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Religiöse Deutungen des Trump-AttentatsFátima hat damit nichts zu tun

Louis Berger
Kommentar von Louis Berger

Bei einem Anschlag entkam Donald Trump knapp dem Tod. Religiöse vermuten einen göttlichen Eingriff. Solche Mystifizierungen sind keineswegs harmlos.

An­hän­ge­r*in­nen beten für Trump, Wisconsin am 14. Juli Foto: Allison Dinner/epa

Gott hat Trump beschützt“ – derart lakonisch vertwitterte der republikanische Senator Marco Rubio am vergangenen Sonntag das Attentat auf seinen Parteifreund. Besonders in den sozialen Medien folgten auf diesen Tweet viele Kommentare, die das Überleben des Ex-Präsidenten einem göttlichen Eingriff zuschrieben.

Teilweise wirkt es fast so, als wäre Trump bereits heiliggesprochen worden. In jedem Fall kehrt mit der religiösen Deutung des Attentats ein hypermystisches Christentum auf die politische Bühne zurück. Das ist der säkularen Gesellschaft fremd geworden. Darüber hinaus ist diese nicht darauf vorbereitet, radikalen Chris­t*in­nen argumentativ zu begegnen.

Besonders abwegig mutet eine Interpretation des Attentats an, die von katholischen Be­ob­ach­te­r*in­nen dutzendfach auf der Kurznachrichtenplattform X verbreitet wurde. Trump hätte sein Leben dem Wirken Unserer Lieben Frau von Fátima zu verdanken. Angeblich erschien diese während des 1. Weltkriegs den portugiesischen Hirtenkindern Lúcia dos Santos, Francisco Marto und Jacinta Marto sechs Mal beim Schafehüten.

Anlässlich der dritten Erscheinung am 13. Juli 1917 soll die Gottesmutter dem Trio obendrein drei Geheimnisse anvertraut haben.

Gott oder die Jungfrau Maria hätten zur Rettung von Trump den Tod des Feuerwehrmanns Corey Comperatore in Kauf genommen

Entscheidend ist an dieser Stelle das dritte Geheimnis, das der Vatikan erst 2000 im Wortlaut veröffentlichte. Darin heißt es, dass ein „in Weiß gekleideter Bischof“ von einer „Gruppe von Soldaten getötet“ werden würde. Papst Johannes Paul II. interpretierte diese Prophezeiung als Hinweis auf das Attentat des türkischen Nationalisten Mehmet Ali Ağca, dem er selbst am 13. Mai 1981 auf dem Petersplatz zum Opfer fiel.

Religiöser Zynismus

Trumps An­hän­ge­r*in­nen sind deshalb überzeugt: Ähnlich wie damals habe die Gottesmutter just am 107. Jahrestag der Geheimnisse von Fátima Trumps Leben gerettet. Um diese sehr katholische Deutung etwas wahrscheinlicher zu machen, verknüpften sie manche Be­ob­ach­te­r*in­nen mit der Hoffnung, dass Trump nun aber doch in die „Kirche Christi“ (gemeint ist natürlich die römisch-katholische Kirche) zurückkehren müsste.

Der geborene Presbyterianer versteht sich selbst als „konfessionell ungebundener Christ“ und entspricht offensichtlich nicht der üblichen Vorstellung von einem guten Christenmenschen. Scheint Gott nicht zu stören.

Trotz ihrer Exotik müssen Interpretationen, wie die der Geheimnisse von Fátima, ernst genommen werden. Sie laufen nämlich auf eine zynische Form politischer Theologie hinaus: Gott oder die Jungfrau Maria hätten zur Rettung von Trump den Tod des Feuerwehrmanns Corey Comperatore in Kauf genommen. Dieser hatte sich im Augenblick des Attentats schützend vor seine Familie geworfen.

Ein „metaphysischer Kampf“

Eine ähnliche „Logik“ lässt sich zum Beispiel in den Ansichten des Moskauer Patriarchen Kyrill I. zu Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine ausmachen: Das Oberhaupt der russischen Orthodoxie bezeichnete diesen als „metaphysischen Kampf“, der jedes Opfer wert sei.

Der säkularen Gesellschaft fehlt eine passende Antwort auf diesen politisch-theologischen Zynismus. Diesem ist nicht mehr durch langwierige Kampagnen gegen Fake News oder wohlfeile Appelle an den gesellschaftlichen Zusammenhalt beizukommen.

Die Öffentlichkeit muss sich wieder stärker mit religiösen Deutungsmustern und vor allem ihrer Widersprüchlichkeit auseinandersetzen. Das beweisen auch das Trump-Attentat und die Schnelligkeit, mit der es religiös interpretiert wurde. Möglicherweise haben sich viele Be­ob­ach­te­r*in­nen angesichts des Niedergangs der Kirchen in Europa und den USA zu lange darüber hinweggetäuscht, welchen anhaltenden politischen Einfluss die christlichen Religionen weiterhin haben.

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Louis Berger
Journo-Volo an der Katholischen Journalistenschule ifp in München - schreibt über Kirchen, Kultur und ,Neue Rechte.‘
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37 Kommentare

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    Die Moderation

  • Zum Zeitpunkt des Attentats war Biden, der Katholik, in der Kirche. Später hat er ihm zugesichert, für ihn zu beten. Vielleicht ist Trump nur dank Biden gerettet worden? Unter den radikalen Trump-Christen sollte eine Kampagne gestartet werden, die dafür eintritt, Joe Biden heilig zu sprechen ;-)

  • "Darüber hinaus ist diese nicht darauf vorbereitet, radikalen Chris­t*in­nen argumentativ zu begegnen."

    Radikalen ChristInnen KANN man nicht argumentativ begegnen. Menschen, die die Realität leugnen, werden sowieso alles so deuten, wie es ihnen in ihren Kram passt. Wäre Trump bei dem Attentat getötet worden, hätten sie es auch irgendwie gedreht; vielleicht dass Gott Trump zu sich befohlen hat etc.

    Diese Menschen sind wie ein Stück nasse Seife. Einen Psychopathen kann man auch nicht argumentativ davon überzeugen, dass er ein Psychopath ist und die Realität anders aussieht.

  • Wenn die Leute wie früher jeden Sonntag zur Kirche gehen würden, dann wären sie freilich gegen derlei Dummfug lebenslang geimpft. Katholische Schauermärchen, die mir schon immer meine Großtante als der Weisheit letzten Schluss verkaufen wollte, locken mich seither nicht mehr die Bohne hinter dem Ofen hervor.

  • Wenn Radikalreligiöse denn unbedingt an einen metaphysischen Eingriff glauben wollen ...

    ... woher nehmen sie eigentlich die Sicherheit, dass das Gott war, und nicht ...

  • Die Macht der Vorsehung, - wo habe ich denn das schon mal gehört in der Politik...

  • Mal angenommen es gebe eine übersinnliche, eine göttliche Macht die eine Auge auf Amerika hat und Trump davor bewahrte an einer Gewehrkugel zu sterben. Was könnte der Beweggrund gewesen sein? Trump vor dem Tode zu bewahren, damit er weiter sein spalterisches und vergiftendes hetzerisches Gewettere und Geschimpfe weiter pflegen kann? Wäre das ein göttlicher Beweggrund, im Sinne von Jesus? Unter theologischen Gesichtspunkten wohl nicht. Aber Trump zu verschonen damit in Amerika kein Bürgerkrieg losbricht?! Das vielleicht schon. Wäre gut wenn das Trump und alle Amerikaner erkennen würden.

    • @shitstormcowboy:

      Ein grausamer Gott der mit Menschen spielt wie ein kleines Kind mit Ameisen?klingt glaube after als was die Theologen so erzählen...

  • "In jedem Fall kehrt mit der religiösen Deutung des Attentats ein hypermystisches Christentum auf die politische Bühne zurück."



    🤨



    WANN soll das bitte weg gewesen sein in den USA???



    Der liebe Gott ist in Amerika bei Republikaner wie Demokraten immer an höchster Stelle mit von der Partie, ob er nun das Attentat auf Trump verhinderte oder bislang eben noch nicht vom Himmel herunterkam und sagte "Joe, steig aus dem Rennen aus"...



    taz.de/TV-Intervie...oe-Biden/!6021833/

  • Letztlich ist das alles nur die konsequente Fortsetzung der autoritären Machtübernahme durch Trump.



    Bisher war Trumps Strategie, bestehende Machtstrukturen von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit größtmöglich zu delegitimieren, um dann sich selbst als Retter inszenieren zu können. Diese Strategie hätte aber überhaupt nicht funktioniert ohne die unglaublich vielen Menschen, die empfänglich sind für diese autoritären Muster. Es sind diese Menschen, die diese Machtverschiebung wünschen und ermöglichen.



    Die religiöse Aufladung der politischen Person Trump hin zu einer allmächtig legitimierten Person, scheint in dieser Dynamik nur noch eine logische Entwicklung. Es dürfte den Menschen kaum um religiöse Inhalte sondern vielmehr um den Wunsch nach einem allmächtigen Führer gehen.



    Eine weitere Erosion für eine freiheitlich rechtsstaatliche Demokratie.

  • Man hört, dass die Evangelikalen in USA das alte Testament und die Börsenkurse lesen und sonst nichts. Müssen die deshalb auch Bücher bannen?

  • Vor 20 Jahren in der taz zum Thema



    "Gottes bevorzugte Gesprächspartner":



    /



    taz.de/Der-Praesid...Vorsehung/!678931/



    /



    Damals als Überschrift:



    "Der Präsident der Vorsehung



    „Wir sind jetzt ein Imperium“, so der Bush-Berater, „und wir schaffen uns unsere eigene Realität“..."

    Fortsetzung folgt...

  • Erneuter Ausstieg aus Klimakonventionen und Beenden jeglicher Subvention für erneuerbare Energien, die "normale" "Familie" als Kern der amerikanischen Gesellschaft, die Abschaffung jeglicher Ausgleichsmasnahmen gegen Diskriminierung, weiterer Abbau öffentlicher Unterstützung im Gesundheitssystem, eine auf Linie gebrachten Justiz (und damit das Ende der Gewaltenteilung) ... das und ähnliches erwartet die USA. Googlen Sie "Project 2025".

  • Die Evangelikalen Gruppen bringen sich auch in D überall in Stellung. Sie locken mit munteren, jugendlichen Gottesdiensten und sind erschreckend erfolgreich. Wer nur auf Basis eines alten Buches argumentiert ist an Wissenschaft und ähnlichem irgendwann nicht interessiert.

  • Das ist falsch interpretiert. Es war gar nicht die Heilige Frau von Fatima es war eine andere Inkarnation - und zwar die von Lord. Diese ist nämlich für Politiker zuständig. Vielleicht weiß das Trumpeltier ja gar nicht wo Portugal liegt, bei Frankreich glaube ich das schon eher.

    • @fvaderno:

      Da hat ein Korrekturprogramm falsch interpretiert. Lourdes nahe der Pyrenäen ist sicher genauso fest in den Händen der katholischen Konservativen wie Fatima. Und wer kann es schon genau sagen, von dort kommt wahrscheinlich die Rettung des Erlösers Trump. (Ende der Ironie)

  • Gott schuf die Welt in sechs Tagen. Dann ruhte er sich aus. Das war ein großer Fehler, denn wir haben übernommen.

    Die göttliche Fügung war, dass ich die ganze Sache tagelang verpasst habe und stattdessen eine schöne Zeit hatte, um anderen Menschen eine schöne Zeit zu machen, die die ganze Sache deswegen auch verpasst haben. Danke dafür.

  • Wenn eine religiöse Deutung benutzt wird, stellt sich die Frage, warum ein Mann denn überhaupt sterben musste. Ist dieser Mann vor Gott weniger wert als Trump? Das wäre dich die Schlussfolgerung. Vor Gott sind aber alle Menschen gleich. Auf dieses Argument wird vermutlich kein Trump-Jünger etwas entgegnen können.

    • @Kagel :

      und @ Oliver Tripp. Es sind nicht nur die Evangelikalen, auch sehr konservative Katholiken weltweit sehen spätestens jetzt in Trump den von Gott erwählten Kandidaten.

      Auf dem österreichischen Portal kath.net hat eine Kommentatorin eine sehr "spezielle" Erklärung gefunden, den Tod des Feuerwehrmanns theologisch einzusortieren.

      Sie verweist darauf, dass in einer der "Visionen" von Fatima ein Engel das Blut Christi aufgefangen habe und dann damit die Gläubigen besprengt hat.

      "Das vergossene Blut unschuldiger Menschen wird zusammen mit Christus im Werk der Erlösung fruchtbar sein."

      Das ist eine typische Figur, Leid eine höhere Bedeutung zu geben, um Zweifel abzuwürgen. So hat man früher Ehefrauen gewalttätiger oder saufender Männer damit vertröstet, ihre auf Erden erlittenen Schmerzen würden ihnen im Himmel vielfach vergolten.

      Denn die Ehe ist nach strenger Lehre ja unauflöslich.

      Dass der "Held" Trump nach dieser Auslegung seit Jahren in Sünde lebt (Ehebruch) und Melania eigentlich nur sein "Konkubine" ist, stört diese Leute nicht. Obwohl die ja sonst in Sachen der "Moral" gar nicht streng genug sein können.

    • @Kagel :

      Meinen Sie das ernst? Dann sollten Sie sich wirklich mehr mit christlicher Theologie beschäftigen.



      Mögliche Erklärungen:

      1. Determinismus



      2. Gottes Wege sind unergründlich



      3. Geschichte von Lazarus und dem reichen Mann

      das sind nur die ersten 3, die mir einfallen. Religiöse Menschen mit Logik zu stellen kann nur schief gehen.

    • @Kagel :

      "Auf dieses Argument wird vermutlich kein Trump-Jünger etwas entgegnen können." - Äh, doch, jede Menge: angefangen bei Prädestination ( Gott hat diesem Mann von Ewigkeit her dieses Schicksal verherbestimmt ) bis hin zu simlpen Zynismen "Es haben nicht alle die gleichen Rechte" ; ist alles mit den evangelikalen Denkmodellen vereinbar

  • Die Bedeutung der "christlichen" Rechten in den USA unterschätzt sicherlich niemand, das ist einer der Hauptpfeiler der rechten Renaissance dort und hat die klassischen Konservativen bei den Republikanern praktisch völlig verdrängt.

    Diese ganze populistische "Bewegung" hält Trump für einen Propheten und lechzt geradezu nach Zeichen und Wundern. Und findet sie natürlich überall. Dagegen ist argumentativ ganz schwer anzukommen, weil das ja von Vornherein mit Vernunft nichts zu tun hat.

  • Das Trump Attentat war eine göttliche Ohrfeige an Mr. Trump - eine letzte Warnung, er möge endlich mit seinen gewaltverherrlichenden Lügen aufhören. Sollte er von seiner Unaufrichtigkeit nicht ablassen, wird das nächste Ereignis nicht knapp daneben gehen.



    So oder so ähnlich hat es Franziskus der 16-te im Jahre 1358 in seiner Predigt verkündet. Ganz nah dran am Christentum! Klingt gut, oder?

    • @Sonnenhaus:

      Klingt irgendwie nach Wunsch.....hmmm, ned gut!!!

  • Relligiöse Deutungen widern mich an!

  • Wenn ich jetzt mal die vielen Sendungen der letzten Zeit, wo durchschnittliche Trumpanhänger in den USA befragt und begleitet werden Revue passieren lasse, dann bekomme ich wirklich Angst. Mindestens die Hälfte ist doch komplett durch den Wind und für irgendwelche sachlichen Informationen nicht mal ansatzweise mehr erreichbar.



    Da uns der ganze Wahn aus den USA uns mit immer kürzeren Zeitabständen auch erreicht schwant mir böses.

    • @Axel Schäfer:

      Das Böse ist längst hier unter uns. Versuch mal einem Klimaleugner, Impfgegner oder Chem-Trail Spinner mit rationalen Argumenten zu kommen. Das Resultat ist harrgenau das gleiche wie bei den Trumpisten.

  • In Amerika gilt in Teilen des Landes die Aufklärung nicht. Dort herrscht noch das Mittelalter. Insofern müssen einen die religiösen Schwurbeleien nicht wundern und natürlich sind sie auch gefährlich.

    • @shitstormcowboy:

      Beleidigen Sie bitte das Mittelalter nicht.

  • Im Bible Belt nichts Neues

  • Was, wenn es doch einen gütigen Gott gibt, der Amerika und damit die ganze westliche Welt vor einem Bürgerkrieg bewahrt hat?

    • @andreas_p:

      Na, vorm Bürgerkrieg in den 1860ern hat er Amerika nicht bewahrt. Weshalb?

  • Man sollte auch die wachsende Anzahl "evangelikaler Kirchen" aus dem afrikanischen Umfeld im Blick behalten - was da in der Mehrheit gepredigt und befolgt wird, treibt einem aufgeklärten Mitteleuropäer den Blutdruck in extreme Höhen...

    Ich war selbst fünf Jahre mit einer sehr intelligenten, modernen Frau gebürtig in Nigeria, seit 98 in D, zusammen. Ihre religiösen Ansichten (und die ihrer selbst ernannten "Pastoren", "Bischöfe" usw., die hier einfach "arbeiten" dürfen ähnlich den muslimischen Imanen) brachten mich immer wieder zum ...

    • @Achim Schäfer:

      Auch die Umtriebigkeit evangelikaler Christen in Deutschland sollte man nicht vernachlässigen. Da werden auch zunehmend Ansichten verbreitet, die man vor ein paar Jahren noch für Blödsinn von einzelnen Sektierern angesehen hätte.

  • Altes Extremisten-Problem erkannt …:

    "Die Juden, die Moslems, die Christen, sie alle haben Unrecht. Es gibt auf dieser Erde nur zwei Arten von Menschen. Die eine mit Hirn, die keine Religion hat und die andere mit Religion aber ohne Hirn."

    (Abdul alla al Mahari, ca. 1100 - Syrischer Dichter & Philosoph)

  • Vielleicht hat auch der Antichrist seine schützende Hand über Thrump gehalten. Währe die logischere Erklärung beidem Typen.

    • @Andreas J:

      Oder der nordische Gott Loki u.ä.