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Demonstration für Liebig34„Die letzte Schlacht gewinnen wir“

Nach der Räumung der Liebig34 in Berlin wird für das Hausprojekt demonstriert – inklusive Sachbeschädigungen und Zusammenstößen mit der Polizei.

DemonstrantInnen gehen mit Transparenten durch Berlin-Mitte Foto: Christophe Gateau/dpa

Berlin taz | Die Schaufenster sind schon kaputt, noch bevor die Demonstrant:innen am Freitagabend die Alte Schönhauser Straße erreicht haben. Kleingruppen haben die Fenster demoliert. Die durchnässten Demonstrierenden werden von Polizist:innen aufgehalten. Plötzlich gehen Beamt:innen in die Menge, es kommt zu Gerangel. Die Polizei schubst Demonstrierende und drängt sie aktiv zurück. Menschen schreien. Am Ende liegt das kaputte Fronttransparent in einer Pfütze, der Demozug darf weiter durch Mitte ziehen.

Schon als sich Hunderte Unterstützer:innen aus der linken Szene am regnerischen Freitagabend im Monbijou-Park in Mitte sammeln, ist die Wut und Frustration über die Räumung des anarcha-queer-feministischen Hausprojekts Liebig34 förmlich greifbar. „Nehmt ihr uns die Liebig ab, machen wir euch die City platt“, skandierten die Demonstrierenden. Ein Slogan, der an diesem Abend noch öfter zu hören sein wird und dem einige der Teilnehmer:innen auch Taten folgen lassen: Entlang der Route kommt es zu zahlreichen Sachbeschädigungen an Geschäften und Autos.

Der Ton ist rau an diesem Abend: „Wir haben die Schnauze gestrichen voll“, drückt es eine Rednerin unmissverständlich aus. Mit der Räumung setze die Stadt Profitinteressen eines Spekulanten durch, kritisiert sie, auch wenn dabei Menschen inmitten einer Pandemie auf die Straße gesetzt würden. Noch vor Demonstrationsbeginn kommt es zu einzelnen Flaschenwürfen auf die Polizei, die wie schon am Morgen mit einem Großaufgebot von 1.900 Beamt:innen vor Ort ist. Zwei mutmaßlich rechte Youtuber:innen werden von Demoteilnehmer:innen energisch aus der Versammlung gedrängt und müssen anschließend von der Polizei hinaus eskortiert werden.

Bereits am frühen Freitagvormittag hatte die Polizei das Haus in der Liebigstraße geräumt. Begleitet wurde die Räumung von Aktionen und Protesten von etwa 1.000 Personen. Mehr als 2.500 Polizeibeamt:innen waren dabei im Einsatz. Dabei kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen; einige Menschen wurden festgenommen. Dem Aufruf zur Demo am Abend der „Tag X“ genannten Räumung folgten zeitweise bis zu 2.000 Menschen.

Presseführung durchs geräumte Haus

Für Unmut sorgte auch ein Pressetermin der Berliner Polizei am Nachmittag, bei der Pressevertreter:innen eine Führung durch das geräumte Haus angeboten wurde. Videos der Privaträume der ehemaligen Bewohner:innen wurden in den sozialen Medien von rechten Nutzer:innen hämisch kommentiert.

Das Hausprojekt in der Liebigstraße in Friedrichshain galt als einer der zentralen Bezugspunkte der linken Szene. Rund 40 Menschen wohnten in dem Haus. Über seine Symbolwirkung hinaus war es damit ein Rückzugsort für Frauen, trans*, queere und intersexuelle Menschen.

Das Haus wurde 1990 besetzt und kurz darauf legalisiert. Nach einem Eigentümerwechsel 2008 an den Immobilien Spekulanten Gijora Padovicz, erhielten die Bewohner:innen nur einen Gewerbemietvertrag, der 2018 ablief. Padovicz besitzt über 200 Häuser in Berlin und ist berüchtigt für seine rabiaten Entmietungspraktiken.

Immer wieder stoßen Polizei und Demonstrierende aufeinander Foto: Christophe Gateau/dpa

Mit über einer halben Stunde Verspätung setzt sich der Demonstrationszug schließlich in Bewegung. Teilnehmer:innen skandieren „Alles zusammen gegen Spekulanten“ und „Die Häuser denen, die sie brauchen“. Dabei treffen sie nicht nur auf Zustimmung: Ein offenbar mit anarchistischer Theorie nicht sehr vertrauter Anwohner ruft aus seinem Fenster: „Nie wieder Stalin!“

Es knallt zum ersten Mal

Der Zug kommt in der engen Oranienburgerstraße nur stockend voran. Ein dem Kleidungsstil eher der Party- als der autonomen Szene zuzuordnender junger Mann wirft eine Flasche in Richtung der Beamt:innen. Dem Geräusch zufolge scheint ein Helm getroffen, der Aufzug wird vorerst gestoppt. Nachdem die Versammlungsleitung auf die Teilnehmer:innen einwirkt, keine Gegenstände mehr zu werfen, geht es weiter. Als die Demo die Neue Schönhauser Straße erreicht, knallt es zum ersten Mal. Vereinzelt fliegen Steine, Böller und Feuerwerk werden gezündet, Flaschen klirren. Immer wieder verschwinden Kleingruppen in den Nebenstraßen, teilweise um weitgehend ungehindert von der Polizei zu randalieren.

Rauch und Solidarität Foto: Christophe Gateau/dpa

Am Ende der Nacht dürfte der Sachschaden hoch sein. Die Schaufenster der umliegenden Nobelboutiquen werden zerschlagen. Besonders in der Alten Schönhauser Straße bleibt kaum ein Ladenfenster heil. Bei vielen Luxuswagen werden die Scheiben kaputtgemacht, teilweise wird versucht, die Autos in Brand zu setzen.

Hart gehen die Polizist:innen gegen Demonstrant:innen vor. Nach einem Steinwurf laufen die Beamt:innen in die ersten Reihen, versuchen, einzelne Menschen herauszuziehen und ihnen die als Sichtschutz dienenden Transparente zu entreißen. Journalist:innen und Fotograf:innen werden gestoßen und geschubst, es kommt auch zu Übergriffen auf Demo-Sanitäter:innen. Ähnliche Szenen wiederholen sich viele Male an diesem Abend. Immer wieder stürmt die Polizei in die Demo, um einzelne Teilnehmer:innen zu verhaften.

„What a fight“, rufen die Touristen

Entlang der Straßen stehen neugierige Tourist:innen, Restaurant- und Bargäste. Sie nehmen das Spektakel mit einer Mischung aus Verwunderung und Faszination war. Viele filmen mit ihren Smartphones, ein Mann grölt: „Endlich wieder Berlin“, als der schwarze Zug an ihm vorbei zieht. Eine andere Passant:in fragt: „Wofür sind die Leute hier? Was machen die?“ Die Antwort kommt aus dem Demozug: „Liebigstraße, Rigaer bleibt, one struggle, one fight.“

Die Route führt durch den Bezirk Mitte in den Prenzlauer Berg. Als die Demonstrant:innen die Hausprojekte Linie206 und das Tuntenhaus in der Kastanienallee 86 passieren, werden sie von den Bewohner:innen mit Pyrotechnik und Jubel begrüßt. Sie sind die wenigen noch verbleibenden alternativen Orte in den ansonsten durchgentrifizierten Kiezen. Ein Schicksal, das auch der Rigaer Straße zu drohen scheint.

Aus einem Lautsprecher vor dem Tuntenhaus erklingt der Ton Steine Scherben-Klassiker „Die letzte Schlacht gewinnen wir“. Zu einer letzten Schlacht kommt es an diesem Abend aber zum Glück nicht. Den letzten Teil der Route läuft die Demo zügig und weitgehend ohne Zwischenfälle, bis sie an der Eberswalder Straße gegen 0 Uhr 30 wenige Meter vor dem geplanten Endpunkt von der Versammlungsleitung aufgelöst wird.

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81 Kommentare

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  • Ich bin Anwohnerin und keineswegs froh, dass die Liebig34 verschwindet. Es ist eine Peinlichkeit für Berlin, dass die pekuniären Interessen eines stadtbekannten schlecht beleumundeten Spekulanten über den Interessen der Bewohner*innen gestellt wird. Die taz hat richtig analysiert: Im Kapitalismus ist egal, wer regiert. Für Rotrotgrün vor der Bundestagswahl eine Blamage. Berlin braucht nicht nur die reaktionären Speichellecker, die sich gewohnheitsmäßig auf die Seite der Mächtigeren stellen, in der Hoffnung, dass ein paar Krumen vom Tisch fallen, sondern auch Experimentierfelder neuer Arten des Zusammenlebens. Die Staatsorgane im Dienst windiger Geschäftemacher, das alles unter RRG. Peinlich für die Linke, die Grünen und die SPD, die viele sicher nicht gewählt haben, damit Wohnhäuser möglichst viel Rendite abwerfen. Die Liebig sehe ich als ein Bollwerk gegen den Mietenwahnsinn, wir, die wir wesentlich bürgerlicher und bequemer leben als die Anarcho Queerfeministinnen haben auch von dieser Gegenwehr profitiert. Wenn der letzte Mieter zwangsgeräumt ist, werdet ihr merken, dass man mit Spekulanten nicht diskutieren kann.

    • @imtiefenrausch1968:

      ja so sehe ich das auch.

  • Es wird Zeit, dass der Senat beschließt, geschützte Räume für Menschen mit alternativen Lebensentwürfen zu entwickeln und auch zu finanzieren. Es besteht wachsender Bedarf.

    • @C.O.Zwei:

      Das geht ganz einfach.



      Haus mieten oder kaufen, bezahlen und dann einziehen.



      Hab ich auch so gemacht.

      Auch alternative Lebensentwürfe dürfen nicht gegen Rechtsstaatlichkeit verstoßen. Das Eigentum Unbeteiligter abzufackeln ist ein no-go und höchst kontraproduktiv für das eigentliche Anliegen.

      • @lulu schlawiner:

        Was ist daran ein alternativer Lebensentwurf ne Eigentumswohnung zu haben. Selbstorganisation ist nichts was man kaufen kann

      • 9G
        90564 (Profil gelöscht)
        @lulu schlawiner:

        "alternative lebensentwürfe" bleiben halt nur denen vorbehalten, welche sich das recht auf alternative lebensentwürfe auch kaufen können, freiheit bedeutet im kapitalismus halt immer auch das nötige kleingeld, wers nicht hat, kann sich die freiheit halt nicht leisten, pech gehabt

        • @90564 (Profil gelöscht):

          Eine eigene Wohnung anzumieten ist kein utopischer Akt. OK, im angesagten Viertel der Stadt natürlich schwieriger. In Brandenburg gibt es billigeren Wohnraum. 3/4 Stdt. mit dem Zug von Berlin entfernt. Ist das zumutbar?



          Im übrigen war die Wohnungsknappheit im real existierenden Sozialismus, sprich DDR, beschei...ss

          • 9G
            90564 (Profil gelöscht)
            @lulu schlawiner:

            ja, die queerfeministinnen der liebig34 waren ja bekannt dafür, dass sie der ddr hinterhertrauern, jedeR der/die die diktatur des kapitals kritisiert, verehrt erich mielke 0o



            aus "geh doch rüber!" wurde "gehe doch brandenburg!"

  • "Am Ende der Nacht dürfte der Sachschaden hoch sein. Die Schaufenster der umliegenden Nobelboutiquen werden zerschlagen. Besonders in der Alten Schönhauser Straße bleibt kaum ein Ladenfenster heil. Bei vielen Luxuswagen werden die Scheiben kaputtgemacht, teilweise wird versucht, die Autos in Brand zu setzen."

    Die Begriffe "nobel" und "Luxus" bezeichnen eine Sache implizit auch als überflüssig. Ferner ist die Einordnung subjektiv und relativ. Im Text wird also der Eindruck erweckt, die Schäden seien an überflüssigen Sachen verübt worden, die das nach Erachten der Autor*innen normativ Notwendige ohnehin überschritten haben - es entsteht die Suggestion keines Verlusts. Ich sehe das anders. Ich finde, dass Sachschäden ohne nähere Wertung angerichtet wurden - Gewalt gegen Unschuldige. Diese verurteile ich.

    Ungeachtet dessen haben die ehemaligen Bewohner*innen mein Mitgefühl, da ich das Mietspekulantentum bis zu einem gewissen Grad ebenfalls kritisch sehe, allerdings nicht meine ideologische Solidarität, da ich deren Ideologie ausschließend und ambivalent finde und sinnlose (oder auch über sehr viele Ecken wirr gerechtfertigte) Gewalt verabscheue.

    • @Wiener Würstchen:

      Für Sie ist der kapitalistische SUV-Fahrer, der durch seinen Zuzug die Gentrifizierung erzeugt hat und damit Verhältnisse, in denen Spekulanten mit ihren Anwaltskohorten alternative Wohnprojekte während einer weltweiten Pandemie auf die Straße setzen das Opfer, ja na klar.

      Die kapitalistische Gewalt wird ja nie über sehr viele Ecken wirr gerechtfertigt. Friss oder Stirb? Noch nie gehört. Kapitalismus basiert schließlich auf "Wenn ich an die anderen denken, dann ist an jeden gedacht". Schön wärs.

      Das zu verabscheuen wäre sicher extrem schwierig, da müsste man ja tatsächlich mindestens ein Sympathisant zu den Anti-Kapitalisten sein. Viel zu ambivalent für meine Chuzpe!

      "dass Sachschäden ohne nähere Wertung angerichtet wurden - Gewalt gegen Unschuldige. Diese verurteile ich."

      Ja schlimm, da wurden Dinge beschädigt. Da müssen die unschuldigen Besitzer dieser Dinge jetzt wohl wochenlang ins Krankenhaus. Ich will hier ja nicht krankhaft relativieren, aber hallo?

  • Ich frage mich, ob diese hunderte Demonstranten tatsächlich für die Liebig 34 oder doch eher für ihre egoistischen Ziele demonstrierten.

    • @Berliner Berlin:

      Beantworten können das wohl nur die Demonstrierenden. Alles andere sind Unterstellungen und spekulatives Geraune.

      • @Ingo Bernable:

        Nein, nein, nein. BERLINER BERLIN weiß das wieviele andere Bürgis und Rechte ganz genau. Sie kennen die Liebig 34 und WISSEN, was deren Bewohner*innen so gemacht haben und wofür sie stehen. Sie kippen natürlich GAR NICHT, wie auch Andere hier ihre ideologischen, medial geprägten Bilder von der Liebig 34 ins TAZ-Forum.

  • Die letzte Schlacht gewinnt das Bier!

    Am Tresen bzw. Stammtisch in der Kollektivkneipe,wo man sich bei Bierchen und Tütchen darüber unterhält wie man es den Bullen mal wieder so richtig gezeigt hat. Und im weiterem Verlauf des Abends mit steigenden Pegel,Details der zukünftigen herrschaftsfreien Gesellschaft erörtert. So wie es schon Generationen anderer Revolutionäre getan haben. Ohne was bewirkt zu haben - Prost!

  • Wieder mal wird ein gegenkultureller Raum durch die Staatsgewalt platt gemacht. Das war nicht nur für rund 40 Leute ein Wohnraum, sondern für zumindest Hunderte ein direkter und für Tausende ein indirekter Bezugspunkt.

    Und wieder mal stürzen sich alle danach auf die in der Folge zerstörten Schaufensterscheiben. Ob jetzt der Glasbruch im Nachhinnein taktisch für das Überleben einer anarchistischen Gegenkultur so viel Sinn macht, ist Auslegungssache. Persönlich sehe ich ja mehr Sinn darin, besetzte Räume so gut wie möglich in der Nachbarschaft zu verankern, damit im Falle einer mit passivem Widerstand wenigstens verzögerten Räumung möglichst viele Leute diese Entwicklung als Verlus betrachten. Andererseits hat bei manchen Häusern die Drohgebärde, dass eine Räumung ziemlich teuer werden könnte, auch schon als Abschreckung gewirkt.

    Schade jedenfalls um die Liebig. Den Hinausgeworfenen wünsche ich alles Gute, und dass sie an anderen Orten ihren Weg finden.

    • @kritikderkritikderkritik:

      Ihre Argumentation ist beliebig austaischbar und lässt sich auch von rechtsalternativen nutzen, solange Sie nicht darlegen, worin dieser Bezugspunkt bestanden haben soll.

      M.M.n. wurde dort ein Haus beräumt, in dem 40-50 Personen illegal lebten. Von Bezugspunkt für Menschen, die auf dem Boden des GG stehen, ist mir nichts bekannt.

    • @kritikderkritikderkritik:

      Auch die Rigaer 94 ist "für Tausende ein indirekter Bezugspunkt". Allerdings beziehen sich dabei so einige nicht sehr positiv darauf.



      Mit der Randale bestätigt man mal wieder das alte Bild von den linken Chaoten,die sinnlos zerstören.Die meisten Menschen sehen zu Recht keinen direkten Zusammenhang zwischen "Nobelboutiquen", "Luxusautos", unterbrochenen ÖPNV,usw. Sinn machen diese Aktionen doch nur für relativ wenige, die innerhalb einer ideologischen Filter leben und denken. Wenn man weniger von der Restgesellschaft abgehoben leben würde und auch mit der Nachbarschaft so gut wie möglich verankert wäre,könnte man das auch auch von selber erkennen . Und würde sich auch nicht beschweren,das "sich alle danach auf die in der Folge zerstörten Schaufensterscheiben" stürzen.



      Das ist jedenfalls nicht meine Vorstellung "einer anarchistischen Gegenkultur ". Mit diesem Verhalten fördert und festigt man lediglich die Gleichsetzung von Anarchie mit Anomie im gesellschaftlichen Bewußtsein. Da seh ich wenig "taktischen" Wert drin.

  • Hufeisen stimmt nicht und so. Polizei geht gegen Nazi-Demos nicht so hart vor wie gegen linksextreme.

    „Nehmt ihr uns die Liebig ab, machen wir euch die City platt“



    „Wir haben die Schnauze gestrichen voll“

    Ja gut. Kann man machen. Muss man nur mit rechnen, dass dann das Hufeisen rausgekramt wird und den Linksautonomen genauso die Ausreise gewünscht wird wie den Nazis. Aber man will ja sowieso die eigene Ideologie gegen den Willen aller anderen durchsetzen. Da sind die Linksextremen immerhin ehrlicher als die Rechtsextremen, die versuchen sich mit verschiedenen Handlungs- und Agitationsfeldern in der Mitte der Gesellschaft anzuschließen.

    Als Polizist wären mir übrigens auch die Demonstranten lieber, die mir nicht ständig mit Gewalt begegnen. Mist labern und fordern ja beide Seiten.

    • @Devil's Advocate:

      Was konkret wäre denn der "Mist" den die Linken "labern" der ihrer Meinung nach die Gleichsetzung mit den Rechtsradikalen rechtfertigen würde?



      Und wie kommt man eigentlich auf die Idee die über 200 Toten durch rechte Gewalt in den letzten 30 Jahren, also etwa alle 6 Wochen ein Mord aus purem Hass und Menschenfeindlichkeit, an die sich diese Gesellschaft schon viel zu sehr gewöhnt hat, wie kommt man darauf diese auf eine Stufe zu stellen mit dem Glasbruch an Luxus-Läden?



      Die Hufeisentheorie ist nicht nur analytischer Unsinn der vA zu Beginn des kalten Krieges lanciert wurde um der (mehr oder) weniger entnazifizierte Bevölkerungen den Anti-Kommunismus nahe zu bringen, sondern auch statistisch, NS und Faschismus speisten sich vor 100 Jahren genauso auch aus der Mitte der Gesellschaft wie heute noch:



      de.wikipedia.org/w...remismus_der_Mitte



      taz.de/Debatte-Fas...-Klassen/!5454393/



      www.bpb.de/apuz/21...echtsextremistisch

      • @Ingo Bernable:

        Sehr eindruckvoll bestätigen Sie die Richtigkeit der Hufeisentheorie. An beiden Enden dieses Hufeisens wird die eigene Gewalt ( ob gegen Sachen oder Menschen ) als ein Akt ohne Alternative dargestellt. Es dient ja der "Sache", so sagen es dann "besorgte Bürger" oder "Autonome". Tatsache ist jedoch, daß sich am Ende keine Gesellschaft weiterentwickelt hat, die diesen Menschen gefolgt ist. Siehe Hitler, Stalin, Mussolini, Mao, Pol Pot. Von daher ist richtig, gegen Extreme an beiden des Hufeisens zu kämpfen. Diese Ränder haben sich immer auch aus der Mitte gespeist, denn Stalin, Mao und Pol Pot waren ja schließlich auch keine durchgeknallten Einzeltäter

        • 9G
          90564 (Profil gelöscht)
          @Coriolis:

          und genau so tatsache ist, dass es keine amerikanische oder französische revolution ohne gewalt gegeben hätte und hitler und die ndsap standen ganz klar am rande der deutschen gesellschaft, quasi ein paar einzeltäter und nicht etwa demokratisch an die macht gekommen.



          schade, dass gute geschichtsbücher so selten gelesen werden

          • @90564 (Profil gelöscht):

            Lesen bildet wirklich ! Bei den letzten halbwegs freien Wahlen der Weimarer Republik war die NSDAP stärkste Fraktion.



            de.statista.com/st...epublik-1919-1933/

            • 9G
              90564 (Profil gelöscht)
              @Coriolis:

              unter umständen sollte ich sarkasmus vermeiden, in diesen zeiten, der wird häufig missverstanden

      • @Ingo Bernable:

        Mit " Glasbruch an Luxus-Läden" verharmlosen Sie Linksterrorismus und Tote durch Linksterrorismus

        Wenn Sie sich schon in die Untiefen des Vergleichs hineintrauen, dann sollten Sie natürlich auch korrekt vergleichen. Das Linksterrorismus nicht Glasbruch bei "Luxusläden" bedeutet sollte bekannt sein.

        Je nach Zeitraum und Region werden Sie, besonders auch im weltweiten Maßstab, zu völlig unterschiedlichen Zahlen und Anzahl Toten kommen, die auf linker Seite dann auch mal erschreckend hoch oder höher sein können.

        www.laenderdaten.i.../terrorgruppen.php



        www.addendum.org/t...ropa-visualisiert/

    • @Devil's Advocate:

      Ja, ja, die Bürgis und ihre geliebte Extremismustheorie, wonach die politischen Ränder, extrem wären und die Bürgis selbst als konstruierte "Mitte" "ganz normal" erscheinen sollen. Der Haken in diesem konkreten Fall ist, dass die Räumung das Ergebnis bürgerlicher Ideologie und Institutionen ist: die Grundlage dafür ist das machtvolle Konstrukt von Eigentum(stiteln), Verträgen und dessen Garantie durch den Staat. Die von ihnen provozierte Gewalt wütender, widerständiger Linker und Anarchist*innen kommt nun den Bürgis gelegen, die sich dann heuchlerischerweise über eben diese Gewalt beklagen.

      • @Uranus:

        "das machtvolle Konstrukt von Eigentum(stiteln), Verträgen und dessen Garantie durch den Staat."

        Alles Mist? Wenn Sie das ablehnen, sind Sie womöglich Anarchist, also jemand, der das Gesetz des Stärkeren fovorisiert?

        • @Berliner Berlin:

          Schräg, dass Sie Anarchismus mit dem "Gesetz des Stärkeren" verknüpfen, wo doch der Kapitalismus genau das ausdrückt, was Sie dem Anarchismus vorwerfen: Macht haben im Kapitalismus u.a. diejenigen, die anhand Geld, Vermögen, Eigentum usw. entsprechend großen Einfluss geltend machen kann. Die Gesetze sind eine wesentliche Grundlage ihrer Macht.



          Anarchismus hingegen ist die Bewegung, die Herrschaftsverhältnisse abschaffen will und für eine freie, gleiche Gesellschaft eintritt, in der Menschen gemeinsam Regeln festlegen.



          Siehe auch:



          de.wikipedia.org/wiki/Anarchie

          • @Uranus:

            Es ist Utopie, eine Gesellschaft ohne Herrschaftsverhältnisse zu gestalten. Es wird immer der/die/etc. Stärkere die Macht haben und andere unterbuttern. Wer das ist, kann je nach Modell unterschiedlich sein. Man schaue nur mal, wie sog. Anarchist:innen andere ausgrenzen oder mittels Wortwahl entmenschlichen.

            • @resto:

              Sicherlich ist das Utopie. Sie nennt sich Anarchie. Das, was Sie beschreiben, ist IHRE Annahme, womöglich IHR Menschenbild. Anarchismus ist, wie gesagt, der Versuch Machtgefälle, Hierarchien abzubauen. Sicherlich glückt das nicht immer und vollends. Sind die Menschen doch in jetzigen Verhältnissen sozialisiert und die Umstände um die Projekte herum immer noch durchzogen von Machtverhältnissen und so weiterhin einwirkend auf Projekte. Begibt mensch sich aber an anarchistisch geprägte Orte oder in Bewegungen, so kann mensch durchaus erleben, dass versucht wird, Menschen/Mitglieder gleichberechtigt/nach Betroffenheit einzubeziehen. Gelebte Solidarität.

          • @Uranus:

            "in der Menschen gemeinsam Regeln festlegen."

            Erfahrungsgemäß setzen sich da die Stärkeren durch. Im Kapitalismus können auch ein Hawking oder Schäuble etwas erreichen. Wer garantiert das bei Anarchie wenn keine Institution auf die Belange der Schwachen und Minderheiten achtet?

            • @Devil's Advocate:

              Demnach wären die ganzen Armen, Marginalisierten, hierunter viele behinderte Menschen ... alles nur Erfindungen von Antikapitalist*innen?

              • @Uranus:

                Darum geht es nicht, daher vorab noch einmal die Frage: Sie geben dem Kapitalismus die Schuld an den meisten Problemen der Gesellschaft. Ich frage also, auch aus Neugier, wie das von Ihnen propagierte System dieses Problem beheben bzw. verhindern kann, da es mir hier noch anfälliger zu sein scheint als der Kapitalismus.

                Bezüglich "Armen, Marginalisierten, hierunter viele behinderte Menschen" im Kapitalismus. Hiergegen reicht ein ausreichend ausgebauter Sozialstaat, der Chancengleichheit schafft wo möglich und Ausgleiche/Alternativen wo nicht. Ein Systemwechsel erachte ich nicht als notwendig.

                • @Devil's Advocate:

                  Doch, darum geht es. Sie können nicht einzelne Privilegierte herausgreifen und meinen, anhand dessen Teilhabe bspw. von Behinderten Menschen festmachen zu können. Es geht nicht bloß um Individuen sondern um strukturelle Bedingungen.



                  Zudem heißt Chancengleichheit nur, dass XY angeblich gleiche Chancen für bestimmte gesellschaftliche Positionen hätten, sie sagt aber nichts darüber aus, wieviele Menschen generell in diese Positionen gelangen können und wie gleich die Verhältnisse in dieser Gesellschaft wären. Der "American Dream" ist ein Mythos. Die kapitalistische Gesellschaft hierarchisiert - u.a. auch Einkommen/Vermögen. Was wiederum nicht zwangsläufig heißt, dass alle Gesellschaften so würden wie die USA, auch wenn es da andererseits sozioöknomische Tendenzen gibt - wie kürzlich der um sich greifende Neoliberalismus. Ungleichheit ist ein Gegenargument gegen Kapitalismus. Es gibt auch noch weitere - wie den Wachstumsaspekt ...

      • @Uranus:

        Was sollten Anarchisten mit der Anomie rund um Liebig xy zu tun haben? Ist spießiges Brandlegen neuerdings Anarchismus?

      • @Uranus:

        Wären Sie nicht sauer, wenn Ihnen jemand z.B. ihre Kleidung abfackeln würde mit dem Hinweiß darauf, dass Eigentum(stitel) ein Konstrukt sind und Sie sich nicht so haben sollen?

        • @Ralf Eckstein:

          Sie missverstehen den Eigentumsbegriff. Ich rede vom politischen Eigentum, also Land, Produktionsmittel usw.. In diesem Fall erwarb, besitzt ein reicher Typ, Padovicz, Wohneigenum, die Liebig 34. Sein Geschäftsmodell ist das Ausnutzen der Notlage/die Abhängigkeit, dass Menschen Wohnraum benötigen, die meisten aber nicht aufgrund Einkommens/Vermögens aber keine Verfügungsgewalt über eine eigene Wohnung haben. Leute, genauer: Kapitalist*innen, wie Padovicz, bereichern sich am Grundbedürfnis nach Wohnraum und das sogar auf sehr üble Weise, wie es auch nachzulesen ist.



          padowatch.noblogs.org/

          • @Uranus:

            Dass der Reichtum falsch verteilt ist, da bin ich ja Ihrer Meinung. Komplett ohne Eigentum werden wir aber nicht auskommen. Meiner Meinung nach sollte Wohnraum, so wie es in den Menschenrechten auch festgeschrieben ist, Menschenrecht sein. Nur eben nicht nur auf dem Papier sondern einklagbar. Ich bin der Meinung ein bedingungsloses Grundeinkommen für die Grundbedürfnisse (zu denen Wohnen gehört) sollten jedem zustehen. Es muss aber auch möglich sein sich etwas aufzubauen, ohne dass man Gefahr läuft, dass einem das wieder weg genommen wird, weil man Eigentumsrechte an sich anzweifelt.

          • @Uranus:

            Um das mal musikalisch zu untermalen: Vielleicht ist das Lied in den Begrifflichkeiten nicht mehr ganz aktuell, aber doch im Grunde noch zutreffend, Ton Steine Scherben in "Der Kampf geht weiter"



            www.youtube.com/watch?v=S0OogfgavBs

  • die verspielen sich auch noch das letzte quentchen an empathie.

    die blindwütigen stockdummen zerstörungen sind ja auch nix neues, nur gehäuft.

    die größte unverschämtheit aber ist, das ganze unter dem deckmantel "links" laufen zu lassen.

  • Es läuft also immer noch nach Schema F: "Hier gibt es Entwicklungspotenzial.." Dieser Prozeß ist allseits bekannt,und darum haben viele Menschen plötzlich viele reale oder auch nur diffuse Ängste in diesen schwierigen Zeiten.Gentrifizierung.Alles Gute für die Menschen aus der Liebig !!!

  • I

    • @Clobert:

      Mausgerutscht!

  • Alles kaputt machen ist nicht so gut.

  • "„Nehmt ihr uns die Liebig ab, machen wir euch die City platt“



    Damit erreicht man natürlich reichlich Solidarität.

  • 9G
    90564 (Profil gelöscht)

    schön, dass der grossen fresse auch mal wieder taten folgen und die szene gezeigt werden, es wurde ja voher klar kommuniziert, wenn staatsgewalt, dann city-besuch

    • @90564 (Profil gelöscht):

      Na, wenn das vorher klarkommuniziert wurde, muss man sich doch jetzt nicht darüber wundern.

      • 9G
        90564 (Profil gelöscht)
        @Berliner Berlin:

        ja, eine räumung verursacht massiven sachschaden, den sollte man in zukunft einfach feste einplanen, ob sich die räumung FÜR DIE stadt auch rechnet, der profitgeile investor kann ja auch gerne woanders investieren

        • @90564 (Profil gelöscht):

          "eine räumung verursacht massiven sachschaden",



          schon möglich, aber nicht durch den Räumenden, sondern den zu Beräumenden.

          Und die Frage ist nicht,



          "ob sich die räumung FÜR DIE stadt auch rechnet"



          sondern, ob sie sich für die Demokratie rechnet, und das tut sie i.d.R..

          Aber der Beste ist der hier



          "der profitgeile investor kann ja auch gerne woanders investieren"



          Ich frage mich, welche profitgeilen Investoren Sie mit Ihrem Konsum protegieren.

          • 9G
            90564 (Profil gelöscht)
            @Berliner Berlin:

            "Ich frage mich, welche profitgeilen Investoren Sie mit Ihrem Konsum protegieren."



            interessante interpretation und nein, "für die demokratie" rechnet es sich offensichtlich nicht, wie man zb an den einschränkungen der pressefreiheit oder den polizei-lügen (starkstrom am türknauf, säurekonfetti, badewannenfalle etc) im rahmen solcher einsätze immer wieder sehen kann

        • 9G
          97287 (Profil gelöscht)
          @90564 (Profil gelöscht):

          Gewalt wird mit Gegengewalt beantwortet. Lustige Aussichten, ich reserviere mir mal schon einen Balkon um zu applaudieren. Kein Wunder , dass die Welt um uns herum im Chaos versinkt, während wir hier unseren Kleinkrieg ˋ Liebig 34 ˋ zelebrieren. Ich wundere mich, dass die Revolution hier gegen Autos und Fensterscheiben gerichtet ist und nicht gegen Padovich oder andere Investoren. Entglasungen haben wir als 10- jährige in den 50ern durchgeführt, weil es so prickelnd war etwas Verbotenes zu tun.

          • 9G
            90564 (Profil gelöscht)
            @97287 (Profil gelöscht):

            diese sichtweise funktioniert natürlich nur, wenn man kontrafaktisch eine zwangsräumung nicht als gewalt versteht, aber genau so funktioniert ja die bürgerliche ideologie, staatsgewalt ist keine "richtige gewalt", weil sie vom staat kommt

            • @90564 (Profil gelöscht):

              Ja. Nach Ihrem Schema darf ich Ihnen auf die Fresse hauen, wenn ich stärker bin. Und wenn ich schwächer bin, hauen Sie mir auf die Fresse.

              Der Staat ist der Einzige der Gewalt ausüben darf und nur, um Gesetze durchzusetzen. Wenn Ihnen die Gesetze nicht passen, dürfen Sie gerne eine Partei gründen. Alles andere, was Sie proklamieren, ist das Recht des Stärkeren. Daran habe ich kein Interesse.

              • 9G
                90564 (Profil gelöscht)
                @Strolch:

                darum haben menschen r2g gewählt, ua weil die linke mit dem slogan geworben hat "wem gehört die stadt", jetzt hat die polizei/der staat/das recht geantwortet "dem kapital!", also dem ökonomisch stärkeren, ich würde ihnen paschukanis ans herz legen

  • „Nehmt ihr uns die Liebig ab, machen wir euch die City platt"



    Noch Fragen?

    • 1G
      17900 (Profil gelöscht)
      @Emmo:

      Allerdings!



      Wie dämlich kann man eigentlich sein?

  • Die beiden Autoren haben einen ausgewogenen Bericht verfaßt. Es erschließt sich mir nicht, warum die Linksfaschisten auf Luxus-Geschäfte und Luxus-Autos losgehen.



    Auch normale Autos wurden abgefackelt, las ich in anderen Zeitungen. Wird von denen nicht überlegt, daß auch diese Autos für den Weg zu Arbeit benötigt werden? Irgenwie irre das Ganze.

    • @schoenerrhein:

      War ja klar, dass das Gerede von Hufeisentheorie und Linksfaschismus nicht lange auf sich warten lassen würde.



      Ersten ist es aber analytischer Unsinn eine ideologische oder strukturelle Übereinstimmung oder Überschneidung zwischen Faschismus/Nationalsozialismus und in diesem Falle autonomen Kleingruppen mit mutmaßlich eher anarchistischen Vorstellungen zu behaupten.



      Zweitens ist der Versuch den angerichteten Sachschaden an Fensterscheiben und PKW auch nur in die Nähe jener vollkommen entmenschlichten Ideologie zu rücken die auf den Schlachtfeldern, an der Zivilbevölkerung und in den Vernichtungslagern Millionen von Menschen ermordet hat absurd, zynisch und geschmacklos.



      Natürlich kann man die Sinnhaftigkeit von autonomer Militanz in Frage stellen und kritisch diskutieren. Der Rückfall in anti-kommunistische Kampfrhetorik sagt dann aber mehr über den Sender als über die Adressaten dieser Kritik aus. Und ebenso sollte man bei der Kritik der Gewalt gegen Sachen in Rechnung stellen, dass der Rausschmiss von Leuten aus ihrem Wohnraum, durchgesetzt von der Polizei mit Mitteln des sog. "unmittelbaren Zwangs" ebenfalls eine Form von Gewalt ist und zwar eine die sich nicht gegen Sachen sondern gegen Menschen richtet.

      • @Ingo Bernable:

        "...analytischer Unsinn eine ... strukturelle Übereinstimmung oder Überschneidung zwischen Faschismus/Nationalsozialismus und in diesem Falle autonomen Kleingruppen mit mutmaßlich eher anarchistischen Vorstellungen zu behaupten."

        Beide erachten Gewalt als legitim zur Durchsetzung ihrer Ziele, stellt sich mir dar. Das finde ich strukturell ziemlich übereinstimmend und keinesfalls unsinnig.

        Über die Details kann man dann streiten.

      • @Ingo Bernable:

        "Zweitens ist der Versuch den angerichteten Sachschaden an Fensterscheiben und PKW auch nur in die Nähe jener vollkommen entmenschlichten Ideologie zu rücken die auf den Schlachtfeldern, an der Zivilbevölkerung und in den Vernichtungslagern Millionen von Menschen ermordet hat absurd, zynisch und geschmacklos." und verantwortlich dafür sind Auto- und Ladenbesitzer? So ein Schwachsinn.

      • @Ingo Bernable:

        Es findet in den Nachrichten über den Räumungskonflikt deshalb fast nie Erwähnung, weil vor dem Gesetz alle gleich sind, ein Urteil unbahängig von der Person gesprochen werden soll, kurz gesagt, die Guten und die Aschscher Eigentum haben und darüber verfügen dürfen.

      • @Ingo Bernable:

        "analytischer Unsinn"?

        Naja, beiden Seiten sind andere Menschen und deren Glück und Zufriedenheit egal, und Gewalt ein probates Mittel, um Frust abzubauen und seine Wünsche an die Herrschenden zu präsentieren.

        Das ist zumindest meine Analyse.

        • @Berliner Berlin:

          Ihre "Analyse" die ja offenbar im Kern auf die Ansicht hinsäuft, dass Gewalt immer doof und Rechtsstaat immer super ist, wirkt auf mich aber doch etwas sehr verkürzt und affirmativ, um es mal höflich zu formulieren.



          Dass der radikalen Linken "andere Menschen und deren Glück und Zufriedenheit egal" sind und es um Frustabbau ginge ist ihre Behauptung und die so Chrakterisieren würde das wohl anders sehen. Mal abegesehen davon, dass jemand dessen Glück und Zufriedenheit von einer Schaufensterscheibe oder einem Auto abhängt ohnehin ein Problem mit seinem Leben hat. Und die Idee, dass es ausgerechnet jenen die sich den auch militant Kampf geggen jede Herrschaft auf die Fahnen schreiben darum gehen könnte ihre "Wünsche an die Herrschenden zu präsentieren" belegt vor allem ihre mangelnde Differenzierung.



          Ein Gewaltbegriff wie sie ihn verwenden und der keinerlei Unterschied macht zwischen der Ermordung von Menschen die nicht in eine vermeintliche Artgemeinschaft passen und einem Sachschadenszenario wie nun in Berlin und damit beides der selben Kategorie zuweist ist ganz offensichtlich unbrauchbar und sollte verworfen werden.

      • @Ingo Bernable:

        Lesen Sie noch mal durch, ob Sie irgendwo bei mir etwas von Hufeisentheorie oder entmenschlichten Ideologien oer von anti-kommunistischer Kampfrhetorik lesen. Ihre Antwort ist völlig aus dem Zusammenhang gezogen, offensichtlich wollen Sie Ihre vorgestanzte Meinung loswerden.

        • @schoenerrhein:

          Ein paar Autonome randalieren, es entsteht Sachschaden, das könnte man kritisieren, aber sie nennen es Faschismus: "Es erschließt sich mir nicht, warum die Linksfaschisten auf Luxus-Geschäfte und Luxus-Autos losgehen."



          Sie werden im Netz sehr gute Quellen finden, aus denen sie lernen können was Faschismus ist, was seine Folgen waren und dass diese eher nichts mit abgebrannten Autos zu tun hatten.

  • Und was haben die Autos und Läden der Anwohner mit einem Immobilienspekulanten zu tun?

  • Ich hab mich gestern gefragt, wer das eigentlich ist, der das Haus jetzt besitzt. Hab recherchiert. Kommt raus, dass seine Firmen anscheinend wirklich auffällig unangenehm agieren, auch an anderen Orten und auch gegenüber der sogenannten "Mitte der Gesellschaft" und auch schon seit Jahren. Er scheint ein exemplarisches Beispiel abzugeben für das was schief hängt im Bereich Wohnen und Miete.

    Schade, dass das in den Nachrichten über den Räumungskonflikt dann fast nie Erwähnung findet. Da ist immer nur Bewohner gegen Polizei, Polizei gegen Bewohner, Anwohner klatschen Beifall usw.



    Nie, dass die andere unsichtbare Partei in diesem Fall tatsächlich ein seit Jahrzehnten massenhaft unangenehm agierender Spekulant zu sein scheint - mit guten Verbindungen in bestimmte Politikkreise usw.

    Ich frage mich auch gerade, ob die Bewohner und ihre Unterstützer das genügend in den Vordergrund gestellt haben? Wenn nicht, war das ein gigantischer strategischer Fehler: Es hätte Bündnisse weit über das eigene Feld hinaus ermöglicht.

    • @Hanno Homie:

      Vielleicht, weil sich insbesondere in der Berliner linksradikalen Szene in den letzten anderthalb Jahrzehnten die kathedersozialistische Idee breitgemacht hat, es sei (aus irgendeiner kruden Mischung aus bürgerlichem Humanismus und Vulgärmarxismus) schlimm, Problemen einen Namen und ein Gesicht zu geben.



      Stattdessen müht man sich halt an irgendeinem Gummibegriff wie "System" ab. Aber solange ein "System" kein Naturgesetz ist, fällt es nicht abstrakt vom Himmel, sondern wird von konkreten natürlichen und/oder juristischen Personen getragen, und zumindest von einigen davon mit voller Absicht. Und Menschen ticken generell so, dass sie komplexe Problematiken leichter begreifen, wenn an einem konkreten Beispiel verdeutlicht wird, warum das Problem ein Problem ist. (Das gilt generell. Wenn ich Leuten erklären will, warum "invasive Arten" und "Neobiota" eine große Schnittmenge haben, aber nicht identisch sind, kann ich ihnen langatmige abstrakte Vorträge halten - oder ich zeige auf eine Sonnenblume, und dann auf eine Fläche auf der Giersch wächst und nichts anderes.)

      Rio Reiser hatte kein Problem damit, Heinz Mosch und die Schmidt & Press GmbH & Co. KG beim Namen zu nennen. Die heutige Berliner linksradikale Szene würde ihn vermutlich dafür aus ihren Zusammenhängen ausschließen.

      "Deutsche Wohnen & co enteignen!" war ein Slogan, der mehr in Bewegung gebracht hat als jede Szenediskussion: www.rbb24.de/polit...eordnetenhaus.html

    • @Hanno Homie:

      Die Bewohner der Liebig 34 haben in der Vergangenheit wirklich alles dafür getan, um Bündnisse weit über das eigene Feld hinaus zu verhindern.

      Scheinbar haben Sie nicht die geringste Ahnung, worum es hier eigentlich ging. Hier wurde eine Wohngemeinschaft heräumt, die seit 2 Jahren keinen Mietvertrag mehr hatte, was schon mal bedeutet, dass sie vorher einen hatte. Darüber hinaus haben sie sich wirklich allen Anwohnern ggü. (außer denen der Rigaer 94) als das einzig Wahre an Widerstand gegen die Ungerechtigkeiten der Staatsordnung präsentiert. Und das auf eine Art und Weise, die man nicht in seiner Nähe haben möchte. Es sei denn, man braucht eine radikale Führungskraft. Dann ist man bei denen goldrichtig.

  • Wenn es rund um die Bezugspunkte der linken Szene weniger Gewalt, Sachbeschädigungen, Schmutz und Ärger auch mit Unbeteiligten geben würde, dann würde es mehr Unterstützung von einer breiteren Öffentlichkeit geben - und nicht nur von einem harten Kern von ein paar Hundert Demonstrierenden.

    So sind die meisten Menschen im Viertel wohl (insgeheim) froh, dass solche Projekte verschwinden.

    • @gyakusou:

      Wenn weniger Ressentiments reproduziert und geschürt würden, "dann würde es mehr Unterstützung von einer breiteren Öffentlichkeit geben - und nicht nur von einem harten Kern von ein paar Hundert Demonstrierenden."

  • Dieses gelebte "Ohtering" mit "ihr" und "wir" und das Androhen "die City platt" zu machen macht mir diese Gruppe leider extrem unsympathisch. Wenn man wirklich was anders machen will, muss man es auch anders machen und nicht genauso wie die, die man kritisiert.

    • @Ralf Eckstein:

      Othering? An der Stelle hat die taz nicht richtig zugehört. Die Jahrzehnte alte Parole heisst: "Nehmt ihr uns die Häuser ab, machen wir die City platt". Lässt sich auch einfacher rufen. Das "euch" entspringt der Fantasie der Journalisten.

  • 9G
    90564 (Profil gelöscht)

    schön zu sehen, dass die szene doch noch auch mal "anders" kann, jetzt gilt es, sich auf die angriffe auf die meuterei, die potse und, wenn ich nicht irre, auf den köpi-wagenplatz abzuwehren. nach gestern wird die berliner polizei vermutlich doch noch mal anders darüber nachdenken.



    danke liebig

    • @90564 (Profil gelöscht):

      Ist Ihnen eventuell entfallen, dass wir noch keinen Polizeistaat haben?

      Es gibt ein Gerichtsurteil, und die Gerichtsvollzieherin erhält polizeiliche Unterstützung.

      Und es gibt eine rot-rot-grüne Landesregierung, die "nachdenkt". Und auf deren Anweisung hin handelt die Polizei.

      • 9G
        90564 (Profil gelöscht)
        @rero:

        Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

        Die Moderation

  • Was für eine Provokation seitens der Berliner Polizei, Journalisten durch die (ehemaligen) Privaträume der Bewohner zu führen. Nicht notwendig und wenig hilfreich für eine Deeskalation.

    • @Senza Parole:

      Die ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner haben sich doch auch einen feuchten Kehricht um die Privaträume anderer gekümmert. Wo blieb da Ihre Empörung?

      • @Chutriella:

        Eine Idiotie macht die andere nicht besser.



        Außerdem sind das ja wohl zwei unterschiedliche Themen und die Polizei ist eine staatliche Stelle.

      • @Chutriella:

        Ich gehe jede Wette ein, dass das nicht empört, sondern sarkastisch gemeint war.

  • Was geschieht jetzt mit den Vertriebenen, die von einem Tag auf den anderen obdachlos wurden? Sollen sie auf der Straße leben, oder wird ihnen die Stadt geschützte Räume anbieten, in denen sie (über)leben können?

    • @C.O.Zwei:

      Bitte keine emotionalisierende Theatralik in die Debatte bringen. "von einem Tag auf den anderen" bedeutet einen Zeitraum von etwa zwei Jahren (seit Gerichtsurteil). Das kann man nun nicht wirklich überraschend nennen.

      Die kommunalen Sozialangebote dürften den Beteiligten wie allen anderen auch zur Verfügung stehen. Ich denke nicht, dass hier mit zweierlei Maß gemessen werden sollte.