EU beschließt Aus für Verbrennerautos: Ab 2035 nur noch klimaneutrale Pkw
Die EU will ab 2035 keine neuen Verbrennerautos mehr zulassen. Alte dürfen weiterfahren. Umweltverbände kritisieren, dass das Aus zu spät kommt.
In der Nacht zu Freitag haben sich Unterhändler:innen der EU-Mitgliedsländer und des EU-Parlaments darauf geeinigt, dass ab 2035 nur noch klimaneutral angetriebene Pkw neu zugelassen werden. „Die Entscheidung ist eine klare Weichenstellung für wirkungsvollen Klimaschutz im Verkehr“, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne). Damit könne die EU „mit einer glaubhaften Verhandlungsposition“ zur UN-Klimakonferenz in Ägypten fahren, die im November (6.-18.) stattfindet. Allerdings gibt es noch eine Hintertür: Der Beschluss sieht vor, dass die Entscheidung 2026 nochmal überprüft werden soll.
Vorgesehen ist kein Verbot von Autos mit Diesel- oder Benzinantrieb. Die Fahrzeuge dürfen auch nach 2035 fahren und weiter in der EU hergestellt und exportiert werden. Da Neuwagen eine Lebenszeit von mindestens 15 Jahren haben, werden Verbrennerautos voraussichtlich bis weit in die Mitte des Jahrhunderts in der EU unterwegs sein. Bis 2030 müssen die Hersteller die klimaschädlichen Emissionen der verkauften Neuwagen gegenüber 2021 um 55 Prozent reduzieren, 2035 müssen sie bei Null liegen. Damit will die EU den Umstieg auf die Elektromobilität forcieren.
E-Fuels sind knapp
Außerdem sieht der Beschluss vor, dass die Kommission prüfen soll, ob Verbrennerautos weiter zugelassen werden können, die ausschließlich mit E-Fuels fahren können. E-Fuels sind synthetische Kraftstoffe, die keinen Co2-Ausstoß produzieren. Ihre Herstellung ist aber enorm energieintensiv und teuer.
Bislang gibt es keine Fahrzeuge, die ausschließlich mit diesen Kraftstoffe fahren können. „Im Zusammenhang mit klimaneutraler Mobilität sind viele Fragen offen, deshalb ist es wichtig, auch viele Technologien offen zu halten“, sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP). E-Fuels seien zudem die einzig überzeugende Antwort auf die Frage, wie die Bestandsflotte aus Verbrennerautos in der EU klimafreundlich werden könne.
Der Prüfauftrag für E-Fuels geht vor allem auf die deutsche Regierung zurück. Die Ampel hatte im Frühjahr heftig gestritten, weil die FDP auf Ausnahmeregelung für mit E-Fuels betriebene Autos bestanden hat. Für Irritationen gesorgt hatten Behauptungen des damaligen Porsche- und heutigen VW-Chefs Oliver Blume, FDP-Chef Christian Lindner habe die Position seiner Partei zu E-Fuels bei den Koalitionsverhandlungen eng mit ihm abgestimmt.
Nach Auffassung der NGO Transport & Environment sind synthetische Kraftstoffe für Pkw ein Irrweg. Elektroantriebe seien die effizientere und günstigere Lösung. „E-Fuels sind ein knappes Gut und wir brauchen sie, um unsere Luftfahrt, Schifffahrt und Industrie zu dekarbonisieren“, sagte Stef Cornelis, Direktor Transport & Environment Deutschland.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
„Edgy sein“ im Wahlkampf
Wenn eine Wahl als Tanz am Abgrund verkauft wird
RTL Quadrell
Klimakrise? War da was?
Verlierer der Wahlrechtsreform
Siegerin muss draußen bleiben
Absturz der Kryptowährung $LIBRA
Argentiniens Präsident Milei lässt Kryptowährung crashen
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören