Drohender Kollaps der Pflegeversicherung: Es liegt an der Demografie
Um die Pflegeversicherung zu retten, sind steigende Beiträge unausweichlich. Nur so lässt sich die Betreuung im Alter, wie wir sie kennen, halten.
D er Ampel kann man ja vieles vorwerfen: diese ständigen Streitereien untereinander, die ewigen Debatten um den Bundeshaushalt und dann die vermasselte Kindergrundsicherung. Aber für die drohende Pleite der Pflegeversicherung kann die Ampel nichts. Pflege und deren Finanzierung sind in einer rasch alternden Gesellschaft, wie Deutschland eine ist, ein (sozial)politischer Dauerbrenner.
Hinzu kommen die seit Jahren erhobenen Forderungen nach einer besseren Ausstattung der Pflegeheime mit Personal, Betten, Material, einer menschenwürdigeren Betreuung von Pflegebedürftigen, eine gerechtere Bezahlung von Pflegekräften. All das kostet sehr viel Geld. Wen das überrascht, der scheint irgendwo in Bullerbü zu leben, nicht aber in der Realität.
5,2 Millionen Menschen in Deutschland waren 2023 pflegebedürftig, 3,1 Millionen von ihnen werden von Angehörigen zu Hause betreut, 840.000 Menschen leben in stationären Einrichtungen. Manche von ihnen benötigen eine sehr enge Betreuung, weil sie dement, bettlägerig oder auf sonstige Weise komplett auf die Hilfe anderer angewiesen sind. Dafür hat die Pflegeversicherung 2023 laut Bundesregierung über 59 Milliarden Euro ausgegeben. Und die Kosten werden in den kommenden Jahren weiter steigen: Heute ist jeder vierzehnte Mensch 80 Jahre und älter, im Jahr 2040 ist es laut Berechnungen schon jeder zehnte.
Sie alle wollen, wenn sie sich nicht mehr um sich selbst kümmern können, angemessen betreut werden. Demograf:innen haben das Altersdilemma frühzeitig beschrieben, auch den damit verbundenen finanziellen Engpass, würde nicht rechtzeitig vorgesorgt. Eine kleine Gegenmaßnahme war der höhere Beitragssatz für Kinderlose seit 2005. Die andere Gegenmaßnahme ist, die Beiträge für alle regelmäßig zu erhöhen. Auch demnächst werden die Beiträge wieder steigen, voraussichtlich noch höher, als das Krankenkassen bislang prognostizierten.
Problem Schuldenbremse
Das kann man bedauern, es ist aber so lange alternativlos, wie die FDP auf der Schuldenbremse beharrt und höhere Steuern für Reiche verhindert. Auch die Ansprüche an eine professionelle Pflege für alle werden hoch bleiben. Und das sollten sie. Ein unsoziales System wie in den USA, wo Pflege privatisiert ist, ist in Deutschland unvorstellbar. Die Widerstände der Bevölkerung gegen ein tatsächliches Aus der Pflegeversicherung mag man sich gar nicht vorstellen, das Elend von Millionen Alten erst recht nicht. So bitter es ist: Wer im Alter gut betreut werden will, muss im Arbeitsleben dafür mehr in die Pflegekasse einzahlen.
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