und pflegen.

  • "Für so manche Menschen, die einen Großteil ihres Lebens in der DDR verbracht haben, muss das anmuten wie aus einer vergangenen Zeit."

    Für alte Menschen, die ihre Jugend in Titos Jugoslawien verbracht haben, würde das auch anmuten wie aus einer vergangenen Zeit: nämlich 1972, als die letzte Pockenepidemie Europas beendet wurde, noch bevor sie voll ausbrach. Und zwar durch rigorose staatliche Maßnahmen.

    "Der Staat verbietet ja auch nicht das Rauchen und Trinken"

    Wer sich allein zu Hause die Leber kaputtsäuft und dabei 5 Packungen Caporal am Tag wegquarzt, schädigt sich allein. Covid-19 ist aber eine Infektionskrankheit. Ja, das ist offenbar nicht einfach zu verstehen, so ein hochkompliziertes Konzept wie "Ansteckung", aber so ist es nun mal.



    Der Staat verbietet übrigens den Verkauf von hartem Alk an Minderjährige, und unterbindet das Passivrauchen, zumal an Orten wo besonders gefährdete Personen zusammenkommen - also Situationen, in denen aus einer Selbst- eine Fremdgefährdung wird.

  • Allein das dieser Artikel erscheint, zeigt wie weit der gesunde Menschenverstand und die Zivilisation bei uns ist!

    • @taz.manien:

      Finden Sie? Also da scheint mir JIM HAWKINS Sicht realistischer. Wobei ich meinen würde, dass es mit Menschenverstand und Zivilisation tatsächlich nicht so weit her ist. Da gibt es zig Verwerfungen/Misstände hiesiger Gesellschaft, sei es innerhalb der eigenen, global gesehen, auf Tiere bezogen ... von denen viele Menschen hierzulande wissen und in unterschiedlicher Weise profitieren und kaum etwas konsequent dagegen unternehmen.

    • @taz.manien:

      Es ist wie mit dem Missionar, der von einem Löwen angefallen wird, und sich nicht weiter zu helfen weiß, als auf die Knie zu sinken, die Augen zu schließen, und ein Vaterunser zu beten.



      Als er fertig ist, öffnet er die Augen, und sieht den Löwen mit gefalteten Pfoten vor sich knien.



      Er will schon in ein spontanes "Preiset den HErrn!" ausbrechen, da hört er den Löwen knurren: "Komm, Herr Jesus, sei unser Gast, und segne ..."

  • "Diese Selbstverantwortung sollte auch in einer Pandemie selbstverständlich sein."

    Das wäre natürlich schön. Dann könnte man auch noch auf eine ganze Reihe von Verkehrsregeln verzichten. Nicht so viele Dos and Don'ts, mehr Eigenverantwortung.

    Wozu Gesetze gegen Körperverletzung? Das macht doch keiner, der halbwegs bei Verstand ist.

    Der Firnis der Zivilisation ist bekanntlich dünn. Wie dünn, das kann man sehen, wenn man sich die Demos der Corona-Leugner anschaut.

    Oder indem man einfach die Zeitung liest.

    • @Jim Hawkins:

      "Dann könnte man auch noch auf eine ganze Reihe von Verkehrsregeln verzichten. " so wie in den NL? Kreuzungen ohne Ampel und Vorfahrtsregeln? Funktioniert super! Hier regiert die Angst es könne sich möglichweise jemand nicht richtig verhalten.

      • @nutzer:

        Sieh mal einer an, das wusste ich nicht.

        Vielleicht sind die Niederländer ja zivilisierter als die Deutschen.

        In Frankreich kann man auch über eine rote Ampel gehen, ohne gleich mit dem Tod bedroht zu werden.

        Aber ich fürchte mal, Corona macht alle gleich.

      • @nutzer:

        Sieh mal einer an, das wusste ich nicht.

        Vielleicht sind die Niederländer ja zivilisierter als die Deutschen.

        In Frankreich kann man auch über eine rote Ampel gehen, ohne gleich mit dem Tod bedroht zu werden.

        Aber ich fürchte mal, Corona macht alle gleich.

  • Es gibt überhaupt keinen Gegensatz. Die Politik muss den Verantwortungsbewussten helfen und diese der Politik. Das Fordern von verantwortlichem Verhalten ist genauso leer, wie das Fordern der Möglichkeit dazu. Die Möglichkeit ist längst da. Einfach Klappe halten, Maske tragen und auf Partys verzichten, mehr braucht es nicht. Je mehr Bürger so denken, desto weniger Politiker werden sich zu populistischem oder wirtschaftshörigem Reden und Handeln verleiten lassen.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Um das Mal mit Hertha zu sagen:"Es gibt sone und solche und det sind die Schlimmsten!".



    Die Politik muss sich beraten lassen und vernünftige Regeln einführen. Vernünftige Menschen werden sich daran halten, die andere Art muß man zwingen.

  • Zitat: „Der Staat verbietet ja auch nicht das Rauchen und Trinken, er verordnet keinen Sport und bahnt keine Ehen an, damit die Menschen nicht in Einsamkeit sterben.“

    Was nicht ist, kann ja noch werden. Jetzt, meine ich, wo keine DDR mehr existiert, der man beweisen muss, dass man - im Gegensatz zum östlichen Nachbarn - ein Hort der grenzenlosen Freiheit ist. Genügend autoritäre Politiker und autoritätsgläubige Wähler*innen gibt es jedenfalls immer noch bzw. schon wieder.

    Im Übrigen kann ich mal wieder nicht erkennen, wieso ich mich für eine Seite entscheiden sollte. Wieso sollten nicht Staat UND Bürger gemeinsam für eine Lösung zuständig sein? Leben wir denn nicht in einer Demokratie? Darf es da eigentlich in so einer Situation vor allem darum gehen, wer wen beherrschen darf oder wer für wen zu arbeiten hat? Ich dachte ja, es ginge gegen ein Virus, nicht gegen Menschen...?

    Für meine Begriffe sollte den Vernünftigen der Rücken freigehalten werden vom Staat. Die Unvernünftigen solle er hingegen in die Pflicht nehmen, denn dafür ist er nun mal auch da. Im Augenblick kommt es mir eher so vor, als würde das genaue Gegenteil passieren. Mal wieder...