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Berichterstattung über Klimaproteste„Letzte Generation“ wehrt sich

Die am Montag verunglückte Radfahrerin wurde am Donnerstag für hirntot erklärt. Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen weisen eine Mitschuld von sich.

Berlin, 31. Oktober: Rettungsfahrzeuge an der Unfallstelle Foto: Paul Zinken/dpa

Die Kli­ma­schutz­ak­ti­vis­t:in­nen der Initiative „Letzte Generation“ verteidigen sich vehement gegen Anschuldigungen, sie trügen wegen einer Klebeaktion Mitschuld am Tod einer Radfahrerin in Berlin. „Unser Widerstand hatte keinerlei Einfluss auf die Versorgung des Unfallopfers“, sagte Aktivistin Lina Johnsen am Freitag der taz.

Die Süddeutsche Zeitung zitierte am selben Tag aus einem internen Vermerk der Berliner Feuerwehr, wonach der Protest die Notfallversorgung der Fahrradfahrerin nicht behindert habe. Die 44-Jährige war am Donnerstag gestorben, nachdem sie am Montag von einem Betonmischer überrollt worden war. Zunächst hatte es geheißen, dass ein Bergungsfahrzeug durch einen Stau behindert wurde, der durch den Klimaprotest ausgelöst worden sein soll. Der Vorfall und die Anschuldigungen hatten bundesweit für Aufsehen gesorgt und den Um­welt­ak­ti­vis­t:in­nen scharfe Kritik eingebracht.

Laut der Süddeutschen Zeitung wurde das Unfallopfer vor Ort von einer Notärztin, die nicht durch den Stau behindert wurde, versorgt. Demnach soll sie zwar kurz erwogen haben, den Betonmischer anheben zu lassen. Das „hätte aber wohl länger gedauert wie auch die medizinische Situation verschlechtert“, zitierte die Zeitung aus dem internen Vermerk. Der Betonmischer sollte sich mit eigener Motorkraft fortbewegen.

Selbst wenn „mit Rüstwagen oder Kran andere technische Möglichkeiten zur Verfügung gestanden hätten, war dies die richtige Vorgehensweise“. Die Notärztin habe „klar geäußert, dass sie sich auch bei der Verfügbarkeit von anderen technischen Möglichkeiten für diese Methode entschieden hätte“, heißt es laut Bericht in dem Vermerk weiter.

Medien sollen Fakten richtigstellen

Seit Anfang des Jahres blockierten Mitglieder der „Letzten Generation“ wiederholt Straßen, indem sie sich auf dem Asphalt festkleben, und erhalten neben Sympatiebekundungen auch vielfach heftige Kritik.

Die Ak­ti­vis­t:in­nen werfen ihrerseits den Medien vor, dass Fakten nicht korrekt dargestellt werden: Bei der Aktion am Montag habe es sich nicht um eine Straßenblockade gehandelt, die Klebeaktion habe an einer Schilderbrücke stattgefunden. Außerdem sei die Polizei rechtzeitig über den Protest informiert gewesen: „Wir rufen die Polizei immer vorher an. Wir haben darum gebeten, mögliche Rettungsfahrzeuge umzuleiten, bevor der Stau überhaupt erst passiert“, sagte Johnsen. Sie wünsche sich, dass der eigentliche Sinn des Protestes, nämlich Klimaschutz, mehr im medialen Fokus stehe.

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58 Kommentare

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  • Die verstörende Strategie, es in Kauf zu nehmen, wenn nicht sogar darauf anzulegen, die breite Öffentlichkeit gegen sich aufzubringen ...

    Zitat aus dem von Evelyn Schwirkus angeführten Artikel uebermedien.de/782...einer-radfahrerin/

  • uebermedien.de/782...ewtab-global-de-DE

    .. ein guter Medienartikel, lesenswert in der Differenziertheit

    Liebe Frau Shoko Betke, liebe sehr geehrte Letzte Generation,

    von Herzen danke ich euch für euren klugen und mutigen Protest. Alles richtig gemacht!B itte nehmt euch die Kritik von der falschen Seite nicht zu Herzen. Lasst das bitte nicht an euch ran - helft euch gegenseitig das zu er..tragen. es gibt ganz ganz viele, die auf der richtigen Seite - nämlich bei euch - stehen und euch für euren Mut dankbar sind und sein können.

    Immer noch Schuld sind die Unmengen an Autos, die keine Rettungsgasse bilden...und die ja Verursacher von Autounfällen mit Radfahrerinnen sind! What else???

    Die Hetze gegen euch ist unmenschlich - euch psychisch so unter Druck zu setzen ist eine Straftat, herzlos, ewig gestrig - das machen eigentlich nur autoritäre Staaten: gegen die eigene Jugend zu hetzen @



    Das erinnert mich fatal an die Wasserewerfer aus den 70er Jahren gegen unseren Protest.

    Hallo @SPD und FDP, denkt mal darüber nach. Wie ihr diese akte weiße Männer Polemik bedient.

    Liebe taz, selbst ihr habt in der Berichterstattung über diesen Vorfall den Konjunktiv benutzt, das gilt es richtig zu stellen, Ees reicht hier nicht ihnen eine Stimme zu geben , sondern es erfordert mindestens einen Leitartikel oder dgl, vielleicht findet ihr ja ein weiteres mediales Gegengewicht zu dieser Hetze. Ich bitte sehr darum , dies jungen Leute mehr zu unterstützen.

    • @Evelyn Schwirkus:

      Der Artikel von Herrn Niggemeier in den Übermedien entlarvt zwar Fehldarstellungen der Medien, benennt aber nicht klar genug, dass etliche Politiker und Medien auf der vermeintlichen Schuld und Verantwortung der Letzten Generation ihr Süppchen kochen, wagen es doch tatsächlich einige Demonstranten, den Verkehr zum Stillstand zu bringen, der Monat für Monat Unschuldige tötet, weil Tempo 30 und Tempo 100 nicht eingeführt werden, eine der zentralen Forderungen der Letzten Generation für mehr Klimaschutz, Verkehrssicherheit, Gesundheit.



      So genau Niggemeier in den Übermedien die Medien auch kritisiert, er will nicht wahrhaben, dass es strukturelle machtvolle Zusammenhänge gibt, die aufgrund von mangelnden Klimaschutz in Europa bereits massenhaft töten.

      "Europa ist der planetarische "Ground Zero" bei der Auswirkung des Klimawandels. Nirgendwo auf der Welt steigt die Temperatur schneller als hier. Schon jetzt sterben dadurch über 100.000 Menschen pro Jahr. Und keine Regierung tut das Notwendige!", prangerte Klimaforscher Rockström gestern auf der Bundespressekonferenz die Politik an.







      Die Ausrufung eines Klimanotstandes, wie von der Letzten Generation fordert, ist also eine Notwendigkeit. Tempo 30 in Städten und Dörfern und Tempo 100 auf Autobahnen ebenso.

      Und was machen SPD und Grüne, wenn es in dem Zusammenhang konkret wird? In Hamburg, wo vor etwas mehr als einer Woche eine Seniorin auf dem Zebrastreifen von einem LKW überfahren und getötet wurde, kamen die Parteien und die Medien nicht auf die Idee, nun schleunigst Tempo 30 in der Stadt einzuführen.



      Bereits im Juni hatten SPD und Grüne Tempo 30 für Hauptverkehrsstraßen abgelehnt. Präziser, die SPD wollte aufgrund einer faulen Arguments nicht, die Grünen nickten das aus machtpolitischen Gründen ab.

      Dass ist brutale Ignoranz von mehr Verkehrssicherheit, Klimaschutz und Gesundheit, die zudem nichts kostet.

      Dagegen hilft nur ein Aufstand von ganz unten! Und zwar auf der Straße, worum es auch geht.

    • @Evelyn Schwirkus:

      Es gibt viel zu wenig Kommentare wie Ihren!

  • Dieses Thema ist recht easy. Schaut man sich an, wer alles gegen die wenigen Menschen hetzt, die uns in letzter Sekunde auf den drohenden Kollaps des gemäßigten Klimas aufmerksam machen wollen, dann kann man gar nicht mehr anders, als für die Letzte Generation Partei zu ergreifen. Denn ich will später nicht zu den Hetzern gehört haben, deren Egozentrik und mangelhafte Weitsicht den Status Quo zementiert haben. Da können die noch so viele Staus verursachen und die Kultur gegen Nachhaltigkeit ausspielen, ich muss trotzdem dafür bleiben.

  • Es geht nicht darum, ob ein Bergungsfahrzeug gebraucht wurde, oder nicht (und mit Verlaub, nicht jede Notfallärztin-oder Arzt kann das einschätzen!), sondern das die Bergungsfahrzeuge im Stau standen und dadurch eine Verzögerung von Rettungsmaßnahmen durch die LG billigend in Kauf genommen wurde.



    Ein Forist hatte ja mit Recht auf einen inzwischen gelöschten Twitter - Eintrag hingewiesen, der an Zynismus schwer zu überbieten war.



    Dem gerechten Anliegen einen einen Bärendienst erwiesen...nicht mehr, aber auch nicht weniger.

    • @Andy Krisst:

      Nicht die 48 Millionen Autos plus die vielen LKWs in Deutschland, die Verkehrspolitik wären quasi das Problem sondern die 500(?) Akvitistis? Aja ... Jede*r Arbeitgeber*in, Transportunternehmen, Politiker*in, Autofahrer*in usw. weiß, dass Staus alltäglich sind, aber es wird sich dennoch ins KFZ gesetzt. Konsequent gedacht nehmen all jene Staus, Verletzte und Tote billigend in Kauf.

    • @Andy Krisst:

      Für das Bilden einer Rettungsgasse sind nicht Unfallbeteiligte oder Demonstranten verantwortlich, sondern ausschließlich die anwesenden Autofahrer. Dass sie das regelmäßig unterlassen, lässt Absicht vermuten - irgendwie komisch, dass das gar nicht zur Sprache kommt, oder?

    • @Andy Krisst:

      so ein Qutach . mit Verlaub



      Autofaher verursacen Autounfälle, zusätzlich, wenn sie keine Rettungsgasse bilden

  • Die Opfer der jetzigen Politik der grüngewaschenen Klimapolitik gehen jetzt schon in die Millionen.



    An die abstrakte Zukunft mag ich nicht denken.



    "Shit Happens" und "Wir machen weiter"

  • Das ist schon komisch: Jetzt beschweren sich diejenigen, die mit ihrem penetranten Willen nach unbegrenzter privater Mobilität für die Staus, Gefährdung im Strassenverkehr und immer noch die Umwelt verpesten (auch ein Elektroauto hat Bremsen, deren Staub letztlich für Atemwegserkrankungen verantwortlich sein kann), dass eine in diesem Verkehr getötete unschuldige Frau nicht gertettet werden konnte. Und das ausgerechnet in Berlin, wo jede/r weiss, dass frau/mann mit dem ÖPNV schneller sein kann als im PKW. Wir brauchen keine Rettungsgassen, sondern Fahrverbote.

    • @Dietmar Rauter:

      Der ÖPNV ersetzt aber keine Betonmischer.

      • @Blechgesicht:

        Es braucht ohnehin auch andere Baustoffe, die Klimabilianz von Beton ist hundsmiserabel.

      • @Blechgesicht:

        Wieviele Betonmischer sind denn auf den Straßen unterwegs und wieviele Autos? Für Fahrtwege zur Arbeit bis 15 km kann mensch auch ein Fahrrad für Fahrten bis 25 km wohl auch ein E-Bike nutzen. Wieviele machen das?

  • WÜNSCHDIRWAS und Kartoffelbrei



    "Sie wünsche sich, dass der eigentliche Sinn des Protestes, nämlich Klimaschutz, mehr im medialen Fokus stehe."



    Träum schön weiter - das jetzige Image ist vollkommen selbstverschuldet. Unvermittelbare PR-Aktionen sind eben das: niemandem vermittelbar. Und keine PR.

    • @lesnmachtdumm:

      wie denn sonst... es hört ja niemand. Seit 40 Jahren!

      DANKE LG UND FFF ,, das ist euer Verdienst. Wir lassen es nicht zu, dass ihr verunglimpft werdet

  • Es ist eben so, der Verdacht stand im Raum und es war ein ungeheuerlicher Verdacht.

    Da reagiert man schon mal emotional und haut stärker zu, als es vielleicht gut ist.

    Hinterher zu sagen, man habe das schon vorher gewusst, klingt für mich allerdings ein bisschen übersichtlich.

    Und die LG täte vielleicht gut daran, etwas an ihrer Kommunikation zu arbeiten.

    Und jetzt bitte kein "Aber sie haben es doch gesagt", ich habe nichts gehört.

    Ich habe gehört "Shit Happens", "Wir machen weiter" und die Frage nach möglichen Opfern in der Zukunft wurde als abstrakt abgetan.

    • @Jim Hawkins:

      "Es ist eben so, der Verdacht stand im Raum und es war ein ungeheuerlicher Verdacht." (Zitat @Jim Hawkins - 05.11.2022, 09:02)

      Wer keine Ahnung von der StVO hat, schweigt besser zu diesbezüglichen Themen.



      Wer die StVO kennt weiß, dass für das Bilden einer Rettungsgasse nicht Unfallbeteiligte oder Demonstrant:innen, sondern die anwesenden Autofahrer zuständig sind.



      Wer das weiß und trotzdem die 'letzte Generation' für den Tod der Radfahrerin verantwortlich macht, ist schon deshalb ein(e) widerwärtige(r) Demagog:in.



      Hinzu kommt, dass inzwischen eindeutig feststeht, dass die Rettung der Radfahrerin nach übereinstimmenden Aussagen der beteiligten Rettungskräfte sowieso gar nicht durch das verzögert eintreffende Kran-Fahrzeug verursacht wurde, da die verunglückte Frau den Einsatz dieses Fahrzeugs nicht wollte und die zuständige Ärztin ihn nicht für sinnvoll hielt.



      PS



      Wenn sich dann auch noch sogenannte Vertreter des Volkes in die von interessierten Kreisen angefachte und willfährigen Vielschreibern zusätzlich befeuerte unqualifizierte Empörungsorgie einmischen, indem sie nicht etwa auf geltendes Recht verweisen (s.o.), sondern öffentlich die offensichtlich völlig unschuldigen Demonstranten als kriminelle Monster brandmarken, wirft das ein äußerst ungünstiges Licht auf ihre Rechts- und Verfassungstreue.

    • @Jim Hawkins:

      Welchen Mehrwert an Erkenntnis soll deine Antwort?



      Ja. der Verdacht war ungeheuerlich.



      Ebenso wie deine Zukunftsvison.

      • @Evelyn Schwirkus:

        Wenn Sie einen Mehrwert an Erkenntnis brauchen, dann lesen Sie doch ein Buch.

        Ich bin dafür jedenfalls nicht zuständig.

    • @Jim Hawkins:

      Es ist doch egal, ob sie die Ursache waren, denn so etwas kann durch deren Festkleberei doch jederzeit passieren. Das heißt, trotz der Möglichkeit, dass die Aktionen tödlich sein können, wird darauf beharrt. Es wurden ja auch schon etliche Ambulanzfahrzeuge behindert.

      • @resto:

        Ich finde das auch ziemlich schwierig.

        Schockierend finde ich die Empathielosigkeit, mit der Teile von der LG und auch Foristen hier reagiert haben.

        Nicht einmal ein paar Tage Pause waren drin.

        Der apokalyptische Gehalt dieser Gruppe macht mir Sorgen.

        Was machen die eigentlich, wenn sich in drei Jahren nicht viel getan hat?

    • @Jim Hawkins:

      Was sollen die sonst tun? Natürlich müssen die weitermachen. Rückzug oder Aufgabe ist feige in der Frage nach der Zukunft des Planeten und der Menschen.

      Können wir ja auch ganz bleiben lassen, aber ich bezweifle, dass eine Regierung Interesse hat, die Klimaemissionen auf null zu setzen.

      • @Troll Eulenspiegel:

        Das ist dieselbe Sprache wie die von der LG.

        Entweder oder, schwarz oder weiß.

        Und das hier:

        "Rückzug oder Aufgabe ist feige."

        hört sich an wie eine Anweisung für japanische Soldaten im Zweiten Weltkrieg.

    • @Jim Hawkins:

      LG hätte kommunizieren können wie sie wollen. Ihre erste Aussage das sie nichts damit zu tun haben hat die Sache noch eskalieren lassen. Der Mob wollte sie am Pranger. Auch sie haben richtig vom Leder gezogen.

      • 0G
        06455 (Profil gelöscht)
        @Andreas J:

        Aha, ich gehöre in Ihren Augen auch zum Mob.



        Bestätigt mich nur in meiner Vermutung, wer hier klimatechnisch unterwegs ist.

      • @Andreas J:

        Alles klar, wer Kritik äußert, gehört zum Mob.

        Dann hat die LG ja genau die Fans, die sie braucht.

  • Ich hab es an anderer Stelle geschrieben: Bereits nach 5min nach der ersten Unfallmeldung war klar, dass die LG Schuld ist.



    Ob es nun tatsächlich 5min waren, ist unerheblich. Wichtig ist: Kaum jemand war bereit abzuwarten, wie sich denn die Fakten am Ende darstellen.



    Die Nachricht war so willkommen, dass eine breite Allianz aus Politik, Medien und Wutbürgern sich endlich moralisch den Rücken gestärkt über die LG hermachen konnte.



    Wenn die Fakten am Ende tatsächlich zeigen, wie Substanz die Kampagne gegen die LG hat, dann sollten all die, die da auf der Palme waren oder noch sind, sich und ihr Handeln hinterfragen. Und zwar kritisch.



    Weil: Falls die Fakten tatsächlich so sind, dann frage ich auch:



    Wurde der Unfall und der Tod Frau und das Leid ihrer Familie instrumentalisiert? Falls ja: Durch wen und warum?



    Und was war hier die Rolle der Medienlandschaft? Ging es um Nachrichten verbreiten oder darum Interessen zu vertreten und Stimmungsmache?

    Und: Wir hatten gerade eine Debatte über die gesetzliche Erweiterung der Volksverhetzung. Vor dem Hintergrund dieses Unfalls und seiner medialen Ausschlachtung würde m.M. nach zumindest der Begriff "Volksverhetzung" für diese Kampagne passen.

    P.S. Mir ist klar, dass noch nicht alle Umstände geklärt sind. Ich hätte gern, dass ALLE erst abwarten, bis man weiß, was war und ERST DANN bewerten und verurteilen.

    • @Nansen:

      "Wir hatten gerade eine Debatte über die gesetzliche Erweiterung der Volksverhetzung. Vor dem Hintergrund dieses Unfalls und seiner medialen Ausschlachtung würde m.M. nach zumindest der Begriff "Volksverhetzung" für diese Kampagne passen. " (Zitat @Nansen - 05.11.2022, 08:02)

      Volksverhetzung?



      Da haben Sie was einerseits zwar richtig, andererseits aber auch völlig falsch verstanden: Bei Mainstreammedien und Vertretern des Staates gibt's sowas nämlich grundsätzlich nicht!

      "P.S. Mir ist klar, dass noch nicht alle Umstände geklärt sind. Ich hätte gern, dass ALLE erst abwarten, bis man weiß, was war und ERST DANN bewerten und verurteilen." (Zitat @Nansen - 05.11.2022, 08:02)

      Da liegen Sie völlig falsch: von vornherein stand nämlich erstens fest, dass der Fahrer des Betonmischers und nicht die 'Letzte Generation' die Radfahrerin überfahren hat. Zweitens stand und steht fest, dass nach der in der BRD herrschenden StVO nicht Unfallbeteiligte oder Demonstranten für das Bilden einer Rettungsgasse verantwortlich sind, sondern die anwesenden Autofahrer:innen: ein Verschulden der 'Letzten Generation' am Tod der Radfahrerin war also auch insofern von vornherein völlig ausgeschlossen. Aus den übereinstimmenden Angaben der Rettungskräfte ergibt sich drittens, dass verzögerte Eintreffen des Kran-Fahrzeugs keinerlei Einfluss auf die Rettungsmaßnahmen hatte.

  • @ROHM DIETMAR

    Und? Wieviele Jahre haben Sie (oder habe ich!) "auf Kosten der Umwelt" gelebt?

    Na also.

  • Wer am rücksichtslosesten stört und nervt gewinnt das Ohr der Regierung.



    Da hat die Mehrheit wohl bisher etwas falsch gemacht.

    • @WernerS:

      Na das ist doch wohl in der Regierung auch nicht anders ;-)

  • Angenehm sachlicher Artikel. Danke taz.

  • Der Umgang der Presse mit diesem Vorfall ist unsäglich. Hetze, Hassrede gegen Menschen, die sich unter eigener Lebensgefahr für unser aller Klima einsetzen.



    Was mich aber fix und fertig gemacht hat, ist die Art, wie hohe Regierungsmitglieder die Klimaschützer gleich ganz pauschal zu Tätern erklärt haben, gegen die man in Zukunft härter vorgehen müsse, höhere Geldstrafen, Gefängnis.



    Selbst der Bundespräsident, der doch für ein friedliches Zusammenleben stehen sollte, hat sich so geäußert. Ich fürchte , dass vielleicht demnächst ein Autofahrer Gerechtigkeit mit dem Gaspedal schaffen will.



    Nach allem, was ich bisher dazu gehört und gelesen habe, haben sich die Aktivisten verantwortungsvoll und sorgfältig verhalten.



    In unzähligen Gutachten ist zu lesen, wie wenig bisher der Verkehr zum Klimaschutz beigetragen ha, deshalb ist die Straße auch der angemessene Ort für Protest und ganz besonders eine Autobahn mitten in der Stadt.



    Autofahrer! Bitte! Gnade!



    Wer zählt allein die vom Autoverkehr verursachten Toten. Da müssen ja nicht nur die Unfalltoten gezählt werden, (die nur in die Statistik eingehen, wenn sie binnen 30 Tagen versterben) sondern auch die später verstorbenen, diejenigen, die wegen Lärm und Luftverschmutzung an Krankheiten versterben (An lauten Straßen z.B. ist die Rate der Herzinfarkte 10 % höher). Ungesehen die, die für die beschaffung der verbauten und verheizten Rohstoffe ihr Leben verlieren.



    Um gegen die Verwüstung unseres Lebens und des Planeten zu protestieren, nehmen verantwortungsbewusste Menschen sich Zeit, investieren ihr eigenes Geld, bringen sich selbst in Gefahr oder sitzen bei Kälte und Regen stundenlang auf der Straße. Und die, die mit ihren Autos zu all den Toten beitragen, erlauben sich selbstgerecht, sie zu besschimpfen.



    www.autofrei.de

    • @Zeit und Raum:

      Schließe mich vollumfänglich an!

  • Es war von Anfang an klar, dass die Vorwürfe gegen die Klimaaktivist:innen an den Haaren herbeigezogen sind und in ihrer Geschwindigkeit, mangelnden Präzision und der durch sie ausgelösten starken Urteile und Verdammungen einer Mob-Mentalität entsprechen, die auf Gerüchte und minimale Fakten vor dem Hintergrund der eigenen Vorurteile mit Verdammungen reagiert.

    Umso bedauerlicher ein vorheriger Artikel in der taz, der ebenfalls ernsthaft für ein Überdenken der Proteste wegen dieses konstruierten Vorwurfes eintrat. Die Logik wäre, dass es künftig gar keinen Protest mehr geben darf, auch keinen genehmigten, da auch dieser sehr wohl zu Verzögerungen führen kann, wie viele andere Dinge im Leben auch, die nach dieser Logik ausnahmslos zu unterlassen wären.

    Auch sollte der Kontext nicht vergessen werden:

    Es sind aktuell mehrere Millionen Menschen wegen des Klimawandels vom Hungertod bedroht, Teile Afrikas erleben die stärkste Dürre seit Jahrzehnten, auch unzählige Wildtiere sterben dort derzeit. Die letzte Generation sieht sich mit der Tatsache konfrontiert, dass die Gesellschaft diesen Klimawandel nicht aufhalten wollte, weil sie andere Prioritäten hatte. Sie sieht sich ebenfalls mit der Sachlage konfrontiert, dass weiterhin notwendige Maßnahmen (z.B. Umstellung der Ernährung auf vegan) nicht erfolgen, weil man diese offenbar als größeres Übel erlebt als den künftigen Tod unzähliger Menschen und Tiere und die Zerrüttung ganzer Gesellschaften. "Rette sich, wer kann" titelte Spiegel Online, ganz nach dem Motto, dass wir uns eben nun selbst retten sollten, da der Klimawandel nun mal noch viel stärker kommt als erhofft.

    In einer solchen Extremsituation die Besetzung eines Straßenschildes als extrem zu bewerten, bringt nur eine Gesellschaft fertig, die alle Maßstäbe verkennt. So wie der Bundeskanzler, den die Proteste an die Nazis erinnerten.

    Wie will solch eine Politik den Klimawandel aufhalten? Gar nicht - und genau dagegen wendet sich die letzte Generation.

    • @PolitDiscussion:

      Auf Ihre Beiträge ist immer Verlass - Danke!

    • @PolitDiscussion:

      Hier werden Nazis, Antidemokraten und Omnivoren in einen Topf geworfen. Ganz großes Tennis.

      Natürlich kann man der Presse nachsagen, sie hat eine Konstellation herbei geschrieben bei welcher im vorliegenden Fall es gar keinen wirklichen Zusammenhang gibt. Man kann aber auch nicht verheimlichen, dass die Letzte Generation sich sehr, sehr viele "Feinde" macht und nur sehr geringen Rückhalt in der Bevölkerung genießt. Um die Menschen mit zu nehmen, sollte man sie zum Energiesparen, Konsumverzicht, etc. animieren und nicht wie ein Herrscher über sie hinweg protestieren.

      Mir missfällt die Radikalität an der Sache, und damit wird die Protestbewegung auch leider nichts bewegen. Offensichtlich sind Sie da ähnlicher Couleur, wenn ich lese dass wir jetzt(!) und alle(!) zu Veganern werden müssen und wir(!?) den Hungertod von Millionen von Menschen auf dem Gewissen haben.

      Was war zuletzt von der LG zu lesen? "Wir stoppen die Proteste, wenn auf Autobahnen Tempo 100 eingeführt und das 9-Euro-Ticket realisiert wird."



      Das sind die Forderungen eine letzten Generation, welcher es um die Auswirkungen des Klimawandels geht? Ernsthaft?



      Was ist mit der Abholzung des Amazonas? Den riesigen Waldbränden in Sibirien? Irgend einen Kommentar zu den täglichen circa 200.000 Flügen auf der Welt? Unser genereller Überkonsum? Nichts! Und wieso nichts? Weil es für populistische Protestaktionen nichts her gibt.



      Die angeblich Letzte Generation ist in meinen Augen nicht sonderlich intelligenter als die Boomer, welche den Klimawandel offensichtlich stark beeinflusst haben.

    • 6G
      659554 (Profil gelöscht)
      @PolitDiscussion:

      Danke für diese Stimme der Vernunft.



      Jedem klar Denkenden war sofort klar, aus welchen Motiven dieser Vorfall so aufgebauscht wurde. Aber in unserer post-truth-Welt spielen Fakten halt keine Rolle mehr.

    • 3G
      39538 (Profil gelöscht)
      @PolitDiscussion:

      Eine Frage an die Psychologie:

      Kann frau für den Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen sein ... und trotzdem nicht unbedingt für die Aktionen der Generation, die sich buchstäblich für den letzten (Auf)Schrei hält? Weil ostentativer Katastrophismus gerade dann, wenn die Katastrophe bereits ihren Lauf nimmt, eine denkbar unkluge Herangehensweise ist.

      • @39538 (Profil gelöscht):

        Ihre Frage hat nullkommanull mit dem Thema zu tun, es geht nämlich in diesem Artikel (und den Kommentaren) nicht darum, ob man die 'Letzte Generation' gut findet oder nicht, sondern darum, dass die medial betriebene Hetze gegen die 'letzte Generation' schon insofern völlig daneben war, als die gestorbene Radfahrerin nach übereinstimmenden Aussagen der beteiligten Rettungskräfte gar nicht durch das verzögert eintreffende Kran-Fahrzeug verursacht wurde, da die verunglückte Frau den Einsatz dieses Fahrzeugs nicht wollte und die zuständige Ärztin ihn nicht für sinnvoll hielt.



        Hinzu kommt, dass nach der in der BRD herrschenden StVO nicht Unfallbeteiligte oder Demonstranten für das Bilden einer Rettungsgasse verantwortlich sind, sondern die anwesenden Autofahrer:innen: ein Verschulden der 'Letzten Generation' am Tod der Radfahrerin war schon insofern also von vornherein völlig ausgeschlossen.



        Dass fast alle Medien diesen Umstand verschweigen und auch gewisse Volksvertreter:innen ihn wohlweislich ignorieren und gegen die 'Letzte Generation' hetzen, wirft ein extrem schlechtes Licht auf eben diese Medien und Politiker:innen.

      • @39538 (Profil gelöscht):

        Wenn frau noch guter Hoffnung ist, der Ausstieg wäre in jetzigem Tempo noch rechtzeitig, klar darf frau.



        Allerdings ist auf die Katastrophe aufmerksam zu machen noch kein Katastrophismus oder besser Alarmismus, gerade wenn relative Untätigkeit vorherrscht.

        • 3G
          39538 (Profil gelöscht)
          @zeroton :

          Guter Hoffnung bin ich nicht.

          Weder in Bezug darauf, dass die Kulmination katastrophaler Klimaphänomene beizeiten zu verhindern sein wird. Noch in Bezug darauf, dass das gesellschaftliche Klima zwischen den Aktivisten und den Uneinsichtigen, die zu überzeugen wären, sich durch die Proteste zum Positiven verändern ließe.

          Und bezüglich der unfraglich bereits herrschenden Klimakatastrophe glaube ich nicht, dass die Rede davon „Alarmismus“ gleichkommt. Ich habe Katastrophismus in dem Zusammenhang dahingehend verstanden, dass drastische klimatische Veränderungen in überschaubarer Zeitspanne durch menschliche Maßnahmen umzukehren seien. Bin da pessimistischer.

          de.wikipedia.org/wiki/Katastrophismus

  • Viel Schnappatmung, Empörung und Diffamierungen selbst hier in den Kommentaren und nun ist rein gar nix dahinter. Das Gegenteil ist der Fall. Die haben sogar die Polizei vorher informiert, gerade wegen der Rettungswagen.

  • Die Frage ist doch eher, warum in Berlin so viele Leute mit dem Auto unterwegs sind, obwohl der Nahverkehr doch sehr gut ist.



    Die andere Frage ist auch, warum z.B. Abbiegeassistenten bei Kfz noch keine Pflicht sind und warum immer noch nicht Fußgänger und Radfahrer getrennt von Kfz Grünphasen bei Ampeln bekommen?



    Der letzten Generation die Schuld in die Schuhe zu schieben ist da schon sehr armselig, weil wir eigentlich alle gemeinsam die Schuld tragen, weil wir alle nichts gegen die derzeitigen Umstände tun, oder sehe ich das falsch?

    • @pesetenpaule:

      Was hätte ein Abbiegeassistent im vorliegenden Fall gebracht, da beide in gleicher Richtung auf gerader Strecke unterwegs waren?

      Was bringen getrennte Grünphasen, wenn der beteiligte Radfahrer noch nicht einmal den verpflichtenden Radweg nimmt?

      Die letzte Generation mag in diesem Fall kein Mitschuld gehabt haben, doch der Fall zeigt deutlich, dass dies für die Zukunft nicht ausgeschlossen werden kann.

  • Die letzte Generation hat in den letzen 20 Jahren auch auf Kosten der Umwelt gelebt. Sie handeln nicht anders als die Alt- 68 er, die auch die Sünden der Väter nicht übernehmen wollten. Damals hieß es: Stellt Euch endlich den Naziverbrechen. Jetzt gilt die Forderung an die Alten: Handelt endlich. Der gemeinsame Nenner damals wie heute: Wir haben nichts damit zu tun und sind unschuldig. Ein natürlicher Reflex um Verantwortung zu delegieren.

    • @Pepi:

      An wem sonst soll das delegiert werden? Die alten haben in der Politik das Sagen. So ist das und so soll es sein mit den Generationen. Die Jüngere stellt die Ältere in Frage. Die Alten reagieren oft wie sie, mit Abwehr statt Reflexion. Deshalb kracht es manchmal. Normal.

    • @Pepi:

      Sippenhaft ist out

    • @Pepi:

      Du meine Güte. Sie haben Luther vergessen. Der hat Ihnen bestimmt auch was getan.

      • @Nansen:

        Klar doch, Originalton die letzte Generation,: Wir tun „ das einzig moralisch Richtige“., Das hat die Kirche damals bei den Hexenverbrennungen auch gesagt. Auch Heute gibt es noch Staaten die beim Abfall vom Glauben die Todesstrafe aussprechen. 1968 war ich zwanzig Jahre alt, also nix mit Luther, alles selbst erlebt. Das Problem ist, dass die letzte Generation keine Verantwortung übernimmt, sondern nur Schuldzuweisungen ausspricht. Es beginnt immer mit: Die haben, oder Sie müssen…..,wir müssen…..,,wir fordern….., die Politik hat…, Politiker haben……,. Nur auf Mobilität will keiner verzichten.

  • Das rechtlich zu klären wird Aufgabe der Gerichte sein. Jedenfalls ist es plausibel genug, dass es eine Mitschuld geben könnte.

    • @Herbert Eisenbeiß:

      Zitat @Herbert Eisenbeiß (04.11.2022, 19:24): "Jedenfalls ist es plausibel genug, dass es eine Mitschuld geben könnte."

      Es ist nur für Leute plausibel, die die 'letzte Generation' dafür verantwortlich machen, dass gewisse Autofahrer keine Rettungsgasse bilden, also für widerliche Demagogen.



      Wer allerdings mutmaßt, dass etliche der Autofahrer (die keine Rettungsgasse bilden) sich genau deshalb so verhalten, damit irgendwas Schlimmes passiert, das sie dann der 'letzten Generation' in die Schuhe schieben können, liegt mit Sicherheit richtig ...

    • @Herbert Eisenbeiß:

      Es besteht keinerlei Zusammenhang zwischen Unfall, Rettung und Tod mit der Aktion der LG, das haben die ohne Verzögerung angereiste Notärztin, die Feuerwehr deren Gerät nicht benötigt wurde und die bereits im Vorfeld über die kommende Verkehrslage informierte Polizei bestätigt. Man könnte wegen Verleumdung durch einige Medien ermitteln, die einen Zusammenhang des Protestes mit dem Tod des Unfallopfers frei erfunden haben und die passende Story aus der zufälligen zeitlichen Nähe der Vorgänge konstruiert haben, um den Anschein zu erwecken, die LG hatte sich einer Straftat schuldig gemacht. Die übliche Fragezeichen-Unterstellung à la Bild.

  • Dann machen sie halt halt beim nächsten Mal den Unterschied. Ist ja kein Klimakuscheln