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Dunkelflaute treibt Strompreis hochEndlich im Rampenlicht

Bernward Janzing
Kommentar von Bernward Janzing

Der Zubau an Erneuerbaren läuft und damit bekommt Deutschland ein neues Problem: die Dunkelflaute. Ihre Prominenz kann helfen, eine Lösung zu finden.

Haben auch ihre Tücken: Windräder stehen bei Flaute still. Wenn dann auch keine Sonne scheint, spricht man von Dunkelflaute Foto: Jens Büttner/dpa

D as Gute vorweg: Das Wort „Dunkelflaute“ ist endlich im allgemeinen Sprachgebrauch angekommen. Gemeint sind damit Zeiten, in denen Photovoltaik und Windkraft gleichzeitig als Stromlieferanten im Netz ausfallen.

Ein griffiges Wort ist viel wert, schließlich kann es helfen, das betreffende Phänomen und die daraus folgenden Notwendigkeiten prominenter auf die Tagesordnung zu bringen. Genau darauf darf man nun hoffen, nachdem die Witterung der letzten Wochen dem Wort einen erheblichen Popularitätsschub beschert hatte.

Bislang waren die Ambitionen, den Umgang mit Dunkelflauten zu diskutieren, vielerorts eher gering. Eher konnte man oft den Eindruck gewinnen, relevante Kennziffern für den Erfolg der Energiewendepolitik seien einzig und allein die Zubauzahlen bei Windkraft und Photovoltaik sowie der Rückbau bei der Kohlekraft.

Dass das Stromsystem inzwischen immer öfter in fatale Extremsituationen gerät, hören viele Freunde der Energiewende nicht gerne. Doch man muss sich der Realität stellen, dass sowohl die Stunden mit Stromüberschuss (erkennbar an negativen Strompreisen im kurzfristigen Stromhandel), als auch solche mit Stromknappheit (explodierende Preise) deutlich zunehmen.

Speicher, Speicher, Speicher (und Wasserstoff)

Vollumfängliche Abhilfe werden nur Speicher schaffen. Und die benötigten Kapazitäten werden nur Gase – speziell der Wasserstoff – bieten können. Das Problem: Der Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur ist so teuer, dass ohne Steuergeld nichts läuft. Längst rufen sowohl potenzielle Erzeuger von Wasserstoff, Betreiber von Gasnetzen und nicht zuletzt potenzielle Abnehmer nach Förderung. Dreifach Staatsgeld, da kommt was zusammen.

Die neue Bundesregierung wird das Thema jedenfalls nicht mehr so verdruckst diskutieren können, wie es bisher der Fall war. Eine Lösung könnte sein, Gelder aus der Förderung des Zubaus fluktuierender Erneuerbarer zum Wasserstoff umzuschichten. In jedem Fall darf das Wort „Dunkelflaute“ in keinem Papier zur Energiezukunft mehr fehlen.

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Bernward Janzing
Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.
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64 Kommentare

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  • Käptn Blaubär , Moderator*in

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion nun geschlossen.

  • Wasserstoff wird niemals zu einer ökologischen Wende beitragen. Er ist ein "Weiter-so-mit-anderen-Mitteln". Erzeugung, Transport und Anwendung werden so viel kosten, so viele Rohstoffe und Platz verschlingen und solche Emissionen verursachen, dass AKWs dagegen ökologisch erscheinen werden. Und das sind sie nicht.

    Die Politik hofft, die Umweltfrevel der H2-Wirtschaft in den "Globalen Süden" auszulagern. Dort gibt es genug reiche Staatschefs, die gerne noch reicher wären. Irgendwann platzt der Bevölkerung dort "unten" der Kragen. Und wenn nicht? Wasserstoff ist das häufigste Element im All, aber nicht hier. Es wird nicht genug erzeugt werden können für einen Industriezweig in einem Land.

    Energie sparen ist ein besserer Weg. Aber das will ja niemand, wegen Wirtschaft. Die Wirtschaft ist für die Menschen da, nicht umgekehrt. Wer kann sich noch das Zeug leisten, das die Wirtschaft herstellt? Nicht die Arbeitenden. Nicht die Arbeitslosen. Je mehr Leute ohne Luxus auskommen müssen, desto mehr werden merken, was wirklich wichtig ist.

  • Hieß es nicht, dass die Energiewende nur eine Kugel Eis kostet? Bisher ist das ganze Projekt eine gigantische Umverteilung von unten nach oben. Von der CDU habe ich nichts anderes erwartet, aber die ampel hat genau so weiter gemacht.

  • „ In jedem Fall darf das Wort „Dunkelflaute“ in keinem Papier zur Energiezukunft mehr fehlen“

    Nun, die gerade in Talkshows gern gehypte Claudia Kemfert, die ja ihren Lebensunterhalt mit dem Verfassen von Papieren zur Energiezukunft bestreitet , bezeichnet „Dunkelflaute“ als „Wortschöpfung der Energiewendegegner“ und „leicht widerlegbaren Mythos“, der von „laut schreienden Ewiggestrigen“ in die Welt gesetzt wird.

    www.capital.de/wir...aded-31100202.html

  • Dunkelflaute ließe sich ganz einfach managen: Wenn es zuwenig Wind und zuwenig Licht gibt, schalten wir Kryptoschöpfung, Pornos und soziale Netzwerke ab.



    Dann haben wir soviel Strom gespart, dass es langen müsste.



    Vielleicht lösen die Leute dann aus lauter Langeweile -Corona-lockdown lässt grüßen- auch unser demografisches Zukunftsproblem....=;-))

  • Über das Problem Dunkelflaute wird schon lange geraunt. Vornehmlich von Leuten, die eh auf der Suche nach Argumenten gegen die Energiewende unterwegs sind.



    Und die Lösungen für das Problem könnten längst da sein, wenn die Lobby-Fossilen, äh Fossilien-Lobby, nicht durchaus erfolgreich dagegen gearbeitet hätten.



    Nach 10 Jahren kommt man auch in NRW endlich auf die Idee, aus den Braunkohlelöchern Energiespeicher zu machen. Jetzt findet man in Politik und Rheinenergie-Konzern diese Idee plötzlich "neu" und "kreativ"....

  • Und wer bezahlt die Investitionen für das Biogas, und wo kommen die Flächen für die Biogaspflanzen (Mais, Silphie ...,) her? Abgesehen davon werden dann auch Gaskraftwerke gebraucht, die aber nur dann laufen werden, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht bläst. Das heißt, die Investitionen dafür müssten auf weniger Betriebsstunden pro Jahr umgelegt werden, macht die einzelne kWh dann wieder teurer.

    • @Offebacher:

      Wir brauchen nicht mehr Biogas als jetzt schon da ist. Wir müssen es nur schlauer verwenden. Das bedeutet Aufbewahren für die Flauten und nicht sofort verfeuern. Kosten dafür müssen natürlich umgelegt werden. Das ist nicht anders als bei einer Versicherung: Man zahlt und zahlt und bekommt - hoffentlich - nie etwas zurück.

    • @Offebacher:

      Das war als Antwort an Herrn Bünger gedacht, deswegen die Bezugnahme auf die Biogasanlagen.

  • "Eine Lösung könnte sein, Gelder aus der Förderung des Zubaus fluktuierender Erneuerbarer zum Wasserstoff umzuschichten."



    Vollkommen falsch. Das gleicht dem Versuch, das Fell des Bären zu verteilen, bevor er erlegt ist.



    Erst müssen die Bedingungen für einen einigermaßen wirtschaftlichen Betrieb von Elektrolyseuren geschaffen werden. Die sind erst gegeben, wenn ca. 3000 bis 4000 Stunden im Jahr nahezu kostenloser Strom aus Überkapazitäten zur Verfügung steht. Dann kommen die Elektrolyseure von selbst. Und wenn der Wasserstoff da ist, kommen auch die Verwendungen dafür von selbst. Und das ganze mit einem Minimum an Subventionen.

    • @sollndas:

      Das sehe ich ähnlich. Und es bedeutet: Erneuerbare weiter ausbauen. Überkapazität schaffen, bis das Netz platzt.



      Leider ist es bis heute nicht mal ansatzweise klar, ob Wasserstoff je wirtschaftlich wird.



      Deswegen ist es einfacher, erst mal so etwas wie E-Autos zu forcieren. Das geht: Billig laden wenn Strom da. Aber so weit hat man anfangs offensichtlich nicht gedacht. Und jetzt wird erst großartig mal das bidirektionale Laden diskutiert, statt das Einfache sofort zu realisieren: Billig Laden wenn Strom da ist.

  • Batterien erleben eine erheblichen technischen Fortschritt. Da ist noch ganz viel Potential. Die Batterien werden immer billiger und leichter.



    Für stationären Betrieb mit mehreren Tagen Speicherzeit sind Redox-Flow-Batterien interessant.



    Natürlich muss man diese Entwicklung auch fördern. Und bisher haben hier die Chinesen uns den Schneid abgekauft. Die Aufholjagd wird mit schmerzhaften Kosten und Risiken verbunden sein. Northvolt wird nicht die letzte Niederlage sein.



    Doch für das Stromnetz sind die Batterien auch dann lohnend, wenn die Chinesen bei der Produktion gut verdienen.

    • @Christoph Strebel:

      Es ist eher zweifelhaft, dass Strom in großen, wirklich großen Mengen in Batterien zu speichern um Dunkelflauten zu managen, irgendwie "effizient" sein kann.



      Es wirkt viel einfacher -und wohl auch ressourcenschonender und von China unabhängiger- erneuerbare Energien aus Sonne und Wind entweder unter der Erde oder in Pumpspeicherkraftwerken zwischenzulagern....

  • Der Wirkungsgrad der Speicherung in Wasserstoff ist derart mies, daß sich diese Technik vermutlich nicht durchsetzen wird.

    • @Der Erwin:

      Korrekt! Faktor fünf. Da können die Batteriespeicher garnicht teuer genug sein und sogar aus der Schweiz kommen.

      • @Sonnenhaus:

        Unterm Strich ist also alles viel zu teuer.

      • @Sonnenhaus:

        Nicht so ganz. Mit moderner Elektrolyse und einem Gas+Dampfkraftwerk sind 50% erreichbar. Allerdings nur, wenn man zwischendurch nicht großartig verdichten oder gar Flüssigwasserstoff erzeugen muss.



        Der Faktor fünf oder schlechter gilt bei Einsatz von E-Fuels.

  • Ach nee. Der Begriff "Dunkelflaute" bekommt plötzlich "Prominenz", nachdem jahrelang ungefähr jeder, der das Wort in den Mund nahm, verdächtigt wurde, Lügen und Fake der Fossilindustrie zu verbreiten...



    Speicher sind teuer. Nach dem Stand der Technik kommen Akkus absehbar nur als Kurzzeitspeicher in Betracht. Wasserstoff ist wegen seiner niedrigen Enegiedichte als Langzeitspeicher denkbar ungeeignet. In Betracht kommen E-Fuels (incl. E-Methan), Biomethan, Biomasse (z.B. Holz), etc. Die stehen aber alle auf der Abschussliste der Grünen.



    Besonders "sinnreich" erscheint es in diesem Zusammenhang, den Bedarf an Langzeitspeichern durch Wärmepumpen, E-Autos und Umstellung von Ziegeleien auf Elektroheizung noch in die Höhe zu treiben - und für deren Förderung auch noch Geld zu verschwenden.

    • @sollndas:

      Kaum ein denkender(!) Mensch hat bestritten, dass es "Dunkelflauten" geben kann und wird. Bestritten wird immer noch das fossilien-Argument, dass sein ein Grund dagegen auf erneuerbare Energien umzusteigen oder würde die zuverlässige Energieversorgung damit unmöglich machen.

    • @sollndas:

      Der Begriff "Dunkelflaute" wurde in der Vergangenheit geframt, um die Energiewende zu diskreditieren. Gegenvorschlag: "windstille Nacht".



      Aber mal Polemik beiseite. Ob nun die Nachteile von Wasserstoff (größerer Volumenbedarf) die Nachteile von E-Fuels (rund 4-facher Einspeicherbedarf und damit total ineffizient) überwiegen, wird der Markt zeigen. Da bin ich ganz entspannt

  • Aus meiner Sicht sollte auch grundsätzlich darüber nachgedacht werden, ob Strom an Börsen gehandelt werden muss! Es handelt sich hierbei um ein Grundbedürfnis der Bevölkerung und der Wirtschaft. Aber darüber denkt niemand nach. Denn dafür müsste man ja an das Grundübel des kapitalistischen Systems ran.



    Technisch gesehen gäbe es auch noch andere Möglichkeiten. Zum Beispiel könnte man Biogas erzeugen und in die Gas-Speicher einleiten, wenn der Strompreis unter "Null" sinkt. So könnte man das Gasnetz ohne riesige Investitionen weiter nutzen.

    • @Marco Bünger:

      Wir haben in Deutschland rund 10000 Biogasanlagen, sollten die jetzt alle mit einem Speicher für 3, 6, 9 Monaten versorgt werden und dann noch ein Gasnetz zu den Kraftwerken ?? WER bezahlt diese Investitionen ??



      Biogasanlagen liefern jeden Tag ( 365 Tage ) 4 - 5 Gigawatt Strom, der müsste dann anders erzeugt werden, außerdem heizen sehr viele Biogasanlagen mit der Abwärme der Stromerzeugung noch sehr viele Häuser, auch hier bräuchte es eine andere Quelle. Also eine reine Luftnummer !!

      • @Günter Witte:

        Biogas wird zur Klima-Luft-Nummer wenn es mit Mais/Grassilage /oder (gar



        Getreide!) auf drainierten (=vertrockneten) ehemaligen Moorböden erzeugt wird.



        Dann kommen zur Flächenineffizienz ggü. Agri-PV noch enorme CO2-Emisssionen aus der Torfzersetzung hinzu.



        DAS müsste sofort (ja- genau!) verboten werden, da völlig kontraproduktiv.



        Moor muss nass!



        Aber, hey, Agrarsubventionen!

  • "Der Zubau an Erneuerbaren läuft und damit bekommt Deutschland ein neues Problem: die Dunkelflaute. Ihre Prominenz kann helfen, eine Lösung zu finden. "



    Deutschland hat kein neues Problem bekommen, sondern man hat beim Ausbau der Erneuerbaren schlichtweg nicht eingespeist , dass der Wind auch mal nicht weht und die Sonne auch mal nicht scheint.



    Deshalb war und ist es ein Fehler bis zum Zubau von Kraftwerken für die Dunkelflaute funktionierende Kraftwerke abzuschalten mit den bekannten Folgen: Stromimporte, zum Ärger unserer europäischer Nachbarn, und ein hoher CO2 - Ausstoss, einer der höchsten in der EU. Zudem stoppt bei der Windenergie der Zubau , nur ca.30 % der Zubauziele wurden lt. Bundesnetzagentur erreicht . Die Projektion der Zubauziele bei der Windenergie in den kommenden Jahren wird gar nicht mehr abgebildet .

    • @Barthelmes Peter:

      Das Problem "Dunkelflaute" ist weder neu noch unlösbar. Das es jetzt "prominent" wird, liegt ausschließlich daran, dass man die Energiewende, die mit 2 Säulen durchaus durchdacht und geplant wurde: Produktion und Speicher, im Bereich Speicher noch mehr sabotiert und bürokratisch verzögert hat als den Ausbau der Erneuerbaren. Das Geschäftsmodell für Speicher ist eine Kleinigkeit schwieriger zu etablieren als das für die reine Produktion. Das ist auch schon alles. Wenn man wirklich wollte, wäre da kein Problem.



      Kann nur sein, dass es zum Problem wird, wenn wir demnächst einen schwarzen Problemkanzler bekommen.

  • Das ist ein wirklich großes Problem und muss angegangen werden. Und zwar mit Blick auf heute und morgen, nicht mit der Attitüde "früher war alles besser".



    Fakt ist: Wenn Wind- und Solarkraft da sind, sind sie unglaublich preisgünstig. Das gilt nicht nur bei uns, sondern Weltweit und mit steigenden Kapazitäten.



    Es zeichnet sich ab, dass die nächtliche "Flaute" der Solartechnik mittelfristig mit Batteriespeichern abgefangen werden kann. Doch bei mehrwöchigen Flauten wird es schwierig.



    Das grundsätzliche Problem von Speichern ist, dass sie keine Ware produzieren, sondern nur Kosten verursachen. Das Problem von Pufferkapazitäten in der Erzeugung ist, dass sie nur wenige Wochen im Jahre ausgelastet sind. Das wird immer teuer. Egal, ob es sich um Gas-, Kohle- oder Atomkraft handelt. Atomkraft sprengt schon im Dauerbetrieb alle Kostengrenzen und Kohle ist nun wirklich nicht gut fürs Klima. Es bleibt also nur Gas.



    Ein relativ günstige Lösung für die Gasversorgung wäre möglicherweise, jegliches im Jahresverlauf erzeugte Biogas zu speichern. Doch die Geräte, die dann daraus Strom produzieren, müssen finanziert werden.



    Die große Frage ist: Wird das unterm Strich wirklich teurer?

    • @Jörg Schubert:

      " ... jegliches im Jahresverlauf erzeugte Biogas zu speichern. "

      Das geht nur dann, wenn eine Biogasanlage ins Gasnetz einspeisen kann. Ist eine Gasleitung nicht in der Nähe, was meistens der Fall ist, kann das Biogas auch nicht nennenswert gespeichert werden.

    • @Jörg Schubert:

      Eine Firma hat doch mit Erneuerbare plus garantierter Batterie Gaskraftwerke jetzt schon unterboten, und die Batterien sind noch voll in der Innovation. Biogas (also echtes Biogas, nicht Maiszeugs) ist toll. Man wird es nur allzu gerne bereits für Verheizung versuchen zu gebrauchen. Aber Methan ist leichter zu speichern als Wasserstoff.



      Pumpspeicherkraftwerke neu zu denken beginnt auch noch: Kugeln auf dem Meeresgrunde, Wasser aus alten Zechen hochpumpen - die deutsche (und internationale) Ingenieurskunst ist in vollem Gange.

      • @Janix:

        Problematisch ist die benötigte Größenordnung. Das wird mit Lithium- oder Natriumbatterien noch ein wenig dauern. Vielleicht schafft CMBlue das mit den Redox-Flowsystem - werden wir sehen.



        Diese Kugelspeicher finde ich auch spannend. Man braucht wohl ein paar hundert Meter Wassertiefe. Davon haben wir an deutschen Küsten nicht so viel. Der Bodensee geht vielleicht.

        • @Jörg Schubert:

          Zwar bis zu 250 m, aber unklarer Grenzverlauf im Obersee (dem großen Teil). Die Nordsee hingegen ist überspültes Festland von der Tiefe.

          Ich fände v.a. die Zechenidee reizvoll. Weil sie die Höhe umdreht, irgendwelche Stromanschlüsse doch schon da sein sollten und weil es Gelsenkirchen wiederbelebt, auch wenn Schalke gerade spielfrei hat.

  • Speichertechnologien sind geradezu zwingend, nur scheint es, dass doch allzu gern die Verantwortung wieder auf den Kunden geschoben wird, Stichwort flexible Tarife.



    Völlig zahlenfrei wird suggeriert, dass doch alle nur gemeinsam, nach Sonnenstand und Windgeschwindigkeit Ihren Bedarf über den Preis gesteuert anpassen müssten, dann sei die Dunkelflaute kein Problem mehr.



    Dieses Muster ist alt bekannt und für die Politik einfach und für die Wirtschaft lukrativ. Nur löst es leider nicht das Problem.



    Zu befürchten ist, dass Politik zunächst diesen Weg forcieren wird, um Diskussionen um staatliche Förderungen für Speichertechnologien zu vermeiden.



    Flexible Tarife sind genau wie die Aktienrente Bauchgefühlpolitik, schaut man auf die Zahlen wird klar, dass die Effekte zu gering sind, um etwas zur Lösung beitragen zu können. Aber es klingt zumindest schmissig und eingängig.

    • @nutzer:

      Die Einführung von variablen Stromtarifen führt dazu, dass sich der Einsatz von Speichern rechnet, Investitionen angeregt werden und damit der Preis in der windstillen Nacht sinkt. Eigentlich gar nicht so schlecht.

    • @nutzer:

      Der bedarfsgesteuerte Verbrauch hat vielen Fällen durchaus Berechtigung. Es ist oft völlig unsinnig, nachts Batterien zu laden, wenn am Tag die Sonne scheint.



      Als alleinige Lösung taugt das natürlich nicht.



      Übrigens: "Bauchgefühlpolitik" wird von Wähler:innen gefördert, die nach Bauchgefühl wählen gehen.

  • Eine "Explosion" des Preises gibt es, da nach dem, ich nenn es mal Dödel-Prinzip ("Merit-Order-Prinzip" ), abgerechnet wird: unabhängig vom Erzeugerpreise bekommen alle, was der teuerste Anbieter verlangt. Bei der letzten Dunkelflaute wurde anscheinend von vornherein weniger Strom angeboten, so dass der Preis auch "explodieren" kann.

  • "... Stunden mit Stromüberschuss (erkennbar an negativen Strompreisen im kurzfristigen Stromhandel) ..."

    Negative Strompreise entstehen nicht durch zuviel EE-Strom, sondern dadurch, dass Kohle-Kraftwerke nicht so schnell geregelt werden können, wie an der Strombörse gehandelt wird.

    • @Knuty:

      So pauschal kann man das nicht sagen. Kraftwerke können nun mal nicht ins Negative gehen. 110% EE - Kapazität hatten wir an vielen Sonntagen in diesem Jahr.

      • @Jörg Schubert:

        An welchen Sonntagen soll das gewesen sein?

        • @Knuty:

          An vielen im Sommer mit strahlendem Sonnenschein und obendrein auch noch Wind…ich empfehle hierzu den Energiemonitor von Zeit Online, da ist immer die Stromerzeugung des Vortages exakt abgebildet.

  • Es gibt Grenzen, was der Staat finanzieren kann.



    Zum Beispiel einfach deshalb, weil auch die Staatseinnahmen erst einmal erwirtschaftet werden müssen und nicht vom Himmel fallen.

    Für einen einmaligen Anschub, damit der Markt dann von allein läuft, ist das sinnvoll.



    Beim Wasserstoff allerdings läuft es auf dauerhafte Subventionen hinaus, weil die Technik noch lange wirtschaftlich nicht tragfähig ist!

    Daher sind sie nicht nur sinnlos, sondern werden auf Dauer auch nicht funktionieren.



    Denn wer soll die Steuern bezahlen, aus denen sich die Subventionen speisen, wenn die Industrie nur mit Subventionen noch überleben kann?



    Da beißt sich die Katze in den Schwanz.

    Die Lage ist so klar wie traurig:



    Es gibt aktuell keine wirtschaftlich sinnvolle Speichertechnik, die im notwendigen Umfang einsetzbar wäre.



    Und das heißt: Die einseitige Ausrichtung auf Wind und Sonne war ein Holzweg.



    Wir brauchen dringend ein Umsteuern.

    • @Frauke Z:

      Wohin sollte denn umgesteuert werden?

    • @Frauke Z:

      Ja wohin denn? Ein Kohlekraftwerk ist nur dann billig, wenn und das Klima scheißegal ist. Und Atomkraftwerk war nie billig, sondern immer subventioniert. Siehe alle aktuellen Neubauten, siehe EDF in Frankreich, u.s.w.

      • @Jörg Schubert:

        Für das Steuern wäre eigentlich die Regierung zuständig.



        Ist das irgendwo eine? ;-)

        Das "Wohin?" ist tatsächlich nach dem jetzt gescheiterten Experiment ziemlich schwer. Insbesondere wäre eine Verlängerung der Kernkraft deutlich einfacher gewesen als eine Wiedereinstieg.

        Wichtig ist jedenfalls, dass wir schleunigst diesen Kurs verlassen.



        Beim der weiteren Navigation könnte auch die Erkenntnis helfen, dass dem Rest der Welt das Klima scheißegal ist.

        • @Frauke Z:

          Das hält den Rest der Welt aber nicht davon ab, die Erneuerbaren in unglaublichen Dimensionen auszubauen. Nicht mal in Texas.



          Voraussetzung für den Weiterbetrieb der Kernkraft (zuletzt lächerliche 5 - 6 % unseres Strombedarfes) wäre unter anderem der Kauf von russischen Brennstäben gewesen. Nicht mal die USA können noch zivil nutzbaren Brennstoff ohne Beteiligung der Russen herstellen. Das stand vor ca. 2 Jahren mal in der NYT. Frankreich versucht es gerade in Afrika - mit erheblichen Schwierigkeiten. Und auf Russland sind derzeit viele nicht gut zu sprechen - sollte bekannt sein.

        • @Frauke Z:

          Und Frauke vergisst dabei mal wieder wieviel Milliarden wir bereits in der Atomenergie verheitzt haben und noch verheizen werden (Endlager)

          • @Sonnenhaus:

            Das kommt noch hinzu. Interessiert uns aber nicht. Wir sind ja dann schon tot, wenn das Endlager wirklich gebaut wird. Die Schulden werden einfach in anderer Form vererbt. Nicht in Form von Geld, sondern in Form von (Atom-)Müll.

  • Es besteht die Gefahr, dass höhere Strompreise und unsichere Stromversorgung dazu führen, dass immer mehr Menschen "saubere" Stromerzeugung ablehnen und wieder nach den alten AKW und Kohlekraftwerken rufen. Und so manche Partei wird mit "früher war es billiger und sicher verfügbar" neue Wähler fangen.



    Ganz zu schweigen von immer mehr Unternehmen die der Strompreise wegen ins Ausland abwandern oder gar schon abgewandert sind.

    • @Hans Dampf:

      Danke für die vielen Antworten. Jede hatte Substanz und nachvollziehbare Inhalte.

    • @Hans Dampf:

      Wer Industrieproduktion dort errichten kann, wo junge gering qualifizierte Arbeiter (billige Arbeitskraft); Sonne+Wind hochverfügbar (billige Energie) und Rohstoffe nahgelegen sind, wird sprichwörtlich Kreise um die Konkurrenz laufen.

      Einer der Kontinente, wo das möglich ist, heißt Afrika und er liegt in derselben Zeitzone wie Europa. (angenehm für gekoppelte Arbeitsabläufe). Der Austausch von Kulturtechniken zwischen Europa und Nordafrika war in der Antike schon einmal ein Erfolgsmodell und das Mittelmeer sein Strudel.

      Aber wir können noch ein paar Jahre von Stahlwerken und Werften, oder der Wiederauferstehung von Öl in Form von Wasserstoff (lohc) Heimatfilme aufführen, da ist noch genug Puffer.

    • @Hans Dampf:

      Strompreisvergleiche sind so eine Sache und ob das Ausland wirklich so viel billiger ist, da würde ich mich nicht drauf festlegen wollen.



      Ein kurzer Check per Google ergibt für Dtl 39,5ct /kWh und für Schweden 24,3 ct/kWh, klingt erstmal eindeutig, ist es aber nicht.



      In D zahlen wir aktuell weniger als die angegebenen 39ct, in Schweden zahlen wir ohne Verbrauch Grundgebühren für den Stromanschluß und die Netznutzung, die nur knapp unter unserem dt Monatsabschlag liegen. Sobald wir in Schweden anfangen Strom zu verbrauchen sind wir auf dem dt Niveau oder sogar drüber. Da hilft die güntigere kWh auch nicht.



      Lange Rede kurzer Sinn, ob und wie das in anderen europ. Ländern ist, wäre erst einmal zu klären, bevor medienwirksam der kWh Preis verglichen wird.

    • @Hans Dampf:

      Die Realisierung Ihrer Befürchtungen lassen sich aber nur vermieden, wenn ein Stromspeicherkonzept errichtet wird, dass als Scharmsystem dezentral alle privaten Stromerzeuger mitnimmt. Dann lohnt es sich auch für jeden Mieter seinen "kleinen" dezentralen Stromspeicher bei Überschuss zu beladen, und so das Stromnetz zu entlassten. Damit sparen wir zudem Netzausbaukosten und lenken diese in lukrative private Investitonen um. Das die Stromspeicher nicht bereits in Quartiersgröße oder an Trafopunkten bestehen liegt an unseren noch immer monopolistischen Stromversorgerstrukturen, bzw. Netzbetreibern. Auch in diesem Bereich wurde im zurückliegendem CDSU (Merkel) - SPD Jahrzehnt die Infrastruktur durch Hern Altmaier bis Hrn. Scholz geschleift, um den Konzernen genug Profit für die Aktionäre zu ermöglichen. Solch eine Politik ist verdeckte Umverteilung von staatlichen Geldern an Millionäre und Milliardäre.

      • @Sonnenhaus:

        Diese"lukrative private Investition" ist aber nur aufgrund verheerend hoher Stromkosten "lukrativ".

      • @Sonnenhaus:

        Die Preise der "kleinen" Stromspeicher für den häuslichen und dezentralen Preis haben sich letztes Jahr fast halbiert, so dass in diesem Bereich die von Ihnen beschriebenen Vorteile liegen.



        ... und in meiner Nachbarschaft kaufen ältere Männer, die nie nie nie Grün wählen würden lieber Stromspeicher statt einem neuen Auto, mehr aus Trotz, weil ihnen die Einspeisevergütungen zu niedrig sind. Rechnen wird sich das eher für die Enkel. Daher sehe ich diesen Bereich nicht als so problematisch an.

      • @Sonnenhaus:

        ein systemisches Problem, lässt sich nicht durch dezentrale, ungenau geregelte Mechanismen lösen.



        Dezentral ist gut, muß aber auch dirigiert werden. Zu einer wirksamen Regulierung taugt der Preis aber nicht. Da neben dem Preis auch Lebensrealitäten die Umsetzung konterkarieren.



        Selbst bei 100% Effizienz der Regulierung über den Strompreis wäre es nicht ausreichend.



        Privathaushalte verbrauchen rund 28,7% des Gesamtstromverbrauchs. Im Extremfall müssen 66,94% des Stromverbrauchs gepuffert werden.

        • @nutzer:

          Daher könnten wir schon seit 30 Jahren viel weiter sein, wenn BASF und andere schon damals in Speicherkapazität investiert hätten. Und dezentralität lässt sich natürlich auch steuern, wurde ja die letzten 80 Jahre so gemacht bei den Nachtspeicheröfen als Beispiel. Aber um diese Konzepte umzusetzen braucht es eben etwas mehr Mindset als nur den alten Wein in neuen Flaschen.

    • @Hans Dampf:

      Wenn wir die Kraftwerke nicht bauen, dann werden sie von unseren Nachbarn an unserer Grenze errichtet und wir kaufen den Strom dann teuer ein.

      Die Unternehmen sind dann natürlich schon weg.

      • @DiMa:

        Der Strom wird natürlich im Ausland eingekauft, weil er dort billiger ist als im Inland. Bei den Spitzenpreisen in den letzten Tagen war der Strom aus dem Ausland günstiger und wurde deshalb importiert, nicht nur weil es einen Versorgungsengpass im Inland gab. Dt Kraftwerke wären teurer gewesen.



        Stromimporte dienen der Kostensenkung.

        • @nutzer:

          1) Was bringt uns der Atomausstieg und der Verzicht auf das Kohlekraftwerk, wenn wir den Stromn aus genau diesen Quellen teuer einkaufen?

          2) Die Verbraucher in unseren Nachbarländer zahlen mehr für den in ihrem Land produzierten Strom, weil unsere Energiepolitik versagt. Und das führt dann bei uns zur Kostensenkung. Super Konzept.

  • Wasserstoff ist nur aufwändig zu speichern. Festlegen darauf sollte man sich nicht, während die Batterien-Ideen gerade aus den Fraunhofer- und Max-Planck-Instituten in die Prüfung gehen. Oder auch Biomethan gewonnen werden könnte - oder oder.

    Auch mal kurz den Verbrauch runterfahren, wer kann, wenn es insgesamt dadurch günstiger wird (Erneuerbare), ist übrigens auch eine Methode.

    Wir haben andere mindestens ebenso dringende Baustellen in dem Bereich, etwa die Erneuerung des Netzes, wo einige Betreiber zu lange das Geld an Eigentümer und Toiletten mit Marmor ausgegeben haben, statt mal die Querschnitte zeitig zu erweitern.

    • @Janix:

      Laut Agorameter, wird konstant, tagein tagaus 4-5 Gigawatt an Biomasse verstromt. Zusätzlich brennt ein unbekannter Anteil Biogas in Heizungen.



      Würden wir das Gas speichern statt gleich verfeuern, hätten wir schon mal 5 Wochen im Jahr mindestens 50 GW.



      Billig wird das nicht. Die 90% des Jahres stillstehenden Gasturbinen wollen trotzdem finanziert und gewartet werden.

  • Mich stört die Naivität an dem Artikel. Warner und Pessimisten weisen schon sehr lange darauf hin, dass Windräder und PV-Anlagen nicht ausreichen werden.

    Und um ehrlich zu sein, wird es aus meiner Sicht nie genug Speicherkapazitäten oder Wasserstoff geben. Die Zeche zahlen die Verbraucher (auch im Ausland).

  • Komischer Kommentar. 'Dunkelflaute' ist doch nicht erst seit letzter Woche allen mehr oder weniger Interessierten ein Begriff. Und Speicher mögen eine Lösung sein, aber auch ggf. die Gaskraftwerke (oder andere fosil betriebene), die dann für einige wenige Tage im Jahr CO2 ausstoßen. Das Vorhalten mag dann für diese 'Dunkelflaute'-Tage teuer sein, aber übers Jahr betrachtet immer noch sehr günstig.