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Baupolitik in Berlin und HamburgUnd die Mieten steigen doch

Erik Peter
Kommentar von Erik Peter

Mehr Wohnungen lösen das Problem teurer Mieten? Wie Hamburg zeigt, geht die Rechnung nicht auf. Plädoyer gegen ein falsches Dogma.

Wo Kräne in die Luft ragen, schießen die Mieten hinterher Foto: dpa

A ls Rezept gegen die rasant steigenden Mieten gilt Neubau vielen als der Königsweg. Auf einem größeren Wohnungsmarkt, so die Annahme, können Ver­mie­te­r:in­nen keine exorbitanten Mieten und Mieterhöhungen mehr durchsetzen, weil Mie­te­r:in­nen dann eine Auswahl haben. Ganz so wie im Berlin der 1990er Jahre mit hohen Leerstandsquoten und spottbilligen Mieten. Und das alles ohne ein Übermaß staatlicher Reglementierungen, die eh kaum zu kontrollieren sind; vom Hauch des Staatssozialismus, der ihnen anhaftet ganz zu schweigen. Kein Wunder also, dass so viele an dieses Märchen glauben wollen.

Mit ihrem Versprechen, den Neubau anzukurbeln hat Franziska Giffey die Wahl in Berlin für die SPD gewonnen. Als Vorbild galt ihr dabei das Hamburger Bündnis für das Wohnen, eingeführt vor einer Dekade unter dem damaligen Ersten Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), um in Kooperation mit der Wohnungswirtschaft jährliche Neubauzahlen von 10.000 Wohnungen zu erreichen. Laut Giffey sei es dort gelungen, „dass überall in der Stadt zügig, unkompliziert und vor allem für Mieterinnen und Mieter bezahlbar gebaut wird.“

Was sie nicht erwähnte: Nur knapp ein Drittel der Neubauwohnungen in Hamburg sind für die Mehrheit bezahlbar, weil öffentlich gefördert. Die anderen zwei Drittel umfassen den Neubau im freifinanzierten Sektor mit Mieten, die schnell 15 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter übersteigen, sowie neu gebaute Eigentumswohnungen. Zum Dank für ihre Bautätigkeit hilft die Stadt den privaten Investoren mit Grundstücken. Für Berlin will Giffey dasselbe. Ein Bündnis mit der Wohnungswirtschaft ist im rot-grün-roten Koalitionsvertrag verankert. Jeweils 20.000 Wohnungen sollen in den nächsten zehn Jahren errichtet werden.

Schaut man auf die neuesten Entwicklung auf Hamburgs Mietmarkt, darf einem angesichts dieser Prioritäten getrost Angst und Bange werden. Der diese Woche präsentierte Hamburger Mietspiegel weist die höchste Steigerung seit 20 Jahren auf. Die durchschnittliche Nettokaltmiete ist innerhalb von nur zwei Jahren um 7,3 Prozent auf 9,29 Euro pro Quadratmeter gestiegen – in Berlin lag dieser Wert zuletzt bei vergleichsweise paradiesischen 6,79 Euro. Dabei hat die Hansestadt ihre Neubaupläne stets erfüllt, 2020 gar mit dem Rekordergebnis von mehr als 11.000 fertiggestellten Wohnungen. Von einer Entspannung des Mietmarkts dennoch keine Spur.

Die hohen Mietsteigerungen im Durchschnitt führt Hamburgs Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) einerseits auf Modernisierungen, anderseits auf den besonderen Preisanstieg bei Neubauten zurück. Die frei finanzierten Neubauwohnungen, die in die Berechnung des Mietenspiegels einfließen haben sich um mehr als zwölf Prozent auf durchschnittlich 14,47 Euro/qm verteuert. Auf Mieten von früher fertiggestellten Wohnungen hat das zwar keinen direkten Preisdruck zur Folge, indirekt aber erhöht jede Luxuswohnung den Auswertungsdruck in der Nachbarschaft und nimmt Platz für den Wohnraum, der wirklich benötigt wird.

Neubau allein reicht nicht

Gebaut werden zu zwei Dritteln Wohnungen, die nicht benötigt werden und keinen dämpfenden Effekt auf die Mietenentwicklung haben. Auch die Idee sich mit bloßer Masse aus der Krise herauszubauen geht nicht auf. Trotz allem Neubau ist die Leerstandsquote in Hamburg seit Jahren unverändert niedrig – bei einem halben Prozent. Auch in Berlin gibt es mit einer Quote von 0,9 Prozent so gut wie keinen Leerstand mehr. Auch bei mehr Baufertigstellungen in den nächsten Jahren – ein Mietermarkt, wo das Angebot größer als die Nachfrage ist, bleibt eine Illusion.

Die Profiteure des auf Quantität zielenden Dogmas bauen, bauen, bauen sind nicht die Mieter:innen. Lohnenswert ist das ganze dagegen für die Vermieter:innen, vor allem für die Privaten. Diese drücken sich überwiegend um den Neubau bezahlbarer Wohnungen und überlassen diese Aufgabe den öffentlichen Wohnungsbaugesellschaften.

Zwar gibt es bei größeren Projekten mit Bebauungsplan Quoten für Sozialwohnungen, ein Drittel in Hamburg, 30 Prozent in Berlin, doch reichen diese nicht aus. Noch immer fallen jährlich mehr ehemalige Sozialwohnungen aus der Bindung als neue entstehen. Zu einer notwendigen deutliche Steigerung der Quoten sind die Sozialdemokraten aber weder hier noch dort bereit – in der Annahme, dass dann niemand mehr bauen würde. Oder: weil man es sich mit den Freunden aus der Branche verscherzen würde.

Bleibt als letzte Möglichkeit, wenn man die Mie­te­r:in­nen nicht der Existenznot überlassen will, eine schärfere Regulierung der Bestandsmieten. Nach dem Berliner Mietendeckel hatte der im Mai veröffentlichte Berliner Mietspiegel den niedrigste Anstieg seit zehn Jahren verzeichnet – nur 1,1 Prozent.

Die neue Bundesregierung um Olaf Scholz hätte den Bundesländern die Möglichkeit für regionale Mietendeckel gewähren können. Doch in ihrem Koalitionsviertag findet sich dazu nichts. Stattdessen wolle man ein „Bündnis bezahlbarer Wohnraum“ mit allen wichtigen Akteuren schließen“. Die Quote an Sozialwohnungen ist dabei mit 25 Prozent noch ambitionsloser als in Hamburg und Berlin. Für Mie­te­r:in­nen muss das wie eine Drohung klingen.

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Erik Peter
Politik | Berlin
Redakteur für parlamentarische und außerparlamentarische Politik in Berlin, für Krawall und Remmidemmi. Schreibt über soziale Bewegungen, Innenpolitik, Stadtentwicklung und alles, was sonst polarisiert. War zu hören im Podcast "Lokalrunde".
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49 Kommentare

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  • 4G
    47202 (Profil gelöscht)

    Das Herumdoktern an einem komplexen Problem wird es nicht lösen. Politiker schwätzen ja gerne und setzten sich noch lieber in Szene - siehe Kubicki.

    Die Reichen haben es nicht gerne, wenn sich das niedrige Volk in ihren Vierteln aufhält. Vielleicht sollten wir sie daran gewöhnen?

  • 4G
    47202 (Profil gelöscht)

    "Als Rezept gegen die rasant steigenden Mieten gilt Neubau vielen als der Königsweg. "

    Klar, die großen Konzerne reiben sich die Hände. Wer sowas vorschlägt ist vielleicht selbst mit diesen Haien verstrickt?



    Wehrt euch!

  • 8G
    83379 (Profil gelöscht)

    "Gebaut werden zu zwei Dritteln Wohnungen, die nicht benötigt werden",

    " Trotz allem Neubau ist die Leerstandsquote in Hamburg seit Jahren unverändert niedrig – bei einem halben Prozent." da widerspricht sich der Artikel selbst, würden diese Wohnungen nicht benötigt stünden sie leer. Die Wahrheit ist Berlin, Hamburg, etc. weisen weiterhin Gewerbegebiete aus, diese ziehen hochqualifizierte Arbeitskräfte an die dann dort wohnen müssen und die preisen die angestammte Bevölkerung aus ihren Vierteln raus weil sie nicht finanziell mithalten können.

    Deswegen senkt bauen in Hamburg nicht die Mietpreise es wird schlicht nicht genügend gebaut um den Zuzug auszugleichen.

    Es gibt zwei Lösungen, Städte mit angespannter Mietsituation dürfen keine neuen Gewerbegebiete ausweisen und es muss noch viel mehr gebaut werden.

    • 4G
      47202 (Profil gelöscht)
      @83379 (Profil gelöscht):

      "es wird schlicht nicht genügend gebaut um den Zuzug auszugleichen."

      Das sage ich schon lange - Zuzug begrenzen!



      Solange, bis es einigermaßen im Lot ist.



      Aber da kommt natürlich diese unsägliche FDP ins Spiel.

  • These: es gibt schrecklich viel Geld in privater Hand, das verzweifelt ein Plätzchen zum verweilen und sich vermehren sucht. Dieses Geld macht alles teurer: Aktien, Immobilien, Rohstoffe. Sinnvoll kann man das eigentlich schwerlich finden. Die Frage ist doch, ob dieses Geld wenigstens auch in dem Sinne investiert wird, dass etwas Nützliches entsteht. Die Antwort ist nein. Beim Immobilienmarkt baut das Geld keine Wohnungen, sondern kauft sie. Wo es baut, da baut es Hochpreisiges auf gut zugänglichen Filetgrundstücken. Das kann aber eigentlich jeder. Diese Geschenke sollte sich die Gemeinschaft lieber selber machen. Manche Ressource sollte man einfach dem Markt entziehen und sie selber nutzen. Und den Verbrauch des verbleibenden Raums muss man noch stärker reglementieren, man muss mehr Vorgaben machen, auch was den Flächenvebrauch pro Person betrifft, auch was den Flächenverbrauch durch Autos betrifft. Verdichtung in den Innenstädten, verbunden mit schwierigem und teurem Bauen, muss entweder mittels höherer Steuern finanziert und dann gefördert werden, oder zur Auflage für privates Geld gemacht werden. Kleinhäuser und Dachhäuser müssen gefördert werden. Unbedingt muss man auch den Handel mit Immobilien deutlich verteuern, so dass das Geld jedenfalls nicht mehr einfach nur Blasen wirft.

    • 9G
      95820 (Profil gelöscht)
      @Benedikt Bräutigam:

      „These: es gibt schrecklich viel Geld in privater Hand, das verzweifelt ein Plätzchen zum verweilen und sich vermehren sucht.“ Das ist keine These, das ist ein Fakt. Und der ist „schreckliche“ Folge neoliberaler Politik, die Ertrags- und Vermögens-Steuern als „Raub“ deklariert hat. Die „Ampelkoalition“ im Bund wird sich aber nicht trauen, eine Trendwende herbeizuführen und umzusetzen, was Sie Vernünftiges vorschlagen.

  • Ein Teil des Problems ist das einige den Anspruch haben über Einnahmen aus Vermietung "später" ihre Rente aufzubessern, es dabei aber in Kauf nehmen durch Mieterhöhungen die Altersrücklagen ihrer Mieter an sich zu reißen. So führt das Model der Alterssicherung durch Vermietung zu steigender Altersarmut. Das Wohnungsproblem hat so viele Aspekte, die Annahme "bauen, bauen,bauen" würde allein zu einer Lösung führen ist absurd.

    • @Sandor Krasna:

      genau deshalb sollte sich das LAnd Berlin auf Förderung von Wohnungseigentum konzentrieren.

      Warum werden Unsummen für das Vorkaufsrecht ausgegeben, mit denen nur ein paar Mietern geholfen wird , die Mieter bleiben.

      Warum ist die Grunderwerbsteuer für Privatleute so hoch in Berlin?

      Die LAndesverfassung macht andere Vorgaben:

      Artikel 28

      (1) Jeder Mensch hat das Recht auf angemessenen Wohnraum. Das Land fördert die Schaffung und Erhaltung von angemessenem Wohnraum, insbesondere für Menschen mit geringem Einkommen, sowie die Bildung von Wohnungseigentum.

      • 4G
        47202 (Profil gelöscht)
        @Hunky Dory:

        Warum werden Unsummen für das Vorkaufsrecht ausgegeben....



        Warum werden Unsummen ausgegeben, damit Tesla eine Fabrik bauen kann? Wer hier in Europa einen Standort haben will, sollte ihn auch selbst bezahlen.



        Die Iren waren die Schlimmsten in der Vergangenheit.

  • Ein sehr widersprüchlicher Kommentar: Erst wird behauptet, dass 2/3 der neu gebauten Wohnungen nicht gebraucht werdenn um dann auf die seit Jahren unveränderte Leerstandsquote von 0,9% hinzuweisen... Natürlich braucht es alle gebauten Wohnungen, die teuren leisten sich die Gutverdiener (von denen es in der Hansestadt sehr viele gibt) die anderen denen mit geringen Einkommen. Und dass die Baukosten gerade explodieren kann jeder nachvollziehen, der derzeit versucht auch nur ein kleines Stück Konstruktionsholz zu kaufen.

  • Dass gebaut wird ist dann akzeptabel, wenn wir der weiteren Bodenversiegelung entgegenwirken und keine "klimakillenden" Baustoffe verwendet werden.

    Aber das ist ja egal, mehrmehrmehr ist das neoliberale Zauberwort zur Problemlösung, na dann mal happy Klimawandel.

  • Ich finde es ja lustig, wie hier einige Forist*innen dort, wo steht "der Markt löst das Problem nicht" immer hartnäcking lesen "nicht bauen" (@WINSTON SMITH da unten ein gutes Beispiel).

    Hinweis: weder der Artikel noch irgend ein Beitrag hier schlägt vor, nicht zu bauen. Manche schlagen vor, aus der Not anderer kein Kapital zu schlagen; dass da die Marktradikalen schäumen ist verständlich. Aber so viel, dass es das Lesen beeinträchtigt?

  • Die Frage ist natürlich nicht "bauen oder nicht", sondern das Wie.

    Meiner Meinung nach sollte der Staat Modelle wie das Mietshäuser-Syndikat fördern. Die konzentrieren sich derzeit auf Bestandsobjekte, aber wenn der Staat ihnen attraktive Kredite zusichern würde, könnten sie durchaus auch beim Neubau eine größere Rolle spielen. Es wäre ein privater Akteur, der die Mieten aber nicht hochtreibt, sondern tendenziell konstant nahe dem Selbstkostenpreis hält.

  • Mehr bauen macht Wohnungen teurer. Haben die letzten 20 Jahre ja gezeigt.

    • 8G
      86548 (Profil gelöscht)
      @Nobodys Hero:

      deswegen am besten weniger bauen, dann wird alle wohnungen billiger.

  • Das die Bevölkerung in Hamburg seit 2010 um 150.000 Personen zugenommen hat, wird hier nonchalant ausgeblendet. Wie soll sich den eine preisdämpfende Funktion entfalten, wenn die jährlich 10.000 Wohnungen komplett durch Zuzug absorbiert werden?



    Auch das höhere Anteile von Sozialwohnungen auch aus Gründen der sozialen Durchmischung nicht erstrebenswert sein kann, wird ausgeblendet. Es ist ja nicht so, dass Dogmen nur auf einer Seite die Diskussion bestimmen.

    • 4G
      47202 (Profil gelöscht)
      @unbedeutend:

      Singapur hat gezeigt, wie es geht!

    • @unbedeutend:

      Exakt so ist es.

    • @unbedeutend:

      Ausgeblendet wird auch dass sich die Wohnfläche pro Person seit 1950 mehr als verdoppelt wenn nicht gar verdreifacht hat www.fes.de/fulltex...bteilung/00518.htm

      Städte wie Berlin und Hamburg haben auf diese Veränderungen nie adäquat reagiert. Das immer weitere Drehen am lokalen Wirtschaftswachstum ist grundsätzlich nicht kompatibel mit dem Wohnungsbestand.

      Bei begrenzter Fläche gibt es nur noch die Lösungen nach oben, in die Lücken, in die Restnatur, weniger Wohnfläche, Zuteilung oder Pendeln.

    • @unbedeutend:

      Sie machen im ersten Teil einen guten Punkt (glaube ich).

      Zum Zweiten: Warum führen höhere Anteil an Sozialwohnungen zu weniger Durchmischung? Die müssen doch nicht alle am gleichen Ort entstehen..

      • @syle x:

        Da haben sie Recht, wobei bei innerstädtischer Nachverdichtung eine höhere Quote unter Durchmischungsgründen unproblematisch wäre. Aber seien wir ehrlich, die benötigt Masse schafft man nur noch auf der Grünen Wiese oder auf Brachen, also Lagen die sich häufig durch mangelhafte ÖPNV-Anbindung auszeichnen und gerade in Großstädte kann man eine Buslinie nicht als adäquate Anbindung zählen. Man sollte also tunlichst darauf achten, dass Fehler wie in Steilshoop (HH) oder dem Märkischen Viertel (Berlin) vermieden werden, wenn man attraktive Quartiere entwickelt.

    • @unbedeutend:

      Sie sieht es aus! Natuerlich hilft bauen gegen Wohnungsnot, wer das abstreitet, der ist idealistisch verblendet und/oder informationsresitent. Das immernoch nicht genug gebaut wurde, das mag man ja sicher gerne kritisieren, vielleicht auch dass das falsche gebaut wird bzw subventioniert wird.

    • @unbedeutend:

      Endlich mal jemand der die Problematik auf den Punkt bringt. Solange Metropolen weiter wachsen und kleine Gemeinden veröden, wird sich die Miet- und Wohnsituation in den Ballungsräumen nicht ändern.

  • Da Neubauten wegen der Kosten auch zu höheren Mieten als beim Altbestand führen, ist der Effekt wenig überraschend und kein Argument gegen die Hamburger Wohnungspolitik.

    • @alterego:

      Lesen Sie doch einfach den Kommentar bevor Sie ihren schreiben.

      "Die hohen Mietsteigerungen im Durchschnitt führt Hamburgs Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) einerseits auf Modernisierungen, anderseits auf den besonderen Preisanstieg bei Neubauten zurück. Die frei finanzierten Neubauwohnungen, die in die Berechnung des Mietenspiegels einfließen haben sich um mehr als zwölf Prozent auf durchschnittlich 14,47 Euro/qm verteuert. Auf Mieten von früher fertiggestellten Wohnungen hat das zwar keinen direkten Preisdruck zur Folge, indirekt aber erhöht jede Luxuswohnung den Auswertungsdruck in der Nachbarschaft und nimmt Platz für den Wohnraum, der wirklich benötigt wird."

    • @alterego:

      Genau! Und wer in Luxuswohnungen wohnt, der wuerde ja ansonsten in einer Nicht-luxus-Wohnung auch jemanden die fuer ihn passendere Wohnung "wegnehmen".

      • @jejay:

        Nicht unbedingt. Wer in Luxuswohnungen leben will, zieht dahin, wo Luxuswohnungen angeboten werden. Wer sich Luxuswohnungen leisten kann ist nicht auf eine bestimmte Stadt also Wohnort angewiesen.

        • @Sandor Krasna:

          Woher wollen Sie das denn wissen? Denken Sie die vielen leitenden und sehr gut verdienenden Angestellten in Hamburg würden gerne in einer Luxuswohnung in München wohnen?

  • Hej Glückwunsch!



    Es hat mal jemand gemerkt, dass dieser ganze "Bündnis"-Quatsch einfach nur der Rendite von Investoren dient.



    Ja - warum ist die Immobilienwirtschaft denn wohl so begeistert darüber? Das liegt wohl nicht am sozialen Engagement der Beteiligten.



    Und die Politik schreit Hurra, weil man gleichzeitig sozial wirken und Kapitalinteressen bedienen konnte.



    Dabei fehlte stets die wichtigste Vereinbarung: die Obergrenze für die Miete der neuen Wohnungen.



    Jetzt ist bemerkt, Neubaumieten nicht "bezahlbar" sind? Oh Wunder!



    Demnächst wird gar bemerkt, dass der Abbruch der Altbauten, um Platz für die neuen zu gewinnen, preiswerte Wohnungen vernichtet?



    Oder dass abgespeckte Baunormen die Wohnungen zwar schlechter machen, aber die rein Marktgesteuerte Miete nicht verringern?



    Ja wer hätte damit rechen können ???

    • @mensch meier:

      Solange gebaut wird, ist uebrigens relativ egal was gebaut wird. Auch Luxusmieter brauchen Platz, den sie ansonsten irgendwo anders jemandem "wegnehmen" indem sie eine Nicht-Luxus-Wohnung bewohnen. Auch koennen Privatinvestoren nur solange Luxuswohnungen bauen, wie es auch potentielle Luxusmieter gibt, ansonsten ist das ja eine Fehlinvestition. Sie haben natuerlich insofern recht, als dass Baunormenausduennung nicht unbedingt zu Mietsenkungen fuehrt. Denn der Mietpreis ist ja Ergebnis von Angebot und Nachfrage und eben nicht von den Baukosten. Das Angebot kann wiederrum von den Baukosten abhaengen, also es koennte sein dass durch abgespeckte Baunormen mehr Wohnungen gebaut werden und sich das dann positiv auf den Mietpreis auswirkt. Wenn die Baunormen aber gar nicht das Nadeloehr sind, dann aendert das tatsaechlich gar nichts daran.

  • Mich überrascht das kein Bisschen. Der Kapitalgetriebene Wohnungsmarkt will Rendite, kriegt Rendite.

    Der Markt wird sich schon regulieren, aber im Sinne der Rendite und nicht im Sinne der Mieter*innen. Die "Losung"? Der Staat pumpt Steuergelder in die Taschen der Investoren via "Transferleistungen" (sprich: Wohngeld).

    • @tomás zerolo:

      Die einzigen, die keine Rendite wollen um vielleicht mit dem Geld weitere Wohnungen bauen zu können sind die Hardcore-Antikapitalisten. Deren Rendite nennt sich Enteignung.Eine Rendite bei der man keinen Finger rühren muss.

      • @Rudolf Fissner:

        Wer tatsächlich erstmal auch keine Rendite will: Menschen die in ihren eigenen vier Wänden wohnen.

        • @LeSti:

          Auch die wollen "Rendite" wenn die eigenen vier Wände dann mal verkauft werden. Und zu eigen gemacht wurden die selbigen vor allem auch um Geld zu sparen. Auch das ist eine Rendite.

      • @Rudolf Fissner:

        Kommentator zur Bauwirtschaft, der sich aufplustert, aber Unterschiede zwischen gewinnverpflichteten AGs und ihrem Ziel verpflichteten Baugenossenschaften durch Extrembeispiele wegredet?

        Nein!



        Doch!



        Oh.

        • @Arne Babenhauserheide:

          Nö ne nicht. Einfache Ideen erfordern einfache Antworten.

          Baugenossenschaft = Hardcoreantikapitalisten? Wohl kaum!

          Und niet Zielverpflichtende Baugenossenschaften sind auch nur einem Ziel verpflichtet: Finanziell das Beste für alle Beteiligte heraus zu holen. Zum Geld verbraten werden auch die nicht gegründet.

    • @tomás zerolo:

      Besser das Geld direkt an die Mieter geben, die sich dann die Wohnungen leisten können.



      Dan funktioniert das auch mit dem Markt.

      • @Grauton:

        Die Mietsteigerung IST doch die Art wie der Markt reguliert. Das Problem ist doch, dass nicht jeder in Berlin wohnen kann, aber Berlin (und Hamburg) jedes jahr einen Nettozuwachs haben der groesser ist als der Neubau. Man muss doch kein Raketenwissenschaftler sein, dass das nicht funktionieren kann. Wenn ich Wasser in einen Eimer giesse, dann wird es nunmal immer enger im Eimer. Es ist doch voellig egal was ich mit dem Wasser mache, ob ich das gruen faerbe, rot faerbe, subventioniere, Wohngeld, Mietpreisbremse; irgendwann ist der Eimer voll wenn ich am Eimer nichts aendere.

        Das einzige was wir machen koennen ist bauen. Und wenn das wie angedeutet nicht ausreicht, weil wir nicht schnell genug bauen koennen oder wollen, dann sollten wir eben auch darueber nachdenken wie wir das Umland oder Nicht-Millionenstaedte attraktiv machen. Infrastruktur, Mobilitaet, etc darf gerne auch mit Steuergelder gefoerdert werden.

  • Es gibt keine hohen Leerstandsquoten in Berlin und Hamburg. Auch nicht nach dem Tröpfeln von Neubauten auf heißen Steinen. Beide Städte habe das Problem, dass zu wenig Wohnungen vorhanden sind nicht in den Griff bekommen.

    Und in Berlin frage ich mich wie mit dem erstmaligen Runterfahren des Angebots von Baugegebieten 2020 (der Tagespiegel bereichtete) überhaupt hier in der taz behauptet werden kann, es hätte mehr Wohnungen gegeben. Die Behauptung ist doch hinten und vorne nicht nachvolziehbar.

  • Die von der Ampel festgelegte Quote von 25% für Sozialwohnungen spiegeld den Geist dieser Koalition wider. Trostloser geht es nicht. Dabei wir die existentielle Bedrohung durch steigende Miet- und Energiepreise zunehmen. Die Ampel hat dagegen kein Rezept. Im Gegenteil. Sie verschärft die sozialen Verwerfungen.

  • So lange Politik sich nur auf indirekte Massnahmen beschränkt, quasi genauso agiert wie jeder andere "Marktteilnehmer" wird sich da auch nichts dran ändern können.



    Der Staat ist aber nicht nur ein Akteur neben anderen, so er kann die Regeln setzen und verändern, aber das muß der Staat sich auch trauen. Momentan liegt das aber nicht im Zeitgeist.



    Wohnungen bauen um das Angebot zu erhöhen und damit den Preisdruck zu senken ist zwar eine logisch klingende Idee, hat aber so viele Stellschrauben und Variablen, dass es doch sehr fraglich ist, ob am Ende das herauskomt, was beabsichtigt war. Und ganz offensichtlich war es auch nicht so.



    Es braucht konkrete Maßnahmen, sprich Gesetze und Verordnungen die den Markt regulieren.

    • @nutzer:

      Die größte Stellschraube ist der Klimawandel und die dadurch bedingte Aufheizung der Städte.

      Man muss ja bedenken, dass die meisten Großstädte in Mitteleuropa in der Kleinen Eiszeit zur Stadt geworden sind, und die Bebauung im innenstädtischen Bereich sich an einem Klima orientiert, das wir heutzutage in Stockholm oder Oslo haben. Nach 1945 wurde auch kaum irgendwo großzügiger wiederaufgebaut. Das absehbare Klima in Mitteleuropa wird hingegen eher so wie in Mailand oder Madrid sein. Was das für die Bewohnbarkeit der "typisch deutschen" dichtbebauten Innenstädte voll kleiner verwinkelter Gässchen bedeutet, kann man sich ja leicht überlegen - oder evtl auch nicht so leicht, oder vielleicht will man es auch einfach nicht.

      Ab Seite 135 kann man sich das mal hier für das Beispiel Köln anschauen: www.lanuv.nrw.de/f...berichte/30050.pdf die Überhitzung von Gebieten mit stark verdichteter Bebauung ist das mit Abstand größte städteplanerische Problem der Zukunft, denn das ist mit Sozialpolitik nicht zu lösen: Wer das Mietwohnungsproblem mit Neubau regeln will, regelt es am Ende "biologisch".

      • @Ajuga:

        Und Madrid und Mailand sind weniger dicht bebaut oder wie?



        Enge Gassen sind bei Hitze eher von Vorteil wegen dem Schatten.

        In dem von Ihnen verlinkten PDF (Danke, weil interessant) scheint mir auch dass überwiegend Begrünung und Entsiegelung vorgeschlagen wird.

        Hat aber eigentlich alles nur begrenzt mit dem eigentlichen Thema zu tun..

  • Wie soll das bitte gemacht werden? Ich höre immer nur Abzocke und Wucher aber keine Lösungen die nicht an Sozialismus erinnern. Wer Städte in der DDR nach der Wende gesehen hat, weiß was Investitionsstau bedeutet, wie das aussieht und riecht... .

    Es kann mit den ganzen Vorschriften und dem was noch kommen wir einfach nicht mehr so gebaut werden, um es für JEDEN bezahlbar zu halten. Das geht nur über Subventionen oder wir fangen mal an in Deutschland wieder ordentliche Löhne zu zahlen. Der reale und hohe Einkommensverlust bei steigenden Kosten ist ja das Problem an der Sache.

    Mit den Wünschen und Zielen zum Klimaschutz werden die Preise in den nächsten Jahren massiv weiter steigen. Da die Gehälter und Löhne kaum ausreichend nachziehen werden, wird der Lebensstandard sinken. Das ist aber ja auch genau das was passieren müsste, um CO2 Neutral zu leben. Es muss jeder massiv Abstriche machen und extrem teures Wohnen ist Teil davon!

    Außerdem versucht mal als Vermieter Handwerker zu bekommen. Die Preise bei den Angebote haben sich innerhalb eines Jahres zum Teil VERDOPPELT (zumindest in meiner Region), sofern überhaupt noch jemand auf Anfragen reagiert oder gleich mit Mondpreisen abschreckt!



    Wie soll ich da bitte die Miete konstant halten? Das ist Teil meiner Alterssicherung und daher muss ich auch ein paar Euro verdienen. Die Ölheizung z. B. ist 15 Jahre alt und werde ich zu einer Wärmepumpe gezwungen, werden Fassade und Dach neu gemacht + Solaranlage. Auch das wird die Miete erhöhen und das nicht zu knapp.



    Hab ich Mitleid mit Mietern? Ja zum Teil aber auch ich habe reale Kosten die politisch gewollt sind. Genau die, die mich dazu zwingen sind diejenigen die alle Vermieter als Abzocker betiteln. Wer so Hürden für den Klimaschutz setzt muss auch den Ar... in der Hose haben die Mietsteigerungen auf seine Kappe zu nehmen und das als gewollt und gewünscht zu kommunizieren-

    • @FalscherProphet:

      Es scheint aber eben auch immer noch viele Investor*innen zu geben, die Mieten für die Rendite erhöhen.

      Und der Luxusneubau vermindert Platz für sozialverträglichen Neubau.

      Die "realen Kosten" sind nur insofern politisch gewollt, dass die Eindämmung der Klimakatastrophe eine Weiterentwicklung notwendig macht. Sie sind somit unumgänglich.

      Mieterschutz wie der Mietendeckel haben zudem nur wenig mit Sozialismus gemein. just saying

  • Mit der FDP in der Regierung, deren Lieblingsmotto "Die unsichtbare Hand des Marktes regelt das" ist, wird es keine Verbesserungen für die Mieter geben.

    • @Herbert Eisenbeiß:

      Der Markt regelt das aber nur wenn auch die Steuern gesenkt werden.

  • „Gebaut werden zu zwei Dritteln Wohnungen, die nicht benötigt werden und keinen dämpfenden Effekt auf die Mietenentwicklung haben.“

    Steile These: Die Wohnungen werden nicht benötigt, weil sie für die falsche Klientel sind? Nämlich für diejenigen, die auch gerne in Hamburg wohnen und sich das auch leisten wollen? Also lieber nicht bauen, den Status Quo (also Mieter und Mieten) einzementieren, am Besten vererblich von Mieter zu Mietergeneration, damit auch sicher kein Störenfried von außen mehr zuzieht? Klingt progressiv.

    • @Winston Smith:

      Ganz konstruktiver Beitrag