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Anti-AfD-ProtesteDie Nazis sind leider klug

Gastkommentar von Lukas Franke

Extrem Rechte wissen die Schwachstellen der liberalen Demokratie zu nutzen. Deshalb sind Wohlstandschauvinismus und Weiter-so keine Option.

Die Zivilgesellschaft ist aufgewacht: Protest gegen die AfD in Berlin am 21.01.2024 Foto: Sebastian Wells/Ostkreuz

D ie Deportationsfantasien von Nazis in der AfD und ihrem Umfeld haben viele Menschen wachgerüttelt. Hunderttausende auch in kleineren Städten und auch im Osten demonstrieren gegen Faschismus und Rechtsextremismus. In vielen Medien wird diskutiert, ob und wie sehr die Demokratie bedroht und wie mit der Gefahr umzugehen sei. Die Zivilgesellschaft ist wach geworden, nachdem es zuletzt fast danach aussah, als könnten die Rechten durchmarschieren.

Dennoch ist zu befürchten, dass auch jetzt vor allem eingeübte Reflexe wiederholt werden und das eigentliche Problem mindestens teilweise verfehlt wird. Faschisten zu stellen, ihnen mit Argumenten zu kommen, seien sie auch brutal populistisch vereinfacht, läuft ins Leere, denn ihnen geht es um etwas anderes. Es geht ihnen ums Ganze.

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Liberale demokratische Ordnungen gewähren ihren Feinden Schutz und die gleichen Rechte wie ihren Verteidigern. Sie sind zugleich niemals moralisch einwandfrei, sondern geprägt von Streit, Widersprüchen und menschlicher Doppelmoral. Sie sind angewiesen auf eine wache und wachsame Zivilgesellschaft, funktionierende Institutionen und gut austarierte Kontrollmechanismen.

Faschisten wie Martin Sellner und Björn Höcke wissen, dass solche demokratischen Gesellschaften Schwachstellen haben, und machen sich diese gezielt zunutze. Die Empörung über den Begriff der „Remigration“ ist angebracht, aber sie kommt spät, denn sowohl die Nachwuchs-Nazis der Identitären Bewegung, deren Sprecher der Österreicher Sellner lange war, als auch der gerichtsoffiziell als Faschist geadelte Geschichtslehrer Höcke sprechen und schreiben schon lange davon.

Sie nutzen Pop- und Netzkultur

Sie und andere Figuren der politischen Halbwelt wie der völkische Aktivist und Verleger Götz Kubitschek arbeiten seit Jahren an der Destabilisierung der Demokratie und haben dabei langen Atem bewiesen. Ihr Vorgehen ist leider klug, sie wissen Pop- und Netzkultur gekonnt mit der Strategie der historischen Faschisten zu verbinden, die Demokratie und ihre Akteure systematisch zu delegitimieren und verächtlich zu machen.

Silva Agostini
Lukas Franke

arbeitet als freier Autor und Redakteur zwischen Politik, Journalismus und Kultur. Er lebt seit 1996 in Berlin, war mal Theater­dramaturg in Wien und hat in ­Großbritannien studiert.

Der Erfolg gibt ihnen recht, sie brauchen kein kohärentes Programm, es genügt, die politische Arena und das Netz mit ihrem menschenfeindlichen, rassistischen Müll zu fluten, um die gesamte politische Kultur dauerhaft zu beschädigen. Ihr einziges Gegenangebot: Sie setzen Vulgarität an die Stelle von Geist und niedere Beweggründe an die Stelle von Empathie.

Die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge sollen bis zur Unkenntlichkeit verschwimmen, die „vollständige Umwandlung von Kultur in Schleuderware“ (Franz Neumann) gipfelt schließlich in einem Nihilismus, der auch vor Zivilisationsbrüchen und Gewaltexzessen nicht mehr zurückschreckt. Die deutsche Vergangenheit wie die eingangs genannten Deportationsfantasien lassen grüßen.

So weit, so schlecht. Das weitaus größere Problem ist aber, dass die globale Großwetterlage populistischen Demagogen nicht nur aus dem faschistischen Lager in die Hände spielt, bekanntermaßen nicht nur in Deutschland. Die relative Ruhe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist vorbei, im 21. Jahrhundert hat die Moderne wieder zu jenem atemberaubenden Tempo zurückgefunden, das sie bereits seit der industriellen Revolution hatte.

Es ist schwer, Vertrauen in die Zukunft zu haben

Eine vernetzte, hochkomplexe Welt, die sich in rasantem Tempo verändert und deren Zusammenhänge auch professionelle Beobachter kaum vollständig erfassen können, macht es schwer, Vertrauen in die Zukunft zu haben, die apokalyptische Dimension der globalen Klima­kri­se trübt die Perspektiven weiter ein. Hinzu kommt: Das planetarische Ausmaß der Probleme erzwingt auch planetarische Lösungen, nicht nur beim Klima.

In der global vernetzten Welt wissen die Menschen im Globalen Süden nicht nur um die Verwüstungen der kolonialen Vergangenheit, sondern auch um die daraus resultierenden, bis heute bestehenden wirtschaftlichen Abhängigkeiten und die ungleich besseren Lebensbedingungen in den Ländern des Nordens. Dort ahnt man, dass es so nicht ewig weitergehen wird, freilich, ohne die notwendigen Konsequenzen zu ziehen.

Ausnahmslos alle Parteien versprechen unentwegt, den „Wohlstand erhalten“ zu wollen, mal garniert mit wohlfeiler Veränderungsemphase, mal mit unverhohlenem Wohlstandschauvinismus. Selten traut sich jemand, das Ausmaß der Veränderungen, jener, die stattfinden, und jener, die kommen, in vollem Umfang zu beschreiben – und wer es wagt, riskiert sein politisches Überleben. Der Hass auf die Grünen, der vor allem im Netz zu beobachten ist, zeigt das.

In diesem Moment existenzieller Krisen beschwören Faschisten wie Höcke und Trump jenen Niedergang, den sie für ihre politische Existenz so dringend benötigen. Dass demokratische Aushandlung oft mühsam und nervenaufreibend ist, dient ihnen als Beleg ihrer grundsätzlichen Korrumpiertheit. Sie behaupten, für eine schweigende Mehrheit, für „das Volk“ zu sprechen, ihr eigentliches Ziel ist indes ein autoritärer Umsturz, eine dunkle Revolte gegen eine zerrissene Moderne.

Die Ängste müssen übersetzt werden

Sie haben keinerlei Idee von einer gelingenden Zukunft und versprechen dies auch nicht. Stattdessen entfesseln sie dumpfe Ressentiments im Schutz einer enthemmten Masse. „Du bist nichts, dein Volk ist alles“, hieß das bei den Nazis, „Terror von unten“ nannte es der italienische Antifaschist Ignazio Silone.

Die vielen Demonstrationen und Diskussionen, die nun stattfinden, sind natürlich begrüßenswert und notwendig. Aber sie werden das Problem nicht an der Wurzel packen. Wohlstandschauvinismus und Weiter-so sind keine Option. Es braucht eine Erzählung, die Zukunftsängste übersetzt in Herausforderungen, die zu schaffen sind. Solange es keine wirkmächtigen Vorstellungen einer gelingenden planetarischen Zukunft gibt, wird die faschistische Gefahr jedoch weiterwachsen.

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51 Kommentare

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  • Moderation , Moderator

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  • Vor kurzem sah ich eine britische Doku über "Massenkontrolle". Es ging zwar um Panikereignisse bei Veranstlatungen etc., aber interessant war:



    Es wurde auf eine britische Studie verwiesen, nach der es bei Konkurrenz um Waren oder "gute Plätze" schneller zu tödlichen Massenpaniken kommt, wo Leute einander totquetschen oder -trampeln.



    Anders als intuitiv vermutet, ist die Kooperationsbereitschaft unter Fremden bei echten Panikgründen (Brand, Anschlag, Naturkatastrophen...) größer, weil es in dem Moment eine "shared identity", ein Wir-Gefühl, gäbe. Also nicht nur "U-Bahn-Pendler", sondern auch "Überlebender", "Hat-auch-alles-verloren", "Ist-auch-vom-Flugausfall-betroffen" usw.

    Die Rechten verstehen es, Konkurrenz zu schüren (A nehmen uns XY weg, B sind faul, C sind Kostenfaktor usw.), also die Kooperationsbereitschaft zu senken und das Jeder-gegen-Jeden anzufeuern. Und spielen sich als Löser für Probleme auf, die sie vorher selbst als Teufel an die Wand gemalt haben. Divide et impera.

    Wenn dazu eine flächendeckende soziale Vereinsamung kommt, bei der nur noch Nation oder Herkunft als "Shared Identity" existiert, klappt es auch mit dem Nationalismus und Rassismus wieder. "Wir" gegen "die".

    Demos allein helfen nicht, können aber zu einer "Shared Identity" beitragen. Immun gegen Nazis kann die Gesellschaft nur werden, wenn auf Graswurzelebene "Shared Identity" geschaffen wird, echt, nicht nur als Follower auf X, sondern als Nachbarschaftshilfe, Ehrenamt, bewusst Gemeinsamkeiten suchen und kommunizieren.

  • Das einzige was wirklich gegen die Blauen hilft ist Sonntags zur Wahl zu gehen!



    Zum Brexit ist es nur gekommen weil die Gegner lieber Tee getrunken haben als im Wahllokal zu erscheinen.



    Wir müssen den Nichtwählern klar machen wie wichtig Ihre Stimme ist!

  • "Ihr Vorgehen ist leider klug, sie wissen Pop- und Netzkultur gekonnt mit der Strategie der historischen Faschisten zu verbinden, die Demokratie und ihre Akteure systematisch zu delegitimieren und verächtlich zu machen."



    Und jeder in Deutschland sollte sich immer wieder erinnern, auf welche historischen und aktuellen Blaupausen sie zurückgreifen. Demagogie ist erlernbar, aber gegen sie ist doch ein Kraut gewachsen. Aufklärung und Bildung. Gut, dass die taz so viele Inhalte im Netz freischaltet.



    /



    taz.de/Faschist-Ur...r-Hoecke/!5625346/

  • Timo Chrupalla hat das Recherche-Netzwerk Correctiv - und das finde ich außerordentlich wichtig - mit den Methoden der Stasi (DDR) gleichgestellt.

    Das finde ich dreist. Und falsch!

    Er sollte es eigentlich besser wissen:



    Die Stasi hat ihre Erkenntnisse nie veröffentlicht. Ganz im Gegenteil - sie vertuschte ihre "Erkenntnisse" bis zum Schluss. Sie versuchte, diese zu vernichten und konfrontierte ihre Opfer mit ihren dubiosen "Erkenntnissen" als Straftaten in rechtswidrigen Verhandlungen und verurteilte sie zu teils langjährigen Gefängnisstrafen.

    Im Gegensatz dazu hat Correctiv seine Erkenntnisse erst sorgfältig überprüft und erst danach an die Öffentlichkeit gebracht, als sie rechtlich geprüft, sowie hieb- und stichfest waren.

    Von AfDlern wie Herrn Chrupalla unterstellte Stasimethoden sind fehl am Platze, entsprechen nicht der Wahrheit und müssten jedem Deutschen mit Kenntnissen der Stasimethoden sofort ziemlich scharf ins Auge fallen.

    • @noevil:

      Die Assoziation Correctiv/Stasi ist keine Erfindung von Chrupalla - der wirkt in der aktuellen Debatte argumentativ wie rhetorisch sowieso deutlich überfordert - , sondern ist in rechten verschwörungstheoretischen Kreisen schon lange im Schwange. Diese Behauptung ist jetzt Teil der medialen Gegenoffensive der AfD, neben den Narrativen, die Teilnehmerzahlen an den Demos seien hochgerechnet/gefälscht und die Kundgebungen staatlicherseits bzw. von der Ampelkoalition organisiert und gesteuert. Eine Kampagne der „linksgrünen Klasse“, wie der parlamentarische AfD-Geschäftsführer Baumann jüngst im ARD-Interview behauptete.



      Ich fürchte leider, dass solche „Argumente“ in den Teilen der Bevölkerung, die eh der AfD zuneigen, tatsächlich verfangen werden, besonders im Osten Deutschlands, wo das Misstrauen gegenüber dem Staat wegen der DDR-Vergangenheit ohnehin stärker ausgeprägt ist. Ein Viertel bis zu einem Drittel (in Ostdeutschland) der Bürger werden sich durch solche Lügen und Falschinformationen also noch bestätigt sehen.

    • @noevil:

      Das weiß der Malerlehrling auch ganz genau... Um genau solche Methoden gehts doch in dem Artikel.

  • Aktionen wie die Erhöhung des Kinderfreibetrags bei gleichzeitiger Nicht-Erhöhung des Kindergeldes, 2,5 Mrd. Euro jährlich für sozialen Wohnungsbau bei jährlich 25 Mrd. Euro Wohngeld usw., sind es, die die Wähler*innen zur AfD treiben - nicht allein der Fremdenhass oder Angst vor Überfremdung. Zumindest möchte ich das glauben.

  • Als Schlagzeile klingt "... leider klug" schon passend, de facto sind sie maximal gerissen.

    Klugheit ist ein Begriff, der auf das Treiben der AfD im Speziellen oder Nazis im Allgemeinen eigentlich nicht angewendet werden kann.

  • "Es braucht eine Erzählung, die Zukunftsängste übersetzt in Herausforderungen, die zu schaffen sind. Solange es keine wirkmächtigen Vorstellungen einer gelingenden planetarischen Zukunft gibt, wird die faschistische Gefahr jedoch weiterwachsen."

    Erzählungen/Narrative/Visionen mit der geforderten Intention gibt es längst. Wirkmächtig sind sie alle nicht. Und daran wird sich (zumindest in absehbarer Zeit) auch nichts ändern. Gründe dafür gibt es einige:

    - Die Erzählungen beinhalten zu viel auf einmal.

    - Die Herausforderungen, in die diese Erzählungen die Zukunftsängste übersetzen, sind nach Art und/oder Anzahl immer noch so umfangreich, dass viele Menschen nicht daran glauben können, dass sie zu schaffen sind.

    - Viele Menschen haben völlig andere Vorstellungen von einer gelingenden planetarischen Zukunft als jene, die in den Erzählungen verbreitet werden.

    - Die Erzählungen kommen nicht aus der Mitte der Gesellschaft (nicht gleichzusetzen mit der politischen Mitte; eher mit der Mehrheit jener, die sich sozial am nächsten ist), sondern aus (durchschnittlich) sozial besser gestellten Minderheiten.

    Ich versuche mich mal an einer völlig anderen Erzählung:

    Ja - alle Menschen leben auf dieser Erde. Einen anderen Lebensraum gibt es für sie nicht. Aber sie haben sich nicht als (gemeinsame) Herde entwickelt. Die Vorstellung, die Erde sei ein Boot, in dem wir alle sitzen, ist falsch. Die Erde ist eher ein Ozean, auf dem wir alle, verteilt auf viele Boote, unterwegs sind. Friedlich oder gar fair sind die jeweiligen Bootsinsassen dabei (leider) oft nicht miteinander umgegangen. Der desolate Zustand einiger Boote ist (zumindest teilweise) von denen (oder ihren Vorfahren) verursacht worden, die aktuell auf sehr viel stabileren Booten unterwegs sind. Dieses Verhalten gilt es abzustellen. Das ändert aber nichts daran, dass sich alle Menschen in bedrohlich wahrgenommenen Situtationen primär darum bemühen, dass ihr eigenes Boot nicht untergeht. Und das sollten wir akzeptieren.

    • @Al Dente:

      Sehr guter Kommentar, Danke! Mir ist ähnliches durch den Kopf gegangen. Abgekürzt: etwas wohlfeil, der Artikel. Ein weiterer Kulturschaffender, der seine Gedanken äussert - der aber eigentlich auch ratlos ist.

  • Bessere Politik machen, mit Politikern, die eine Kernkompetenz auf ihrem Gebiet haben.



    So einfach könnte es sein.

  • Guter Text!

    Und der Ernst der Lage sollte wirklich nicht unterschätzt werden - je breiter das Bündnis gegen Rechtsextremismus, desto besser:

    》Wie der „Correctiv“-Bericht der AfD hilft



    [...]



    Zuerst war der AfD der Bericht über das Treffen mit Rechtsextremisten unangenehm. Dann kam eine Welle von Mitgliedsanträgen. Die Partei wächst und wächst.



    Irgendwo in Berlin gibt es einen bedauernswerten Briefträger, der jeden Tag 130 bis 150 Mitgliedsanträge in die Bundesgeschäftsstelle derAfDschleppen muss. Anfang Januar gab es auch schon viele Anträge, aber seit „Correctiv“ über Pläne berichtete, Deutschen mit Migrationshintergrund die Staatsbürgerschaft zu entziehen, ist die Zahl noch mal angestiegen. 8000 Mitgliedsanträge liegen unbearbeitet herum, die Partei stellt nun weitere Leute ein, um das abzuarbeiten. 8000 Mitglieder zahlen jeder 120 Euro im Jahr Beitrag, das ist fast eine Million Euro. Hinzu kommen fast 450.000 Euro, um welche die Parteienfinanzierung dadurch steigt.《

    m.faz.net/aktuell/...ilft-19474119.html

  • Es braucht schon mehr als eine "Erzählung, die Zukunftsängste übersetzt in Herausforderungen, die zu schaffen sind."



    Es braucht da auch ein Ansatz und klare Aussage, wie das so geregelt wird, dass die Menschen eine Sicherheit bekommen und dass eben nicht wie so häufig diejenigen mit hohen Einkommen und besonders Vermögen bevorzugt werden.

    BTW Das Gerichtsurteil besagt, dass es von der Meinungsfreiheit die Aussage gedeckt ist, dass Höcke ein Faschist sei. Es sagt nichts dsrüber aus, dass er ein Faschist ist. Auch wenn ich überzeugt bin, dass er einer ist, nervt die Fake-Aussage...

  • - AfD & Co von den Wahlen ausschließen, dass sie der Demokratie nicht schaden können,

    - auch mit Faschist*innen reden

    - und, last but not least, für die verängstigten Menschen Sicherheit etablieren, auch beim Wohlstandsabbau, der ja nötig ist, Sicherheit schaffen: wir machen das gemeinsam, ihr gehört dazu ...

    • @Brombeertee:

      "auch mit Faschist*innen reden"

      Über was?

      Dass der Klimawandel eine Lüge der globalen Verschwörung der Grünstalinisten ist?

      Dass der "Genderismus" eine Erfindung der globalen Verschwörung zur "Vernichtung des indigenen deutschen Volks" ist?

      Darüber, dass "wir" endlich jemanden brauchen, der mit all den "Entartungen" des "Kulturverfalls" reinen Tisch macht?

      Darüber, dass die "Arbeitsscheuen" endlich mal zum Arbeiten gezwungen werden müssen, und wenn sie das nicht wollen, dann sollen sie hungern und obdachlos werden?

      Darüber dass Putins Russland Partner und Vorbild für Deutschland sein muss?

      Darüber dass die deutsche Leitkultur eine christliche ist, und "Musels" und "andere Deutschenfeinde" (*hüstel* Juden *hüstel*) in "unserem deutschen Land" höchstens als Touristen willkommen sind?

      Darüber dass Impfen ein Verbrechen ist, und das Masern/Mumps/Röteln-Vakzin "Autismus macht"?

      Darüber dass Frau Neubauer eine "hysterische Göre" ist, die Deutschland "deindustrialisieren" will, und als Terroristin verfolgt werden muss?

      -----

      Also, ICH rede zwar nicht mit diesen "eigentlich demokratischen" AfD-WählerInnen, aber ich höre ihnen geduldig zu, wann immer ich kann.

      Aber ich frage mich, wie viele, die das "Reden mit" (statt "über") AfD-WählerInnen propagieren, es eigentlich mal selber ausprobiert haben.

      Ich gebe einfach nur mal das wörtliche Zitat, bei dem mein letztes einem-AfD-Wähler-der-für-die-demokratischen-Parteien-zurückgewonnen-werden-muss-Zuhören von meiner Seite abgebrochen und auf unbestimmte Zeit vertagt wurde:

      "Also, das traue ich mich ganz offen zu sagen: wir haben es mit einem geplanten Genozid am deutschen Volk zu tun!"

      Diese Person war kein "Nazi" im Sinne der NSDAP; sie hätte von ihren *konkreten* politischen Wünschen her (irgendwas Vages mit viel nicht genau definierter "Freiheit" und dem Wunsch nach einem besser entlohnten Job) auch Linkspartei, BSW, evtl sogar FDP wählen können.

      Aber WAS GENAU soll man auf so etwas denn bitte antworten?

  • Der Artikel trifft einige Punkte, hat aber seine Schwächen bei der Frage: „Was tun?“ Denn „eine Erzählung, die Zukunftsängste übersetzt in Herausforderungen, die zu schaffen sind“, wird nicht reichen.



    Die grassierenden apokalyptischen Ängste sind natürlich kontraproduktiv. Trotzdem wissen wir noch gar nicht, ob und wie wir Herausforderungen wie den Klimawandel unter den gegebenen Umständen bewältigen können. Die gegenwärtigen Verteilungskämpfe sind unvermeidbar und werden an Intensität eher zunehmen.



    Die Frage nach den Lösungen ist deshalb so schwer zu beantworten, weil es sich bei dem Rechtsruck um ein gesamtgesellschaftliches Problem handelt, das nicht einfach durch „Narrative“ oder ein bestimmtes Regierungshandeln behoben werden kann. Ad hoc-Lösungen für den Autoritarismus gibt es eben nicht. Leider hat die Politik auch bei den wenigen Ansatzpunkten, die man hat, um wenigstens mittelfristig etwas gegen die Faschisten zu tun, fahrlässig agiert. Noch 2021, als schon abzusehen war, wie gefährlich die AfD der Demokratie werden kann, hat die Bundesregierung der Autoritarismusforschung und Demokratieförderprojekten die Fördergelder gestrichen. Die Konservativen bestätigen mit ihrem Kurs permanent die AfD-Inhalte, obwohl dieses Vorgehen der AfD sichtbar Auftrieb verschafft. Selbst das bisschen, was man gegen die Antidemokraten tun könnte, tut man nicht.



    Zunächst gilt es der CDU auf die Finger zu schauen. Die Vergangenheit lehrt: ohne konservative Bündnispartner wird der Faschismus höchstwahrscheinlich nicht an die Macht kommen. Insbesondere in Thüringen, wo die CDU sowieso nochmal anders tickt, wird die Versuchung groß sein eine Koalition mit der AfD einzugehen. Was gedenkt die CDU zu tun, wenn die Landtagswahl in Thüringen so ausgeht, wie es die Demoskopie prognostiziert? Es scheint so, als ob die Konservativen einfach nur die Wahl abwarten, und auf das Prinzip Hoffnung setzen. Da muss der Journalismus permanent den Finger in die Wunde legen und Strategien einfordern.

    • @Taugenichts:

      Umfassende und schlüssige Analyse. Danke!

  • Die Ampel hat gute Vorsätze, daraus entwickelt sie gute Ansätze, aber bei der Durchführung fehlt ihr die Macht. Im Ergebnis wirkt die zerstritten, inkonsequent. Man muss nur genug Krach machen und die werden schon einknicken. Das passiert bei den Heizungen und jetzt bei ner Lappalie wie dem bauernbenzin. Das sie so eine piñata sind nutzen alle aus, am meisten nutzt es aber den Rechten.



    Ich würde mir eine Ampel mit stärker Rückgrat wünschen, alas.

  • Also ich finde, die Interviewer sind häufig einfach schlecht. Wenn ein AfD-Funktionär darüber schwadroniert, dass er sich mit den Bauern und ihren Protesten solidarisiert, ohne "reingereicht" zu bekommen, dass vermutlich > 99 % der landwirtschaftlichen Betriebe in D pleite wären, würde die AfD ihr Programm umsetzen, dann ist das einfach schwach.



    Und wenn - wie erst vor ein paar Tagen - ein AfD-Fuzzi versucht, dem Term "Remigration" live eine andere Definition zu verpassen, dann muss man ihn nicht damit durchkommen lassen.



    Und wo wir gerade bei sowas sind: Wieso gibts keinen Live-Faktencheck im TV? Wenn mal wieder ein AfD-Funktionär Nonsens erzählt, dann kann man den auch gleich in der Sendung mit den Fakten konfrontieren, und das nicht einen halben Tag später irgendwo veröffentlichen, wo es eh niemand liest.

    • @Kaboom:

      Die fassen doch alle Politiker sanft an. Sonst kämen die nicht mehr in die Sendung

    • @Kaboom:

      Aber Sie wissen doch, wie das läuft. Sollten AfD-Politiker im den Medien ausnahmsweise mal wirklich „gegrillt“ werden, wird nachträglich das ganze Mimimi-Lamento abgespult. Von wegen „Hetzkampagne“, „linksgrüne Klasse“ usw. Wie kürzlich im ARD im Interview mit Bernd Baumann.



      www.tagesschau.de/...video-1296934.html



      Und deren Klientel nimmt ihnen das ab, weil das selbst tief in diesem „rabbit hole“ aus Lügen und Desinformation steckt. Selbst wenn die wüssten, es ginge nicht bloß um 300.000 abschiebepflichtige Flüchtlinge, sondern letztlich um eine Größenordnung von 15 Mio. Menschen, die laut Sellner remigriert/deportiert werden sollen - sie würden TROTZDEM zustimmen. Das ist die bittere Wahrheit über unsere Landsleute.



      Damals kannte jeder den „guten Juden“ in seiner Nachbarschaft - bei meinem Großvater war es der jüdische Viehhändler, für den er als Fahrer arbeitete - , trotzdem rührte niemand die Hand, als jene jüdischen Nachbarn, Arbeitskollegen, Arbeitgeber abtransportiert wurden.



      Das wissen die Höckes und Sellners auch - und genau darauf setzen sie.

    • @Kaboom:

      THIS.

      Siehe gerade wieder Chrupalla bei Maischberger. Selbst als klar wurde, dass er keinen Plan hat und sich in Ausflüchten verliert, wurde nich statim und persistent nachgehakt.

    • @Kaboom:

      Sie haben völlig recht.

      Es gibt schon seit Jahren selten in den Medien eine inhaltliche Auseinandersetzung mit der AfD.

      Mit der Brandmauer hat man sich eingemauert.

      Die AfD ist inhaltlich extrem schlecht aufgestellt.

      Aber das wird kaum genutzt.

      Stattdessen vorallem Empörung.

  • Natürlich gibt es viele kluge Nazis.

    Jedoch besitzt die AFD zum Glück keine charismatischen Führungspersönlichkeiten, sonst sähe es viel schlimmer aus.

    Wenn man sich anschaut welche Ängste und Befürchtengen AFD Wähler und Sympathisanten haben, dann muss man feststellen, dass sie vor allen Dingen von der schlechten Leistungen der anderen Parteien profitiert. Beängstigend finde ich übrigens auch, dass die Zahl der Menschen mit Ängsten von Monat steigt.

    Ich halte es für sehr gefährlich, dass weiterhin aus ideologien Gründen bei der Bundesregierung kaum bis gar kein Interesse daran besteht die Position bei Themen wie soziale Gerechtigkeit, Ukraine, Migration oder Umweltpolitik zu modifizieren.



    Wahrscheinlich reicht es schon bei ein oder zwei Themen die Position zu verändern.



    Nehmen wir zb das Thema "Ukraine".



    Viele Menschen sind der Meinung, dass wir zu viel tun für ein Land, dass kaum unsere Werte oder Interessen teilt. Auch sind viele Menschen der Meinung, dass sich Deutschland dafür unnötig in die Schusslinie bringt - vor dem Krieg gab es kaum ein Land in der EU dem Russland noch so wohlgesonnen war. Inzwischen sind wir von den größten Ländern in der EU das Land zu dem Russland die schlechtesten Beziehungen hat.

    Eine Politik a la "weiter so" ist machbar und hat definitiv auch Vorteile jedoch sollte man ehrlich sein und sich eingestehen, dass das bedeuten wird, dass die AFD mächtiger wird.

    • @Alexander Schulz:

      Nee, andersrum. Hätte "der Westen" nicht so lange rumgeeiert, sondern hätte Putin *sofort* eine auf die Pfoten gegeben und wäre die Ukraine sehr viel früher und konsequenter unterstützt worden, hätte sich das Thema bereits erledigt. Aber die Eierpartie geht weiter. Man will es sich ja wegen des Geldes nicht mit Russland bzw. der russischen Regierung verscherzen. Das russische Volk will auch in der Mehrheit keinen Krieg, kuscht aber vor dem Diktator.

      Wenn die Ukraine fällt, sind vermutlich Moldau und Polen dran. Der hört nicht auf.



      Frei nach Niemöller: Als Putin sich die Ukraine holte, schwieg ich, ich war ja kein Ukrainer. Als Putin sich Polen holte, schwieg ich, ich war ja kein Pole.... Als Putin sich Deutschland holte, war keiner mehr da, der etwas tun konnte.

    • @Alexander Schulz:

      Ok ich beiße mal an. Was sind denn die Werte der Ukraine, die wir nicht teilen? Und ihre Interessen, die wir nicht teilen. Klingt ja, als wären sie unsere Rivalen im Spiel der europäischen Großmächte. Und wenn du das mit den Beziehungen zu Russland selbst glaubst, hast du bisher zu viel russiatoday Deutschland geguckt oder zu wenig. Unser Bundeskanzler in russischen Gasklüngel hatte gute Klientelpolitik gemacht und das ist jetzt für die Katz, OK, aber komm nicht mit "die Ukraine ist nicht wie Deutschland, ihr Land ist korrupt und unseres nicht, da kann man ja nur AfD wählen"

    • @Alexander Schulz:

      "Jedoch besitzt die AFD zum Glück keine charismatischen Führungspersönlichkeiten"

      Das sehen die Incels und sonstigne Kellerkinder auf *chan (wo auch immer sich die "Krautchan"-Community heutzutage herumtreibt) aber mal *ganz* anders.

      Man kann mittelgroße Festplatten füllen mit Bildern von Porno- und Hentai-Szenen, in die mehr oder minder kunstfertig der Kopf von Alice Weidel hineingeshopped wurde.

      Ohne den Begriff "Psychosekte" zu verwenden, lässt sich das Phänomen AfD weder hinreichend verstehen noch analysieren.

    • @Alexander Schulz:

      Die Regiereungsparteien haben doch ihre Politik sehr stark modifiziert.

      Thema Ukraine:

      Die Grünen sind eine Partei, die traditionell sehr stark der Friedensbewegung verpflichtet ist.

      Die SPD hat Merkels zurückhaltenden Kurs gegenüber Putin immer mitgetragen.

      Nach dem Einmarsch haben beide Parteien ihre Politik massiv verändert.

      Thema Migration:

      Die Grünen haben gerade einer Vereinbarung zugestimmt, womit sie ihre Parteibasis und viele Grünenwähler sehr stark gegen sich aufgebracht haben.

  • "Es braucht eine Erzählung, die Zukunftsängste übersetzt in Herausforderungen, die zu schaffen sind. Solange es keine wirkmächtigen Vorstellungen einer gelingenden planetarischen Zukunft gibt, wird die faschistische Gefahr jedoch weiterwachsen." Es gibt diese Erzählungen fast täglich auch in der TAZ zu lesen. Wer und was verhindert, dass sie bei der Mehrheit der Wähler ankommen? Es ist doch wohl das große Geld, oder? Und die Politiker, die den Vorgaben der Lobbyisten des Großen Geldes eher folgen als ihrem Eid und ihrem Gewissen.

    • @Reinhard Muth:

      Das große Geld und ihre Lobby spielen eine relevante Rolle, aber genauso relevant ist die Verdrängung der Probleme, die fehlende Bereitschaft zu Verzicht und das Streben nach Status der Normalbürger.



      Das Wissen und die Narrative sind da, aber daraus folgt kein Handeln, weil es mit geistiger Anstrengung, der Änderung von Gewohnheiten und der Aufgabe von Privilegien verbunden ist und zwar für weit über 80% der Bevölkerung.

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    ""Ihr (Faschisten & diejenigen die auf dem Weg dorthin sind) Vorgehen ist leider klug, sie wissen Pop- und Netzkultur gekonnt mit der Strategie der historischen Faschisten zu verbinden, die Demokratie und ihre Akteure systematisch zu delegitimieren und verächtlich zu machen.""

    ==

    Die ""Verpeiltheit""(Gegenteil von Klugheit) derjenigen die Faschisten sind oder deren Steigbügelhalter wurde unlängst überdeutlich bei Maischberger.

    Chrupalla (afd) war um Erklärung bemüht und führte einen Eiertanz auf indem er vor und zurück ruderte, relativierte – und zunehmend die Fassung verlor.

    Was war passiert? Sundermeyer als Extremismusexperte wies Chrupalla



    milllimetergenau nach, wann sich überall führende affd Mitglieder mit eineindeutig Rechtsradikalen und Identitären getroffen hatten.

    Chrupalla geriet ins Stolpern mit hochroter Gesichtsfarbe und war interlektuell nicht mehr in der Lage



    dem Gespräch zu folgen - ausrangiert durch Sundermeyers hochpräzise Erzählung, wo sich überall affd-ler mit Rechtsradikalen getroffen hatten - und durch Mauschbergers Intelligenz, knallhart und blitzschnell Sundermeyers Ausführungen zu flankieren und zu vertiefen.

    Worum geht`s ? Die bisherige Geschichte der affd ist eine ungebremste Spirale in den rechtsradikalen Extremismus. Kritik die genau darauf abzielt trifft die affd empfindlich - nur darauf reagieren die Rechtsradikalen sensibel.

    2.. Die Diffamierung von Höcke & Chrupalla & anderen gegen die stattfindenden Demos gegen die affd laufen ins Leere. .

    Jetzt wissen die mehr als eine Million Teilnehmer jeder für sich und alle gemeinsam punktgenau & eine Million Mal gerichtsnotorisch beweisbar das diese Partei lügt.

    • @06438 (Profil gelöscht):

      "Jetzt wissen die mehr als eine Million Teilnehmer jeder für sich und alle gemeinsam punktgenau & eine Million Mal gerichtsnotorisch beweisbar das diese Partei lügt."

      Das weiß mit Sicherheit der Grossteil der Wählerschaft. Das ist ja genau das. Es ist den meisten bewußt und vollkommen egal, denn es geht um "Wir zu allererst umd dann erstmal nix - mit allen notwendigen Mitteln!"

  • "Ausnahmslos alle Parteien versprechen unentwegt, den „Wohlstand erhalten“ zu wollen" - ja genau, und das ist doch das große Problem, dieser offensichtlich unmögliche Spagat den alle Parteien versprechen. Denn JEDER weiß (oder ahnt zumindest) mittlerweile, dass das mit aktueller Technik nicht gehen wird. Ein 'weiter so' nur in grün/öko/CO2neutral ist Stand heute noch technische Utopie - von den endlichen Ressourcen einmal ganz abgesehen.



    Und genau das verunsichert mehr und mehr Menschen, lässt sie 'am System' zweifeln, denn die letzten 70 Jahre waren in Europa geprägt von schier grenzenlosem Zuwachs. Die Idee vom 'grenzenlosen Wachstum' ist ja kein rein ersponnenes Hirngespinst des Kapitalismus, die letzten drei Generationen haben das hier mehr oder minder GENAU SO erlebt - das will natürlich kaum einer aufgeben, schon gar keine Mehrheit...



    Sich zurücknehmen, verzichten sind keine tradierten Tugenden und, mit Blick auf die menschliche Geschichte generell, auch nicht dem Naturell des Menschen entsprechend.



    Und eben genau da kommen die Rechten zum Zug - weil hier irrt der Autor meiner Ansicht nach gewaltig: "Sie (die Rechten) haben keinerlei Idee von einer gelingenden Zukunft und versprechen dies auch nicht" - aber hallo, und ob sie das tun: Entwicklungshilfe komplett einstellen, keine Förderung von Radwegen mehr in Peru oder positiver Maskulinität in Ruanda etc und 'Ausländer' die in irgendeiner Form Transferleistungen beziehen kategorisch abschieben, egal wohin - kurzum: 'deutsches Geld ausschließlich für Deutsche.' Punkt. Germany first.



    Das klingt im Angesicht drohender Rezession und sozialen Abstiegs für immer mehr Deutsche 'logisch' und 'akzeptabel' - das ICH zuerst.



    Tragisch ist, dass dagegen keine Partei rational ankommen kann. Wenn sich keine Mehrheit freiwillig von teilweisem Verzicht überzeugen lässt, werden die Rechten früher oder später die Mehrheit haben - "Der (stetig zunehmende) Hass auf die Grünen" ist ein anschaulicher Indikator dafür.

    • @Farang:

      "Sich zurücknehmen, verzichten sind keine tradierten Tugenden und, mit Blick auf die menschliche Geschichte generell, auch nicht dem Naturell des Menschen entsprechend."

      Naja, in der Natur derer, die nicht Industriestaatler wurden. Also aus Sicht des Industriestaatlers abnormale, wahrscheinlich verhaltensgestört

  • "Demokratie und ihre Akteure systematisch zu delegitimieren und verächtlich zu machen"



    Machen wir das nicht auch, wenn wir aus durchsichtigen Gründen einen Teil der Teilnehmer dieser Treffen ausklammern und ein Verbot nur der Afd fordern?

  • Deutschland wurde leider nach dem 2. Weltkrieg kein bißchen entnazifiziert.

    Faschisten sitzen nicht nur in der AfD. Da gehen ja nur die hin, die woanders nun wirklich keiner mehr haben will.

    Die Justiz ist nachweislich auf dem rechten Auge blind. Und das nicht erst seit gestern.

    Ich verstehe auch nicht, wie verdorben eine ganze Partei sein muss, die uns einen Bundeskanzler beschert, der ganz offensichtlich darin verwickelt war, dem Staat hunderte Millionen Euro abzuzocken. Solange angebliche Demokraten andauernd zwiellichtige Gestalten an ihre Spitze wählen, kann kaum ein echter Rechtsstaat existieren.

    Es wäre wirklich schön, wenn unser Grundgesetz mehr wäre, als nur ein paar hohle Phrasen. Allein schon Artikel 20 Abs. 4. Eine glatte Lüge.

  • klug ist ein positiv besetztes adjektiv. der autor sollte es durch gerissen und schlau ersetzen.

  • "Extrem Rechte wissen die Schwachstellen der liberalen Demokratie zu nutzen. "

    Hmm ... wie wäre es mit:

    "Extrem Rechte wissen die Schwachstellen der durchweg neoliberal agierenden Parteien zu nutzen."

    Und um die enttäuschende Politik der Amtierenden für sich zu nutzen braucht es keine Klugheit.

    Die Rechten haben den aktuellen Aufwind nicht, weil sie "gut" sind sondern weil die Ampel so unterirdisch schlecht ist.

    Erst dachte ich ja die Ampel sei, aus welchen Gründen auch immer, unwillig.

    Aber das ist nicht wahr. Sie sind unfähig.



    Einfach unfähig.



    Sie mögen ja here Vorstellungen und edle Ziele haben aber sie können es nicht. Keine Chance.

    Und daher bleibt wohl nichts übrig als das kleinere Übel in Kauf zu nehmen.



    Und Schwatt ist allemal ein kleineres Übel als Braun.

  • Es geht nicht darum, Faschisten argumentativ von irgendwas zu überzeugen, sondern ihre potenziellen Wähler. Der einfache Weg, den Rechtsextremen nicht ernsthaft argumentativ zu begegnen sondern sie auszugrenzen, war nicht sehr überzeugend und hat ihnen eher noch neue Leute aus der Mitte zugetrieben.

  • "Es braucht eine Erzählung, die Zukunftsängste übersetzt in Herausforderungen, die zu schaffen sind." Wer hat diese Erzählung und wer hat die Wirkmacht, diese populär zu machen?

  • Ohne Kapitalismuskritik läuft der Kommentar ins leere.

  • Faschisten " mit Argumenten zu kommen, seien sie auch brutal populistisch vereinfacht, läuft ins Leere,"



    genauso ist es, die affde und andere Rechte benutzen Argumente nur um etwas zu erreichen, nicht um zu diskutieren. Wenn ein Argument zieht, gut, wenn nicht das nächste, ganz egal ob es dem vorherigen Argument widerspricht. Es geht einzig ums Ergebnis.



    Es gibt teilweise eingeübte Strategien, wie und wann Argumente und Verhaltensweisen eingesetzt werden sollen. Klingt verschwörerisch, ist leider aber so. Ich habe einmal Schulungsmaterial gesehen, wie vorzugehen ist, um auf Versammlungen, konkret ging es um Elternabende, die Meinungsführerschaft zu übernehmen.



    Gegen rechte Strategien helfen nur Strategien, aber genau das ist der Schwachpunkt einer pluralistischen Gegenwehr...

    • @nutzer:

      Aber ist das von Ihnen geschilderte nicht bei jeder festen Überzeugung der Fall? Gerade die Argument-Sammlungen und leitfäden sind doch ideologieunabhängig genutzte Trial&Error-Werkzeuge, seien es Veganer, Missionare, Anhänger des BGE,...

      Fast jeder der strukturiert zu überzeugen versucht entwickelt einen Katalog an Argumenten, die auf die Perspektive des Gegenübers angepasst werden.

    • @nutzer:

      Genau deswegen war ich immer sehr enttäuscht warum viele Medien, allem voran bestimmte Fernsehformate, so lange die Strategie des "mit Rechten reden" gefahren haben bzw. es immer noch tun.



      Fast so als müsse man ihnen immer noch mehr Bühne bieten damit sie sich irgendwie doch selbst entlarven mögen.

      Der nächste folgerichtige Schritt wäre dann sie doch nur mitregieren zu lassen, damit sie sich endlich entlarven und jeder es sehen kann!

    • 9G
      94799 (Profil gelöscht)
      @nutzer:

      Nee, der "..... Schwachpunkt einer pluralistischen Gesellschaft...." ist in der aktuellen Zeit die unangefochtene und unaufhaltbare (?) Stellung der "Digitalisierung der Gesellschaft" und die damit verbundene Entfremdung der Menschen zueinander - wer zB. die (privaten profitorientierten etc.) "sozialen Medien" hochjubelt und benutzt (einschl. Staat, Politik) macht die Demokratie lächerlich bis zum Untergang, vergleichbar dem Lenin-Zitat "Die Kapitalisten werden uns auch noch den Strick verkaufen an dem wir sie aufhängen werden!"

      • @94799 (Profil gelöscht):

        digitalpessimismus hilft da nicht weiter. Früher gabs das auch schon und die meisten Menschen haben auch übereinander geredet und nicht miteinander.... das I-net macht die Pläsierchen und Macken jedes Einzelnen nur öffentlich, früher hat`s nur das Umfeld mitbekommen...

    • @nutzer:

      das Buch "mit Rechten reden" war ein Segen für mich und erklärt genau diese Strategie

      • @Klaus Witzmann:

        stimmt das wollte ich mir auch noch zulegen, danke fürs erinnern!

      • @Klaus Witzmann:

        Schleicherts "Wie man mit Fundamentalisten diskutiert, ohne den Verstand zu verlieren" wäre hier ebenfalls zu nennen.