Verhandlungen zwischen Israel und Hamas: Ausweg aus der Sackgasse
Nach Wochen des Krieges im Gazastreifen ist es Israel nicht gelungen, die Hamas zu zerschlagen. Nun muss mit der Hamas verhandelt werden.
G eht doch. Plötzlich ist von Verhandlungen zwischen Israel und der Hamas die Rede, eine Feuerpause steht im Raum und die Freilassung vieler Geiseln. Ausgerechnet Netanjahu erweist sich als pragmatisch, während bisher manche seiner Fans die Forderung nach einer Feuerpause mit Antisemitismus verwechselten.
Israels Kriegsstrategie ist faktisch gescheitert. Nach drei Wochen Bodenoffensive und einem Luftkrieg mit über 11.000 Toten und horrenden Zerstörungen gibt es immer noch eine Hamas-Führung als Verhandlungspartner. Die beiden wichtigsten Kriegsziele – Hamas vernichten, die Geiseln befreien – hat Israel beide nicht erreicht. Stattdessen muss nun die Hamas intakt bleiben, damit sie die Geiseln zurückgeben kann.
Es war noch nie logisch, eine in Tunneln ansässige Terrororganisation aus der Luft zerschlagen zu wollen. Stattdessen wurden Tausende Zivilisten getötet, Millionen Menschen verloren alle Lebensgrundlagen – ein Massensterben droht. Vor Kurzem haben 36 namhafte UN-Experten vor einem „sich entwickelnden Genozid“ in Gaza gewarnt. Es fällt immer schwerer, diesen Vorwurf abzutun. Das Gegenargument, Hamas nutze Zivilisten als menschliche Schutzschilde, rechtfertigt nicht die Bombardierung von UN-Einrichtungen, das Verbot von Treibstoff für Wasserpumpen und Kliniken, die Tötung von 42 Journalisten und über 100 UN-Mitarbeitern.
Israels Suche nach Hamas-Kommandozentralen unter Krankenhäusern erinnert allmählich an die vergebliche Suche der USA nach Massenvernichtungswaffen im Irak 2003. Indessen heißt es, die Hamas-Zentrale sei doch nicht im Norden Gazas, sondern im Süden, unter der Stadt Chan Yunis. Und so steht die Ausweitung der Zerstörung auf den Süden an, wohin zuvor die Bevölkerung des Nordens fliehen sollte.
Die Palästinenser stehen mit dem Rücken zur Wand und Israel steckt in einer Sackgasse. Am Ende wird Netanjahu sein Schicksal in die Hände der Hamas legen müssen, von deren gutem Willen jetzt vieles abhängt. Millionen von Menschen zahlen für dieses Desaster den Preis.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Die Regierungskrise der Ampel
Schnelle Neuwahlen sind besser für alle
Bilanz der Ampel-Regierung
Das war die Ampel
Angriffe auf israelische Fans
Sie dachten, sie führen zum Fußball
Kritik an der taz
Wer ist mal links gestartet und heute bürgerlich?
Die Grünen nach dem Ampel-Aus
Grün und gerecht?
Regierungskrise in Deutschland
Ampel kaputt!