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Bundestags-Vize Aydan ÖzoğuzIm Zentrum des Shitstorms

Die SPD-Politikerin Aydan Özoğuz teilte einen Beitrag über israelische Bombardements auf Instagram. Nun fordern mehrere Politiker ihren Rücktritt.

Aydan Özoguz Foto: jan Woitas /dpa

Vor einer Woche bombardierte die israelische Armee auf dem Gelände eines Krankenhauses im Zentrum von Gaza eine Zeltstadt. Die Bilder von Patienten, die in ihren Betten verbrannten, gingen um die Welt. Die US-amerikanische Organisation Jewish Voice for Peace teilte in den sozialen Netzwerken ein Bild dieser schrecklichen Szene, versehen mit dem polemischen Kommentar: „This is Zionism“ („Das ist Zionismus“) – ein Seitenhieb auf die Staats­ideologie Israels. Die SPD-Politikerin Aydan Özoğuz teilte diesen Beitrag anschließend auf Instagram. Seitdem steht sie im Zentrum eines Empörungssturms, der nicht abflauen will.

Özoğuz hat ein ruhiges, vermittelndes Naturell, Polemik ist ihr fremd. Der Tonfall ihres Re-Postings war eher ungewöhnlich. Sie hat sich mehrmals entschuldigt und das Posting als Fehler bezeichnet, es ist auf Instagram längst gelöscht.

Doch ihre Kritiker geben sich damit nicht zufrieden: Die Union und die Bild-Zeitung fordern seit Tagen vehement immer wieder ihren Rücktritt, die FDP-Politikerin Linda Teuteberg schloss sich der Forderung jetzt an. Josef Schuster vom Zentralrat der Juden sprach von einer „Entgleisung“, und auch für den israelischen Botschafter Ron Prosor und den Antisemitismusbeauftragten Felix Klein ist die Sache noch nicht erledigt. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, ihre Parteigenossin, hat Özoğuz zwar getadelt, doch SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich hat sich hinter sie gestellt.

Die 57-jährige Hamburgerin gehört zum Establishment der SPD. Seit 2009 sitzt sie für die Partei im Bundestag. Von 2011 bis 2017 war sie im Bundesvorstand der SPD, von 2013 bis 2018 wirkte sie als Bundesbeauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration im Kanzleramt unter Angela Merkel, seit 2021 ist sie Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages. Im Januar gehörte sie zu einer Gruppe von SPD-Abgeordneten um Ralf Stegner, die mit Kollegen aus den USA und Kanada einen sofortigen Waffenstillstand forderten und sich damit gegen den Kurs der Regierung unter Olaf Scholz wandten.

Özoğuz spricht und handelt meist sehr bedächtig. Kontroversen um ihre Person ist sie dennoch gewöhnt. Das hat auch mit ihrer türkischen Herkunft zu tun, denn was Aydan Özoğuz sagt, wird vor diesem Hintergrund oft besonders misstrauisch beäugt. Als sie 2017 die konservative Idee einer „Leitkultur“ kritisierte und sagte, eine spezifisch deutsche Kultur sei für sie jenseits der deutschen Sprache „schlicht nicht identifizierbar“, schäumte die Union schon einmal, und der damalige AfD-Vorsitzende Alexander Gauland wollte sie sogar „in Anatolien entsorgen“. Für seinen rassistischen Ausfall hat er sich nie entschuldigt.

Jetzt schlagen die Wogen ungleich höher. CSU-Generalsekretär Martin Huber wirft Özoğuz sogar „Antisemitismus“ vor. Das entbehrt nicht einer gewissen Bigotterie, schließlich koaliert seine Partei in Bayern mit den Freien Wählern des umstrittenen Populisten Hubert Aiwanger, der sich nie für das rechtsextreme Flugblatt entschuldigt hat, das einst in seinem Schulranzen gefunden wurde.

Aiwangers Verhältnis zu jüdischen Gemeinden in Bayern ist daher belastet. Das Posting, für das Özoğuz nun so hart kritisiert wird, stammt dagegen von der jüdischen Gruppe Jewish Voice for Peace, die aus linken Jüdinnen und Juden besteht, die Israels Kriegspolitik besonders scharf kritisieren.

Mit Antisemitismus hat der Streit um ihr Posting wenig zu tun. Sondern mehr mit einer sehr deutschen Debatte, in der ein falsches Wort mehr Empörung auslöst als mutmaßliche Kriegsverbrechen der israelischen Armee.

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38 Kommentare

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  • Özoguz hätte einfach nur schreiben müssen, dass nicht sie, sondern ihr Bruder den Artikel verlinkt hat. Als Opfer einer Kampagne kann sie sich allerdings immer noch darstellen. Und es würde sogar stimmen.

  • Dass eine Politikerin sich dafür entschuldigen muss, dass sie den post einer linken jüdischen Gruppe geliket hat, gehört zu den deprimierender Ereignissen unter den aktuell sehr vielen derartigen. Je mehr Netanjahu den Zionismus in Verruf bringt, um so mehr müssen seine Verteidiger den Antisemitismus-Vorwurf im Vorfeld einsetzen und damit missbrauchen. Es fragt sich, wen sie damit einen Gefallenm tun.

  • Wie beschreibt 'Jewish Voice for Peace' sich selbst?

    So: "Jewish Voice for Peace is the largest progressive Jewish anti-Zionist organization in the world".

    www.jewishvoicefor...org/about/#mandate

    So ist also unsere Bundestags-Vice, Frau Özoguz, unterwegs.

    Tja, das "Establishment der SPD" halt.

    In dem Zusammenhang ist ein hervorragender taz-Artikel zu empfehlen:

    " Antisemitismus in der Linken."

    taz: "Die jüdischen Gruppen in vielen migrantischen Bündnissen sind explizit antizionistische Jüd:innen, die als Kronzeugen fungieren, um die Kritik an Antisemitismus abzuweisen. „Diese Formen des modernen Antisemitismus werden ausgeblendet, entweder naiverweise, weil man sich nur prekär dafür interessiert, was Antisemitismus ist, oder vorsätzlich, weil man in dieser Frage israelbezogene, antisemitische Positionen formulieren, aber nicht als An­ti­se­mi­t:in bezeichnet werden will“, so Salzborn (Antisemitismusbeauftragter des Landes Berlin)."

    taz.de/Antisemitis...r-Linken/!5781586/

  • "Sie hat sich mehrmals entschuldigt und das Posting als Fehler bezeichnet, es ist auf Instagram längst gelöscht."

    Ja und? Das machen AfD Politiker ständig so. Das hat Aiwanger gemacht. Und alle sind empört über solch mangelnde Integrität.



    Frau Özoğuz ist Teil der Bundesregierung und hat damit eine besondere Verantwortung, für das was sie schreibt und teilt. Vor allem, wenn gerade antisemtische Straftaten auf einem Rekordhoch sind. Und dabei spielt der Hinweis auf ihr "Naturell" genauso wenig eine Rolle, wie was irgendwelche konservativen Typen dazu meinen.

    • @Deep South:

      Haben Sie recht.

      Die unterschiedlichen Maßstäbe, die derzeit angelegt werden, sind erstaunlich.

  • Die gute Frau Özoğuz.

    Die üblichen Vorwürfe von wegen Genozid sind ja schon gruselig genug.

    Das reicht ihr aber nicht.

    Deshalb, eine Schippe drauf. Wenn das, was dort abgebildet ist, sinnbildlich für Zionismus steht, dann geht es nicht darum, was Israel tut, sondern was es ist.

    Zionismus ist Mord und Totschlag in dieser Sichtweise.

    Die Notwendigkeit eines jüdischen Staates zum Schutz aller Juden ist nichts anderes als Feuer und Tod.

    Ist das antisemitisch?

    Meiner Meinung nach, ja. Für viele andere, die diese wahnhafte Ideologie ohne "-Vorwurf" gar nicht denken können, sicher nicht.

  • »This is Zionism«.

    Von wem kommt dieser Beitrag?

    Die Jüdische Allgemeine, die zu lesen trotz meines atheistischen Backgrounds zu meinem täglichen Pflichtprogramm seit einem Jahr gehört - ihr Chefredakteur Engels Peymann wurde nicht umsonst 2023 zum "Chefredakteur des Jahres" gewählt, beschreibt es so:

    "Übernommen hat Özoguz den Begriff von dem Verein »Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost«. Einer irrlichternden, radikal-linken, antiisraelischen Truppe, die ihr Mutterschiff in den USA weiß und immer wieder mit heftiger Dämonisierung und schamloser Delegitimierung Israels auffällt."

    Na, da ist unsere Bundestagspräsidentin ja gut unterwegs.

    "Denn er (This is Zionism) ist verunglimpfend, pauschalisierend und dämonisierend. Und er schürt Hass nicht nur auf Israel, sondern auch auf zahllose Juden in Deutschland."

    Und logisch stimme ich mit der Jüdischen Allgemeinen überein:

    "Frau Özoguz hat sich für das hohe Amt, das sie bekleidet, als untauglich erwiesen. Und deshalb gibt es nur eine logische Konsequenz: einen sofortigen Rücktritt!"

    www.juedische-allg...tin-aydan-oezoguz/

  • Die Gleichsetzung des Zionismus mit dem dargestellten Flammeninferno, d.h. mit der Kriegsführung der Netanyahu-Regierung als "Seitenhieb auf die Staatsideologie Israels" zu verharmlosen ist selbst für Herrn Bax starker Tobak. Diese Gleichsetzung bedeutet doch nichts anderes, als diese Art der Kriegsführung als notwendigen Ausdruck des Zionismus darzustellen. Und da ein vernünftiger Mensch solche Bombardements ablehnen muss, bleibt ihm wohl nichts anderes übrig als auch den Zionismus und damit die Existenz des Staates Israel abzulehnen.

    Herr Bax unterschlägt (wenig überraschend), dass Israel diesen Krieg nicht begonnen hat, sondern vielmehr fast ein Jahr lang täglich Bombardements durch die Hisbollah hingenommen hat. Ebenfalls unterschlagen wird, dass die Hisbollah ihre militärische Infrastruktur in die zivilie integriert.

  • Ihrem letzten Satz kann ich nur voll zustimmen. Das scheint in dem Krieg mittlerweile Standard, dass hier gesprochene Worte mehr Empörung und Entsetzen auslösen als das was vor Ort in Gaza passiert. Da ist man immer nur besorgt. Erst jetzt wieder bei der Pressekonferenz des AA Fr. Deschauer: "Eine weitreichende Abriegelung insbesondere des nördlichen Gazastreifens von Hilfsgütern mit Ausnahme eines Dutzends von LKWs für Gaza-Stadt, das vor kurzem hineingekommen ist, ist natürlich sehr besorgniserregend." Als der Chefankläger des ICC Haftbefehle beantragt hat gegen Netanjahu/Gallant, hat man sich lieber darüber empört das die zeitgleich mit den Anträgen für die Hamasführung gemacht wurden, als sich mit den Vorwürfen und Beweisen auseinanderzusetzen. Das gleiche gilt für die Anklage Südafrikas vor dem ICJ. Hat man den Rücktritt von Smotrich oder Ben-Gvir gefordert haben, die nicht nur von ethnischer Säuberung sprechen, sondern auch genozidale Äußerungen tätigen wie einige andere Mitglieder der israelischen Regierung? Smotrich hat zudem den größten Landraub seit Jahrzehnten zu verantworten und Ben-Gvir die Situation in isr. Gefängnissen inkl. Foltervorwürfen. Aber wir sind ja besorgt.

    • @Momo Bar:

      Ich finde, Ihre Beiträge wären glaubwürdiger, wenn Sie nicht jedes Mal, wenn Kritikern des israelischen Vorgehens in Gaza/Libanon/Westbank Antisemitismus unterstellt wird, sofort in leicht klagenden Ton aufzählten, was die Israelis alles ungestraft angerichtet haben.

      Heißt auf Neudeutsch "Whataboutism".

      Hier geht es um das Posting von Frau Özoguz, nicht um Begin, Netanyahu, Smotrich und Genossen und die Reaktion darauf.

      Wenn deutsche Politiker, Journalisten und Lobbyisten den Rücktritt der Bundestagsvizepräsidentin fordern, wird dieser Forderung eventuell nachgegeben.

      Rücktritts-Forderungen derselben "Kreise" an Netanyahu & Co. dienen höchstens zur abendlichen Erheiterung beim Verlesen dieser Noten im Kommandostand des Likud und seiner politischen Partner.

  • Es ist nicht nur Israel, in dem ein falsch geteiltes Posting eine Empörung auslöst. Vielleicht sollte man sich daran gewöhnen, dass auch intelligente Menschen mal was "Falsches" teilen. Aber nein, das wäre zu einfach. Hätte Merz einen "falschen" Post geteilt, würde halt nicht die BILD, sondern die TAZ den Rücktritt vehement fordern. Die Empörungskultur ist einfach, da man dann die echten Probleme nicht angehen muss. Aber das Spiel spielen alle Medien und Politiker (und wir Kommentatoren) schön mit.

  • Die deutsche Sektion „Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden in Nahost“ hatte zur Palästinenserdemo am 7. Oktober 2024, die mit dem Titel „Glory to the Resistance“ die Ermordung und Vergewaltigung von 1200 Menschen in Israel feierte, aufgerufen. Was verstehen diese Menschen unter gerechtem Frieden?

    Lesenswert der Artikel der taz dazu (taz.de/Protest-am-...er-2023/!6041654/). Auf Nachfrage der taz wollte ein Vorstandsmitglied sich nicht zu der Frage äußern, ob man mit dem Motto „Glory to the resistance“ am Jahrestag des Hamas-Massaker nicht den Terror verherrliche.

  • 1. Zionismus war ursprünglich das Bestreben, einen jüdischen Staat zu gründen. Seit der Staatsgründung Israels bedeutet Zionismus nichts anderes als die Bejahung des Existenzrechts Israels. Die meisten Juden sind Zionisten. Deswegen wird das Wort "Zionist" von Antisemiten gern gebraucht, wenn sie Juden beschimpfen, ihren Judenhass aber als politische Kritik verkaufen wollen. Das ist seit dem 07.10.2023 in westlichen Ländern verstärkt zu beobachten. Vor diesem Hintergrund war der zionismusfeindliche Post von Aydan Özoguz eine klare antisemitisches Dogwhistle. Späteres Zurückrudern - nach den entsetzten Reaktionen in der Öffentlichkeit - ändert nichts daran, dass sie deutlich gemacht hat, wie ihre Position ist, wenn sie nicht unter öffentlichem Druck steht.



    2. Der Bezug von Daniel Bax auf Aiwanger ist klassischer Whataboutism. Der Unterschied zwischen beiden Fällen liegt auf der Hand: Aiwanger war ein noch nicht 18jähriger Elftklässler, als er das rechtsextreme Flugblatt bei sich hatte. Aydan Özoguz ist die amtierende Vizepräsidentin des Bundestages.

    • @Budzylein:

      Meron Mendel: "Ein Großteil der Juden, die außerhalb von Israel leben, ist antizionistisch, und auch ein beträchtlicher Anteil der Juden, die in Israel leben, ist antizionistisch. Sind die alle Antisemiten?"



      taz.de/Antizionism...mitismus/!5927531/



      Herr Mendel ordnet die Position des Antizionismus unter jüdischen Menschen in dem Artikel auch historisch und politisch ein und plädiert sehr gut für eine differenzierte Betrachtung statt Pauschalitäten.



      Auch zum Zeitpunkt der Staatsgründung Israels war der Zionismus keine Mehrheitsmeinung (politischen oder religiösen Gründe) unter jüdischen Menschen im Gegenteil. Zumal es auch von Beginn an unterschiedliche Strömungen im Zionismus gab und das keine Einheit war. Der revisionistische Zionismus wie er dann bei der Staatsgründung hauptsächlicht von Menachem Begin und seiner Cherut-Partei vertreten wurde, wurde damals schon vehement von Persönlichkeiten wie Albert Einstein und Hannah Arendt abgelehnt. Nachzulesen in einem offenen Brief der 1948 in der New York Times erschien: www.jewishvoicefor...fascism-in-israel/

      • @Momo Bar:

        Sie können als Jude den Zoinismus auch ablehnen.

        Wenn Sie dann aber noch so hübsche Feuerbildchen dazupacken und islamische Bundestagsvizepräsidentin sind, kriegt das Ganze einen gewissen Drive.

    • @Budzylein:

      Das was sie als Zionismus unter jüdischer Staat verstehen nennt man Kulturzionismus. Der wurde geprägt vom Widersacher Herzls, Ascher Ginsberg auch unter dem Pseudonym Achad Ha´am. Seine Vision war quasi der Gegentwurf zu Herzls Judenstaat. Im Gegensatz zu Herzl der verkürzt dargestellt einen Sozialstaat mit jüdischen Bürgern anstrebte, ging es Ginsberg um die Erneuerung der jüdischen Kultur. Es sollte halt kein Staat wie jeder andere sein, bloß mit jüdischen Bürgern.

      Ein wichtiger Punkt um die heutige Ideologie und die Ausrichtung von Israels rechts-konservativen zu verstehen. Ein erster Schritt hin zu Ginsbergs Vision eines jüdischen Staates war 2018 die Verabschiedung des 14. Grundgesetzes „Das Nationalstaatsgesetz des Jüdischen Volkes“. Mit diesem Gesetz wurde u.a. die Gleichstellung zwischen jüdischen und arabischen Israelis aufgehoben. Auch wurde die Bezeichnung Demokratie in dieser Fassung nicht mehr explizit genannt. Was nichts anderes bedeutet, dass statt demokratischer Gleichheit jetzt demokratische Mehrheit zählt.

    • @Budzylein:

      "Aydan Özoguz ist die amtierende Vizepräsidentin des Bundestages."

      Mich erinnert es auch an die Präsidentin der Technischen Universität, welche nicht versteht, dass wegen ihrer Position sie eben keine solchen Postings teilen durfte.

      Weder bei der einen, noch der anderen ist der Rücktritt erfolgt. Soviel zur Ohn-Macht der "jüdischen Lobby".

  • Mir erschließt sich nicht was an dem Posting so skandalös sein soll. Sicher hätte ich statt „Zionismus“ einen anderen Vorwurf gewählt, da Zionismus meines Erachtens nicht zwangsläufig so sein muss. Trotzdem ist das noch lange nicht diese Aufregung wert.

  • Die Bild-Zeitung darf sich über ihr schlechtes Image nicht wundern, wenn sie immer wieder Stimmung gegen Politiker und Parteien macht. Es entsteht der Eindruck, dass im Hintergrund Strippen gezogen werden, die mit demokratischer Mitbestimmung wenig zu tun haben.

    Der Fehler von Frau Özoguz war, dass sie sich entschuldigt hat. Denn auch sie darf eine eigene Meinung haben, die nicht unbedingt mit der der Bild-Zeitung und anderer, auch politisch unkorrekter Politiker übereinstimmen muss.

    • @Ertugrul Gazi:

      Und Stern, Spiegel oder die Süddeutsche machen nicht auch mal "Stimmung" gegen Politiker?

      Ja, Frau Özoguz "darf" eine eigene Meinung haben. Aber genauso "dürfen" der Zentralrat und sogar die BILD diese Meinung kritisieren.

      Mit dieser Kritik stehen sie ja nicht allein, oder halten Sie diejenigen, die hier in ihren Kommentaren den Beitrag kritisiert haben, für Under-Cover-Schreiberlinge von Springer?

      Der Fehler von Frau Özoguz war nicht, dass sie um Entschuldigung gebeten hat (man kann sich nicht selbst entschuldigen!), sondern, dass sie dieses Bild zustimmend kommentiert hat.

      Wenn sie die Folgen nicht bedacht hat, spricht das nicht für die politische Reife von jemand, der schon lange "im Geschäft" ist.

      Wenn sie die Aussage sogar teilt, umso schlimmer.

  • Klar, dass das Herr Bax so sieht. Es würde mich dazu mal die Meinung der anderen TAZ Redakteure/innen interessiren. Man muss übrigens nicht zur Springer gehören, um den Fall völlig anders zu beurteilen.

    www.stern.de/polit...deln-35159736.html

  • Da ist es wieder: automatisch wird jede/r als Antisemit beschimpft, die/der auch nur die leiseste Kritik an den menschenrechtswidrigen Folgen der israelischen Kriegsführung kritisiert. Nein, diese Kritiker*innen sind nicht pauschal antisemitisch. Oder sind es jüdische Leute selbst, die -wie in diesem Fall- Jewish Voice for Peace die Initiatoren des Posts sind??? Alle, die gesamte Weltöffentlichkeit sollte sich nicht beirren lassen und sehr wohl weiter den Terror überall da bekämpfen, wo er angewandt wird - egal wo, egal von wem. Alles andere ist Heuchelei.

  • Nun ja, Aydan Özoğuz fällt nicht zum ersten Mal mit abseitigen Posts auf, "die man missverstehen" bzw. "die Gefühle verletzen" können. Das sollte man zur Einordnung zumindest erwähnen. Und dann: was soll das überhaupt, als BT-Vize einen solchen Kram zu Posten und sich auf dieser Plattform zu tummeln? Is es langeweile?

  • "Nun fordern mehrere Politiker ihren Rücktritt."



    Absolut gängige Praxis, würde bei jedem anderen Politiker genau so gehandhabt vom jeweils anderen politischen Lager.



    Die Tatsache das auch der Zentralrat der Juden von "Entgleisung" spricht zeigt aber, dass es sich hier doch um ein bisschen mehr als nur 'typisches' Gebelle politischer Gegner handelt.



    "Die 57-jährige Hamburgerin gehört zum Establishment der SPD."



    Das tut hier nichts zur Sache. Es kommt immer auf den Einzelfall an, es gibt keinen 'Bonus auf Ausfälligkeiten' für 'verdiente Politiker'.



    "Mit Antisemitismus hat der Streit um ihr Posting wenig zu tun. Sondern mehr mit einer sehr deutschen Debatte, in der ein falsches Wort mehr Empörung auslöst als mutmaßliche Kriegsverbrechen der israelischen Armee."



    Diesem Fazit stimme ich zu, allerdings tut sich die politische Linke auch nicht durch Mäßigung hervor wenn aus dem gegenüberliegenden Lager solch ein Vorfall stattfindet, da spricht man dann auch nicht von 'verbalem Fehltritt' sondern fordert auch immer Maximalpositionen wie Rücktritt - insofern gleiches Recht für alle, die ganze Posse fällt unter den ganz normalen Alltag politischen Miteinanders in Berlin 🤷‍♂️

  • Der Tweet verkürzt extrem und ist nicht gut.



    Eine Langversion hätte sein können: Guck mal, was aus der Vision Herzls inzwischen wurde. Wie Israels Regierung sich und der ängstlichen Gier nach "Sicherheit" keine Grenzen mehr setzt und im Dauerkrieg versinkt. Frag Dich, bei allen nachvollziehbaren Gründen für einen Staat, ob es denn das 'wert' ist, was gerade durch Netanyahu blutig passiert. (zu viele Zeichen)

    Dass die Springerpresse seit jeher versucht, die linke Hälfte des Spektrums unter irgendwelchen Vorwänden zu demontieren, kann man indes auch hier mal wieder ignorieren.

  • "Mit Antisemitismus hat der Streit um ihr Posting wenig zu tun. Sondern mehr mit einer sehr deutschen Debatte, in der ein falsches Wort mehr Empörung auslöst als mutmaßliche Kriegsverbrechen der israelischen Armee."

    Genau dass kann man nur noch einmal wiederholen!

    • @nutzer:

      Debatte ist hier auch ein Euphemismus, das ist politischer Kleinkrieg. Als gäbs nichts wichtigeres..

    • @nutzer:

      Nun ja, es war mehr als ein falsches Wort und nicht der erste Fall dieser Art, mit der sich die Dame positioniert hat.

  • Seit Jahrzehnten im Bundestag, aber nicht in der Lage eine "spezifisch deutsche Kultur jenseits der deutschen Sprache" zu erkennen?

    Dazu zwei Anmerkungen:



    1) Sprache ist ein Kulturgut. Deutsch ist aber nicht nur in Deutschland relevant, sondern (mindestens) auch noch in Österreich und der Schweiz. Die deutsche Sprache ist also gerade NICHT das Alleinstellungsmerkmal der spezifisch deutschen Kultur.

    2) Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, wenn ich spezifisch deutsche Kulturgüter aufzählen soll. In welchem Land lebt diese Frau? Es gibt allein 16 Bundeländer, jedes mit dedizierten Ministern "für Kultus". Ohne deutsche Kulturgüter hätten die alle nichts zu tun...

    • @Winnetaz:

      Sehr guter Beitrag.

      Da für die Dame die deutsche Sprache das Alleinstellungsmerkmal der spezifisch deutschen Kultur ist, verneint sie eine eigenständige österreichische und schweizerische Kultur.



      Damit leugnet sie das Existenzrecht der entsprechenden Staaten, wie sie jetzt das Existenzrecht Israels leugnet.



      Die Frau war von Anfang an eine Fehlbesetzung in ihrem Amt. Man muß nicht so weit gehen wie Gauland, aber ein Rücktritt wäre das mindeste.

  • Der Titel "Jewish Voice for Peace" suggeriert zumindest eine gewisse Repräsentation der israelischen Population. Weit gefehlt. De fakto handelt es sich um eine ultralinke US-amerikanische Studentenorganisation, die mittlerweile sowohl bei der George Washington als auch bei der Columbia University wegen radikaler antisemitsicher Aktivitäten ausgeschlossen ist. Das hätte Frau Özoğuz als angeblich versierte Politikerin wissen müssen. Wer aber meint mit Putin verhandeln können oder für wen "eine deutsche Kultur jenseits der deutschen Sprache „schlicht nicht identifizierbar“ ist" hat offensichtlich ein Wahrnehmungsproblem. Ich hoffe nur, der Artikel beabsichtigte nicht journalistsch seriös ermittelte Fakten zu vermitteln. Er hätte sein Ziel weit verfehlt. Vielmehr ist es eine Ansammlung von Spekulationen und Meinungen (z. Bsp. der rechtspopulistische Aiwanger). Es ist, wenn man es genau betrachtet, die beste Werbung für die AfD. Er ist geeignet auch noch den letzten Rest einer mitte-links Population über den Zaun zu pushen und die SPD zur "fringe" Partei, gerade so wie die "Jewish Voice for Peace" es ist. zu degradieren.

  • Der Artikel ist doch sehr einseitig.

    Zunächst mal wird das Bild vermitelt, Frau Özoguz habe den Post selbst gelöscht, dabei wird dieser automatisch nach Zeitablaug gelöscht. Von der angeblichen "mehrfachen" Entschuldigung ist nur die Entschuldigung im Ältestenrat dokumentiert. Eine öfentliche Entschuldigung und eine inhaltliche Distanzierung zum Post hat es nicht gegeben.

    Ferner fehlt der Hinweis, dass es sich bereits um den zweiten Vorfall dieser Art handelt. Auch im April fehlte eine inhaltliche Distanzierung.

  • Natürlich ist sie keine Antisemitin. Wer aber jeden Unsinn twittert oder teilt, darf sich über ebenfalls unsinnige Unterstellungen nicht wundern. Ihre Entschuldigung käme vielleicht glaubhafter rüber, wenn sie gelegentlich auch mal einen "This is Islamism" Post geliked hätte. Das darf man von ihr sicherlich nicht erwarten; eine Islamistin ist sie deswegen aber auch nicht.

  • Leider scheint eine differenzierte Betrachtung heute nicht mehr möglich. Klar ist, dass Israel ein Verteidigungsrecht hat. Die Frage ist nur, wo dies aufhört. Gaza ist zerbombt, der Libanon wird gerade zerbombt. Die Zivilbevölkerung dort wird in Sippenhaft genommen. Und wer darauf hinweist wird sofort als Antisemit beschimpft.

    • @Jens Barth:

      Warum wird der Libanon gerade zerbombt?

      Weil der Libanon am 8. Oktober 2023 den Waffenstillstand gebrochen hat und mit einem lang anhaltenden Raketenbeschuss Israels begonnen hat. Da die Hisbollah Teil der libanesischen Regierung ist und diese nichts aber auch gar nichts unternommen hat, den Beschuss Israels zu unterbinden, verstehe ich, dass der gesamte Libanon jetzt die militärische Antwort Israels erhält.

      Warum hat der Libanon den Krieg begonnen?

      Und warum hat sich Nasrallah unter einem Wohnblock eingebunkert?

  • Ach Herr Bax, Sie können es einfach nicht lassen *seufz*

    Aiwanger und Frau Özogus können Sie 0 miteinander vergleichen.

    Der eine ist ein, entschuldigung, nationalistischer junger Niemand gewesen,



    zu einer Zeit, in der Jüdinnen und Juden hier noch halbwegs sicher leben konnten.

    Frau Özogus ist eine bedeutende Politikerin in einem wichtigen Amt, die in einer Zeit, in der Juden auf der Straße, in Unis, in Cafés bedroht und körperlich angegangen werden auch noch Öl in's Feuer gießt.

    Die Frau als bedächtig zu bezeichnen ist mehr als Weltfremd. Sie beklagt einen Genozid an Palästinensern, schließt sich aber 2016 den Protesten der Türkei gegen die Armenien-Resolution des Bundestages an, in der der tatsächliche Genozid an Armeniern 1915/16 verurteilt wurde.

    www.sueddeutsche.d...n-antrag-1.3010314

    Ganz zu schweigen von Frau Özogus anderen Eskapaden.

    Spätestens nach Frau Rauch sollte man wissen, dass antisemitische Postings Konsequenzen nach sich ziehen müssen.

    Kommentar gekürzt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

    Die Moderation

  • Immer diese Menschenjagden wegen irgendwelcher Unbedachtheiten im Netz. Vielleicht sollten Politiker:innen sich in all diesen Kanälen, in denen man Instant-Meinungsäußerungen absondert, sowieso nicht zeigen. Denn es kostet immer gleich den Kopf, Entschuldigungen gelten nicht, Bereuen auch nicht. Als gäbe es nichts Wichtigeres und Schlimmeres als Postings.

    • @blutorange:

      Warum sich da raushalten? Teile der Bevölkerung erreicht man leider nur noch über diese Medien, weil die weder Zeitung lesen, nach Radio hören oder Fernsehen schauen.

      Und wäre es wirklich zu viel verlangt, wenn Menschen in so hohen Positionen ihre Beiträge nochmal in Ruhe durchlesen, bevor sie sie absenden?

      Speziell bei diesem Thema, das nun einmal gerade in Deutschland "vermint" ist?