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Bündnis Sahra WagenknechtEin Bestsellerautor will in den Bundestag

Als Nahostexperte hat Michael Lüders unter anderem die Bundesregierung beraten. Jetzt tritt er für Sahra Wagenknecht zur Bundestagswahl an.

Traumergebnisse für den Kandidaten: Michael Lüders beim ersten Parteitag des „Bündnis Sahra Wagenknecht“ (BSW) im Januar in Berlin Foto: dts Nachrichtenagnetur/imago

Berlin taz | Nein, von der deutschen Außenpolitik hält Michael Lüders wenig. „Unsere politische Klasse lebt in ihrer eigenen Wirklichkeit, ihrer eigenen Blase“, sagt der hochgewachsene 65-Jährige, der stets Jackett trägt. Die Bundesregierung sei „weitgehend beratungsresistent“. Seine Einblicke als Sachverständiger im Afghanistan-Untersuchungsausschuss des Bundestags hätten ihn in dieser Auffassung bestärkt. „Ich war teilweise erschüttert über das Ausmaß an Unkenntnis dessen, worüber man redet. Die Deutschen haben sich den Einsatz schöngeredet nach dem Motto: Wir ermöglichen es Mädchen, die Schule zu besuchen. Aber das ist ja nicht die primäre Aufgabe einer militärischen Intervention.“

Michael Lüders ist schon länger ein scharfer Kritiker nicht nur der deutschen, sondern der westlichen Außenpolitik insgesamt. Bekannt wurde der Journalist, promovierte Islamwissenschaftler und frühere Zeit-Redakteur als Nahost-Experte, der eine Weile lang häufig in Funk und Fernsehen zu Gast war. In seinen Bestsellern wie „Wer den Wind sät“, „Die den Sturm ernten“ und „Hybris am Hindukusch“ widmete er sich hingebungsvoll den ideologischen Irrtümern und Fehlern westlicher Interventionen im Irak, in Syrien und Afghanistan. Manche warfen ihm deshalb vor, antiwestliche Ressentiments zu verbreiten. In Rezensionen wurde Lüders’ Büchern „Schwarz-Weiß-Malerei“, „Provokationslust“ und sogar „Zynismus“ vorgeworfen.

Nun schlägt der 65-Jährige ein neues Kapitel auf, ein politisches. Anfang des Jahres gehörte Lüders zu den Gründungsmitgliedern des „Bündnis Sahra Wagenknecht“ (BSW). Jetzt will er für die Partei in den Bundestag, tritt als Kandidat in Sachsen-Anhalt an, auf Listenplatz 1.

Expertise unbestritten, Einschätzungen umstritten

Politisch passen der Nahost-Experte und das BSW gut zusammen. Mit Wagenknecht, Oskar Lafontaine und Co teilt er die überaus kritische Haltung zur Nato und den USA, die er in seinen letzten Büchern zu steilen Thesen zuspitzte. In seinem 2021 erschienenen Buch „Die scheinheilige Supermacht“ forderte Lüders, Europa müsse „aus dem Schatten der USA heraustreten“. In „Moral über alles?“ plädierte er zwei Jahre später dafür, Deutschland solle sein wirtschaftliches Eigeninteresse gegenüber Russland über moralische Skrupel stellen. Das klang schon stark nach Wagenknecht.

Schon beim BSW-Bundesparteitag im Januar in Berlin war Lüders der heimliche Star und erhielt als Kandidat für den erweiterten Vorstand und für die Europawahlliste jeweils die besten Ergebnisse von allen. Als „spannenden Versuch“ bezeichnet Lüders seinen Rollenwechsel zum Politiker. Aber droht dieser nicht, seinen Ruf als unabhängiger Intellektueller zu untergraben? „Ich werde ohnehin nicht mehr so oft in Talkshows eingeladen“, wiegelt Lüders ab.

Die Urteile seiner Kollegen über ihn sind gespalten. „Michael Lüders ist sehr freundlich, kollegial und stets sachlich“, sagt die Syrien-Expertin Kristin Helberg. Sie schränkt aber auch ein: „Bei manchen Konflikten macht er es sich mit seiner geostrategischen Analyse zu einfach, indem er dem Westen alle Schuld zuschiebt.“

Lüders’ Expertise ist dagegen unbestritten. Er beriet unter anderem das Auswärtige Amt und die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung, erstellte Fachgutachten für das Entwicklungshilfeministerium und lehrte an Universitäten in Marburg, Trier und in der Türkei. Sieben Jahre lang, von 2015 bis 2022, war er Präsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft, in Nachfolge des Welterklärers Peter Scholl-Latour. Nebenher schrieb er mehrere Romane.

Knick in der TV-Karriere wegen Syrien

Seine TV-Karriere erlitt während des Kriegs in Syrien einen Knick, nachdem er wegen seiner damaligen Haltung scharf angegriffen wurde. Wie sein erklärtes Vorbild, der US-Investigativjournalist Seymour Hersh, zweifelte Lüders daran, dass Syriens Diktator Assad im April 2017 einen Giftgasangriff befohlen hatte, wie es westliche Regierungen damals behaupteten. Bei Markus Lanz legte Lüders nahe, die Türkei habe Saringas an Rebellengruppen in Syrien geliefert. Eine UN-Sonderkommission kam später zum Ergebnis, dass das Giftgas aus syrischen Beständen stammte. Wer genau es eingesetzt hat, ist aber bis heute ungeklärt. Seitdem haben Lanz oder andere große Talkshows ihn nicht mehr eingeladen.

Dafür hat sich Lüders selbst ein neues mediales Standbein aufgebaut: Sein Youtube-Kanal hat über 70.000 Abonnent:innen, manche seiner oft über einstündigen Vorträge werden dort teilweise über 100.000 Mal abgerufen. „So ein Format, in dem man mal Zusammenhänge erklären kann, das hat etwas Befreiendes“, sagt Lüders. „Also mir tut das gut. Sonst kann man oft ja nur verzweifeln an der Welt.“

Lüders Kritik an einer „moralisierenden Außenpolitik“ der grünen Außenministerin Annalena Baerbock ähnelt auf den ersten Blick der Kritik des konservativen Historikers Andreas Rödder, einem Vordenker der Union, der in die gleiche Kerbe schlägt. Rödder meint aber etwas ganz anderes: Er will trotz Trump an der Westbindung zu den USA festhalten, auch wenn das gemeinsame Wertefundament bröckelt. Konservative wie Rödder nehmen es in Kauf, wenn Verbündete wie die USA oder Israel eine völkerrechtswidrige Politik der Stärke verfolgen, Russland aber mit moralischen Argumenten kritisieren. Das BSW verhält sich spiegelbildlich dazu: Es ist bereit, Russlands völkerrechtswidrige Politik der Stärke zu akzeptieren, kritisiert dafür aber die Politik des Westens auch moralisch.

Scharfe Kritik an Israels Kriegsführung

Keine andere Partei prangert auch die israelische Kriegsführung in Gaza und im Libanon mit so scharfen Worten an wie das BSW. Wagenknecht spricht von einer „barbarischen Kriegsführung“, Oskar Lafontaine gar von „Völkermord“. Das BSW fordert, Waffenlieferungen an Israel zu stoppen. Das Thema Gaza rangiert in der Partei aber nicht so prominent wie der Krieg in der Ukraine. „Es ist ein sehr stark emotionalisierendes Thema“, sagt Lüders. Darum halte man sich damit zurück, es stärker ins Zentrum zu rücken. Berät Lüders Wagenknecht in Nahost-Fragen? „Wir, die sich innerhalb der Partei mit der Region befassen, tauschen uns aus“, antwortet er ausweichend.

Auch Lüders selbst sieht die deutsche Haltung zu Israel sehr kritisch. Sein neues Buch „Krieg ohne Ende?“ handelt davon. Israel sei dabei, den Nahen Osten „in die Luft zu jagen“. Israelische Extremisten seien „völlig entfesselt“, sagt er. Die deutsche Politik wiederum halte „an Positionen fest, die einmal ihre Berechtigung gehabt haben mögen, aber längst von der Realität überrollt worden sind“. Frankreich, Spanien und Italien hätten Waffenlieferungen an Israel gestoppt, mehrere Staaten der EU Palästina als Staat anerkannt oder sich sogar, wie Spanien und Irland, der Völkermordklage Südafrikas angeschlossen. Deutschland dagegen habe sich als einziges Land in Den Haag an die Seite Israels gestellt.

„Wir machen uns mitschuldig an einem Genozid“, ist Lüders überzeugt. Und er warnt, das werde auch materielle Folgen haben. Es drohe eine neue Fluchtbewegung aus dem Nahen Osten nach Europa, wenn die Palästinenser von dort vertrieben würden. Und Deutschlands Ruf in der Welt habe zudem mindestens so stark gelitten wie das Ansehen der USA nach dem Irakkrieg. „Wir konkurrieren mit anderen Ländern um Energie und Ressourcen. Warum sollen wir Besserwisser, die wir aus Sicht vieler sind, in Zukunft noch den Zuschlag kriegen?“

Pessimistisch für Deutschland

Auch mit Blick auf die Ukraine ist Lüders pessimistisch. „Es hieß immer: Wir rüsten die Ukraine auf, damit sie aus einer Position der Stärke verhandeln kann. Aber inzwischen sind 100.000 ukrainische Soldaten gestorben, es gibt einfach keine Kämpfer mehr.“ Die Ukraine könne diesen Krieg nicht gewinnen. Und der designierte Vizepräsident des künftigen US-Präsidenten Donald Trump, J. D. Vance, habe bereits klargemacht, Deutschland solle nach dem Ende des Kriegs dort den Wiederaufbau übernehmen. „Das wird die deutsche Wirtschaft weiter belasten“, fürchtet Lüders.

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62 Kommentare

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  • "Es drohe eine neue Fluchtbewegung aus dem Nahen Osten nach Europa, wenn die Palästinenser von dort vertrieben würden. Und Deutschlands Ruf in der Welt habe zudem mindestens so stark gelitten wie das Ansehen der USA nach dem Irakkrieg."

    Irgendwie unlogisch.



    Warum sollten Palästinenser ausgerechnet nach Deutschland wollen, wenn doch Deutschland als Freund Israels dort einen schlechten Ruf hat ?

    • @Don Geraldo:

      Warum sollten Palästinenser nach Deutschland kommen?



      1. Hier gibt es schon eine Menge Palästinenser



      2. Es gibt Bürgergeld



      3. Kostenlose Krankenbehandlung

      Wenn ich noch 5 Sekunden nachdenke fallen mir noch mehr Gründe ein

    • @Don Geraldo:

      Weil es hier die Afd gibt, die ja gegen Israel ist.

  • Lüders ist NICHT "Sachverständiger im Afghanistan-Untersuchungsausschuss des Bundestags", er ist Sachverständiger in der Projektgruppe 1 der "Enquete-Kommission Lehren aus Afghanistan für das künftige vernetzte Engagement Deutschlands". (siehe www.bundestag.de/a...en/Projektgruppe1)

  • Benennen zumindest müssen wir russische Destabilisierungsversuche, gar Angriffskriege, gerne dabei auch Kosovo, Irak II und Afghanistan, auch das Unrecht gegen Palästina.

    Selbst wenn wir uns dabei aus sehr guten Gründen immer an EU-Europa und den USA festhalten werden.



    Lüders sollte seine wissenschaftliche Präzision besser nicht schmissigen Schlagwörtern oder Denkvereinfachungen opfern.

    • @Janix:

      Lüders ist ein kluger Kopf, daher darf man beruhigt ziemlich sicher sein , er wird wird seine wissenschaftliche Präzision nicht opfern, sondern eher sinnvoll in die aktuelle Politik einbringen.

      • @Alex_der_Wunderer:

        Weil das ja so Stil ist in Berlin und gerade beim BSW, wo auch die Chefin so ein anerkannt kluger Kopf ist und NIE die wissenschaftliche Präzision dem populistischen Punch opfern würde? Machen Sie Witze?

        • @Normalo:

          ...gerade weil der " Stil "in Berlin dermaßen unerträglich geworden ist, habe ich größten Respekt vor Lüders Entscheidung.



          Kein Scherz !

      • @Alex_der_Wunderer:

        Bei Nahost kann ich seine Punkte halbwegs nachvollziehen. Wer aber allen Ernstes an der Westbindung kratzen will (und so verstehe ich das BSW), sollte sich deutlich mehr Mühe bei einer Herleitung machen.

        • @Janix:

          Wenn Sie mit " kratzen " meinen, das von dem BSW darauf Aufmerksam gemacht wird, was wir unter Trump zu erwarten haben - gnadenlose Zollpolitik, Aufrüstung, Wirtschaftskriege - halte ich dies schon für eine , für jeden verständliche Herleitung.



          Ehrlichkeit kommt halt nicht immer so gut an, wie falsche, nicht einhaltbare Versprechungen, wie sie zu oft von anderen Parteien gegeben werden.

        • @Janix:

          Was soll denn ein Begriff wie " Westbindung" nach dem Ende des Kalten Kriegs? Ich dachte immer, dass das ein Konflikt zwischen politischen Systemen war, der sich nach dem Ende des Kalten Kriegs erledigt hat, und nicht ein Konflikt zwischen Ost und West.

          • @Francesco:

            Ich meine damit, sich fest und verlässlich in der EU und in der NATO zu verorten, nicht zu "schaukeln" und damit ganz Europa in Unruhe zu versetzen. Und die USA womöglich noch mit.



            Die Mittelmacht BRD muss besonders verantwortungsvoll sein und gescheiterte andere Konzepte beerdigen.







            Sie dürfen das aber auch gerne anders benennen, wenn Sie wünschen.

          • @Francesco:

            Dann haben Sie offenbar die letzten 10-20 Jahre russischer Politik verschlafen. Der kleine große Mann im Kreml arbeitet seit geraumer Zeit daran, Europas Zusammenhalt untereinander und mit den USA zu untergraben und europäische Staaten möglichst vor die Wahl zu stellen "Die oder wir".

            • @Normalo:

              Ich erinnere mich daran, dass die EU die Ukraine vor die Wahl gestellt hat Russland oder wir. Dieses Blockdenken geht zu nicht geringem Anteil vom Westen, von NATO und EU aus.

              • @Francesco:

                Frau von der Leyen winkt aus Brüssel...

  • "In Rezensionen wurde Lüders’ Büchern „Schwarz-Weiß-Malerei“, „Provokationslust“ und sogar „Zynismus“ vorgeworfen."

    Wie ausgewogen und objektiv er doch ist, dass er ausgewählt nur die negativen Kritiken erwähnt. Der Splitter im Auge des anderen und der Balken in dem von Herrn Bax.



    Also, man hätte sich auch mit Argumenten mit dem Thema befassen können, aber das kann man natürlich nicht von jedem erwarten.

    • @Jalella:

      Ich glaube, es geht Herrn Bax darum, Herrn Lüders als zu unrecht scharf kritisiert darzustellen, ist doch der Rest des Artikels sehr wohlwollend. Was auch auf der Metaebene Sinn ergäbe.

  • Scheint in der Tat wie die Faust aufs Auge zu passen, der Mann - quasi Wagenknechts außenpolitische Doktrin auf zwei Beinen.

    Da ist es auch kein Wunder, wenn er der heimliche Parteitagsstar ist: Die Chefin baut die Außenpolitik zwar zur Hauptfront aus, ist aber doch letztlich immer in erster Linie national fokussierte Wirtschaftspolitikerin geblieben. Da kommt einer, der neben einer eisenhart linientreuen Meinung auch eine gewisse Sachkenntnis mitbringt, natürlich wie ein warmer Regen daher. Wenn er jetzt in seinen Jaketts noch so gut aussähe wie sie im roten Kostüm, müsste sie sich Sorgen machen... ;-)

  • Lüders ist kein Idiot. Aber eine Sache versteht er nicht. Seit 1945 gibt es in Europa meist Frieden, weil die NATO transatlantisch ist und die USA militärisch sich hier engagieren.

    Systeme, wo die Europäer untereinander sind, sind meistens zu Konflikten (1914, 1939) ausgeartet.



    Es wäre sehr schwierig, ein dauerhaftes, friedliches Europa ohne NATO und USA herzustellen.



    Das ist m.M. ein Denkfehler, der bei Egon Bahr, der linken SPD und heute bei Lafontaine und Wagenknecht weiter gedacht wird: Europa regel seine Sicherheit, seinen Frieden selbst.

    Inzwischen sind Schweden und Finnland in der NATO. Es ist unrealistisch zu glauben, dass sich Sicherheit ohne die NATO und die USA herstellen lässt. Wenn dann geht es m.M. nur um das Wie.

    Ansonsten ist es doch interessant, dass Lüders in Sachsen-Anhalt einsteigt, dürfte da dann interessante Diskussionen und Wahlkampfauftritte geben. Lüders hat was zu sagen und zu erklären.

    • @Andreas_2020:

      Vielleicht war es eher unrealistisch, dass sich ein Frieden ohne die Einbeziehung Russlands herstellen lässt?

      • @Francesco:

        Russland hat die Ukraine angegriffen.



        Russland einzubeziehen bedeutet momentan, die Ukraine zur Kapitulation zu bringen. Oder habe ich Sie falsch verstanden?

      • @Francesco:

        Russland hat sich bereits GEGEN Frieden entschieden. Das ist ja das Problem.

      • @Francesco:

        Was genau meinen Sie mit Einbeziehung?

        • @Fairchild670:

          Dass man nach dem Ende des kalten Kriegs nicht hätte die NATO ausdehnen sollen, sondern stattdessen ein System kollektiver Sicherheit hätte schaffen sollen (zB auf Grundlage der OSZE), das auch Russland und die ehem. Sowjetrepubliken einbezogen hätte.

  • Na und? Robert Habeck ist sogar in der Regierung und findet dabei noch die Zeit um ein neues Buch zu schreiben. Allerdings, vielleicht erklärt das ja seine sagen wir mal gemischte Leistungsbilanz und seine geistigen Unklarheiten wenn es um wirtschaftliche Grundsätze geht (Insolvenz usw). Nach den Erfahrungen mit Habeck würde ich vorschlagen dass wenn Autoren in den Bundestag wollen, man sie dazu verpflichten sollte während der Mandatszeit keine Bücher zu schreiben.

  • Deutschland und die Staatsräson



    Ja, während des zweiten Weltkrieges wurden in Deutschland 6 Millionen Juden ermordet, ABER es sind bei diesem Krieg auch 24 Millionen Bürger der Sowjetunion gestorben, davon 9.75 Millionen Soldaten und über 14 Millionen Zivilisten. China: Soldaten 3,5 Millionen Zivilisten 16,5 Polen: knapp 6 Millionen Zivilisten !!!



    Darf Putin deshalb die Ukraine bzw Teile davon erobern? Sind deshalb die ungezählten Menschenrechtsverletzungen in China legitim?



    Ja, Menschen mit jüdischen Wurzeln müssen in Deutschland geschützt werden, genauso wie Muslime und alle anderen Menschen die in Deutschland leben, nicht mehr und nicht weniger. Ich erinnere an das Grundgesetz.



    Ja, die USA profitiert stark von dem Krieg der Ukraine, Russland wird geschwächt und Europa gleich mit: Endlich rüstet Europa auf, auch mit Waffen aus den USA. Da klingelt die Kasse und die USA werden mächtiger den je. Ganz zu schweigen von der gewünschten Nato-Nahost-Erweiterung. USA first. Europa muss sich endlich loslösen von den USA.

    • @Des247:

      Die USA profitiert nicht von einem schwachen bzw. noch schwächeren Europa.

  • Wir brauchen mehr davon. Mehr Lüders im Bundestag. Das ist die Lösung.

  • "Jetzt will er für die Partei in den Bundestag, tritt als Kandidat in Sachsen-Anhalt an, auf Listenplatz 1."



    Pole Position für Polarisierung, ganz weit vorne mit medialer Reichweite bei Bedarf.



    Vielleicht hätten sich andere Parteien auch um ihn bemühen können.



    Aber er ist sicherlich eher im Zweifel unbequem und bei Fachthemen dann sogar unerbittlich qua Wissen und nicht konformistisch qua Partei-Räson.



    Das kommt bekanntlicherweise nicht überall so gut an.



    In anderen Bereichen ist das mit dem erforderlichen Fachwissen (s.o.) in der politischen Führung oft ähnlich, aber den Begriff "politische Klasse" vermeide ich, er ist Stigmatisierung und Bashing im aktuellen Gebrauch, also eben auch Polarisierung.

  • Das "Trio des Grauens" mit Lüders, Ernst, Lafontaine, dann noch die peinlich dauer-empörte Mohammed-Ali, die Nationalbolschewistin Wagenknecht und die Antisemitin Dagdelen .. Wer könnte da wohl Pressesprecher werden? Irgendwie ließt sich der obige Text wie ein Bewerbungsschreiben.

    • @Amra:

      Vielleicht melden Sie sich und erklären den Medien, wie das "Trio des Grauens" die Bundesrepublik in die Hände Putins führt? Bei der von Ihnen gezeigten Sachkenntnis müsste das doch machbar sein?

  • Ja, Lüders war bei den Themen zu Nahost häufig Gast in den Talkshows und Gesprächsrunden in den öffentlich-rechtlichen TV Medien.



    Als klar wurde, wie die Reaktion Israels auf den Terroranschlag Stück für Stück jedes nachvollziehbare Maß sprengte, wurde er aus diesen Medien "ausgelistet". Und damit für deren Nutzer zum Schweigen gebracht.



    Da kann man sehr wohl auf den Gedanken kommen, dass diese ÖR-Kanäle eben doch nur einen Korridor von Meinungs"viel"falt von der Politik gestattet bekommen. Oder handelt es sich um vorauseilende Selbstzensur ?



    Es ist tatsächlich so: Wer sich über die -hässlichen- Details dieser Nahostkriege Israels halbwegs brauchbar und kritisch informieren will, der muss andere, vorzugsweise internationale Medien nutzen. Da wird schonungsloser über Israel geredet und geschrieben und harsche Kritik begründet.



    Und wohl nicht nur mir kommen da jene Kritiker der ÖR-Medien wieder in den Sinn, die schon vor Jahren die deutsche Behandlung auch den Nahost-Konflikts als von einer Art Schuldkomplex belastet charakterisiert haben.

    • @Monomi:

      "Korridor von Meinungs´viel´falt" und "vorauseilende Selbstzensur" beim ÖRR also. Dabei wollen Sie doch eigentlich nur schonungslose und harsche Kritik an Israel. Die Deutschen und ihre Komplexe, was?

    • @Monomi:

      Nein, auch wenn es den Reflex etwas gibt, können Sie der Tagesschau alles entnehmen. Wer ansonsten die Le monde diplomatique (hier bei der taz dabei) verfolgt, wer ab und an bei der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft hineinschaut, erreicht eine gut balancierte Diät.



      Man kann die deutlich zu nette Behandlung Netanyahus auch kritisieren, ohne gleich einen Popanz bewussten Handelns zu blasen.

    • @Monomi:

      Bitte lesen Sie den Artikel nochmal. Herr Lüders wurde nicht mehr eingeladen, nachdem er 2017 bezweifelt hatte, Assad habe eine Giftgas-Angriff befohlen.

      Ob er recht hatte, kann ich nicht beurteilen, aber mit dem Krieg in Gaza hat das nichts zu tun. Gar nichts. Er wurde also nicht "ausgelistet", weil er dazu eine abweichende Meinung vertritt.

      Dass es auch auf Seite der Linken so häufig Neigungen zu Verschwörungstheorien gibt, finde ich bemerkenswert, vorsichtig ausgedrückt.

      Wobei der Vorwurf der Zensur natürlich meist nur erhoben wird, wenn es jemanden trifft, dessen Ansichten man teilt.

      Werden konservativ-rechte Wirrköpfe wie Peter Hahne oder Julian Reichelt "ausgelistet" (Mit guten Gründen), kommt aus der linken Ecke vermutlich eher ein befriedigtes "Gut so".

      • @ PeWi:

        "Herr Lüders wurde nicht mehr eingeladen, nachdem er 2017 bezweifelt hatte, Assad habe eine Giftgas-Angriff befohlen.



        Ob er recht hatte, kann ich nicht beurteilen..."

        Syrien stand auf der Abschussliste, da wurden die OPCW und manche Massenmedien zur Fakenewsschleuder, der guten Sache wegen. Kritiker wie Lueders wurden angefeindet, ausgeladen und als Assadgroupie diffamiert.



        Die BBC hat sich anschliessend entschuldigt, in Deutschland.... www.telepolis.de/f...652.html?seite=all

  • Ich finde auch, dass Herr Lüders perfekt reinpasst, ins BSW. Fehlt nur noch Jürgen Todenhöfer und natürlich Herr Bax als Pressesprecher. Drei ausgewiesene Nahostexperten, da brennt nix an.

    • @Torben Jakowski:

      Das wäre die perfekte Bestzung für das BSW. Jürgen Todenhöfer könnte ich mir gut als Fraktionsführer vorstellen.

  • Na Mahlzeit - Gesetz ist Gesetz! Woll - 🚴‍♂️ -

    “Ein Bestellerautor will in den Bundestag“ 🙀 🥳

    “Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, kurz Lieferkettengesetz, regelt die unternehmerische Verantwortung für die Einhaltung von Menschenrechten in globalen Lieferketten. Hierzu gehören beispielsweise der Schutz vor Kinderarbeit, das Recht auf faire Löhne und der Schutz der Umwelt.“

    Masel tov - 🚲 -

  • „Wir machen uns mitschuldig an einem Genozid“, ist Lüders überzeugt

    • @dos:

      - sicher, aber das haftet ALLEN handlungsoptionen an, da der grundkonflikt schon in genozidaler stoßrichtung verläuft:



      urprünglich als antisemitismus, dem seitens des - überw. auch diasporalen - judentums nichts vergleichbares gegenüberstand.

    • @dos:

      ...



      - sicher, aber das haftet ALLEN handlungsoptionen an, da der grundkonflikt schon in genozidaler stoßrichtung verläuft:



      urprünglich als antisemitismus, dem seitens des - überw. auch diasporalen - judentums nichts vergleichbares gegenüberstand.

  • "Expertise, Expertise, Expertise" überschlagt sich Daniel Bax voll unverhohlen er Bewunderung. Ich könnte in all den letzten Jahren bei Herrn Lüders eigentlich vor allem ein brachial bedingungslos antiwestliches Ressentiment ausmachen. G. W. Bush definiert eine "Achse des Bösen"? Dann müssen das die Guten sein! Und auf zum einvernehmlichen Interview mit Schlächter Assad.



    Sorry, aber Ahnung haben von den Konflikten auf dieser Welt geht anders

    • @dites-mois:

      Nach all den Verbrechen die Europäer überall in der Welt verbrochen haben und immer noch begehen kann man ja wohl auch kaum von dem Westen als die Guten sprechen. Der ganze Kolonialismus mit all den Morden, Raub, Sklavenhandel da wollen wir die Guten sein?



      Und daran hat sich bis heute nicht viel geändert, wir fischen die Meere vor Afrika leer, wir zerstören deren Natur, wir machen sie abhängig von uns (zb Saatgut) und dann wundern wir uns warum wir so viele Flüchtling haben und hetzen auch noch gegen diese.



      Und am besten auch noch den menschengemachten Klimawandel abstreiten unter dem am meisten die Entwicklungsländer leiden.



      Antiwestliches Ressentiment? Nein, die Wahrheit die man akzeptieren muss.

      • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin
        @Des247:

        Wenn man sich über Kolonialismus und Sklavenhandel echauffiert, sollte man die ca. 1.500 Jahre lange Geschichte des arabischen Sklavenhandels gerne auch mit erwähnen.

        Der arabische Sklavenhandel florierte insgesamt einganzes Millennium länger als der transatlantische Sklavenhandel der Europäer. In Gaza dauerte die Sklaverei sogar bis ins 20. Jahrhundert hinein, und zwar unter den Ottomanen. Das hinterlässt Spuren.

        So wundert es nicht, dass Schwarze auch heute auf Arabisch abfällig als „Abeed“ bezeichnet werden, ob in Gaza City oder Grand Rapids.

        Vor laufender Kamera wurde der Tanzanier Joshua Mollel beim Kibbuz Nahal Oz von der Hamas rassistisch beschimpft und brutal hingerichtet. Es war der 7. Oktober. Sein Landsman Clemence Felix Mtenga wurde ebenfalls von der Hamas gelyncht.

        Erläuterungen in meinen Kolumnen:

        Dudley, Michaela (15.10.2024): taz.de/Palaestina-...ommunity/!6039758/

        Dudley, Michaela (23.08.2024): taz.de/Tag-der-Eri...enhandel/!6028125/

      • @Des247:

        Welche offenen Türen wollen Sie denn hier ein Rennen? Europäischer Kolonialismus und Neokolonialismus, US-Geopolitik etc sollen gut sein, wer sagt denn sowas?



        Sind Sie jedoch in der Lage zu erkennen, dass aggressiv kriegerische Mächte wie das heutige Russland, blutrünstige Diktaturen wie Syrien oder Iran und der neue, von jeglicher Moral und jeglichem Widerspruch befreite Kolonialismus zb Chinas heute weitaus schlimmer sind?

        • @dites-mois:

          In der Lage, es zu erkennen, wäre ich schon, allerdings erkenne ich es nicht.

          • @derstefan:

            Dann ist es wohl der Willen, woran es mangelt. Sie haben hier ein paar Erkenntnis-Anregungen bekommen, denen Sie sicherlich nicht zum ersten Mal begegnet sind.



            Oder schauen Sie sich einfach nochmal an, wie beispiellos Russland Aleppo massakriert hat,

      • @Des247:

        Sie sollten mal Ihr Weltbild updaten.

        Der Europäische Kolonialismus (Ausnahme: Russland!) ist Vergangenheit. In Sachen "Morden, Raub, Sklavenhandel" kommt der Rest der Welt auch ohne Europa gut klar und es ist mittlerweile China, das die afrikanischen Gewässer leerfischt.

        Klimawandel und Ökologie interessiert außerhalb der westlichen Welt niemanden.

  • Der Mensch, der mich bei diesen Themen, also von Middle East bis Afghanistan, am meisten überzeugt hat, ist Navid Kermani. Ich besuchte 1979 den Iran, kurz nach der Rückkehr Khomeinis. Kermanis Rückschau und Analyse stimmt mit meinen Beob achtungen überein.



    Die Vereinigten Staaten haben fürchterliche Dinge im Mittleren Osten angerichtet: Obama und Biden haben es in Maßen korrigiert, aber der Schoss ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.



    Lüders regionale Beschreibungen überzeugen mich deshalb nicht ganz, weil er sie einbettet in eine schräge Analyse der Weltlage.



    Fragt besser die Menschen des ehemaligen Warschauer Pakts, was sie vom aktuellen Russland halten: Sie kennen sich damit gut aus Vom Baltikum bis Georgien - oder unsere polnischen Nachbarn, dessen friedliche Aktivisten jahrelang interniert wurden, während Egon Bahr den Aufstand der Solidarnosc 1982 als "Gefahr für den Weltfrieden" im "Vorwärts" bezeichnete. Lüders und das BSW behandeln heutige Freiheitsbewegungen wie die ukrainische "Revolution der Würde" genauso herablassend.

    • @Ataraxia:

      Sehr richtig, letzter Absatz. Aber auch Sie sollten nicht einseitig auf die Schandtaten der USA im Nahen Osten fokussieren - völlig unter den Tisch fällt in der Regel das grauenhafte Wirken der Sowjetunion in der Region, die zb die in vielen Ländern starken, teilweise kurz vor der Machtübernahme stehenden Kommunistischen Parteien massakriert und an ihrer Stelle faschistiide Baath-Oarteien aufgebaut haben.



      Empfehle sehr den Film "Iraqui Odyssee" (steht glaub ich auf yt)

      • @dites-mois:

        Verstehe ich Sie richtig? Die Sowjetunion hat die Kommunistischen Parteien verraten und stattdessen die Baath-Partei unterstützt?

    • @Ataraxia:

      Danke. Wer sich MIT dieser Expertise so umstandslos für eine Parteiführerin einsetzt, die offenbar von ihrer Stalin-Verehrung nichts mehr wissen will, der kann gerne im BSW sein. Das ist m.E. keine demokratische Partei. - Fragt diejenigen, die in DDR Gefängnissen gesessen haben, was sie vom aktuellen Russland halten. - UND die USA haben Schreckliches im Nahen Osten angerichtet.

  • Man kann durchaus annehmen, dass dieser Protagonist in sich sein inneres Machtmotiv entdeckt hat, und zwar Macht um jeden Preis.

    Und ich dachte, Lüders wäre ein Bundesrepublikaner.

    • @Ice-T:

      Dachte ich auch. Ich habe ihn mal kennen gelernt, da war er noch ein junger wissbegieriger studierender Mensch - geht uns das nicht allen so, dass mit dem Älterwerden der Pessimismus wächst, die Ungeduld und Rohheit hervorbnringt, wenn wir uns selbst nicht hüten und unsere Integrität und Herzenswärme bewahren? Die "alte Bundesrepublik" hatte was von einem Schonraum...

    • @Ice-T:

      Woran machen Sie denn das "Macht um jeden Preis" fest ? Nur weil er in den Bundestag will?



      Gilt das dann auch für die anderen über 700 Politiker die da sitzen?

  • "Und der designierte Vizepräsident des künftigen US-Präsidenten Donald Trump, J. D. Vance, habe bereits klargemacht, Deutschland solle nach dem Ende des Kriegs dort den Wiederaufbau übernehmen. "



    Hä? Der ganze letzte Absatz ist eine erratische Versammlung des Lüderschen Pessimismus zur Ukraine in der sonst gut nachvollziehbaren Vorstellung des BSW-Kandidaten.

    • @Christian Lange:

      >J. D. Vance, habe bereits klargemacht, Deutschland solle nach dem Ende des Kriegs dort den Wiederaufbau übernehmen.<

      Ja und? Wenn der Wiederaufbau der Ukraine scheitert, kommen absehbar Millionen Ukrainer als Umsiedler nach D. Kein Land - außerhalb der Ukraine - ist so sehr vom Ausgang des Krieges betroffen wie Deutschland.

    • @Christian Lange:

      Ohne Seitenhieb auf die USA wäre das Finale der Vorstellung halt eines Michael Lüders unwürdig gewesen, schätze ich...

  • Moralische Politik ist Realpolitik. Hätte man in den Jahren davor effektiv Druck ausgeübt und Menschenrechte und Demokratie in Syrien gestärkt hätte es da keinen Bürgerkrieg gegeben. Hätte man bei der Zerstörung der russischen Zivilgesellschaft und der Militarisierung Russlands nicht kur aufs Geld geschaut wäre Putin nicht so einfach in der Lage gewesen in der Ukraine einzumarschieren. Diese Vogel Strauss Taktik auf das vermeintliche wirtschaftliche wohl zu schilen bzw. Friedshofruhe echter moralischer Politik vorzuziehen ist kurzsichtig zuerst kostet es uns Unsummen durch Flüchtlinge und eines Tages stehen die Diktatoren mit ihren Panzern vor unserer Grenze.

    • @Machiavelli:

      >Hätte man in den Jahren davor effektiv Druck ausgeübt und Menschenrechte und Demokratie in Syrien gestärkt hätte es da keinen Bürgerkrieg gegeben.<

      Ursache des Krieges war nicht das Fehlen von Demokratie sondern das Fehlen von Perspektiven aufgrund der Bevölkerungsentwicklung.

      • @testen:

        Demokratie ermöglicht eine effektivere Bekämpfung von Korruption und mehr Wirtschaftswachstum was die von ihnen gennanten Probleme zu lösen helfen würde.