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Neue Forderung von „Muslim Interaktiv“Ein Kalifat in der Ferne

Die Gruppe „Muslim Interaktiv“ hielt unter strengen Auflagen eine zweite Kundgebung am Hamburger Steindamm ab. Es wirkte wie eine perfekte Inszenierung.

Die rund 2.300 Teilnehmer der Demo in Hamburg forderten diesmal kein „Kalifat“ – zumindest nicht für Deutschland Foto: Gregor Fischern/dpa

Hamburg taz | Die zweite Kundgebung der Gruppe „Muslim Interaktiv“ auf dem Hamburger Steindamm verlief ohne Vorfälle. Die rund 2.300 Teilnehmer hielten sich an die Auflagen und forderten diesmal kein „Kalifat“ – zumindest nicht für Deutschland. Ein Aufmarsch am 27. April, bei dem ein Gottesstaat als Lösung gepriesen wurde, hatte bundesweit Empörung ausgelöst.

Schon eine halbe Stunde vor Beginn trifft man auf dem Weg zum Steindamm auf Gegenprotest. Der Verein „Frauen Heldinnen“ hat aufgefordert, „für die freiheitlich-demokratische Grundordnung anstatt Kalifat und Scharia“ zu protestieren. Etwa dreißig Personen sind dem gefolgt, um sie herum sehr viel Presse.

Die Rednerin Astrid Warburg-Manthey, bekannt aus der Zeitschrift Emma, kritisiert den Islam aus radikalfeministischer Sicht. Sie warnt vor übergriffigen, muslimischen, jungen Männern und „Kulturrelativismus von SPD und Grünen“. Als plötzlich eine Frau mit Kopftuch die Kundgebung mit lauten Rufen zu Palästina stört, skandiert ein Mann „Hau ab!“. In den Sprechchor steigen weitere Menschen ein und umzingeln die Frau. Einige der Anwesenden, so das ungute Gefühl, scheint die Szene zu gefallen.

Aber nicht alle Anwesenden teilen eine harte Kritik der Organisatorin am Islam. Die Grüne Abgeordnete Filiz Demirel nimmt am Protest teil, sagt aber, die größte Bedrohung für die innere Sicherheit komme von rechts. Die Forderung nach einem Kalifat sei in keiner Weise repräsentativ für die Mehrheit der Hamburger Muslime.

Auch die FDP-Abgeordnete Anna von Treuenfels-Frowein protestiert mit. Islamismus sei eine Bedrohung für Minderheiten und Frauen, sagt sie, und fordert ein Verbot der Gruppe „Muslim Interaktiv“. Mit dem Ruf nach einem Kalifat sei eine Grenze überschritten. Sie verstehe nicht, warum diese Gruppe erneut demonstrieren dürfe. Das kritisierte im Vorfeld auch CDU-Fraktionschef Dennis Thering. Kalifat-Verherrlichung habe auf Hamburgs Straßen keinen Platz. Dem rot-grünen Senat fehle der Mut, diese erneute Anmeldung abzulehnen.

Grundrecht auf Versammlungsfreiheit

SPD und Grüne wiesen dies zurück. „Diese Gruppe politisch abzulehnen, heißt noch lange nicht, dass man ihnen ihr Grundrecht auf Versammlungsfreiheit entziehen kann“, sagte der SPD-Politiker Ekkehard Wysocki. Wer das fordere, lege „die Axt an den Rechtsstaat“. Und die grüne Fraktion erklärte, über Versammlungsverbote könnten nur die Sicherheitsbehörden entscheiden.

Diese hatten die Versammlung unter strengen Auflagen erlaubt: Um 16 Uhr sammeln sich am Steindamm bereits mehrere Hundert Menschen, fast nur Männer. Die Behörden haben eine Geschlechtertrennung wie bei der letzten Demo untersagt. Ein paar Frauen mit Kopftüchern stehen am Rand und sagen, sie wären „nur zufällig“ dort.

Es folgt ein durchchoreografiertes Geschehen. Egal, welchen Ordner man fragt, alle verweigern das Gespräch mit Journalisten und verweisen auf ein Positionspapier von „Muslim Interaktiv“. Sie tragen professionelle Headsets, stimmen sich ab.

„Zensiert“, „Verboten“ oder „Banned“

Die Organisatoren der Kundgebung teilen Schilder aus. Bestimmt hundert Stück, auf denen nur die Worte „Zensiert“, „Verboten“ oder „Banned“ stehen. Auch von der Bühne kommt nun die Ansage, niemand solle auf Fragen von Journalisten antworten oder eigenmächtig Parolen rufen. Dann fordert ein Organisator, für ein paar Minuten zu schweigen und alle Schilder hochzuhalten. Die Teilnehmenden folgen dem mit beängstigender Disziplin. Das ganze Geschehen wirkt wie eine akribisch geplante Installation.

Als die Stille vorbei ist, folgt die einzige Rede. Raheem Boateng, Frontmann von „Muslim Interaktiv“, redet nicht – er predigt. Fast zwanzig Minuten verliest er mit Inbrunst seine Anklage gegen die Islamfeindlichkeit der deutschen Medien, Politik und Gesellschaft.

Und er erklärt sich: Das Kalifat sei als Lösung für die Situation im Nahen Osten gemeint, keine Forderung für Deutschland. Dort solle es den Staat Israel und seine Nachbarländer ablösen. Das sei nicht antisemitisch, denn Antisemitismus sei ein europäisches Problem. „Das jüdische Leben, und das ist unsere islamische Überzeugung, hat ein Existenzrecht“, sagt Boateng. Sein Kalifat scheint an eine verklärte historische Vorstellung vom Osmanischen Reich anzuknüpfen – welche Rolle Ar­me­nie­r oder Kur­den einnehmen würden, lässt er offen.

Medien nennen ihn: „Islamisten-Popstar“

Im emotionalsten Moment der Rede kommt Boateng auf seine persönliche Situation zu sprechen. Die ganze Nation kenne seinen Namen. „Sie haben mich zum Staatsfeind gemacht!“, schreit er, dessen Gesicht bereits als „Der Islamisten-Popstar“ auf der Mopo prangte. Die Rede endet mit einem Gebet, das durch Pfiffe gestört wird. Dann ist die Versammlung vorbei.

Islamisten im Schuldienst?

Der Anmelder der Demo der Gruppe „Muslim Interaktiv“ ist ein Lehramtsstudent. Das warf in der Debatte die Frage auf, ob einem Islamisten dieses Studium verwehrt werden kann. Kann es nicht, der Eintritt in den Schuldienst schon.

Studierende in Hamburg können exmatrikuliert werden, wenn sie der Hochschule durch „schweres schuldhaftes Fehlverhalten erheblichen Schaden zugefügt haben“, erklärt Uni-Sprecher Alexander Lemonakis. Es seien aber bisher „keine relevanten Vorfälle im universiären Kontext im Zusammenhang mit dieser Person bekannt, die die Prüfung einer Exmatrikulation veranlassen“. Was außerhalb des universitären Kontexts passiere, sei Aufgabe für Polizei und Justiz.

Islamisten können kein Referendariat antreten, wie der Sprecher der Schulbehörde, Peter Albrecht, auf Nachfrage erklärt. Lehrkräfte absolvieren diesen Vorbereitungsdienst in der Regel in einem „Beamtenverhältnis auf Wideruf“. Und darin darf nur eintreten, wer „die Gewähr dafür bietet, jederzeit für die freiheitlich demokratische Grundordnung einzutreten“. Zwar kann in Hamburg das Lehramts-Referendariat außerhalb eines Beamtenverhältnisses in einem „öffentlich-rechtlichen Ausbildungsverhältnis“ absolviert werden, aber da gilt der gleiche Grundatz.

Einzelne sind nun doch zum Reden bereit. Ein Mann aus Afghanistan sagt, er wolle hier für Frieden demonstrieren. Ein Tadschike, der wenig Deutsch spricht, sagt, er hätte gar nicht alles verstanden. Er wolle hier gegen die Unterdrückung von Mus­li­men weltweit demonstrieren. Auf kritische Fragen nach Kalifat, ethnischen Minderheiten oder Frauenrechten antworten beide nicht.

Gegenprotest bleibt nicht aus

Hinter der Kundgebung findet ein zweiter Gegenprotest statt, organisiert vom „Jungen Forum“ der Deutsch-Israelischen Gesellschaft. Etwa 20 Personen stehen in einem Polizeikessel, während die Teilnehmer der Kundgebung an ihnen vorbeilaufen. Sie halten ein Transparent mit „Solidarität mit Israel – Gegen Hamas-Terror und Antisemitismus“ hoch. Es kommt zu verbalem Schlagabtausch: Die Passanten rufen „Free, free Palestine“, aus dem Kessel antworten sie „Free Gaza from Hamas“.

Eine der Organisatorinnen ist 23-jährige Luna. Sie erzählt, ein Jahr lang in Israel studiert zu haben. „Deshalb weiß ich, wie wichtig der Staat Israel als Schutzraum für jüdische Menschen ist.“ Um den Körper trägt sie eine Regenbogenfahne. Sie wolle sich für alle einsetzen, die durch ein Kalifat bedroht würden, erklärte sie. „Das sind auch queere Menschen.“

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49 Kommentare

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  • Igrndwie habe ich das Gefühl die Kalifats-Fans würden sich gut mit den Reichsbürgern verstehen...

  • Wir nehmen das Demonstrationsrecht in Anspruch um ein Kalifat einzuführen.

    Wer findet den Fehler?

    Die Freien Sachsen Chemnitz organisieren heute eine Charity-Matinee zu Gunsten verarmter Künstler:Innen aus dem queeren Millieu des Freistaats.

    • @Tom Lehner:

      Totalitäre sind ja meist der Meinung, dass ihnen das Demonstrationsrecht zustünde...also NUR ihnen.

      Wenn man im Besitz der universellen Wahrheit ist, kann ja auch nichts kontroverses dabei sein....

  • Die Kalifat-Spinner sind ultra-konservativ = extremistisch-rechts.



    Wenn die größte Bedrohung nur von rechts kommt, dann muss logischer Weise diese extremistisch-rechte



    Bagage nicht die kleinere sondern die allergrößte Bedrohung sein.

  • "Die Grüne Abgeordnete Filiz Demirel nimmt am Protest teil, sagt aber, die größte Bedrohung für die innere Sicherheit komme von rechts. Die Forderung nach einem Kalifat sei in keiner Weise repräsentativ für die Mehrheit der Hamburger Muslime."

    Mal abgesehen davon, dass auch die Meinungen der AfD "in keiner Weise repräsentativ für die Mehrheit der Hamburger" sind:

    Der Wesenskern antirassistischer Überzeugung ist, dass alle Völker (also hinreichend große Menschengruppen) gleichrangig und gleichartig sind. Demnach müssen sie auch den gleichen fundamentalen Konflikten und Gegensätzen unterliegen z.B..Rechts-Links, Oben-Unten, Progressiv-Konservativ etc. Sprich: Auch Muslime können "rechts" sein. Im anderen Kontext, klar. Aber trotzdem rechts.

    Wer das leugnet, unterstellt eine grundsätzliche "Andersartigkeit" zwischen Deutschen und Muslimen und bestätigt die Auffassung von AfD und noch weiter rechts.

    Dies ist nicht nur rassistisch. Sondern auch seltsam geschichtsvergessen angesichts der imperialistisch-kolonialistischen Geschichte der Muslime.

  • Aktionen wie die "Islam Interaktiv" oder gleichbedeutend die Selbstinszenierungen von anderen Rechtsextremisten (wie AfD und Co., siehe Krahs oder Sellners Online-Aktivitäten) waren stets und werden weiterhin gezielte Provokationen sein, die die Aufmerksamkeitsökonomien ausnutzen, also entsprechende Reaktionen hervorrufen und letztlich um auch neue Mitläufer zu rekrutieren.

    Etwas Medienkompetenz bei allen Betrachter*innen bedarf es nur, um.das alles einordnen zu können.

    Perfide wird's nur, wenn diese Provokationen gezielt missverstanden werden , wie in HH stets von Leuten wie CDU-Ploß, die daraus eine Kampagne gegen Rotgrün ableiten wollen.

    Das Versammlungsecht im demokratischen Rechtsstaat erlaubt auch schwer erträgliche Selbstinzenierungen: "Islam Aktiv" in HH und AfD+versammelte Kamaradschaften+klassische Naziorganisatioen ... Reihe an Reihe im September 2018 in Chemnitz sind Beispiele.

  • "Die Grüne Abgeordnete Filiz Demirel nimmt am Protest teil, sagt aber, die größte Bedrohung für die innere Sicherheit komme von rechts. "

    hmm, ist das Kalifat also links?

  • Was heißt es wirkt wie eine perfekte Inszenierung?



    Es ist die perfekte Inszenierung....der Aufmarsch wird in den Internet Medien in der gesamten islamischen Welt als Propaganda Show verbreitet und gefeiert.



    Die deutschen Print Medien nehmen den Ball auf und spielen das üble Spiel mit.

    Hunderte polizeiliche Einsatzkräfte, gepanzerte Fahrzeuge in Einsatzbereitschaft. Das sind die Bilder die die islamistische Kanäle brauchen und herausfordern...wir liefern sie.

  • Michaela Dudley , Autorin , Journalistin/Kabarettistin

    » Die Grüne Abgeordnete Filiz Demirel nimmt am Protest teil, sagt aber, die größte Bedrohung für die innere Sicherheit komme von rechts. «

    Der radikal-fundamentalistische Islam IST rechts. Er verkörpert eine erzkonservative, patriarchalische Weltanschauung, die zur Normierung und zur tiefen Verwurzelung der sozialen Ungleichheit führt. Die vom Kalifat ersehnte Gesellschaft ist eine, in der Antisemitismus, Misogynie und Queerfeindlichkeit nicht etwa erduldet, sondern ausdrücklich gefördert werden.

    Doch damit nicht genug: Das Links-rechts-Paradigma hat sowieso ausgedient. Die einst erhoffte linke Brandmauer zum Beispiel gegen den Judenhass liegt jetzt in Schutt und Asche. Woke-Communities liebäugeln mit illiberalen Bewegungen, die Terror, Massenmord und Gruppenvergewaltigung als Ausdrucksmittel des Widerstands feiern. Wer im Namen der Befreiung Palästinas zur Intifada ausruft, hasst die Bundesrepublik und die freie demokratische Grundordnung.

    Es ist nicht muslimfeindlich, gegen das Kalifat zu sein. Es ist misantrop, ein Kalifat schön zu reden. Das, was die Gesellschaft nicht braucht, ist die Metastasierung der Menschenverachtung.

    • @Michaela Dudley:

      Vielen Dank! Vollkommen richtig!

      Das Problem ist, dass es in Deutschland so gut wie keine linke Islamkritik (mehr) gibt.

      Während man als Linker nicht die geringste Scheu hat, die katholische Kirche zu kritisieren, katholische Fundamentalisten als rechts zu bezeichnen und ganz offensiv die Zurückdrängung jedes kirchlich-katholischen politischen Einflusses zu fordern, hält man sich beim Islamismus zurück. Man könnte ja Beifall von den Falschen bekommen. So machen sich manche Linken dann durch Relativieren, Verschweigen, Verniedlichen zu nützlichen Idioten eines religiösen Fundamentalismus, der den Menschenrechten - die immer nur individuell und eben nie auf eine Gruppe bezogen sind - diametral entgegensteht. Und überlässt gleichzeitig jenen den Diskurs, die eben nicht zwischen Islam und Islamismus unterscheiden.

    • @Michaela Dudley:

      Hervorragend gesprochen.

    • @Michaela Dudley:

      Ihre Aussage ist falsch. Islamistisch ist nicht rechts, auch wenn dies zuweilen ausschließlich von links gepolten Menschen gerne so geäußert wird. Das eigene Weltbild wird so natürlich überschaubarer, wenn man nur noch in "links" und "rechts" einteilt. So können Sie dann auch den real existierenden Sozialismus "rechts" labeln. Denn Antisemitismus, Queerfeindlichkeit und patriachalische Hierarchien waren und sind durchaus Markenzeichen historischer und zeitgenössischer sozialistischer Systeme. Ebenso sind antisemitische Haltungen fest etablierter Teil vieler linker Strukturen. Diese können Sie dann ebenso praktischerweise "rechts" stempeln. Aber auch hier gilt, dass die Realität meist nicht in einfachen schwarz-weiß Mustern abbildbar ist.

      • @Klaus Kuckuck:

        Ich finde, dass Ausgrenzung, Diffamierung und Gewalt gegen Minderheiten essentielle Komponenten von Rechten sind. Und guckt man sich die Geschichte an, ist es inhaltlich völlig irrelevant, wer gerade in den Augen der Rechten die "Feinde" sind. In GB waren es vor dem Brexit Osteuropäer, aktuelle wieder Flüchtlinge, in F sind es Nordafrikaner, in den USA Mittelamerikaner, etc. pp. Welchen Unterschied sollte es machen, wenn die islamistischen Rechtsextremisten Frauen oder Christen oder auch Juden auf ihrer Liste ganz oben haben?

      • @Klaus Kuckuck:

        Wie würden Sie das denn nennen, wenn Katholiken öffentlich eine Theokratie forderten, in der Frauen an den Herd gehören und züchtig ihr Haupt bedecken sollen? Etwa nicht rechts?

      • @Klaus Kuckuck:

        Umgekehrt gefragt: Was ist denn so signifikant NICHT "rechts" an islamistischen Vorstellungen? Natürlich gibt es auch Totalitarismus, autoritäre Staatsvorstellungen und Intoleranz in linken Denkschulen (genauso wie freiheitlich-demokratische und eher tolerante in tendenziell "rechten" - siehe FDP), aber solche Exzesse negieren nicht jede Vorstellung davon, was "links" und was "rechts" ist.

        Islamismus ist vor allem theokratisch, sozial und moralisch erzkonservativ und alles andere als klassenlos. Die Klassen werden nur nach religiösen - und nicht nach ökonomischen - Maßstäben eingeteilt, aber was daran nicht-rechts sein soll, erschließt sich mir auch nicht.

    • @Michaela Dudley:

      So langsam fange ich an, für Sie zu schwärmen.



      Es gibt allerdings nicht nur eine Metastasierung der Menschenverachtung, sondern auch eine wichtige Quelle: Den weit verbreiteten gewalttätig vorurteilshaften Umgang mit Kindern. Dieser ist in rechten Traditionsgesellschaften Standard und wird durch neue Erziehungsideologien und deren Publikationen, wie sie u.a. von der AfD goutiert werden, neu verbreitet.

      • @aujau:

        Auch da ist mir viel zu viel feste Zuordnung drin. Als ob "links tickende" Eltern NICHT schauen würden, dass ihr Nachwuchs kapiert, was was ist (oder ihm zumindest ide Welt aus IHRER sicht erklären würden)! Und ich bin sicher, auch viele "rechte" Eltern praktizieren umgekehrt den selbstvera...enden Trick, der Jugend nur die "nackte Wahrheit" zu füttern, damit die sich ihre Meinung "ganz frei" selbst bilden kann...

        • @Normalo:

          Es geht nicht so sehr um die Vermittlung des Weltbildes sondern viel mehr um die Methoden, welche in gewissen Erziehungsbüchern wieder propagiert werden.

          • @aujau:

            Über die Methoden wird man sich ewig streiten, und es wird immer wieder gegenläufige Trends geben. Jetzt hatten halt die Progressiven mal ein paar Jahrzehnte Oberwasser - na und? Das für den alternativlosen "Muss-Zustand" einer offenen Gesellschaft zu halten, wäre kaum weinger doktrinär als die alten, autoritären Wege der Wissensvermittlung.

            • @Normalo:

              Wie schon gesagt, geht es nicht so sehr um Wissensvermittlung sondern um den Umgang und die Sicht auf Kinder.



              Dieser Umgang und die Sicht auf Kinder bilden Mentalität. Diese Mentalität erzeugt Blick auf die Mitmenschen.



              Das trifft auch dann zu, wenn man nicht in Schemata und Lagern betrachten sollte.

    • @Michaela Dudley:

      Danke, Sie sparen mir viel Text. Wenn man bedenkt, wie schnell Linke bei der Hand sind, christliche Kirchenpositionen als "rechts" einzustufen, verwundern die Scheuklappen, die viele bei Islamisten in dieser Hinsicht zeigen.

      Aber Sie haben Recht, wenn Sie das als "rechts" beim Namen nennen, denn Links und Rechts gibt es sehr wohl noch. Die Begriffe sind nur nicht synonym mit "Gut" und "Böse" oder mit "Tolerant" und "Intolerant" - und waren das auch nie.

    • @Michaela Dudley:

      Genauso ist es.Danke für diese Worte.

  • "Die Grüne Abgeordnete Filiz Demirel nimmt am Protest teil, sagt aber, die größte Bedrohung für die innere Sicherheit komme von rechts. Die Forderung nach einem Kalifat sei in keiner Weise repräsentativ für die Mehrheit der Hamburger Muslime."

    Das ist der übliche Eiertanz dieses Milieus.

    Selbst bei einer Gegendemonstration gegen einen islamistischen Aufmarsch muss man wenigstens sagen, das die eigentliche Gefahr woanders liegt.

    Dann hängt man noch eine Binse dran:

    "Die Forderung nach einem Kalifat sei in keiner Weise repräsentativ für die Mehrheit der Hamburger Muslime."

    Zumindest auf der Straße sind diese antiwestlichen, antidemokratischen und zutiefst frauenverachtenden Machtdemonstrationen neu.

    Im Netz sind die schon viel weiter. Die hippen Protagonisten haben zehntausende von Followern.

    Und das kommt dann dabei raus:

    "Laut Studie stimmen mehr als zwei Drittel (67,8 Prozent) der muslimischen Schüler dieser Aussage zu: »Die Regeln des Korans sind mir wichtiger als die Gesetze in Deutschland.«

    Von den Befragten erklärten 45,8 Prozent, ein islamischer Gottesstaat sei für sie die beste Staatsform."

    www.juedische-allg...-deutsche-gesetze/

    • @Jim Hawkins:

      Ob diese Schüler die Regeln des Korans auch wirklich befolgen, wäre ja noch abzuwarten. Haben z.B. die Christen ihre zehn Gebote eingehalten?



      Zur Schau getragene Religion ist nichts weiter als eine Formulierung von Machtanspruch.

    • @Jim Hawkins:

      Traue keiner Statistik die du nicht selber gefälscht hast. Ähnliches könnte man von manchen Studien behaupten. Wie von der KFN Studie. Die sollte man schon genauer betrachten. Es wurden 300 Muslime befragt. Das taugt für Schlagzeilen in der Bild Zeitung, für mehr aber auch nicht.

      Für viele junge Muslime ist der Islam auch weniger eine Glaubensfrage, sondern vielmehr eine Frage der Identitätsstiftung. Besonders in sozialen "Problem" Stadtteilen.

      Interessanter wäre eine Studie über die Koran und Sunna Kenntnisse junger Muslime in Deutschland gewesen.

      Also lieber Kommunarde. Viel Rauch um Nichts. Die von ihnen genannten Aufmärsche sind auch nichts neues. Gab es schon in den 90ern von Seiten der Salafisten. Und wenn sie alles was im Netz kursiert für bare Münze nehmen und zur Tatsache erklären.. ja dann gute Nacht.

      • @Sam Spade:

        Rechtenaufmärsche gibt es auch schon seit Jahrzehnten. Also was soll der Stress.

        Ist das Ihre Argumentation?

        Und wenn Ihnen die Umfrage nicht passt, nehmen Sie halt eine beliebige andre. Die Ergebnisse sind immer gleich.



        www.handelsblatt.c...ndung/8145784.html

      • @Sam Spade:

        Und das alles ohne jeden Beleg, ohne jede Quelle.

        Kann man machen.

        Danke für die Belehrung.

        • @Jim Hawkins:

          Das sind Salafisten, sehr gefährlich, besonders für Jugendliche, aber selbstverständlich keine auch nur entfernt repräsentative Ausprägung des Mehrheitsislam.



          Und bei dieser speziellen Splittergruppe, einer winzigen, ultradogmatischen Sekte, deren Sprüche an die MLPD erinnern, schonmal gar nicht. Es handelt sich um eine "kleine, aber lautstarke Gruppe von Sektierern, die auch in der islamistischen Szene kaum ernst genommen werden."



          taz.de/Wissenschaf...ten-Demo/!6005190/

  • Ich finde es unfassbar, wie hier versucht wird, notwenige Kritik an einer religiösen, frauenfeindlichen Ideologie als "radikal" zu diskreditieren und das ausgerechnet in einem linken Medium wie der taz.

    • @Alexx:

      Wenn jemand etwas "aus radikalfeministischer Sicht" kritisiert, heißt das noch lange nicht, dass jegliche Kritik daran radikal wäre. Ich würde das eher so lesen, dass die Rednerin ihre radikalfeministische Einstellung zum Maßstab nahm, entsprechende Terminologie verwendete etc.. Ein wesentlicher Unterschied dürfte sein, dass frau sich "aus radikalfeministischer Sicht" gewisse Einschränkungen der Islamkritik, wie sie z. B. Frau Demirel bringt, sehr gut sparen kann.

    • @Alexx:

      Ja die TAZ war mal ein Tieger mit scharfen Zähnen, jetzt leider nur noch eine zahnlose Hauskatze!

    • @Alexx:

      Wo bitteschön wird in dem Text Kritik am Islamismus als "radikal" diffamiert? welche Textstelle meinen Sie?

      • @Grisch:

        "Die Rednerin Astrid Warburg-Manthey, bekannt aus der Zeitschrift Emma, kritisiert den Islam aus radikalfeministischer Sicht. Sie warnt vor übergriffigen, muslimischen, jungen Männern und „Kulturrelativismus von SPD und Grünen“."

      • @Grisch:

        Womöglich ist damit der Satz gemeint, die Rednerin kritisiere aus radikalfeministischer Sicht. Andere Aussagen zu Radikalität gibt es im Text nicht.

  • Was lernen wir daraus?



    Versammlungen für ein Kalifat in Nahost einfach absagen und den Anmeldern die Adressen für die dort zuständigen Konsulate und Botschaften mitteilen, damit sie ihr Glück in Isreal, Syrien, Jordanien, Ägypten und Libanon versuchen können.



    Wenn es doch zu Versammlungen kommt sollte die Polizei mit Funkjammern und der Übernahme der Funkzellen der Mobilfunknetze die Kommunikation der Antidemokraten unterbinden.

    • @Axel Schäfer:

      Sie schlagen vor, die Polizei solle deutsche Gesetze brechen?



      Komische Idee, ich dachte wir wollen unseren Rechtsstaat beschützen, nicht aushölen...

      • @Grisch:

        Für Straftäter werden Grundrechte immer schon eingeschränkt.

    • @Axel Schäfer:

      In den genannten Ländern sind sie nicht willkommen.



      Aus gutem Grund, man hat den ISS noch sehr gut in Erinnerung und wie man dort mit Minderheiten und Frauen umging. Und diese "Kalifat Schreier" sind nichts anderes

  • "(...)die größte Bedrohung für die innere Sicherheit komme von rechts. Die Forderung nach einem Kalifat sei in keiner Weise repräsentativ für die Mehrheit der Hamburger Muslime."

    Wo ist da der Zusammenhang? Dass nicht alle Muslime die Forderung nach einem Kalifat unterstützen, ist doch klar - so, wie nicht alle Deutschen die Forderungen der Nazis unterstützen.



    Die Forderung nach einem Kalifat ist dennoch die größte Bedrohung.

    "Das sei nicht antisemitisch, denn Antisemitismus sei ein europäisches Problem."

    Dazu fällt einem dann nichts mehr ein.

    • @Sir Spamalot:

      "Die Forderung nach einem Kalifat ist dennoch die größte Bedrohung."

      Diese Leute sind eine Bedrohung. Aber eine sehr überschaubare. Unsere Nazis stehen in den Umfragen bei über 15%. Teilweise deutlich mehr. Über den Blick auf die möchte gern Kalifen, sollte man die größere Gefahr nicht übersehen.

    • @Sir Spamalot:

      Die Dempostranten fordern ein Kalifat für Palästina nicht für Deutschland, somit kann ich keine Gefahr erkennen...

      • @Grisch:

        Der Kalif wäre der Führer aller rechtgläubigen Muslime. Egal wo.

        Glauben Sie auch dass der Papst keinen Einfluss außerhalb Roms hat?

      • @Grisch:

        Nene, auf den Plakaten stand "Kalifat ist die Antwort!", ohne Länderangabe. Und nachdem sie in Dt. protestieren, sich über deutsche Zensur aufregen und auch sonst die Sharia befolgen (Trennung Mann/Frau usw.) ist der Fall klar.

  • Ich kann nicht verstehen wie diese Demonstrationen geduldet werden und die Palästinakonferenz in Berlin nicht. Hier wird mit zweierlei Maß gemessen. Beides würde ich nicht besuchen aber eine Palästina Konferenz erscheint mir doch etwas näher an unserer Demokratie.

  • Was sind das für Leute, die hier zu tausenden das Kalifat fordern? Handelt es sich um vermeintlich wichtige Fachkräfte in Handwerk, Industrie und Dienstleistungsberufen? Wie kommt es eigentlich dazu, dass so viele hier frei und gut leben, aber in Wahrheit eine ganz andere Gesellschaft möchten, in der der Islam mit absoluter Gewalt herrscht? Wie steht eigentlich die anti-religiöse linksgrüne Mehrheit zu diesen Umsturzplänen?

    • @Tasha von Tschin:

      Im Artikel steht, es gehe nicht um ein Kalifat für Deutschland, sondern um ein Kalifat für Palestina als Lösung für den Nahostkonflikt - ein Umsturz in Deutschland wird also gar nicht propagiert...

      • @Grisch:

        Sie sind sehr naiv. Was wäre, wenn Nazis bei einer Demo in Leipzig fordern würden "Schweden nur noch den Ariern". Hätten Sie da dasselbe Verständnis?

      • @Grisch:

        ...NACHDEM die Organisatoren klargemacht bekommen hatten, dass man mit der allgemeinen - mehr auf Deutschland gemünzt verständlichen - Forderunge nach "Kalifat jetzt" diesmal einen Platzverweis kassieren würde. Es ist durchaus fraglich, was da Huhn und was Ei ist, egal was die Redner jetzt behaupten. Wenn die Demo wirklich so ein straff und minutiös organisierter Aufmarsch war, wie der Bericht es darstellt, kann man jedenfalls darauf wetten, dass auch die Aussagen dort mit der Goldwaage dosiert waren.

  • 6G
    608196 (Profil gelöscht)

    Demokratie kann anstrengen.



    Andererseits ist es mit Islamismus wie mit dem Neodeutschen-Faschismus.



    Lieber die Protagonisten sind bekannt und stellen sich öffentlich, als dass wir uns mit gewaltbereiten Untergrundgruppen beschäftigen müssen.



    Das Eine schliesst das Andere nicht aus. Aber es reduziert die Masse.