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Abgrenzung zur AfDDer Umgang der Union mit der AfD ist Ausdruck von Hilflosigkeit

Es braucht die klare Trennlinie zwischen politischen Mit­bewerbern und den Feinden der Demokratie. Ein Gastbeitrag von MdB Anton Hofreiter (Grüne).

Kein Haufen verirrter Einzelfälle: Die AfD-Fraktion im Bundestag Foto: Lisi Niesner/reuters

In den vergangenen Monaten und Wochen mehren sich die Stimmen, die eine neue Haltung zur AfD fordern. Jens Spahn (CDU) plädierte dafür, mit der AfD so umzugehen wie mit jeder anderen Opposi­tionspartei. Philipp Amthor (CDU) will eine „leidenschaftlich-inhaltliche Auseinandersetzung“ führen.

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann bereut die Abstimmung mit der AfD nicht wegen des Bruchs demokratischer Standards, sondern weil sie die politische Linke mobilisiert habe. Und Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) sieht selbst nach der Einstufung der AfD als gesichert rechtsextrem keinen Grund für ein Verbot und auch keinen Anlass zum Umdenken. Es reiche, die rechtsextreme Partei einfach „wegzuregieren“.

Es sind konservative Minister, Fraktionsvorsitzende, Stellvertreter, führende Parlamentarier, die den Weg für eine schleichende Normalisierung ebnen – denn um nichts anderes geht es hier. Die Reihen der Union wirken unbeholfen, ausgerechnet in jener Stunde, in der eine klare Linie gefragt wäre. Ohne klare Sprache, Strategie und – das größte Problem – ohne Bewusstsein für die Gefahren. Die öffentliche Zustimmung vieler zur AfD erfordert eine politische Auseinandersetzung, nicht aber inhaltliche und rhetorische Übernahmen.

Der derzeitige Umgang der Union mit der AfD ist aus mehreren Gründen ein Fehler. Zum einen ist der Glaube, man könne den Märtyrerstatus der AfD durch Teilhabe entzaubern, ein gefährlicher Irrtum. Er folgt der liberalen Illusion, dass Einbindung immer zähmt. Dabei verkennt die Union, dass das politische Ziel der AfD nicht die Mitgestaltung in der Demokratie ist, sondern ihre Abschaffung. Die AfD lebt von Stimmungen statt von Lösungen, von Ausgrenzung statt von Verantwortung.

Die missverstandene Stimme des „Volkes“

Das Stilisieren als Opfer dient dabei als taktisches Mittel. Stets inszeniert sich die AfD als die angeblich unterdrückte Mehrheit – als missverstandene Stimme des „Volkes“. Sie konstruiert Bedrohungen, um sich selbst als einzige Gegenkraft zu präsentieren. Opfermythen ersetzen Argumente, ressentimentgeladene Erzählungen treten an die Stelle politischer Lösungen. Gesellschaftliche Großkonflikte werden kreiert, Politikfelder zu Empörungsbühnen gemacht.

Sie seien Opfer einer Klimahysterie, einer Umvolkung und einer staatlichen Zensur. Dieses Opfernarrativ wirkt unabhängig davon, ob man die AfD im politischen Diskurs und in der parlamentarischen Arbeit inkludiert oder nicht. Ob es ein Verbotsverfahren gibt oder nicht. Es ist systematisch angelegt – und wird durch inhaltliche Zugeständnisse nicht entkräftet, sondern verstärkt. Das zeigt die Forschung.

Das bestätigt aber auch AfD-Chef Tino Chrupalla, wenn er sagt: „Wir sind das Original.“

Darüber hinaus stellt sich mir die Frage, worüber man genau mit einer Partei „leidenschaftlich-inhaltlich“ debattieren will, die Grundprinzipien unserer Ordnung negiert. Über die Antastbarkeit der Menschenwürde? Über die Verharmlosung eines imperialistischen russischen Angriffskriegs, über völkisch-nationalistische Deportationsfantasien gegen Millionen von Menschen oder die Leugnung des menschengemachten Klimawandels, dessen Bekämpfung im Grundgesetz verankert ist?

Keine gemeinsame politische Grundlage

Mit der AfD gibt es keine gemeinsame politische Grundlage, auf der ein demokratischer Streit möglich wäre. Wer trotzdem auf inhaltliche Auseinandersetzung setzt, verwischt die Trennlinie zwischen politischem Gegner und Feinden der Demokratie. Die Union erhebt die AfD zum legitimen Gesprächspartner – als ginge es um unterschiedliche Antworten auf dieselben Fragen. Doch dabei verliert sie nicht nur die nötige Abgrenzung, sondern auch ihre eigene politische Unterscheidbarkeit.

Zum anderen dürfen wir uns keiner Illusion hingeben: Die AfD ist kein Haufen verirrter Einzelfälle. Die Rede einiger Konservativer von den „Vernünftigen“ oder „nicht negativ aufgefallenen“ AfD-Abgeordneten ist fahrlässig und verkennt die Dimension. Dies ist eine Partei, die völkisches Denken rehabilitiert, Geschichte umdeutet, die NS-Zeit relativiert, rassistische Sprache nutzt und demokratische Institutionen ablehnt.

Die AfD Thüringen druckt auf Seite eins ihres Wahlprogramms ein Gedicht eines antisemitischen NS-Kulturpolitikers. Ihre Abgeordneten bezeichnen sich selbst als das „freundliche Gesicht des Nationalsozialismus“.

Kontakte zur NPD, zur Identitären Bewegung, zu rechtsextremen Medien sind dokumentiert. Auf EU-Ebene distanzieren sich rechtsextreme und rechtspopulistische Parteien – aus taktischen Gründen – von der AfD.

Gesichert rechtsextrem

Ehemalige Parteiführungen distanzieren sich regelmäßig von ihren Nachfolgern – weil die Partei immer extremer wird. Neun Landesverbände und zehn Jugendorganisationen gelten als gesichert rechtsextrem oder als Verdachtsfälle. Die AfD-Bundespartei ist als gesichert rechtsextrem eingestuft. Die AfD-Bundestagsfraktion war schon bisher Arbeitgeber für über hundert Rechtsextreme. Mit zusätzlichen 69 Mandaten im Vergleich zu 2021 wächst dieses Netzwerk weiter.

Umso naiver ist die derzeitige Zwar-aber-Rhetorik. Zwar säßen in ihren Reihen Geschichtsrevisionisten, Verschwörungsideologen – aber man müsse sie nur wegregieren. Zwar teile man ihre Sprache nicht, aber sie vertrete reale Sorgen. Zwar lehne man ihre Inhalte ab, aber man müsse ihre Wählerschaft ernst nehmen. Zwar sei die Partei rechtsextrem, aber für ein Verbot fehle die Grundlage. Diese „Zwar-aber“-Rhetorik ist kein Ausdruck von Differenzierung – sie ist die Verweigerung, sich mit den eigentlichen Herausforderungen auseinanderzusetzen.

Die Union tut so, als nehme man die Gefahr ernst, um ihr zugleich jede Konsequenz zu verweigern. Mehr noch: Auf europäischer Ebene findet bereits ein schleichender, aber bewusster Rechtsruck statt. Die Europäische Volkspartei (EVP) stimmte in den letzten Monaten mit rechtsextremen Parteien ab, wodurch diese überhaupt erst Mehrheiten erhielten. Das sollte uns ein Warnsignal sein.

Die Unbeholfenheit der Union zeigt sich auch in der zu kurz gedachten Analyse – oder möglichen Taktik –, dem demokratischen Mitbewerber die alleinige Verantwortung für den Zuwachs der AfD zuzuschieben.

Rechte Positionen wurden zur Norm

Es sei die grüne Planwirtschaft, die links-grüne Migrationspolitik, die Schmarotzermentalität in der Sozialpolitik – nur deshalb sei es zur Verdopplung der AfD gekommen. Dabei wird neben der inhaltlichen Ausrichtung progressiven Stimmen vorgeworfen, sie würden die Probleme ignorieren. Es geht jedoch nicht darum, Probleme zu leugnen, sondern darum, ihnen nicht mit den Erzählungen und Feindbildern der Rechten zu begegnen.

Die AfD, die unter einer unions­geleiteten Regierung entstanden ist, hat ihre Stimmen verdoppelt – auch, weil ihre Positionen Schritt für Schritt zur Norm wurden. Statt eigene politische Schwerpunkte zu setzen, wird auf die rechtspopulistische Agenda reagiert, Themen und Forderungen werden übernommen.

Einen Teil der AfD-Wählerschaft wird man nicht zurückgewinnen können. Das ist unbequem, aber die empirische Forschung zeigt es deutlich: Es gibt in Teilen der deutschen Bevölkerung autoritäre Denkmuster und einen Wunsch nach autoritärer Herrschaft.

Der andere Teil jedoch hat über Jahre das Vertrauen in demokratische Institutionen verloren. Viele dieser Menschen fühlten sich – unabhängig davon, wen sie wählten – nicht gehört. Ihre Anliegen wurden marginalisiert, ihre Sorgen ignoriert. Die etablierten Parteien – allen voran Union und SPD – setzen auf ein „Weiter so“ und damit auf jene Politik, die zum Vertrauensverlust geführt hat.

Die Sorgen ernst nehmen

Wer nicht den Mut aufbringt, strukturelle Ungleichheiten zu bekämpfen, wird diese Menschen nicht zurückholen. Und er wird ihnen nicht vermitteln können, welchen Wert Demokratie und ihre Institutionen tatsächlich haben. Was es braucht, ist eine Politik, die diese Sorgen ernst nimmt und ihnen wirksam begegnet. Dafür braucht es nicht die AfD – weder inhaltlich noch rhetorisch.

Es braucht keinen autoritären Neoliberalismus mit sozialdarwinistischer Gesellschaftspolitik. Stattdessen eine Politik, die gerechter, nicht härter, die solidarischer, nicht repressiver ist. Eine gerechte Verteilung von Vermögen. Eine Entlastung der unteren Einkommen statt Steuererleichterungen für Spitzenverdiener. Es braucht ein Klima­geld, das soziale Härten abfedert. Und es braucht die klare Trennlinie zwischen politischen Mitbewerbern und den Feinden der Demokratie.

Dafür braucht es Mut und Haltung. Beides ist derzeit in der Union nicht ausreichend zu erkennen.

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52 Kommentare

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  • Direkte Demokratie wagen is m.E. das einzige, was jetzt hilft.



    Wenn die Wähler direkt über kontroverse Sachfragen abstimmen könnten, würden die Hauptargumente der AfD wegfallen: Sie könnte nicht mehr behaupten, die Politik würde den Wähler bevormunden und seinen Willen ignorieren. Sicher gäbe es Entscheidungen, die den meisten Parteifunktionären nicht passen, aber es ist demokratisch, den Willen des Soveräns zu erfüllen (natürlich nur im Rahmen der FDGO; dies kann -wie bisher- durch das Verfassungsgericht sichergestellt werden).

    • @JeanK:

      Das sehe ich auch so.



      Allerdings fehlt mir die Fantasie, wie das umsetzbar wäre.



      Es gibt Konzepte dafür, z.B. über Bürgerräte (www.mehr-demokratie.de/) oder ein ganzen Strauß von Ideen und Beispielen in dem Buch "Gegen Wahlen" des belgischen Autors David van Reybrouck.



      Allerdings erkenne ich bisher nur eine "Alibi"-Bereitschaft in der politischen Landschaft in diese Richtung zu gehen. Eine Veränderung in diese Richtung würde doch bedeuten, dass die Machtpositionen der Politiker sich erheblich verändern würden. Und ich sehe, dass unsere politischen Entscheidungsträger da gar nix abgeben wollen. Für viele sind doch diese Machtpositionen der entscheidende Antrieb für ihr Engagement.



      Zum Anderen darf man nicht außer acht lassen, dass damit auch dem herrschenden Lobbyismus wichtige Ansatzstellen verloren gehen würden, und das wollen die ja auch gar nicht.

  • Gehälter / Löhne & Renten erhöhen, zumindest der Inflation anpassen. Lohnsteuer runter, Spitzensteuersatz wieder anheben.



    Wohnraumsteuer bei Leerstand erheben, in einer Höhe - die es für Investoren uninteressant wird und sich Spekulationen mit Wohnraum nicht mehr lohnt. Infrastruktur in AfD Hochburgen verbessern. Mehr Bildungsangebote für Schulabbrecher. Den Klimawandel durch Subventionen von Solar und Windenergie entgegen wirken. Forschung und Entwicklung alternativer Energien fördern.



    Vermutlich erreicht innovative Politik wieder die verlorenen AfD Sympathisanten - für in Zukunft wieder demokratische Wahlentscheidungen.

  • Es ist ja einiges richtig, was Hofreiter schreibt. Nur: Wer nach 3 Jahren Regierungsbeteiligung, in denen sich der Stimmenanteil der AfD verdoppelt hat, den eigenen Anteil daran völlig ausklammert, möchte vor allem sein Weltbild retten. Denn dass gerade die Grünen in einem nicht unbedeutenden Teil der Wählerschaft regelrecht verhasst sind, hat eben nicht allein mit irgendwelchen bösen Kampagnen zu tun. Und hier greift natürlich auch Hofreiters Rezept zu kurz. Dass die Wähler der AfD tief im Grunde ihres Herzens eigentlich eine linke Politik wollen, aber aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen bislang meinten, die AfD könne dies bewirken, ist mir völlig entgangen. Mit ähnlichen, vor allem für sie selbst äußerst bequemen Patentrezepten wartet ja auch die Linkspartei auf, die aber nach wie vor nicht erklären kann, warum ihr gerade im Osten die Wähler scharenweise davongelaufen sind.

  • Anton Hofreiter ist in seiner trockenen, analytischen Denk- und Sprechweise gelegentlich schwer zu ertragen. Man muss sich schon konzentrieren um ihm bis zum Ende zuzuhören. Jedoch ist er ohne Zweifel einer der klügsten Köpfe in den Reihen der Grünen.

    Viele stören sich an seinem Erscheinungsbild oder seiner mitunter höchst monotonen Vortragsweise. Ich habe aber inzwischen gelernt, dass ich ihm zuhören sollte. Er sieht und versteht, was andere nicht sehen und/oder verstehen. Da kommt der Wissenschaftler bei ihm durch.

    Es ist doch bezeichnend, dass die Union jetzt Dinge der Ampel, insbesondere der Grünen, umsetzt, die sie vorher aus machttaktischen Gründen blockiert hat. Egal ob als Regierungspartei oder Opposition, die Union denkt immer nur an sich, an ihr Machtverständnis und auch an persönliche Profite und Karrieregestaltung.

    Wie sollte eine solche Partei die Interessen Deutschlands vertreten können, wo sie doch nur an ihre eigenen denkt?

  • Ich mag Hofreiter als Mann der klaren Worte. Dementsprechend schätze ich auch seinen Artikel hier.



    Dennoch sei die kritische Frage erlaubt - WO war die grüne Moral während der drei Jahre Ampel?🤷‍♂️



    Tunesien-Deal, EU-Außenlager, Abschiebung nach Afghanistan, Bezahlkarte für Asylbewerber - alles, ALLES wurde abgenickt.



    Und ein AfD-Verbotsantrag? Die sind ja nicht erst seit Februar moralisch und verbal so unterwegs...



    Auch nichts🤷‍♂️



    Die Grünen, und das nehme ich ihnen krumm, schwingen die Moralkeule seit sie wieder in der Opposition sind.



    Als sie selbst am Trog ganz vorne standen, wars das gleiche Duckmäusertum wie bei der jetzigen Regierung.



    Insofern verliert seit der Wahl jeder Artikel der Grünen für mich jegliche Aussagekraft - selbst wenn er so wie hier von Anton Hofreiter kommt, einem zweifellos Standhaften unter den Fähnchen im Wind 🌬️



    Die Grünen haben mir in der Ampel bewiesen, dass sie über keinerlei Rückgrat verfügen. Das hat auch keine andere Partei die aktuell in Regierungsverantwortung steht - aber keine Partei schreibt sich so Moral und Werte auf die Fahne wie die Grünen.



    Wer fordert muss auch liefern - haben sie nicht getan.



    Jetzt Moralpredigten halten ist peinlich.

  • Kaum redet einer wie Hofreiter Klartext gegen die Demokratiefeinde, versuchen Bedenkenträger Einspruch zu erheben:



    Da ist es wieder, das süße Gift der "Andersdenkenden",



    der "Abstiegsangst"



    und des "Abgehängtseins" -



    das süße Gift der AfD eben, das dem unbelehrbaren Wahlvolk mit freundlicher Unterstützung von Teilen der Union eingeflößt wird.

  • Dass die Unionsparteien nicht recht wissen, wie sie mit der AFD umgehen sollen, ist sicher richtig. Das geht den anderen Parteien aber genauso. Die von linker Seite und auch in diesem Artikel vorgetragene wiederholte Behauptung, den rechten Wählern müsste man mit mehr linker Politik begegnen, ist jedenfalls nicht plausibler als die Auffassung von Dobrindt, man könne die AFD "wegregieren". Unter dem Strich ist es doch so: Alle suchen nach dem Rezept, keiner hat es.

  • Man kann von Hofreiter halten was man will, aber wo er recht hat, hat er recht. Den Konservativen, CDU/CSU, sind die Rechten näher als der politische Rest, Sozialdemokraten, Grüne, Linke. Die sind nämlich im Visier ihres "Kulturkampfes". Niemals zuvor war unsere Demokratie gefährdeter als jetzt.

  • Es braucht in diesem Kontext auch den Mut und die Haltung, all denjenigen, die (auch außerhalb des konservativen Spektrums) eine sozial gerechte Politik und solidarische Gesellschaft diskreditieren, zu sagen, dass auch sie letztlich dem Faschismus in die Hände arbeiten.

  • Treffende Analyse.

  • Die Konservativen und ihr Konzept, ihre klare Sprache , ihr Bewusstsein für die Gefahren, ihre Strategie...



    Seit mindestens 100 Jahren ein Totalausfall.



    Das einzige was da besteht, ist Machtanspruch, Inkompetenz und das Abwälzen der Folgen auf Andere.

    • @aujau:

      Wow, das nenne ich mal ein differenziertes und sachliches Statement zum politischen Gegner. Ist das das politische Klima, das Sie sich wünschen?

  • Der Prozess der Abschaffung und Relativierung der Menschenrechte läuft im vereinigten Deutschland seit 1990.

    Gerade die beiden (heute nicht mehr so) großen Parteien CDUCSU und SPD haben diesen Prozess 1992/1993 grundgesetzlich angestoßen und gesellschaftlich bis heute fortgeschrieben.

    Dieser mehr als dreißigjährige gesellschaftliche Prozess hat viele Menschen in Deutschland gewaltsam ihr Leben gekostet. Ein Ende ist nicht abzusehen.

    • @Der Alleswisser:

      Tut mir leid, aber bitte mal ein paar Beispiele geben? Wo hat das in Deutschland Menschnleben gefordert?

  • Schöner Artikel. Und das Fazit: Weiter mit der Brandmauer - sie ist ja so erfolgreich!

  • Ich teile die Analyse Toni Hofreiters. Von Bündnis 90/Die Grünen wünsche ich mir in Bezug auf die wahren Absichten der AFD und den demokratischen Gegenentwurf 'grüner' Politik dringend ähnliche offensive deutliche Beiträge in der öffentlichen Diskussion. Kommt raus - mischt Euch ein in die öffentliche Diskussion! Ihr seid so still im Moment. Die Regierung hat sich schon lange 'konsolidiert' - die Richtung ist klar. Wir brauchen freiheitliche ökologische Gegenentwürfe - laut und deutlich in unserer Gesellschaft. Lasst uns mit unseren argumentativen Beiträgen und Bemühungen 'in der Fläche' der Republik in Gesprächen nicht allein.

  • So viel Einsicht hätte ich mir von den Grünen während ihrer Regierungszeit der letzten zwei Jahre gewünscht.

  • Die schleichende Normalisierung der AfD durch die Union war spätestens seit den gemeinsamen Abstimmungen absehbar - spätestens da hätte sich Hofreiter für einen Verbotsantrag durch die Rot-Grüne BUNDESREGIERUNG stark machen müssen.



    .



    Statt dessen wurde Merz mit den Stimmen der Grünen per Verfassungsänderung mit gigantischen finanziellen Mitteln ausgestattet, die er nun ggfalls auch mit der AfD alleine abrufen kann (einfache Mehrheit)



    .



    Daher wirkt es wie ein Manöver, jetzt Alarm zu schlagen. Als absehbar war, dass Merz Kanzler werden würde, haben die Grünen den richtigen Zeitpunkt verpasst.



    .



    Und benutzen nun die AfD, um den politischen Diskurs einzuengen: jahrzehntelang selbst Anti-Nato, noch 2021 - 7 Jahre nach der Annektion der Krim! - noch strikt gegen Waffen in Kriegsgebiete, soll nun z.B. die Einschätzung "imperialistischer russischer Angriffskrieg" Quasi-Verfassungsrang haben - diskutabel sollten aber z.B. etwaige russische Sicherheitsinteressen, wie sie Putin behauptet, immerhin bleiben



    .



    Auch die Mühe, verfassungsfeindliche Positionen detailliert in der Sache begründet zurückzuweisen, sollte wan sich im Parlament schon machen, immerhin werden so auch Wähler*innen erreicht.

    • @ke1ner:

      Die "Sicherheitsinteressen" von Putin sind nicht die Sicherheitsinteressen Russlands sondern beschränken sich darauf, dass Putin Angst vor Demokratien hat, denn sollten die Menschen in Russland begreifen, dass es den Menschen in einer demokratischen Ukraine sehr viel besser geht, als ihnen unter einem verbrecherischen Diktator, würde es in absehbarer Zeit zu einer Revolution in Russland kommen und davor haben Diktatoren immer panische Angst, denn sehr häufig überleben Diktatoren solche Revolutionen nicht oder landen danach zumindest verdient im Knast.

  • " Es gibt in Teilen der deutschen Bevölkerung autoritäre Denkmuster und einen Wunsch nach autoritärer Herrschaft."

    Ein aus meiner Sicht weltweit verbreitetes Übel, das ggf. an der wachsenden Komplexität der Lebensumstände, der Unsicherheit von Jobs, der nicht mehr vorhandenen Verlässlichkeit von Recht u. Gesetz liegen könnte (Musk/Trump)?



    Menschen, gerade die, die schon an den unteren Grenzen leben, erfahren jeden Tag, dass sie selbst kaum die Fähigkeit haben, sich gegen das "System" (allg. gemeint) zu stemmen. Die Lösung ist "der starke Mann an der Macht bzw. Systemwechsel zu weniger Freiheit".

    Ich denke, man muss die AfD mit ihren eigenen Themen und der Umsetzungsvorstellung konfrontieren und im Bundestag dann abstimmen lassen. Nur so können die WählerInnen erkennen, was diese Partei will, wem sie überhaupt dient.



    Abstimmungsergebnis muss dann medial wirklich groß aufgezogen werden, damit die Wähler erkennen können, was ihnen blüht!

    Steuern sind da ein guter Punkt? Denn es ist der "geschundene Steuerzahler im Niedriglohnsektor", dessen Geld ausgegeben wird, "ohne Sinn u. Verstand", der immer mehr billige Konkurrenz bekommt, im Job/Mietmarkt/Schule, mit neg.Motivation durch BG.

    • @Ansichtssache:

      Die AfD bietet das mieseste Niveau an Verständnis für die Abläufe in Parlamenten, Rathäusern und Verwaltungen, sie bleiben mehr oder weniger Dauerpraktikanten und können nicht mal ihre Wähler da befriedigen, aber der Punkt ist eben der: Das stört deren Wähler nicht. In Hamburg ist das seit Jahren bekannt, dass die AfD wirklich nichts auf die Reihe bekommt, aber sie werden wieder gewählt. Ich weiß nicht, wie oft man das bekannt machen kann, diese Form der politischen Arbeit eignet sich ja gar nicht für die mediale Berichterstattung, deswegen können Medien das auch nur partiell und an hard facts gebunden berichten, wie schlecht das Niveau dieser Partei ist. Deswegen glaube ich - leider - auch nicht an einen Weg, wo die AfD inhaltlich gestellt und erledigt wird. Es hat bisher nie funktioniert.

  • "Dies ist eine Partei, die völkisches Denken rehabilitiert, Geschichte umdeutet, die NS-Zeit relativiert, rassistische Sprache nutzt und demokratische Institutionen ablehnt." Hofreiter

    Genau: Deswegen wird die Partei am Ende verboten. Ob das der CDU/CSU passt oder nicht. Und jetzt kann man sie noch verbieten. Das könnte irgendwann gar nicht mehr gehen. Ich glaube aber, dass die Union die AfD gar nicht einbinden will, die wollen sich nicht so offensiv ins Licht stellen, damit die AfD sich nicht nur an ihnen abarbeiten, aber genau das macht die AfD sowieso und aus Prinzip, sie gehen immer diejenigen an, die gerade regieren und sie malen das Bild einer Verräterregierung, einer Regierung, die unter der Hand das Land verschachert, die das Volk betrügt. Also ganz ähnlich wie die NSDAP in der Weimarer Republik argumentierte. Dabei verbündete sich die AfD dann mit Viktor Orban und fordert billiges russisches Gas.

    Deswegen: 1. Die AfD ist gefährlich und rechtsextrem. 2. Die AfD tendiert offen zum Verrat, schwächt uns alle durch billiges paktieren.



    Da bleibt leider nur das Verbot.

  • Man muss nicht alles was Hofreiter so von sich gibt für gut befinden, doch das was er hier schreibt, das ist SEHR gut. Bravo Toni!



    Doch es steht zu befürchten, dass viele Zeitgenossen das alles ablehnen - nur weil's von ihm kommt....

  • Die Grünen haben sich, wie andere Parteien auch, viel zu sehr auf Themen fokussiert, die zwar für die Betroffenen extrem wichtig sind, aber einen großen Teil der Bevölkerung nur sehr peripher tangiert. Das erzeugt Frust bei denen, die sich abgehängt fühlen.



    Es geht nur weiter, wenn sich die Parteien links der AfD deren Probleme ansehen und sich darum kümmern - auch wenn die AfD verfassungswidrige Ziele verfolgt, haben deren Wähler trotzdem legitime Anliegen. Diese sind zu adressieren. Man muss dazu nicht seine eigenen Positionen aufgeben!



    Und daneben wird es Zeit für ein Parteiverbot. Das ist nicht die Lösung, aber eine notwendige Maßnahme neben anderen.

  • Aber was ist, wenn die Union mit ihren formulierten Zielen ähnlich sozialdarwinistische Positionen vertritt? Ist die Mär vom Leistungsträger, der Erfolg durch Fleiß und nicht durch soziale Herkunft oder Erbschaft hat, nicht eines von vielen Indizien dafür? Ist die Nähe zu den oftmals identischen Netzwerken in der Wirtschaft und Gesellschaftlichen nicht offensichtlich? Von den unteren 80 Prozent fordern, die oberen 20 schonen. Einfache und mit der AfD identische Schuldige benennen.

    • @TOM1976:

      Ich würde sagen, die Ausländer-raus-Rhetorik der xxU, die ständige Hetze gegen und die Diffamierung von Erwerbslosen, sowie die Ablehnung eines Mindestlohns, der zu einem Leben in Würde notwendig wäre, sind schon weit mehr als nur "Indizien", sondern zeigen sehr deutlich die Menschenverachtung der xxU.

  • Dieser Artikel spricht mir aus der Seele und ist das, was ich in meinem Umfeld immer und immer wieder versuche aufzuzeigen. Ein Umfeld, in dem rechte Narrative die Norm sind. Aber einenKritikpunkt habe ich: Das ist keine Hilflosigkeit oder Unbeholfenheit. Das ist Absicht. Die Union spekuliert mit Merz doch bereits ganz offen über eine Zusammenarbeit mit der AfD. Weltweit sind es vor allem Konservative, die Rechtsextremen Tür und Tor öffnen. Das darf man nicht aus dem Auge verlieren. Aus diesem Gesichtspunkt heraus wird auch das Treffen Merz/ Trump interessant werden. Und möglicherweise gefährliche Weichen stellen.

  • Ich habe nichts gegen eine Abgrenzung zur AfD, aber Hofreiter sollte einmal auf die Gründungsgeschichte seiner Partei und in früheren Jahren noch diskutierten Pläne für eine demokratische Reform des politischen Systems BRD schauen. Wer heute konventionell und leichtfertig die Wahlrepublik mit ihrer Parteieinoligarchie als Demokratie bezeichnet und von politischen Mit­bewerbern redet, kann der AfD kaum Feindschaft gegen die repräsentative Demokratie vorwerfen. Da spielt die AfD (wie einst auch die NSDAP) ja mit. Was mit der AfD auf dem Spiel steht, sind (i) bürgerliche Freiheiten und kulturelle Offenheit, die durch deutlich repressivere Regelungen auf „Leitkultur“ getrimmt werden sollen, (ii) eine forcierte Ausrichtung am Ziel einer starken Nation und (iii) irgendwann auch, eine weitergehende Beschneidung von Mitbestimmungsrechten. Diese drei Motive sind aber kein Privileg der AfD und werden in unterschiedlicher Weise auch von anderen Parteien vertreten. Die, inkl. den Grünen, sollten sich auf die inhaltliche Auseinandersetzung mit der AfD konzentrieren, ihre „Alternativen“ erklären und sich für eine weitergehende Demokratisierung von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft einsetzen.

  • Die einen sind Nazis im Denken, Sprechen und Handeln, die anderen sind Nazis im Denken. Es ist keine Unbeholfenheit, sondern kalkuliertes Desinteresse an einer klaren Abgrenzung.

  • 1000 Promille Zustimmung!

  • Zitat: - "Sie konstruiert Bedrohungen, um sich selbst als einzige Gegenkraft zu präsentieren. [...] Gesellschaftliche Großkonflikte werden kreiert, Politikfelder zu Empörungsbühnen gemacht."

    Parteien können gesellschaftliche Konflikte nicht kreieren, sondern allenfalls reflektieren. - Politikfelder zu Empörungsbühnen zu machen ist der Kern des politischen Geschäfts. Leider ist es der gesellschaftlichen Linken bislang nicht gelungen, die Missstände in Gesundheit, Pflege und Wohnungspolitik auf eine solche Empörungsbühne zu heben. Wenn die Rechte hier mit dem Ablenken auf die Migrationsfrage erfolgreicher ist, dann sollte man sich fragen, was man falsch macht. Ist die eigene Kommunikation richtig? Ist es sinnvoll, den Begriff "Demokratie" mit den eigenen politischen Inhalten zu besetzen? Und Andersdenkende damit automatisch zu Antidemokraten zu erklären? Erzeugt man mit solch einer Kommunikation nicht erst diejenigen demokratieskeptischen Einstellungen, die man zu bekämpfen meint? - Und ist es nur die AfD, die "Bedrohungen konstruiert"?

    • @Kohlrabi:

      "Parteien können gesellschaftliche Konflikte nicht kreieren, sondern allenfalls reflektieren."



      Schön wär's.



      Ihre Aussage widerspricht allerdings so ziemlich allen Erfahrungen, die man so mit Propaganda hat machen können.

  • Stimmt ZWAR alles (besonders schön: mit der AfD sprechen "als ginge es um unterschiedliche Antworten auf dieselben Fragen") ABER: die AfD hat zwei Elternteile: nicht nur den *hüstl* "konservativ" dauerfeuernden Papa, der sich unter Namen wie Dregger, Strauß, Zimmermann, Kohl und Koch verbirgt, sondern auch die Rot/Grüne Mama, die mittels der Agenda 2010 der Mittelschicht die Abstiegsangst in die DNA der politischen Befindlichkeiten schrieb.

  • Viele Worte. Tatsache ist, dass fast 25 % AfD und insgesamt mehr als 60% konservativ wählen.

    • @Klartext:

      Tatsache ist, dass fast 25% eine gesichert rechtsextreme Partei wählen. Das ist sehr nah dran an "Nazis wählen", bei sehr vielen ist es das Gleiche.

    • @Klartext:

      Das ist eine Verharmlosung. AfD-Wähler sind nicht konservativ sondern stramm rechts außen. Jeder der die AfD wählt weis was er macht.

  • Die Frage ob und wie ein Teil der 10 Millionen AfD Wähler wieder für die Demokratie gewonnen werden kann, wird derzeit zu stark gewichtet. Ich wäre an dieser Stelle für einen Perspektivwechsel in der Diskussion, der die Frage "was sind wir unseren 20 Millionen Mitbürgern mit Migrationshintergrund schuldig, welche die Hauptleidtragenden der rechten Hetze sind".

    Und die Antwort darauf kann nur lauten, mit aller Kraft auf ein Verbotsverfahren hinzuarbeiten.

    Und da die einzig vernünftige Antwort auf Fremdenfeindlichkeit nur Solidarität sein kann und diese sich nur im Handeln bemerkbar macht, wäre es ein klares Statement gegen den Rechtsruck von Seiten der Politik z.B. das Ausländerwahlrecht auf Bundesebene einzuführen. Effektiver als jedes Lippenbekenntnis.

    Nur leider bewegt sich die Regierung in genau die entgegengesetzte Richtung. Das zeugt von wenig Geschichtsbewusstsein, denn die Illusion das Einbindung immer zähmt und dazu akuter Fremdenfeindlichkeit nichts entgegenzusetzen, ist in Deutschland ja schonmal gründlich nach hinten losgegangen.

    • @Sam Spade:

      "Und da die einzig vernünftige Antwort auf Fremdenfeindlichkeit nur Solidarität sein kann und diese sich nur im Handeln bemerkbar macht, wäre es ein klares Statement gegen den Rechtsruck von Seiten der Politik z.B. das Ausländerwahlrecht auf Bundesebene einzuführen. Effektiver als jedes Lippenbekenntnis."

      Ich fürchte, Sie verkennen das Problem dieser Wähler. Sie wollen keinesfalls noch mehr Rechte für "Ausländer", die sie ja schon für bevorzugt halten. Das wäre kontraproduktiv.

      In welchem Land ist das umgesetzt?

      Unabhängig davon habe ich in den letzten Monaten den Eindruck gewonnen, dass gerade "neue Bundesbürger" oft eher rechts gelagert sind als Mitte/Links? Liegt ggf. an den Männlichkeitsidealen?

      "ist in Deutschland ja schonmal gründlich nach hinten losgegangen."

      Ja die Keule...aber wir können auf 80 Jahre Demokratie zurückblicken und hoffen, dass es so bleibt!



      In anderen Ländern wie Ungarn, Frankreich, Italien, Österreich, Niederlanden, Polen, USA, Israel, Türkei? etc. bin ich mir nicht so sicher?

      Abgesehen von den Dikaturen/Autokratien, die es schon gibt, die auch keine Option sind?



      Realität ist: SPD, Linke und Grüne haben keine Mehrheit im Bundestag, um das zu tun.

    • @Sam Spade:

      Das wäre ein gigantisches Eigentor.

      Sie würden damit sämtliche "Umvolkungs"-Verschwörungstheorien der Nazis bestätigen und einen noch stärkeren Rechtsruck in der Bevölkerung erzeugen.

      Auch rein parteitaktisch könnte das in die Hose gehen: Der typische Einwanderer ist männlich, ungebildet, ländlich-religiös-konservativer Herkunft und steht damit politisch eher rechts der CDU. Bestimmte bereits kollektiv eingebürgerte Einwanderergruppen sind ein treues AfD-Klientel (Russlanddeutsche).

      Ein Staat soll quantitativ und qualitativ offen für Einwanderung sein und gleichzeitig Ausländern volle Mitbestimmungsrechte geben? Damit gäbe es praktisch keine staatlich Souveränität mehr.

      Welches Interesse sollten die Deutschen daran haben, dass andere, (potentiell) feindselige Staaten (Türkei, Russland z.B.) dann auch offiziell Deutschland mitregieren dürfen? Das ist doch eine Schnapsidee, die davon ausgeht, dass Deutsche schlecht und rechts und Ausländer dagegen gut und links seien.

      Zum Thema deutsches Geschichtsbewusstsein in einer multiethnischen Gesellschaft:



      taz.de/Verpflichte...ule/!6089554&s=kz/



      (Kurz: das gibt es bald nicht mehr)

      • @Chris McZott:

        "Der typische Einwanderer ist männlich, ungebildet, ländlich-religiös-konservativer Herkunft"

        Klingt wie ein Auszug aus dem AfD Parteiprogramm.

        Kombiniert mit etwas Verschwörungstheorie "dass andere, (potentiell) feindselige Staaten (Türkei, Russland z.B.) dann auch offiziell Deutschland mitregieren.."

        Viele der 20 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland besitzen einen deutschen Pass und nehmen auch an Wahlen teil. Darunter werden auch eine erhebliche Anzahl Türken und Russlanddeutscher sein. Das jetzt dadurch deren beider Herkunftsländer offiziell in Deutschland mitregieren wäre mir neu.

        Sie assoziieren mit dem Begriff Migrationshintergrund anscheinend etwas abwertendes und wirklichkeitsfernes und bedienen dadurch lediglich übelste Klischees.

        • @Sam Spade:

          1. Sozio-demografische Fakten. Gilt natürlich nicht für alle Herkunftsländer. "Typisch" heißt übrigens nicht "alle" oder "die Mehrheit".

          2. Der Zusammenhang "arm und ungebildet = rechts" ist glaube ich nichts, was die AfD gerne verbreiten würde.

          3. Sie sprachen oben vom Ausländerwahlrecht. Ausländer sind keine Deutschen mit Migrationshintergrund, sondern Menschen OHNE dt. Staatsangehörigkeit.

          4. Sie glauben ernsthaft dass ethnische Minderheiten keine nationalistischen Interessen haben? DAS ist wirklichkeitsfern.

          "Sie assoziieren mit dem Begriff Migrationshintergrund anscheinend etwas abwertendes..."

          Nein. Ich sage dass alle Ethnien/Menschengruppen EXAKT GLEICH fremdenfeindlich, rassistisch und nationalistisch denken und, unter gleichen Bedingungen (!), auch gleich handeln. SIE sind es, der Ausländern pauschal andere menschliche Eigenschaften als den Deutschen andichtet...

          Die statistischen Eingenschaften der hiesigen Einwanderer rühren aus der Sozialauswahl bei der Einwanderung her, nicht aus deren Ethnizität (letzteres wäre rassistisch). Es handelt sich i.d. R. um Armutseinwanderung - es migriert daher eher nicht das linke, urbane Bildungsbürgertum nach Deutschland...

          • @Chris McZott:

            Sie scheinen Ausländer automatisch mit Flüchtlingen zu assoziieren. Die meisten Ausländer lassen sich hier nieder um zu arbeiten oder zu studieren. Die wenigsten Einwanderer sind Flüchtlinge.

            Nur einmal am Rande so erwähnt, als Norweger zähle ich auch zu den Ausländern, ebenso meine Frau als Britin oder meine Kollegen am Institut die aus Israel, Litauen, Neuseeland oder Südafrika stammen. Sämtlich Akademiker mit hoher Qualifikation. Und davon gibt es in Deutschland reichlich.

            Viele von denen leben schon Jahrzehnte in diesem Land, zahlen Steuern und würden auch gerne über die Zusammensetzung im Bundestag mitbestimmen können.

            Das Wahlrecht sollte daher nicht ein Privileg des Passes sondern der Dazugehörigkeit sein und die lässt sich u.a aus der Dauer des Aufenthalts ableiten.

            Aber wer in der Zeitschleife stecken geblieben ist, der assoziert den Begriff Ausländer halt mit Armutsmigration und bleibt in der Klischeefalle gefangen und pendelt lieber zwischen Dönerläden, Pizzaboten, Reinigungskräften oder Bürgergeldempfängern hin und her.

            Da klafft anscheinend eine sehr große Lücke zwischen ihren Vorstellungen und der Realität.

          • @Chris McZott:

            „Armutseinwanderung“ ist ein Mythos: Es braucht erhebliche Ressourcen, um überhaupt erst zu wandern. In der Regel wandert die aufstiegswillige Mitte. Wenn aber die Integration nicht gewollt ist und gefördert wird (wie in Deutschland noch immer!) dann kommt es zu einer „Assimilation nach unten“, die zweite und dritte Generation wird ärmer und deutlich häufiger kriminell. Das ließe sich verhindern, aber das ist politisch in Deutschland noch immer nicht vermittelbar.

        • @Sam Spade:

          Bitte sauber trennen. Wenn deutsche Staatsbürger mit Migrationshintergrund wählen, sind es deutsche Staatsbürger!



          Sie haben ein "Ausländerwahlrecht" gefordert. Das sind dann kein Staatsbürger"

    • @Sam Spade:

      Ich verstehe auch nicht, warum das Verbotsverfahren nicht schon längst auf dem Wege ist, auch schon um Rechtssicherheit zu schaffen: ist die AFD nun verfassungskonform oder nicht? Das ganze mutmaßlich, angeblich etc. aus dem Diskurs nehmen und eine klare Aussage machen.

    • @Sam Spade:

      Man muss sich dann auf jeden Fall fragen, ob nicht 70 Millionen Deutsche, die die Demokratie wollen, wichtiger sind?

    • @Sam Spade:

      Es gibt andererseits die Erfahrung, dass mehr vom Gleichen zu einer Eskalation führen kann.

      Das Ausländerwahlrecht auf Bundesebene einzuführen bedient das Narrativ vom Plan eines Bevölkerungsaustauschs.

      Könnte gerade der falsche Zeitpunkt sein.

      In manchen Bundesländern oder wenigstens Landkreisen könnten jetzt bereits die anderen mit "Wir sind mehr!" auf die Straße gehen.

      Der Punkt, um den es mir aber eigentlich geht, ist:



      Ich wäre mir nicht sicher, dass 20 Millionen Migrationshintergründler auch 20 Millionen Nicht-AfD-Wähler sind.

      Umfragen belegen, dass Migranten im Vergleich zur autochthonen deutschen Bevölkerung eher traditionelle, konservative Werte vertreten.

      Langfristig könnte der Schuss nach hinten losgehen.

      Bedenken Sie, dass Erdoğan die in Deutschland lebenden Türken mitwählen lässt, weil sie im Durchschnitt weniger progressiv wählen als Türken in der Türkei.

      Dass die AfD in der Lage ist, ihre Rhetorik aus strategischen Gründen zu verändern, um sich neue Wählerschichten zu erschließen, hat sie schon bewiesen.

      Ein Statement gegen Rechtsruck ist es nicht, sich neue Wähler zu suchen, weil die vorhandenen nicht so abstimmen, wie man es gerne hätte.

  • Hilflosigkeit?



    Für mich sieht's eher nach Skrupellosigkeit und Opportunismus aus.

  • Im Grunde ist der größte Gegner der AfD erstmal die Union. In anderen europäischen Ländern, aber auch darüber hinaus, geht der Absturz der Konservativen mit einem Erstarken der Rechtsaußen Hand in Hand.



    Die klassischen Konservativen sind in Italien, Frankreich, Polen, Ungarn und weiteren Ländern mehr entweder ersetzt worden oder wurden von innen heraus radikalisiert und komplett reformiert (USA, GB).



    Hier ist das bis jetzt nicht in dieser Form passiert. Eine schwere Erosion ist dennoch erkennbar.



    Konservative Demokraten, die sich dort anbiedern, werden sich selbst "auf den Müllhaufen der Geschichte" werfen. Denn dort werden sie von der AfD verortet, und das nicht erst seit heute.

    • @SanktNiklas:

      Mei, da ist der Wunsch der Vater des Gedankens.



      Bitte immer bedenken, dass die Wähler das Wort haben....und immer noch sind 80% gegen die AfD.