Bericht zur globalen Ungleichheit: Eliten sind nicht unantastbar
Wer sehr viel Geld hat, hat auch Macht. Bei Superreichen kann das unabsehbare Folgen haben. Zeitnahe Gegenmaßnahmen sind angesagt.
M it Gerechtigkeit ist es so eine Sache. Der amerikanische Sozialphilosoph John Rawls argumentierte, eine Gesellschaft sei dann gerecht, wenn alle mindestens ein bisschen von materiellen Fortschritten profitierten. Gemessen daran müsste man sich über die Ergebnisse des neuen Reports zur sozialen Ungleichheit keine großen Sorgen machen. Schließlich sind auch die weltweiten Vermögen der ärmeren Bevölkerungsgruppen und der Mittelschichten zwischen 1995 und 2025 gestiegen.
Aber so einfach ist es nicht. Denn die Forscher:innen um den französischen Ökonomen Thomas Piketty haben eine eklatante Zunahme der Vermögen an der Spitze der Reichtumshierarchie ermittelt. Das deutet nicht nur auf soziale, ökologische und wirtschaftliche Schwierigkeiten hin, sondern auch auf Macht-Probleme. Wir leben in einer Welt, in der Milliardär:innen über die Kommunikations-, Arbeits- und Überlebensmöglichkeiten von Milliarden Menschen entscheiden.
Schalten sie ihre Internet-Server oder Satelliten ab, kann das unabsehbare Folgen haben. Sie beeinflussen das Schicksal von Staaten und Regierungen. Ein US-Tech-Konzern-Chef wie Elon Musk attackiert die europäische Demokratie. Und mehr Geld vergrößert diese Macht. Natürlich sollte man Verschwörungstheorien vermeiden. Aber der Ungleichheitsbericht fußt auf ökonomischer Analyse – und empfiehlt ebensolche Gegenmaßnahmen.
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Wobei ein erster Versuch, die Einführung der globalen Mindeststeuer für Unternehmen, nur mittelmäßig erfolgreich ist. Jetzt gibt es mit der weltweiten Milliardärssteuer einen neuen Anlauf. Es bleibt abzuwarten, wie lange das dauert und was dabei herauskommt. Die Herrschaft kleiner, sehr reicher, sehr mächtiger Eliten schien schon oft in der Geschichte unantastbar, bis sie innerhalb weniger Wochen, Monate oder manchmal auch Jahre entthront wurden. Das wird auch künftig wieder passieren. Aber Vorsicht: Mit Revolutionen ist es ebenfalls so eine Sache.
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