piwik no script img

Bombardierung DresdensUmstrittenes Gedenken

Wie der Opfer der Bombardierung Dresdens vor 79 Jahren gedenken? Gar nicht, fordern Kri­ti­ke­r:in­nen – auch weil das für Neonazis anschlussfähig sei.

Luftaufnahme der zerstörten Altstadt von Dresden nach dem Zweiten Weltkrieg Foto: ADN/ap

Dresden taz | Geplant sind eine Menschenkette, die sich symbolisch um die Dresdner Altstadt legen soll, Musik in der berühmten Frauenkirche und ein Rundgang. Diesen Dienstag gedenkt die Stadt Dresden jener 25.000 Menschen, die starben, als die Alliierten die Stadt vom 13. bis zum 15. Februar bombardierten. Wie damals fällt das Datum in diesem Jahr auf den Faschingsdienstag. Die Veranstalter rechnen mit mindestens 20.000 Menschen.

Das diesjährige Motto lautet: „Gemeinsam wachsam“. Neben der Zerstörung der Stadt 1945 soll auch an die NS-Diktatur erinnert werden. Doch so einfach ist das nicht, kritisiert die Initiative „Dresden Wi(e)dersetzen“, zu der auch Anne Herpertz (Piraten) gehört. „Uns geht es darum, die Debatte ins Rollen zu bringen: Warum gedenken wir und wessen?“, sagt sie.

Das öffentliche Gedenken der Stadt konzentriere sich auf das deutsche Leid und erzähle eine Opfergeschichte von Dresden, findet Herpertz. Doch Dresden sei „strukturell Täterstadt“ gewesen, erklärt sie der taz. Ihrer Zerstörung trauernd zu gedenken und zugleich der direkten Opfer des Nationalsozialismus, das gehe nicht. Deshalb sollte das Gedenken abgeschafft werden. Die Kritik ist nicht neu, auch andere politische Gruppen, wie etwa die Grüne Jugend, sprachen sich dafür aus.

Doch Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) hält das „nicht für den richtigen Weg.“ Bei der Bombardierung starben laut historischer Forschung rund 25.000 Menschen. „Den Angehörigen sollte, oder muss, Raum gegeben werden“, entgegnet Hilbert der Kritik. „Ein solches Gedenken hält auch wach, welches Leid von solchen Extremisten ausgeht.“

Aufruf der Neonazis

Bisher instrumentalisieren ebenjene Ex­tre­mis­t:in­nen das Gedenken an die Opfer der Zerstörung Dresdens für sich. Seit mehr als 25 Jahren mobilisieren Neonazis um den 13. Februar herum nach Dresden –auch am vergangenen Sonntag war es wieder so weit. Zu Spitzenzeiten folgten rund 7.000 extreme Rechte dem Aufruf, in diesem Jahr waren es schätzungsweise bis zu 1.000. Ihnen stellten sich etwa 5.000 Menschen entgegen.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Noch bevor der Gegenprotest am Dresdener Hauptbahnhof loszog, war die Kritik am offiziellen Gedenken Thema. Etwas mehr als tausend Menschen warteten dort kurz vor 13 Uhr im kalten Regen, um mit bunten Flaggen, Plakaten und Schirmen an den Neonazis vorbeizuziehen. Bis dahin lauschten sie basslastigem Techno und einigen Reden. Eine davon kritisierte das offizielle Gedenken der Stadt. Es sei anschlussfähig für extreme Rechte und gehöre deshalb abgeschafft.

Einem Mann mit grauem Schnauzer und dunkelblauem Regenschirm, der den Protest vom Rande beobachtete, gefiel das gar nicht. „Dass man der Toten nicht einfach gedenken kann“, sagte er laut, aber vor allem zu sich selbst. Auf Nachfrage, wie er das meine, reagierte er wütend, sprach erst von Dresden 1945, dann vom aktuellen Krieg in Gaza und der Verantwortung von Jüdinnen und Juden. Etwa zwei Stunden später trottete er, seinen dunkelblauen Schirm aufgespannt und auf die linke Schulter gelehnt, beim sogenannten Gedenkmarsch der Neonazis mit.

Schon vorab hatten die Teil­neh­me­r:in­nen die Anweisung bekommen, nicht mit der Presse zu reden. Doch auf den Bannern, die über den Marsch verteilt waren, wurde mehrfach eine verzerrte Opferzahl von 350.000 angegeben. Auf einem anderen Banner stand: „Gestern Dresden, heute Gaza“.

Letzteres kritisiert Matthias Lüth, ebenfalls Teil von „Dresden Wi(e)dersetzen“ und Vorsitzender der Jusos in Dresden: „Das geschichtsrevisionistische und zutiefst antisemitische Banner der Neonazis durfte ungestört durch die Stadt getragen werden“, sagt er. Währenddessen versuchte die Polizei erneut, das Banner des Gegenprotests „Nazis töten“, zu beschlagnahmen.

Lüth teilt die Bündnismeinung, dass das aktuelle Gedenken abgeschafft gehöre. Stattdessen wäre es besser, das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar auszubauen. Oder an dem Mahngang auf den Spuren der NS-Täter:innen in Dresden am 18. Februar teilzunehmen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

43 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Warum fordern Menschen, dass der mit Absicht von den Alliierten in Dresden durch Flächenbombardements grausam getöteten Zivilbevölkerung nicht gedacht werden soll ? Mit Sicherheit waren Babys und Kinder keine Täter, trotzdem kamen sie auf schreckliche Art um.



    Egal wer auf der Welt so etwas macht, ich finde es nur abscheulich.

    • @Filou:

      Die Eltern und Großeltern, die begeistert "Sieg Heil!" gekreischt und NSDAP gewählt hatten, sind Schuld.

      An allen Toten des Zweiten Weltkrieges ist letztlich das Land schuld, das ihn begonnen hat. Und wir wollen nicht vergessen, dass das Regime dieses Landes 1933 gewählt und hinterher von der Mehrheit der Bevölkerung unterstützt wurde.

  • Wer die Inszenierung im Dresdner Panometer gesehen hat, wird niemals denken, das Gedenken sollten wir vergessen. Im Gegenteil: Wir müssen die Botschaft vom Schrecken des Krieges und die Lehren der Zivilbevölkerung zum Drama der Bombennacht verbreiten, damit keine falschen Vorstellungen entstehen können, es gäbe den "gerechten Krieg".



    Käthe Kollwitz hatte es vor 100 Jahren eindrucksvoll auf ein Plakat gebracht: NIE WIEDER KRIEG!



    /



    www.panometer-dres...lung/dresden-1945/



    /



    youtu.be/Qr4gJNJ6t...i=k-pELfT-ki-yqe87

    • 0G
      06438 (Profil gelöscht)
      @Martin Rees:

      Das Panometer spricht nicht über Gerechtigkeit - sondern über die

      ""......(in der) Vielzahl an anderen im WW2 zerstörten Städten in Europa nimmt Dresden die Stellung eines ""globalen Gedenksteins"" für die vernichtenden Mechanismen des Krieges ein. Asisi behandelt auch die fatalen WECHSELWIRKUNGEN des Krieges. Im Panoramaraum thematisieren Fotomotive auf 16 Stelen neben den zerstörten deutschen Städten zahlreiche europäische Städte wie etwa Rotterdam, Coventry, Stalingrad oder Warschau, die nach deutschen Angriffen 1945 ebenfalls zerstört waren.""

      Übersetzung dieser Form der Darstellung:

      Ohne Zerstörung tausender Dörfer und Städte zwischen Berlin & Moskau durch das Deutsche Reich, zu dem auch Sachsen und Dresden gehörte, hätte es die Zerstörung von Dresden nicht gegeben.

      2. Käthe Kollwitz war auch eine Ikone im Kampf gegen den Faschismus - die frühzeitig erkannte in welche Katatrophe der deutsche Faschismus Europa und die Welt in die Katastrophe führen wird - Dresden mit einem Anteil von 25.000 Toten - und Europa und die Welt mit 57.000.000 Toten deren Tod durch Deutsche verursacht wurden - das ist mehr als 2200 Mal soviel wie Dresden an Leid erlitten hat.

      • @06438 (Profil gelöscht):

        Sorry! Das wurde vielleicht missverstanden, gemeint war nicht "Gerechtigkeit", sondern das "bellum iustum"-Problem und die Lehren für das Völkerrecht.



        /



        "Die Lehre vom gerechten Krieg



        Manchmal müssen Menschen Böses tun, um schlimmeres Unheil zu verhindern – sogar Krieg führen. Welche Rechtfertigung ist dafür zulässig? Und wer entscheidet über einen „gerechten Krieg“? Philosophen haben in 2000 Jahren ein Gedankengebäude dazu entwickelt, das ins Völkerrecht eingeflossen ist."



        /



        www.deutschlandfun...lehre-vom-100.html



        /



        taz.de/Anarchie-der-Moral/!1130958/

  • Natürlich müssen wir uns von Nazis, Faschisten und dergleichen distanzieren. Aber nicht dadurch, dass wir alles als "unrein" betrachten, was auch sie angefasst haben, anfassen oder anfassen könnten. Wir müssen ihnen eher klarmachen, dass das uns gehört und nicht ihnen.

    • @Al Dente:

      Inhaltliche Deutung der Rechten zu überlassen ist ein Fehler. Der Anspruch auf Geschehnissen, Wörter und Geschichte durch Rechte ist wie ein Landgewinn. Wir haben in den 90 Jahren "Volksküchen" in Berlin gehabt. Die gibt es noch immer nur heißen sie jetzt "Küche für alle". Als ich meine aktive Tochter fragte, bekam ich zur Antwort das Wort Volk ist ein Wort der Rechten. Ein ganzes Wort, mit vielen Geschichten und unterschiedlichen Deutungen einfach an die Rechten abgegeben, quasi ohne Widerstand.

    • @Al Dente:

      Das erinnert mich an eine Geschichte von einer Dänin (2017). Sie meinte die Rechten hätten versucht ihre Nationalflagge für sich zu instrumentalisieren. Das fanden viele Dänen nicht gut, sind auf die Straße und meinten das ist unsere Flagge.

      Leider hab ich online nichts gefunden. Hoffe das es wahr ist, falls nicht mag ich trotzdem den Gedanken dahinter.



      Danke für Ihren Beitrag.

    • @Al Dente:

      Es geht selbstverständlich NICHT darum, was Faschos "angefasst" haben. Es geht darum, dass sie das Gedenken kapern und verfälschen. Festzumachen beispielsweise am von den Braunen häufig benutzten und der Verfälschung der Geschichte dienenden Begriff "Bombenholocaust". Der dazu dient, die Bombardierung zu dramatisieren und gleichzeitig den Holocaust zu verharmlosen.

      • @Kaboom:

        "Festzumachen beispielsweise am (...) 'Bombenholocaust'. Der dazu dient, die Bombardierung zu dramatisieren und gleichzeitig den Holocaust zu verharmlosen."

        Der Begriff 'Bombenholocaust' ist bezüglich der Verharmlosung des Holocaust ein Fall für die Justiz, § 130 (3) StGB:

        www.gesetze-im-int...de/stgb/__130.html

        Dramatisieren kann man Bombadierungen in der Größenordnung (wie in Dresden) hingegen nicht wirklich. Meine Mutter hat das im Raum Frankfurt am Main miterlebt. Das einzige Haus, das nach einem solchen Bombardement innerhalb von einem 250m langen Straßenabschnitt noch stand war das, in dem sie wohnte. Das waren absolut traumatische Erlebnisse.

        Unabhängig davon, wer die ursächliche Schuld daran trägt, ist es des Gedenkens wert. Und daran sollten (dürfen) wir uns von den Torfköpfen nicht hindern lassen.

  • Natürlich ist es nicht akzeptabel, dass Neonazis Dresden für ihre Zwecke instrumentalisieren wollen. Und natürlich muss man damit umgehen. Das heißt doch aber nicht, dass man den Spieß herumdreht und so tut, als habe es in Dresden keine Opfer gegeben, sondern nur Täter. Dass man dies mit "strukturelle Täterstadt" umschreibt, macht es nicht besser (wer denkt sich eigentlich so eine Sprache aus)? Die Toten gehören weder den Nazis noch den anderen. Man sollte sie ruhen lassen und ihrer auf eine humane Weise gedenken können. Und das bedeutet überhaupt nicht, die NS-Verbrechen auszublenden.

  • Städte sind älter als alle gegründeten Nationalstaaten der Welt, von denen seit 1, Weltkrieg 1914-1918 der Urkatastrophe 20zigsten Jahrhunderts Bombardierungen der Städte ausgehen gegen die Zivilbevölkerung. Bombardierte Stadtgesellschaften haben ihre Trauer, ihr Gedenken weltweit an Opfer von Bombardierungen seitdem vermehrt gemeinsam mit dem Apell an die Völkergemeinschaft der Nationalstaaten verbunden, erst an den 1920 gegründeten Völkerbund dann nach dem Zweiten Weltkrieg 1945, nach Koreakrieg 1950-1953, nach Indochina-Vietnamkrieg 1954-1975 an 1945 neugeründet Vereinten Nationen, die Bombardierung von Städten völkerrechtlich zu ächten. Bisher vergeblich. Um so mehr braucht es in bombardierten Städten Antwerpen, Bagdad, Barcelona, Belgrad, Berlin, Coventry, Dresden, Duisburg, Grosny, Guernica, Hanoi, Hamburg, Kabul, Kiew, Köln, London, Leningrad, heute St, Petersburg, Madrid, Minsk, München, Nürnberg, Odessa, Hiroshima, Nagasaki, Tokio, Shanghai, Rotterdam, Warschau u. u. ein wachsendes Verständnis gemeinsam vernetzter Erinnerungs-, Gedenkkultur, das erstrebte Ziel zu erreichen

  • Den Subtitel kann man auch anders verstehen: "Gar nicht, fordern Kri­ti­ke­r:in­nen – auch weil das für Neonazis anschlussfähig sei." Ja, es ist für Nazis super, wenn man der Opfer nicht mehr gedenken ""darf""! Sie wären sofort dafür, um es dann publizistisch für sich auszuschlachten! Mann, wie blöd kann man sein.

  • Ich sag mal so: Wenn Faschos das Gedenken kapern können, dann ist die Zivilgesellschaft vor Ort offenkundig gescheitert. Ich erinnere mich noch (anderer Vorgang, gleicher Sachverhalt) daran, wie Faschos in Frankfurt/M. in einem Zug anfingen, rechte Parolen zu schreien. Woraufhin (gefühlt) der ganze Zug anfing, "Nazis raus" zu skandieren. Aber das war eben Frankfurt, und nicht Dresden.

  • Solchen Kriegsverbrechen muss gedacht werden, Kriege dürfen nicht und nie wieder gegen die Zivilbevölkerung geführt werden.

  • "Gar nicht, fordern Kri­ti­ke­r:in­nen – auch weil das für Neonazis anschlussfähig sei."



    Verstehe ich das richtig? Wir sollen nicht der Zerstörung gedenken weil NNazis das für sich okkupieren könnten?



    Was für ein Armutszeugnis.



    Das werde ich mir gerade von den NNazis vorschreiben lassen...höhö, soweit kommt's noch !

  • Letzten Endes müssen die Menschen selbst entscheiden wem und was sie gedenken so lange es sich auf dem Boden des Grundgesetzes abspielt. Es gehört einfach auch zu einer Demokratie auszuhalten, daß manchen Menschen Dinge wichtig sind, die man selbst für daneben hält. Aber alle Opfer der Bombenangriffe zu Tätern umzuwidmen, ist aus meiner Sicht auch nicht redlich.

    • 0G
      06438 (Profil gelöscht)
      @Nobodys Hero:

      ""Aber alle Opfer der Bombenangriffe zu Tätern umzuwidmen, ist aus meiner Sicht auch nicht redlich.""



      ==



      Redlich ist auf keinen Fall die Opfer der Bombardierung von Dresden über alle Opfer des 2. Weltkrieges insgeamt zu stellen - weil dieses Verhalten eigene Verantwortung rigoros ablehnt und die Ursachen und die Schuld hinsichtlich des Ausbruchs des



      2. Weltkrieges vernebelt und mit sehr viel kaum zu ertragender seltsamer Arroganz vertuscht. Das ist die Aussage dieser Veranstaltung und das Motiv warum Rechtsradikale & Nazis mitmarschieren.

      Die Interpretation und die Aussage einer von wem auch immer organisierten Dresdner Gedenkveranstaltung lautet:



      ""Schaut her - wie wir gelitten und Leid erfahren haben - und wie sehr die Stadt Dresden zerstört wurde."" -- als wenn die Zerstörung Dresdens mit 25000 Opfern ein singuläres Ereignis von WWII gewesen wäre - wobei die Zerstörung ganz Europas mit



      57 Millionen Opfern und die Schuld des Menschenrechts - verachtenden Agressorregimes mit seinen furchtbaren Handlangern völlig ausgeblendet wird.

      Hinzu kommt das es nicht nur Dresdner waren die im Februar 1945 in Dresden umgekamen - nach Zeitzeugenberichten waren tausende von Flüchtlingen aus dem Osten in der Stadt. -

      Trauer und Gedenken ist angebracht - welches die eigene Verantwortung nicht ausblendet.



      Das ist das Mindeste was man von einer Gedenkveranstaltung 79 Jahre danach erwarten kann.

  • Man könnte sich einiges von Hamburg, Würzburg oder Lübeck abschauen.

    Dresden war nicht die einzige zerstörte Stadt, aber ist die einzige, die immer noch so tut, als sei ihre Zerstörung einzigartig und ein ganz besonderes Unrecht.

    Gedenken geht auch ohne Larmoyanz.

    • @Suryo:

      Der Unterschied ist, Dresden hatte keine nennenswerte Rüstungsindustrie. Das einzig wichtige waren die Eisenbahnanlagen, sowas wurde allerdings binnen Stunden repariert.



      Um die zu Stören sind andere Maßnahmen effektiver.

      Wär einmal die britische Wochenschau von damals dazu anschaut wird merken, es war nur eine Demonstration der eigenen



      " Leistungsfähigkeit ".

      Originalzitat, Dresden sollte als Ersatzhauptstadt dienen, jetzt braucht man einen Ersatz für den Ersatz.

      • @flaviussilva:

        Na und? Auch sonst brachte die Bombardierung deutscher Städte nicht unbedingt viel.

    • @Suryo:

      Das liegt allerdings daran, dass die Zerstörung Dresdens in mehrerer Hinsicht tatsächlich einzigartig war, sogar für Verhältnisse des 2. WK.

      • @Tom Tailor:

        Oh mei - das ist genau das Problem. Nichts an Dresden ist einzigartig - die Deutschen haben Jahre zuvor Städte in England, Polen, .... dem Erdboden gleich gemacht (ohne kriegsentscheidende Ziele zu treffen) - das war der Beginn von einzigartig - und fällt damit als Argumentation weg. Das ist ein zentrales Problem der Dresdendiskussion - jedes Jahr wieder. Die Deutschen haben halb Europa einzigartig zerstört ... dann ist der Krieg zurück gekommen.

      • @Tom Tailor:

        Nein, war sie eigentlich nicht. Würzburg zB war so stark zerstört, dass es Überlegungen gab, den Ort ganz aufzugeben und mehrere Kilometer weiter entfernt ein neues Würzburg zu bauen.

  • „Ein solches Gedenken hält auch wach, welches Leid von solchen Extremisten ausgeht.“

    Völlig richtig. Vielen scheint nicht klar zu sein, was die Naziherrschaft letztlich auch für Deutschland bedeutet hat.

    "...in diesem Jahr waren es schätzungsweise bis zu 1.000. Ihnen stellten sich etwa 5.000 Menschen entgegen."

    Nazis versuchen den Angriff natürlich für sich zu nutzen. Aber offensichtlich sind sie in der Minderzahl. Und das Gedenken ist auch eine gute Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass ohne die Nazis nie eine einzige Bombe auf Dresden gefallen wäre. Nicht zu gedenken, würde bedeuten, den Nazis die Deutung zu überlassen.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Die DDR hat in Dresden ganze Arbeit geleistet. Der Schwachsinn mit dem "angloamerikanischen Bombenterror" gegen eine angeblich unschuldige, barocke Kulturstadt sitzt in der Region tief in den Köpfen.

      • @Suryo:

        OK. Ich habe 2 Bücher aus DDR Zeiten, in denen die Schuld der Nazis am Krieg und an den vielen Opfern deutlich betont wird.

        Allerdings wird auch klar gemacht, dass Terror gegen die Zivilbevölkerung immer falsch ist. Und ein solcher Angriff ohne jegliche militärische Bedeutung war nun mal nichts als Terror.

        Ist es so schlimm, den Angriff von allen Seiten zu beleuchten, nur weil die Täter heutige Verbündete sind?

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Im übrigen war Dresden eben gerade keine barock-kunstsinnige Kulturstadt, die mit den Nazis nichts zu tun hatte. Im Gegenteil. In Dresden und Umgebung wurden schon Jahre vor 1933 Synagogen und jüdische Geschäfte verwüstet. Sie können sicher sein, dass das in der DDR nie offiziell erwähnt wurde. Wird es ja heute nicht mal.

          • @Suryo:

            Niemand hat behauptet, dass Dresden nazifrei war. Diese Behauptung habe ich in der DDR auch nie gehört.

            Wie gesagt. In der DDR wurden die Verbrechen der Nazis auch im Bezug auf Dresden immer wieder betont.

            Die Reinwaschaktionen setzten nach der Wende ein. Als Nazis frei ihre "Gedenkmärsche" zelebrieren konnten.

            Und natürlich war Dresden AUCH eine barocke Kulturstadt. Die Verbrechen der Nazis schließen das ja nicht aus.

            Es gibt, wie so oft zwei Seiten. Mit primitiven schwarz/weiß Schemen kommt man nicht weit.

            Auch im Bezug auf Großbritannien und die USA. Beide führten eine zutiefst gerechten Krieg gegen Nazideutschland. Das schließt aber nicht aus, dass einzelne Aktionen, wie der Terrorangriff auf Dresden ein Kriegsverbrechen waren.

            Aber die Realität ist eben der größte Feind von Menschen, die nur in einfachen Schemen denken können...

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Die "Gedenkmärsche" schließen aber nahtlos an die Veranstaltungen der DDR an.

              Warum gibt es das denn bitte in keiner anderen Stadt? Warum nicht in Hamburg oder Würzburg?

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Die DDR hat in Dresden jedes Jahr ein staatliches "Gedenken" zelebriert, bei dem immer betont wurde, dass der "Terror" "angloamerikanisch" gewesen sei. Übrigens heute noch ein Kampfbegriff, an dem man eine DDR-Sozialisation erkennen kann. Er soll ausdrücken, dass die Zerstörung Dresdens kein Wunder gewesen sei, schließlich waren ja die bösen Kapitalisten schuld, und denen liegen Grausamkeit und Kriegsverbrechen im Blut. So ungefähr die Implikation.

          Von den Massenvergewaltigungen und anderen Kriegsverbrechen durch die "Freunde" wurde dagegen absolut niemals gesprochen...

          Kurzgesagt: es gab in der DDR kein aufrichtiges Gedenken. Es war extrem politisch verzerrt.

          • @Suryo:

            Entschuldigung. Ich hatte ganz vergessen, dass es klingonische Bomber waren.

            • @warum_denkt_keiner_nach?:

              Erstens: "angloamerikanisch" ist ein Kampfbegriff. Er soll "westlich-kapitalistisch" heißen. Als ob eben nur der böse Westen zu solchen Kriegsverbrechen in der Lage sei. Nach dem Motto: Ja, die Nazis waren schuld, aber diese Art Terror war überzogen und dazu waren nur die westlichen Kapitalisten im Stande. Implikation: Unsere Freunde aus der Sowjetunion hätten das niemals getan.

              Zweitens: dazu passt, dass Sie das DDR-Schweigen über die sowjetischen Verbrechen mitmachen und meine diesbezügliche Bemerkung geflissentlich ignorieren.

              Drittens: Wieso konnten die Hamburger die Queen bei ihrem Staatsbesuch im Jahre 1965 begeistert empfangen, obwohl Hamburg durch die RAF in großen Teilen vernichtet worden war, während die Dresdner sie im Jahre 1992 ausbuhten?

              Das war nur 2 Jahre nach der Wiedervereinigung und wohl kaum Zeit genug, damit Rechtsextreme das Gedenken und die Erinnerung an die Bombardierung total kapern und pervertieren konnten.

              Meinen Sie wirklich, dass hätte mit der Art und Weise des Gedenkens in der DDR nicht das geringste zu tun?

              • @Suryo:

                Außerdem darf man nicht vergessen, dass die DDR sich, überspitzt ausgedrückt, quasi als Sieger des Krieges betrachtete. Es waren ja alles Antifaschisten. Deswegen konnte man nach dem Krieg auch Überlebende der Shoah wegen irgendwelcher Ansprüche an Bonn verweisen. Die Deutsche Demokratische Republik hatte ja mit dem Naziregime üüüüberhaupt nichts zu tun. Deswegen musste man sich als Gesellschaft auch keine kritischen Fragen stellen - auch nicht zur Psychologie des Dritten Reiches und zur schuldhaften Verstrickung der meisten Deutschen. Das waren eben alles die Faschisten, die Anderen, gewesen - und letztlich waren die "Angloamerikaner" ja auch so etwas ähnliches. Man selbst stand implizit auf der richtigen Seite der Geschichte und hatte sich nichts vorzuwerfen.

  • Wo "Bomber Harris mach's nochmal" strafrechtlich verfolgt wird, und gleichzeitig deutschen Kriegsverbrechern der Nazi Zeit gedacht wird, ist eine Asymmetrie in der Behandlung deutlich.

    Reales Leid ist weniger wert. Der Luftangriff auf Dresden, ein kriegsrelevanten Hub hat von den Nazis zur Vernichtung in Lager gesperrten Personen die Flucht ermöglicht und ihr Leben gerettet.

    Die Dresdner Bevölkerung war bis kurz vor Kriegsende und auch noch vor der Bombardierung freudig daran beteiligt aus Lagern geflüchtete wieder dem faschistischen Vernichtungsapparat zuzuführen. Diese Freude mitzuhelfen Juden*Jüdinnen, Schwule, ...



    Das ist tatsächlich etwas das eine Ähnlichkeit zu Gaza hat. Auch dort hat ein Teil der "zivilen" Bevölkerungen Geflohene, am genozidalen 7. Oktober von der Hamas & Co und "Zivilisten" verschleppten, diese sich fast gerettet geglaubten wieder gewalttätig der Hamas überführt, ihren Tod und Folter billigend in Kauf genommen.

    • @KonservativBürgerlich:

      "Der Luftangriff auf Dresden, ein kriegsrelevanten Hub hat von den Nazis zur Vernichtung in Lager gesperrten Personen die Flucht ermöglicht und ihr Leben gerettet."

      Die Bomben wurden nur in einen bestimmten Sektor der Innenstadt geworfen. Dass dabei einige Opfer der Nazis fliehen konnten, ist ein Glücksfall. Keine Absicht.

      PS: Wie viele Menschen, die in Dresden vor der Verfolgung durch die Nazis untergetaucht waren, sind eigentlich unter den Opfern?

      • @warum_denkt_keiner_nach?:

        Sie verbreiten Nazi Propaganda die im Widerspruch zum Bericht der Historiker*Innenkommission steht.

        Dass die taz das stehen lässt und den Rest ihrer Beiträge ist verkommen.

    • @KonservativBürgerlich:

      "Personen die Flucht ermöglicht und ihr Leben gerettet." Und schwups sind die Bombadierungen der Zivilbevölkerung gerechtfertigt.



      "Dem Gesundheitsministerium in Gaza zufolge wurden bisher 23 084 Palästinenser getötet, darunter Tausende Frauen und Kinder. Die Vereinten Nationen halten die Zahlen des von der Hamas kontrollierten Ministeriums für glaubwürdig." (www.merkur.de/politik/gaza)



      Ihr Fazit : alle mitschuldig.



      Hört sich so ähnlich an wie das Massaker von Lidice.

      • @paul meder:

        "Ihr Fazit : alle mitschuldig."

        Eigentlich genau nicht mein Fazit.

        "..." ist ein Zitat.

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Ich habe meinen post nicht auf ihren Kommentar bezogen. Es war eine Antwort auf KonservativBürgerlich

  • Das ist doch genau das Problem, das diese Debatte so geführt wird:

    Die Bombardierungen Nazideutschlands und das Leid der Zivilbevölkerung gehören auch zu unserer Geschichte.

    Sind die vielen Kinder, die dabei umkamen, auch "Täter:innen"?

    Genauso das Leid der Geflüchteten aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, Heimatverlust, Hunger, Vergewaltigungen?

    Warum sollte dieses Leid nicht anerkannt werden?

    Wie bei der Shoa, dem Mord an Sinti und Roma, der Vernichtung sogenannten "lebensunwerten Lebens", der Verfolgung von Homosexuellen oder den Verbrechen des deutschen Kolonialismus sollten wir kritisch der GANZEN Geschichte gedenken.

    Und das Thema bitte nicht Faschist:innen und reaktionären Kräften überlassen.

  • Ich glaube auch, dass es alternative Formen des Gedenkens an die damaligen Opfer braucht und das muss mMn. sowohl die ermordeteten Menschen als auch die Opfer durch die Bombardierung inkludieren.

    Die unempathische Art und Weise, wie mit dieser Situation umgegangen wird, macht es Rechtsextremist:innen aber ebenfalls einfach, anschlussfähig zu werden. Linke Diskurse ala Täterstadt oder Sprüche wie "Thank you, Bomber Harris" sind halt jenseits dieser Milieus eher unverständlich, weil sie (mindestens zunächst) nicht einfach verstanden werden. Was aber verfängt ist die Zuspitzung der Rechtsextremen, die diese Bezugnahmen für sich nutzen. Was dann verfängt ist, dass die 25k. Toten halt egal seien, weil es ja "Täter" waren. Genau diese Vereinfachungen auf beiden Seiten sollte man nicht reproduzieren, weil sie weder den Opfern nocht der Komplexität der damaligen und heutigen Situation gerecht werden.